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anette1809 - katzemitbuch.de
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2014
Filmrezepte
Struck, Thomas; Laudenbach, Karin

Filmrezepte


ausgezeichnet

"Filmrezepte" beinhaltet 25 Menüs, die von den schönsten kulinarischen Filmen inspiriert wurden, d.h. es sind keine Rezepte enthalten, die tatsächlich in den Filmen gekocht und serviert werden, sondern Menüs, die dreizehn Spitzenköche zu den Filmen konzipiert und gekocht haben.

Das Buch ist durchaus ein Augenschmaus für Cineasten, noch mehr jedoch für ambitionierte Hobbyköche, da die vorgestellten Rezepte weit mehr dazu einladen, dass man sie im Restaurant bestellen möchte, als das man sich selbst in die Küche stellt zum Nachkochen, wobei das nicht heißen soll, dass die Gerichte nicht nachkochbar sind, aber es ist in der Regel keine Alltagsküche, sondern eine gehobene Küche, die hier präsentiert wird (z.B. Halbwilde Ente mit geschmorten Gewürzfeigen, Hummer Dim Sum). "Filmrezepte" ist sowohl von der Rezeptauswahl als auch von der Aufmachung ein Sternekochbuch: ein Eyecatcher ist allein schon der goldglänzende Hardcovereinband, auf Grund dessen man diesem Kochbuch einen Kochbuch-Oscar verleihen möchte. Ein Lesebändchen und qualitativ hochwertige und großformatige Fotos der Gerichte sowie der vorgestellten Filme im Inneren des Buches bestätigen und unterstreichen den ersten vielversprechenden Eindruck der Aufmachung.

Die Filmauswahl ist genauso abwechslungsreich wie die Rezepte, zu denen sie die Köche inspiriert haben. Neben Klassikern wie "Das große Fressen" sind auch Filme neueren Datums enthalten wie "Kochen ist Chefsache" und gemäß der Rubrik "Köche von Morgen" auch Filme, die unseren Nachwuchs ansprechen wie "Ratatouille" oder "Der fantastische Mr. Fox".

Das Buch ist unterteilt in die Kategorien:

Savoirvivre
Benvenuti a tavola
Harmonie mit Stäbchen
Gedankenfutter
Köche von Morgen

Die Filme sind genau wie die vorgestellten Rezepte sehr großzügig in Bild und Text präsentiert.

Auf der Verlagsseite kann man einen Blick auf einige ausgewählte Fotografien des Buches werfen: http://www.callwey.de/buecher/filmrezepte/

Ein wahrer Augenschmaus und wer gerne auch am heimischen Herd exklusive Gerichte kocht, findet mit "Filmrezepte" auch einen Gaumenschmeichler, der vielerlei Gerichte von Vorspeisen über Hauptgerichte bis hin zu Desserts beinhaltet.

Im Buch findet man sich trotz der Vielfältigkeitsehr gut zurecht dank des übersichtlichen und detaillierten Inhaltsverzeichnis gleich am Anfang des Buches. Dem Film- und Rezeptteil schließen sich zudem Register der Köche, Rezepte und Filme an.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2014
Fingerfood
Kempe, Christina

Fingerfood


sehr gut

Titel und Coverfoto suggerieren einen anderen Inhalt als den, mit dem man letztendlich konfrontiert wird. Der über dem Inhaltsverzeichnis platzierte Titel im Buchinneren passt da schon besser: "Häppchen, Tapas & Fingerfood", denn die Rezepte in diesem Buch kann man nur zum Teil dem klassischen Fingerfood zuordnen. Desserts zum Auslöffeln oder Salate, für die man zum Essen Besteck benötigt, gehören für mich eigentlich nicht in die Rubrik Fingerfood.

Von diesem Umstand abgesehen, weiß die Rezeptauswahl größtenteils zu überzeugen:
* Handlich
- Fingerfood & kleine Snacks
- Blitz-Häppchen mit Dips & Co.
* Aromatisch
- Marinierte Häppchen
- Aus dem Ofen - Cracker, Grissini & Brot
* Knusprig
- Feines für Drunter & Drüber
- Bestes aufs Brot - eine bunte Auswahl
* Edel
- Zum Löffeln & Gabeln
- Lust auf Erfrischung
* Süß & fruchtig
- Mini-Desserts zum Abschluss
- Süßes Ende - extraschnell gemacht

Wer auf der Suche nach klassischem Fingerfood ist, wird am ehesten in der Rubrik "Handlich" fündig, wobei hier auch Salatrezepte zu finden sind. In den folgenden Kapiteln wird es recht edel und das Buch eignet sich mit seiner Rezeptauswahl eher als Fundgrube für Amuse Gueules oder raffinierte Desserts für ein mehrgängiges Menü oder ein Büfett mit gehobenen Ansprüchen, wobei hier jedoch für mich insofern ein Bruch besteht zwischen Zutatenliste und Rezept, dass die meisten Fingerfood-Rezepte aus Teigwaren mit Fertigware vorgestellt werden (TK-Blätterteig usw., ich hätte mir zumindest die Rezepte zur Teigherstellung gewünscht, um selbst entscheiden zu können, ob ich die selbstgemachte oder die zeitsparende Variante wähle).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2014
Mama-Alarm
Lauffer, Tina B.

Mama-Alarm


ausgezeichnet

Grundlage für dieses Buch bildete Tina Birgitta Lauffers Kolumne "Von, mit und für Mamas", die sie auf ihrer Webseite schrieb, damit surfende Mamas auch etwas vom Besuch der Webseite hatten, auf der die Autorin Geschichten, Ausmalbilder und Lieder für Kinder anbietet.
"Mama-Alarm" ist kein Ratgeber, sondern eine Ansammlung von Anekdoten, sie sich bei Tina Birgitta Lauffer im Laufe der Jahre als Mama ansammeln, und die fast jede Mama in der einen oder anderen Form schon einmal selbst erlebt hat. Die Schwangerschaft, die Zeit in der Krabbelgruppe, der Kindergarten, der erste Urlaub mit Kind... Beim Lesen kommt man aus eifrigen und zustimmenden Kopfnicken und Grinsen kaum heraus, aber es gibt auch ernstere Themen, mit denen sich die Autorin beschäftigt oder Probleme, mit denen man als Mama in unserer Gesellschaft konfrontiert wird, bei denen man beim Lesen erleichtert denkt "hach, wie gut, dass ich mit diesem Problem nicht allein bin", denn - auch dieses Phänomen spricht Tina Birgitta Lauffer an - die Mamas/Papas/Omas... mit denen man Kontakt pflegt, haben ja meistens Wunderkinder zu Hause, und können sich nicht in die Lage versetzen von solchen Mamas, deren Kinder erst mit 3 Jahren trocken werden und bei der Einschulung noch nicht fließend lesen können ;) Des weiteren ist es erleichternd zu lesen, dass auch andere keine Übermamas sind, sich durchaus mal vom Kind breitschlagen lassen, dass es länger fernsehen oder später ins Bett gehen darf, und dass es durchaus legitim ist, wenn man ab einem gewissen Alter keine Rollenspiele mehr spielen mag.
Das Buch ist eine sehr lustige und befreiende Lektüre für Mamas, die kurzen Episoden machen unheimlich viel Spaß. Wer manche Situationen noch nicht selbst erlebt hat, dem kommt einiges stellenweise vielleicht überspitzt vor, aber wer die geschilderten Episoden aus eigener Erfahrung kennt, weiß: Mama sein ist tatsächlich so verrückt und großartig, wie Tina Birgitta Lauffer erzählt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2014
Das wilde Määäh / Das wilde Mäh Bd.1
Walder, Vanessa

Das wilde Määäh / Das wilde Mäh Bd.1


ausgezeichnet

Jeder kennt wahrscheinlich ein schwarzes Schaf, oder den Wolf im Schafspelz, aber ein Schaf, das unter Wölfen aufwächst?
Ham ist ein Wolf, aber einer, der die spitzen Eckzähne auf dem Kopf hat und am liebsten saftige Blätter jagt und wenn er den Mond anheult klingt es wie... MÄÄÄH!

"Im Wald", "Auf der Suche" und "Auf dem Bauernhof" erzählt Vanessa Walder die Geschichte von Ham, der ganz anders als seine Geschwister ist mit denen er zusammen aufwächst und deshalb gerne in Erfahrung bringen möchte, wer denn seine leiblichen Eltern sind.
Das irgendwas mit ihm nicht stimmt, merkt man schon im Wald, welcher Wolf freundet sich denn mit einem Reh an - das ist doch FRESSEN! Aber das Familie nicht nur eine Sache des Blutes ist, erfahren seine Ziehgeschwister tagtäglich, denn obwohl Ham nicht mit auf die Jagd nach Fleisch geht, kümmert er sich um andere Belange des Rudels. Und das die leibliche Familie nicht immer die dicksten Bande besitzt, muss Ham erfahren als er auf dem Bauernhof seiner Herkunft auf die Spur kommt.
Vanessa Walder und Zapf spielen mit Wort- und Bildwitz, so dass die Geschichte vom "Wilden Määäh" nicht nur Werte von Freundschaft und Familie vermittelt, sondern vor allen Dingen Spaß macht. Der Witz kommt bereits in den Kapitelüberschriften zu tragen, wo mit tierischen Sprichwörtern gespielt wird, wie beispielsweise "Da wächst kein Schaf mehr" oder "Der Huf der Wildnis".
Am Ende schließt sich der Kreis und Ham kehrt von seiner abenteuerlichen Suche nach seinen Wurzeln zu seinem Rudel in den Wald zurück mit der Erkenntnis, dass es nicht das Wichtigste ist, von wem er abstammt, dass es nicht das Wichtigste ist wie sich andere Wölfe oder Schafe verhalten, sondern dass es das Wichtigste ist, dass er ist was er ist.

Ich bin Ham,
mal Wolf, mal Lamm.
Wie's mir gefällt, so nenn ich mich.
Denn innendrin bin ich... bloß ich.

Aber Ham wäre nicht Ham, wenn es nicht noch weitere Sachen für ihn zu entdecken gäbe, und so lässt sich auf der letzten Seite das nächste Abenteuer schon erschnuppern...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2014
Wanted. Ja. Nein. Vielleicht.
Hach, Lena

Wanted. Ja. Nein. Vielleicht.


ausgezeichnet

Manchmal ist das Leben gar nicht so leicht oder auch so schwer, wie es den Anschein hat...

Der fünfzehnjährige Finn wird ausgerechnet zum Beginn der Sommerferien von seiner Freundin Sofie verlassen. Laut ihrer Aussage ist er ein ganz Lieber, hat aber nichts Eigenes. Zum Glück hat Finn noch seinen besten Freund Moritz, der ruft nämlich das ALK-Programm ins Leben = Anti-Liebeskummer-Programm, um Finn auf andere Gedanken zu bringen. Wobei ein Freund, der einen zwanghaft aufmuntern will, Eltern, die der Meinung sind, dass Rausgehen und Aktivitäten nachgehen das Beste gegen Liebeskummer ist und eine kleine Schwester, die die Exfreundin vermisst, einem das Leben in so einer Situation eher schwerer als leichter machen. Und wenn man auf die gutgemeinten Ratschläge hört und vor die Tür geht, läuft einem natürlich besagte Exfreundin über den Weg und alle Ablenkung ist im Eimer. Eine Sache gibt es aber doch, die Finn von den Gedanken an Sofie ablenkt: überall in der Stadt findet er plötzlich verrückte Abrisszettel und eines Tages sieht er auch das Mädchen dazu. Sie kennenzulernen ist für ihn nicht einfach, im Gegensatz zu seinem Freund Moritz ist er nicht der Typ der offen auf andere zugeht und die Initiative ergreift. Sich mit dem Zettelmädchen Lara anzufreunden und ihr Vertrauen zu gewinnen stellt sich als noch schwieriger heraus. Vor allem, da Finn noch eine ganze Weile braucht, um sich darüber im Klaren zu werden, ob er immer noch Sofie liebt und zurückhaben will oder doch Lara, das Mädchen mit den Abrisszetteln?

"Wanted. Ja. Nein. Vielleicht." ist eine ganz besondere Geschichte über die Liebe, Freundschaft, Familie, Bindungs- und Verlustängste. Was als leichte Geschichte über Liebeskummer im Teenageralter beginnt, entwickelt sich zu einer unwahrscheinlich tiefgehenden Story, bei denen der Leser persönliche Einblicke in das Leben der Protagonisten erhält und sich das Innerste nach Außen stülpt. Dabei geht es um weit mehr als Teenagerprobleme oder Liebeskummer. Man begleitet Finn, Moritz, Lara, Sofie und ihre Familien zwar nur 153 Seiten lang, trotzdem schafft es Lena Hach ihnen eine unglaubliche Tiefe mitzugeben, die den Leser mithoffen, -leiden, -lachen und -trauern lässt. Die Probleme, die Menschen nach außen hin offen tragen, sind meistens nur ein Schleier, der die wirkliche Schwere verbirgt und der von den eigentlichen Problemen ablenken soll. Die enge Bindung zu den einzelnen Figuren gelingt der Autorin nicht zuletzt deshalb so gut, weil die Geschichte im Wechsel sowohl aus der Ich-Perspektive von Finn als auch von Lara erzählt wird. Zudem lebt die Umgebung durch das pulsierende Lokalkolorit der Stadt Berlin, die Geschichte wird noch zusätzlich greifbar durch die aktuellen Bezüge von Filmen oder Musik, die sich die Protagonisten gemeinsam ansehen oder -hören.

Lena Hach schafft es ihre Leser so abzuholen, dass man - zumindest wenn man in Berlin wäre - erwartet an der nächsten Litfaßsäule oder am nächsten Baum auf einen von Laras Abrisszetteln zu stoßen.

Das Ende - oder der Anfang - von Finns und Laras Geschichte ist einfach wunderbar, so wunderbar schön, dass sich die Frage:
- Solltet ihr dieses Buch lesen? Ja. Nein.Vielleicht. -
Nur mit einem lauten JAAA beantworten lässt! Ihr müsst unbedingt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2014
Köttbullar & Co - Kinderleichte Rezepte aus Schweden
Göransson, Lena

Köttbullar & Co - Kinderleichte Rezepte aus Schweden


ausgezeichnet

Nach "Backen wie in Bullerbü" ist mit "Köttbullar & Co." der zweite Streich der Autorin Lena Göransson im Südpol Verlag erschienen. Mit Kristina und Johnny Franzén ist wieder das gleiche Layout- und Fotografenteam am Start.

Wie bei "Backen wie in Bullerbü" ist die Rezeptauswahl zwar überschaubar, aber dafür durchweg so präsentiert, dass die Kinder das Zepter in der Küche - bis auf minimale Unterstützung durch Erwachsene (z.B. Backblech in den heißen Ofen schieben, Grill anzünden) - alleine schwingen können:
* Eier kochen
* Fluffiges Rührei
* Käse-Schinken-Omeletts
* Arme Ritter mit Beeren
* Pfannkuchen
* Blaubeerküchlein
* Plusterecken
* Salat mit eigenem Dressing
* Käse-Schinken-Pie
* Tortillawraps
* Bunter Nudelsalat
* Schwedische Käsesuppe
* Blitz-Pizza
* Backofen-Lachs
* Hamburgersoße
* Super-Sesam-Burger
* Gefüllte Ofen-Fleischwurst
* Grill-Party
* Ratz-Fatz-Grillsoße
* Tomatensoße für Nudelfans
* Mini-Feta-Frikadellen
* Spaghetti mit Hackfleischsoße
* Kartoffelpüree
* Köttbullar mit Preiselbeeren
* Falscher Hase

Das Buch führt die Stärken aus dem Backbuchvorgänger fort. Wieder einmal wirkt das Layout sehr familiär und kindgerecht. Besonders herzig finde ich es, dass die Kinder, die die Rezepte ausgesucht und nachgekocht haben im Vorwort bereits mit Fotos und Namen vorgestellt werden, das verleiht dem Buch eine ganz persönliche Note.
Die Rezepte sind ausführlich auf 1-2 Seiten in Text und Bild aufgeführt, so dass auch Kinder, die noch nicht oder nur wenig lesen können, die Zutaten zusammensuchen und die Rezepte Schritt für Schritt nachvollziehen können.
An jedem Rezept ist vermerkt, wieviele Portionen oder Stück aus den angegebenen Zutaten entstehen und Tipps und Fotos der fertig zubereiteten Speisen geben Anregungen für individuelle Dekorationen oder Abwandlungen.
Trotz der überschaubaren Rezeptauswahl ist für jeden Geschmack etwas dabei: ob süß oder pikant, mit oder ohne Fleisch, kalt oder warm. Einfache Grundlagen und Beilagen aus einem Grundnahrungsmittel bauen sich von Rezept zu Rezept auf zu einem kompletten und vielseitigen Mittag- oder Abendessen.

Mit "Köttbullar & Co." zeigt Lena Göransson, dass auch Kochen keine Hexerei ist und man sich viele Leckereien schon ohne Mama oder Papa zubereiten kann - vielleicht überrascht ihr ja mal eure Eltern und kocht für die ganze Familie? Dank der vielseitigen Ideen in diesem Buch kann das sowohl ein Familienfrühstück als auch ein Mittagessen sein, da werden die Erwachsene große Augen machen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2014
Half Bad - Das Dunkle in mir / Half Life Trilogie Bd.1
Green, Sally

Half Bad - Das Dunkle in mir / Half Life Trilogie Bd.1


sehr gut

An sich ist nichts weder gut noch schlecht;
das Denken macht es erst dazu.

William Shakespeares, Hamlet

"Das Dunkle in mir" ist der Auftakt zu einer fantastischen Trilogie, in der Sally Green das Erbe des Hexens thematisiert als gesellschaftliche Bestimmung oder Vorbelastung, da das Erbe der schwarzen Hexen als Böse angesehen wird. Der Hexer wird reduziert auf die Gene, die er in sich trägt, auf die Vorfahren, von denen er abstammt. Wie im Holocaust, als die Juden ihren Glauben mit dem Davidstern nach außen hin zeigen mussten, wird hier der Junge Nathan, der halb weiß, halb schwarz ist, dazu verdammt eine Codierung zu tragen, die offen zeigen soll, dass er ein Halbcode ist und neben dem Erbe des Weißen Hexen auch das der Schwarzen in sich trägt.

Sally Greens Debüt beginnt sehr emotional fesselnd aus der Sicht Nathans, die Sprache wirkt sehr reduziert und einfach, Nathan hat Probleme mit dem Lesen und Schreiben und dies vermittelt auch die Geschichte aus seiner Sicht. Trotz der sperrigen Erzählweise ging mir aber gerade der Einstieg in die Geschichte sehr nahe, da nicht intensiver und näher als aus der des Betroffenen die Situation geschildert werden kann. Und vor allem tut es weh, die Ablehnung eines Menschen aus der eigenen Familie zu erfahren. Nathans Vater - der Schwarze Hexer Marcus - lernt man zunächst nur aus Erzählungen kennen, er hat den ersten Mann von Nathans Mutter und Vater von Nathans Halbgeschwistern getötet. Nathans Mutter hat Selbstmord begangen. Nathans Großmutter, seine Schwester Deborah und sein Bruder Arran lieben Nathan und nehmen ihn vorurteilslos an, aber seine Schwester Jessica ist erfüllt von Hass gegen ihn und lastet ihm den Selbstmord ihrer Mutter an.

"Nein, das bist du nicht. Das ist dein Körper, das bist nicht du. Dein wahres Ich hat nichts mit einem Schwarzen Hexer zu schaffen. Du hast einige von Marcus' Genen in dir und einige von Sabas Genen. Aber das ist körperlich. Und die körperlichen Dinge, die Dinge, deine Gabe, sie sind nicht das, was dich zu einem Schwarzen Hexer macht. Daran musst du glauben. Es ist die Art, wie du denkst und wie du dich benimmst, die zeigt, wer du bist. Du bist nicht böse, Nathan. Nichts an dir ist böse. [...]" (S.126)

Leider konnte mich "Das Dunkle in mir" nach dem starken Einstieg nicht mehr völlig begeistern. Sally Green verliert ein wenig den roten Faden, nachdem sich die Geschichte nicht mehr auf Nathans Familie oder die Einzelhaft in Nathans Gefangenschaft bei einer Weißen Hexe konzentriert. Nachdem Sally Green mit Nathans Familie wirklich starke Charaktere geschaffen hat und den mutigen sprachlichen Einstieg gewählt hat, der das Innere Nathans so offen dem Leser darlegt, fehlt ab der Mitte des Buches das, was den Beginn so besonders gemacht hat.
Sally Greens Stärke ist die Grundidee ihrer "Half Bad"-Trilogie und die Fokussierung auf einzelne Charaktere, in der Ausarbeitung der Dramaturgie und der Vielzahl der Charaktere, die im Laufe der Handlung dazustoßen, verliert sich leider das gewisse Etwas von Nathans Geschichte. Ich hoffe, Sally Green gelingt es mit den Fortsetzungen, dass ich wieder das Besondere fühle, das Eingesogen werden in Nathans Welt, das Eins sein mit Nathan. Sally Green hat ein Wahnsinnstalent, den Leser an ihre Hauptfigur zu binden, man fühlt eine sehr intensive Empathie zu Nathan. Nun muss es ihr nur noch gelingen, den Radius zu vergrößern, denn über die Komplexität der Handlung verliert sich dieses Können in ihrem Debüt leider noch etwas.

Trotz vorhandener Schwächen beinhaltet der Auftakt zur Half Life Trilogie einen äußerst interessanten und lesenswerten Aufhänger, der Kritik an der Gesellschaft übt in einer fantastischen Verkleidung. Die Parallelen zu unseren Problemen in der Gegenwart oder der näheren Vergangenheit sind unüberlesbar und damit bietet Sally Greens Debüt viel Diskussionsstoff.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2014
Elf Freunde müsst ihr sein
Drechsel, Sammy

Elf Freunde müsst ihr sein


ausgezeichnet

Nach dem Hörgenuss von "Elf Freunde müsst ihr sein" kann ich mir gar nicht erklären, warum ich als Fan nostalgischer Schulgeschichten wie dem fliegenden Klassenzimmer von Erich Kästner oder der Feuerzangenbowle von Heinrich Spoerl bis vor kurzem von dieser Geschichte nie etwas gehört hatte.
Auch wenn von der Thematik der liebste Ballsport der Deutschen im Vordergrund steht, so ist diese Geschichte doch ein Muss selbst wenn man mit dieser Sportart nur wenig bis gar nichts anfangen kann, da ähnlich wie im Klassiker "Das fliegende Klassenzimmer" die Gemeinschaft und der Zusammenhalt der Jungs im Vordergrund steht. Zudem erfährt man in dieser Geschichte auch Dinge über ihren familiären Hintergrund, die Unterstützung oder auch die Skepsis ihrer Eltern oder Lehrer, was ihre Passion Fußball betrifft und genießt das nostalgische Flair und den Lokalkolorit des Berlins der 30er Jahre.
Zugegebenermaßen hatte ich am Anfang meine Startschwierigkeiten in die Geschichte einzufinden, da man sich zunächst in die vielen Namen der Jungs, der damaligen bekannten Fußballspieler und Mannschaften einhören muss, aber dieses "Problem" wurde gut gelöst, indem im Booklet zum Hörbuch ein Personen-Verzeichnis gelistet wurde, wo man die Namen nachlesen kann.
Dieter Hildebrandt als Erzähler für Sammy Drechsels Geschichte mit autobiografischen Zügen passt wie die Faust aufs Auge - oder in diesem Fall wohl besser: wie der Ball ins gegnerische Tor ;) Er liest die Erzählung mit solchem Schmiss, dass man sich zeitweise nicht wie beim Hören eines Hörbuchs fühlt, sondern als würde man live vor dem Radio bei den Spielen der Berlin-Wilmersdorfer Schulmannschaft mitfiebern.
Auf der Hörbuchausgabe ist keine Angabe darüber zu finden, ob die Lesung gekürzt oder ungekürzt ist. Laut dem Eintrag bei Wikipedia ist es eine gekürzte Fassung. Ich kenne die Buchausgabe nicht um einen direkten Vergleich abgeben zu können, aber mir kam es nicht so vor, als würden wesentliche Details fehlen.
Das nostalgische Flair wird noch unterstrichen durch das Originalcover der Erstausgabe und die Beibehaltung der alten Rechtschreibung. Das Ende der Geschichte enthält schon einen gewissen Pathos mit Bezug auf den Ursprung des Spruchs "Elf Freunde müsst ihr sein, wenn ihr Siege wollt erringen", aber es ist so passend für die ganze Erzählung, zu der Zeit, in der sie spielt, und so ein schönes Denkmal für die Freundschaft der Jungs und ihre Dankbarkeit für die Unterstützung, die sie auf ihrem Weg zur Berliner Schulmeisterschaft durch die Erwachsenen erfahren.
Wie Eingangs erwähnt: an wem dieser Jugendbuchklassiker bislang vorüber gegangen ist und Geschichten wie "Das fliegende Klassenzimmer" liebt, der sollte diese Lücke aber schleunigst schließen - nicht umsonst erscheint die Buchausgabe seit 1955 im Thienemann Verlag und auch die Hörbuchfassung erfährt völlig zurecht eine Neuauflage im Fußball-WM-Jahr 2014. Erwachsene Leser und Hörer werden sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlen und trotz aller Nostalgie enthält die Geschichte so viel Spannung und zahlreiche zeitlose (und ohne den moralisch erhobenen Zeigefinger vermittelten) Werte, dass sie auch kleine Leser und Hörer begeistern wird!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2014
Abacus ABA09121 - Anno Domini: Fussball, Schätzspiel, Quizspiel

Abacus ABA09121 - Anno Domini: Fussball, Schätzspiel, Quizspiel


ausgezeichnet

Vom Spielprinzip ist Anno Domini denkbar einfach:
Ereignisse - passend zum Thema der jeweiligen Edition - müssen in die richtige zeitliche Reihenfolge gebracht werden.
Jeder der 2-8 Mitspieler bekommt 9 Karten aus dem Deck zufällig zugeteilt. Anschauen der Rückseite ist streng verboten, denn hier versteckt sich das "Anno Domini", in dem das Ereignis eingetreten ist.
Beim Auslegen der Karten spielt (Fach-)Wissen eine eher untergeordnete Rolle, so muss man kein Spezialist in dem gewählten Thema sein, um Chancen auf den Sieg zu haben. Taktik, die Fähigkeit überzeugend zu bluffen und ein gewisses Gespür für die Mitspieler sind in diesem Spiel viel wichtiger.

Das Spiel ist sehr lustig durch die Skurrilität einiger ausgewählter Ereignisse, aber auch lehrreich. Gerade mit Editionen wie Erfindungen oder Kunst kann man die Allgemeinbildung auffrischen oder erweitern.

Die Anno Domini Editionen befinden sich in einer sehr kompakten Schachtel, in der die Spielanleitung und 340 Karten passgenau untergebracht sind. Durch das kleine Format eignen sie sich hervorragend für unterwegs. Die Karten müssen für das Spiel zwar ausgelegt werden, aber durch ihr kleines Format reicht da schon eine freie Ecke auf einer Bank oder Picknickdecke, oder die Ablagen oder Tische, die man während einer Bahnfahrt zur Verfügung hat.
Zudem sind die einfachen und kurz gehaltenen Spielregeln schnell auch an Neueinsteiger in das Spiel erklärt, man muss sich nicht mit Proberunden oder langen Ausführungen aufhalten, sondern kann sofort in den Spielspaß einsteigen.

Obwohl - oder vielleicht gerade weil - ich mich nur wenig für Fußball interessiere, hat mir die Fußball-Edition viel Spaß gemacht. Anno Domini ist eine witzige und kurzweilige Möglichkeit sich mit Themen zu befassen, mit denen man sonst wenig in Berührung kommt. Ich kann nun zumindest mit einigem Fußball-Wissen gegen meine fußballbegeisterten Arbeitskollegen auftrumpfen, von denen DIE vorher nicht mal was wussten :D

Durch die großartige Preis-Leistung und die enorme Bandbreite, die die Editionen mittlerweile bieten (z.B. Erfindungen, Kunst, Natur, Sport, Gesundheit) bietet des Konzept von Anno Domini nahezu unendlichen Spielspaß. Und wem ein Spieleabend mit einem Genre zu eintönig ist, kann problemlos die Karten eines Spieldecks mit jedem anderen aus der Anno Domini Reihe mischen.
Die Editionen sind jeweils in einer anderen Farbe und die Titel in einem zum Thema passenden Layout ausgeführt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.