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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Xirxe
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Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2014
Antoinette kehrt zurück
Vieweg, Olivia

Antoinette kehrt zurück


sehr gut

Antoinette, erfolgreich in Kalifornien tätig und mit einem bekanntem Filmstar liiert, scheint eine glückliche junge Frau zu sein. Doch sie schleppt ein Geheimnis mit sich herum, das nicht einmal die ihr am nächsten stehenden Menschen kennen: ihre Kindheit und Jugend in einem kleinen deutschen Örtchen, wo sie von ihren SchulfreundInnen gemobbt wurde. Als sie eines Tages bei einem ihrer häufigen Webcam-'Besuche' in ihrer Heimat sich selbst erkennt, wird ihr bewusst dass nichts vergangen und vergessen ist. So macht sie sich auf eine Reise in ihre Vergangenheit...
Junge Frau setzt sich mit ihrer Mobbing-Vergangenheit auseinander - eine klassische Geschichte, die Olivia Vieweg ganz schön gegen den Strich bürstet. Man liest, schaut und glaubt, mehr oder weniger zu wissen was nun kommt, doch dann - PENG! Von wegen! Es irritiert, schockiert und hat man die weniger als 100 Seiten durch, ist erst mal tiefes Durchatmen angesagt und eine Nacht darüber schlafen. Um es dann nochmal zu lesen... :-) Manche/n mag diese fehlende political correctness befremden und/oder stören, mich brachte es trotz (oder wegen?) einiger Unklarheiten jedoch dazu, das Ganze noch mehrmals zu lesen.
Die Zeichnungen im Buch sind ausschließlich in braun, orange, weiss und schwarz gehalten, sodass nichts durch leuchtende Farben besonders herausgehoben wird. Auch die Gesichter stechen nicht durch besondere Details hervor, sondern deren Darstellung beschränkt sich meist auf Augen, Nase, Mund und Haare, die eher wie skizziert wirken. Dennoch fiel es mir nicht schwer, die einzelnen Personen unterscheiden zu können. Es ist ein eher reduzierter Zeichenstil, durch den die Geschichte jedoch umso mehr wirkte und der eigenen Phantasie viel Freiraum lässt.
Das Buch hat mir gut gefallen, nur war es deutlich zu kurz. Aber wie wäre es mit einer Fortsetzung? Das Ende lässt es zu...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2014
Vergeltung
Winslow, Don

Vergeltung


weniger gut

Was war denn das? Engagiert die National Rifle Association (NRA), die Waffenlobby in den USA, nun schon Schriftsteller, um für den Nutzen von Kampfgerät zu werben? Lieber Don Winslow, war das Honorar sooo hoch, dass Sie nicht widerstehen konnten?
Zum besseren Verständnis: In seinem neuesten Roman schickt Winslow einen Ex-Elitesoldaten auf einen Rachefeldzug, nachdem dessen Frau und Kind bei einem terroristischen Anschlag ums Leben kamen. Dieser rekrutiert hierfür eine private Söldnerarmee, die sich umgehend an die Arbeit macht und die Urheber dieses Attentats zur Rechenschaft zieht.
Ist der Autor der dies schrieb, tatsächlich derselbe der auch 'Kings of Cool' verfasst hat? Kaum zu glauben, aber offensichtlich wahr. Zugegeben, Vergeltung ist durchaus spannend (trotz der Vorhersehbarkeit der Handlung), aber das ist bedauerlicherweise auch das Einzige was man diesem Buch zugute halten kann. Die Figuren sind derartig eindimensional und platt, dass es schmerzt. Die Bösen sind böse und die Guten so gut, dass man kaum glauben mag, einen Roman von Winslow vor sich zu haben. Der einzige 'Gute' der nicht ganz so anständig ist wie der Rest, verlässt die Kampfzone auch als Erster. Die Terroristen werden einer nach dem Anderen niedergemetzelt (ebenso wie Dutzende anderer Feinde auch) und wie erwartet gibt es nach all den Massakern und diversen formidablen Materialschlachten ein Happyend. Zweifel an der Richtigkeit und Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns werden in Kurzform abgehandelt (alles ok) und natürlich sind die Helden so toll, dass es noch nicht einmal zu Kollateralschäden kommt (was den bösen Buben selbstverständlich völlig egal ist). Hach, was sind das nur für tüchtige Jungs!
Mindestens genauso nervig wenn nicht sogar noch mehr waren die bis ins Detail erfolgten technischen Beschreibungen: 'Bei nicht ganz 40 Pfund und einer Länge von 94 cm verschießt die MK47 40 x 53 mm Munition bei einer Kadenz von 250 Schuss pro Minute. Das superleichte AN/PWG-1 Videovisier sendet 3fach vergrößerte Bilder...' (S. 426) Solche Sätze sind keine Seltenheit, sondern ein fester Bestandteil des Romans - Waffenbegeisterte werden sich sicherlich darüber freuen.
Alle Anderen aber...

Bewertung vom 31.03.2014
Agent auf leisen Pfoten / Winston Bd.2 (3 Audio-CDs)
Scheunemann, Frauke

Agent auf leisen Pfoten / Winston Bd.2 (3 Audio-CDs)


sehr gut

Winston, ein gebildeter Kater aus gutem Hause, entdeckt zufällig ein Verbrechen. Emilia, eine Klassenkameradin von Kira (die wie er im Haushalt seines Herrchens lebt) scheint krank zu sein. Doch ihre Eltern verhalten sich so merkwürdig, dass Winstons Misstrauen geweckt ist. Gemeinsam mit Odette, der wunderschönen und intelligenten Hofkatze, versucht er das Geheimnis zu lüften. Die Beiden sind erfolgreich, doch nun brauchen sie die Hilfe Kiras und deren Freunde...
Es ist eine ausgesprochen humorvolle wie ebenso spannende Geschichte, wie Winston mit seinen Katzen- und Menschenfreunden das Dunkel um Emilias Verschwinden erhellt. Witzige Einfälle (die vier Muskeltiere), schräge Dialoge (Ist ein Mann ein Mensch oder nicht?) - ich hörte alle drei CDs mit einem ständigen Grinsen im Gesicht. Kalkofe ist aber auch ein herrlicher Erzähler, wenn er den leicht blasierten, britisch angehauchten Tonfall Winstons anschlägt. Doch auch die anderen Figuren gelingen ihm überzeugend: Anna, Kiras Mutter, die ich zwar zuerst in Richtung Italien eingeordnet hätte oder Babooshka, die Oma von Kira. Beide konnte ich richtig vor mir sehen!
Der Krimi ist wunderbar kindgerecht, der vermutlich schon ab 8 Jahren gerne gehört und auch verstanden werden wird, denn sämtliche Begriffe, die eventuell zu kompliziert werden könnten, werden ausführlich erklärt.
Weshalb dann nicht die volle Punktzahl? Weil Oliver Kalkofe nun doch nicht ganz so gut ist wie Cathleen Gawlich, die seit 'Happy Smekday' meine Favoritin ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2014
Siddhartha
Hesse, Hermann

Siddhartha


ausgezeichnet

Den unzähligen Rezensionen und Kommentaren zu diesem Buch (die es ja nicht nur hier gibt) noch eine weitere hinzuzufügen - sind das nicht Eulen nach Athen getragen? Vermutlich, aber da der eigentliche Sinn und Zweck meiner Anmerkungen mehr meinem Nutzen als dem Anderer dienen soll (damit ich auch noch in Jahren weiss, was so ungefähr in all den von mir gelesenen Büchern steht), soll mir das egal sein ;-)
Was ist der Sinn des Lebens? Die endgültige absolute Wahrheit? Das worauf es ankommt? Wie so viele andere Menschen plagt sich auch der junge Brahmanensohn Siddhartha mit dieser Frage und obwohl es ihm an nichts fehlt, ist sein Hunger nach diesem Wissen unstillbar. So schließt er sich eines Tages einer Gruppe wandernder Bettelmönche an, begleitet von seinem Freund Govinda. Sie lernen viel, doch noch immer ist Siddharthas Geist nicht glücklich mit dem Erreichten. Als sie von Gotama, dem Erhabenen Buddha hören, machen sie sich gemeinsam auf den Weg in der Hoffnung, von ihm das Geheimnis der Erleuchtung zu erfahren. Während Govinda von dessen Lehre mehr lernen möchte und sich ihm als Jünger anschließt, bleibt Siddhartha skeptisch. Er zweifelt nicht an Buddhas Erleuchtung, hält dessen Lehren aber nicht für völlig schlüssig. So trennen sich die Wege der Freunde und Siddhartha zieht allein weiter...
Die Sprache des Buches klingt altertümlich und zeitweilig gekünstelt, doch sie passt zu dieser Zeit und Region, sodass man sie bereits nach ein paar Seiten kaum noch als etwas Ungewöhnliches wahrnimmt. Dreh- und Angelpunkt dieser eher kurzen Geschichte ist die Suche nach dem was das Leben ausmacht, nach einem Leben in Wahrhaftigkeit - zumindest hat es sich für mich so dargestellt. Hesse gelingt es, im Weg des Siddhartha die unterschiedlichsten Aspekte dieser Suche darzustellen, von einer völlig vergeistigten Lebensweise hin zu einer radikal materialistischen Haltung. Das Alles in einer gut verständlichen Sprache, sodass Sinnsuchende (und andere Interessierte ;-)) jeglicher Couleur hier eine Menge an Inspiration und Anregung erhalten dürften.
Ich empfand diese Buch als eine Bereicherung, wobei sich mir nichts gänzlich Neues offenbarte. Dies mag aber an meinem fortgeschrittenen Alter liegen ;-)

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2014
Wintzenried
Ott, Karl-Heinz

Wintzenried


weniger gut

Tut es gut, wenn man einen der ganz Großen der Geschichte zum Hanswurst herunterschreibt? Ist es ein Genuss darüber zu lesen? Nach der Lektüre dieses Buches und der Rezensionen aus professioneller und nichtprofessioneller Feder zu urteilen, behaupte ich mal schlicht ja. Alle LeserInnen hatten sich glänzend amüsiert mit dem Roman über diesen ach so großen Denker, der in Wahrheit jedoch offenbar ein ganz armseliges Würstchen war: hypochondrisch, egozentrisch bis zum gehtnichtmehr, überheblich, arrogant, wankelmütig, ein Misanthrop dem man sich nie zu begegnen wünscht. Und der Autor scheint frohgestimmt kein gutes Haar an Rousseau zu lassen. Könnte man nicht aus anderen Quellen etwas über ihn erfahren (oder vielleicht sogar schon etwas von ihm gelesen hat), würde man NIE ahnen, welch großen Einfluss dieser Mensch auf die westliche Welt ausübte.
Ich gestehe, meine Kenntnis über Rousseau war eher, nun ja, marginal. So fragte ich mich, woher der Autor seine Informationen hatte oder ob es sich um ein reines Phantasieprodukt handelte. Keine der vielen Biographien, die im Netz kursieren, gibt auch nur annähernd Ähnliches wieder. Ja, die äußeren Fakten (Aufenthalte in bestimmten Städten, Tätigkeiten usw.) stimmten, aber sonst fand sich nichts. Bis ich auf ein Werk von Rousseau selbst stieß: Bekenntnisse. Seine Autobiographie, die erst posthum veröffentlicht wurde und in der er schonungslos über sich selbst schrieb, voller Selbstkritik und Offenheit. Hier finden sich Details wieder die in Otts Buch auftauchen, womit klar sein dürfte woher der Autor seine Informationen hatte. Selbst Otts Stil entspricht im Großen und Ganzen der Schreibweise Rousseaus, sodass ich letztendlich zu dem Schluss komme: Wintzenried scheint nichts Anderes als eine Zusammenfassung der skandalöstesten Ereignisse aus den 'Bekenntnissen' zu sein, angereichert durch die unermüdliche Anwendung der Hyperbel als Stilmittel.
Begeistert hat mich das Buch durch diese beharrlichen Schmähungen nicht besonders. Statt dessen werde ich mich nun dem Original zuwenden: Die 'Bekenntnisse' sind sicherlich nicht weniger offenherzig und skandalös ;-), dafür aber garantiert nicht so einseitig. Und von den Gedanken, die Rousseau so berühmt machten, kann man auch etwas lesen.

Bewertung vom 24.03.2014
Der Geschmack der Sehnsucht
Thúy, Kim

Der Geschmack der Sehnsucht


ausgezeichnet

Nicht einmal 140 Seiten umfasst dieses kleine Büchlein, aber es enthält die Geschichten von so vielen Menschen und sogar die eines Landes: Vietnam. Mãn wird von ihrer Mutter ausgesetzt, da diese sich als junge unverheiratete Frau nicht um ihr Kind kümmern kann, schon gar nicht mitten im Durcheinander des Bürgerkrieges. Eine Nonne nimmt sich der Kleinen an, doch um ihr ein besseres Leben zu sichern übergibt sie sie einer Lehrerin, die Mãn liebevoll aufzieht. Wieder an die Zukunft denkend, wird das junge Mädchen an einen wesentlich älteren Mann verkuppelt, der sich in Kanada eine Existenz mit einer Suppenküche aufgebaut hat. Dank ihren Kochkenntnissen entwickelt sich der Imbiss zu einem immer größeren Unternehmen, das Mãn weit ins Ausland führt, wo sie der Liebe begegnet...
Vietnam scheint für uns Westler kein allzu unbekanntes Land mehr zu sein: Dank unzähliger Restaurants und Imbisse, vieler hier lebender ehemaliger 'Boatpeople' und der Tatsache, dass eine Reise dorthin nichts sooo Besonderes mehr darstellt, wirkt es wie andere asiatische Länder merkwürdig vertraut. Doch nach der Lektüre dieses Buches kommt mir Vietnam wie eine unbekannte Region vor. Mãn ist die zentrale Figur und erzählt nicht nur ihr Leben und das ihrer dritten Mutter, sondern neben vielen anderen Geschichten auch all das, was sie prägte: Märchen, Mythen, Traditionen, Gewohnheiten. Und wie sie von ihrer Mutter übernahm, dass nur diejenigen überleben, die ihre Identität aufgeben. Dies mag sich grausam anhören, doch so bleibt das Leben im Gleichklang der Zeit: Höhen und Tiefen mögen fehlen, doch das Leben geht voran. Trivial, ich weiss, doch im Zusammenhang mit diesem Buch hat es seine eigene Wirkung.
Hervorzuheben ist die wunderschöne Sprache wie auch die Gestaltung des Buches. Beides fein und zart, im Buch selbst betont durch vietnamesische Vokabeln, die farblich abgesetzt immer am Außenrand stehen. Oder in Sätzen wie '..Durianbäume bedeutet wörtlich übersetzt: persönliche Traurigkeiten. Vielleicht vergisst man das, weil die Traurigkeiten wie das Fleich der Durianfrüchte in fest verschlossenen Kammern unter einem stachligen Panzer stecken.' oder 'Sie schien an der Schwelle angelangt zu sein, von der an sie sich von der Zeit nur noch sanft wiegen und nicht mehr durchschütteln ließ, so als vertrauten sie sich einander an und spotteten zärtlich über die Turbulenzen der Jugend.'.

Bewertung vom 21.03.2014
Das Haus des Windes
Erdrich, Louise

Das Haus des Windes


sehr gut

Es ist der Sommer, in dem Joe, soeben 13 Jahre alt geworden, erwachsen wird. Seine Mutter wird Opfer eines brutalen Überfalls, doch aufgrund gesetzgeberischer Unstimmigkeiten fühlt sich keine Ermittlungsbehörde wirklich zuständig. Joe und seine drei Freunde machen sich gemeinsam auf die Suche...
Das Verbrechen an Joes Mutter ereignet sich im Jahre 1988 in einem Reservat in den USA. Obwohl es sich bei dem Vorfall um die zentrale Geschichte des Buches handelt, ist es doch nur ein Part unter vielen. Joe und seine Freunde lernen die Liebe kennen, es geht um die alten Mythen der Indianer, um Familie, Liebe, Gerechtigkeit, Rassismus undundund.
Erdrich ist nicht nur eine Könnerin darin, in beiläufigen Bemerkungen ganze Dramen aufzuzeigen wie beispielsweise die damals noch immer massive Diskriminierung der Indianer oder der Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut. Ebenso grandios ist ihre Fähigkeit, daneben überaus witzige Dialoge oder Szenen wie die acht nackten Indianer, die aus der Schwitzhütte flüchten zu beschreiben, ohne dass es aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. Auch die Figuren des Romans bringt sie einem nahe: Man leidet, fürchtet oder freut sich mit ihnen und kann deren überaus skeptische Haltung gegenüber den Menschen ausserhalb des Reservates mehr als nachvollziehen. Ja, da fragt man sich, wie Joes Vater trotz alledem so voller Vernunft bleiben kann.
Weshalb dann nicht die volle Punktzahl? Weil ich kurz zuvor von Joe R. Lansdale 'Ein feiner dunkler Riss' gelesen habe, das ein sehr sehr ähnliches Thema behandelt: Ein ebenfalls 13jähriger macht sich im Sommer des Jahres 1958 gemeinsam mit Freunden auf, ein vor vielen Jahren begangenes Verbrechen aufzuklären. Und auch hier ist es ein Sommer des Erwachsenwerdens. Doch Lansdales Geschichte war (etwas) packender, was daran liegen mag, dass durch die vielen unterschiedlichen Teile Erdrichs Geschichte nicht so aus einem Guss wirkte. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Nichtsdestotrotz: Voll und ganz empfehlenswert (und Lansdale natürlich erst recht ;-)).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2014
Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1 (Hörbestseller, 6 Audio-CDs)
Poznanski, Ursula

Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1 (Hörbestseller, 6 Audio-CDs)


weniger gut

Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide am Fuße eines Abhanges. Ein Unfall? Doch es finden sich Koordinaten auf ihren Fußsohlen, die ihr bereits vor ihrem Tode tätowiert wurden. Als sich die ErmittlerInnen auf die Suche danach machen, entdecken sie einen Geocache, in dem sich ein menschliches Körperteil befindet. Und ein Rätsel, das zu den Koordinaten des nächsten Caches führt...
Eine grauenvolle Vorstellung, menschliche Körperteile quer durch's Land versteckt. Die Polizei versucht erst auf konventionelle Weise die Hintergründe zu ermitteln, doch als dies ohne Ergebnis bleibt, macht sie sich auf die GeoCaching-Jagd. Aburd? Vielleicht ein bisschen, doch so ganz realitätsfremd wirkt das Ganze nicht. Häppchenweise (wie bei einem Multi) erfährt man immer ein Stückchen mehr, doch die Auflösung kommt doch sehr überraschend - zumindest für mich.
Keine schlechte Geschichte, doch das Drumherum konnte dabei leider nicht mithalten. Wie sich die beiden ErmittlerInnen zueinander hingezogen fühlen, aber eigentlich doch nicht. Wie man den unliebsamen Ex-Ehemann von Beatrice auf 'Teufel komm raus' unbedingt in die Geschichte reinpacken musste. Und nicht zuletzt: die Vorleserin. Nicole Engeln habe ich hier ein erstes und garantiert auch letztes Mal gehört. Leider ist sie nicht in der Lage, den einzelnen Personen einen eigenen Charakter zu verleihen - die Kinder hören sich beispielsweise nur quäkend und nervend an, ohne dass sie es sind. Oder dass die Stimme von Beatrice völlig unpassend zum Erzählten wirkt. Das hat keinen Spaß gemacht.
Vielleicht lese ich das Buch noch, denn die Geschichte an sich hat was. In der Hörbuchversion muss man sich es aber nicht antun.

Bewertung vom 16.03.2014
Das dunkle Haus / Erik Winter Bd.11
Edwardson, Åke

Das dunkle Haus / Erik Winter Bd.11


sehr gut

Kommissar Winters Rückkehr nach Göteborg ereignet sich zeitgleich mit einer grausamen Tat: Eine junge Frau wird gemeinsam mit ihren zwei kleinen Kindern ermordet, nur das jüngste bleibt verschont. Doch warum?
Wer Krimis und Thriller mit überraschenden Wendungen und rasanter Action liebt, wird bei diesem Buch wohl nicht so auf seine Kosten kommen. Kommissar Winter ist ein Protagonist, der sich hauptsächlich intuitiv und mit Einfühlungsvermögen in die Persönlichkeit des Täters hineinversetzt. Und wie so viele seiner nordischen Kolleginnen und Kollegen immer am Rande einer möglichen Depression steht. Einen Großteil der Lektüre nehmen daher seine Gedanken und Überlegungen zu diesem Fall ein, sodass es lediglich wenige Möglichkeiten zu dramatischen Momenten gibt. Dennoch konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Wie sich die Gedankenfetzen zu tatsächlichen Spuren entwickeln, wie aus einem verbalen Schlagabtausch mit einem Kollegen am Tatort die Beiden dem tatsächlichen Ablauf auf die Spur kommen, wie aus Intuition Realität wird - für mich hochspannend, sodass ich das Buch nach zwei Tagen durch hatte.
Ärgerlich ist nur mal wieder der Umschlagtext: Es gibt keine Widerstände gegen die Winter ermitteln muss (ausser seine eigenen). Und der Mann des Opfers ist nicht stärker verdächtig als andere Personen. Zudem besteht zu keiner Zeit die Gefahr einer Treibjagd. Was soll das?

Bewertung vom 13.03.2014
Taqwacore
Knight, Michael M.

Taqwacore


sehr gut

Nennen Sie fünf Worte, die Ihnen zu dem Begriff Islam einfallen!
Wetten, dass darunter garantiert nicht Punk, Haschisch, Oralsex, Alkohol oder ähnlich garantiert nicht als halal (erlaubt) Definiertes auftauchen? Dafür aber in diesem Buch.
Der Autor, selbst zum Islam konvertiert, beschreibt das Leben in einer WG, die ausschließlich von Muslimen bewohnt wird, darunter Punks, eine Burka tragende Feministin und auch völlig 'normale' Bewohner wie der Ich-Erzähler Yusef. Alle ringen damit, auf ihre Art den richtigen Glauben zu leben obwohl sie aus der Sicht der rechtgläubigen Muslime ständig gegen alle Gebote verstoßen. Doch statt wie die meisten Mitglieder der Umma (weltweite islamische Gemeinschaft) nur streng die islamischen Gesetze und Vorgaben zu befolgen, hinterfragen die WG-Bewohner alles, was sich nicht mit ihrer Lebensauffassung scheinbar vereinbaren lässt und kommen immer wieder zu erstaunlichen Erkenntnissen. Gespräch zwischen den jungen Männern: "..Plötzlich sind alle deine schmutzigen Gedanken ihre (die der Mädchen) Schuld, weil sie hätten wissen müssen, wie schwach du bist, und das nicht hätten ausnutzen dürfen....Wenn die schmutzigen Gedanken der Männer das Problem sind, warum stehen wir dann nicht hinter der Trennwand (in der Moschee)?"
Es sind größtenteils recht durchgeknallte Gestalten, um die man im realen Leben vermutlich einen großen Bogen machen würde. Doch je mehr man von ihnen liest, desto symphatischer werden sie. Obwohl sie einen so unkonventionellen Lebensstil pflegen, leben sie ihren Glauben wahrscheinlich aufrichtiger als so viele Andere. Ich schätze, Allah hätte seine Freude an ihnen :-)
Was mir die Lesefreude allerdings etwas verringert hat, ist das Fehlen einer richtigen Geschichte. Letzten Endes sind es 300 Seiten Beschreibung eines (für mich) ungewöhnlichen Alltages, an den ich mich allerdings spätestens nach ca. der Hälfte gewöhnt hatte. Und da doch ein nicht unwesentlicher Teil der Gespräche in der Art verläuft "Hej, cool!", "Scheiße", "Wow", wird es zeitweise doch etwas zäh. Dennoch: Für diese Einblicke, die man in den Islam erhält, kann man darüber hinwegsehen.