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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2010
Wer bin ich, wenn ich online bin...
Carr, Nicholas

Wer bin ich, wenn ich online bin...


ausgezeichnet

Dank dem Internet haben wir heute vom eigenen Wohnzimmer aus die Möglichkeit mit jedermann auf der ganzen Welt Informationen auszutauschen und uns stehen soviele Informationsquellen zur Verfügung wie keiner anderen Generation vor uns, aber was macht diese Tatsache mit uns?

Einige meinen wir würden schneller schlau, aber zu welchem Preis? Bislang dachte man, dass Gehirn eines erwachsenen Menschen verändert sich nicht mehr. Nicholas Carr schreibt in seinem Buch von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die nun etwas anderes besagen. Heute gilt als anerkannt, dass das Internet uns nicht nur für die Zeit des online - seins verändert. Es hat viel mehr Auswirkungen auf dem Menschen. Das nicht mehr Bücher lesen können und die Nachrichtensucht sind da nur zwei von vielen Auswirkungen.

Der Autor schildert das Internet als eine Schwellenüberschreitung in ein völlig neues Zeitalter. Überschritten haben wir diese Schwelle noch lange nicht, wir sind grad noch so in der Schwebe über der Schwelle, die negativen Auswirkungen dieser Schwellenüberschreitung sind und längst nicht alle in ihrem Ausmaß bekannt.

Nicholas Carr erwähnt zwar die Erfindung des Alphabets und des Buchdrucks um andere große menschliche Schwellenüberschreitungen aufzuzeigen, die größte jedoch bleibt das Internet. Um nicht falsch verstanden zu werden: Carr verteufelt nicht, aber er fordert vor dem Knopfdruck am PC genau zu überlegen, brauche ich das Internet jetzt wirklich? Und wozu genau?

Es ist sicher wie so oft: Auf das richtige Maß kommt es an. Wird dies überschritten überwiegen die negativen Folgen.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2010
Der heilige Schein
Berger, David

Der heilige Schein


ausgezeichnet

Am 23. April 2010 war es endlich so weit. David Berger verband in seinem Gastkommentar in der Frankfurter Rundschau sein Outing mit der Kritik an der katholischen Kirche. Schaut man sich seinen Weg an, ist es beinah verwunderlich, dass es so lange gedauert hat.

Auf sehr unterschiedlichen Ebenen macht dieses Buch betroffen. Da ist der Autor und seine Lebensgeschichte, da sind die vielen Einzelschicksale von denen er berichtet. Zum Beispiel der schwule katholische Priester der "aufgrund des scheinheiligen Umgangs damit innerhalb der Priesterschaft seiner Diözese, schwer depressiv geworden" ist. Berger tröstet diesen Mann am Telefon unter anderem mit dem "Katechismus der Katholischen Kirche" der gegenüber homosexuellen Menschen Respekt und Taktgefühl fordert." Wenige Stunden später bereits hört der Autor in der ARD - Sendung Anne Will den katholischen Bischof Overbeck aus Essen wie er behauptet homosexuell zu sein wäre Sünde, weil wider der Natur."

Dies ist die eine Seite der Ungeheuerlichkeiten von denen David Berger berichtet. Die andere Seite ist die, dass die katholische Kirche noch heute, nach einem Jahr voller Missbrauchsfällen die auf katholische Mitarbeiter zurückzuführen sind, Fälle wie den des amerikanischen Priesters Murphy einfach für abgeschlossen erklärt, er hatte im Verlauf vieler Jahre immer wieder Jungen missbraucht. Dies geschah nicht irgendwann, sondern im März 2010. Wer kann da im Zusammenhang mit der katholischen Kirche noch von Glaubwürdigkeit reden?

David Berger beschreibt seine Kinder - und Jugendzeit. Wie er mit seiner katholischen Großmutter katholische Kirchen besuchte, er erzählt von seinem Wunsch Priester zu werden, diesen Wunsch dann aber wieder verwirft. Er schreibt von seinem ständigen Gefühl der Zerrissenheit zwischen seiner sexuellen Orientierung und den Moralvorstellungen seiner Kirche.

Ein katholisches Gemeindeleben beschreibt er in dem man sich wohlfühlen kann, aber es überwiegt bei weitem die katholische Welt der Falschheit und Doppelmoral die bis heute gepflegt und von ganz oben gefördert wird. Der Autor benennt Internetadressen auf denen "traditionsorientierte Katholiken" in meinen Augen moderne Inquisitionshatz betreiben. So werden dort unter anderem solche Fragen diskutiert: "Warum hat das bereits vor fünf Jahren vermählte Ehepaar erst zwei Kinder? Warum ist der vierundzwanzigjährige Mann noch nicht verheiratet?" Ich bin entsetzt über solche Praktiken mitten in Deutschland und ich frage mich warum machen Laien bei so einer Hatz mit?

Dieses Buch macht betroffen und lässt mich wütend zurück. Noch immer scheint die katholische Kirche so mächtig zu sein, dass sie ihre Spielchen voller Falschheit und Perversitäten weiterspielen kann. Nicht einmal der Autor kann wirkliche Zeichen einer Veränderung im Handeln seiner Kirche entdecken. Man sollte dieses erschütternde Zeugnis aus dem inneren der katholischen Kirche lesen um jeden vor dieser Institution zu warnen, sie hat längst nichts mehr mit Jesus oder dem Willen Gottes zu tun.



Christian Döring

41 von 74 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2010
Integrale Lebenspraxis
Wilber, Ken; Patten, Terry; Leonard, Adam; Morelli, Marco

Integrale Lebenspraxis


ausgezeichnet

Die Integrale Lebenspraxis (ILP) ist die geballte Weisheit der Menschen von Anbeginn der Menschheitsgeschichte an. Mit diesem Buch liegt nunmehr endlich in deutscher Sprache die umfassende Sammlung vieler Praktiken vor, wie wir das ungeheuere Wissen auch nutzen können.

Wie in keiner anderen Epoche zuvor müssen wir Menschen uns fragen: Wie können wir alles zusammen nutzen? Und vor allem auch: "Wie können die unzähligen Ansätze aus verschiedensten Orten und Zeiten für uns Sinn machen und für unser individuelles und kollektives Leben relevant werden?"

Etwas eindeutig universelles hat die ILP. Jedem Menschen ist sie zugänglich, egal ob Christ, Atheist, Buddist oder Muslim. Zu Beginn des Buches werden wichtige Grundlagen / Module der ILP benannt. Die vier Kernmodule beispielsweise sind: Körper - Verstand - Geist - Schatten.

Mit diesem Übungsbuch hat der amerikanische Philosoph Ken Wilber erstmals eine konkrete Anleitung vorgelegt, derer wir uns nun bedienen können um vom Wissen der Menschheit zu profitieren und vor allem um es zu nutzen.

Was ist Integrale Lebenspraxis?

Bekommen Sie ein Gefühl für integrales Gewahrsein

Das Schattenmodul

Das Verstandmodul

Das Körpermodul

Das Geistmodul

Integrale Ethik

Ihr Leben als Praxis leben

Mit der Lebenspraxis Ihren Weg finden

sind die großen Kapitel dieses Buches. Besonders wichtige Texte sind farblich unterlegt. Vieles wurde an Hand von Tabellen oder schematischen Darstellungen besonders genau dargestellt. Mir zumindest ging es beim Lesen so, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dies Buch liest man nicht einfach so durch. Hat man sich erst einmal für die ILP entschieden und ihren Reichtum entdeckt, liest man einem besonders wichtig gewordene Stellen gern noch einmal und aus dem Übungsbuch wird ein Arbeitsbuch.

Dieses Buch liest sich gut und vor allem wird es niemanden überfordern. Selbst die Module sind so beschrieben, dass sie gut für jeden machbar sein werden.

Die Autoren versprechen auf dem Cover "körperliche Gesundheit, emotionale Balance, geistige Klarheit und spirituelles Erwachen", mit diesem sehr übersichtlich aufgebauten Übungsbuch, können sich die Leser auf den Weg dahin machen und erweitern ihren Horizont um ein Vielfaches.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2010
In achtzig Jahren um die Welt
Blumenthal, W. Michael

In achtzig Jahren um die Welt


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eine Autobiographie der besonderen Klasse. Der Jude, Deutsche, Amerikaner, Flüchtling, Präsidentenberater, amerikanische Finanzminister und Museumsdirektor W. Michael Blumenthal breitet in seinem Buch sein Leben vor uns aus und entstanden ist dabei eine übersichtliche Chronik des 20. Jahrhunderts.

Jahrzehnt für Jahrzehnt arbeitet sich der Autor durch das Jahrhundert, verknüpft persönliches mit der großen Politik und selbst als er die schlimme Zeit beschreibt, da die Nazis begannen Jagd auf Juden zu machen, werden seine Zeilen nicht zur Anklageschrift.

Der gebürtige Oranienburger flüchtet 1939 aus Deutschland nach Schanghai. Danach beschreibt er seine Ankunft in San Francisco. Der Leser erhält ein sehr gut beschriebenes Bild vom Amerika der 50er Jahre und Blumenthal beschreibt die politischen Entwicklungen im Land bis hin zur Präsidentschaft von J. Carter. W. Michael Blumenthal wird Finanzminister unter Carter und beschreibt, wie er private Reisen hinter den eisernen Vorhang unternahm und schon sehr früh durch das Kennenlernen der Realitäten in der damaligen Sowjetunion grundlegende Veränderungen erahnte.

Am berührendsten ist das letzte Kapitel des Buches. Dort wo das Leben des Autors begann und von dort wo er flüchten musste, da ist er nun wieder angekommen. Blumenthal selbst schreibt: "Mein Leben begann in Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und als ich dieses unglückselige Land verließ, rechnete ich nicht damit, jemals wieder zurückzukehren." Aber die Zeiten änderten sich und Berlin rief nach W. Michael Blumenthal.

Es ist schön in diesem Buch mitzuerleben, wie Blumenthal nach Berlin zurück kommt und Gründungsdirektor des Jüdischen Museums wird. Aber immer wieder ist es auch sehr interessant zu lesen was der außenstehende Freund Deutschlands zu den innerdeutschen Entwicklungen schreibt: "Was geschehen wird, kann niemand wissen. Die Frage ist nicht nur, ob uns das Glück hold sein wird, sondern auch, ob es Führungspersönlichkeiten geben wird, die die Lehren aus dem vergangenen Jahrhundert nutzen werden, um das neue auf positive Weise zu gestalten."

Für mich war dieses Buch eine lebendige Geschichtsstunde eines Mannes, der genau wusste was er warum erzählt. Männer wie Blumenthal kommen so ehrlich und glaubwürdig rüber, weil sie uns von ihren Lebenserfahrungen profitieren lassen. Der Leser merkt bei Blumenthal genau, dass in diesem Buch sein ganzes Leben steckt.



Christian Döring

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2010
Das Café - Jeder braucht einen Ort, an dem er echt sein kann.
Thrall, Bill; McNicol, Bruce; Lynch, John

Das Café - Jeder braucht einen Ort, an dem er echt sein kann.


ausgezeichnet

Steven Kerner geht es gut, scheinbar hat er alles bisher erreicht. Er hat eine Arbeit bei der er genug Geld mit nach Hause bringt, eine tolle Ehefrau und eine heranwachsende Tochter die nicht so durchgeknallt wie viele andere ist.

Aber lange bleibt dieser Zustand nicht so. Steven bekommt neuerdings sehr schnell Wut - und Schreianfälle. Eines Tages hat seine Frau genug von ihm und wirft ihn raus. "Das Cafe" ist im weiteren Verlauf der Romanhandlung dann der Ort an dem Steven ins Nachdenken gerät. Mit Hilfe von Andy gewinnt Steven einen neuen Blick auf sein Leben, ja er begibt sich mit seinen Freunden sogar auf Ursachenforschung für seine Wut.

Anfangs dachte ich schon dieser Roman kann dem Bestseller "Die Hütte" den Rang ablaufen. Aber "Das Cafe" hat es dann doch nicht geschafft. Vielleicht liegt es daran, dass dieser eigentlich nicht umfangreiche Roman von gleich drei männlichen Autoren geschrieben wurde.

Ein wenig sehr einfach scheint mir die Lösung von Stevens Problemen dargestellt zu sein. Wichtigste Botschaft des Buches für mich ist die Erkenntnis, dass es sehr wichtig ist Freunden und dem lieben Gott im Leben immer einen Platz anzubieten.

In diesem Buch wird Gott durch Freunde sichtbar. Die Autoren zeigen uns wie Gott Menschen als seine Werkzeuge gebraucht - uns zum Nutzen ihm zur Ehre! Die erfahrenen Autoren wandeln wieder einmal auf ihren Spuren von "Die Hütte" und "Der Schrei der Wildgänse" - aber einen Bestseller schreibt man eben nicht jedes Jahr.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2010
Unwiderstehlich
Edwards, Joel

Unwiderstehlich


ausgezeichnet

Ganz bewußt schreibt der in England lebende Edwards für Christen. Zunächst beklagt er: "Die christlichen Werte, die einst den Westen erobert haben, verfallen zusehens. Dass Gesetze aus Brüssel, Berlin oder dem Weißen Haus auf christlichen Prinzipien basieren, kann man längst nicht mehr voraussetzen."

Das Dilemma in dem wir Christen in der Gegenwart stecken, so meint der Autor, ist nicht unsere theoretische Unkenntnis sondern die praktische Umsetzung unseres Christ seins im Alltag, die ist so mangelhaft wie selten in der Geschichte.

Seite um Seite im Buch des Joel Edwards liest sich sehr gut. Der Mann hat recht, aber wie kann es uns gelingen, den Funken im Alltag zu entfachen? "Für uns als evangelikale Christen bedeutet das vor allem, wieder zu begreifen, dass unsere Existenz eine Gute Nachricht für die Welt ist." Die konkrete Aufgabenstellung des Autors lautet: "Mit welcher langfristigen Vision erreichen wir in unserem Land den geistlichen und sozialen Wandel zum Guten?"

In den folgenden drei Kapitel gelingt es Joel Edwards Jesus Christus in die Realität des 21. Jahrhunderts herüberzuholen. In ansprechender, fesselnder Rede wendet er sich an uns ausgelaugte Christen und lässt uns teil haben an seinen Überlegungen. Seine "Fragen zum Nachdenken und Diskutieren" nach jedem Kapitel regen den Leser an Stellung zu beziehen. Sehr gut eignen sich die Abschnitte für Haus - und Gesprächskreise. Der Leser wird erleben wie schnell und konkret und auch ansteckend die Vision des Autors ist, an uns liegt es sie in der Realität im Alltag sichtbar werden zu lassen.

Auch weil das Buch sich in politische Gefilde einmischt, schwärme ich so von ihm. So wird unter anderem nach einem neuen Umgang zu Muslimen gefragt.

So müssen Bücher aussehen die es vermögen uns Christen aus Lethargie und Verstecken herauszuholen.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 19.11.2010
Maßvoll
Machac, Peter A.

Maßvoll


weniger gut

Wenn der Chef der Wiesn in München nach sechzehn stressigen Tagen dem Ansturm seiner Gäste standgehalten hat, dann kehrt wieder der Alltag ein. Dann kann das Ehepaar Margot und Günter Steinberg Luft holen und durchatmen.

Ihr langjähriger Freund Peter A. Machac hat nach langer Überlegung entschieden, dieses Buch doch zu schreiben, obwohl er sich im klaren darüber ist, dass bei manch einem Leser vielleicht doch ein kleines "Gschmäckle" bleibt und ich mich frage wie objektiv kann ein Freund über seinen Freund in einem Buch erzählen?

Zunächst führt der Wirt höchst persönlich durchs Hofbräuzelt und plaudert von der "großen Freude und Ehre, wenn der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber mit seiner charm . . .". Natürlich kommt auch Stimmungskanone Roberto Blanco in der Aufzählung der prominenten Gäste vor.

Daran anschließend beschreibt Margot Steinberg das "Stüberl". Auch hier wirken die Zeilen wie eine hausgemachte Werbezeitung. Schon lange bevor es zur nächsten Wiesn geht, fragen die Mitarbeiter vom letzten Mal: "Darf ich denn im nächsten Jahr wieder dabei sein?" so jedenfalls berichtet es die Wirtin und einige Seiten zuvor erzählt es der Wirt beinah mit denselben Worten zum ersten Mal.

Aus seinem Leben berichtet der Wirt dann. Er erinnert sich wie 1949 sein Vater aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Hause kam. Die 50er Jahre in München werden lebendig. Auch die Wirtin plaudert wieder mächtig drauf los.

Doch dann beginnt Günter Steinberg plötzlich von seiner Ehe zu erzählen. Von so manch einem Flirt und von "enormen Kränkungen, die ich Margot damit zufügte . . . ". Klar, dass es schon bald in der Ehe kriselte. Aber Dank Tante Hilde, "der Masseurin des Wirtsehepaares" hält Gott im Hause Steinberg Einzug und die Ehe wird gerettet.

Beim lesen dieses Buches schwankte ich in dessen Bewertung. Anfangs war es eine Lobhudelei die man gut als Werbeflyer verteilen kann. Später dann wusste ich oft nicht so genau ob ich nicht doch in eine Spalte einer Klatschzeitung gelandet war.

Dieses Buch mag für Bayern - und Wiesnfreunde ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Literatur sein, für mich ist es bestenfalls die Chronik der ehe Margot und Günter Steinberg sowie ihres Hofbräuzeltes.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 18.11.2010
Ein bisschen blutig
Bourdain, Anthony

Ein bisschen blutig


ausgezeichnet

Mal ehrlich, möchten Sie einen Gartenammer serviert bekommen? Selbstverständlich mit Innereien! Das kleine, nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommende Vögelchen, wird gefangen bis es vor lauter Fettleibigkeit mausetot umfällt gefüttert und dann gerupft und gebraten. Wenn Sie 250 Dollar dafür zahlen gehört er Ihnen.

Ich finde das eklig, aber weitergelesen habe ich trotzdem. Der bekannte amerikanische Küchenchef Anthony Bourdain beschreibt in zum Teil deftigen Beschreibungen die rauhe Wirklichkeit der gehobenen und exklusiven Welt der bekannten Köche dieser Welt.

Erstaunlich, aber doch sehr vernünftig klingt das meiste was Bourdain schreibt: "Niemand bestreitet, dass es besser ist, so oft wie möglich zu Hause zu kochen." An anderer Stelle schreibt der Autor unter der Kapitelüberschrift Tugend: ". . . ich glaube, dass Kochgrundkenntnisse eine Tugend sind, und, dass die Fähigkeit, sich selbst und andere angemessen zu ernähren, jedem jungen Mann und jede junge Frau beigebracht werden sollte. Sie sollte in der Erziehung denselben Stellenwert einnehmen, wie die Fähigkeit, sich den Hintern abzuwischen, allein eine Straße zu überqueren oder mit Geld umzugehen." Schaut man sich unter den Kochkünsten der jungen Generation um, lässt Anthony Bourdain hier sarrazinische Deutlichkeit walten und diese tut Not.

Vehement tritt der Autor dafür ein, dass Kochen wieder "cool" wird. Dabei ist er sich bewußt, dass wir uns in einer "allgemeinen Talfahrt des Standards" befinden. Bourdain geht scharf mit unserer Gier nach billigem Fleisch ins Gericht und spricht von der "industriellen Landwirtschaft", die immer grausamer und hässlicher wird.

Bei diesem Autor fühle ich mich wohl, obwohl er mir so viele teils eklige, teils äußerst unbequeme Wahrheiten sagt. Ich habe den Eindruck er ist vom Olymp des Kochkomerz herabgestiegen, hinaus aus dem Rampenlicht um uns an den heimischen Herd zurückzuführen.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.