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Insgesamt 577 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2007
Die Sekte
Hayder, Mo

Die Sekte


schlecht

Die Sekte, die als Auseinandersetzung mit fanatischen Anhängern eines Heilsbringers und Wunderheiler beginnt, endet fade als Geschichte, gestreckt in einen Schauerroman. Wie man die Verstrickung eines Unschuldigen in ein Verbrechen mit feiner Feder zeichnet, hat Patricia Highsmith in mehreren Roman unter Beweis gestellt. Und nicht nur sie. Selbst Mo Hayder hat mit Der Vogelmann und Die Behandlung die Grenzlinie zwischen Verbrechen und Gesetz beinah aufgelöst und zwei Spannende Romane geschrieben. In Die Sekte, fragt man sich: Was soll das? Ist der Autorin der Stoff ausgegangen? Das Spektakuläre, die Lust am Abnormen wird ausweidend beschrieben und klingt doch so, als bemühe sich da eine Autorin sich selbst zu toppen. Noch abscheulicher, noch grausamer. Eines zeichnet alle ihre Helden aus, sie leben, als würden ihr Kerzen an beiden Enden brennen. Joe Oakes muß am Ende bemerken, daß sein Feuer erloschen ist. Doch da wissen wir schon lange, wer das Massaker auf Cuagach Eilean begangen hat. Mühevoll bemüht sich Mo Hayder uns von der Erkenntnis abzulenken, aber dies geht auf Gunsten von Spannung, Handlung, Glaubwürdigkeit. Eine Geschichte wie für die Yellow Press geschaffen.
Polar aus Aachen

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Das Imperium der Wölfe
Grange, Jean-Christoph

Das Imperium der Wölfe


sehr gut

Wie Grangé den Pariser Alltag der Illegalen Einwanderer und die die politische Situation in der Türkei mit ihren rechten nationalistischen Gruppierungen zum Thema macht, sich dabei des genretypischen Handlungsscharnier des Drogenhandels bemächtigt, ist spannend, auch wenn es nicht ganz die düstere Atmosphäre der purpurnen Flüße erreicht. Grangé ist allerdings kein Le Carre. Neben vielen faktischen Hintergründen bleibt er seiner Filmdramturgie treu, die ihn befähigt seine Handlung in alle möglichen Richtungen zu führen. Wie er die nicht ganz zu Helden erkorenen Männer auf Seiten der Polizei überraschend ausbremst, hat mir gefallen - vor allem die Frage, wie macht Grangé jetzt weiter. Weniger gefiel mir der Schluß, der unter dem Motto: Koste es, was wolle, die Guten müssen siegen, einen unglaubwürdigen Showdown in den Bergen veranstaltet. Trotzdem vier Sternen für einen empfehlenswerten Thriler aus Frankreich.
Polar aus Aachen

Bewertung vom 05.09.2007
Die Chirurgin / Jane Rizzoli Bd.1
Gerritsen, Tess

Die Chirurgin / Jane Rizzoli Bd.1


ausgezeichnet

Die Welt des Verbrechens wird seit einigen Jahren von der Pathologie beherrscht. Oft unterliegt sie dabei der Sherlock Homes Krankheit, alles zu wissen, kleinste Spuren zu filtern, um einen Verbrecher zu überführen. Tess Gerritsen, als Internistin, entgeht dieser Schwäche, die einem beim Lesen zumeist so erscheint, als könne man die Fälle von hinten lesen. Ich überlege mir, wie ich jemanden töte und dann lege ich viel Wert darauf es zu verstecken. Ihre Figur der Jane Rizzoli besticht durch ihren Behauptungswillen in einer Männerwelt der Ermittler und einer Familie, wo nur der Sohn zählt. Der psychopathische Mörder in diesem Roman, der Frauen gynäkologischen Eingriffen unterzieht, hätte sich keine besseren Widersacher als die Chirurgin Cordell und Jane Rizolli suchen können. Ein in seinen drastischen Darstellungen von Gewalt gegen Frauen und feingesponnen Psychogrammen spannender Thriller. Mordlüstern bis zuletzt.
Polar aus Aachen

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Die Liste
Grisham, John

Die Liste


weniger gut

Es gibt sicher spannendere Romane von Grisham, solche die dramaturgisch mehr dem Filmschnitt unterliegen. Die Liste ist um einiges zu lang und zerdehnt die Spannung. Außerdem erscheint es einem so, als wäre kein neuer Plot verwandt, vielmehr ein alter variiert worden. Die Kleinstadt in den Südstaaten verlangt mehr als einen grausamen Mord, einen jungen aufstrebenden Zeitungsverleger, das alles hat man schon gelesen. Grisham ist mehr an Willie Traynor als an Suspense interessiert. Doch dann sollte er die Geschichte in einen anderen Rahmen stellen und nicht unter Thriller verkaufen.
Polar aus Aachen

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Der Meister / Jane Rizzoli Bd.2
Gerritsen, Tess

Der Meister / Jane Rizzoli Bd.2


sehr gut

Auch verurteilte Psychopathen können weiterhin eine Gefahr darstellen. Das wissen wir nicht erst seit Hannibal Lecter. Tess Gerrittsen schafft es allerdings in diesem Roman nicht bloß einen erfolgreichen Plot als Sequel in die zweite Runde zu schicken. Sie verquickt die Geschichte aus der Chirurgin gekonnt mit den krankhaften Auswüchsen eines zweiten perversen Mörders, so daß Jane Rizzoli es am Ende mit einem Duo zu tun hat, die einander zur Luststeigerung benötigen. Dabei muß Rizzoli sich ihren Ängsten erwehren, die eine Folge der ersten Verhaftung des Chirurgen ist. Spannend geschrieben und in seinen Wendungen überraschend. Auch wenn das Verhältnis zwischen Meister und Lehrling etwas zu kurz kommt.
Polar aus Aachen

12 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Leviathan
Green, Julien

Leviathan


ausgezeichnet

Ein Mord geschieht in der Provinz und deckt die Mechanismen auf, nach denen die Bewohner bislang miteinander haben auskommen können. Die ganze Palette menschlicher Schwächen wird in diesem Roman ans Tageslicht gezerrt, nicht zuletzt die Eifersucht, die Liebe, der Haß. Und es ist wieder einmal der Fremde, der von außen in die Idylle eindringt und das Ganze in Einsturz bringt. Ausgerechnet der Hauslehrer verliebt sich in Angèle und verzweifelt über die Tatsache, daß sie auch an andere Herren vermietet wird. Julien Greens Helden als solche zu bezeichnen, fällt schwer, da sie sich in ihren Abgründen verirren, egal wie verzweifelt sie manchmal auch dagegen ankämpfen. Aber es bleiben doch Helden, da sie im Gegensatz zu jenen, denen alles gelingt, in sich das unverfälschte Leben spiegeln. Und der Betrachter, der Leser richtet diese Helden durch seine erhabene Moral, indem er sich abgrenzt und sich davor fürchtet, den Faden bis zu sich selbst weiter spinnen zu können. Ein Roman, der soviel Kraft besitzt, daß er immer wieder aus der Versenkung auftaucht.
Polar aus Aachen

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Todsünde / Jane Rizzoli Bd.3
Gerritsen, Tess

Todsünde / Jane Rizzoli Bd.3


sehr gut

In diesem Roman rückt Gerritsen von ihrem in Die Chirurgin und Der Meister bewährten Muster eines Psychopathen ab, der die Spannung vor sich hertreibt, und erzählt eine Klostergeschichte, um eine tote Novizin, deren Schicksal mit einer zweiten Frauenleiche verknüpft ist. Die Handlungsstränge reichen bis nach Afrika zurück, wo eine wohltätige Organisation in einen Umweltskandal verstrickt ist. Gerritsen wirft die Frage auf, was zulässig ist, wenn man helfen will? Daß ausgerechnet eine verflossene Liebe eine entscheidende Rolle in der Vertuschungsaktion in Afrika spielt, führt dazu, daß sich am Ende jemand benutzt fühlen wird. Die Moral in Frage gestellt, Jane Rizzoli im Mittelpunkt von Grausamkeiten und trotzdem bleibt bei zumindest einer der Hauptpersonen der fade Beigeschmack zurück, etwas verloren zu haben, was ihr wichtig erschien. Was erwartet man mehr von einem spannenden Thriller.
Polar aus Aachen

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Ein Regenschirm für diesen Tag
Genazino, Wilhelm

Ein Regenschirm für diesen Tag


ausgezeichnet

Ein Mann läuft Schuhe ein. Allein für diese Idee gilt es, Genazino zu rühmen, und es gelingt ihm im Verlauf seiner Geschichte, daß man sich vorstellt, wie auch in der eigenen Stadt jemand unterwegs ist, um ledernde Produkte einzulaufen. Eigentlich ein schöner Beruf, viel zu wenig beachtet. Nur daß auch die ausgeglichenste Tätigkeit einen nicht davor bewahrt, daß die Freundin einen verläßt, weil man sich zu sehr aufs Beobachten verlegt hat, oder daß man in finanzielle Nöte gerät, wenn das Honorar pro Paar gesenkt wird. Mit einmal sieht man sich den profanen Dingen des Lebens ausgesetzt. Doch wenn sie von Genazino erzählt werden, bleiben sie leicht, schwebend und einem Schmunzeln behaftet.
Polar aus Aachen

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2007
Nachmittag eines Fliesenlegers
Gustafsson, Lars

Nachmittag eines Fliesenlegers


ausgezeichnet

Diesem Fliesenleger würde man gerne mal begegnen. Natürlich bei der Schwarzarbeit. Er geht seiner Arbeit nach, scheint sie gerne zu machen, versinkt dabei in Betrachtungen, Einbildungen, die mal philosophisch, mal wütend über den Pfusch seiner Vorgänger daher kommen. Wer kennt ihn nicht diesen Mann, diese Frau, die gealtert und ausgelagert, viel mehr vom Leben zu verstehen scheint, als uns in allen Theorien über das Leben zur Verfügung steht. Wer würde sich nicht gerne eine Stunde zu ihm setzen, um mit ihm zu plaudern. Unverbindlich, da er weiß, daß er die Welt nicht verändern kann. Höchstens verschönern. Egal ob sein Leben wie im Fall von Torsten Bergmann ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist. Wahrscheinlich gehört das zur Weisheit des Verlorenseins dazu. Lars Gustafssons Schweden der Achtziger Jahre erscheint einem plötzlich wie die renovierungsbedürftige Villa am Rand der Stadt. Der Glanz ist noch da, er muß nur aufpoliert werden. Also schnell ein paar neue Kacheln besorgt. Oder lieber nicht? Ein schlankes Buch, das viel mehr in sich trägt als mancher dicke kluge Wälzer.
Polar aus Aachen

Bewertung vom 05.09.2007
Schnee, der auf Zedern fällt
Guterson, David

Schnee, der auf Zedern fällt


sehr gut

Ein Krieg wird nicht nur an der Front ausgefochten, davon sind viele Politiker überzeugt. Dabei muß es nicht unbedingt wie in Deutschland zugehen, wo man nach dem ersten Weltkrieg die Mär vom Messer im Rücken, gestoßen von vaterlandslosen Gesellen verbreitete. Es genügt Mißtrauen in der Bevölkerung zu säen, Vorurteile zu schüren, ethnische wie kulturelle Unterschiede herauszustreichen und im schlimmsten Fall ganze Bevölkerungsgruppen zu kasernieren, weil ihre Vorfahren einem Land angehörten, mit denen man Krieg führt. In David Gutersons Roman wird exemplarisch vor Augen geführt, wie dieses aus Angst geborene Unrecht nicht nur Familien, Freundschaften und die Liebe zerstört, vielmehr wird die Heimatfront im Amerika des zweiten Weltkriegs in einem Gerichtsdrama vorgeführt, bei der es nur Verlierer gibt.
Polar aus Aachen

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.