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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 881 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2015
Schuldfrei
Friewald, Gerlinde

Schuldfrei


ausgezeichnet

Wien. Rechtspsychologe und Profiler Nick Stein muss seinen Urlaub abbrechen - ein grausiger Leichenfund in einer alten Villa erfordert seine sofortige Rückkehr nach Wien…

„Schuldfrei“ ist nach „Faltenfrei“ der zweite Fall für Nick Stein - wieder hat mich Gerlinde Friewald mit einer mitreißend erzählten Geschichte und einem gut durchdachten Handlungsverlauf rundum begeistert. Die Autorin versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Gleich in der Einstiegsszene ist es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen: Sechs Menschen wurden grausam gefoltert und anschließend gekreuzigt. Eine an einem Kreuz hängende Frau erzählt von dem Geschehen um sich herum, kurz darauf stirbt sie.

Im Folgenden geht man mit dem Sonderermittler des BKA und seinem Team auf Spurensuche. Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leichen auf Hochtouren laufen, scheint eine Lösung des Falls in weiter Ferne zu liegen – lange Zeit ist die Identität der Opfer unklar. Und selbst als alle Namen bekannt sind und feststeht, dass es mit dem ehemaligen Kinderheim Rotherburg eine Verbindung zwischen den Toten gibt, bleiben die Hintergründe zu der Tat weiterhin im Dunklen.

Die Beschreibungen der Schauplätze sind Gerlinde Friewald bestens gelungen. Die Handlung ist vielschichtig und auch die Akteure werden allesamt interessant und facettenreich präsentiert.
Besonders Nick hat mich begeistert, weil er nicht auf eine Aufklärung um jeden Preis aus ist, sondern ein hervorragendes Gespür dafür hat, wie viel er den Menschen mit seinen Fragen zumuten kann.
Auch Nicks Assistentin Sam spielt die ihr zugedachte Rolle wieder ganz ausgezeichnet. Ich mag ihre schroffe, direkte Art sehr gerne. Eine toughe Frau, die nicht mit derben Ausdrücken geizt und das Herz am rechten Fleck hat.

„Schuldfrei“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 24.11.2015
Die Bastardtochter
Schier, Petra

Die Bastardtochter


ausgezeichnet

Koblenz, 1362. Die schöne Enneleyn kann ihr Glück kaum fassen, als der Ritter Guntram von Eggern um ihre Hand anhält. Kaum verheiratet, zeigt Guntram jedoch sein wahres Gesicht und macht seiner jungen Frau das Leben zur Hölle. Enneleyn schweigt und lässt alle in dem Glauben, dass sie glücklich und zufrieden ist…

In ihrem historischen Roman „Die Bastardtochter“ entführt Petra Schier den Leser in das 14. Jahrhundert nach Koblenz und erzählt eine spannende Geschichte voller Leid und Liebe.

Dieser dritte Teil der Kreuztrilogie kann auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gelesen werden, da die für das Verständnis wichtigen Hintergründe von der Autorin geschickt in die laufende Handlung eingeflochten wurden.

Nachdem es in „Die Eifelgräfin“ um Elisabeth und Johann und in „Die Gewürzhändlerin“ um Luzia und Martin ging, steht diesmal Johanns uneheliche Tochter Enneleyn und ihre Ehe mit dem gewalttätigen Guntram im Mittelpunkt des Geschehens.

Petra Schier schreibt fesselnd und mitreißend. Die Akteure werden alle lebendig und bildhaft dargestellt und man kann bestens mit ihnen mitfühlen und mitfiebern.

Das gilt besonders für Enneleyn. Die Beweggründe für ihr Schweigen und das stumme Ertragen aller Erniedrigungen und Prügel sind einleuchtend, denn sie lebt in einer Zeit, in der es normal war, dass ein Mann seine Frau geschlagen hat. Verstehen will man ihr Geheimhalten der wahren Zustände und ihre Schauspielerei dennoch nicht und möchte sie am liebsten wachrütteln, damit sie ihren Vater, ihre Stiefmutter oder zumindest eine Freundin einweiht. Doch die junge Frau ist zu stolz, denkt nur an die Familienehre und will ihren Vater nicht enttäuschen. Nur dem aus Mailand zurückgekehrten Anton gelingt es, hinter ihre sorgfältig aufgebaute Fassade zu blicken, doch Enneleyn will seine Hilfe nicht.

Auch Bösewicht Guntram ist Petra Schier hervorragend gelungen. Ein echter Mistkerl, über dessen Machenschaften man sich ein ums andere Mal aufregen kann. Er ist sehr talentiert, wenn es darum geht, seine Mitmenschen an der Nase herumzuführen. Alle sehen in ihn den Ehrenmann, der nur das Beste für seine Frau will. Doch das Gegenteil ist der Fall, er ist eiskalt, brutal, berechnend und drangsaliert Enneleyn wo es nur geht. Das Ziel, das Guntram mit seinem miesen Verhalten verfolgt, bleibt bis zum Schluss unklar und ist um einiges umfassender als „nur“ die häusliche Gewalt.

Das der Trilogie den Titel gebende Kreuz spielt natürlich auch in diesem Band wieder eine Rolle und bringt einen Hauch von Magie in die Geschichte. Das Kruzifix, das schon seit über zweihundert Jahren im Besitz der Familien von Küneburg, Bongert und Wied ist, pulsiert, als wäre es lebendig. Es summt und sirrt und kann zornig pfeifen. Es leuchtet in unterschiedlichen Farben und strahlt Wärme aus. Es scheint zu wissen, was die Menschen denken und fühlen, erkennt das Böse und warnt vor Gefahr.

In einer Nebenhandlung lernt man Wulfhard de Berge kennen. Der Fernhändler aus Konstantinopel wirkt undurchsichtig und verschlossen. Schnell wird klar, dass er auf der Suche nach dem Kruzifix ist – doch ob er es ehrlich meint oder gefährlich ist, bleibt zunächst offen.

Eine Nebenfigur, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe, ist Palmiro. Der freche Straßenjunge aus Mailand kommt mit Anton nach Koblenz und bringt mit seinem Witz eine große Portion Leichtigkeit in das Geschehen.

„Die Bastardtochter“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Es war sehr spannend, Enneleyn kennenzulernen, sie auf ihrem Weg durch die schwere Zeit zu begleiten und Kummer und Furcht aber auch Momente des Glücks mit ihr zu teilen.

Bewertung vom 17.11.2015
Tote Hippe an der Strippe
Minck, Lotte

Tote Hippe an der Strippe


ausgezeichnet

Lorettas Chef Dennis sitzt mächtig in der Patsche. Er wird von einer zwielichtigen Bande massiv bedroht und erpresst. Die Gauner wollen ihm sein Callcenter abluchsen und das derzeitige Personal durch professionelle Damen ersetzen, die die Anrufer der Hotline in einen Puff locken sollen. Klar, dass Loretta und ihre Freunde nicht zögern und Dennis zu Hilfe eilen…

Auch in ihrem fünften Abenteuer laufen Loretta & Co. wieder zur Höchstform auf. Diesmal mutet Lotte Minck ihren Protagonisten einiges zu – es wird brandgefährlich für die Ermittlertruppe, denn es gilt, einer gewalttätigen Bande das Handwerk zu legen. Bärbel und Frank und später auch Loretta ermitteln diesmal verdeckt und begeben sich getarnt in die Höhle des Löwen. Ein grandioses Schauspiel! Doch dann läuft die ganze Sache aus dem Ruder und es geht den Helden ganz böse an den Kragen.

Lotte Minck wartet wieder mit einer großen Portion Wortwitz und Situationskomik auf. Der Humor ist wie immer frisch und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Die Akteure versprühen mit ihren Eigenheiten ganz viel gute Laune. Neben Loretta ist es wieder einmal Frank, der mich mit seiner lässigen Art und seinem Ruhrpottslang besonders begeistert hat.

Großes Lob auch an die Umschlaggestaltung – die herrlich detailreiche Illustration von Ommo Wille stimmt ganz wunderbar auf den Inhalt dieser Krimödie ein.

„Tote Hippe an der Strippe“ ist eine tolle Verknüpfung von Spannung und Humor – es hat wieder großen Spaß gemacht, mit Loretta und ihren Freunden auf Verbrecherjagd zu gehen.

Bewertung vom 12.11.2015
Die Scherben der Wahrheit
Billingham, Mark

Die Scherben der Wahrheit


ausgezeichnet

London. Paul Hopwood wird mitten in der Nacht an einer Bushaltestelle von einem Auto erfasst und stirbt. Ein Unfall, dessen zufälliges Opfer Paul wurde – so die einhellige Meinung. Als Pauls schwangere Frau Helen unbekannte Nummern auf Pauls Handy entdeckt, beginnt sie nachzuforschen und stößt schnell auf Ungereimtheiten, die den Unfall in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen…

Mark Billingham beginnt „Die Scherben der Wahrheit“ an dem Abend des Unfalls. Der Initiationsritus einer Jugendgang. Schüsse aus einem Chevrolet. Die Fahrerin eines BMW verliert die Kontrolle über ihr Fahrzeug.

Dann dreht der Autor die Zeit um drei Wochen zurück und stellt dem Leser Paul und die weiteren Hauptfiguren vor. Man lernt die Akteure und ihr Umfeld gut kennen und bekommt schnell den Eindruck, dass Paul in dubiose Geschäfte verwickelt ist.
Ich bin ein großer Fan von ausführlichen Beschreibungen und detaillierten Schilderungen und war daher ganz begeistert, wie viel Zeit Mark Billingham sich nimmt, seine Protagonisten und ihre jeweiligen Lebensumstände darzustellen. Es gibt keine klare Trennung zwischen gut und böse, meine Sympathien und Abneigungen wechseln ständig.

Helen stolpert bei ihren Nachforschungen über immer mehr von Pauls Heimlichkeiten. Mit jedem weiteren aufgedeckten Puzzleteil wird ihr Bild von ihm verschwommener und sie hat das Gefühl, mit einem Fremden zusammen gelebt zu haben.

Besonders intensiv beschreibt Mark Billingham die Mitglieder der Gang. Das Milieu, in dem sie sich bewegen. Ihre Hierarchie, ihre Loyalität zueinander. Man erfährt, wie jeder Einzelne tickt, lernt die Eigenheiten und Macken, die Interessen und Ziele, die Probleme und Geheimnisse kennen. Dieser Part wird von Theo erzählt. Theo wird von Mark Billingham super dargestellt – man merkt an seinem Verhalten, wie jung und unsicher er ist. Er geht nicht mit der Kälte vor, wie die anderen Bandenmitglieder. Theo war der Schütze in der Unfallnacht und er hat große Angst, denn seine Kumpane, die mit ihm in dem Chevrolet gesessen haben, werden einer nach dem anderen ermordet.

Die Geschichte ist in mehrere Handlungsstränge aufgeteilt, die sich nach und nach zu einem großen Ganzen verbinden. Mark Billingham hat den Roman mit einigen Überraschungen und Wendungen gespickt, so dass die Handlung immer wieder neuen Schwung bekommt und bis zum Schluss spannend bleibt. Am Ende steht eine Auflösung, mit der ich nicht gerechnet habe.

„Die Scherben der Wahrheit“ ist ein ausgefeilter, gut durchdachter Roman, der mich von der ersten bis zur letzen Seite fest im Griff gehabt hat – eine Geschichte, die mich mit ihrer spannenden Spurensuche prima unterhalten hat.

Bewertung vom 12.11.2015
Gefangen in Abadonien
Voß, Harry

Gefangen in Abadonien


ausgezeichnet

Die 6-jährige Hanna kann stundenlang den Geschichten ihres 15-jährigen Bruders Alex lauschen. Eines Nachmittags verschwindet Hanna plötzlich von einem Spielplatz, während Alex ganz vertieft eine Geschichte in sein Notizbuch schreibt. Verzweifelt macht Alex sich auf die Suche nach seiner Schwester, nicht ahnend, dass dieser Tag, der schon so merkwürdig begonnen hatte, für ihn noch einige aufregende und unvergessliche Momente bereithält…

Zur gleichen Zeit in Abadonien. Akio und Silva wollen ihre jüngeren Geschwister aus den Fängen von Bluträubern befreien. Die beiden Kinder wurden entführt, weil sie goldenes Blut haben, das zur Fütterung des bösen Molochs gebraucht wird. In der Moloch-Höhle angekommen, trennen Silva und Akio sich auf der Suche nach dem Ungeheuer und Silva verirrt sich in den zahlreichen Gängen. Als sie durch einen Höhlenausgang an Tageslicht gelangt, steht sie plötzlich vor Alex…

Ich mag Geschichten, in denen der ganz normale Alltag plötzlich durch etwas Unerklärliches aus den Fugen gerät. Und genau das passiert Alex in „Gefangen in Abadonien“ – er landet in einer Welt, die er sich selbst ausgedacht hat.

Für Alex beginnt eine abenteuerliche Reise. Es gilt, gefahrenvollen Situationen zu meistern und einige Hindernisse zu überwinden. Alex wächst an den Aufgaben und stellt sich schließlich mutig der Herausforderung, den Moloch zu besiegen und Abadonien zu retten.

Immer an Alex Seite: Silva. Silva hat mir mit ihrer draufgängerischen Art außerordentlich gut gefallen. Sie ist mutig, hat eine Menge Kampfgeist und einen starken Willen. Sie hat das Ziel, ihren Bruder zu befreien, fest im Blick und lässt sich durch nichts und niemanden davon abbringen. Außerdem findet sie immer einen Weg, um Alex anzuspornen.

Im Verlauf des Geschehens gibt es immer wieder Ereignisse, die sich an die Geschichten der Bibel anlehnen – mir hat diese Verbindung von Fantasy-Handlung und christlichem Glauben sehr gut gefallen. Die Verknüpfungen ermuntern den Leser, über das Erzählte nachzudenken.
Außerdem hat Harry Voß seine Geschichte mit einigen Überraschungen und Wendungen gespickt, so dass das Abenteuer immer wieder neuen Schwung bekommt und bis zum Ende spannend bleibt.

Der Ausflug nach Abadonien hat mir großen Spaß gemacht. Eine fesselnde Geschichte, die sich angenehm flott lesen lässt und auch erwachsene Leser zu begeistern vermag.

Bewertung vom 11.11.2015
Die stille Braut / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.2
Wendelken, Barbara

Die stille Braut / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.2


ausgezeichnet

Martinsfehn im Februar. In der Freizeitanlage am Kreihenmeer finden Gemeindearbeiter die aufgebahrte Leiche einer jungen Frau. Schnell steht die Identität der Toten fest: es handelt sich um die vor 4 Jahren aus einem Internat für Gehörlose verschwundene Leona Sieverding. Oberkommissarin Nola van Heerden von der Kripo Leer macht sich auf die Suche nach Täter und Hintergründen und stößt dabei auf ein Netz aus Lügen und Geheimnissen…

„Die stille Braut“ ist bereits der zweite Fall für Nola van Heerden und ihren Kollegen Renke Nordmann - für mich war dieser Einsatz in dem fiktiven Dorf Martinsfehn der erste, den ich mit den beiden sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes habe ich die beiden Kommissare gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Barbara Wendelken hat mir mit „Die stille Braut“ alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich ruckzuck ins Geschehen gezogen hat, deren Spannungskurve durch eine vielschichtige und abwechslungsreiche Handlung stets auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Zusammenhänge, Motive und Täter gegeben hat.

Die Beschreibungen der Schauplätze sind bestens gelungen und auch die Akteure werden allesamt interessant und vielschichtig präsentiert. Man lernt die handelnden Personen durchweg gut kennen und erlebt alles, was den Einzelnen beschäftigt, sehr intensiv mit. Ich habe jedem seine Probleme geglaubt und konnte das jeweilige Verhalten sehr gut nachvollziehen.

Außerordentlich gut hat mir gefallen, dass die Autorin unterschiedliche Nebenfiguren zu Wort kommen lässt, die aus ihrer Sicht von den Ereignissen in Martinsfehn berichten.
So wundert sich Blumenhändlerin Annerose, dass ihr Lebensgefährte Hanno ständig zu seinem Bruder muss und geht der Sache nach, während Meta Schoon täglich das undurchsichtige Geschehen auf dem Nachbargrundstück von ihrem Bodenfenster aus beobachtet. Und Kneipier Charlie macht sich so seine Gedanken über seine Gäste.

Barbara Wendelken versteht es ausgezeichnet, den Leser an der Nase herumzuführen. Irgendwie scheint jeder der zahlreichen Akteure etwas zu verbergen zu haben. Geschickt lenkt die Autorin meinen Blick von einem Verdächtigen zum nächsten und ich jage jeder neuen Fährte hinterher, nur um dann doch wieder in einer Sackgasse zu landen.

Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Verlauf der Handlung ein, lockern die eigentliche Krimihandlung auf und machen das gesamte Geschehen noch authentischer.
Besonders Renke schleppt eine große Last mit sich herum. Nicht nur der Verlust von Ehefrau und Tochter vor einigen Jahren macht ihm noch schwer zu schaffen, auch der Gedanke, in dem Entführungsfall Leona Sierverding vor 4 Jahren etwas Entscheidendes übersehen zu haben, so dass der Verbleib von Leona nie geklärt werden konnte, lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Und dass Nola sich zu dem neuen Rechtsmediziner hingezogen fühlt, gefällt ihm ganz und gar nicht.

„Die stille Braut“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung bietet. Absolute Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2015
Der Henker von Wien
Loibelsberger, Gerhard

Der Henker von Wien


ausgezeichnet

Wien im Winter 1916. Der anhaltende Krieg hat enorme Auswirkungen auf das zivile Leben. Die miserable Versorgung mit Lebensmitteln lässt die Bevölkerung hungern und ist Antriebsfeder für Schleichhandel und Wuchergeschäfte. Das bekommt auch Oberinspector Joseph Nechyba zu spüren. Für den Genussmenschen und Nimmersatt sind die kargen Zeiten ein mächtiges Problem. Nicht sein einziges, wie sich bald zeigen soll – ein Schleichhändler, der sich „die Quelle“ nennt, zieht eine blutige Spur durch die Stadt und murkst jeden gnadenlos ab, der seinen Schwarzmarktgeschäften im Weg steht…

In seinem historischen Kriminalroman „Der Henker von Wien“ nimmt Gerhard Loibelsberger den Leser mit auf eine Zeitreise mitten hinein in das dritte Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs.

Der Autor hat die historischen Ereignisse in Wien von Oktober 1916 bis Januar 1917 mit einem spannenden Kriminalfall verknüpft und ein sehr vielschichtiges und vor allen Dingen glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet – einer schweren Zeit, in der Hunger, Entbehrungen, Verzweiflung an der Tagesordnung waren.
Dass da so mancher alle moralischen Bedenken über Bord wirft, zeigt das Verhalten der 14-jährigen Marie. Das Mädchen lässt sich auf einen viel älteren Mann ein. Sie genießt den Luxus, den er ihr bietet, ist naiv genug, um zu glauben, dass er sie liebt und hat daher auch lange Zeit keine Gewissensbisse und Schuldgefühle, ihn bei seinen dubiosen Geschäften zu unterstützen. Man möchte über ihre Handlungsweise den Kopf schütteln und doch ist absolut nachvollziehbar, warum Marie sich verführen lässt.

Gerhard Loibelsberger schickt mit Josef Nechyba einen sehr liebenswürdigen Ermittler ins Rennen. Nechyba weiß es sich gemütlich zu machen, während andere sich um die Erledigung der anstehenden Aufgaben kümmern. Eigentlich eine unsympathische Eigenart, sich auf Kosten anderer auszuruhen, aber bei dem Oberinspector wirkt das irgendwie charmant. Nechybas größte Sorge gilt meist der nächsten Mahlzeit, so dass die Auflösung des Kriminalfalls eher langsam vorangeht. Dramatisch wird es, als Nechyba selbst in die Fänge des Henkers gerät.

Das damalige Wien wird durch detailreiche Beschreibungen ganz wunderbar in Szene gesetzt. Die Dialoge sind in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Lokalkolorit.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Wiener Ausdrücke nicht nur in einem umfangreichen Glossar am Ende des Buches aufgelistet werden, sondern die Erläuterungen/Übersetzungen zum Teil auch als Fußnote auf der entsprechenden Seite zu finden sind.

„Der Henker von Wien“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir nicht nur spannende Lesestunde beschert, sondern mir auch sehr interessante Einblicke in den Schleichhandel während des Ersten Weltkriegs ermöglicht - Historie, spannend verpackt und durchweg kurzweilig erzählt.

Bewertung vom 27.10.2015
Lizzis letzter Tango / Lizzi Bd.1
Marschall, Anja

Lizzis letzter Tango / Lizzi Bd.1


ausgezeichnet

Hamburg. Die 70-jährige Elisabeth „Lizzi“ Böttcher will eigentlich nur ihre Ruhe haben und den wunderschönen Elbblick von ihrem Balkon in der noblen Seniorenresidenz „Hanseatica“ genießen. Doch das gemütliche Leben endet jäh, als ihre Tochter einen räuberischen Freund anschleppt, der mit Lizzis gesamtem Geld das Weite sucht. Unterstützt von der quirligen Pflegerin Mareike macht die Rentnerin sich auf die Suche nach dem Banditen. Als dann in der Residenz ein Mord geschieht, ist es um Lizzis ersehnte Ruhe vollends geschehen…

Anja Marschall erzählt Lizzis ersten Einsatz als unfreiwillige Detektivin in den Straßen von Hamburg mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem humorvollen Krimi frisch, locker und lebhaft zu, die Autorin präsentiert eine muntere Ermittlerin, die mich von der ersten Seite an begeistert hat.

Lizzi ist frech, unangepasst und schlagfertig – sie besticht durch eine hervorragende Beobachtungs- und Kombinationsgabe, lässt sich weder von der Leiterin der Residenz noch von der Polizei bremsen und behält auch in brenzligen Situationen die Ruhe.
Gemeinsam mit Mareike und Kommissar im Ruhestand Ewald Pfeiffer grübelt und beratschlagt sie über Spuren und Hinweise, um die hinterhältigen Machenschaften rund um den Mord an Bankier Jens Jessen aufzudecken und dem Täter auf die Spur zu kommen.

„Lizzis letzter Tango“ bietet ein durchweg kurzweiliges Lesevergnügen. Es hat mir großen Spaß gemacht, gemeinsam mit Lizzi und ihren Co-Ermittlern auf Verbrecherjagd zu gehen.