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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

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Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2023
Hammaburg
Eggers, Wilfried

Hammaburg


ausgezeichnet

Wilfried Eggers entführt uns in das Jahr 845 als Hamburg noch die kleine Siedlung Hammaburg war. Dänischen Wikinger überfallen die Siedlung, stecken sie in Brand, ermorden die Mehrzahl der Einwohner und nehmen die wenigen Überlebenden gefangen, um sie zu versklaven. Unter ihnen sind der knapp sechzehnjährige Mathes, seine Mutter und Schwester sowie der Mönch Christopherus. Während Mutter und Schwester auf einem der Sklavenmärkte verkauft werden, muss Mathes in der Heimat der Nordmänner Frondienste leisten. Mehrmals gerät er aufgrund seines losen Mundwerks in akute Lebensgefahr, wird aber immer wieder gerettet. Der Gedanke an Flucht ist immer präsent und sobald sich die Gelegenheit bietet, nimmt er sie wahr. Dann Mathes hat einen Schwur geleistet: Er will Mutter und Schwester aus der Sklaverei befreien, und wenn es ihn das eigene Leben kostet.

Meine Meinung:

In fünf Abschnitten begleiten wie Mathes und seine Gefährten sowie seine Widersacher bis er am Ende seiner langen Reise ankommt. Die Abschnitte gliedern sich wie folgt:

Hammaburg
Haithabu
Borg
Sjávnja
Björkö

Dieser historische Roman wird bildhaft erzählt und spart die Grausamkeit dieser Zeit nicht aus. Wir werden Zeuge von Überfällen, Folterungen und lernen zahlreiche Bräuche der skandinavischen Völker kennen sowie erfahren einiges über die Versuche der Christianisierung des Nordens.

Zwei wichtige Charaktere sind Bischof Ansgar sowie der ständig fluchende Mönch Christopherus, über den ich immer wieder schmunzeln musste.

Wie Autor Wilfried Eggers im Nachwort ausführt, hat er historische Fakten mit seiner Fantasie verknüpft. Auch sind nicht alle historische Ereignisse in der richtigen Abfolge aneinandergereiht. Dort, wo es ihm dramaturgisch opportun erschienen ist, hat er Begebenheiten in Ort und Zeit angepasst. Solche Adaptierungen der Historie mag ich im Allgemeinen nicht so besonders, aber hier kann ich sie ganz gut akzeptieren. Denn zum einen gibt der Autor sie bekannt und zum anderen ist die Geschichte der verschiedenen Gruppen der Nordmänner nach wie vor nicht zur Gänze erforscht, sodass manches durchaus so oder so ähnlich zu anderer Zeit passieren hätte können.

Eggers bemüht sich, die Sprache nicht allzu modern klingen zu lassen, und flicht altnordische Begriffe gekonnt ein. Das Einzige, was hier überhaupt nicht passt, sind die Datumsangaben wie z.B. 12. April. Im vorchristlichen Skandinavien wird der sogenannte Lunisolarkalender, also eine kalendarische Mischung aus Mond- und Sonnenjahr verwendet. Die Sami, bei und mit denen Mathes eine geraume Zeit verbringt haben eine gänzlich andere Zeitrechnung.

„Was richtig scheint, kann falsch sein und umgekehrt. Es gibt keine unumstößlichen Wahrheiten. Außer der Liebe, die niemand zu beschreiben weiß, weil sie in so verschiedener Gestalt daherkommt.“ (S.249)

Fazit:

Gerne gebe ich diesem gut recherchierten und opulent erzählten historischen Roman 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2023
Aufbruch im Licht der Sterne (eBook, ePUB)
Vorpahl, Frank

Aufbruch im Licht der Sterne (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Historiker und Autor Frank Vorpahl erzählt in diesem, seinem neusten, Buch die Geschichte von James Cook und seinen Reisen in der Südsee. Doch nicht Cook steht im Mittelpunkt, sondern die drei Polynesier Tupaia, Maheine und Mai, ohne die James Cook auf seinen Pazifikreisen wohl kläglich gescheitert wäre.

Frank Vorpahl, der sich schon seit rund 30 Jahren auf die Spuren von James Cook geheftet hat, hat nicht nur die Reisetagebücher und Logbücher von Cook und seinen Mitreisenden durchforstet, sondern auch polynesische Aufzeichnungen in seine Recherchen einbezogen. Das ergibt ein ganz anderes Bild von der Entdeckung der Inseln in der Südsee.

In zehn Kapiteln schildert Frank Vorpahl die Entdeckungsreisen von James Cook. allerdings nicht ausschließlich aus europäischer Sicht.

Wer sind sie nun, jene Männer, die Cook durch die Korallenriffe navigierten und ihn und seine Mannschaften davor retteten, in Neuseeland von den Maoris wegen ihres Eindringens getötet zu werden?

Tupaia ist ein Meister der Navigation und erstellte eine sehr genaue Seekarte von den zahlreichen Inseln der Südsee. Gleichzeitig ist er Hohepriester und Berater seiner Herrscher. Diese Seekarte beweist, dass die Polynesier bereits Hunderte Jahre vor den Europäern die Meere in ihren Übersee-Kanus befuhren. Tupaia erliegt dem Skorbut, obwohl sich James Cook rühmt „keinen seiner Männer an den Scharbock, verloren zu haben“. Der Wahrheitsgehalt von Cooks Aussage darf getrost angezweifelt werden. Aber, Tupaia ist ja kein „eigenes“ Besatzungsmitglied. Man kann sich alles schönreden.

Maheine hilft Cook auf dessen zweiten Reise, die drei Jahre dauert, Zugang zu Kultgegenständen zu bekommen, die später in den verschiedensten europäischen Museen zu bewundern sein werden. Sie sind heute Gegenstand von Diskussionen, um die Rückgabe von geraubten Kunstwerken.

Mai ist der Einzige, der das Wagnis auf sich nimmt, nach Europa zu reisen. Er kommt bis nach London und wird dort als „wilder Südseeprinz“ bestaunt und missbraucht.

Meine Meinung:

Dieses Buch, das so kenntnisreich wie kurzweilig geschrieben ist, ist eine längst fällige Korrektur der kolonialen Geschichtsschreibung.

Da sich nicht alles durch authentische Quellen belegen lässt (und wie authentisch sind Reiseberichte der Europäer?), erzählt Historiker Vorpahl diese fesselnde Geschichte in einer klugen Mischung aus vielen Fakten und ein wenig Fiktion. Damit stellt er den Europäern ein denkbar schlechtes Zeugnis aus und würdigt den großen Anteil, den die Polynesier an der James Cooks Reisen in der Südsee hatten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und kurzweilig geschriebenen Buch, das neben den europäischen Reiseberichten auch auf polynesischen Quellen zurückgreift, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.06.2023
Die Wölfe von Pompeji
Harper, Elodie

Die Wölfe von Pompeji


weniger gut

Die 79 n. Chr. durch den Ausbruch des Vesuvs zerstörte Stadt Pompeji ist Schauplatz dieses Romans rund um Amara, die einst von ihrer Mutter aus Geldnot in die Sklaverei verkauft worden ist. Die gebildete Tochter eines angesehenen Arztes muss nun ihr Leben als Prostituierte, in dem als Wolfshöhle bekannten Bordell, fristen.

Die Frauen werden gedemütigt, müssen täglich ihr Pensum erfüllen und haben wenig Aussicht, freigelassen zu werden.

Amara versucht nicht nur ihre Bildung für ein besseres Leben einzusetzen.

Meine Meinung:

Die Idee hat mir sehr gut gefallen, das im verschütteten Pompeji wieder ausgegrabene Lupanar als Schauplatz zu wählen. Allein die Umsetzung halte ich für nicht allzu geglückt.

Zuerst könnte die Geschichte in jeder anderen Stadt der römischen Antike spielen. Das Flair von Pompeji kommt überhaupt nicht zur Geltung. Auch wenn die Frauen das Lupanar nicht oft verlassen dürfen, könnte die Umgebung mit dem Vesuv in Gesprächen der reichen Männer vorkommen. Oder Reisende und Händler, die sich häufig im Bordell aufhalten, könnten über die Stadt reden. Aber leider ist von der pulsierenden Stadt nichts zu lesen.

Die Handlung selbst ist unspektakulär und der Erzählstil einfach. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung.

Die ziemlich derbe Sprache der Prostituierten und der Männer hingegen ist gut getroffen. Dies lässt sich anhand der Ausgrabungen von Pompeji allerdings leicht recherchieren. Was mich aber echt gestört hat und den dritten Stern kostet, ist, wenn von einer „Dinner-Party“ und mehrfach von „Partys“ die Rede ist. Das sind für die Antike völlig unpassende Begriffe! Ein Festmahl wäre ein convivium oder ein einfach eine Orgie.

Die Charaktere wirken flach.

Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie, die vermutlich mit dem Ausbruch des Vesuvs und dem Untergang Pompejis enden wird. Beides wird ohne mich stattfinden, denn ich werde diese Reihe nicht weiterverfolgen.

Fazit:

Dieser Roman, ich kann ihn nicht einmal „historisch“ nennen, hat mich leider enttäuscht. Es reicht nur für 2 Sterne.

Bewertung vom 03.06.2023
Bleiche Erben
Kaufmann, Ernst

Bleiche Erben


ausgezeichnet

Chefinspektor Martin Ruprecht kommt auf dem Heimweg an einer Unfallstelle vorbei, an der ein roter Mustang von der Straße abgekommen ist. Man rettet den schwer verletzten Fahrer aus dem Wrack und die örtliche Polizei will den Unfall zu den Akten legen, denn der Fahrer ist als Raser bekannt.

Ruprechts Bauchgefühl meldet sich, als er den Namen des Verunglückten erfährt. Bei einem Millionenerben und Teilhaber einer kleinen, aber feinen Pharma-Firma möchte man doch genauer hinschauen. Und tatsächlich! Der Unfall ist nicht ausschließlich auf deutlich überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Da hat jemand nachgeholfen.

Wer da seine Finger im Spiel hat, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

Mir hat dieser zweite Fall für Chefinspektor Martin Ruprecht sehr gut gefallen. Der Polizist ist bodenständig, schätzt gutes Essen, liebt seine Freundin Konstanze sowie Hündin Ella und fährt einen betagten Volvo Amazon, den er liebevoll Amazone nennt. Auch die anderen Charaktere fallen durch eine ungewöhnliche „Normalität“ auf. Keine Junkies, keine Psychopathen - alles ganz normale Leute. Das hebt die Krimis von Ernst Kaufmann wohltuend von anderen Reihen ab.

Wir Leser wissen natürlich von Beginn an, dass das kein gewöhnlicher Unfall war, dennoch finde ich den Krimi spannend. Hier geht es um Intrigen, Gier nach Macht und Profit sowie um gefühlte Benachteiligung beim Verteilen eines Erbes.
Auch Themen wie Bestechung, Korruption, Lobbying, Amtsmissbrauch sowie skrupelloses Durchsetzen von Konzerninteressen sind Teil dieses Krimis, frei nach dem Motto: Die Großen fressen die Kleinen, ob es ihnen gefällt oder auch nicht.

Die Stadt Salzburg und ihre Umgebung darf auch eine kleine Rolle spielen. Das gefällt mir auch sehr gut und ergibt mit den gut authentischen Charakteren sowie einer stringenten Handlung einen gelungenen Krimi. Allzu lange werden wir auf den dritten Fall für Martin Ruprecht nicht warten müssen.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.05.2023
Sturzwasser
Ewald, karina

Sturzwasser


sehr gut

Auch in diesem zweiten Fall stolpert Carolin Halbach, die Düsseldorferin, die seit ein paar Monaten in Bad Gastein lebt und die Stadtbibliothek leitet, über eine Leiche. Diesmal ist es ein Russe, der tot im Wassertrog auf der schönen Wiesneralm liegt. Schnell stellt sich heraus, dass der Tote zu einem Immobilienkonsortium gehört, das die Wiesneralm kaufen und zu einer Luxusferien-Lodge mit Seilbahn und Golfplatz umbauen lassen will. Allein, die Eigentümer, die Familie Grassl, wollen nicht verkaufen.

Naben gibt es noch allerhand andere Ereignisse für die Bad Gasteiner Miss Marple aufzulösen. Wer bröselt in der Stadtbibliothek, klaut ihr Fahrrad und warum bekommt das Haus gegenüber von Rosi, ihrer Vermieterin, statt eines neuen Daches gleich zwei ganze Dachgeschoße aufgesetzt?

Neugierige geworden? Um diese Fragen beantwortet zu bekommen, müsst ihr einfach das Buch lesen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi aus der Feder von Karina Ewald besticht vor allem durch die Beschreibung von Land und Leuten. Da ist zu einem die malerische Landschaft, die mit grünen Almen und schroffen Bergen punktet, sowie die ehemals mondänen Hotels. Zum anderen wird die dörfliche Idylle, die manchmal ganz schön anstrengend sein kann, wie Carolin am eigenen Leib erfahren muss, gut dargestellt.

Zwischendrin gibt es auch den einen oder anderen Hinweis auf ernste Themen, wie die pflegebedürftige Ehefrau von Valentin, dem Dorfpolizisten, oder der homosexuellen Beziehung eines der Grassl-Männer. Über beides wird laut geschwiegen, während Carolin, die mit dem Arzt Bruno wandern und einem andern Dorfbewohnen essen geht, Dorfgespräch ist.

Der Schreibstil ist flüssig und so fliegen die Seiten nur so dahin. Die Kapitelüberschriften bereiten die Leser auf das Kommende vor. Gut gefällt mir das Layout mit dem dunklen Cover und dem violetten Blattschnitt. Der bunte Blattschnitt ist so etwas wie das Markenzeichen des Servus-Verlags.

Mit Carolin habe ich an manchen Stellen ein bisserl (m)ein Problem, denn hin und wieder benimmt sie sich eher wie eine Jugendliche denn wie eine g’standene Vierzigerin. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie von Rosi, ihrer Vermieterin, mehr als notwendig umsorgt wird.

Schmunzeln musste ich über Grassls abschätzige Worte, nachdem er Carolins unpassendes Schuhwerk gesehen hat:

„Gibt nix Blederes als Leit, die mit die falschen Schuh in die Berge rennen.“

Womit er ja nicht unrecht hat, wie die Einsatzzahlen der Bergrettung zeigen. Die Dialektpassagen lassen sich auch nördlich des Weißwurstäquators verstehen und manchmal lässt die Autorin Carolin auch gezielt nachfragen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem unterhaltsamen Krimi 4 Sterne, auch wenn die Fußstapfen Vorschusslorbeeren der echten Miss Marple für die aus Bad Gastein doch ein wenig zu groß sind.

Bewertung vom 23.05.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


ausgezeichnet

In diesem 3. Fall bekommt es Minke van Hoorne just in den Tagen rund um das Biikefeuer mit mehreren Morden zu tun, die anfangs zusammenhanglos erscheinen.

Eigentlich freut sich Minke auf das am 21. Februar stattfindende Biikefeuer, das den Winter vertreiben und den Frühling einleiten soll. Doch diesmal beschäftigt die ehemalige Meeresbiologin und nunmehrige Kommissarin nicht nur der Pottwal, der an der Küste zu stranden droht, sondern auch der Tod der allseits beliebten Chorleiterin Hanni. Die ist nach eine Kaffeejause in der Pfarre verstorben. Der Notarzt will einen Herztod bescheinigen, hat aber nicht mit dem vehementen Widerspruch von Minkes Bruder Bo gerechnet, der zurzeit mit zwei gebrochenen Beinen auf Midsand von Mutter und Schwester betüdelt wird. Warum Bo felsenfest von einem Mord ausgeht? Er ist, wenn er sich nicht beim Skifahren die Beine bricht, Rechtsmediziner in Kiel und weiß, riesige Pupillen weisen auf eine Vergiftung hin. Nur welches Gift? Tollkirsche, Blauer Eisenhut oder Eibe?

Während Bos fieberhaft nach dem Gift sucht, wird die Hochzeit von Christina und Jost Thomsen gefeiert, die mit dem Tod des jungvermählten Ehemanns endet. Ob dessen Sohn, den er auf der Feier vor allen Leuten bloßstellt, der Täter ist?

Wenig später ist auch er tot. Genauso vergiftet wie ein alter Leuchtturmwärter, der in einem teuren Altenheim lebt.

Was verbindet die Opfer?

Meine Meinung:

Greta Henning ist ein fesselnder Krimi gelungen, der sowohl die Ermittler als auch die Leser lange im Unklaren lässt. Die Auszüge aus dem Tagebuch eines Mädchens geben zwar einen Hinweis aus Ereignisse, die schon länger zurückliegen, aber wie ist der Zusammenhang?

In mühevoller Kleinarbeit arbeiten Minke van Hoorne und ihre aus Schwaben stammende Kollegin Lisa Röhrle die Liste von möglichen Zeugen und Verdächtigen ab, während Bo sich im Rollstuhl über die Hallig fahren lässt, um die „passenden“ Pflanzen zu suchen.

Daneben erfahren wir einiges über Minkes Privatleben und Bo interessiert sich für Lisa. Beim gemeinsamen Kochen „Schwaben trifft Nordsee“ fliegen zwar die Fetzen, aber wer weiß, was da draus wird.

Der einzige Kritikpunkt ist, dass Minke ohne Soko ermittelt. Bei einer solchen Häufung von Toten, müsste doch das LKA Kiel seine Ermittler schicken? Aber, das ist Jammer auf höchstem Niveau.

Fazit:

Dieser dritte Fall für Minke van Hoorne hat mich gut unterhalten, weshalb er 5 Sterne erhält.

Bewertung vom 21.05.2023
GUUTEN APPETIT
Sokoloff, Stephen

GUUTEN APPETIT


ausgezeichnet

„Guuten Appetit“ ist ein kulinarischer Reiseführer durch den oberösterreichischen Bezirk Urfahr-Umgebung, daher das Doppel-U, das auch das Autozeichen ist. Allerdings macht unsere kulinarische Erkundungstour nicht an der Bezirksgrenze Halt, sondern wirft einen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand nach Rohrbach, Eferding und Linz-Urfahr.

Wir dürfen in 15 Gastronomiebetrieben den Köchen in die Töpfe bzw. in den Vorratskeller schauen. Wir erfahren Wissenswertes über die Produkte der Region, die hier verarbeitet werden und dürfen die präsentierten Gericht anhand der beiliegenden Rezepte selbst ausprobieren.

Daneben werden uns die Geschichte und G’schichteln aus den Betrieben nähergebracht, welche Herausforderungen und Chancen die vergangenen Jahre, die einen pandemiebedingten Stillstand bei in vielen Wirtshäusern geboten haben. Allerdings gibt es auch Neuausrichtung und Besinnung auf die regionale Küche, die behutsam modernisiert worden ist.

Im Vorwort erwähnt Autor Stephen Sokoloff für welche Leser dieses Buch gedacht ist:

für jene, die Lust neue Gasthäuser und Restaurants haben
für die Stammgäste, die mehr über ihren Lieblingswirt wissen wollen
für Gastro-Mitarbeiter, die einen Umstieg zum Koch wagen überlegen
für Hobbyköche, die das einen oder andere Gericht nachkochen wollen

Meine Meinung:

Das Buch begeistert durch zahlreiche Fotos von Speisen, den Wirtshäusern sowie Interviews mit den Betreibern und einer Landkarte auf der die Betriebe verzeichnet sind.

Die Rezepte sind von Stephen Sokoloff liebevoll zusammengetragen und von seiner Frau Bozena nachgekocht. Die Anleitungen sind anschaulich beschrieben, sodass auch Hobbyköche die Gerichte problemlos nachkochen können.

Wenn ich das nächste Mal in der Gegend sein werde, ist dieses Buch mit dabei und ein Besuch in einem der beschrieben Gasthöfe eingeplant, versprochen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem kulinarischen Reiseführer 5 Sterne. Guuten Appetit!

Bewertung vom 20.05.2023
Mord am Elbstrand
van Steen, Uta

Mord am Elbstrand


ausgezeichnet

Mieke, eine Schauspielerin in einer Lebenskrise, die mit ihrem Sohn Felix in den Niederlanden lebt, hat völlig unerwartet ein kleines Reetdachhaus in Blankenese geerbt. Erblasserin ist ihre frühere Lehrerin Hedda, die allerdings mehrere Bedingungen an die Erbin stellt: So muss sie mindestens ein Jahr in dem Haus leben und ihre, Heddas, Lebensgeschichte aufschreiben. Erst danach darf sie über das Haus frei verfügen.

Mieke weiß nicht, was sie von der Erbschaft halten soll, denn sie ist im Nachbarhaus aufgewachsen und hat an Blankenese keine guten Erinnerungen. Der Ort ist mit dem Verschwinden ihres Vaters verbunden. Anschließend ist sie mit ihrer Mutter Hals über Kopf in die Niederlande geflüchtet. Nun, nach Hamburg zurückgekehrt, muss sie sich nicht nur ihrer eigenen Vergangenheit stellen, sondern auch jener Heddas.

Auf der Suche nach Heddas Tagebüchern wird sie von Pauline, ihrer besten Freundin aus der Jugendzeit, scheinbar uneigennützig unterstützt. Dann wendet sich das Blatt und Mieke wird in einen wahren Strudel von Intrigen verstrickt.

Meine Meinung:

Dieser Kriminalroman, der in drei Zeitebenen, nämlich kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939, Miekes Jugend 1998 und in der Gegenwart von 2022 erzählt wird, scheint lange Zeit „nur“ eine Geschichte dreier Familien, die in den drei Reetdachhäusern unmittelbar nebeneinander gelebt haben, zu sein.

Geschickt verquickt Autorin Uta van Steen historische belegte Ereignisse mit ihren fiktiven Personen. Die Charaktere sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet. Das gilt sowohl für die Guten, als auch für die Bösen.

Der Schreibstil ist bildhaft und so kann sich der Leser die Landschaft rund um Blankenese mit all seinen Treppen und Villen sehr gut vorstellen. Der Titel und das tolle Cover vom Hamburger Elbufer passen gut zusammen. Ich habe das Buch, einmal begonnen, nicht mehr weglegen können.

Fazit:

Eine bis zur letzten Seite fesselnde Reise in die Vergangenheit, der ich gerne 5 Stern und eine Leseempfehlung gebe.

Bewertung vom 20.05.2023
Grazer Hexenjagd
Preis, Robert

Grazer Hexenjagd


ausgezeichnet

In diesem 9. Band der Reihe rund um den Grazer Polizisten Armin Trost tauchen wir tief in den Aberglauben über Hexen ein.

Armin Trost, nunmehr zum Leutnant und Sonderermittler befördert, der direkt dem Innenministerium untersteht, wird zum Ärger seines ehemaligen Chefs, Balthasar Gierack, in seine alte Dienststelle gerufen, um mit einer scheinbar verwirrten Frau zu reden. Esther Befana tischt ihm eine haarsträubende Geschichte von Folter, der sie seit Jahren unterworfen sein soll, auf. In ihrem Bericht erwähnt sie merkwürdige Gestalten, die sie nur mit einem Aliasnamen kennt: Oswald, das Monster, die Heuschrecke und den Richter, vor dem sie Trost eindringlich warnt. Armin Trost ist durch eine anstehende MRT-Untersuchung gerade wenig abgelenkt und glaubt Befana nicht so recht.

Doch wenig später wird er eines besseren belehrt, denn es gibt die erste und kurz darauf eine zweite Leiche, die jene Folterspuren aufweisen, wie sie von Befana beschrieben worden sind. Zufall oder ist Befana eine Verdächtige?

Als Armin Trost entdeckt, dass die Namen der Toten zu den Spitznamen mit Befanas Erzählung übereinstimmen, beginnt er in gewohnter Art, Ermittlungen anzustellen. Gleichzeitig versucht er mit seinem 19-jährigen Sohn Jonas einen Neuanfang. Und so kommt es, dass er Jonas auf eine Recherchereise nach Italien mitnimmt, ohne zu wissen, dass eine weitere Leiche auf ihn wartet und es zu einem gewaltigen Showdown kommen wird.

„Sie sind tot, Trost. Mausetot“
Trost bliebt ungerührt und erwiderte: „Und du bist erledigt. Richter.“

Um die wahre Gestalt des Richters aufzudecken, hätte Armin Trost gar nicht nach Italien fahren müssen.

Meine Meinung:

Dieser 9. Fall für Armin Trost hat es wieder in sich, denn die Leser wissen nicht genau, was Realität ist und was nicht. Hier hilft die Kenntnis der Vorgänger, denn Armin hat diese Trugbilder schon länger.

Schön ist es, zu erleben, dass Armin Jonas wieder langsam näher kommt. Gemeinsam haben sie das abgebrannte Baumhaus neu errichtet. Außerdem sollte ja der Ausflug nach Italien dazu dienen, Gespräche von Mann zu Mann zu führen. Dass die Reise dann so aus dem Ruder läuft, war nicht geplant, aber für Kenner von Robert Preis durchaus im Bereich des Möglichen. Mit Ehefrau Charlotte ist es sichtlich endgültig aus. Immerhin hat sie eine neue Beschäftigung gefunden, denn nur an Preisausschreiben teilzunehmen, ist wohl doch nicht erfüllend gewesen.

Die Geschichte ist wieder sehr spannend inszeniert und liest sich flüssig. Dazwischen aufhören, ist fast unmöglich. Manche Ausdrücke wie „Mischkulanz“ sind für Deutsche nicht leicht zu verstehen, aber machen für als Wienerin den Reiz und Zauber der Reihe aus.

Zum Abschluss gibt es noch einen kurzen Abriss der Geschichte der Hexenverfolgungen.

Für diejenigen, die sich in Graz nicht auskennen: Das Cover zeigt die berühmte Murinsel. Eine künstliche Insel, die 2003 anlässlich der Ernennung von Graz zur Kulturhauptstadt 2003 errichtet worden ist. Neben einer Freilichtbühne befinden sich ein Café und ein Design-Shop in der muschelförmigen Insel.

„Am Ende des Tages sind wir immer allein. Das ist unser Schicksal.“

Fazit:

Diesem, bis zur letzten Seite fesselnden Krimi, der mit der Sicht auf die menschlichen Abgründe Gänsehaut verursacht, gebe ich sehr gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.05.2023
Grado und die Tote in der Lagune
Nagele, Andrea

Grado und die Tote in der Lagune


ausgezeichnet

In diesem 8. Fall für Commissaria Maddalena Grassi steht weniger das Verbrechen im Vordergrund als die komplexen Beziehungen der Protagonisten zu- und miteinander.

Aquamarine ist ein 16-jähriges Mädchen, das von ihrem Vater, der mit seinen Brüdern ein Restaurant betreibt an der kurzen Leine gehalten. Befreundet ist sie mit Sebastiano, einem Jungen aus der Nachbarschaft, der, obwohl gleich alt, ein Macho wie er im Buche steht, ist. Er nimmt sich Frechheiten heraus, die dazu führen, dass sich Aquamarine in den nächstbesten Schönling verliebt. Das ist ausgerechnet der Kleinganove und Dealer Goran. Das passt Sebastiano so gar nicht, weshalb er mit Toto Merluzzi das verliebte Pärchen beobachtet.

Toto hat selbst ein schwieriges Leben, denn er hat durch einen seltenen Gendefekt eine mentale und körperliche Beeinträchtigung. Seine Mutter und ihre Schwestern sorgen sich um ihn, was aber in Gängelei und Bevormundung gipfelt. Nur Commissaria Maddalena Degrassi schenkt Toto, der in einem früheren Band und Mordverdacht stand, immer wieder ihre Aufmerksamkeit. Diesmal jedoch versteht sie seine unklaren Andeutungen nicht, da ihr der Tod ihres Verlobten Franjo nach wie vor zu schaffen macht.

Niemand spricht so recht Klartext. Die meisten der Charaktere ergehen sich in Andeutungen, sodass sich gegen Ende des Krimis der Kreis zum Prolog schließt und eine Tote in der Lagune übrig bleibt ...

Meine Meinung:

Ich kenne die Autorin und ihre Krimis sie schreibt. Ihren Brotberuf als klinische Psychologin mit eigener Praxis kann Andrea Nagele nicht verleugnen. Denn ihre Krimis sind keine 08/15-Verbrecherjagden, sondern raffiniert angelegte Psychogramme, die ihre Leser manchmal ziemlich fordern.

Hier nimmt sie einerseits das Verhalten der Männer Frauen bzw. Töchtern gegenüber und andererseits das komplexe Beziehungsgeflecht der zahlreichen Charaktere unter die Lupe. Nicht nur Aquamarine wird von Vater, Onkel und Sebastiano daran gehindert selbstständig Entscheidungen zu treffen, auch der toughen Maddalena passiert dies, wenn auch in anderer Form. Durch den gewaltsamen Tod ihres Verlobten Franjo, auf der Hochzeit ihrer Mutter mit ihrem Chef Scaramuzzi, glauben die beiden zu wissen, was Maddalena guttut, und geben unaufgefordert Ratschläge.

Gut gefallen hat mir, wie Andrea Nagele herausarbeitet, dass das feige Nichtstun von Sebastiano, Goran und Toto zu der Tragödie führt.

Es scheint, als würde sich Maddalena Degrassi langsam, durch drei Freundinnen unterstützt, aus ihrem selbgewählten Schneckhaus hervorwagen. Dieser Ausblick lässt auf einen 9. Fall hoffen.

Wer einen üblichen Krimi mit „Tat-Verbrecherjagd-Verhaftung“ sucht, ist hier nicht richtig. Hier geht es um die feinen Beziehungen zu- und untereinander, die manchmal eben in einer Katastrophe, weil die subtilen Zwischentöne nicht verstanden werden (wollen).

Ich empfehle, die Krimi-Reihe mit dem ersten Band „Grado im Licht“ zu beginnen, um die Entwicklung von Maddalena Degrassi zu verfolgen.

Fazit:

Wer Krimis mit komplexen Beziehungsgeflechten und deren Folgen lesen möchte, ist hier richtig. Mit Grado als Hintergrund sollte man sich dieses Highlight nicht entgehen lassen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.