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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2022
Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1
Vöhringer, Sabine

Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1


sehr gut

Angenehm spannende Krimiunterhaltung mit schönem Frankreichflair
Der Kriminalroman "Schatten über Saint-Tropez" ist der erste Fall für Conny von Klarg von Sabine Vöhringer, der im Goldmann Verlag erscheint.

Journalistin Conny von Klarg ist gerade frisch getrennt von ihrem Freund Félix und fährt für einen Reisebericht nach Saint-Tropez. Dort möchte sie ihre mütterliche Freundin und Hotelbesitzerin Simonette besuchen, doch statt sie im Hotel anzutreffen, befindet sich Simonette wegen Mordverdachts an Milliardär Henri Moreau in der Gendarmerie. Conny ist von Simonettes Unschuld überzeugt und sucht nach entlastenden Beweisen und den wahren Hintergründen des Mordfalls. Dabei stösst sie unter den Bewohnern des Küstenstädchens auf eine Mauer des Schweigens. Welche alten Geheimnisse sollen hier verborgen bleiben?

Bei diesem Krimi habe ich mich einerseits auf die wunderbare Kulisse der südfranzösichen Landschaft gefreut und außerdem auf das Kennenlernen der neuen Ermittlerin Conny von Klarg.

Conny möchte ihrer alten Freundin Simonette helfen, doch die verschweigt ihr wichtige Informationen. Was hat sie zu verbergen und welches Geheimnis möchte sie nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen lassen? Es ist ein etwas verzwickter Fall, weil viele Figuren involviert sind, die jeweiligen Beziehungen nicht auf Anhieb zu durchschauen sind und man nicht einschätzen kann, wer hier welche Interessen vertritt. Da gibt es Grundstücksspekulanten, die nur an ihren Profit denken und außerdem sorgen verschwundene Kunstwerke für große Fragezeichen. Ist Simonette an diesen Machenschaften beteiligt, Conny kann sich das nicht vorstellen. Aber wer hat den Milliardär Henri Moreau dann auf dem Gewissen?

Bei ihren Ermittlungen bringt sich Conny selbst in Gefahr, scheinbar bleiben ihre Nachforschungen nicht unbemerkt und dann taucht auch noch ihr Ex Félix wieder auf und ist ebenfalls im Fall unterwegs.

Der Fall ist von der Grundidee her interessant angelegt, leider entwickelt sich die Handlung durch einige Zeitsprünge und zahlreiche manchmal zu ausführlich eingebaute Nebenfiguren anfangs recht wirr. Diese unterschiedlichen Personen gedanklich zu ordnen hat mir den Einstieg in die Geschichte etwas erschwert und nur wenige sind für die Handlung wirklich wichtig. Der Einblick in Connys Leben lässt uns erfahren, wie sie Félix kennengelernt hat. Ihre Beziehung scheint nicht so harmonisch zu laufen, wie es sich Conny erhofft hat. Das Wiedersehen wühlt nun alte Erinnerungen auf.

Der roten Faden wird durch die Mordermittlung bis zum Ende durchgehalten. Für unterhaltsame Momente sorgen die stimmungsvollen Beschreibungen von Land und Leuten, von Lavendelduft und Thymia, dem erwähnten Mistral und der Küche Südfrankreichs, die beim Lesen Urlaubsgefühle aufkommen lassen. Zu diesem Flair passen auch die erwähnten Gemälde namhafter Künstler, die sich von diesem schöne Fleckchen Erde für ihre Werke inspirieren ließen.

Die Auflösung des unblutigen Falls entblättert sich Stück für Stück, Sabine Vöhringer legt durch die vielen Personen immer neue Fährten, die sich dann durch neue Wendungen als nichtig erweisen. So wird es insgesamt spannend, aber es ist schwierig, eigene Lösungsmodelle zur Tat zu entwickeln. Trotzdem habe ich diesen Krimi bis zum Ende gefesselt verfolgt und bin gespannt, wie sich Conny in ihrem nächsten Fall schlagen wird.

Ein fesselnder Urlaubskrimi, der Sehnsucht nach Saint-Tropez aufkommen lässt und mit der unerschrockenen Conny einfach für gute Unterhaltung sorgt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2022
Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Bietet ein vielfältiges und wunderbar fesselndes Lesevergnügen

In Hamburg befindet sich 1911 der größte Auswandererhafen Deutschlands. Die Ärztin Anne Fitzpatrick und die angehende Lehrerin Helene Curtius kümmern sich um das Wohl vieler armer Familien. Besonders die Kinder sind oft die Leidtragenden. Eine Reihe mysteriöser Todesfälle durch Vergiftung lässt Kommissar Berthold Rheydt aktiv werden. Aber wer könnte etwas gegen diese Menschen haben?

Nachdem mich der Auftakt der Reihe begeistert hat, stürzte ich mich voller Interesse in Band 2 und wurde nicht enttäuscht. Henrike Engels ist erneut ein mitreißender Roman gelungen, der Liebe, Leid, Emanzipation, Neuanfang und den Wunsch Tausender Auswanderer nach einem besseren Leben Ausdruck verleiht.

Der Roman knüpft direkt an Band 1 an und es ist eine Freude, die starken Protagonistinnen Anne und Helene mit ihren gewohnten Eigenschaften und Charakterzügen wieder begleiten zu dürfen. Beide Frauen stellen sich gesellschaftlichen Normen entgegen und helfen Frauen und Kindern. Zu den Hauptfiguren gehört aber auch Kommissar Berthold Rheydt, dessen kriminaltechnischer Spürsinn und seine loyale Art mir bei der Aufklärung seiner Fälle gut gefallen haben.

Der flüssige, wunderbar situationsbeschreibende und bildhafte Erzählstil nimmt mich von Anfang an gefangen, hier wird nicht nur die Not der Auswanderer beschrieben, sondern gleichzeitig auch Annes und Helenes Erlebnisse und zeitbeschreibende Handlungen beschrieben und mit einer spannenden Krimihandlung unterlegt. So wird man von der Geschichte in einen Strudel voller Spannung hineingezogen, der bewegende Handlungen freilegt und in vielfacher Hinsicht einfach ein wunderbar fesselndes Lesevergnügen bietet.

Zum Thema Giftmorde möchte ich hier nichts verraten, die Aufklärung im Buch sollte man selbst verfolgen. Mich konnten auch die persönliche Entwicklung der Hauptfiguren überraschen, hier gibt es neue Aspekte, die gut unterhalten und die Leser:innen an die Geschichte binden.

Diese spannende und wunderbar zeitbeschreibende Fortsetzung der Hafenärztin-Reihe hat mich voll überzeugt und ich warte nun sehnsüchtig auf den im November 2022 erscheinenden 3. Band.

Bewertung vom 25.05.2022
Ein Bauch spaziert durch Venedig
Klink, Vincent

Ein Bauch spaziert durch Venedig


sehr gut

Venedig genießen mit allen Sinnen

Meisterkoch Vincent Klink geht mit diesem Buch auf kulinarische Entdeckungsreise in Venedig und zeigt uns nicht nur Kunst- und Kulturschätze, er gibt auch köstliche Einblicke in die sagenhaft köstliche venetianische Küche.

Klink reist in Richtung Venedig und nimmt uns mit in seine Stationen, Hotels und Reiserouten, die er in Wort und Bild unterhaltsam näher bringt. Er nächtigt in Südtirol, passiert die Dolomiten und schließlich spaziert er mit charmantem Plauderton durch Venedig. Dort beschreibt er anhand der Kirchen und Gebäude die Geschichte und kulturelle Entwicklung Venedigs und zeigt uns einige edle Hotels mitsamt ihrer Ausstattung und Besonderheiten. Dabei erwähnt er auch die illustren Gäste, natürlich nicht ohne die Köstlichkeiten der jeweiligen Küche zu erwähnen. Denn das ist ja sein Metier und so leidenschaftlich wie er kocht, so gern isst er auch. Dazu passt es, dass er gewissermaßen selbstironisch immer mal wieder seinen Bauch erwähnt. Daneben gibt er Anekdoten und Lebenseinblicke zu berühmtenr Dichtern und Malern (Tizian, Giotto, Tintoretto, Giorgione u.a.) zum Besten und man spürt das Lebensgefühl und die Historie so lebendig, als wäre man direkt vor Ort.

Ganz nebenbei werden einige Rezepte vorgestellt, die man der Cucina Veneziana, also der örtlichen Küche zuordnen kann. Pasta Fagioli, Risotto, Carpaccio, Pulposalat mit Limonenmarinade, geröstete Sepia, Vongole, Baccala Mantecato und einige weitere sind mitsamt der Zutatenliste und den Zubereitungshinweisen aufgeführt.

In einem Kapitel widmet sich Klink in seinen Ausfühungen insbesondere der venezianischen Küche.

Das Buch wird als kulinarisch verheißungsvolles Porträt Venetiens angekündigt und das kann ich voll und ganz unterschreiben. Es ist sehr unterhaltsam und ich konnte mir gut vorstellen, wie Vincent Klink doch etwas fußlahm entlang der sakralen Bauten durch Venedig läuft, müde auch vom reichhaltigen Essen samt Sambucca oder Wein.

Ganz nebenbei wird es interessant, denn die erwähnten Dichter, Denker und Künstler, sowie Promis sorgen für schöne Einblicke auf dieser Stadtführung, wo man Venedigs alte Architektur beschrieben bekommt. Man könnte das Buch als informativen und unterhaltsamen Reise- und Restaurantführer betiteln, wo sich Kunst-, Architektur- und Literaturinformationen neben kulinarischen Genüssen einfinden.

Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Meisterkoch so einen schönen Erzählstil besitzt und sich nicht nur der Küche Venedigs widmet, sondern sich darüber hinaus auch noch für Kunstschätze und Kulturelles interessiert und seinen Leser:innen näher bringt und damit dieses Buch in einen kulinarischen Reiseführer verwandelt. Irgendwie macht diese Lektüre nicht nur Sehnsucht nach Kunstschätzen und den schönen Gebäuden Venedigs, sondern auch sehr viel Appetit!

Bewertung vom 22.05.2022
Die Liebenden von Nizza
Laurin, Johanna

Die Liebenden von Nizza


sehr gut

Gut erzählter Unterhaltungsroman mit historisch bewegendem Kern

Kunstexpertin Romy wird im Auftrag von Monsieur Fauberge von Rechtsanwalt Adam Gold als Detektivin im Fall eines verschwundenen Gemäldes angefragt. Die Aufklärung von Raubkunst liegt ihr am Herzen und so willigt sie ein und reist nach Süd-Frankreich. Dort macht sie sich mit Adam auf die Spurensuche nach dem dritten verschollenen Bild eines Triptychons, dem Gemälde "Die Liebenden von Nizza". Die anderen zwei Bilder wurden bereits gefunden und sind in einem Museum zu sehen.

"Verschwenden Sie nicht ihr Leben, Romy. Das ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann. Leben Sie." Zitat Seite 185

Johanna Laurin hat mit "Die Liebenden von Nizza" einen wunderschönen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der einem verschwunden Gemälde auf die Schliche kommt, dass in den Wirren des 2. Weltkriegs in Südfrankreich verschwunden ist. Dabei lässt sie ihre Leser:innen in zwei Zeitperspektiven eintauchen. In der Gegenwart begleiten wir Kunstexpertin Romy und Anwalt Adam auf der Suche nach dem verschollenen Bild mit dem geheimnisvollen Liebespaar. Die Rückblenden führen in die Vergangenheit zwischen 1915 - 1944 und erfahren dort die Hintergründe zu Charlottes und Henris schicksalshaftem Lebensweg.

Ein sehr flüssiger, zeitbeschreibender und bildhafter Erzählstil führt durch die Handlung und fesselt bis zum Ende, um dort hinter das Rätsel und die Herausgabe des Bildes mitzuerleben. Auf atmosphärisch geschilderte Weise tauchen wir in die Zeit der Nazibesatzung und der Résistance ein und verfolgen die schreckliche Verfolgung jüdischer Menschen. Es ist ein bewegendes Bild, die Verwicklungen und Grausamkeiten der Figuren dieser Zeit mitzuerleben und es kommen einige Geheimnisse ans Licht.

Die Liebesgeschichte um Charlotte und Henri Fauberge, die Eltern von Romys Auftraggeber, wird mit der Entstehung des Gemäldes wunderbar erzählt. Die historischen Einblicke finde ich sehr schlüssig und für mich war dieser Handlungsstrang der interessantere, wobei auch die Herausgabe des Bildes sehr spannend gestaltet ist.

Dieser Roman wird eindringlich erzählt und die Vorgänge der Geschichte werden lebendig wiedergegeben. Ein wenig verliert sich für mich die Spannung im Mittelteil in den einigen Nebenhandlungen und ich konnte auch manchen Figuren nicht so nahe kommen, wie erhofft. Aber dennoch habe ich mit den Personen mitgelitten und mitgefiebert und ich habe die Schilderung der Schauplätze genossen.

Für alle Geschichtsinteressierten zeigt dieser Roman eine historisch interessante Reise nach Nizza, die mit einem Kunstraub und etwas Liebe für unterhaltsame Lesezeit sorgt. Die Bücher der Autorin kann ich allen sehr ans Herz legen.

Bewertung vom 21.05.2022
Dann lassen wir eben die Heizdecke weg! / Online-Omi Bd.17
Bergmann, Renate

Dann lassen wir eben die Heizdecke weg! / Online-Omi Bd.17


gut

Sparen ist eine Tugend und bald wieder ein neuer Trend

"Sparen ist ein bisschen aus der Mode gekommen, aber doch eine Tugend. Ich sage Ihnen: Sparen Sie in der Zeit, so haben Sie in der Not. Man kann an so vielen Dingen sparen: Strom, Benzin, Geld, Nerven … und manche könnten es sich auch sparen, zu allem ihren Senf dazu zu geben." Zitat Renate

Renate Bergmann ist eine Frau vom alten Schlag, sie gehört noch zu der Generation, die den einzelnen Pfennig ehrt und weiß, wie man Suppen streckt und mit wenig Geld über die Runden kommt. Vielen Menschen ist diese Tugend inzwischen abhanden gekommen, aber dank Renate wurden hier 100 Tipps zusammengetragen, die vielleicht nicht für jeden einen persönlichen Nutzen bringen, aber doch sinnvoll und machbar sind. Und im Großen und Ganzen bietet dieses Büchlein einige Denkanstöße, die sicherlich Sparen möglich machen.

Angesichts der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise kommt dieses Buch zur richtigen Zeit, denn Sparen wird sicher bald wieder ein wichtiger Trend.

Renates Tipps sind für alle möglichen Lebenslagen und von ganz unterschiedlicher Art und Weise. Die Online-Omi startet mit Hinweisen zum Energiesparen beim Waschen, erklärt das Kochen mit Topfdeckel und Dampfeinsatz und wie man Reste verwertet und erklärt, warum man ein Haushaltsbuch führen sollte. Sie nutzt Werbepost als Schmierpapier, häkelt und strickt und geht auch mit der Zeit, denn sie hat eine Solarlampe auf dem Balkon, außerdem Energiesparbirnen und nutzt das Bonusprogramm der Krankenkasse. Sehr witzig ist ihre Anleitung zu ihren "Smufies" oder zur Gebissreinigung. Und auch zu Autos und Fahrrädern hat sie ihre eigene Meinung. Das alles erklärt sie mit einer Prise ihres typischen Humors, sodaß man hier gut unterhalten wird und vielleicht etwas zum eigenen Sparen nutzen kann.

Nicht ganz ernst nehmen sollte man allerdings ihren Hinweis, sich mit einem Vogelhaus das Katzenfutter sparen zu können. Und überhaupt war für mich die persönliche Ausbeute an nennenswerten Spartipps nicht so groß.

Dieses Büchlein fasst alte und neue Tipps der sparsamen Renate zusammen, manchmal mit einem Augenzwinkern und mal mehr und mal weniger hilfreich. Es lässt sich gut und unterhaltsam lesen und ist für Fans der Online-Omi sicherlich eine Freude.

Bewertung vom 20.05.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


gut

Ein anrührendes Buch über Tod und Leben
Der Roman "Die hundert Jahre von Lenni und Margot" von Marianne Cronin erscheint im Bertelsmann Verlag.

Lenni ist siebzehn Jahre alt, unheilbar krank und lernt in einem Glasgower Krankenhaus in einem Kunstprojekt die 83 jährige Margot kennen. Beide stehen vor dem Ende ihres Lebens und sind zusammen 100 Jahre alt. Das möchten sie mit gemalten Bildern festhalten, für jedes Jahr ein Bild. Denn die kostbaren Erinnerungen ihres Lebens sind es wert, sie stecken voller Liebe und Glück, Lachen, Weinen und Leiden. Werden sie ihr Ziel schaffen?

Bei diesem Buch taucht man in zwei Lebensgeschichten ein, wo sich Margot und Lenni im Krankenhaus Einblicke über ihr Leben erzählen. Wechselseitig kommen so traurige und ernste Erinnerungen ans Licht, aber auch zahlreiche schöne und glückliche Momente, die uns die Leben der beiden Frauen näher bringen.
Die junge Lenni sucht nach einer Antwort auf die Frage, warum sie sterben muss und kommt so auch in die Krankenhauskapelle, wo sie mit dem Pater Arthur einen intensiven Austausch beginnt. Diese Gespräche haben mir sehr gefallen, die Freundschaft zu Margot fand ich dagegen nicht so deutlich herausgearbeitet. Denn es fand kaum ein Austausch über das Erzählte statt. Alles blieb gesagt, ausgesprochen und irgendwie ohne Gegenhall. Da hatte ich eigentlich Nachfragen erwartet oder zumindest ein Wort des Verstehens der anderen Frau.

Der Schreibstil wirkt bildhaft und leicht und bringt Tiefe und etwas Humor gut zum Ausdruck. Der Roman lässt einige Emotionen zu und sorgt mit dem nahenden Tod für wichtige Fragen über das Leben. Allerdings muss man sich auf die häufigen Perspektivwechsel einlassen, dann wird man von den Geschichten der beiden Frauen ergriffen. Wie sich hier eine junge und eine alte Frau annähern, ist berührend, es kommt zu aufschlussreichen Gesprächen und es wird manchmal lustig. Doch viel entscheidender sind ihre Erzählungen über ihre gelebten Jahre und Erlebnisse, die für das Leben stehen. Jeder Augenblick zählt, ob gut oder schlecht, es ist das, was das Leben ausmacht und nicht die Länge des Lebens.
Auch wenn man wegen Lennis Alter ihrem nahenden Tod traurig entgegen sieht, so spürt man, wie sie die Gemeinschaft mit Margot genießt. Und auch Margot fühlt sich Lenni verbunden.

Interessant waren für mich die Lebensgeschichten, die sich die Frauen gegenseitig erzählen. Allerdings fand kaum ein Austausch über das Gehörte statt und es uferte auch in viele Einzelheiten aus, die eigentlich Nachfragen zwischen Freunden als selbstverständlich gewesen wären. Deshalb hatte ich das Gefühl einer recht oberflächlichen Freundschaft, die gerade bei wichtigen Themen etwas mehr Aufeinander Eingehen erfordert hätte.

Dieser emotional wirkende Roman steckt voller Höhen und Tiefen des Lebens und das macht das Leben auch aus. Im Leben zählt jeder gelebte Moment.

Bewertung vom 19.05.2022
Holbein
Heine, Florian

Holbein


ausgezeichnet

Sehr schön ausgearbeitetes Buch über Holbeins Leben und sein umfangreiches Schaffenswerk
"Holbein" von Florian Heine erscheint in der Paperback-Reihe "Große Meister der Kunst" vom Prestel Verlag.

Der deutsche, später schweizerische Maler und Zeichner Hans Holbein der Jüngere (1497/98 - 1543) zählt zu den bedeutendsten Malern der Renaissance. Er wurde in einer Künstlerfamilie groß und wurde schon früh von seinem Vater Hans Holbein dem Älteren unterrichtet. Nach Stationen in Basel und Frankreich zog er nach London, wo er 1536 Hofmaler König Heinrichs VIII. wurde. Seine Porträts von Königen und bekannten Persönlichkeiten machten ihn berühmt.

In diesem mit vielen Bildbeispielen versehenen Buch hat sich der Kunsthistoriker und Herausgeber Florian Heine der Person Hans Holbeins angenähert und sein Leben und sein Werk in der Kürze des Buches wunderbar beschrieben. Dabei bekommt man einen guten Eindruck über das Zeitgeschehen, den Lebensweg und die Schwierigkeiten, als Maler finanziell und künstlerisch vom jeweiligen Willen der Auftraggeber abhängig zu sein. Viele seiner bekanntesten Werke werden im Buch vorgestellt und im Kontext der Zeit und Darstellungsweise erklärt.

Holbeins Leben war geprägt von schaffensreichen Phasen, sein Werk ist so umfangreich wie einzigartig. Mit großem darstellerischen Können hat er viele Details und Bezüge in seine Werke eingebaut, die erst auf dem zweiten Blick etwas über die Personen aussagen. Dieses Buch enthält 55 farbige Abbildungen und weitere in Schwarz-Weiß. Darunter das Bildnis der Anna von Kleve 1539/40, bei dem fraglich ist, ob sich Holbein bei der Darstellung realistisch an das wirkliche Aussehen Annas gehalten hat. Die Geschichte ihrer Eheschließung und späteren Scheidung scheint das auszuschließen.

Für solche tiefer gehenden Informationen mag ich das Buch, denn beim Betrachten von Bildern, erhält man jeweils nur den eigenen Eindruck, nicht aber das nötige Hintergrundwissen, das Florian Heine hier in seine Beschreibung einfließen lässt.

Außerdem gezeigt wird auch das Werk des Georg Gisze von 1532, in dem Holbein die ganze Pracht des kaufmännischen Erfolges zeigt und damit andeutet, dass auch diese Gilde finanziell durchaus in der Lage war, sich porträtieren zu lassen und damit ihrer Macht Ausdruck zu geben.

Dieses schön ausgearbeitete Buch lässt uns einen umfassenden Blick hinter die Entstehungsgeschichte von Holbeins Werken und in seine Biografie werfen. In Wort und Bild wird sein Leben erklärt, man spürt seine Vielseitigkeit und seine Schaffenskraft, die ihn als namhaften Künstler der Renaissance auszeichnet. Ein tolles Geschenk für Kunstbegeisterte!

Bewertung vom 17.05.2022
Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5
Fölck, Romy

Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5


sehr gut

Sehr fesselnder und interessanter Fall um ein altes Familiendrama

Im nebeligen Grau eines Februarmorgens in der Elbmarsch wird ein gruseliger Fund gemacht, dort hängt ein Toter an einem Galgenbaum. Es stellt sich heraus, dass dieser Tote sich nicht selbst getötet hat, denn eine handgeschriebene Nachricht klagt ihn der Falschaussage in einem Familiendrama vor 15 Jahren an. Ist der damals Verurteilte Bauer Johannsen tatsäch unschuldig und wer übt jetzt Rache? Kurze Zeit später erkennen Frida und ihre Kollegen den Ernst der Lage, denn nun sind auch noch andere Zeugen von damals in Gefahr. Sie bekommen Unterstützung durch Leonard Bootz, einen früheren SEK-Mitarbeiter.


Bei Romy Fölck mag ich die abwechslungsreiche Mischung aus düsteren Mordfällen und einer gegensätzlichen lebendigen Seite voll unterhaltsamer Privatsphäre von Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Auch im vorliegenden Mordfall wird es sehr grausam und geheimnisvoll, was der vorherrschende Frühjahrsnebel noch dramatisch untermalt. Hier übt scheinbar ein Racheengel für Vergeltung und tötet falsche Zeugen. Frida und Bjarne müssen schnell handeln, denn sonst gibt es weitere Opfer.

Frida ist mit Torben liiert, der nach seinem Unfall nicht mehr in der Lage ist, als Rechtsmediziner zu arbeiten. Das macht ihm natürlich schwer zu schaffen und belastet ihre Beziehung. Doch Frida hat nicht viel Zeit, um sich um Torben zu kümmern, denn ein Serienmörder sorgt in der Geest für Unruhe und beschäftigt Frida und ihren neuen Kollegen Leonard Bootz rund um die Uhr.
Es wird sehr spannend, die Einblicke in das Familiendrama sind erschütternd und der einzige Überlebende kann nichts zu dem Täter von damals aussagen. Ein paar Wendungen sorgen für Verwirrung und man kann immer mal wieder in einigen Alltags- und humorvollen Szenen verschnaufen.

Ich war schnell von den Taten und den Ermittlungen gefesselt, habe Vermutungen nach dem wahren Täter angestellt und wurde in einen spannenden Lesesog gezogen, wofür auch der flüssige Erzählstil und die Cliffhanger gesorgt haben. Binnen zwei Tagen hatte ich den Krimi durchgelesen und kann ihn trotz der Vorgehensweise des Mörders auch zartbesaiteten Leser:innen empfehlen, weil die Tatbeschreibungen nicht in speziellen Details gezeigt werden.

Der private Teil war dieses Mal sehr intensiv und persönlich und zeigte sowohl bei Frida als auch bei Bjarne, dass sie mit ihrer Lebenssituation hadern und auf Veränderungen hoffen. Das Miteinander zwischen Frida und Torben war mir insgesamt etwas zuviel und hat mich etwas vom Fall abgelenkt. Daher ziehe ich einen Stern ab.

Ein interessanter und intensiv erzählter, stimmiger Krimi mit einer Mischung aus altem Fall und Rachetaten und einem sympathischen Ermittlerteam. Auf die Folgefälle bin ich schon sehr gespannt und hoffe, Paulsen und Bootz übernehmen auch in Band sechs wieder gemeinsam die Ermittlungen.

Bewertung vom 16.05.2022
Ein Lied für Molly
Winter, Claudia

Ein Lied für Molly


sehr gut

Schöne Liebesgeschichte mit Irlandflair und musikalischen Ohrwürmern

Bonnie Milligan lebt mit ihrem 6-jährigen Sohn Josh unverheiratet in Dublin, was dort nicht gerade gern gesehen wird. Ihr Job in einem Imbiss hält sie gerade so über Wasser. Als sie im Bus eine Mappe mit handgeschriebenen Noten findet, möchte sie den Besitzer des Liebesliedes ausfindig machen und es beginnt für sie eine abenteuerliche Reise an die Westküste Irlands, auf der sie der deutsche ehemalige Konzertpianist Robert Brenner begleitet. Auch er hat Interesse an den Noten. Aber warum?

Claudia Winter hat hier eine besondere Geschichte erdacht, die sie auf eine besondere Weise durch zahlreiche klassische oder irische Musiktitel bezaubernd untermalt. Beim Lesen vermischen sich die Klänge mit der Handlung und diese Verbindung finde ich richtig schön. Gleichzeitig lernt man bei den authentischen Schauplätzen der Reise durch Irland nicht nur Land und Leute, sondern auch die Küche näher kennen und bekommt richtig Reiselust. Es gibt passenderweise im Anhang ein paar Rezepte und auch eine Playlist der Autorin, durch die man den Roman noch ein bißchen mehr genießen kann.

Wie gewohnt ist der flüssige Erzählstil sehr bildhaft und führt auf gefühlvolle und abwechslungsreiche Weise durch die Handlung, wo sich allmählich ein Geheimnis aufklärt. Die Figuren haben Ecken und Kanten und sprühen vor Leben, sie tragen alle ihre Sorgen und Nöte mit sich. Bonnie, Josh und Robert habe ich auf ihrer Reise gern begleitet und sie sind mir dabei auch ans Herz gewachsen. Robert war nach seiner Karriere als Pianist Lehrer an einer Privatschule, jetzt ist er alt und bekommt durch die Reise noch einmal neuen Lebensmut.

Hier werden zwei Geschichten nebeneinander auf zwei Zeitschienen erzählt, einmal der aktuelle Part des Roadtrips von Bonnie und Robert nach Ballystone und dann die Story aus Roberts Vergangenheit, seine frühere Karriere, seine große Liebe zu Putzfrau Molly und ihren Sohn Mark, einen begabten Violinschüler, die er alle verloren hat. Ein wenig zu abrupt und schnell erfolgten meiner Meinung nach die häufigen Wechsel der Perspektive und Zeit, wobei das auch die Spannung erhöht hat.

Dieser schön zu lesende Roman verbindet einen Roadtrip durch Irland gefühlvoll mit Musik und besonderer Romantik und deckt dabei ein Geheimnis auf. Für schöne Lesestunden ist damit gesorgt und man sehnt sich automatisch an die erwähnten Schauplätze.

Bewertung vom 14.05.2022
Christian Dior
Hess, Megan

Christian Dior


ausgezeichnet

Ein traumhaft schönes Gesamtkunstwerk

Die Australierin Megan Hess ist eine weltweit gefragte Mode-Illustratorin. Zu ihren Kunden zählen Luxus-Labels wie Chanel, Prada und Dior und bekannte Hochglanzmagazine.

Christian Dior revolutionierte als Modeschöpfer die Modewelt, sein Name steht für klassische Eleganz und zeitloses Design, wie das Bar Jacket und auch sein Parfum Miss Dior.

In diesem Buch erleben wir einen biografischen Rückblick auf sein Leben und seine Entwicklung zum erfolgreichen Modezar.

Christian Dior (1905-1957) gilt als einer der einflussreichsten Modedesigner der Welt, seine Marke steht für luxuriöse Eleganz.

Bei diesem Buch fällt sofort die edle Aufmachung mit Goldschnitt und Goldfolie auf und die wunderbaren Illustrationen laden zum Anschauen und Entdecken ein.

Megan Hess zeichnet wunderbar elegant und absolut stilvoll, sie fängt bewundernswert detailliert die Gesichter, Kleidung, Räumlichkeiten und die ganze Atmosphäre ein, sodaß man die Illustrationen einfach nur staunend bewundern kann. Die vorherrschenden Farben der Modekreationen sind in zartem Rosa, Gold oder Grau gehalten. Die Lieblingsfarben von Christian Dior.

Sie zeigt uns in den drei Kapiteln "Der Mann", "Die Marke" und "Die Legende" die verschiedenen Lebensstationen Christian Diors. Er erlebte eine behütete Kindheit und Jahre in der Pariser Bohème, gründete das Haus Dior, verlor in der Weltwirtschaftskrise fast sein ganzes Vermögen, seine jüngere Schwester überlebte als Widerstandskämpferin das KZ. Er widmete ihr sein Parfum "Miss Dior". Seine Haute Couture wurde international gefeiert und sein Modehaus wurde zu einem Imperium von Weltruf. Als Dior mit 52 Jahren verstarb, folgte ihm sein Assistent Yves Saint Laurent als Leiter des Hauses.

Neben den biografischen Stationen Diors, haben mir auch die eingefügten einzelnen Anekdoten und Zitate gut gefallen. Sie machen die Persönlichkeit des Modeschöpfers deutlich und lassen die Welt des Modehauses erstrahlen. Seine kunstvollen und außergewöhnlichen Roben zeugen von größter Eleganz und seine Kostüme sind legendär, damit erschuf er in der damaligen Zeit einen neuen Look, der bis heute anhält.

Diese zauberhaft illustrierte Kurzbiografie beschreibt neben den bewegenden Lebens-Stationen von Christian Dior auch die kunstvollen Kreationen seines Schaffens, durch die er berühmt wurde.

Ein wunderbares Buch über diesen einzigartigen Modedesigner, das durch die Schönheit an herrlichen Illustrationen wie ein Kunstwerk wirkt. Diors Lebenswerk wurde mit seinen Designs in der Modewelt zu einem feststehenden Begriff, der bis heute noch gilt. Dieses herrliche Gesamtwerk feiert den großen Modeschöpfer!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.