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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2015
Der Tanz des Mörders
Rademacher, Miriam

Der Tanz des Mörders


sehr gut

In „Der Tanz des Mörders“ entführt Miriam Rademacher den Leser in ein kleines Dorf in Mittelengland – ein idyllisches Fleckchen möchte man meinen, doch es geht hier alles andere als beschaulich zu. Gleich zwei Morde erschüttern die Einwohner des Dorfes – im Wald wurde ein unbekanntes junges Mädchen gefunden, brutal erschlagen mit einem Fleischklopfer. Bei der zweiten Toten handelt es sich um Agathe Summers. Eine böse Schreckschraube, die ihre Nachbarn ausspioniert, fotografiert und erpresst hat. Niemand weint der alten, mit einem Bratenthermometer ermordeten Dame auch nur eine Träne nach.

Miriam Rademacher erzählt den Krimi mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu. Die Autorin präsentiert ein munteres Ermittlertrio, das mir schnell ans Herz gewachsen ist. Neben Tanzlehrer im Ruhestand Colin Duffot sind auch Pfarrer und Dartkoryphäe Jasper Johnson sowie die kleinwüchsige Krankenschwester Norma Dooley mit von der Partie.

Bei Bier und Bratkartoffeln im „Lost Anchor“ grübeln und beratschlagen die drei Detektive über Spuren und Hinweise. Ausgestattet mit Jaspers Hintergrundwissen über Mrs. Summers Nachbarschaft, Colins hervorragender Beobachtungsgabe und einer guten Portion Dorfklatsch, die Norma zu den Ermittlungen beisteuert, wollen die drei den Mörder überführen. Sie funktionieren den Gemeindesaal zur Tanzschule um und laden alle Verdächtigen zu Tanzstunden ein, damit Colin ganz nebenbei jeden einzelnen genauestens unter die Lupe nehmen kann. Doch eine konkrete Spur will sich einfach nicht auftun. Bis der Täter dingfest gemacht werden kann, sind viele weitere Nachforschungen und abenteuerliche Aktionen nötig.

Die drei Hobbyermittler wirken echt und natürlich – ihre Ermittlungen sind durchweg glaubwürdig und nachvollziehbar, weil sie stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleiben und entsprechend ihren Eigenheiten handeln.

„Der Tanz des Mörders“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert. Es hat großen Spaß gemacht, mit Colin, Jasper und Norma auf Verbrecherjagd zu gehen.

Bewertung vom 13.10.2015
Fristlos verliebt
Mandell, Anna

Fristlos verliebt


sehr gut

Stuttgart. Die 29-jährige Luise „Lulu“ Schäufele hat ihr Jurastudium äußerst erfolgreich abgeschlossen und eine der begehrten Stellen in der großen Wirtschaftskanzlei Hornisch, Prengles & Partner ergattert. Hoch motiviert betritt sie an ihrem ersten Arbeitstag die Kanzlei und stolpert gleich im Foyer über den gutaussehenden Carter Green. Ein Blick in dessen grüne Augen und Lulu ist wie von Blitz getroffen – ihre beruflichen Ziele werden zur Nebensache. Carter beherrscht ab dem Moment den Großteil ihres Denkens und Tuns…

„Fristlos verliebt“ ist ein frischer, fröhlicher Roman, der von Anna Mandell mit viel Pep und Schwung erzählt wird. Neben einer guten Portion Romantik erwartet den Leser vor allen Dingen ganz viel Humor und dazu ein Blick hinter die Kulissen einer renommierten Anwaltskanzlei. Die Autorin kennt sich in der Welt der Gesetze und Paragrafen prima aus und wartet hier mit allerhand Kuriositäten aus dem Alltag einer Großkanzlei auf – die teilweise sehr merkwürdigen Anordnungen und Regeln haben mich durchweg verblüfft und amüsiert. Allein die Kleiderordnung ruft kopfschüttelndes Schmunzeln hervor.

Lulu steht natürlich im Mittelpunkt dieser Geschichte. Man erlebt all die kleinen und größeren Katastrophen, die ihren Weg pflastern, hautnah mit. Anna Mandell hat wenig Mitleid mit ihrer Protagonistin und lässt Lulu von einem Fettnapf in den nächsten tapsen. Dabei ist die liebenswerte Junganwältin eigentlich gar nicht tollpatschig und ungeschickt, es sind einfach die Tücken des Alltags gepaart mit ein bisschen Unaufmerksamkeit, die die Dinge nicht so laufen lassen, wie sie laufen sollten.

Die gesamte Handlung konzentriert sich sehr auf das Miteinander von Lulu und Carter – alle anderen Mitwirkenden kommen dadurch leider etwas zu kurz. Einige Akteure in der Kanzlei hätte ich gerne etwas intensiver kennengelernt und öfter in Aktion erlebt. Gerade die unsympathischen Gestalten – polternde Chefs und fiese Kollegen – dürfen sich gerne mehr in den Vordergrund drängen, denn man kann sich so herrlich über deren Unarten und Frechheiten aufregen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Lulu im Verlauf der Geschichte entdeckt, dass Reichtum und Ruhm nicht alles ist und dass das Leben mehr zu bieten hat, als ein emsiges Erklimmen der Karriereleiter.

„Fristlos verliebt“ ist ein unterhaltsamer Roman mit einer sympathischen Junganwältin, die versucht, inmitten des Großkanzleitrubels ihren Mr. Right einzufangen.

Bewertung vom 06.10.2015
Vereinte Chaoten
Plass, Adrian

Vereinte Chaoten


ausgezeichnet

„Vereinte Chaoten: 25 Jahre frommer Chaot“ von Adrian Plass beinhaltet die ersten drei Tagebücher des frommen Chaoten: „Tagebuch eines frommen Chaoten“, „Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten“ sowie „Das Tour-Tagebuch des frommen Chaoten“.

Adrian ist Christ und erzählt in Tagebuchform von seinen Gedanken, Erfahrungen und alltäglichen Erlebnissen und gewährt dem Leser umfassende Einblicke in sein Familien- und Gemeindeleben.

Adrians Geschichten über sich und sein Umfeld sind schonungslos ehrlich und offen, aber nie verletzend. Sie sind bissig, witzig und klug, sie bringen zum Lachen und machen nachdenklich. Es sind besonders die treffenden Formulierungen, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben.

Adrian ist sehr sympathisch und hat mich von der ersten Seite an mit seinen Tagebucheinträgen begeistert. Er berichtet geradeheraus und ungeschminkt von den Dingen, die ihn bewegen. Er ist sehr selbstkritisch und hat das faszinierende Talent, jeden Fettnapf, der seinen Weg säumt, auch zu treffen.

Der Autor beschreibt seine Familie und die Mitglieder seiner Kirchengemeinde sehr detailliert und versteht es hervorragend, allen Akteuren Leben einzuhauchen. Ob nun Adrians Sprüche klopfender und Anagramme austüftelnder Sohn Gerald. Oder Prediger Edwin Burlesford, ein mitfühlender Freund, der Adrian immer wieder in seinen Vorhaben bestärkt. Oder auch Leonard Thynn, immer ein wenig neben der Spur, aber durch und durch herzlich und liebenswert. Alle wirken sehr echt und lebendig und tragen mit ihren Eigenarten kräftig zur Unterhaltung bei.

„Vereinte Chaoten“ lässt sich angenehm zügig lesen, kommt mit einer großen Portion britischen Humors daher und lädt zum Schmunzeln aber auch immer wieder zum Nachdenken ein. Ein Buch, das mich rundum begeistert hat.

Bewertung vom 01.10.2015
Blaues Gold
Frontzek, Alice

Blaues Gold


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Blaues Gold“ entführt Alice Frontzek den Leser in das 17. Jahrhundert nach Erfurt und erzählt von einem damals sehr bedeutenden Gewerbe: dem Waidhandel.

Der Autorin ist eine tolle Mischung aus Historie und Spannung gelungen. Geschickt verknüpft sie die tatsächlichen Ereignisse in Erfurt während des 30-jährigen Krieges mit einer fesselnden Geschichte rund um Neid, Missgunst und Verrat unter den Waidhändlern und zeichnet ein facettenreiches und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit.

Als der Waidhandel durch das voranschreitende Kriegsgeschehen und durch das auf den Markt drängende, billigere Indigo aus Indien zunehmend in die Krise gerät, ist den alteingesessenen Waidhändlern das florierende Geschäft von Florian und Caterina Seber mehr und mehr ein Dorn im Auge.
Als Florian von einer Handelsreise nicht zurückkehrt, sehen die Zunftbrüder eine Möglichkeit, dass Sebersche Handelshaus auszulöschen und damit einen lästigen Konkurrenten loszuwerden. Sie pochen auf Einhaltung der Waidordnung und legen Caterina und ihrer Schwiegermutter Regine immer neue Steine in den Weg, doch die beiden Frauen kämpfen und versuchen ihr Waidgeschäft am Leben zu erhalten…

Caterina ist eine fröhliche Frau mit einem starken Willen und dem Mut, auch neue Wege zu gehen. Obwohl die gebürtige Italienerin den Feindseligkeiten und der Falschheit der Erfurter ausgesetzt ist, versucht sie sich zu behaupten.

Besonders gut hat mir das entspannte Verhältnis zwischen Caterina und Regine gefallen. Mal kein Schwiegermutter/Schwiegertochter-Zwist. Das ist selten in Büchern und daher erfrischend anders.

„Blaues Gold“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Historie Erfurts und die Geschichte des Waidhandels ermöglicht.

Bewertung vom 30.09.2015
Ein Lama zum Verlieben
Porath, Silke

Ein Lama zum Verlieben


ausgezeichnet

Berlin. Eigentlich sollte Stella vor Freude unter der Decke schweben – endlich darf sie eine der begehrten Reisereportagen für das Frauenmagazin „Donatella“ schreiben. Aber Stella schwebt nicht, Stella plumpst hart auf dem Boden auf: Statt Wellness und Traumstrand in einem fernen, sonnigen Land heißt es für sie: Lamatrekking auf der Schwäbischen Alb – doch der Aufenthalt wird für die Journalistin ganz anders als erwartet…

„Ein Lama zum Verlieben“ ist ein frecher, fröhlicher Roman, der von Silke Porath mit viel Pep und Schwung erzählt wird. Den Leser erwartet eine tolle Mischung aus Romantik, frischem Wortwitz und Situationskomik.

Die Autorin schickt ganz unterschiedliche Akteure ins Rennen, die allesamt mit herrlichen Eigenarten daherkommen und durch ihr turbulentes Zusammenspiel für beste Unterhaltung sorgen. Bevor das Abenteuer richtig losgeht, werden die Hauptpersonen erst einmal vorgestellt: Neben Stella sind auch Regula, eine Marketingexpertin aus Zürich, Bjarne, ein Sternekoch aus Wiesbaden und Louis, ein französischer Austauschschüler, mit von der Partie – eine bunt gemischte Truppe, die auf dem idyllisch gelegenen Lamahof in Weinlingen zusammentrifft. Die vier Urlauber und ihr Trekkingführer Gerry verstehen sich auf Anhieb prächtig und Lamahengst Dalai und sein weibliches Gefolge verzaubern alle Anwesenden mit ihrem Lama-Charme - einem erholsamen Urlaub steht eigentlich nichts im Wege. Bis Gerrys Zwillingsbruder Stephan auftaucht, dem hoch verschuldeten Gerry den Hof nehmen will und damit der fröhlichen Gruppe die Stimmung vermiest. Das lässt sich die kleine Trekkinggesellschaft jedoch nicht bieten und schmiedet einen Plan…

„Ein Lama zum Verlieben“ lässt sich angenehm zügig lesen und ist randvoll gefüllt mit guter Laune. Sowohl der ab und an gesprochene schwäbische Dialekt wie auch Louis’ süßer Akzent verleihen der Geschichte eine Extraportion Schwung - ein rundum spaßiger Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

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Bewertung vom 30.09.2015
Die australischen Schwestern / Auswanderer-Epos Bd.2
Renk, Ulrike

Die australischen Schwestern / Auswanderer-Epos Bd.2


ausgezeichnet

„Die australischen Schwestern“ ist der zweite Teil um die Auswandererfamilien Lessing und te Kloot und schließt direkt an den ersten Band an. Für das Verständnis dieser Geschichte ist das Wissen um die vorherigen Ereignisse aus „Die Australierin“ aber nicht unbedingt vonnöten.

Obwohl es sich bei dieser Familiengeschichte um einen Roman handelt, beruht der größte Teil der Handlung auf wahren Begebenheiten. Ulrike Renk hat Fakten aus Briefen und Zeitungsausschnitten zusammen mit fiktiven Handlungsfäden zu einer mitreißenden, sehr emotionalen Geschichte verwoben.

Ulrike Renk nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in das ausgehende 19. und frühe 20. Jahrhundert. Die Autorin erzählt die Geschichte der Schwestern te Kloot sehr intensiv und vermittelt ganz ausgezeichnet, was den Menschen damals wichtig war und was sie bewegt hat.

Die Autorin schildert die Erlebnisse von Carola, Mina und Elsa te Kloot in den Jahren 1891 bis 1910. Während Carola als 8-Jährige auf Geheiß ihres Vaters Australien verlassen muss, um bei ihrer Tante Mathilde in Deutschland zu leben, wachsen Mina und Elsa gemeinsam mit ihren beiden Brüdern bei den Großeltern Lessing in Glebe, einem Vorort von Sydney, auf.

Im Wechsel lässt Ulrike Renk die Mädchen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen erzählen.
Carola nimmt es sehr mit, dass sie ihre Heimat verlassen muss. Doch sie gewöhnt sich im Laufe der Zeit daran und genießt später auch die Annehmlichkeiten, die ihr ihre Tante und ihr Onkel in Krefeld bieten.
Mina lebt einige Zeit bei Tante Till in den Blue Mountains und ist ganz fasziniert von dem schönen Haus und dem erstklassigen Lebensstil. Doch sie merkt während ihres Aufenthalts schnell, dass der äußere Schein trügt und Tills Leben nicht so glücklich ist, wie Mina zunächst angenommen hat.
Elsa besucht Tante Lily, die Haushälterin auf einer Schaffarm in den Atherton Tablelands ist. Hier trifft sie nicht nur ihren Cousin Otto wieder, sondern lernt auch einiges über das Leben auf einer so abgelegenen Station.
Obwohl die Lebenswege der drei Schwestern sehr unterschiedlich sind, reißt der Kontakt zwischen ihnen nie ab, sie bleiben durch ihre Briefe eng miteinander verbunden.

Mir hat das Lesen dieser emotionalen Familiengeschichte großen Spaß gemacht. Es war sehr spannend, die drei Schwestern ein Stückchen auf ihren Lebenswegen zu begleiten, ihre Entwicklung zu verfolgen und Kummer, Sorgen und Wut, aber auch Glück und Freude mit ihnen zu teilen.

Bewertung vom 29.09.2015
Mordsclique
Wichlatz, Helmut

Mordsclique


ausgezeichnet

Erkelenz, 2009. Das Cusanus Gymnasium begeht seinen 150. Geburtstag – zu diesem Anlass wurden ehemalige Schüler eingeladen, unter ihnen der berühmte Rockstar Luc Martens, das bekannte Model Ellen Kamps und der erfolgreiche Geschäftsmann Bernd Jacobs. Doch das große Wiedersehen verläuft ganz anders, als Schulleiter Hermann Sonnenschein es sich vorgestellt hat. Nachdem Luc Martens die Ankündigung gemacht hat, ein brisantes Geheimnis lüften zu wollen, wird er am nächsten Tag ermordet aufgefunden…

Helmut Wichlatz beginnt diesen Krimi mit einem Rückblick in das Jahr 1988 – wir befinden uns in Rosemarie Bergers Küche, Rosi liegt auf dem Boden. Sie wurde gerade erschossen.

Zeitsprung in das Jahr 2009. Bevor die ehemaligen Cliquenmitglieder sich in Erkelenz nach über 20 Jahren wieder treffen, kommen sie nacheinander zu Wort und stellen sich selbst vor. Man lernt die Hauptakteure sehr gut kennen, weiß um ihre Eigenarten, ihren Werdegang, ihre Pläne, ihre Probleme und Sorgen und ihre Gedanken über die damaligen Geschehnisse.

Mehrere, locker in den Verlauf der Handlung eingestreute Rückblenden in das Jahr 1988 offenbaren Stück für Stück, was damals geschehen ist. Wie es zu dem Banküberfall kam und warum Berger für eine Tat büßen musste, die er nicht begangen hat.

Obwohl man als Leser schnell eine Ahnung bekommt, wer bei den Morden - damals wie heute - seine Finger im Spiel gehabt haben könnte, bleibt die Spannung auf einem hohen Level, denn Kommissar Benjamin Becker und Journalist Markus Müller decken die wirklichen Zusammenhänge erst nach und nach auf und kommen dem wahren Täter schließlich auf die Spur. Sie bedienen sich dabei einiger nicht ganz vorschriftsmäßiger, aber durchaus zielführender Methoden.

Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein, lockern die eigentliche Krimihandlung auf und machen das gesamte Geschehen noch authentischer. Eine Extraportion Schwung bekommt der Krimi durch kleine, lebhafte Gefechte zwischen Becker und seiner Frau Jette und ganz besonders durch die bissigen Dialoge zwischen Becker und Müller.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Schauplätze, Erkelenz und Umgebung werden prima in Szene gesetzt.

„Mordsclique“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten hat.

Bewertung vom 29.09.2015
Unheilige Umtriebe
Starr, Mel

Unheilige Umtriebe


sehr gut

Bampton bei Oxford, Frühjahr 1365. Alan, der Büttel des Dorfes, wird mit aufgerissener Kehle am Wegrand gefunden – der Mann wurde augenscheinlich von einem Wolf angegriffen und getötet. Chirurg und Burgvogt Hugh de Singleton hat nach Betrachtung von Leichnam und Fundort Zweifel, ob wirklich ein Tier für Alans Tod verantwortlich ist und begibt sich auf Spurensuche. Eines Abends wird Hugh überfallen, kurz darauf wird sein Angreifer ermordet im Wald gefunden…

„Unheilige Umtriebe“ ist der zweite Fall für Hugh de Singleton und diesmal schickt Mel Starr seinen Protagonisten auf eine besonders knifflige Mördersuche.

So sehr sich der gewissenhafte Hugh auch bemüht, Licht in das Dunkel um den toten Büttel zu bringen und den Mord an Henry atte Bridge aufzuklären, es will sich einfach keine Erfolg versprechende Spur auftun. Trotz pfiffig gestellter Fragen bleibt Hugh so manches Mal ratlos zurück, seine Nachforschungen enden immer wieder enttäuschend. Die Motive bleiben unklar und in ganz Bampton und Umgebung ist kein Wolf und erst recht kein Mörder zu finden.

Mel Starr lässt Hugh sehr ausgiebig von seinen zahlreichen Fehlschlägen berichten – das macht die Handlung etwas schleppend und nimmt dem Krimi ein wenig die Spannung.

Dafür ist zwischen den sehr zögerlich voranschreitenden Ermittlungen immer wieder Platz, den Alltag und die Gewerke in dem mittelalterlichen englischen Dorf genauer kennenzulernen. Außerdem halten einige Zwistigkeiten unter den Dorfbewohnern und auch andere Ereignisse Hugh in Atem. Bei einem Besuch in Oxford führt er nicht nur sehr aufschlussreiche Gespräche mit John Wyclif, er lernt auch Katherine Caxton, die Tochter eines Pergamenthändlers, kennen und „die Liebe trifft ihn mit voller Wucht“.

Als ein wenig schade habe ich es empfunden, dass Lord Gilbert in diesem Band keinen einzigen Auftritt hat. Seine amüsanten Anmerkungen und die humorvollen Dialoge mit Hugh haben im ersten Teil immer wieder für eine Extraportion Unterhaltung gesorgt.

„Unheilige Umtriebe“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert – auch wenn der Handlung ab und an ein wenig der Schwung fehlt, sorgen humorvolle Formulierungen und scharfsinnige Bemerkungen immer wieder für beste Unterhaltung.

Bewertung vom 29.09.2015
Robin Hood
Klinger, Judith

Robin Hood


ausgezeichnet

In „Robin Hood – Auf der Suche nach einer Legende“ begibt Judith Klinger sich auf eine umfangreiche Spurensuche nach der Wahrheit über Robin Hood. Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Jahrhunderte und geht dabei der Frage nach, ob der berühmte Outlaw wirklich gelebt hat.

Es existieren unzählbare Geschichten über Robin Hood, die vom Mittelalter bis heute hin ein immer neues Bild des Helden aufzeigen.
Judith Klinger hat eine Vielzahl der Balladen, Lieder, Romane, Dramen, Bühnenstücke und Filme gründlich unter die Lupe genommen und stellt Robin Hood und das sich im Laufe der Zeit wandelnde Bild von ihm ausführlich und spannend dar.

Anfangs noch ein Wegelagerer mit unbekannter Herkunft, der sich gewalttätig gegen Adel, Klerus und Sheriff auflehnt, wird Robin Hood nach und nach zu einem Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit und damit zu dem gutherzigen Räuber, wie man ihn heute kennt. Ein rätselhafter Rebell, der die Gesellschaft über die Jahrhunderte hinweg immer wieder mit seinen Taten nicht nur fasziniert, sondern auch beeinflusst hat.

Für mich war Robin Hood immer eine fiktive Gestalt - ein rebellischer Bogenschütze, der mit seinen Outlaw-Kumpanen im Sherwood Forrest lebt, sich gewitzt und tollkühn gegen Sheriff und Adel zur Wehr setzt, den Reichen nimmt und den Armen gibt. Es ist beeindruckend, wie viel mehr hinter dieser Figur steckt. Schon seit Jahrhunderten macht man Gedanken über Robin Hood und versucht, ein reales Vorbild zu finden und seine Herkunft und Vorgeschichte aufzudecken. Die unterschiedlichen Tatsachen und Theorien, die Judith Klinger in dieser Spurensuche beleuchtet, sind sehr spannend und haben mich durchweg bestens unterhalten. Die Autorin erzählt vom Leben im Wald, von Mai-Spielen und Maskeraden, von den Merry Men, Lady Marian und Richard Löwenherz.

Nicht nur die interessanten und vielfältigen Informationen rund um Robin Hood haben mich begeistert, auch die Aufmachung des Buches ist hervorragend gelungen. Die gut verständlichen Inhalte werden ansprechend und übersichtlich präsentiert und sind mit zahlreichen Abbildungen und Fotos versehen. Zudem befinden sich im Anhang eine Übersicht über die einzelnen Überlieferungen und Filme, eine Bibliografie sowie weiterführende Informationen.

„Robin Hood – Auf der Suche nach einer Legende“ ist ein spannendes Sachbuch, in dem der Mythos Robin Hood detail- und facettenreich analysiert wird. Sehr empfehlenswert für alle, die mehr über diese seit Jahrhunderten populäre Figur wissen möchten.

Bewertung vom 16.09.2015
Verspielt
Klementovic, Roman

Verspielt


sehr gut

Wien. Maria Fink und Christine Richter wurden entführt. Ihre Angehörigen werden aufgefordert, innerhalb von drei Tagen den Grund für die Entführung herauszufinden, ansonsten werden beide Frauen getötet. Eine kaum lösbare Aufgabe, denn es gibt kein ersichtliches Motiv, keinen möglichen Anhaltspunkt…

„Verspielt“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Die Geschichte wird flüssig erzählt und es gelingt Roman Klementovic sehr gut, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren.
Bereits das erste Kapitel hat es in sich: Eine Frau, eingesperrt in einem dunklen Raum. Sie hat Angst. Sie weiß nicht, was passiert ist. Sie sucht verzweifelt nach einem Ausgang.

Im Folgenden lernt man die Mitspieler in diesem perfiden Spiel kennen und kann im Verlauf der Handlung beobachten, wie unterschiedlich sie mit der unerwarteten Situation umgehen.

Rechtsanwalt Martin Fink kommt von einer Dienstreise zurück und wundert sich, dass seine Frau Maria nicht zuhause ist. Er findet einen Brief, der neben der Information, dass Maria entführt wurde, auch eine Art Spielanleitung enthält.
Roman Klementovic versteht es ausgezeichnet, Martins Emotionen zu schildern - wie sich dessen Angst von einem leichten Unbehagen schnell zu einer ausgewachsenen Panik steigert und ihn psychisch an seine Grenzen bringt.

Ganz anders Klaus Richter. Der Inhaber eines mehr schlecht als recht gehenden Gebrauchtwagenhandels dealt nebenbei mit Drogen und hat Ärger mit Drogenkönig Al. Die Entführung seiner Schwester sieht der Alkoholiker zunächst als Scherz an und hat mehr mit sich selbst und seinen Problemen zu kämpfen, als dass er sich Gedanken um die Anweisungen des Entführers macht.

Den 41-jährigen Robert Mück plagen nicht nur familiäre Probleme, auch seine Versetzung von der Mordkommission zum Ermittlungsbereich Suchtmittelkriminalität macht dem Bezirksinspektor des LKA Wien mächtig zu schaffen. Der einsam und unzufrieden wirkende Mück wird eher zufällig zum Teilnehmer in diesem Spiel, als er die Machenschaften von Klaus Richter genauer unter die Lupe nehmen will.

Der Täter. Er ist brutal, ergötzt sich an Angst und Panik seiner Opfer. Doch wer ist er? Warum spielt er dieses Spiel? Was treibt ihn an? Warum hat er gerade Maria und Christine als Opfer ausgewählt?

Man gerät in einen Strudel aus immer neuen Fragen und Vermutungen - was wirklich hinter dem Tun des Entführers steckt und welche Verbindung zwischen ihm und den Opfern besteht, offenbart sich erst gegen Ende des Buches, so dass man prima über Täter und Motiv miträtseln und mitgrübeln kann.

„Verspielt“ ist ein fesselnder und gut durchdachter Thriller mit einer schlüssigen Auflösung – ein rundum gelungenes Debüt.