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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2020
Das Wunder von R.
Cavallo, Francesca

Das Wunder von R.


ausgezeichnet

Magie und Zusammenhalt zu Weihnachten
Manchmal ist Magie nötig, um das Weihnachtsfest zu retten. Deswegen werden die Geschwister Manuel, Camila und Shonda vom Weihnachtsmann gebeten, seinen Elfen dieses Jahr ein wenig unter die Arme zu greifen. Ihre Mütter stimmen der Bitte ihrer Kinder zu, Hilfsbereitschaft zu zeigen. Den anderen Erwachsenen der Start R. gefällt dies jedoch überhaupt nicht, denn alles, was fremd ist, ist gefährlich.
„Das Wunder von R.“ ist eine wundervolle Erzählung über ein magisches Weihnachtsfest, welches Themen wie Andersartigkeit, Diversität, Vorurteile und verschiedene Hautfarben liebevoll in die Handlung integriert. Als Patchwork-Familie mit zwei Müttern und verschiedenen Hautfarben flieht die Familie der Kinder aus ihrer Heimat, in der Andersartigkeit bestraft wird, ins kunterbunte Städtchen R. Dort meiden die Erwachsenen alles Fremde, weil sie es nunmal so machen und fremde Dinge und Menschen vielleicht gefährlich sein könnten. Das macht den Start der Familie nicht leicht, doch die Kinder der Stadt sehen mit dem Herzen und sind für die Familie da, als plötzlich alles aus dem Ruder läuft.
Mir hat die Erzählung sehr gefallen, die Kinder und ihre Mütter sind eine liebevolle und hilfsbereite Familie, die man gerne zu Freunden haben möchte. Das Abenteuer, welches sich nach und nach anbahnt, ist eine wunderschöne Mischung aus Magie und Nächstenliebe. Viele kleine Botschaften bereichern zudem das Buch wie, dass man lieben darf, wen man möchte oder auch das Recht hat, mal „nein“ zu sagen. Zudem gibt es viele farbige Bilder im Buch, welche die Geschichte wunderbar bereichern. Ebenfalls gefällt mir, dass das Papier etwas dicker ist und dadurch mehrfachem Lesen locker standhält.

Bewertung vom 07.12.2020
Wir Verlorenen
Taysen, Jana

Wir Verlorenen


gut

Etwas langweilige Auseinandersetzung mit dem Recht des Stärkeren
Eine fiktive Pandemie hat die sozialen und wirtschaftlichen Strukten seit einigen Jahren lahmgelegt. Die Überlebenden scheinen dagegen immun und haben verschiedene Wege gefunden, sich neu zu organisieren. Smilla und ihre kleine Schwester sind in der Eifel bei einer Familie untergekommen, die sich in einem Bunker verkriecht, während eine Gruppe junger Männer das Recht des Stärkeren für sich beansprucht. Plötzlich steht Smilla ihrem früheren Nachbarn gegenüber. Kann sie ihm trauen?
Von der Beschreibung her, wie das Leben der Menschen verläuft, vom Verkriechen über den Versuch, ein einigermassen vernünftiges Stadtleben zu führen bis hin zur Raub und Gewalt, ist das Buch recht gut gelungen. Die Grenze der Skrupellosigkeit verläuft bei jedem anders, sobald das eigene Überleben oberste Priorität hat. Auch so Kleinigkeiten wie Hygiene, Nahrungsbeschaffung, Tauschwaren und Medikamente sind gut durchdacht und glaubhaft im Roman dargestellt. Die Ursachen der Pandemie selbst werden nur am Rande erwähnt, was mir gut gefiel, da sie am Status quo nichts geändert hätten und für die Erzählung auch nicht weiter relevant sind.
Weniger gefielen mir die Personen selbst. Smilla lebt in einer kleinen Gruppe, die hart am Limit und in ständiger Angst lebt, in der Vertrauen und Zuverlässigkeit aber leider nicht so recht funktionieren. Sich selbst als intelligent beschreibend, hat mich wiederholt gestört, wie nachlässig und vertrauensselig Smilla manchmal handelte. Stolz von sich behauptend, bisher im Leben nur ein Buch gestohlen zu haben, war sie mir einfach zu blauäugig und brachte damit nicht nur sich, sondern auch ihre kleine Wohngemeinschaft in Gefahr. Nach mehreren Jahren des bedrohlichen Lebens war sie mir einfach zu idealistisch, um noch realistisch zu wirken. Interessant wurde es, als ihr früherer Nachbar Falk in ihr Leben tritt, welcher an das Recht des Stärkeren glaubt, zumal er auch zu den Stärkeren gehört und daraus in erster Linie Vorteile zieht. Weder schrillen da bei Smilla die Alarmglocken, noch denkt sie daran, dies zum Vorteil ihrer Gruppe zu nutzen. Stattdessen sieht sie allen Ernstes einen Love Interest in ihm, unglaublich. Entsprechende Diskussionen zum pro und contra diverser Ansichten kamen zwar vor, wurden aber für meinen Geschmack nicht wirklich thematisch ausgereizt.
Mein Fazit: Das Buch zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben einer jungen Frau nach dem Zusammenbruch der Gesellschaft, die selbst nach mehreren Jahren ihre Blauäugigkeit noch nicht verloren hat. Es gibt Einblicke in die verschiedenen Überlebenskonzepte, welche ich als gelungen empfand. Neben der Naivität der Protagonistin, durch welche sie sich selbst sowie andere unnötig in Gefahr bringt, empfand ich auch die Spannung als weniger gelungen, insbesondere der Anfang war eher langweilig und hätte besser in eine bereits laufende Handlung gepasst.

Bewertung vom 04.12.2020
Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8
Kepler, Lars

Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8


gut

Brutale Gewalt gegen entführte Frauen
Auf Kommissar Joona Linna wartet ein neuer, ziemlich brutaler Fall: Ein vor einigen Jahren spurlos verschwundenes Mädchen wird auf einem Spielplatz regelrecht hingerichtet tot aufgefunden. Vermutlich gibt es einen Zeugen der Tat, doch dieser ist psychisch nicht in der Lage, über die besagte Mordnacht zu reden. Daher bittet Joona den Hypnotiseur Erik Maria Bark um dessen Mithilfe.
Diesmal begibt sich das Autorenduo auf das ziemlich brutale Gebiet der Gewalt gegen Frauen. Die Ermittlungen im Fall der ermordeten Jenny Lind verlaufen zunächst schleppend, es gibt kaum Anhaltspunkte. So dauert es eine ganze Weile, bis die Polizei weiteren Hinweisen nachgehen kann und Parallelen zu früheren Fällen erkannt werden. Positiv gefiel mir, dass Joona zunächst mit weiteren Ermittlern zusammenarbeiten muss, bevor er später mehr oder weniger im Alleingang unterwegs ist. Besonders ging mir zudem das Schicksal der jungen, entführten Frauen nahe, deren Martyrium man in immer wieder eingeblendeten Szenen mitverfolgen kann. Zumal bis zum Schluss nicht klar ist, wer hinter diesen Entführungen und Folterungen steckt.
Der behandelte Fall gestaltet sich als spannend, aber auch als brutal. Stellenweise fragte ich mich beim Lesen, ob gewisse Szenen und Obszönitäten wirklich notwendig waren - für die Spannung oder den Fall selbst wären sie oftmals nicht erforderlich gewesen. Etwas befremdlich empfand ich auch, dass der Finne Joona Linna scheinbar übermenschliche Kräfte besitzt und schwerste Verletzungen und Vergiftungen locker wegsteckt, während andere davon ausser Gefecht gesetzt wären. Tatsächlich wäre die Handlung realistischer, hätten die Autoren auf den ein oder anderen Superlativ im Roman verzichtet. So hatte ich das Gefühl, von einem schwedischen Krimi in einen Avengers-Roman katapultiert worden zu sein. Und auch die Spannung selbst wurde wiederholt von langweiligen Szenen oder aneinandergereihter Brutalität unnötig unterbrochen. Nicht zu vergessen die Auflösung, die zwar realistisch klingt, aber dennoch auch wieder dermassen speziell ist, dass ich eher enttäuscht statt begeistert war.
So leid es mir tut, bei diesem Band wäre weniger mehr gewesen: Weniger Brutalität, weniger Superheldenkräfte, stattdessen lieber gleichbleibend hohe Spannung und eine realistischere Handlung.

Bewertung vom 04.12.2020
Code: Elektra
Engstrand, Maria

Code: Elektra


sehr gut

Weitere Rätsel und Codes im zweiten Band der schwedischen Trilogie
Nach "Code Orestes" geht es auch im zweiten Band der Schweden-Trilogie um Codes, versteckte Nachrichten, die Sternenuhr und die Frage, wer das besagte Rutenkind ist, um welches sich Silvias Weissagung dreht. Malin und Orestes finden weitere Botschaften, lernen neue Codierungen und Erfindungen kennen und können dennoch das Rätsel noch nicht endgültig knacken.
Diesmal spielt die Handlung in Herbst und Winter, die Nächte werden länger und kälter, es gibt Halloween-Kürbisse und Weihnachtsfeiern in der Schule. Orestes' kleine Schwester Elektra hat es sich zur Aufgabe gemacht, allein durch die Gegend zu laufen und bei den Nachbarn reinzuschauen, während ihre Mutter Mona sich mehr um ihre helionatischen Aufgaben kümmert. Ein Umstand, der Orestes Sorge bereitet, da er immernoch fürchtet, die Anhänger der Sekte von Elektras Vater könnten das Kind entführen, weil es in deren Augen eine wichtige Rolle spielt. Zudem wird Mona wiederholt Opfer von irgendwem, der ihr Grundstück verwüstet. Und auch Malin sorgt sich um ihre Eltern, da ihre Mutter immer mehr arbeitet, während ihr Vater neuerdings Geheimnisse vor der Familie hat. Vor diesem großen Hintergrund an Nebenthemen geht das Hauptthema, das Rätsel um die Sternenuhr, leider im zweiten Band ein wenig unter. Zwar greift alles gekonnt ineinander und es werden Themen aus dem ersten Band geschickt wieder aufgenommen, dennoch bleibt die Spannung diesmal eher gemässigt und die Magie des Geheimnisvollen konnte mich beim Lesen nicht so sehr packen wie im ersten Band. Sehr schön ist natürlich, dass der Alltag der Kinder nicht in der Geschichte untergeht, dennoch ist mir dieser manchmal zu stark gewichtet, um das Rätsel an sich ausreichend voranzubringen. Das fand ich sehr schade, da doch wieder einige sehr gute Ideen vorkamen und mir die Gesamtidee der Trilogie auch sehr gefällt. Auf Band drei bleibe ich natürlich weiterhin neugierig.

Bewertung vom 02.12.2020
Wild like a River / Kanada Bd.1
Mohn, Kira

Wild like a River / Kanada Bd.1


gut

Fängt schön an, verliert aber schnell seinen Reiz
Der Inhalt ist schnell erzählt: Die 19-jährige Haven lebt als Tochter eines Rangers in den kanadischen Rocky Mountains und kennt kaum etwas von der Welt ausserhalb des Nationalparks. Schule, Studium, alles lief bisher erfolgreich von Zuhause aus. Ihr Vater, liebevoll, aber eher der wortkarge Typ, hat sie allein großgezogen, wodurch Haven für ihr Alter schon einigermassen selbständig und verantwortungsbewusst wirkt. Einzig der Kontak zu anderen Menschen, insbesondere zu Gleichaltrigen, fehlt ihr. Bis zwei Studenten aus der Stadt bei ihrer Tour durch den Nationalpark Hilfe benötigen.
Ich mag den Stil der Autorin, ihre Fähigkeit, Landschaften so zu beschreiben, dass ich sie mir beim Lesen regelrecht vorstellen kann. Deswegen gefiel mir der Anfang des Romans zunächst auch ganz gut mit den vielen Eindrücken von der Landschaft und den dort lebenden Tieren. Auch Haven war mir gleich sympathisch, ein wenig praktisch veranlagt und ziemlich ungeübt in zwischenmenschlichen Interaktionen wie SmallTalk und ironischen Kommentaren. Dass sie sich gleich in den ersten jungen Mann verguckt, welcher ihr über den Weg läuft und der sich von ihrer natürlichen Art ebenfalls angezogen fühlt, war ziemlich vorhersehbar, entsprechend fehlte da ein wenig die Spannung. Auch liegt der Schwerpunkt zunächst auf den vielen Beschreibungen des Nationalparks, was zwar schön ist, die Handlung als solche jedoch nur kaum voranbringt.
Langweilig wurde es, als Haven, nun neugierig auf die Welt da draussen, beschließt, ein wenig an der Uni vor Ort zu studieren, an welcher auch ihr Love Interest studiert. Von da an wirkte die zur Selbständigkeit erzogene Haven stark naiv und weltfremd, wollte plötzlich nichts mehr ohne ihren geliebten Jackson machen und verschwendete ihre Energie auf die falschen Freunde. Dazu kommt noch das Geheimnis um ihre verstorbene Mutter, welches sie aufklären möchte, natürlich ebenfalls nur mit Jackson an ihrer Seite. Wie hat sie all die Jahre nur ohne ihn überlebt? Währenddessen glänzt Jackson leider mit einem unnatürlichen Beschützerinstinkt, der ihn mir von Seite zu Seite unsympathischer macht.
Was wunderschön anfing mit wenig Handlung, dafür bezaubernden Beschreibungen des Nationalparks, entwickelte sich leider als kitschige Liebesromanze ohne große Spannung. Haven wandelte sich von einer selbständigen jungen Frau zu einem weltfremden Naivchen und die Liebesgeschichte selbst verlor ohne wirkliche Höhepunkte schnell an Reiz.

Bewertung vom 24.11.2020
Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Unheilige Nacht. Band 5-6
Erdmann, Nadine

Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Unheilige Nacht. Band 5-6


ausgezeichnet

Mein bisheriges Highlight der Serie
Zieht euch warm an, eure erste Unheilige Nacht mit den Totenbändigern steht euch diesmal bevor! Und die ist nicht ohne… Das Buch enthält die Einzelbände 5 (Hinterhalt) und 6 (Unheilige Nacht).

In der fünften Folge der Serie um die Totenbändiger Londons erweitert Nadine Erdmann deren Welt um weitere interessante Hintergründe und Personen. So rückt z. B. Matt Rifkin in den Fokus, Gründer der Ghost Reapers und Gabriels Jugendfreund. Ein Charakter mit bewegter Vergangenheit, der Sky bei den Ermittlungen zu den jüngsten Geschehnissen in der Wohnanlage Elderly Flowers tatkräftig unterstützen kann. Zudem gibt es einiges über Forschungen an und gegen Geisterwesen, manche an offizieller Stelle, einiges aber auch illegal. Und natürlich kommt die Spannung auch diesmal nicht zu kurz, denn der nächste gefährliche Einsatz lässt nicht lange auf sich warten. Die Schlüsse, welche die Totenbändiger anschließend daraus ziehen, lässt jedoch einen grausamen Verdacht zu...

Endlich ist sie da, die Unheilige Nacht erwartet die Totenbändiger in Band 6. Macht euch auf eine grausame Überraschung gefasst, welches Schicksal in dieser Nacht die brutalen Krallen nach Cam ausfahren wird. Ehrlich, was Cam in Band 6 geschieht, ist richtig nervenaufreibend! Das geht definitiv unter die Haut. Aber ein Gutes hat es: Cam kann sich dadurch an weitere Details erinnern, was vor 13 Jahren mit ihm geschah. Parallel dazu gibt es auch wieder einen kurzen Einblick in die Praktiken der mysteriösen Sekte. Neben all den spannenden Szenen kommen natürlich auch die zwischenmenschlichen Aspekte nicht zu kurz, der Zusammenhalt der Familie Hunt und ihrer Freunde spielt wieder eine wichtige Rolle und einige Personen bieten einen weiteren Einblick in ihre Persönlichkeit. Vielmehr möchte ich gar nicht zum Inhalt verraten - größtenteils dreht sich in Folge 6 alles um Cam, und das solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen. Eine sehr ergreifende Folge, für mich die bislang beste der Serie.

Bewertung vom 22.11.2020
Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1
El-Bahay, Akram

Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1


sehr gut

Geister in Flaschen im viktorianischen London
Jack kann Tote sehen - okay, genaugenommen deren Geister, die ihren Weg in die Zwischenwelt noch nicht angetreten haben. Als Mitglied des geheimen Ministry of Souls, dem Ministerium für endgültige Angelegenheiten, hilft er, diese Geister in Flaschen einzufangen und frisch verkorkt in die Zwischenwelt zu geleiten. Und gestorben wird viel im modernen London des Jahres 1850.

VERÄNDERE NICHTS.

Während Jack im Buckingham Palace als Soulman die Geister von ermordeten arabischen Gästen einfangen soll, bricht er gleich mehrere Soulmen-Regeln, als ein schwarzer Schatten ihn und eine Überlebende der Gesandschaft angreift. Instinktiv versteckt Jack die Frau in der Zwischenwelt, ohne sich dessen Folgen bewusst zu sein. Als daraufhin weitere Anschläge London in Schrecken versetzen, wird es Zeit, mehr über diesen mysteriösen Schatten in Erfahrung zu bringen. Am besten bei denen, die am meisten Ahnung von Geistern haben. Hier erfährt Jack Erstaunliches.

GEHE NIE OHNE KOMPASS UND UHR IN DIE ZWISCHENWELT.

Mir ist der Autor bereits bekannt als jemand, der die westliche Fantasy gekonnt mit Elementen persischer Märchen und Sagen vermischt und somit immer wieder für neue Überraschungen sorgt. So gefiel mir bei diesem Buch, auf welche Art der Flaschengeist neu interpretiert wurde, indem Jack und die Soulmen täglich Geister in Flaschen einfangen. Natürlich bleibt es längst nicht bei dieser einen Anspielung an die persische Fantastik, im Buch warten noch einige weitere Überraschungen darauf, vom Leser entdeckt zu werden.

BLEIBE NIE LÄNGER ALS EINE STUNDE.

Jack war mir von Beginn an sympathisch. Von klein auf hat er gelernt, sich auf den Straßen und im Waisenhaus zu behaupten, entsprechend sind ihm arrogante Allüren fremd. Anfangs ein Einzelgänger, der Fuß im Ministerium fassen will, lernt er im Laufe der Erzählung neue Freunde kennen, von denen vor allem Oz ihm hin und wieder ein wenig die Show stiehlt. Da war ich etwas enttäuscht, dass die Figur des Jack im Laufe des Romans ein wenig an Reiz verlor. Die Entwicklung vom Einzelgänger hin zu "Partners in Crime" gefiel mir ansonsten ganz gut, bietet diverse Überraschungen und scheint auch für eine Fortsetzung wegbereitend zu sein.

BRINGE NIE EINEN LEBENDEN AUF DIE ANDERE SEITE.

Das Ministerium selbst ist ebenfalls eine gelungene Idee. Auch wenn ich einige Vorgensweisen des obersten Archivars Terry, seines Zeichens selbst ein Geist, nicht ganz nachvollziehen konnte, ist es doch Dreh- und Angelpunkt von Jacks Abenteuer, an dem immer wieder die Fäden zusammenlaufen. Leider blieben neben Jack auch die Bösewichte in der Geschichte ein wenig blass, selbst wenn sie durchaus mächtig waren. Aber das gewisse Etwas fehlte mir stellenweise, von dem ich hoffe, dass im zweiten Band einige Charaktere etwas mehr ausgebaut werden. Ansonsten ist die Handlung durchaus spannend und unterhaltsam, mit vielen schönen und überraschenden Ideen, welche vielfältige Möglichkeiten für eine Fortsetzung bieten. Das Schattentor ist somit ein unterhaltsamer erster Band des Ministry of Souls mit wenigen Längen, der leider für meinen Geschmack bei einigen Charakteren noch ein wenig schwächelt. Die Idee insgesamt rund um das Ministry of Souls hat mich dennoch neugierig auf die Fortsetzung gemacht.

Bewertung vom 20.11.2020
Das Steinerne Licht / Merle-Zyklus Bd.2 (1 MP3-CD)
Meyer, Kai

Das Steinerne Licht / Merle-Zyklus Bd.2 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Fantasiereiche Fortsetzung voller überraschender Ideen
Der zweite Teil der Trilogie um das venezianische Waisenkind Merle schließt nahtlos an den ersten Teil an, entsprechend spannend geht es sogleich weiter. Diesmal erlebt man das Abenteuer aus zwei Perspektiven. Merle flieht mit der Fließenden Königin sowie dem Obsidianlöwen Vermithrax vor dem Ägyptischen Imperium aus Venedig. Ihre Reise führt sie in die Unterwelt zu Lord Licht und der Achse der Welt, wo sie sich Hilfe im Kampf gegen die Besatzer erhoffen. Gleichzeitig schließt sich Meisterdieb Serafin einer Gruppe junger Widerstandskämpfer an, welche vor Ort für die Freiheit Venedigs kämpfen wollen. Sowohl Merle wie auch Serafin erleben dabei gefährliche Abenteuer sowie die ein oder andere Überraschung.
Mir hat die Aufteilung in zwei Perspektiven sehr gefallen. Überrascht war ich vor allem vom Ideenreichtum bezüglich der Wesen, welche die Unterwelt bevölkern. Nicht selten hatte ich das Gefühl, verfilmt würde das Buch einen beeindruckenden Horrorfilm abgeben. Das Kopfkino war zumindest begeistert. Doch auch Serafins Part hielt einige Überraschungen offen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Zusammen ergänzen sich beide Handlungsstränge ziemlich gut, sowohl von der Spannung her wie auch inhaltlich, bevor sie in Band drei wieder zusammentreffen werden. Und auch die Ägypter und ihre Anhänger haben diesmal den ein oder anderen Part, wodurch das Abenteuer herrlich komplex wird.
Gelesen wird das ungekürzte Hörbuch von Simon Jäger, der die verschieden Charaktere gekonnt interpretiert und dem gelesenen die passende Atmophäre verleiht.

Bewertung vom 19.11.2020
Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Vollmondnächte
Erdmann, Nadine

Die Totenbändiger. Staffel 1: Äquinoktium. Vollmondnächte


ausgezeichnet

Spannend und düster geht es weiter bei den Totenbändigern Londons
Spannend geht es weiter in der Urban Fantasy Serie rund um Totenbändiger und Geisterjäger in einem alternativen London. Das Buch enthält die Einzelbände 3 (Vollmondnächte) und 4 (Feindschaften).

Der dritte Band der Serie ist wieder in mehrere Handlungsstränge gesplittet, welche alle für sich an Attraktivität gewinnen. Es gibt spannende Einsätze der Spuk Squad, weitere Einblicke in die Ansichten der "Normalos" zu Totenbändigern und Geistern und der Versuch, Cornelius, den Direktor der Totenbändiger-Akademie, politisch auszubremsen. Was dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen wird. Cam muss nicht nur gegen Widerstand seitens eines Mitschülers kämpfen, sondern wird auch gefühlsmäßig mit mehreren Themen konfrontiert. Zudem gibt es ein paar Andeutungen zu dem Geheimnis, welches Cam umschwebt und zu den Geschehnissen vor 13 Jahren, welche Cam als einziger überlebte.
Es geht spannend voran und die Serie gewinnt sowohl an Tempo als auch an Komplexität. Alles wirkt wohl durchdacht und die Handlungsstränge kreuzen sich immer wieder geschickt zu einem großen Ganzen.

In der vierten Folge der Serie liegt der Schwerpunkt zunächst auf den sozialen Regeln in der Schule und dem Erkennen von richtigen und falschen Freunden. Vor allem Jules und Ella haben da noch einiges zu lernen. Und auch das Mobbing gegen Cam reißt nicht ab. Durch ein nicht so schönes Erlebnis kommen Cams Erinnerungen von vor 13 Jahren bruchstückhaft zurück, was ihn anspornt, noch mehr Erinnerungen aus den Winkeln seines Gehirns herauszulocken. Der Direktor der Totenbändiger-Akademie bastelt derweil weiter an seinen bösen Plänen, worin ihm sein Sohn Blaine in nichts nach steht. Und die Spuk Squad gerät bei einem Einsatz in einer Wohnanlage in eine gefährliche Situation, die jede Menge Fragen aufwirft – war es eine Falle? Steckt gar Direktor Cornelius Carlton dahinter?
Es geht spannend weiter, wenn auch diesmal vermehrt bei den jüngeren Protagonisten. Die Personen sind vielschichtig gezeichnet und entwickeln sich von Folge zu Folge weiter. Zudem gefällt mir, dass die Autorin den Stil leicht den Personen bzw. Perspektiven anpasst. Eine gelungene Serie mit Spannung und Emotionen, mit düsteren wie auch schönen Momenten!