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Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 587 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2017
Engelsschlaf / Laura Kern Bd.2
Shepherd, Catherine

Engelsschlaf / Laura Kern Bd.2


ausgezeichnet

Catherine Shepherd, Engelsschlaf
Herzergreifende Geschwisterliebe

Mit „Engelsschlaf“ liegt nun der zweite Band rund um die sympathische Ermittlerin Laura Kern vor.
Auf einer Parkbank in Berlin wird eine leblose junge Frau gefunden, geradezu liebevoll zugedeckt. Der Notarzt attestiert den Tod, da er weder Atem noch Puls feststellen kann. Erst in allerletzter Sekunde wird doch noch ein Lebenszeichen entdeckt und die junge Frau gerettet. Allerdings kann sie sich an nichts erinnern, weiß nicht, was mit ihr geschehen ist. Was war die Absicht des Täters? Wieso ein scheintotes Opfer? Auch der Fund eines zweiten Opfers, ähnlich gebettet, auch scheintot, bringt kein Licht ins Dunkel. Laura Kern und ihre Kollegen stehen, je weiter sie sich in die Fälle einarbeiten, vor immer neuen Rätseln.
Catherine Shepherd beherrscht das Thriller-Handwerk aus dem Effeff. Verschiedene Zeit- und Handlungsstränge, nicht durchschaubare Zusammenhänge, Irrwege in der Ermittlungsarbeit, Spuren, die keine sind, gemischt mit mitmenschlichen Beziehungen am Rande des Wahnsinns, und dies alles verpackt in einem nie abreißenden Spannungsbogen – mehr Thriller geht nicht. Für mich persönlich besonders faszinierend und sich dadurch positiv von der Masse der Spannungsliteratur heraushebend ist Catherine Shepherd’s Art und Weise, sich zart, geradezu einfühlsam dem Grauen zu nähern. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 20.06.2017
Attacke Hühnerkacke / Polly Schlottermotz Bd.3
Astner, Lucy

Attacke Hühnerkacke / Polly Schlottermotz Bd.3


ausgezeichnet

Phantasiereich und spannend

Ein weiterer Band aus der Buchreihe um Polly, ein kleines Vampirmädchen , wie immer phantasiereich und spannend geschrieben.
Polly verbringt die Ferien bei ihrer Tante Winnie, zusammen mit ihrer Freundin Isabella, deren Eltern durch einen Zauber vor 200 Jahren versteinert und versteckt worden waren. Tante Winnie macht sich auf die gefährliche Suche nach den Eltern von Isabella, Polly und Isabella müssen die Krankenpflege von Polly’s Vater, der an Windpocken erkrankt ist, übernehmen. Tante Winnie verschwindet und in Polly’s Zuhause geschehen unerklärliche Dinge. Sogar das Pferd Gulasch verschwindet! Seltsame Gäste tauchen auf, Hühner spielen verrückt…
Zwar gefallen mir persönlich die Zeichnungen überhaupt nicht, aber das Buch selbst umso mehr. Mit blühender Phantasie, ideenreich und mit viel, viel Humor ist auch diese Folge rund um Polly, die an eine Art von moderner Pippi Langstrumpf erinnert, geschrieben. Das Buch ist ein einziger Lesespaß, um es mit Polly zu sagen: ein potzblitzvergnügliches Kinderbuch.

Bewertung vom 09.06.2017
Der Kommissar und die Morde von Verdon / Philippe Lagarde ermittelt Bd.6
Dries, Maria

Der Kommissar und die Morde von Verdon / Philippe Lagarde ermittelt Bd.6


gut

Gemischte Gefühle
Philippe Lagarde ist ein ehemaliger Elitepolizist, der es sich im Ruhestand mit feinem Essen und Angeln gut gehen lässt . Anstatt wie geplant mit seiner Freundin Odette, die ein Feinschmecker-Restaurant führt, in Urlaub zu fahren, müssen sie zu einer Beerdigung, denn der Ehemann von Odette’s Freundin ist unter mysteriösen Bedingungen in seinem Auto sitzend in die Schlucht gestürzt. Die von der Polizei aufgestellte These eines Selbstmords wird von allen angezweifelt, und Lagarde’s Schnüfflernase wittert, dass hier etwas nicht stimmen kann. Nachdem es noch weitere unerklärliche Todesfälle gibt, fühlt sich Lagarde verpflichtet, den Spuren nachzugehen. Zufällig trifft er drei ehemalige Kollegen, die ihn gerne und sehr effizient bei den Nachforschungen unterstützen…
Es ist ein Krimi in einer sehr gemächlichen Gangart, der Spannungsbogen ist eher eine Waagerechte als ein Bogen. Der Plot ist gut, die Protagonisten sind sehr sympathisch. Und die Schilderungen der idyllischen Gegend rund um den Lac de Sainte-Croix sind sehr intensiv, farbenfroh und realitätsnah, passend zu einem Reiseführer. Genau diese Schilderungen allerdings, so gekonnt sie auch geschrieben sind, sind es, die mir im Verlauf des Buches auf die Nerven gingen. Kein Kapitelabschnitt ohne Landschaftsschilderung. Kein Ortswechsel ohne Landschaftsschilderung. Keine Befragung hier und dort ohne Landschaftsschilderung. Und genauso überbordend sind die Schilderungen der allesamt sicher sehr leckeren Essen, die gekocht werden oder in Restaurants zu sich genommen werden. Also zuviel Landschaft und zuviel regionale Küche, dafür jedoch zuwenig Spannung. Und genau das ruft in mir diesem Buch gegenüber leider gemischte Gefühle hervor.

Bewertung vom 03.06.2017
Ich schenk dir die Hölle auf Erden
Berg, Ellen

Ich schenk dir die Hölle auf Erden


ausgezeichnet

Fitness-Training für die Lachmuskeln
Lieben Dank an den Verlag, durch den ich das Buch bereits vor Erscheinen lesen durfte! Für mich war es eine Entdeckung, da ich die Autorin bislang noch nicht kannte. Und es war ein Fitness-Training für meine Lachmuskeln – auch dafür sagt der Sportmuffel danke!
Carina und Jonas: Seit 10 Jahren verheiratet, er erfolgreicher Wirtschaftsanwalt, sie überzeugte Hausfrau und zweifache Mutter. Er arbeitet viel, sehr viel und kommt im Familienleben kaum vor. Sie kümmert sich um alles und jeden, allerdings nicht um sich selbst. So weit so gut. Als Carina jedoch dahinter kommt, dass Jonas sie mit Chantal, einer Größe 34 in lila Overknees, betrügt, und dies schon seit längerem, gerät der gesamte Kosmos von Carina ins Wanken. Gut, dass es einen Kreis von Freundinnen gibt, der Carina auffängt. Freundinnen, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten und die großartige Ideen zusammentragen, um Jonas künftig das Leben schwer zu machen. Der urkomische Rachefeldzug beginnt…
Warnung: Lesen Sie das Buch nicht im Beisein fremder Menschen (im Wartezimmer z. B.). Denn Sie werden beim Lesen permanent grinsen und zwischendrin laut auflachen. Das kann auf andere Menschen befremdlich wirken. Mir jedenfalls ging es so, d. h. ich kam aus dem Grinsen und Lachen gar nicht mehr heraus und musste allein schon der guten Laune wegen das Buch ohne Unterbrechung durchlesen. Die Autorin zündet in ihrer Geschichte ein Feuerwerk an schlagfertigen Dialogen und Pointen, die man sich alle abschreiben möchte, um sie in Zukunft allzeit parat zu haben. Man reibt sich beim Lesen innerlich ständig die Hände, wenn wieder so ein verbaler Rachezug gelungen war. Selbst alte Kalauer, so verpackt, machen Spaß. Aber hinter all dem Humor steckt natürlich auch eine Botschaft: „Wer versucht, sich alle Türen offen zu halten, wird seine Zukunft auf dem Flur verbringen.“
Fazit: Richtig gut geschriebene, vergnügliche und auf den zweiten Blick gar nicht so seichte Unterhaltung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2017
Wir leuchten im Dunkeln (eBook, ePUB)
Wilms, Lina

Wir leuchten im Dunkeln (eBook, ePUB)


sehr gut

Eigentlich war ich auf eine der üblichen trivialen Herz-Schmerz-Geschichten eingestimmt, denn das Cover lässt auf sehr oberflächlichen Inhalt tippen. Aber beim Lesen war ich doch überrascht.
Raya hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben ihrem Job in einem Reisebüro nur noch für ihre Schwester und für ihren Vater, also für ihre Familie, da zu sein. Die Mutter hatte die Familie vor einem Jahr verlassen und die Schwester leidet an einem Immundefekt, was des Öfteren zu Krankenhausaufenthalten führt. Es gab also für Raya gewichtige Gründe, auf eigene Lebens-Träume zu verzichten. Sie fühlt sich in ihrem treuen Kreis von Freundinnen gut aufgehoben und verstanden und hinterfragt nichts.
Bis sie Nik kennenlernt, in seine Augen versinkt, von seiner Musik gepackt wird. Und damit beginnt ein schier endloses Spiel zwischen Anziehung und Abstoßung.
Die Autorin schreibt durchaus witzig und lebendig. Die Dialoge sind absolut lebensnah, leichtfüßg und humorvoll. So lässt sich zusammengefasst die Geschichte richtig gut lesen und brachte mich immer wieder zum Schmunzeln. Aber auf Dauer wurde mir das Hin und Her zuviel. Und dass Raya und Nik bei ihren gemeinsamen Unternehmungen entweder schlafensmüde oder hungrig wurden, nervt nach dem zehnten Mal...
Fazit: Gutes Thema, gut geschrieben, aber viel zu breit getreten.

Bewertung vom 25.05.2017
Der Brief
Hagebölling, Carolin

Der Brief


ausgezeichnet

Spiel der Möglichkeiten
"Die Realität ist eine Frage der Wahrnehmung, nicht der Wahrheit."
Dies sagt Martin, ein ehemaliger Schulfreund, zu Marie. Und sagt damit auch alles über dieses Buch aus.

Marie ist Journalistin, lebt in Hamburg zusammen mit ihrer großen Liebe Johanna. Ein von Liebe und gegenseitigem Verständnis geprägtes Leben. Fast zu schön, denkt man beim Lesen. Doch dann: Zwischen all die geschilderte Lebens-Normalität nisten sich Briefe ein, die eine zunehmend verstörende Wirkung haben. Weil sie unerklärlich sind, weil sie von einem anderen Leben erzählen, einem Leben, das Marie in Paris führt, zusammen mit Victor. Marie macht sich auf die Suche, auf die Suche nach einer Erklärung, die ihr Lebensgleichgewicht wieder herstellen könnte...

"Der Brief" ist ein kleines, feines Buch. Ein Buch, das man nach der letzten Seite nicht weglegen kann mit einem erleichterten: "Ach, so war das." Ein Buch, das sich frech im Kopf einnistet und Fragen stellt. Was wäre wenn? Warum so und nicht anders? Wer hat wann die Weichen gestellt? Existentielle Fragen, ganz unscheinbar, aber fesselnd verpackt in diesem kleinen, großen Buch.

Bewertung vom 24.05.2017
Das Haus der schönen Dinge
Rehn, Heidi

Das Haus der schönen Dinge


ausgezeichnet

Filmreifes Sujet
Auf üppigen 650 Seiten wird hier intensiv und detailreich ein Zeitgemälde ausgebreitet, das 3 Generationen umfasst. Jacob Hirschvogl, jüdischer Kaufmann, und seine Frau Thea lassen um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. das Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt in München entstehen, einen Kauftempel der Superlative, in dem es alles gibt, was das Herz der feinen Gesellschaft begehrt. Das Kaufhaus wächst und wächst, alles dreht sich bei Familie Hirschvogl nur um Ideen und Erweiterungen rund um das Kaufhaus. Auch Tochter Lily ist von dieser lebenserfüllenden Begeisterung für das Kaufhaus erfasst, insbesondere in den Zwanziger Jahren blüht und gedeiht alles, was die Familie auf die Beine stellt. In den 30er Jahren fallen die ersten zeitgeschichtlichen Schatten auf die Familie Hirschvogl...

Dank der großen Kunst der Autorin, sehr bildreich und malerisch Details zu schildern, läuft das Geschehen wie ein Film vor dem inneren Auge des Lesers ab. Man fühlt den Stoff, das Rascheln, die Farben, die Üppigkeit der Dekorationen. Und man fürchtet schon zu Beginn das schreckliche Ende... Ich war von diesem Buch fasziniert, nein, geradezu hingerissen, konnte, da ich vor meiner Pensionierung selbstständige Geschäftsfrau war, restlos mitempfinden, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Geschäft der Mittelpunkt des Lebens ist. Die Autorin beschreibt am intensivsten die Zeit der Geschäftsblüte. Hier gelingt es der Autorin meisterhaft, den Idealismus, die Träume, die Hoffnungen und die Freude über Gelungenes in zündende Worte zu packen. In der Darstellung der 30er Jahre und später bekommt das Buch meiner Meinung nach leider Längen, wird zunehmend flacher, grauer, trockener, teils mühsam zu lesen. Für mich war anhand des Erzählten das Grauen des Endes nicht spürbar. Das Entsetzliche spürte ich nicht. Es wurde erzählt, aber ohne Leben erzählt. Ich empfand das Buch leider zum Ende hin geradezu als leer.
Dennoch insgesamt ein absolut lesenswertes Buch, das ich mir wunderbar als Film vorstellen könnte.

Bewertung vom 22.05.2017
Sommerkind
Held, Monika

Sommerkind


ausgezeichnet

Herz-ergreifend

Ragna, ca. 40-jährig, schaut auf den Strand, sieht Familien mit ihren Kindern, fröhliches Treiben, bunte Wasserbälle. Plötzlich wird dieses reale Bild für eine Sekunde überlagert von einer „Schwarz-Weiß-Aufnahme“ eines Erinnerungsfetzens, den sie ihrem Leben nicht zuordnen kann. Dieser kurze Moment einer Erinnerung lässt Ragna nicht mehr los und sie beginnt, sich auf die Suche zu machen. Was ist in der Vergangenheit geschehen, was hat das mit ihr selbst zu tun? Auf der Suche nach Erinnerung begegnet Ragna vielen Menschen, meist sind es spröde Begegnungen, sperrig ist die Reise zurück.
Wie gehen Menschen, insbesondere Kinder, mit erlittenem Leid um, mit der Schuldfrage, mit der Frage nach Sinn und der unendlichen Suche nach Liebe? Ich könnte mir vorstellen, dass je nach persönlichem Hintergrund jeder Leser eine andere Frage entdeckt, einen anderen Zugang zum Buch findet. Das Buch ist so reich – und es gibt auch Antworten, ganz leise, subtile Antworten.
Für mich ist dieses Buch ein Kleinod! Was für eine feine Sprache! Was für eine feine Beobachtung, in feine, zarte Worte gefasst. Die Autorin beschreibt mit dem „Bruegel-Blick“ - mit einer Liebe zum kleinsten Detail und mit Augen, die die gesehenen Bilder entweder zu Standbildern oder zu bewegten Bildern formen. Am liebsten würde ich Bild für Bild Wort für Wort wiedergeben, weil ich so verzaubert bin von der Wortmagie der Autorin. Verzaubert, ja, aber mehr noch er-griffen, gepackt von einer unendlich tiefen, namenlosen, sprachlosen Traurigkeit. Stumm geworden fühle ich mich von der Autorin unter Wasser gezogen. Tiefgang.
Was habe ich nicht alles aus diesem Buch gelernt. Geduld. Genaues Hinschauen.
Und selten habe ich so viel gegoogelt wie beim Lesen dieses Buches. Weder kannte ich die fulminanten, expressiven Bilder von Séraphine Louis noch so manche der angesprochenen Bücher. Mir war der amerikanische Fotograf Gregory Crewdson unbekannt. Entdeckung um Entdeckung machte ich. Und sehr viel nachgedacht habe ich… Ein Buch zum Wieder- und Wieder-Lesen.