Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2017
Schattenkrone / Royal Blood Bd.1
Herman, Eleanor

Schattenkrone / Royal Blood Bd.1


gut

Jacob ist stolz darauf, als Vertreter seines kleinen Dorfes, an den königlichen Blutturnieren teilnehmen zu dürfen. Als er sich auf den Weg macht, folgt seine beste Freundin Kat, für die er inzwischen sehr viel mehr empfindet, ihm unauffällig. Natürlich möchte sie ihm beistehen und hofft, dass er das Turnier gewinnt, gleichzeitig verfolgt sie jedoch einen eigenen Plan. Sie ist auf dem Weg an den königlichen Hof, um Rache zu üben, Rache an der Königin, da diese kaltblütig ihre Mutter ermordete. Vielleicht hofft Kat ebenso auf Antworten auf diverse Fragen, die sich ihr im Laufe der Jahre immer wieder stellten, nicht zuletzt, da sie die wunderbare Gabe besitzt mit Tieren kommunizieren zu können. Alex, obgleich Thronfolger, fühlt sich in Abwesenheit seines Vaters vom Rat nicht ernst genommen, als wäre er noch immer der unerfahrene kleine Junge. Mit aller Macht versucht er sich aufzulehnen, spürt jedoch instinktiv, dass es um etwas viel größeres geht. Als er Kat begegnet, gerät seine Welt ins Wanken...

Schon recht früh werden diverse Handlungsstränge sichtbar, die sich vermutlich im Laufe des Geschehens miteinander verbinden werden, zunächst jedoch isoliert voneinander dargestellt werden. Dadurch wirkt der Einstieg ziemlich verwirrend, zu viele Namen, die behalten und in Zusammenhänge gebracht werden müssen, zu viele Örtlichkeiten, an denen mitunter wichtige Ereignisse stattfinden. Entsprechend stellt man sich die Frage, ob die Autorin hier nicht zu viele Informationen unterbringen wollte und ob es ihr überhaupt möglich ist, sämtlichen Charakteren die gleiche Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Mit der Zeit fällt es zwar immer leichter die Figuren zuzuordnen, dennoch bleiben sie im Großen und Ganzen die meiste Zeit emotionslos und blass. Hätte man sich auf weniger Akteure konzentriert, wäre eine gewisse Tiefe sicherlich vorhanden gewesen. Ob die Gefühlswelt der Personen jedoch ebenfalls ausgebaut worden wäre, ist fraglich.

Jeder Charakter verfolgt sein eigenes Ziel, somit ist es auch hier vorprogrammiert, dass eine gewisse Verwirrung auf den Plan tritt, ein Durcheinander entsteht und es keinen erkennbaren roten Faden gibt. Letzteres jedoch wird im weiteren Verlauf glücklicherweise immer besser herausgearbeitet, so dass man zumindest eine Richtung erkennen kann. Spannungstechnisch erlebt die Geschichte diverse Höhen und Tiefen. Es gibt mitunter Passagen, die durchaus mitreißend und fesselnd gestaltet sind, bei denen der Leser sich wünscht sie würden nicht so schnell vorbei ziehen, dann aber gibt es auch durchaus Szenarien, bei denen es scheint als müssten sie bis ins letzte Detail beleuchtet werden, wodurch sie leider gleichzeitig an Tempo verlieren und fast schon zäh wirken. Es ist ein ständiger Wechsel, bei dem man sich nie sicher sein kann, welche Richtung durch die nächste Aktion nun eingeschlagen wird. Auf großartige Wendungen wartet man vergeblich, die meisten Ereignisse mit Potential zeichnen sich bereits meilenweit im Voraus ab, von dem Wink mit dem Zaunpfahl zu sprechen wäre hier doch sehr untertrieben.

Der Mix von geschichtlichen, magischen und fantastischen Elementen hingegen ist gut gelungen, auch wenn man hier zu Beginn noch nicht daran geglaubt hätte. Vor allem bleibt noch einiges an Raum, um im Nachfolgeband aus den Vollen zu schöpfen. Denn am Schluss bleiben zu viele Fragen offen, zu vieles ungesagt, um eine gewisse Ruhe (vor dem Sturm) zu empfinden. Natürlich war von vornherein bekannt, dass bereits im April diesen Jahres der Nachfolgeband erscheinen wird, dennoch hätte ein wenig mehr Input nicht geschadet, sowohl was das Geschehen betrifft als auch die Charaktere, denn die Befürchtungen vom Anfang bewahrheiten sich in dem Punkt, dass nicht sämtlichen Figuren dieselbe Aufmerksamkeit zuteil werden kann.

Bewertung vom 05.03.2017
Entführung im Internat / Club der Heldinnen Bd.1
Weger, Nina Rosa

Entführung im Internat / Club der Heldinnen Bd.1


sehr gut

Flo und Pina können es kaum erwarten, dass das neue Schuljahr im Internat „Matilda Imperatrix“ startet. Auch wenn sie in ein Zimmer verbannt wurden, aus dem ein nächtlicher Ausbruch unmöglich erscheint, lassen sie sich nicht unterkriegen und hecken bereits den ein oder anderen Plan aus. Ihr vorrangiges Ziel ist es zunächst die alljährlichen Geländespiele zu gewinnen, um ihrer Favoritenrolle auch weiterhin gerecht zu werden. Allerdings geschieht während der Ausübung der etwas anderen Schnitzeljagd das Unfassbare, Flos kleine Schwester Charly wird entführt. Flo und Pina sind sich sicher, dass ihre neue Mitbewohnerin Blanca etwas mit dem Verschwinden zu tun hat oder zumindest mehr weiß als sie bereit ist zuzugeben. Schon bald jedoch müssen die Mädchen feststellen, dass sie nur gemeinsam überhaupt eine Chance haben Charly zu finden und zu retten. Wird ihnen dies noch rechtzeitig gelingen?

Auf dem „Matilda Imperatrix“ hat jedes Mädchen ganz eigene ausgeprägte und außergewöhnliche Fähigkeiten, welche zumeist jedoch im Team am sinnvollsten eingesetzt werden können, indem sie sich ergänzen. Daher wird auch der Teamgeist im Internat nicht nur groß geschrieben, sondern unbedingt gefördert, um die Mädchen die bestmögliche Ausbildung zugute kommen zu lassen. Kleinere und größere Reibereien gibt es natürlich dennoch immer mal wieder, als jedoch plötzlich Charliys Verschwinden publik wird, steht das Internat kopf. Natürlich bleiben Flo und Pina nicht still sitzen und warten darauf, dass die Reiterstaffeln das jüngere Mädchen wohlbehalten zurück bringen, vor allem da sie ahnen, dass weit mehr hinter der Aktion steckt, womit sie Recht behalten sollen.

Mit Spannung verfolgt der Leser das Geschehen und geht gemeinsam mit den Mädchen auf die Jagd nach Hinweisen. Es wird getrickst, geschwindelt und zurechtgebogen, doch immer mit dem Hintergrund Charly zu retten, nicht um sich einen Vorteil gegenüber anderen zu verschaffen. Dennoch stellt sich zwangsläufig manches Mal die Frage, ob die Ereignisse moralisch vertretbar sind oder das Hinzuziehen einer erwachsenen Vertrauensperson die bessere Wahl gewesen wäre. Andererseits handelt es sich bei den Schülerinnen nicht um Charaktere, die einfach das Zepter aus der Hand geben, zumal sie über Fähigkeiten verfügen, die nicht jeder im selben Alter sein Eigen nennen kann. Da lässt sich das ein oder andere Vergehen wohl etwas großzügiger Auslegen.

Während der Lektüre ist man mehrfach hin- und hergerissen, ob des weiteren Verlaufs und der Sympathiebekundungen der Figuren gegenüber. Es werden diverse Geheimnisse gehütet, die erst nach und nach an die Oberfläche dringen, dadurch im Vorfeld allerdings Raum für Spekulationen und Misstrauen bieten, wodurch nicht eindeutig festgemacht werden kann wer nun auf welcher Seite steht. Natürlich hat man gewisse Hoffnungen, die im Idealfall nicht zerstört werden, hundertprozentig sicher sein kann man jedoch erst am Schluss.

Eine Geschichte voller Freundschaft, spannender Erlebnisse, unvorhersehbarer Gefahren und einer guten Prise Humor, die doch so einiges in einem anderen Licht erscheinen und ein klein wenig Raum für Entspannung lässt. Mit „Entführung im Internat“ gelingt Nina Weger somit ein mitreißender Auftakt Band zum „Club der Heldinnen“, der neugierig macht was die Mädchen noch alles erleben werden.

Bewertung vom 05.03.2017
Steinroller - Der Steinzeitkommissar
Lassberg, Martin

Steinroller - Der Steinzeitkommissar


sehr gut

Steinroller ist anders als die anderen in seiner Sippe. Anstatt auf die Jagd zu gehen, widmet er sich lieber seinen Höhlenmalereien. Da er sich zudem in der glücklichen Lage befindet mit Intelligenz ausgestattet zu sein, ist für ihn sofort klar, dass er den Tod eines Sippenmitglieds aufklären wird, denn Steinroller weiß sogleich, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Gemeinsam mit seiner Gefährtin Weichhaar und seinem Assistenten begibt er sich also auf Spurensuche, um den Mord schnellstmöglich aufzuklären, nicht, dass noch weitere Opfer beklagt werden müssen...

Ermittlungen ohne neueste Technik, ohne die Möglichkeit der beinahe totalen Überwachung? Inzwischen fast schon undenkbar, jedoch nicht unmöglich. Das zeigt Martin Lassberg, indem er Steinroller, den wohl ersten Ermittler der Menschheitsgeschichte, auf den Plan ruft. Natürlich ist dieser mitunter etwas unbeholfen, doch gleichsam erfinderisch, wenn der eingeschlagene Weg in einer Sackgasse zu enden droht. Mit gegebenen Mitteln erschafft er so einen spannenden Kriminalfall, den man sicherlich nicht so schnell vergessen wird. Damals wie heute wird vor Intrigen nicht zurückgeschreckt, Neid und Missgunst bahnen sich ebenfalls ihren Weg. Entsprechend sind durchaus Parallelen zur heutigen Zeit zu finden, man muss manche Dinge nur zu deuten wissen.

Steinroller wird von seiner Gemeinschaft nicht unbedingt ernst genommen, zeitweise sogar verspottet, und doch schafft er es immer wieder sich zu motivieren, nicht aufzugeben und sein Ziel weiter zu verfolgen. Nicht nur intelligenter als der Rest der Sippe, auch mit Humor ausgestattet, den nicht unbedingt jeder versteht, hat Steinroller eine Mission, die es bestmöglich zu beenden gilt. Dabei geht es keineswegs nur bierernst zur Sache, mit viel Wortwitz bestückt, wird der Hörer an die Geschichte gefesselt. Gleichzeitig wird durchweg, mal mehr mal weniger, Spannung aufgebaut, schließlich darf man den Todesfall nicht aus den Augen verlieren, auch wenn die Spurensuche sich manches Mal mühsamer als gedacht gestaltet. Dadurch wirken manche Passagen etwas langwierig, bei denen man sich durchaus ein paar wenige Kürzungen gewünscht hätte.

Boris Aljinovic haucht dem Steinzeitkommissar und seiner Sippschaft Leben ein, indem er die Geschichte lebendig und authentisch erzählt. Die Darstellung ähnelt mehr einem Bühnenstück als einer einfachen Lesung, wodurch konkrete Bilder im Kopf des Hörers entstehen, die man mit ein wenig Fantasie noch weiter ausschmücken kann. Stellt sich die Frage, ob es weitere Fälle für Steinroller geben wird, die ihren Weg in die reale Welt antreten wollen?!

Bewertung vom 05.03.2017
Die Gesichter der Toten / Serena Vitale Bd.2
Reski, Petra

Die Gesichter der Toten / Serena Vitale Bd.2


sehr gut

Niemandem ist es bisher gelungen, den Paten Alessio Lombardo dingfest zu machen. Nun wird Staatsanwältin Serena Vitale mit dem Fall betraut, ihr traut man zu den Untergetauchten aufzuspüren und der Cosa Nostra einen Stich zu verpassen. Die Ermittlungen laufen gut an, mit Hilfe eines Informanten gelangt sie sogar an Insiderwissen. Doch scheinen nebenbei noch Sachen zu laufen, die nicht nur Serenas Leben gefährden...

Explosiv und aufbrausend wie eh und je, vor allem wenn es um Gerechtigkeit geht, ermittelt Serena Vitale in ihrem zweiten Fall. Dieser ist allerdings komplett unabhängig vom ersten Band les- und nachvollziehbar. Es werden ein paar wenige Ereignisse der Vergangenheit aufgegriffen, ohne jedoch Informationen vorwegzunehmen, sollte der Leser sich nicht an die chronologische Reihenfolge halten wollen.

Wieder einmal legt die unerschrockene Staatsanwältin sich mit Personen an, die sämtliche Register ziehen, Verbindungen in alle Welt haben und somit unantastbar erscheinen. Auch sie bekommt den ein oder anderen Treffer zu spüren, schreckt aber dennoch nicht davor zurück weiterhin an ihrer Strategie festzuhalten. In welche Gefahr sie sich dadurch tatsächlich begibt, ist lange Zeit nicht absehbar, doch das Ausmaß könnte verheerend sein. Andererseits zollt man ihr dafür durchaus Respekt, manch anderer hätte (in der Realität) schon längst eingelenkt.

Schön zu sehen ist auch, dass man dieses Mal ein wenig tiefer in Serena Vitales Privatleben eindringt. Man erhält einen Einblick in die Vergangenheit, der sofort deutlich macht, dass auch hier sicherlich noch einiges zu holen ist. Vielleicht in einem dritten Band? Den frühen Tod ihres Vaters hat Serena noch lange nicht verwunden, nun scheint es endlich an der Zeit Antworten zu finden, die sie lange gesucht hat und die ihr bei der Verarbeitung helfen können.

Spannungstechnisch gelingt Petra Reski erneut ein gelungener Mix aus zu- und abnehmenden Tempo, sowie versteckter Hinweise, wodurch der Leser angehalten wird eigenständig Verbindungen zwischen den verschiedenen Ereignissen zu finden, im Idealfall bevor die Auflösung diese hergibt. Trotz der Vielfalt der Charaktere und diverser Handlungsstränge, gelingt es der Autorin einen roten Faden zu spinnen, der größtenteils unproblematisch zu verfolgen ist.

Ein weiterer gelungener Band rund um Staatsanwältin Serena Vitale, in dem nicht nur Italien einmal von anderer Seite gezeigt wird. Die Reihe wird vor allem dadurch besonders, dass konkret aufgezeigt wird, was tatsächlich möglich sein kann, wenn genügend Einfluss besteht. Hier wird Tacheles geredet, auch wenn der ein oder andere manche Dinge lieber unter Verschluss halten möchte.

Bewertung vom 25.02.2017
Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
Menke-Peitzmeyer, Jörg

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger


sehr gut

Bert leidet nicht nur unter seinem Körpergewicht von satten 101kg, und das mit sechzehn, sondern auch unter den spöttischen Bemerkungen seiner Mitmenschen und Anfeindungen durch seine Mitschüler, sei es beim Sport, in der Pause oder im Unterricht. Doch immer, wenn er sich selbst schwor, dass es damit jetzt vorbei ist, hielt die Motivation nie lange an, bereits nach ein paar wenigen Wochen kam der Rückfall. Durch einen glücklichen Zufall erkennt Bert, dass er wie geschaffen dafür ist, das Maskottchen des örtlichen Eishockeyvereins zu werden. Wie es das Schicksal will, passt ihm das Kostüm von „Billy the Beast“ wie eine zweite Haut. So wird er nicht nur eins mit dem Ganzkörperanzug, sondern beginnt, auf Grund der unausweichlichen Bewegung in dem dicken Fell, zu schwitzen, was die Pfunde nur so purzeln lässt...

...vor Rückschlägen allerdings ist er, wie jeder andere auch, natürlich dennoch nicht gefeit. Es ist immer die Frage was man daraus macht, resigniert man, oder kämpft man weiter. Egal, ob es ums Abnehmen, die Liebe, den Job oder etwas ganz anderes geht, jeder kennt solche Situationen, in denen man am liebsten kapitulieren möchte, sich einigeln, um dem unausweichlichen Fortgang nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Aber warum nicht einfach mal den steinigen Weg gehen, beim Anblick der Hürden nur zurückweichen, um Anlauf zu nehmen, nicht um sich zu verstecken? Der Leser hofft, dass auch Bert die Kurve bekommt, damit man ihn, ohne die lästige Frage nach dem „Was wäre, wenn...“, auf seinem weiteren Weg begleiten kann.

Billy hat alles was Bert auch gerne hätte, eine große Fangemeinde, wahre Freunde und Selbstbewusstsein. Dass er in dem Anzug steckt, ist für ihn noch nicht ausschlaggebend genug, die Eigenschaften auf sich selbst zu projizieren, wobei er aufpassen muss seine eigene Identität nicht zu verlieren. Es zeichnet sich ab, dass Bert einen Hang zu Extremen hat, in sämtlichen Bereichen. Dennoch, oder gerade deswegen, ist man gewillt, ihn so gut wie möglich zu unterstützen, in der Hoffnung, vielleicht sogar einige Tipps zu bekommen, um ebenfalls durchzuhalten, welchem Dämon auch immer man gerade gegenübersteht. Sicherlich geht man nicht mit allen Ansichten und Meinungen konform, die im Laufe des Geschehens auf den Tisch kommen, doch sind die Darstellungen weitestgehend authentisch und dadurch lebendig.

Wenn Bert auch zu Beginn ein wenig wehleidig und vor Selbstmitleid fast schon triefend erscheint, so kann man sich doch nach seinen Ausführungen, die aus der Ich-Perspektive geschrieben sind, ein recht gutes Bild der Gesamtsituation machen, um eine gewisse Verbindung aufzubauen. Seine Gedankengänge mögen manches Mal wirr erscheinen und auch das ein oder andere Mal vorgreifend sein, doch fügt sich nach und nach alles zusammen und jedes Ereignis findet seinen angestammten Platz. Der Kampf gegen die Kilos hat begonnen und es kann nur einen Sieger geben...

Bewertung vom 25.02.2017
Aschenbrödels Fluch - Drei Haselnüsse für Aschenbrödel 2
Nemcová, Bozena;Topf, Markus

Aschenbrödels Fluch - Drei Haselnüsse für Aschenbrödel 2


sehr gut

Aschenbrödel könnte glücklicher nicht sein, sie ist bis über beide Ohren verliebt und erwartet ein Kind, auch wenn sie selbst davon noch nichts ahnt. Dann aber wird ihr Gemahl überraschend schwer krank, niemand scheint ihm helfen zu können. Bis ein wundersamer Heiler erscheint, der behauptet, genau zu wissen welche Medizin der Prinz benötigt, und ihm diese auch zukommen lassen kann. Allerdings fordert er dafür einen unglaublichen Preis, den Aschenbrödel, in ihrer Not, bereit ist zu zahlen. Plötzlich bietet ausgerechnet auch noch Aschenbrödels Stiefmutter ihre Hilfe an. Doch dass sie der Prinzessin inzwischen wohlgesonnen sein soll, wagt jeder zu bezweifeln.

"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist noch nicht zu Ende erzählt, wie sich hier zeigt. Eines der beliebtesten Märchen geht sozusagen in die Verlängerung und hat mit der Fortsetzung einiges zu bieten. Intrigen, Neid und Missgunst, so muss leider gesagt werden, sind allgegenwärtig, wahrhaftige Empathie ist nur wenigen gegeben. Andererseits: Wäre alles ruhig und friedlich, könnte diese Geschichte wohl niemanden verzaubern, da es sie vermutlich gar nicht gäbe.

Wer genau hinhört, kann recht früh ausmachen, welche Märchen hier als Vorlage dienten, welche Elemente herausgegriffen und weitergesponnen wurde. So ergibt sich eine verwobene Erzählung, die wie eine Einheit erscheint, den Hörer fesselt und mitfiebern lässt. Die Inszenierung folgt ganz eigenen Mustern und legt doch wiedererkennbare Motive zu Grunde. Bekannte Synchronsprecher beleben das Geschehen ebenso wie ein gelungener Soundtrack, der die Erzählung gekonnt untermalt und eine zauberhafte Atmosphäre erschafft.

Inhaltlich ergibt sich natürlich schnell eine Richtung, die für den Hörer mitunter vorhersehbar erscheint. Dennoch bergen auch Märchen, die man in ihrer Grundidee kennt, immer wieder Überraschungen, die die Erzählung nochmals aufwerten. Egal ob im Winter oder Sommer, Aschenbrödels Geschichte spricht den Hörer emotional an und trägt zu einer, wenn auch kurzzeitigen, Flucht aus dem Alltag bei.

Bewertung vom 25.02.2017
Bitterer Calvados / Kommissar Leblanc Bd.3
Simon, Catherine

Bitterer Calvados / Kommissar Leblanc Bd.3


sehr gut

Im Frühling beginnt die Festival-Saison, so macht auch ganz Deauville sich bereit. Zum fünften Mal wird hier nach Lust und Laune gemordet, entführt und gefoltert, denn „Mord am Meer“ lockt die Besucher mit namhaften Krimiautoren ins Dorf. Die Auftaktveranstaltung mit dem berühmten Jean-Paul Picard ist ein voller Erfolg. Alle sind begeistert, es wird gefeiert, gelacht, getrunken, doch plötzlich ist alles anders: JPP, wie der Bestsellerautor gemeinhin genannt wird, liegt tot in seiner Suite, vergiftet mit Zyankali. Für Kommissar Leblanc beginnt ein Spießrutenlauf der etwas anderen Art. Jeder, der in irgendeiner Weise mit dem Schreiberling in Verbindung stand, hat ein Motiv, die Liste der Verdächtigen wird immer länger. Doch scheinbar hat wiederum auch jeder einzelne ein Alibi. Es ist zum verrückt werden. Hat JPP sich am Ende womöglich selbst umgebracht?

In seinem dritten Fall bekommt Kommissar Leblanc es mit einigen Vertretern der Autorenzunft zu tun, die gerne und zahlreich einige Auswüchse ihrer Fantasie zum Besten geben, und das nicht nur auf dem Papier. Kaum, dass der Tod des Bestsellerautors publik gemacht wird, treten die wildesten Spekulationen zutage, nahezu jeder kann ein Puzzleteil beisteuern, um das Opfer zumindest allumfassend zu beleuchten. Doch was dabei heraus kommt, stiftet noch einiges mehr an Verwirrung als dass es zur Lösung des Falls beitragen kann. Leblanc muss unbedingt und kontinuierlich zwischen den Zeilen lesen, sonst verstrickt er sich schnell in einem Wust aus Annahmen und nicht verifizierten Aussagen, die jedoch alle eins gemeinsam haben: JPP war alles andere als beliebt.

Bereits von Anfang an wird ordentlich Spannung aufgebaut, die sich im weiteren Verlauf noch steigern kann und den Leser mitreißt in diesen Strom aus Neid, Missgunst und Intrigen. Wer sagt die Wahrheit und wer verschanzt sich hinter einem feinen Netz aus Lügen? Nahezu jeder landet einmal auf der Verdächtigenliste, zumeist währt dieser Zustand jedoch nicht lange, denn kaum, dass ein Alibi bestätigt wurde, kann man den mutmaßlichen Täter wieder streichen. Je weiter man also das Geschehen verfolgt, desto nervöser wird man, ob es überhaupt noch zu einer erklärenden Auflösung kommt, denn schon bald gibt es kaum noch jemanden, der für die Tat infrage käme. Natürlich versucht man selbst eigene Gedankengänge zu verfolgen, vielleicht hat Leblanc ja auch etwas übersehen, wundern würde es den Leser jedenfalls nicht. Hat er schließlich nicht nur mit dem Fall, sondern erneut mit privaten Problemchen zu kämpfen, die ihn so manches Mal aus der Bahn werfen.

Kaum, dass man auf die Zielgerade einbiegt, sinkt die Spannungskurve rapide, wodurch sich leider Ernüchterung einstellt. Es scheint als sei das gesamte Pulver bereits im Vorfeld verschossen worden, das Tempo geht merklich zurück und der Leser wird irgendwie in der Schwebe gehalten. Ein deutlich spürbarer stilistischer Bruch, den man nicht recht einzuordnen vermag, der aber im Gedächtnis bleibt. Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt liegt darin begründet, dass der Leser schon leicht verwundert ist, wenn aus „JPP“ plötzlich „JJP“ wird, und das womöglich noch auf ein- und derselben Seite. Dies ist zwar für die inhaltliche Darstellung nicht relevant, aber dennoch ärgerlich, da es nicht nur einmal vorkommt.

Nichtsdestotrotz hat „Bitterer Calvados“ einiges zu bieten und holt den Leser über gut ¾ der Wegstrecke ab, so dass die negativen Eindrücke nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.

Bewertung vom 25.02.2017
Wir zwei in fremden Galaxien / Ventura-Saga Bd.1
Ling, Kate

Wir zwei in fremden Galaxien / Ventura-Saga Bd.1


gut

Seren ist auf der Ventura geboren und kennt das Leben auf dem Planeten Erde nur aus Erzählungen, die, wie sie vermutet, zensiert sind, damit niemand auf blöde Gedanken kommt und die Mission nicht gefährdet wird. Das Raumschiff folgt einem Signal, von dem nicht ganz klar ist wo es herkommt, doch ist man voller Hoffnung am Ende auf Zivilisation zu treffen. Doch Seren hat es satt. Sie lehnt sich gegen das System auf, in dem alles vorbestimmt ist, sogar wen sie lieben und wessen Kinder sie austragen soll. Alles würde sie dafür geben, um mit Dom zusammen sein zu können, glücklich zu werden, ohne Anleitung, ohne totale Überwachung. Wird es Seren aller Widrigkeiten zum Trotz gelingen einen Ausweg zu finden, oder ist das Unterfangen von Anfang an zum Scheitern verurteilt?

Wie kann es sein, dass einer Partnerschaft genaueste Berechnungen und Kalkulationen zu Grunde liegen, anstatt die Anziehung, die zwischen zwei Menschen eine viel größere Rolle spielen sollte? Sicherlich befindet man sich auf der Ventura auf endlichem Raum, auf einer Mission, die noch mehr als zweihundert Jahre dauern wird, weshalb der Fortbestand der Besatzung gewährleistet werden muss und Inzest möglichst vermieden werden soll. Nachvollziehbar sind einige Argumente der Tonangeber durchaus, doch ihre Beharrlichkeit und die Vehemenz, mit der sie ihre Ziele verfolgen, erscheint doch häufig als zu viel des Guten. Welche Geheimnisse gibt es, die unter Verschluss gehalten werden? Was genau hat es wirklich mit der Mission auf sich? Fragen, auf die man sich die ein oder andere Antwort gewünscht hätte, die aber leider auch nach der Lektüre noch immer offen sind. Ein paar mehr Hintergrundinformationen würden dem Leser das ganze System vermutlich noch verständlicher machen. So aber schlägt man sich schnell auf Serens Seite, die natürlich auch nicht in jeder Situation korrekt agiert, aber doch für ihre Träume einsteht und für ihre Wünsche kämpft.

Natürlich handelt es sich in erster Linie um die Liebe zwischen zwei Menschen, die eigentlich, nach Maßstäben der Ventura, nicht sein darf. Schnell wird klar, dass Kate Ling hier den Hang besitzt abzudriften, zu viel Kitsch und Klischees einzusetzen, um deutlich zu machen wie eng die Bindung zwischen Seren und Dom ist. Ein bisschen weniger wäre allerdings deutlich mehr gewesen, die tiefe Verbundenheit noch inniger geworden. So wirkt alles ein wenig konstruiert und zu sehr gewollt, womöglich auf Grund der Befürchtung, dass ansonsten die Aussage des Geschehens nicht explizit genug dargestellt ist. Nichtsdestotrotz hofft und bangt der Leser mit den Hauptprotagonisten, ob sich ihnen Lücken auftun, um überhaupt einen Plan zu entwickeln, und diesen schlussendlich durchzuführen.

Spannungsmäßig befindet man sich die meiste Zeit auf einem gleichbleibenden Niveau, welches im Mittelfeld angesiedelt werden kann. Einige Vorkommnisse kündigen sich bereits weit im Voraus an, andere erscheinen gänzlich überraschend, in der Summe hält sich hier die Waage. Im letzten Drittel ergibt sich zudem eine Wendung, die man zwar hätte vorhersehen können, aber eigentlich eher glaubt hier handele es sich um eine Finte. Dadurch werden Tempo und Spannung für einige Zeit spürbar angezogen, der weitere Verlauf wird richtiggehend inhaliert. Doch kann dieser gelungene Abschluss dennoch nicht alles wett machen. Vor allem zu Beginn gibt es einige langwierige Passagen, bei denen es fraglich ist, ob sie überhaupt zum Fortgang der Handlung beitragen beziehungsweise wann mit Aktionen und Reaktionen der Figuren zu rechnen ist.

Alles in allem ein solider Auftakt der Ventura-Saga, der trotz aller Mittelmäßigkeit neugierig auf den nächsten Band macht.

Bewertung vom 19.02.2017
Glashaus (eBook, ePUB)
Gailus, Christian

Glashaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Cyberattacken sind schon lange keine Seltenheit mehr, im kleinen wie auch im großen Stil. Einer, der es nun wirklich wissen will nennt sich Godspeed und ist fest entschlossen den Cyberspace wieder auf Null zu setzen, alles auf Anfang, vollkommene Macht. Um dies und alles was an dieser Aktion dranhängen wird zu verhindern, wird die SE Glashaus gegründet, die im Verborgenen, aber dennoch nicht illegal, agiert, um den oder die Täter, denn niemand weiß was für ein Netzwerk Godspeed sich bereits aufgebaut hat, schnellstmöglich zu ergreifen. Der mysteriöse Hacker allerdings scheint der Sondereinheit immer mindestens einen Schritt voraus. Gibt es einen Maulwurf unter den Mitarbeitern oder hat es Godspeed geschafft sich ins System einzuklinken, ohne dass von den Technikassen bemerkt wurde?

Wie durchsichtig ist der Mensch in Zeiten des Internets? Wie kontrollierbar sein Handeln? Was wird bedenkenlos offen gelegt, ohne im Vorfeld darüber nachzudenken, ob dies überhaupt sicher ist? Wollen wir überhaupt noch etwas verbergen? Vor allem auf letztere Frage gibt es die klare Antwort: Ja! Schließlich möchte man auch einfach mal Zeit für sich haben, ohne den ständigen Blick aufs Smartphone, das Einklinken bei Facebook oder sonstigen Social Media Plattformen, und vor allem ohne Beobachter, die man möglicherweise nicht einmal sieht. Was alles bereits möglich ist und was vielleicht schon kurz vor dem Durchbruch steht, zeigt Christian Gailus in seinem neuen Cyberthriller „Glashaus“ auf, der erschreckend realitätsnahe Darstellungen beinhaltet.

Auch wenn man zunächst meint von Informationen und handelnden Personen erschlagen zu werden, lohnt sich der Versuch die gegebenen Hinweise zu ordnen, um einen besseren Durchblick zu erlangen. Denn bald schon wird man sein Augenmerk auf größere und wichtigere Aspekte lenken, weshalb es sinnvoll ist im Vorhinein eine gewisse Struktur zu finden. Hat man dies geschafft, steht einem Abtauchen in den Cyberspace nichts mehr im Wege. Ist man kein regelrechter Technikfreak wird man sicherlich nicht jedes Wort verstehen, doch die meisten Fachbegriffe ergeben sich aus dem Zusammenhang, andere werden kurz erläutert, schließlich sind auch nicht alle Protagonisten allzu versiert auf dem Gebiet. Von Anfang an herrscht ein hohes Tempo, bei dem der Leser gehörig aufpassen muss, nicht abgehängt zu werden. Selbst die kleinsten Nebensächlichkeiten können wichtig sein, man sollte nichts leichtfertig abtun oder gar dem Zufall überlassen. Wenn allerdings selbst ein Team, bestehend aus diversen Charakterköpfen, kaum etwas gegen jemanden wie Godspeed ausrichten kann, wie sollte dies einem „Normalbürger“ gelingen...

Auf Grund des hohen Tempos sowie zahlreicher Orts- und Perpektivwechsel, steigt die Spannungskurve stetig an. Manche Aktionen sind durchaus vorhersehbar oder zeichnen sich während des Verlaufs ab, andere wiederum kommen wie aus dem Nichts, als hätte man kurzzeitig etwas übersehen, nur weil man womöglich geblinzelt hat. Im Großen und Ganzen ergibt sich mittels sämtlicher Komponenten ein erschreckend realistisches Bild, welchem man eigentlich nicht so bald begegnen möchte. Einzig der Schluss lässt den Leser etwas unglücklich zurück. Ungeachtet der Tatsache, dass nicht alle losen Enden aufgeklärt werden, dafür gibt es ja vielleicht noch eine Fortsetzung, erscheinen einige Passagen recht langwierig und ausschweifend, hier hätte durchaus eingekürzt werden könne, um einen abrupteren Schnitt zu schaffen. Da es sich dabei allerdings nur um einen minimalen Kritikpunkt handelt, fällt der Gesamteindruck dennoch positiv aus, eine Leseempfehlung gibt es ebenfalls. Es ist nämlich nie zu spät sich über die (unsichtbaren) Gefahren zu informieren.