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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1149 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


gut

Wie schon in ihrem ersten Buch "Das Dorf der toten Seelen" spielt "Das Haus der stummen Toten" wieder an einem menschenverlassenen, mörderischen Ort.
Einmal wöchentlich absolviert Eleanor ein Pflichtabendessen bei ihrer herrischen Großmutter. Diesmal findet sie die alte Dame sterbend vor. Doch obwohl der Täter noch an Eleanor vorbei rennt, kann sie ihn nicht identifizieren, denn sie leidet unter Gesichtsblindheit.
Nach der Beerdigung fährt sie in Begleitung ihres Freundes, ihrer Tante und eines Notars auf einen einsamen Gutshof, der zum Erbe gehört und der katalogisiert werden muss. Es ist tiefster, dunkler Winter, der Gutsverwalter ist spurlos verschwunden und es gibt jemanden, der mörderische Absichten hegt.
Mir persönlich hat das zu Grunde liegende Konstrukt des Romans gefallen. Es ist komplex, glaubhaft und logisch. Leider kann mich auch in diesem zweiten Buch die Atmosphäre nicht einfangen und alle Protagonisten bleiben auf Distanz. Die Erzählweise ist spröde und langatmig. Eigentlich war ich froh, als ich endlich die Auflösung las und das Buch zur Seite legen konnte. 
Camilla kann sich einfach noch nicht mit ihrer genialen Mutter Viveca Sten messen. Schade, deswegen gibts von mir nur 3 Lesesterne.

Bewertung vom 01.08.2022
Tag der Asche / Pierre Niémans Bd.3
Grangé, Jean-Christophe

Tag der Asche / Pierre Niémans Bd.3


sehr gut

Der Autor schickt seine Leser in ein düsteres Szenario. 
Bei trübem Novemberwetter geht im Elsass die Weinlese vonstatten. Es geht um einen besonderen Wein, der von einer geheimnisvollen Glaubensgemeinschaft gekeltert wird. Die Mitglieder leben nach strengen Regeln, hermetisch von der Außenwelt abgeschirmt. Nur zur Lese werden Fremdarbeiter eingestellt.
Weil in der Kapelle ein Mensch unter ungeklärten Umständen zu Tode kam, die Ermittlungen seltsam oberflächlich geführt und abgeschlossen worden sind, befasst sich Kommissar Pierre Niémans erneut mit dem Fall. Er schleust seine Assistentin Ivana unter die Arbeiter, sie soll undercover ermitteln, wobei sie selbst in Lebensgefahr gerät.
Zäh wie ein Novembernebel gestaltet sich die Ermittlung. Ein Fresko scheint eine große Rolle bei der Aufklärung zu spielen, doch sein Geheimnis ist nicht leicht zu knacken.
Als Leser braucht man einen langen Atem, denn die Handlung verläuft sehr schleppend, da ändern auch brutale Szenen wenig daran. Sie sind sehr ausführlich geschildert und sorgen bei zartbesaiteten Lesern sicherlich für Alpträume. In erster Linie ist es das Geheimnis der Sekte, das für Spannung sorgt und sich erst in den letzten Seiten auflöst. 
Die Protagonisten bleiben auf Distanz zum Leser und ganz besonders die Sektenmitglieder wirken überzeichnet. 
Dennoch ist dieser Thriller auf seine düster mystische Art sehr gut lesbar.

Bewertung vom 31.07.2022
Dänische Brandung / Gitte Madsen Bd.4
Gronover, Frida

Dänische Brandung / Gitte Madsen Bd.4


sehr gut

Ohne Vorkenntnisse und trotzdem ohne Probleme habe ich mich in dem vierten Band von Gitte Madsen zurechtgefunden.
So liebt man Dänemark! Der Schauplatz ist der beliebte Ferienort Marielyst auf der Insel Falster. Gitte Madsen hilft hier dem örtlichen Bestatter. Als die eigentlich noch rüstige Ella bei ihr auf dem Tisch landet und zur Beerdigung vorbereitet werden soll, ist es allein Gittes Scharfblick zu verdanken, dass eine Mordermittlung in Gang gesetzt wird. Sie selbst mischt auch ordentlich bei den Nachforschungen mit und nicht nur, weil sie gern in der Nähe des Polizisten Ole ist. Nein, Gitte hat eine kriminalistische Ader und außerdem ist ihr Vater als Täter ins Visier geraten.
Es sind einfach sympathische Menschen, die hier in diesem netten dänischen Krimi agieren. Auch wenn die Handlung spannend ist, so wird sie trotzdem nicht allzu blutig und grausam. Nette Randepisoden (mir haben die nervigen deutschen Nachbarn besonders gut gefallen) lockern den Inhalt auf. Die Grundstimmung bleibt durchgängig positiv. Und man fragt sich ständig, was Gittes Vater so eisern zu verbergen sucht.
Ja, "Dänische Brandung" ist genau das richtige Buch für entspannte Sommertage.

Bewertung vom 06.07.2022
Bretonische Nächte / Kommissar Dupin Bd.11
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Nächte / Kommissar Dupin Bd.11


sehr gut

Wahrscheinlich hat der Autor Jean-Luc Bannalec ein Arbeitszimmer voller Bücher und Artikel über die Bretagne. Anders kann ich mir sein enormes Wissen nicht erklären. 
Und wieder schüttet er sein Füllhorn an bretonischen Sagen, Weisheiten und lukullischen Spezialitäten über seine Leser aus. 

Diesmal wird der Kollege von Kommissar Dupin, Kadeg, niedergeschlagen. Kadegs Tante war kurz zuvor friedlich entschlafen und Kadeg wollte ihrer eigentlich nur noch einmal im Garten gedenken. Kadeg überlebt, wenn auch nur knapp. Das Glück haben dann andere im Umfeld der Familie leider nicht.
Die Tante hinterlässt ein großes Vermögen und nicht alle Familienmitglieder sind philanthropisch gesinnt. Geld verändert den Charakter. Oder hängt es doch eher mit den sensationellen Vogelbeobachtungen der begeisterten Hobbyornithologin zusammen? Es tauchen sogar noch mehr Tatmotive auf. Als Leser weiß man gar nicht, welche Spur am erfolgversprechendsten ist.

Dupin braucht auch seine Zeit, ehe der Knoten platzt und er in gewohnt cooler Manier den Fall aufklärt. 
Der Leser ist zu diesem Zeitpunkt selbst zu einem Fachmann für die bretonische Vogelwelt, aber auch für die unvergleichlich guten bretonischen Apfelsorten geworden. 

Mein besonderes Highlight ist mal wieder der Sprecher Christian Berkel. Er hat nicht nur dieses besondere Timbre in der Stimme, sondern ist auch im Vortrag ein Meister der feinen Nuancen.

Bewertung vom 05.07.2022
Der Geschmack von Freiheit / Töchter der Speicherstadt Bd.2
Marschall, Anja

Der Geschmack von Freiheit / Töchter der Speicherstadt Bd.2


sehr gut

Auch ohne Vorkenntnisse bin ich im zweiten Band rund um die Hamburger Kaffeedynastie Behmer & Söhne gut zurechtgekommen. 
Hier geht es vornehmlich um die mittlerweile erwachsen gewordene Tochter Cläre, die eigentlich lieber ein Wirtschaftsstudium beginnen statt in die Familienfirma eintreten möchte. Doch im Jahr 1929 sind Frauen noch viele Wege verbaut. 
Als es nicht anders geht, springt sie dann doch tatkräftig ein. Sie muss viel aushalten. Die Kriegsjahre sind für alle nicht leicht und gerade Kaffee als Luxusgut hat es in Notzeiten schwer.
Die Menschen in diesem Buch kommen sehr lebendig herüber. Gerade der Gegensatz zu Cläres missgünstiger Cousine Emma, die strenggläubig dem Nazikult anhängt, macht für mich viel von der Spannung aus.
Historisch ist dieser Roman gut recherchiert. Und weil der Schluss so genial ist, freut man sich schon auf den letzten Band dieser Trilogie.

Bewertung vom 05.07.2022
13° - Tödlicher Sommer / Spitzbergen-Reihe Bd.2
Kvandal, Hanne H.

13° - Tödlicher Sommer / Spitzbergen-Reihe Bd.2


sehr gut

Nachdem ich schon mit Hanne H. Kvandal die dunkelste Zeit auf Spitzbergen verlebt habe, so lerne ich jetzt die Landschaft in gleißendem Sonnenlicht und milden Temperaturen kennen.
Schön ist es, wieder auf bekannte Gesichter zu treffen.
Diesmal wird der pensionierte norwegische Polizist Trond Lie gebeten, sich um den Fall eines verschwundenen asiatischen Kochs zu kümmern. Während seiner Nachforschungen wird auch noch der kleine Enkel Bjarne entführt. Eine schlimme Situation für Trond, der dennoch wie gewohnt souverän seine Aufgabe meistert.
Ganz nebenher erfährt der Leser einiges über diesen speziellen Ort Longyearbyen, seine Geschichte und vor allem seine politische Sondersituation. Diesmal spielt die verlassene Grubenstadt Pyramiden eine größere Rolle. Sehr bildhaft werden die Örtlichkeiten dort geschildert.
Es ist nach wie vor dieses besondere Setting, dass mich an den beiden Spitzbergen-Krimis so fasziniert hat. Leider fiel die Handlung diesmal gemächlicher aus als in dem "Winterkrimi". Der Schluss ist etwas oberflächlich geraten. Gerne hätte ich mehr über die Rolle von Fridas Vater erfahren, aber insgesamt bleibe ich ein Kvandal-Fan.

Bewertung vom 03.07.2022
Stürmisches Lavandou / Leon Ritter Bd.8
Eyssen, Remy

Stürmisches Lavandou / Leon Ritter Bd.8


sehr gut

Auch ohne Kenntnis der sieben Vorgängerbände kann man "Stürmisches Lavandou" problemlos lesen.
Der Pathologe Dr. Leon Ritter, gebürtiger Deutscher, ist mittlerweile fast ein Einheimischer in Le Lavandou. Er liebt die stellvertretende Polizeichefin, deren Tochter ist für ihn wie ein eigenes Kind.
In dem Küstenort sollen Surfmeisterschaften stattfinden. Alle Leute sind in freudiger Erwartung, als ein Serienmörder es auf Liebespärchen abgesehen hat. 
Die Leichen landen auf Leons Obduktionstisch. Wieder setzt er seinen kriminalistischen Spürsinn weit über das Medizinische hinaus ein, was dem Polizeichef so gar nicht passt. All die möglichen Verdachtsfälle, die zu einem schnellen Fahndungserfolg geführt hätten, werden durch Ritter schnell entkräftet.
Dies ist mal wieder ein richtig spannender französischer Krimi, der eine komplexe Handlung bietet und sich nicht seitenweise mit einheimischen Speisekarten und Rezepten beschäftigt. Trotzdem kommt das Provence-Flair nicht zu kurz. Außerdem sind die handelnden Personen sehr eigenständige Charaktere, sodass man sich alles gut vorstellen kann.
Ich kann diesen schönen Urlaubskrimi weiterempfehlen, auch wenn ich gerne noch etwas mehr über den Hintergrund des Mörders erfahren hätte.

Bewertung vom 02.07.2022
Der Aufgang
Hertmans, Stefan

Der Aufgang


sehr gut

Der Autor Stefan Hertmans erwirbt schon zu Studentenzeiten in Gent günstig ein altes, heruntergekommenes Haus. Wie sich herausstellt, ist es das Elternhaus seines Geschichtsprofessors. Dessen Vater Willem Verhulst hat im zweiten Weltkrieg Karriere als Kollaborateur gemacht. Er stellte Listen von Juden, Kommunisten und anderen politisch unerwünschten Personen zusammen, die daraufhin in die Konzentrationslager deportiert wurden. 
Stefan Hertmans hat akribisch alle noch vorhandenen Unterlagen zu Willem Verlusts Person durchgearbeitet und zu diesem Buch verarbeitet. Es ist ein sehr persönlicher Streifzug durch die Geschichte entstanden, die geschickt reale Fakten mit dekorativer Fiktion vermengt. Der elegante, fesselnde Schreibstil verführt zum Weiterlesen, auch wenn der Inhalt zwischendurch doch etwas trocken wird. Die einzelnen Personen aus Willems Leben treten sehr plastisch hervor. Vor allem seine zweite Ehefrau Mien, Mutter seiner drei Kinder, strenggläubige Protestantin, zeigt sich hier als charakterstarker Mittelpunkt der Familie. Sie tut alles für ihren Willem, auch wenn er nicht treu sein kann und vor allem, wenn sie seine politischen Ansichten verabscheut.
Das Buch liest sich interessant. Doch richtig begeistern werden sich wahrscheinlich nur Leser, die einen Bezug zur Materie haben.

Bewertung vom 30.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

Irgendwo auf einem abgelegenen Campingplatz in der Provinz treffen fünf unterschiedliche Menschen aufeinander.

- Gustav, der Besitzer, verheimlicht allen seine schwere Erkrankung
- Lale ist ihrer Depression davongelaufen und hier gelandet
- Christophe, der Südseeinsulaner, sucht hier nach seinen Wurzeln
- Flo, der pfiffige Teenie mit leichtem Handicap aus der Nachbarschaft
  und
- James, der Althippie.

Sie alle verbringen hier eine mehr oder auch minder unbeschwerte Zeit, bringen den Campingplatz auf Vordermann, und abends wird gern ordentlich getrunken und gekifft. Jeder hat so seine Probleme, die bis zum Ende des Romans irgendwie bewältigt werden, was aber nicht in Kitsch ausartet.

Mir hat die Szenerie des Romans nicht gefallen. Der Campingplatz mit dem alten Haus und den verwohnten Wohnwagen ist in meiner Vorstellung einfach nur unsauber. Es gibt zu viel Alkohol, auch für den 17-jährigen Flo, und im Prinzip wird den vernünftig denkenden Menschen wie Flos Mutter oder Lales Ehemann ein negatives spießiges Image verpasst. Lale hat ja augenscheinlich an einer Depression gelitten, und diese Krankheit wird ziemlich verharmlost.
Der Erzählstil ist sehr langatmig und spannende Momente sind rar gesät. Die Hauptpersonen sind mir fremd geblieben. Wahrscheinlich, weil ich mit so einer Lebenseinstellung selbst noch nicht konfrontiert worden bin.

Schade, nach dem wirklich cleveren Buchtitel habe ich mich auf eine spritzige Sommerlektüre gefreut, aber das ist dieses Buch definitiv nicht. Ich kann es dennoch bedingt weiterempfehlen, denn ich kann mir vorstellen, dass es doch eine größere Anzahl Menschen ansprechend finden werden.

Bewertung vom 29.06.2022
Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5
Ribeiro, Gil

Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5


ausgezeichnet

Der so geniale, aber auch so spezielle Kommissar Lost muss sich mit seinem Team um den Mord in einem Ferienhaus kümmern. Die Handydaten beweisen glasklar, es kann nur die Reisebegleitung als Täterin infrage kommen. Doch Lost nervt permanent mit der Frage, warum der Tote keinerlei Schuhe bei sich hatte, und genau diese Frage lenkt die Ermittlung in die richtige Richtung. Die Polizei kommt auf die Spur eines ganz großen Firmenskandals, der um jeden Preis vertuscht werden soll. Lost kommt an seine Grenzen, denn als Autist ist er nicht fähig zu lügen, aber muss einen Weg finden, mit seiner Informantin im Untergrund zu bleiben. Ihrer beider Leben steht auf Messers Schneide. Ein intelligenter Plot mit einer hochbrisanten, aktuellen Thematik sorgt fortwährend für Spannung auf hohem Niveau. Gleichzeitig ist es herzerwärmend, wie seine Freunde und Kollegen Losts Autismus als Bereicherung und nicht als Behinderung empfinden. Ganz besonders aus diesem Grund gefällt mir die Lost-Reihe mit ihrem feinsinnigen Humor immer wieder gut.