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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2023
Körschtalrache
Baecker, Sybille

Körschtalrache


ausgezeichnet

Ich bin der Bogen, ich bin der Pfeil - du bist das Ziel !

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und Brander fühlt sich absolut unwohl in seiner Haut. Die gefürchtete Zahl 50 nähert sich mit unaufhaltsamen Schritten und auch die geplante Geburtstagsfeier liegt dem Kommissar schwer im Magen. Der neue Fall sorgt daher für eine gewisse Art von Ablenkung, denn Brander und Co müssen sich mit einem mörderischem Tell befassen, der sein Opfer quasi zielgenau getroffen hat. Das nächste Opfer lässt nicht lange auf sich warten und es scheint, als habe die Treibjagd begonnen...


Sybille Baecker lässt in "Körschtalrache" Kommissar Brander richtig menscheln und zeigt, wie die magische Zahl 50 am Selbstbeswusstein ihrer Hauptfigur nagt. Eine leichte Lebenskrise und die Frage nach dem Sinn macht sich breit, aber so leicht lässt sich der Ermittler von einer Zahl auf dem Papier nicht ins Bockshorn jagen.

Der neue Fall hat es nämlich in sich und es ist wieder jede Menge Kombinationsgabe und Köpfchen gefragt, um die verzwickten Zusammenhänge zu erkennen. Einzig die neue Kommisaranwärterin Jeanette passt nicht so ganz ins Bild, denn sie eckt nicht nur bei ihren Kolleg:innen, sondern auch bei mir ordentlich an. Ihre übermotivierte Art ist schon das ein oder andere Mal sehr enervierend und lässt sie oberlerherhaft und besserwisserisch erscheinen. Dabei hat sie es doch gar nicht nötig, im Eifer des Gefechts so übers Ziel hinaus zuschießen.

Diese Tatsche mal außen vor gelassen, bleibt der neue Fall sehr spannend und mit einem gut durchdachten Plot versehen. Eine Familie, die am Schicksal ihrer talentierten Tochter zerbricht, ein Nachbar, der vorschnell zum Täter abgestempelt wird und fast schon toxische Abhängigkeiten im persönlichen Beziehungen, deren Ausmaß mir beim Lesen Gänsehaut auf den Armen verursachen.

Lebendige, weil mit schwäbischem Dialekt eingefärbte Dialoge, eine ungewöhnliche Fallkonstellation und die Suche nach der Wahrheit sind die Spezialität der Autorin und auch in diesem Roman beweißt sie, dass sich das entspannende Waldbaden und der gemäßigte Genuss eines rauchigen Whisky wunderbar mit einer spannenden Handlung verknüpfen lässt. Das Wiedersehen mit bereits bekannten und liebgewonnenen Charakteren liest sich flüssig, die ein oder andere Figur hat noch ein paar Startschwierigkeiten, aber die Handlung bleibt trotzdem überraschend und wendungsreich bis zum Schluss.

Bewertung vom 24.05.2023
Bretonisch mit Sturm
Kasperski, Gabriela

Bretonisch mit Sturm


ausgezeichnet

Mystisch, geheimnisvoll und wild wie die raue See

Gibt es etwas romantischeres als eine Hochzeit auf einer Insel ? Tereza packt ihre Koffer, folgt Gabriel nach Ouessant und möchte einfach nur eines - die nächsten Tage bei gutem Essen und in netter Gesellschaft genießen. Doch schon die Überfahrt verlangt der Buchhändlerin alles ab, denn der Wellengang lässt nicht nur das Schiff ordentlich auf und ab tanzen. Auf der Insel angekommen, reißen die Hiobsbotschaften einfach nicht ab. Tote Vögel als Unheilsboten, ein abgängiger Bräutigam und ein tobender Sturm verlangen Gästen und Inselbewohner:innen einiges ab. Terezas Nachforschungen lassen sie in die Vergangenheit abtauchen, die grausame Überraschungen bereit hält.....


Diese Krimi-Reihe ist wie eine gute Flasche Wein - je älter sie wird, desto besser die einzelnen Romane. Gabriele Kasperski lässt den Sturm toben und die aufgepeitschten Wellen ziehen die Leser:innen regelrecht in die Geschichte hinein, lassen sie nicht mehr los und spülen sie erst wieder in das Hier und Jetzt zurück, wenn die letzte Seite gelesen und das Buch zugeklappt ist.

Die Idee von der Geschichte in der Geschichte finde ich mehr als gelungen, hält sie doch die Neugier hoch und kurbelt das Kopfkino ordentlich an. Die beiden Zeitstränge scheinen miteinander zu verschmelzen und die Lese:rinnen fühlen sich wie Zeitenwandler:innen, die sich mal im 21. Jahrhundert und dann wieder Ende des 19. Jahrhunderts befinden, um auf Spurensuche gehen. Dabei wird Tereza zur Vertrauten, denn durch ihre Gedanken lernen die Lesenden die Aufzeichnung von Mabel noch intensiver kennen. Die abenteuerlichen Ereignisse werden quasi überlebensgroß, spulen sich wie ein sepiafarbener Film vor dem inneren Auge ab und ermöglichen so einen ganz intensiven Lesegenuss.

Die Autorin ist eine Meisterin des Storytelling und sie weiß, wie sie Spannungsbögen kreiert, geschickt kunstvolle Pausen einlegt und einzelne Elemente wie Zahnräder ineinander greifen lässt, sodass aus den bisher unerzählten Geschichten und Schicksalen ein faszinierender und sehr lebendiger Trip in die Vergangenheit wird.

Aktuelle Themen wie der Kampf gegen die Klimakrise und der Versuch, Inselwohl und Naturschutz unter einen Hut zu bringen, geben dem Roman eine gewisse Brisanz, die zum Nachdenken anregt.

Die Figuren sind facettenreich angelegt, dürfen ihre Ecken und Kanten ausleben und zeigen die ganze Bandbreite an Charakterzügen, die ihre Träger:innen mal mehr, mal weniger vorteilhaft in den Vordergrund rücken. Besitzansprüche, Ängste, Aberglaube und vieles mehr halten nicht nur Tereza auf Trab. Die Leser:innen werden mit den stürmischen Böen regelrecht durch die Handlung gepeitscht, fühlen die Gischt auf den Wangen und fiebern mit, wie sich das ein oder andere Geheimnis wohl lüften wird.

Aus Freunden werden Gegner, aus Nachbarn Feinde und am Ende.....das wird nicht verraten :) Tereza hat auf jeden Fall alle Hände voll zu tun, um im Nebel nicht die Orientierung zu verlieren und Licht ins Dunkel zu bringen. Spannend wie immer, einfallsreich und absolut lesenswert !

Bewertung vom 21.05.2023
Schwedenlicht
Lund, Jesper

Schwedenlicht


ausgezeichnet

Ein sehr privater Fall für Zetterberg

Es ist für Rosa ein Albtraum, in dem sie sich gerade befindet und aus dem es wohl kein Aufwachen gibt - sie liegt neben ihrem toten Freund, die Hände voller Blut, aber erinnern kann sie sich nicht. Einzig, dass sie am Abend vorher eine Vernissage besucht haben, findet noch in ihrem Gedächtnis einen kleinen Platz. Niklas und Emma werden mit der Klärung des Mordfalles beauftragt, aber ein Motiv für Rosa scheint es nicht zu geben. Die kleine Örtchen Kivik wird aber plötzlich Schauplatz für weitere Verbrechen und diese greifen Niklas Privatsphäre an. Aber was steckt hinter all diesen grausamen Taten ?

Jobst Schlennstedt lässt sein alter Ego Jesper Lund wieder die schwedische Autorenfeder schwingen und entführt seine Leser;innen in die malerische Landschaft, die plötzlich Blut durchtränkt und voll dunkler Geheimnisse ist. Der Einblick in die Kunstfälscherszene ist mehr als gelungen und lässt bei mir die Frage aufkommen, in wieweit die hier geschilderte fiktive Vorgehensweise nicht doch auch in der Praxis vorkommt, um ordentlich Geld in die Kasse zu spülen. Ist es wirklich so einfach, Kunstwerke herzustellen, um sie dann auf dem Markt zu utopischen Preisen zu verkaufen ?

Die Recherchen haben sich auf jeden Fall gelohnt, denn dieser Fall ist nicht nur vom Erzähltempo rasant, sonder er hat auch eine gewisse Dynamik, die sich in einer sehr gekonnt gesetzten Spannungsspirale hochschraubt. Dadurch, dass Zetterberg persönlich betroffen ist, wird alles gleich noch brisanter, emotionaler und authentischer. Emma und Niklas wühlen in einem Konstrukt aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen, die auf den ersten Blick scheinbar nichts miteinander zu tun haben und doch irgendwie verbunden sind.

So erscheinen mögliche Verdächtige auf dem Whiteboard der Ermittelnden und auch die eigenen Notizen füllen sich mit immer mehr Stichpunkten, aber die Lösung bleibt bis zum Ende des Buches unter Verschluss. Der Showdown ist wirklich ein gelungener Schachzug des Autors, denn hier werden die dunkelsten Geheimnisse offenbart, die in einem Menschen schlummern können. Fassungslos lese ich, wie sich die Wahrheit ans Tageslicht kämpft und bin ehrlich schockiert, wie jemand so stoisch gelassen ein Verbrechen gesteht.

Der zweite Band ist nochmal eine Klasse besser als der Start in diese neue Krimi-Reihe und ich bin neugierig, wie der Schreibende mit dem nächsten Band seine eigene, sehr hoch gelegte Messlatte wieder toppen wird. Klare Leseempfehlung !

Bewertung vom 20.05.2023
Komm mit in die Berge! Das große Vorlesebuch für die Ferien
Bohlmann, Sabine;Ziegler, Christine;Schellhammer, Silke;Müller, Nina

Komm mit in die Berge! Das große Vorlesebuch für die Ferien


ausgezeichnet

Bergtage sind Lieblingstage

Berge sind für Kinder faszinierend - groß und grau türmen sie sich vor ihnen auf, der Donner eines Gewitters grollt gleich doppelt so laut, mit der Sesselbahn schwebt es sich herrlich dem Gipfelkreuz entgegen und auch die eine oder andere Kraxeltour machen die Ferien zu einem echten Abenteuer. Was liegt also näher, als ein wunderbares Vorlesebuch extra für die nächsten Bergferien zu kreieren, um all die kleine und großen Bergfans zu begeistern.

"Komm mit in die Berge!" ist eine wunderschöne Idee, in der 25 Autor:innen Geschichten erzählen, die auf das jeweilige Vorlese- bzw Selbstlesealter abgestimmt sind. Erkennbar an den bunten Seitenzahlen, führt dieses Farbkonzept durch die Leseleiter bis hin zum (Lese-)Gipfelkreuz.

Da murmeln Tiere, das stille Örtchen wird magisch, ein Krokodil versteckt sich in den Alpen und vieles Lesenswerte mehr verbirgt sich hinter den wirklich niedlich gestalteten Buchdeckeln, die einen ersten Ausblick auf den Inhalt geben. Spannend, abwechslungsreich, magisch, rätselhaft - das Buch ist eine herzliche Einladung, die Bergwelt gemeinsam mit den Eltern zu entdecken, den Geheimnissen von Berghexen und Wolkenwesen auf die Spur zu kommen und unvergessliche Ferien zu erleben.

Wunderschön illustriert, liebevoll erzählt und mit ganz viel Herz für Kinder ist dieses Buch ein absolutes Muss im Reisegepäck.

Bewertung vom 20.05.2023
Jukelnack
Burdekat, Irmin

Jukelnack


weniger gut

Was will mir dieses Buch sagen ?

Auf dem Buchrücken mit großartigen Worten regelrecht angepriesen ("Wie Buddenbrooks - bloß mit mehr Gitarre!", "...eingewickelt in kluge Worte") und mit einem minimalistischen Cover versehen, macht "Jukelnack" irgendwie neugierig. Aufgeteilt in zwei Abschnitte, erhalten die Leser:innen einen Einblick in eine Familiengeschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzieht, mit vielen Worten ausgeschmückt ist und dabei doch recht wenig erzählt.

Im ersten Teil lernen die Leser;innen Karl-Friedlich Jukelnack und Else Bödicker kennen, die von der Gesellschaft als Sonderlinge abgestempelt werden. Karl-Friedrich, weil er eben ist wie er ist - vollkommen introvertiert, gefühlsarm und nicht wirklich fähig, das Leben ansatzweise aufregend und bunt zu gestalten. Else, von allen wegen ihrer dicken Brillengläser verhöhnt, hat einiges auf dem Kasten, ist aber unbedarft und lenkbar. Trotzdem nimmt sie ihr Leben in die Hand und verfolgt ein festgestecktes Ziel.

Vom noch jungen 20. Jahrhundert bis zum Wirtschaftswunder erfahren die Lesenden, wie sich die beiden Figuren entwickeln, die jeweiligen weltgeschichtlichen Ereignisse erleben und dann ihre Wege gehen. Hier hätte so viel aus der Handlung werden können, aber die Schilderungen sind alle recht emotionslos, fast schon stoisch und nehmen so die Charakterzüge von Karl-Friedrich an.

Mit Beginn des zweiten Abschnittes wird es ein bisschen wilder, extrovertierter, denn Adam Jukelnack ist das krasse Gegenteil seines Vaters - laut, überdreht, mitunter sehr von sich eingenommen, aber trotzdem hinter seiner Fassade unsicher bis zum geht nicht mehr. Irgendwie hat er aus seiner Kindheit was mitgenommen, was ihn hemmt, er weiß es aber durch sein überbetont gelassenes Star-Gehabe zu überdecken.

Die Frage-Antwort-Spiel während der Interviews geht mir nicht tief genug, um wirklich Rock 'n' Roll zwischen den Buchdeckeln zu erleben. Zwischen Schein und Sein, Suchen und Finden bleibt immer noch die Frage, was mir dieses Buch sagen will ?! Buddenbrooks habe ich nicht gefunden, kluge Worte...sehr bedingt, aber ein wilder Husarenritt war es definitiv nicht.

Bewertung vom 18.05.2023
Klippensturz
Kneifl, Edith

Klippensturz


ausgezeichnet

Wer zweimal stirbt, ist trotzdem tot (Romina Angeli)

Laura versteht die Welt nicht mehr, denn wie kann ihre verstorbene Großmutter ihr eine Villa in Kroatien vererben, wenn sie bereits seit Jahren tot ist ? Da hilft nur eines: Den Weg nach Pula antreten, dort mit dem Notar sprechen und all die Fragen klären, die Laura unter den Nägeln brennen. Aber erben ist gar nicht so einfach, denn Laura findet den Notar ermordet vor, das Testament ist unauffindbar und so mach dunkles Geheimnis dringt aus den verwinkelten Gassen der Stadt....

Edith Kneifl eröffnet nicht nur ein unglaubliches Testament, sondern sie öffnet auch die Büchse der Pandora und lässt die Geschichte Kroatiens sehr lebendig werden. Die Tagebuchaufzeichnungen von Nataljia geben sehr emotionale und aufschlussreiche Einblicke, die Ermittlungen in Pula bieten mehr als eine "normale" touristische Stadtführung und lassen aus jeder Ecke und jedem Winkel die verborgenen Geheimnisse wie Spinnen hervorkriechen.

Die istrische Vergangenheit unter Tito wird ebenso beleuchtet und Kneifl vermittelt auf interessante und äusserst spannende Weise die Geschichte des Landes, legt hier und da den Finger in die Wunde und lässt die Herzen höher schlagen, wenn große Gefühle in einer tragischen Liebe enden. Es ist ein gelungener Mix aus Krimi, Familiensaga, Romanze und Reiseführer, den Kneifl hier für ihre Leser:innen bereit hält.

Die Handlung ist spannend und wendungsreich, die Schönheiten des Urlaubslandes wecken das Fernweh (am liebsten möchte ich sofort wieder auf die Brijuni Inseln, nach Buzet, Groznjan, Motovun oder ins Ucka-Gebirge) und die kulinarische Köstlichkeiten machen Heißhunger - auf das Buch, auf die regionalen Gerichte und einen unvergesslichen Urlaub in Kroatien. Zwischen Vergangenheitsbewältigung, geschichtlichem Exkurs und gefühlvollen Sequenzen gibt es aber genügend Möglichkeiten, eigene Ermittlungen anzustellen, um dem Widersacher auf die Spur zu kommen.

Ein richtig guter Urlaubskrimi, der auf jeden Fall mit ins Gepäck gehört !

Bewertung vom 18.05.2023
Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5
Brand, Christine

Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

Wer Hass sät, wird Hass ernten

Es sollte ein schöner Abend im geschützten Rahmen werden, doch so haben sich die Frauen ihren Besuch in der Frauendisko definitiv nicht vorgestellt. Statt ausgelassen zu tanzen und zu feiern, endet der Abend in einem Amoklauf. Was hat den Täter dazu bewogen, diese unfassbare Tat auszuführen ? Zeitgleich wird eine grotesk zur Schau gestellte männliche Leiche entdeckt, die rote Stöckelschuhe trägt. Hängen die beiden Taten zusammen ? Wenn ja, wie ? Sandro Bandini und TV-Reporterin Milla Nova recherchieren in beiden Fällen und stossen dabei auf eine Vereinigung von Männern, die sich in Selbstmitleid und in ihrem grenzenlosen Hass auf Frauen regelrecht suhlen. Doch sind sie auch bereit, Menschen zu töten ?


Ich habe schon viele Krimis gelesen, die unter die Haut gehen und mich zutiefst schockiert und nachdenklich zurück lassen. Mit "Der Feind" hat der Schock aber eine ganz andere Dimension eingenommen und ich lese fassungslos, wie sich der Hass gegen Frauen in Terrorakte und Gewaltfantasien verwandelt und die Katastrophe unaufhaltsam ihren auf nimmt. Die radikalisierte Denkweise, das Frauen verachtende Weltbild und die unfassbaren Taten, die als "Denkzettel" aufs Tablett kommen, verlangen mir beim Lesen einiges ab.

Die Handlung ist fesselnd und fast schon paralysierend, denn Christine Brand lässt die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit verschwimmen, legt die wirre Gedankenwelt der Incels frei und macht sie für die Leser;innen zugänglich. DIe Morde geschehen im Namen der Gerechtigkeit, doch welches Unrecht soll gesühnt werden ? Gemeinsam mit Sandro und Milla gehen die Lesenden auf die Suche nach Hinweisen, begeben sich mehr als einmal in Gefahr und müssen tief in der Vergangenheit graben, um den Schlüssel zu finden, der des Rätsels Lösung bietet.

600 Seiten, die sich wie von selbst umblättern, denn auf jeder einzelnen Seite ist die Bedrohung, der Nervenkitzel und die Angst zu spüren. Irre Zwist und ein raffinierter Plot gehen hier Hand und Hand, Tabu-Themen werden angesprochen und Brand scheut sich nicht, auf die Problematiken hinzuweisen, die entstehen, wenn durch das Internet eine Plattform geschaffen wird, die hirnverbrannten Ideologien gleich welcher Art ein guter Nährboden ist. In der Anonymität des World Wide Web blühen diese Fantasien erst so richtig auf und schüren den Hass immer wieder neu.

Bis zum Schluss bleibt die Neugier und der Lesefluss vorhanden, sodass dieser Roman ein echter Pageturner ist - dafür gbt es 5 Sternchen !

Bewertung vom 15.05.2023
Die verborgene Geschichte der Erde
Zalasiewicz, Jan

Die verborgene Geschichte der Erde


ausgezeichnet

Die Geheimnisse der Geologie

Es ist nur einfach nur ein Stein, der da als Kiesel, Tuffstein oder Lavabrocken vor uns liegt. Es ist ein zu Stein gewordenes Geschichtsbuch, das unmittelbar vor unseren Füßen liegt und von der wechselhaften Vergangenheit unseres Planeten erzählt. Es gilt also, die Ohren zu spitzen und den Steinen zuzuhören.

Wie das gelingt und vor allen Dingen, welche Geheimnisse in einem Stein stecken, das erfahren die Leser:innen von Jan Zalasiewicz, der in seinem Buch "Die verborgene Geschichte der Erde" selbige für alle zugänglich macht. Hier wir Geologie verständlich und mehr als interessant erklärt, sodass Laien und Hobby-Geolog;innen einen sehr guten Einstieg in diese spannende Thematik erhalten.

Interessierte bekommen eine kombinierte Geschichts- und Lehrstunde, lernen die Einschlüsse in den Gesteinen zu lesen und ihnen so die Geheimnisse zu entlocken. Vom Sandkorn und fossile Korallen über Mineralien bis hin zur Entstehung einer neuen Gesteinsart - Pyroplastikstein, die eindeutig die Handschrift unserer Wohlstands-/Wegwerfgesellschaft trägt - wird die Welt der Steine äußerst lebendig und aufschlussreich zugänglich gemacht.

Die informativen Sachtexte bieten fachliches Wissen auf einem sehr alltagstauglichen Niveau, sodass die Leselust immer wieder neu entfacht wird, um die Fülle an Themen regelrecht aufzusaugen. Die Ausführungen wirken dabei aber nie belehrend oder erdrückend, sondern sind in einer verständlichen Sprache verfasst, die Leser:innen den Zugang zur Thematik möglich macht.

Die heimlichen Stars im Buch sind aber die fantastischen Aufnahmen, die uns die Sterne vom Himmel holen, an magische Orte führen und das Gelesene eindrucksvoll belegen.

Bewertung vom 14.05.2023
Strand
Kemper, Hella;Reise, Karsten

Strand


ausgezeichnet

Am Strand kann man bis an den Rand der Sehnsucht gehen (S.64)

Sehnsuchtsziel und Inbegriff für entspannte Urlaubstage, viel besungen, Inspirationsquelle vieler Künstler:innen und Schriftsteller:innen und Heimat von Muscheln, Möwen und Vögeln....der Strand. Aber was ist Strand eigentlich und wie sieht es um den Strand der Zukunft aus ?

Hella Kemper und Karsten Reise haben den Strand als solches einmal genauer unter die Lupe genommen und unglaublich viele Entdeckungen gemacht, die sie für ihre Leser:innen kurzweilig, informativ und auch ein wenig aufrüttelnd zusammenfassen. Die Geschichte des Strandes spielt in der Evolution eine große Rolle, ist somit stummer Zeitzeuge und gibt noch heute viele Geheimnisse frei.

Doch was auf den ersten Blick als weiße Pracht die Augen der Urlaubenden erfreut, ist beim genauerem Hinsehen voller Leben. Strandläufer, Muscheln, Möwen, Schildkröten und Algen lieben den weichen Sand und machen ihn zu ihrer Heimat. Aber die Idylle trügt und der Klimawandel rückt auch dem schönsten Strand zu Leibe, nimmt mit jeder Welle, was der Mensch mühsam versucht zu erhalten, obwohl dieser gerade mit seinem kopflosen Verhalten dafür verantwortlich ist, dass die Meeresspiegel steigen.

So klein das Büchlein auch ist, so facettenreich die Auswahl der Themen: von Spuren im Sand, Meeresleuchten, D-Day und Entwicklung des Tourismus ist zu lesen, genauso wie von "Muscheln als Briefe vom Meeresgrund" (S. 82) und die Verwandlung von Traumstränden zu Albtraumstränden.

Das Autoren-Duo trifft zu jederzeit den richtigen Ton, ohne oberleherhaft und belehrend zu wirken. Die wundervollen Aufnahmen und Zeichnungen runden das Gelesene perfekt ab und machen daraus ein Buch, das zum Nachdenken, Umdenken und Handeln anregt.

Bewertung vom 13.05.2023
Atlas der ungewöhnlichen Klänge
Vieser, Michaela;Yuen, Isaac

Atlas der ungewöhnlichen Klänge


sehr gut

Ein aussergewöhnlicher Klangteppich

Können Steine seufzen ? Welche Geräusche machen im Eis eingeschlossene Luftblasen ? Wie klingt der Tod ? Faszinierende Fragen, auf die es noch faszinierendere Antworten gibt, denn Michaela Vieser und Issac Yuen haben all diese besonderen Klangerlebnisse rund um den Globus gefunden, ihnen gelauscht, nachgespürt und dabei einen aussergewöhnlichen Klangteppich gewebt.

Das Buch führt an die unterschiedlichsten Ecken der Welt, führt uns Kurioses, Besinnliches und Erscheckendes vor Augen und zeigt, dass vermeintliches totes Gestein voller Leben ist, Stille in Wirklichkeit voller Schwingungen steckt und der Schall so manchen Schabernack mit uns treibt.

Die kurzen, knackigen Kapitel sind informativ, lesenswert und mit verblüffenden Erkenntnissen gespickt, erklären Unerklärliches auf kurzweilige Art und Weise und zeigen, dass hinter einer scheinbaren Idylle der Tod lauert, wenn der Geigerzähler zu Einsatz kommt. Leuchttürme, Wüsten, Pyramiden und Landschaften haben ein klangliches Eigenleben und wispern leise ihre Geschichten, wenn man ihnen zuhört. Ein bisschen fühle ich mich beim Lesen des Buches wie Jodie Foster als Ellie Arroway im Film "Contact" , die ein verschlüsseltes Signal aus dem All entdeckt.

Das Buch einzigartig und sehr informativ, aber mir fehlt der Hörgenuss, um das Gelesene auch akustisch einordnen zu können. Eine "Playlist" der beschwingten Melodien und aussergewöhnlichen Klänge hätte es zum echten Renner gemacht.