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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2017
Camp21
Wekwerth, Rainer

Camp21


sehr gut

Mike und Kayla landen aus unterschiedlichen Gründen in einer Art Bootcamp für schwer erziehbare Jugendliche. Isoliert von der Außenwelt, sollen sie auf den rechten Weg zurück gebracht werden, um im Anschluss wieder zu ihren Familien zurückkehren zu können. Doch ein unbedachter Vorfall führt dazu, dass sie ins Camp 21 verlegt werden, eine Sicherheitsstufe höher, die Rückkehr nach Hause rückt in weitere Ferne. Schlimm genug, dass Kayla Mike dafür verantwortlich macht, dass sie in diesem Camp gelandet ist, sie werden auch noch mit elektronischen Armbänder miteinander verbunden. Ein zu großer Abstand zwischen ihnen und die Fesseln senden Schmerzimpulse, die kaum auszuhalten sind. Irgendetwas stimmt nicht mit dieser Einrichtung, da ist Mike sich sicher. Jetzt braucht er Kaylas Hilfe, um die wahren Hintergründe aufzudecken und die Jugendlichen retten zu können. Gemeinsam planen sie ihre Flucht, die noch weitaus gefährlichere Aspekte bereit hält als die beiden sich hätten vorstellen können...

Der Hörer ahnt bereits bei Ankunft im Camp, selbst in der eher „harmlosen“ Form, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Warum werden beispielsweise Aufenthalte, auf Grund vorgeschobener Gründe, verlängert, kurz bevor die Jugendlichen hätten zurückkehren sollen? Doch bis man überhaupt so weit kommt, hat man einen längeren Weg vor sich, denn zunächst verfolgt man Mikes und Kaylas Wege getrennt, bis sie sich begegnen. Der Einstieg erweist sich somit als einer der ausschweifenderen Natur. Obwohl natürlich einiges geschieht, wartet man eigentlich nur auf das Zusammentreffen der beiden Hauptcharaktere, die Hinführung bis zu diesem Punkt hätte durchaus ein wenig abgekürzt werden können, auch ohne dass wichtige Hinweise verloren gegangen wären.

Befindet man sich schlussendlich im Camp 21 weiß man zwar noch nicht welche Motivation sich hinter dem Ganzen verbirgt, doch dass es sich um eine Art Experiment handeln muss, wird schnell klar. Zu wenig lassen sich diverse Veränderungen der Protagonisten auf logische Weise erklären, zu sehr wird geheimnisvoll getan, obwohl andererseits der Schein gewahrt wird, dass alles nur dazu dient, die Campbewohner bald wieder heim schicken zu können. Ob der ein oder andere vielleicht darüber nachdenkt, dass er oder sie Eltern und Geschwister möglicherweise gar nicht mehr wiedersehen wird? Könnte es tatsächlich so weit kommen? Gemeinsam mit Mike und Kayla begibt der Hörer sich auf einen Höllentrip, der vor den Pforten der Einrichtung noch lange nicht zu Ende ist. Mit Spannung verfolgt man das Geschehen, das in weiten Teilen unvorhersehbar bleibt und diverse Überraschungen bereit hält.

Gelesen wird Rainer Wekwerths neuestes Werk von Mark Bremer, der bereits diverse Hörbuchprojekte vorweisen kann, somit innerhalb der Branche durchaus eine bekannte Stimme ist. Er schafft es, die vorherrschende Atmosphäre gekonnt einzufangen und auf den Hörer zu übertragen. Mal aufgeregt, mal nervös, sämtliche Emotionen bahnen sich einen Weg in die Wahrnehmung des Lauschers. Dabei spürt man ganz deutlich, dass Mark Bremer sich nicht nur mit dem Inhalt auseinandergesetzt, sondern diesen auch verinnerlicht hat.

Sicherlich macht man sich so seine ganz eigenen Gedanken bezüglich der Realitätsnähe des Geschehens. Doch ehrlicherweise muss man auch gestehen, dass man sich in erster Linie unterhalten lassen sowie mit den Protagonisten mitfiebern möchte, ohne sich im Hinterkopf überlegen zu müssen inwiefern die fiktiven Darstellungen in der Wirklichkeit verankert sein könnten.

Bewertung vom 19.02.2017
Luana
Sauma, Luiza

Luana


sehr gut

Der junge André wird völlig aus der Bahn geworfen als seine Mutter bei einem Unfall stirbt. Gemeinsam mit Vater, Bruder und Dienstmädchen Rita sowie deren Tochter Luana, versucht er über den herben Verlust hinwegzukommen. Sein Vater, angesehener Schönheitschirurg, verschanzt sich hinter seiner Arbeit und drängt André in seine eigenen Fußstapfen zu treten. Dieser jedoch möchte sich seine Zukunft nicht diktieren lassen. Vielmehr plant er bereits früh nach seinem Abschluss Brasilien hinter sich zu lassen. Zuvor allerdings nähern Luana und André sich immer weiter an, bedacht darauf, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Viele Jahre später, André lebt inzwischen in London, hat zwei Töchter und lebt seit kurzem wieder allein, erhält er Briefe von Luana, die ihn die Zeit damals nicht nur reflektieren, sondern einen ganz anderen Blick darauf werfen lassen...

Mittels der Briefe, die André von Luana erhält, strömen sämtliche Erinnerungen auf ihn ein, die er nicht nur Revue passieren lässt, sondern auch gewissermaßen von außen betrachtet, zuweilen sogar bewertet. Schnell wird klar, dass er seine Vergangenheit zwar in gewisser Weise hinter sich gelassen, aber noch lange nicht verarbeitet hat. Der Leser begibt sich also auf eine Reise nach Brasilien, Mitte der 80er Jahre. André, inzwischen selbst Mediziner, erscheint in der Gegenwart als ein Charakter, der, mit Hilfe der damaligen Ereignisse, eine Wandlung vollzieht, aufrichtiger sich selbst und anderen gegenüber wird. Sicherlich war er noch ein Jugendlicher, dennoch hätte er für die ein oder andere Handlung gerade stehen sollen und müssen, manches Mal möglicherweise besonnener handeln, wobei sich dies im Nachhinein und von außen immer leicht sagt.

Neben den Personen lernt der Leser Land, Leute und Kultur kennen, womit man bisher gemeinhin vermutlich weniger in Kontakt gekommen ist. Manches mag zunächst befremdlich erscheinen, anderes erweckt Vertrauen, doch ist man bereit sich auf das Geschehen einzulassen, lernt man schnell in andere Denkmuster zu verfallen, um die verschiedensten Lebensformen besser zu begreifen.

Die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie die eingeflochtenen Briefe Luanas lassen die Geschichte lebendig werden und halten die Spannung auf hohem Niveau. Obwohl es sich um einen Roman und keinen Krimi handelt, gibt es durchaus Passagen, bei denen man unbedingt wissen möchte wie es weiter geht. Hier wird dann zumeist ein Perspektiv- oder Ortswechsel eingefügt, um die Neugierde zu schüren und den Leser dazu zu animieren, selbsttätig über einen möglichen Verlauf zu sinnieren. Sicherlich sind einige Ereignisse vorhersehbarer Natur, anderes allerdings geschah und geschieht sprichwörtlich aus heiterem Himmel. Vor allem sollte man niemals zu versteift bezüglich der Figuren und ihrer Charaktereigenschaften sein.

Bei „Luana“ handelt es sich um eine wundervolle Erzählung, die dem Leser das Leben in Brasilien, damals wie heute, ein wenig näher bringt und gleichzeitig eine Geschichte voller Sehnsucht birgt, deren Fortgang immer wieder für Überraschungen gut ist, mit einem Ende, das passender nicht sein könnte.

Bewertung vom 19.02.2017
Mord in Serie - In tödlicher Tiefe
Topf, Markus

Mord in Serie - In tödlicher Tiefe


ausgezeichnet

Es sollte eine entspannte Zeit werden, die Till und Anna bei Jamie in Florida verbringen wollten. Sommer, Sonne, Strand, unbeschwert den Tag auf sich zukommen lassen. Als die Freunde während eines Tauchgangs nicht nur auf Haie, sondern auch auf das Wrack eines U-Boots stoßen, ist es mit der Idylle vorbei. Immer tiefer werden sie hineingezogen in illegale Machenschaften, von Kriminellen, denen jedes Mittel recht ist. Wie weit sind die Freunde bereit zu gehen? Können sie noch heil aus der Angelegenheit heraus kommen?

Allein der Gedanken während eines Tauchgangs auf Haie zu treffen, lässt den Hörer erschauern. Doch wird noch einer drauf gesetzt als ein U-Boot-Wrack inklusive Leichen entdeckt wird. Allerdings befindet sich noch etwas anderes an Bord, wodurch undurchdringliche Gestalten auf den Plan gerufen werden, denen man wahrlich nicht persönlich gegenüber treten will. Stellt sich natürlich sogleich die Frage, ob es überhaupt Hoffnung für die jungen Freunde gibt oder ob ihr Schicksal schon längst besiegelt ist. Einerseits erhofft man sich natürlich Kampfgeist, andererseits käme dies wohl erst recht einem Todesurteil gleich. Wie man es auch dreht und wendet, es handelt sich um eine mehr als vertrackte Situation, ein Schlupfloch käme jetzt genau recht.

Schnell wird klar, dass man es nicht mit einfachen Kleinkriminellen zu tun hat und das Ausmaß der Ereignisse sich weiter erstreckt als zunächst vermutet. So ist ein gewisses Misstrauen allen Figuren gegenüber angebracht, denn jeder scheint etwas zu verbergen. Ob dies nun Einfluss auf die Handlung haben wird oder nicht zeigt sich im weiteren Verlauf. Natürlich versucht auch der Hörer einen Ausweg zu finden, selbst wenn er nicht direkt ins Geschehen eingreifen kann. Man hat einfach das Gefühl etwas tun zu müssen.

Mit Spannung wird in dieser Folge nicht gegeizt. Obwohl sich das Geschehen örtlich gesehen nicht großartig verlagert, werden Protagonisten wie Hörer dazu angetrieben, die Handlung keineswegs stagnieren zu lassen. Bis zum Schluss ist alles möglich, vorhersehbar ist einzig, dass zahlreiche Wendungen zu erwarten sind.

Bewertung vom 18.02.2017
Daniel, mein jüdischer Bruder
Voelk, Marianne J.

Daniel, mein jüdischer Bruder


ausgezeichnet

Geboren 1933, wachsen Rosalie und Daniel gemeinsam auf. Die Familien sind schon lange eng befreundet, ungeachtet der Tatsache, dass Daniels Familie jüdisch ist. Doch wird es zunehmend schwerer für alle Beteiligten ihre Verbindung in der Form aufrecht zu erhalten, wie es bisher der Fall war, zu groß ist die Angst vor Entdeckung, sogar vor Verrat. Dennoch möchte niemand einfach aufgeben, so dass die Bande noch fester geknüpft werden, sofern überhaupt möglich, um gemeinsame Geheimnisse unter Verschluss zu halten. Unweigerlich kommt es schließlich aber doch zum Äußersten, Daniels Eltern können der Gestapo nicht entkommen, dem Jungen aber gelingt die Flucht. Von Rosalies Familie aufgenommen, mit gefälschten Papieren, beginnt, nach einem Umzug aufs Land, sein neues Leben. Obwohl die Angst vor Entdeckung nach wie vor allgegenwärtig ist, verleben die Geschwister eine gute Zeit. Immer wieder stellt sich jedoch die Frage: Wie lange kann das Geheimnis bewahrt werden?

Es liest sich wie ein Spannungsroman aus dem Zweiten Weltkrieg und doch handelt es sich dabei um eine wahre Geschichte, was man sich immer wieder vergegenwärtigen sollte. Marianne J. Voelk („Rosalie“) beginnt die Erzählung mit ihrer Geburt, an die sie selbst natürlich keinerlei Erinnerungen hat. Und doch liest sich die Darstellung so bildhaft, dass man keinerlei Bedenken hat, es hätte sich nicht alles wie beschrieben zugetragen. So kann der Leser verfolgen wie die Beziehung zwischen Rosalie und Daniel sich von klein auf entwickeln konnte, da ihre Familien glücklicherweise bereits im Vorfeld befreundet waren. In gewisser Weise kann man einen winzigen Bezug zur heutigen Zeit ebenfalls herstellen. Denn damals wie heute achten Kinder bei der Wahl ihrer Freunde weder auf Äußerlichkeiten, noch auf Herkunft oder sonstige sichtbaren Merkmale. Entweder man kommt gut miteinander aus oder eben nicht.

Natürlich müssen dennoch die äußeren Umstände einbezogen werden, wirklich frei entscheiden konnte wohl niemand, auferlegte Zwänge machten den Menschen das Leben schwer, mühsam begann man sich einzuordnen, um nicht aufzufallen oder gar aufzufliegen. Rückblickend darf wohl jeder „froh“ sein, der diese Zeit nicht aus eigenen Erfahrungen kennt, und doch sollten sämtliche Empfindungen nicht zu negativ behaftet sein. Denn natürlich gibt die Autorin diverse Fakten wieder, die unumstößlich sind, und doch zeichnet sie dabei ein Bild der Realität, das aufzeigt, dass es durchaus positive Erinnerungen zu verzeichnen gibt.

Der Leser hofft und bangt während der Lektüre regelrecht darum, dass Daniels Geheimnis nicht aufgedeckt wird, doch erscheint es naiv (abgesehen vom Hinweis im Klappentext) zu glauben, dass es niemals zur Entdeckung kommt. Es bleibt allerdings die Frage welche Konsequenzen sich ergeben werden. Die Geschichte der Kinder weiß zu berühren und zum Nachdenken anzuregen, ohne auf Mitleid oder Verurteilungen aus zu sein. Tatsächlich ist es die Erzählung einer Familie, die mit diversen Hindernissen zu kämpfen hat, aber nicht bereit ist einfach aufzugeben. Das offene Ende lässt den Leser gleichsam betroffen wie auch hoffnungsvoll zurück. (Anm.: In der Taschenbuchausgabe werden einige Fragen im hinzugefügten Epilog geklärt.) Wie eingangs erwähnt muss man sich manches Mal in Erinnerung rufen, dass die Geschichte autobiographischer Natur ist, leicht könnte sie mit einem fiktionalen Werk verwechselt werden, im positiven Sinne gesprochen.

Bewertung vom 17.02.2017
Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1
White, Wade Albert

Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1


sehr gut

Anne fiebert ihrem dreizehnten Geburtstag schon lange entgegen, denn dann kann sie das verhasste Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen ist, endlich verlassen. Plötzlich jedoch macht die Oberin ihr einen Strich durch die Rechnung, Anne soll noch ein weiteres Jahr in Saint Lupin's bleiben, ohne ihre beste Freundin Penelope. Gemeinsam schmieden die Mädchen Ausbruchspläne, die im Grunde von Beginn an zum Scheitern verurteilt sind, als wie aus dem Nichts ihre Retterin auftaucht, die Anne ein Leben in Aussicht stellt, dass sie sich immer gewünscht hat. Bald geht alles Schlag auf Schlag, bis eine schreckliche Ahnung zur Gewissheit wird. Anne soll auf eine Prophezeiungsmission, die innerhalb von nur drei Tagen erfolgreich beendet werden muss, und das ohne jegliches Training, ohne Vorbereitung, ohne Kenntnisse. Kann ihr das „Handbuch für Abenteurer“, das scheinbar immer eine Hilfestellung parat hat, auch in diesem Fall weiter helfen?

Die Erde besteht nur noch aus Ebenen, das Sonnensystem wie wir es kennen, gehört längst zur Alten Zeit, die Anne und ihre Freunde nur noch aus Erzählungen oder Büchern kennen. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Penelope verfolgt Anne das Ziel an einer renommierten Abenteurer-Akademie angenommen zu werden, doch die Bemühungen der Mädchen sind nicht von Erfolg gekrönt. Als sich ihnen die Möglichkeit bietet, doch noch ihren angestrebten Wunsch zu erfüllen, ahnen sie nicht in welches Wespennest sie damit stechen, welche Gefahren auf sie lauern und mit welchen Kreaturen sie es zu tun bekommen werden.

Voller Tatendrang geht nicht nur die kleine Gruppe auf ihre Mission, auch als Leser wird man ein Teil der Aktion, obwohl es einem schon das ein oder andere Mal etwas mulmig werden kann, da sich nie genau voraussehen lässt was als nächstes geschieht. Ein wenig erinnert eine solche Mission an ein Computerspiel, auf Grund der angegebenen Level sowie diverser Elemente, die immer mal wieder zum Vorschein kommen, wie beispielsweise die Angabe wie häufig der scheinbar unverwüstliche Gegenspieler aufzutreten hat. Erstaunlich leicht findet man sich in der dargestellten Welt, die mit unserer Realität kaum noch vergleichbar ist, zurecht, was nicht zuletzt an den lebendigen Beschreibungen und authentisch gezeichneten Charakteren liegt.

Großartig sind auch die eingestreuten Seiten aus dem „Handbuch für Abenteurer“, welches Anne immer bei sich führt. Hier lassen sich mitunter hilfreiche Tipps und Kniffe finden. Zumeist handelt es sich aber um humoristische Zwischenspiele, die der Überbrückung zweier Kapitel dienen, aber gleichzeitig inhaltlich passend erscheinen. Ein feiner Hauch Ironie zieht sich durch das gesamte Werk, wodurch der vorherrschende Ton generell ein bisschen rauer wirkt als er eigentlich ist. Man muss gewillt und in der Lage sein auch zwischen den Zeilen zu lesen, denn schon in der winzigsten Andeutung können sich wichtige Hinweise verstecken. Einzig der Spannungsverlauf ist ein wenig unregelmäßig. Zu Beginn bleibt das Tempo noch zurückhaltend, steigert sich aber plötzlich merklich, bevor es wieder zurückgenommen wird, um dann doch wieder Fahrt aufzunehmen. Passagenweise ergeben sich so ein paar wenige Längen, denen man lieber ausgewichen wäre.

Nach Beendigung der Lektüre ist die Hoffnung groß, dass es nicht mehr allzu lange dauern möge bis der zweite Band rund um Anne, ihre Freunde und ihre Fähigkeiten erscheint. Denn dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, wird nicht nur im Epilog deutlich, sondern bereits zuvor, da noch einige Fragen offen bleiben. Anne und Saint Lupin's wird man nicht so schnell vergessen, ein Lesevergnügen der etwas anderen Art, für Klein und Groß.

Bewertung vom 12.02.2017
Niemand ist bei den Kälbern
Herbing, Alina

Niemand ist bei den Kälbern


sehr gut

Christin hat das Leben auf dem Hof ihres Freundes Jan satt. Überhaupt möchte sie am liebsten raus, raus aus Schattin, vielleicht sogar raus aus Mecklenburg-Vorpommern, zumindest aber in eine (Groß)Stadt, damit sie ihre schicken Kleider, die sie bisher nur vor dem Spiegel probieren konnte, auch ausführen kann. Doch wann ist der Zeitpunkt für den Absprung gekommen? Und was kommt dann? Christin hat keine abgeschlossene Ausbildung, nur Kontakte innerhalb des Dorfes und eigentlich keine richtige Perspektive. Dann aber tritt Windkrafttechniker Klaus in ihr Leben und alles scheint machbar...

Den Absprung schaffen, eigene Träume und Wünsche verwirklichen, raus aus dem tristen Alltagsgrau, all das wird dem Leser sicherlich auf die ein oder andere Weise bekannt vorkommen. Bestimmt hat man bereits ähnliche Vorstellungen wie Christin gehabt, womöglich hat man sogar den Mut aufgebracht und diese verwirklicht. Doch zumeist ist es leider so, dass der Mensch Angst vor dem Unbekannten hat, Angst davor was die Zukunft bereit hält, nicht sämtliche Risiken abwägen zu können. Egal wie sehr man sich sagt, man müsse Entscheidungen fällen, neue Richtungen als Chance sehen, skeptisch bleibt man nach wie vor. So geht es auch der Hauptprotagonistin, zu der der Leser zwar eine Verbindung aufbauen kann, sich aber selbst nicht sicher ist was er nun konkret von ihr halten soll. Mal erscheint sie bemitleidenswert, dann wiederum würde man sie am liebsten schütteln und gar nicht mehr beachten.

Ein Leben auf dem Land kann Idylle bieten, Freiheit und unendliche Weiten. Aber all das sollte man bei dieser Lektüre in den Hintergrund stellen. Denn es wird ein Bild gezeichnet, welches ebenso realistisch ist, nur gänzlich anders. Arbeit bis zum Umfallen, ein rauer Umgangston, ständig dieselben Gesichter, dieselben Gespräche und dieselben Feste, einem unendlichen Kreislauf gleich, aus dem es selten ein Entkommen gibt. Umso verständlicher, dass Christin ihren Ausbruch in der Theorie immer wieder durchspielt, sich sogar als stark genug empfindet dies wirklich durchzuziehen. Doch ob ihr dies tatsächlich gelingen wird, zeigt sich erst am bitteren Ende, denn natürlich müssen, wie im realen Leben auch, Rückschläge eingesteckt und Hindernisse überwunden werden.

Alina Herbings Debüt hinterlässt beim Leser einen nachhaltigen Eindruck und regt zum Nachdenken an. Über die eigene Situation, Träume und Wünsche, die man vielleicht schon lange verdrängt hatte. Ist es an der Zeit für Veränderungen oder hat man diese bereits hinter sich?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2017
Triff den Moviestar von morgen - Romy / Your Style Bd.1
Orso, Kathrin-Lena;Sabbag, Britta

Triff den Moviestar von morgen - Romy / Your Style Bd.1


sehr gut

Romy weiß schon in jungen Jahren, dass sie unbedingt eine berühmte Schauspielerin werden will und probt schon jetzt fleißig für die Rolle der Julia in der Theater-AG. Dass der gutaussehende Ben bereits den Romeo inne hat, kommt dabei einem mittelgroßen Motivationsschub gleich, schließlich hat Romy sich fest vorgenommen ihn zu beeindrucken, um mit ihm das neue Traumpaar der Schule zu bilden. Gemeinsam mit ihren Freundinnen Pepa und Greta sowie Josi, die seit kurzem neu in der Klasse ist, entwirft sie wilde Strategien, um ihren Zielen mit großen Schritten näher zu kommen. Dass dabei nicht alles glatt läuft ist ärgerlich und manches Mal auch äußerst frustrierend, doch am Schluss heißt es immer wieder: Aufstehen und für seine Träume kämpfen!

Bei „Your Style“ handelt es sich um ein neues Projekt aus dem Hause Oetinger 34. Neuen, jungen Autoren wird hier eine Plattform geboten, gemeinsam mit bereits bekannten Paten, Werke ins Leben zu rufen, die zielgruppengerecht den Zeitgeist ansprechen, unterhalten und dabei so nahe an der Realität sind, dass jeder sich in mindestens einem Aspekt wiedererkennt. Hier geht es um eine Gruppe vier junger Mädchen, die Probleme wälzen, in denen es darum geht den Schwarm zu beeindrucken oder das richtige Styling für ein Date zu finden. Im ersten Band kommt Romy zu Wort, deren größter Wunsch es ist ein richtiger Moviestar zu werden.

Was hat man früher nicht alles für Dummheiten angestellt, damit der Angebetete wenigstens ein einziges Mal mitbekommt, dass man existiert. Ist man der eigentlichen Zielgruppe bereits entwachsen, so regen sich diverse Erinnerungen, die einem möglicherweise noch heute die Schamesröte ins Gesicht treiben. Dennoch: Man würde es wahrscheinlich wieder tun... Entsprechend gut kann man sich in die gegebenen Situationen hineinversetzen, auch wenn man speziell Romys Verhalten nicht immer gutheißt. Sie besitzt die ein oder andere Eigenart, die sie manches Mal leicht egoistisch erscheinen lässt, aber vermutlich von ihr gar nicht explizit so gemeint ist. Trotz dessen, dass die Geschichte aus Romys Sicht erzählt wird, erhält man zusätzlich einen guten Überblick über die anderen Charaktere, so dass sich diesbezüglich ein rundes Gesamtbild ergibt, dass unbedingt neugierig auf die Erzählungen der anderen Mädchen macht.

Gespickt mit zahlreichen liebevollen Zeichnungen, die das Gelesene noch zusätzlich visualisieren, ist die Schriftfarbe ebenfalls angepasst an Inhalt und äußerer Aufmachung. Romy ist eben ein waschechtes Mädel, mit rosa und Glitzer und allem drum und dran. Es ergibt sich ein schönes Zusammenspiel aller Elemente, die dem Auftaktband somit eine Einzigartigkeit verleihen, die man nicht sofort nach Beendigung der Lektüre wieder vergisst, auch wenn das Ende noch zahlreiche Fragen offen lässt, die hoffentlich im weiteren Verlauf geklärt werden. Bereits im März diesen Jahres geht es weiter, dieses Mal mit Pepas Geschichte, passend zur Sportskanone, in blau gehalten.

Bewertung vom 12.02.2017
Zitronen klonen in Barcelona.
Wood, Dany R.

Zitronen klonen in Barcelona.


gut

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sitzt Tina im Flugzeug nach Barcelona, auf dem Weg zu Stefan, der nicht nur auf Grund der bevorstehenden Hoteleröffnung bereits nervös ist. Tinas Sitznachbarin erscheint mit der Zeit nicht nur unheimlich neugierig, sondern auch absolut durchtrieben. Allison ist Klatschreporterin und wittert ihre Chance als sie hört, dass Tinas Frust darauf begründet ist, dass ihr Freund die gemeinsame Reise kurzfristig abgesagt hat. Plötzlich kommt eins zum anderen und Tina findet sich an der Seite des Multimillionärs Antonio Lopez wieder, mit dem sie auch prompt in der Zeitung landet. Blöd nur, dass überhaupt nicht mehr weiß was an dem Abend auf Antonios Jacht geschehen ist...

„Zitronen klonen in Barcelona“ bildet den Abschluss der Trilogie rund um Tina, Stefan und allerlei Fettnäpfchen. Es ist nicht zwingend notwendig die Vorgeschichte(n) zu kennen, mehr Spaß macht es aber natürlich, wenn man die Entwicklung der Charaktere schon länger verfolgt. So werden manche Zusammenhänge schneller greifbar und vergangene Ereignisse kurzfristig im Gedächtnis reaktiviert. Nichtsdestotrotz gibt es zusätzlich Hintergrundinformationen für Neueinsteiger, um diese auf einen ähnlichen Wissensstand zu bringen.

Dass Allison nicht unbedingt mit offenen Karten spielt ist dem Leser von vornherein klar, am liebsten würde man Tina sogar warnen, denn bereits früh zeichnet sich ab, dass diese Verbindung unter einem schlechten Stern steht. Zwar ahnt Tina selbst, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht, gleichzeitig füllt sie ihre Rolle gekonnt wie gehabt mit Naivität, so dass sie schon beinahe sehenden Auges ins „Verderben“ läuft. Charakterlich macht es den Anschein als habe sie seit Kapstadt nichts dazu gelernt, andererseits hätte der Leser wohl kaum soviel Grund zur (Schaden)Freude, wenn es anders wäre... Stefans private wie berufliche Baustellen bieten zwar kaum Platz für Spekulationen, eine Eskalation früher oder später scheint unausweichlich, und doch hat man immer die Hoffnung, dass die Vorhersehbarkeit dem Leser einen Streich spielt und das Blatt sich überraschend wendet. Ob dies wohl geschieht?

Generell bietet „Zitronen klonen in Barcelona“ einiges an Unterhaltung, wenn man sich auch das ein oder andere Mal gewünscht hätte das Geschehen wie auch die Charaktere würden tiefgründiger betrachtet werden.

Bewertung vom 05.02.2017
Potz Blitz 05-Der Stab Der Macht

Potz Blitz 05-Der Stab Der Macht


ausgezeichnet

Beim Einbruch in die Zauberakademie ist es den Gaunern gelungen ein paar magische und wertvolle Artefakte zu stehlen, darunter den Stab der Macht. Um diesen wiederzufinden scheint es unerlässlich ins 19. Jahrhundert zu reisen. Bertie Blitz leitet die Mission, bei der auch Finn, Flo und Jazz anwesend sein werden, auch wenn von dieser Notwendigkeit nicht jeder überzeugt ist. Die Reise in die Vergangenheit ist jedoch nicht nur ein riesiges Abenteuer, es müssen einige Regeln beachtet und genauestens befolgt werden, um die Gegenwart keineswegs zu verändern. Wird es der kleinen Gruppe gelingen den Plan durchzuführen und was passiert, wenn Bertie seinem jüngeren Ich gegenüber steht?

Eigentlich hört sich der geschmiedete Plan gar nicht so schwierig an, es scheint alles machbar. Einzig die kleine aber feine Tatsache, durch die Zeit zu reisen, um zwar an gleicher Stelle, aber viel früher, wieder aufzutauchen, lässt kaum jemanden kalt. Was kann da nicht alles schief gehen, fragt sich der Hörer sogleich. Unterliegt denn nicht das Raum-Zeit-Gefüge auch einer gewissen Ordnung? Die Erläuterungen zum theoretischen Ablauf beruhigen die Gemüter zumindest ein wenig, es scheint als wäre alles bedacht worden, schließlich muss es auch schon bald losgehen. Den Zeitreisenden bleibt nur ein Versuch, jeder Handgriff muss sitzen, für Probeläufe bleibt keine Zeit.

Gemeinsam mit der kleinen Gruppe begibt der Hörer sich auf diese Reise, die zwar nach wie vor in die Zauberakademie führt, aber dennoch den Eindruck erweckt man befände sich meilenweit entfernt. Vieles erscheint vertraut und doch gleichzeitig anders. Eine Erfahrung, die auch die jungen Abenteurer machen. Keineswegs dürfen sie sich jedoch von der Mission ablenken lassen, was gar nicht so einfach ist, da man die Reaktionen der anderen Personen schwerlich vorhersagen kann. So bleibt nur zu hoffen, dass alles gut geht und die Gruppe heil wieder in der Gegenwart eintrifft, im Idealfall nach erfolgreich ausgeführter Mission.

Eine gefährliche Reise, gespickt mit allerlei Hindernissen, erwartet Finn, Flo und Jazz. Als Hörer ist man ganz nah dran am Geschehen, drückt die Daumen und hofft auf einen positiven Ausgang. Doch nicht nur einmal sieht es so aus als müsste man sich eher auf das Gegenteil gefasst machen...

Bewertung vom 05.02.2017
Die rätselhafte Wahrsagerin / Kalle und Kasimir Bd.2 (eBook, ePUB)
Müntefering, Mirjam

Die rätselhafte Wahrsagerin / Kalle und Kasimir Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Während Kater Kasimir und Mops Kalle noch angestrengt überlegen, wie sie Herrchen und Frauchen wieder zusammen bringen können, fällt ihnen urplötzlich der nächste Fall vor die Füße. Denn in der Nachbarschaft kommt es seit geraumer Zeit immer wieder zu Einbrüchen, die allerdings häufig erst Tage später bemerkt werden. Der oder die Täter wissen genau wonach sie suchen und wann niemand daheim ist. Spuren werden keine hinterlassen, alles sieht aus wie gehabt, außer der gestohlenen Wertgegenstände. Kalle und Kasimir nehmen sogleich die Ermittlungen auf, die sie schnell zu der Frage führen was eigentlich die seltsame Wahrsagerin, die ebenfalls seit einiger Zeit die Gegend unsicher macht, mit dem Ganzen zu tun hat?

Nach Mads und Linnas Trennung müssen die Kollegen und Freunde Kalle und Kasimir sich immer etwas einfallen lassen, damit sie sich wenigstens von Zeit zu Zeit sehen können. Am einfachsten wäre es natürlich, die die beiden Besitzer endlich wieder zueinander fänden, dann könnte man auch wieder unter einem Dach wohnen. Von zwei Wohnungen aus ermittelt es sich auch ganz schwer, weshalb die gewitzten Vierbeiner einen Plan aushecken, der hoffentlich genau das bewirkt was er soll, auch wenn sie sich mit manchen menschlichen Begriffen nach wie vor schwer tun. Es ist aber auch wahrlich nicht einfach Dinge wie beispielsweise 'Romantik' zu verstehen.

Kater und Mops zeigen wieder einmal ihr detektivisches Gespür, was teilweise auf Zufällen, aber eben auch auf Können beruht. Für irgendetwas, außer Unterhaltung, müssen die Krimi-Abende schließlich gut gewesen sein. Der Leser strickt sich natürlich seine eigene Geschichte zusammen, die relativ klar auf der Hand zu liegen scheint. Doch hat die Autorin noch mindestens ein Ass im Ärmel, mit dem man wohl nicht unbedingt gerechnet hätte. Überhaupt, solange der Polizei nicht begreiflich gemacht werden kann, wem sie einmal auf den Zahn fühlen sollten, steht es sowieso in den Sternen, ob die Einbrüche aufgeklärt werden können. Schließlich muss Kalle immer wieder schmerzlich feststellen, dass die Menschen ihn einfach nicht verstehen. Hoffentlich erhört ihn wenigsten seine Hundeherzdame.

Mit viel Charme kommt auch der zweite Band rund um die tierischen Spürnasen daher. Die Spurensuche folgt vielleicht manchmal recht eigenwilligen Regen, und doch kann einzig durch einen anderen Blickwinkel manches plötzlich glasklar erscheinen, für das man zuvor einfach blind war.