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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2017
Die Bestimmung des Bösen / Hall & Hellstern Bd.1
Corbin, Julia

Die Bestimmung des Bösen / Hall & Hellstern Bd.1


sehr gut

Julia Corbin ist mit diesem Thriller ein fulminantes Debüt gelungen, das von mir vier Eier bekommt, da ich einen kleinen Abstrich bei der Gestaltung der Charaktere beziehungsweise ihrer Beziehung zueinander machen muss. Die Figuren, allen voran die Protagonistin Alexis Hall und ihre Freundin Karin Hellstern, sind gut ausgearbeitet, doch mitunter hatte ich den Eindruck, nicht den ersten Teil einer Serie in der Hand zu halten, sondern vielmehr mitten eingestiegen zu sein, da das Verhältnis einiger Charaktere manchmal etwas undurchsichtig und unverständlich war. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, ist der interessante Aufbau des Buches, denn neben der Darstellung der Ermittlung aus der Perspektive von Alexis werden weitere Handlungsstränge geschickt eingeflochten, die einen genaueren Einblick in die Vergangenheit des Täters geben oder die letzten Augenblicke der Opfer von ihrer Entführung bis hin zu ihrem Tod darstellen. An dieser Stelle sollte zudem erwähnt werden, dass man ein biologisches Grundverständnis haben sollte, was beispielsweise Genetik betrifft oder zumindest an Biologie interessiert sein, weil es teilweise längere Passagen gibt, in welchen die Kriminalbiologin Karin Hellstern anhand der Insekten den Tathergang sowie den Todeszeitpunkt rekonstruiert und das auf sehr wissenschaftliche Art und Weise. Mir hat das sehr gut gefallen, da ich Biologie schon immer gern mochte und ich einiges davon aus dem Unterricht kannte, wie beispielsweise die Polymerase-Kettenreaktion, kurz PCR, zur Vervielfältigung der DNA. Außerdem widmet sich dieses Buch der Frage, inwiefern unsere Gene Auswirkungen auf unsere Bestimmung haben, wobei das Augenmerk auf dem "kill:gen" liegt, welches in der DNA von Mördern vorliegt. Nur ein geringer Prozentsatz der Träger dieses Gens sind ihrer Veranlagung noch nicht gefolgt, was die Schlussfolgerung nahelegt, die "Bestimmung des Bösen" sei genetisch bedingt. Alexis' Eltern waren Serienmörder, die von der Polizei erschossen wurden, sodass das junge Mädchen zur Weise wurde. Kaspar Hall, der Entdecker des "kill:gens", adoptiert die kleine Alexis und betrachtet sie dabei nicht nur als Tochter, denn sie ist das perfekte Versuchsobjekt, um die Richtigkeit seiner Forschung zu überprüfen. Jahre später sieht sich Alexis, mittlerweile Kriminalkommissarin bei der Mannheimer Polizei, immer noch mit Selbstzweifeln konfrontiert, ob sie aufgrund des genetischen Materials ihrer Serienkiller-Eltern nicht auch bald zur Mörderin wird. Obgleich es unglaublich schrecklich ist mit solch einer Bürde leben zu müssen, habe ich gebannt verfolgt, wie Alexis immer mehr in den Sog ihrer Zweifel und bald in die Verzweiflung geraten ist, da sie beispielsweise morgens mit erdverschmierten Füßen und ohne Erinnerung an die letzten Stunden aufwachte. Der Höhepunkt ist schließlich der Moment als der Mörder sein Schema ändert, indem er seinen Opfern Eisennägel in den Kopf schlägt und diese mit weißen Blumen schmückt. Denn das ist die Handschrift ihrer Eltern. Ihrer toten Mördereltern. Während Alexis immer mehr zu einem Schatten ihrer selbst wird, reißt die Mordserie nicht ab und immer mehr Menschen aus ihrem unmittelbaren Umfeld verschwinden, nur um kurz darauf grausam ermordet wieder aufzutauchen. Zog sich die Handlung zu Beginn noch etwas hin, so nahm sie zunehmend an Fahrt auf, bis sie schließlich in ein fulminantes Finale gipfelt, das auf den letzten Seiten nochmal eine unvorhersehbare Wendung bereithält. "Die Bestimmung des Bösen" ist ein fesselnder Thriller für Leser, die sich nach Spannung und düsteren Verstrickungen sowie einer Vergangenheit, die einen einholt, sehnen, wobei man kein Problem mit gruseligen und sehr detailliert beschriebenen Obduktionen sowie zum Teil ausartenden naturwissenschaftlichen Erklärungen über Insekten und ihre Bedeutung in der Rekonstruktion des Tathergangs haben sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2017
Die fremde Königin / Otto der Große Bd.2
Gablé, Rebecca

Die fremde Königin / Otto der Große Bd.2


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 951. Die italienische Königin Adelheid wird in Garda gefangen gehalten. Gaidemar, ein junger Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, soll sie befreien. Mit seiner Hilfe kann Adelheid flüchten und schließlich die Gemahlin König Ottos werden. Gaidemar wird der Vertraute der Königin und zieht mit Otto ins Schlachtfeld um Ungarn zu besiegen. Er verlobt sich mit der Tochter eines einflussreichen Slawenfürsten und alles scheint bester Ordnung zu sein. Doch ein gefährlicher Feind lauert im Hintergrund. Als sich Adelheid und Gaidemar mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom begeben, scheint das Unheil seinen Lauf zu nehmen…

Nach längerer Zeit hatte ich mal wieder Lust einen historischen Roman zu lesen. Da ich von Rebecca Gablé schon einige Bücher zuhause habe, war für mich „Die fremde Königin“ die erste Wahl. Obwohl ich den ersten Band nicht gelesen habe, bin ich sehr schnell in die Handlung eingetaucht. Das liegt zum einen daran, dass die Autorin mit dem frühen Mittelalter einen sehr spannenden Teil deutscher Geschichte zum Inhalt dieses Buches gewählt hat. Zum anderen sind die historischen Bezüge hervorragend recherchiert, es hat mir einfach Spaß gemacht mehr über die turbulente Regierungszeit König Ottos zu erfahren.

Durch ihren flüssigen, ansprechenden Schreibstil und die gut ausgearbeiteten Charaktere sind die 755 Seiten dieses Schmökers in Windeseile verflogen. So gut und mitreißend kann Geschichte vermittelt werden. Klasse.

Rebecca Gablé hat einen interessanten, informativen und spannenden historischen Roman vorgelegt, bei dem Fans deutscher Geschichte ganz bestimmt auf ihre Kosten kommen werden. Sehr zu empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2017
Frühstück mit Meerblick
Johnson, Debbie

Frühstück mit Meerblick


ausgezeichnet

Laura Walkers glückliches Familienleben endete vor zwei Jahren als ihr geliebter Mann starb. Seit dieser Zeit versucht sie ihr Leben mit den beiden Kindern wieder in den Griff zu bekommen. Immer mehr spürt sie jedoch, dass ein Neuanfang nötig ist, um ihre Trauer zu bewältigen. So bewirbt sie sich auf eine Stelle in einem Café in Dorset. Sie bekommt die Stelle und zieht nun während der Sommerferien mitsamt ihren Kindern nach Dorset. Das idyllisch gelegene Comfort Food Café und ihre neue Chefin Cherie machen ihr Mut die neue Aufgabe zu bewältigen. Aber auch die Stammgäste und der attraktive Tierarzt Matt sorgen dafür, dass sie Stück für Stück wieder Lebensfreude - und immer häufiger auch heftiges Herzklopfen - verspürt…

„Frühstück mit Meerblick“ ist genau die richtige Lektüre, um sich mit einer Tasse Tee in den Lesesessel zurückzuziehen und zu genießen. Zunächst einmal war ich von den herrlichen Landschaftsbeschreibungen vollkommen begeistert. Als großer England Fan hatte ich die grandiose Kulisse wieder ständig vor Augen. So konnte ich mir das Comfort Food Café und Hyacinth House super vorstellen.

Dazu noch eine absolut berührende, gefühlvolle und warmherzige Handlung, die es mir wirklich schwer machte, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Es ist ein Buch das zum Nachdenken anregt, aber vor allem Mut macht und ein Gefühl der Harmonie zurücklässt.

Neben einem lockeren, flüssigen und sehr angenehmen Schreibstil tragen besonders die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere zum Lesevergnügen bei. Sie wirken so richtig schön aus dem Leben gegriffen mit ihren Marotten und Eigenheiten. Klasse.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Einteilung der Kapitel in Aufenthaltswochen, so konnte ich mitfiebern, wie es mit Laura weitergeht. Auch der kurze Vorausblick auf das Geschehen zu Beginn jeden neuen Kapitels passte perfekt.

Ein besonderes Zuckerstückchen sind am Ende des Buches die kurzen Reisetipps für Dorset.

„Frühstück mit Meerblick“ ist ein wunderschön zu lesender, unterhaltsamer Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich freue mich schon auf die nächsten Bücher der Autorin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2017
Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen
Shetterly, Margot

Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen


sehr gut

Als ich das Buchcover von „Hidden Figures“ das erste Mal gesehen habe, dachte ich mir das könnte etwas für mich sein. Dieser Teil der jüngeren amerikanischen Geschichte war mir vollkommen unbekannt - und ich kann nur feststellen, es hat sich gelohnt dieses Buch zu lesen.

Margot Lee Shetterly hat eine hervorragend recherchierte Mischung aus Sachbuch und Biografie vorgelegt. Das anspruchsvolle Thema „Schwarze Frauen in Wissenschaft und Technik im Langley Laboratory“ hat sie fundiert und spannend aufgearbeitet. Ihre sachliche, klare Sprache verstärkt das alles noch erheblich.

Ich bin förmlich eingetaucht in die Welt der „Rechner West“ und aller anderen hochbegabten schwarzen Mitarbeiterinnen. Anhand der drei Protagonistinnen Dorothy Vaughan, Katherine Johnson und Mary Jackson hat sie ihnen ein Gesicht gegeben. So empfand ich die Rassentrennung und Ungerechtigkeiten gegenüber diesen talentierten Frauen noch stärker. Es ist bewundernswert wie unbeirrt diese Frauen ihren oftmals steinigen Weg gingen. An so viel Mut und Charakterstärke sollte man sich ein Beispiel nehmen.

Ihre detaillierten, oft bis ins kleinste (technische) Detail sind wirklich bemerkenswert, waren für mich als Laien jedoch anfangs etwas trocken. Das war beim weiteren Lesen jedoch nicht mehr so.

Ich habe durch dieses Buch viel Neues und Interessantes über die afroamerikanischen Mitarbeiterinnen der NASA erfahren. Wer sich für dieses Thema begeistern kann, dem kann ich „Hidden Figures“ nur wärmstens ans Herz legen. Margot Lee Shetterly hat sehr gute Arbeit geleistet. Das i-Tüpfelchen wäre es gewesen, wenn Fotos und Zeitdokumente das Geschriebene ergänzt hätten, finde ich. Trotzdem gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.06.2017
Harry und das tödliche Finale
Kahn, C. H.

Harry und das tödliche Finale


ausgezeichnet

Der Fotograf John Watson reist gemeinsam mit seinem Terrier Harry und seiner Freundin Sally anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 durch Deutschland, um die dortige Stimmung in einem Bildband zu dokumentieren. Durch Zufall stoßen sie dabei nicht nur auf ausgelassene Fans, die ihre Teams anfeuern, sondern auch auf den Terroristen Dereck Hundekötter, der sich dummerweise vor dem Hotel mit Harry anlegt. In seinem Bestreben seine etwas andere Vorstellung eines gelungenen Finales nach dem Vorbild von 9/11 durchzusetzen, hat er nicht mit Harrys ausgezeichneter Spürnase und seinem Detektivkompagnon John gerechnet, die nicht locker lassen und den al-Quaida Anhänger mit der Unterstützung von Kommissar Bährlauch aufhalten wollen.

Nach "Harry und der Tod am Regenberg" ist "Harry und das tödliche Finale" der nunmehr zweite Fall des unvergleichlichen Detektivduos Watson und Harry, welcher ebenfalls fünf Eier bekommt. Die Anschläge von 9/11, wo zwei Wolkenkratzer dem Erdboden gleichgemacht wurden, läutete eine neue Ära des Terrorismus ein und gilt aufgrund der verschärften Sicherheitsmaßnahmen als unwiederholbar. Sollte man meinen. Dereck Hundekötter, besser bekannt unter seinem "erleuchteten" Namen Abu el Mot, will tausende Menschen inklusive wichtiger Würdenträger im Finalspiel der Fußballweltmeisterschaft von 2006 mitsamt des Stadions in die Luft sprengen. Unter der Überschrift "Letztes Kapitel" wird jenes Szenario zu Beginn geschildert, wobei es das Herz vor Schrecken deutlich schneller schlagen lässt. Ist dies nun das Ende? Auf den doch recht ungewöhnlichen Anfang des Buches folgt der eigentliche Tathergang, wobei die Geschichte sich in zwei Erzählsträngen ihren Weg zum Leser bahnt. Zum einen wäre da die Gegenwart, in welcher der Fotograf John Watson in Vancouver zunächst mit seinem Verleger die letzten Details für seine von der Öffentlichkeit mit Spannung erwartete Präsentation des Bildbandes klärt, der alle Ereignisse aufdecken soll. Dabei lässt er die Geschichte anhand der Bilder nochmal Revue passieren, sodass der Leser an Ort und Stelle der rasanten Ermittlungen auf der Suche nach Abu el Mot zur Zeit der Fußballweltmeisterschaften 2006 in Deutschland versetzt wird. Nicht zu vernachlässigen ist dabei der grandiose Schreibstil C. Harry Kahns, der mit nur wenigen aber nicht minder aussagekräftigen Worten eine Atmosphäre schafft, die den Leser unmittelbar an Ort und Stelle des Geschehens versetzt. Außerdem hebt er die Ecken und Kanten seiner Protagonisten auf herrlich witzige Art und Weise hervor, um ihnen so unvergleichlichen Charme zu verleihen, der ausschlaggebend für den gesamten Handlungsverlauf ist. Manch einer könnte an dieser Stelle kritisieren, wie unwahrscheinlich es in der Realität wäre, in solch eine Fülle an Obskuritäten und lebensbedrohliche Szenen zu geraten, doch genau das macht dieses Buch aus. Der Fotograf John Watson und sein kluger Hund Harry, der mehr Eigenschaften mit den Menschen als seinen eigentlichen Artgenossen zu teilen scheint, gerät ein ums andere Mal in brenzlige Situationen und stößt so direkt auf einen potentiellen Attentäter und das ausgerechnet nur wenige Stunden vor Anpfiff des Finalspiels der Fußballweltmeisterschaft 2006. "Harry und das tödliche Finale" ist ein intelligenter Krimi mit einem humorvollen Augenzwinkern, der ein Horrorszenario eines weiteren Anschlages von al-Quaida à la 9/11 mit rasanten Actionszenen skizziert und perfekt für jeden Liebhaber des guten alten Krimis geeignet ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2017
Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
Günak, Kristina

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt


sehr gut

Im Moment habe ich wirklich ein glückliches Händchen bei meiner Bücherauswahl. Auch "Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt" war wieder ein schönes Lesevergnügen.

Das liegt zum einen am flotten, rasanten Schreibstil der Autorin, zum anderen am Thema des Buches. Einmal hinter die Kulissen der Verlags- und Autorenwelt zu blicken, fand ich total interessant und spannend. Ich konnte mir gut vorstellen, wie anstrengend solch eine Lesereise sein kann und wenn man nebenbei auch noch unter Zeitdruck einen Folgeroman schreiben muss, ist das doppelt stressig.

Dass ich so mitten im Geschehen dabei war, dafür sorgten die super ausgearbeiteten und authentischen Charaktere. Die liebenswerte Bea, die es allen immer recht machen möchte, war mir sofort sympathisch. Aber auch Tim, der als Autor schwer zu kämpfen hatte, ist mir ans Herz gewachsen.

Für unbeschwerte Lesestunden ist das genau die richtige Lektüre. Witzig und rasant geschrieben, eine gute Geschichte und eine Prise Liebe dazu und fertig ist ein gut gelungenes Roadmovie für Leseratten.

Bewertung vom 03.06.2017
Der kleine Laden der einsamen Herzen
Darling, Annie

Der kleine Laden der einsamen Herzen


sehr gut

Posy Morland arbeitet im kleinen, etwas heruntergekommenen Londoner Buchladen "Booksends". Als die Eigentümerin des Ladens stirbt, vermacht sie Posy dieses Geschäft. Um wieder einen gutgehenden Buchladen daraus zu machen, muss sie sich allerdings etwas einfallen lassen. So beschließt Posy einen Buchladen nur für Liebesromane zu führen. Also Ärmel hochgekrempelt und raus mit dem alten Sortiment. Doch da hat sie die Rechnung ohne Sebastian, dem Enkel der verstorbenen Besitzerin, gemacht. Er ärgert Posy wo er nur kann. Doch leider schwärmt sie schon seit Kindertagen für ihn. Da ist es für Posy gar nicht so leicht ihm Paroli zu bieten. Außer auf Papier: sie beginnt den Roman "Der Wüstling, der mein Herz stahl" zu schreiben, um sich so irgendwie abzureagieren...


Dieses Buch ist wie eine kleine Reise nach London. Der englische Spirit weht mir von jeder Buchseite entgegen. Annie Darling hat den Londoner Stadtteil Bloomsbury lebendig werden lassen. Ebenso die kleinen britischen Buchläden mit ihren oft angeschlossenen Teestuben. Solch eine Buchladenoase hätte ich auch gerne in meiner Nähe. Dass die Geschichte sich genau um einen solchen Laden dreht ist daher für mich genau das Richtige.

Zudem ist das Buch flüssig und humorvoll geschrieben. Die Wortgefechte zwischen Sebastian und Posy sind amüsant, man kann sich die beiden augenblicklich vorstellen, wie sie sich hitzköpfig gegenüberstehen und streiten. Diese mitreißenden Dialoge haben mir besonders gut gefallen.

Auch die Charaktere sind liebevoll und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten. Allen voran die chaotische Posy mitsamt ihrem schrägen Mitarbeiterteam sind herrlich. Dazu noch der elegante, leicht versnobte Sebastian. Wenn diese beiden Welten aufeinanderprallen, kann es nur turbulent und somit unterhaltsam zugehen.

"Der kleine Laden der einsamen Herzen" ist ein Buch, das ich nicht mehr zur Seiten legen wollte. Es ist kurzweilig, witzig und eine romantische Liebesgeschichte dazu. Was will das Leserherz mehr?

Bewertung vom 22.05.2017
Die Schatten von Race Point
Francis, Patry

Die Schatten von Race Point


ausgezeichnet

Hallie Costa lebt nach dem frühen Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater, einem Arzt, in dem beschaulichen Ort Provincetown. Ihre Idylle wird zum ersten Mal erschüttert, als die Mutter von Gus Silva vom eigenen Ehemann ermordet wird. Hallie kümmert sich um ihren schwer traumatisierten Mitschüler. Zusammen mit ihrem Freund Neil Gallagher gehen sie durch dick und dünn. Jahre später werden Gus und Hallie ein Liebespaar, die ganze Welt scheint ihnen offen zu stehen. Doch ein großes Unglück am Strand von Race Point lässt ihre Träume wie Seifenblasen zerplatzen. Gus trifft nach dem Vorfall eine folgenschwere Entscheidung, indem er sich dazu entschließt Priester zu werden. Hallie kann ihn auch Jahre später nicht vergessen und so trifft es sie besonders hart, als sie erfährt, dass Gus des Mordes angeklagt wird. Die Beweislast ist erdrückend, doch kann Hallie ihm helfen?

"Die Schatten von Race Point" waren für mich 590 Seiten pures Lesevergnügen ohne einen Hauch von Langeweile. Die Handlung ist gut durchdacht und spannend aufgebaut bis zum Schluss. Und der ist wirklich super. Meistens kann man ja schon im hinteren Teil des Buches Vermutungen anstellen, wie die Geschichte ausgeht. Doch das ist hier nicht der Fall. Die Autorin hat es geschafft, ein absolut überraschendes Ende des Buches zu schreiben. Ich muss schon sagen, solch eine perfekte Auflösung der Handlung habe ich bisher selten gelesen. Klasse.

Auch der Schreibstil ist mitreißend und flüssig. Kurzum einfach mit Sogwirkung. Die Charaktere sind detailliert und gut ausgearbeitet. Ich konnte sie mir beim Lesen super vorstellen. Besonders Gus hätte ich manchmal am Liebsten geschüttelt, damit er erkennt wie sehr er doch manipuliert wird.

Insgesamt habe ich diesen Roman sehr gerne gelesen, weil er so abwechslungsreich ist. Patry Francis vereint verschiedene Komponenten miteinander, so ist das Buch eine Liebes- und Familiengeschichte, aber auch ein Krimi. Sehr zu empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2017
Ich, Eleanor Oliphant
Honeyman, Gail

Ich, Eleanor Oliphant


ausgezeichnet

Eleanor Oliphant hat in ihrem Leben früh gelernt, dass man am besten dran ist, wenn man sich nur auf sich selbst verlässt. Ihre Mummy hat ihr das einst eingetrichtert und auch mit knapp dreißig Jahren hat sich an dieser Einstellung nichts geändert, doch das macht das Leben auch ziemlich einsam. Jeder Tag ist gleich geregelt: Arbeit, Nachhausekommen, stets das Gleiche essen, am Wochenende trinkt sie sich mit ihrem einzigen Freund namens Wodka in den Schlaf, um die schlimmen Gedanken zu unterdrücken. Mit Freunden ausgehen und Spaß zu haben ist für sie undenkbar. Doch dann verliebt sie sich und wagt sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus, um ihrer großen Liebe entgegenzutreten. Dabei lernt sie nicht nur die Welt kennen, sondern entdeckt sich selbst langsam wieder neu und die Dinge, die im Leben wirklich zählen: Hoffnung, Liebe, Ehrlichkeit und vor allem Freundschaft.

"Ich, Eleanor Oliphant" ist ein ganz besonderes Buch, das die Geschichte einer einzigartigen Protagonistin erzählt, die noch lange in Erinnerung bleiben wird und von mir deshalb fünf Eier bekommt. Eleanor Oliphant ist genauso ungewöhnlich, wie es der Name bereits andeutet. Ihr Wesen ist schwer in Worte zu fassen, doch wenn man eins definitiv sagen kann, dann ist es die Tatsache, dass sie absolut unvorhersehbar ist. Selbst gegen Ende, als man schon ein Teil ihrer Gedankenwelt zu sein glaubt, überrascht sie den Leser vollkommen mit ihrer unkonventionellen Art, sodass auf ein anfängliches Stirnrunzeln ein mittlerweile gewohntes Schmunzeln folgt. Eleanors schrecklich traurige und unglaublich berührende Geschichte lässt niemanden kalt, im einen Moment würde man sie am liebsten schütteln, um sie zur Vernunft zu bringen, nur um sie bereits wenige Minuten später tröstend in die Arme zu nehmen. Schon von Beginn an wird deutlich, wie schwierig die Beziehung zu ihrer Mutter ist, wenngleich man nicht auf Anhieb das wahre Ausmaß versteht. Einmal die Woche ruft diese an und redet Eleanor ein, wie schlecht sie doch sei und dass sie es nicht verdiene, wertvolle Luft zu atmen, was ich jedes Mal erneut schrecklich zu lesen fand, denn es gelingt einem einfach nicht, sich auf diese Grausamkeiten innerlich vorzubereiten. Erst als Eleanor während eines Konzerts einen Musiker auf der Bühne sieht, der sie verzaubert, scheint sie sich ihrer Einsamkeit bewusst zu werden, aus der sie nun zu entfliehen versucht, um das Herz ihres Angebetenen zu gewinnen. Neue Kleidung, eine neue Frisur und Make-Up, um die Narben in ihrem Gesicht zu bedecken, sind ihre ersten Schritte aus dem Schneckenhaus. Durch einen Zufall ist sie mit ihrem Kollegen Raymond genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um einen älteren Mann vor dem Tod zu bewahren, welcher sich anschließend mit aller Herzlichkeit bei den beiden bedankt und sie bei mehreren Feierlichkeiten in den Kreis seiner Familie einführt. Zunehmend knüpft Eleanor trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund ihrer herrlich schrulligen Art Kontakte, wobei sie sich mit dem offenherzigen Raymond nach anfänglicher Ablehnung ihrerseits besonders gut versteht, denn er begegnet ihr ohne Vorurteile und zeigt echtes Interesse an ihrem Leben und Wohlbefinden, was absolutes Neuland für die bisher sehr zurückgezogen lebende Eleanor ist. "Ich, Eleanor Oliphant" ist ein ganz besonderes Buch über Freundschaft und die wichtigen Dinge im Leben, das mit skurrilem britischen Humor sowie einzigartigen Charakteren punktet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.