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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2009
Der Teufel von Grimaud
Bresching, Frank

Der Teufel von Grimaud


ausgezeichnet

Quälender Einschnitt in die duftende Provence-Idylle

In der stillen und hügeligen Provence-Landschaft angesiedelt passt der grausame Mord von Oceane Guilline ganz und gar nicht zur fiktiven Atmosphäre der Gelassenheit und Stille. Das ganze Dorf steht unter Schock und Ahnungen, wer diese schreckliche Tat vollbracht haben könnte, gibt es zunächst keine.

Der örtliche Polizist erhält Unterstützung durch Kommissar Leo Balleroy, der nach intensiven Recherchen und Vermutungen erst sehr spät in der Geschichte schließlich eine Verbindung zu einem Hurenmord in Marseilles herstellt. Eine Spur entwickelt sich. Zeitgleich manövriert die scheinbare Zufallsfreundin Camille, welche den familiären Umzug mit Neubeginn in Grimaud, den sinnlosen Tod ihrer erst frisch gewonnenen Freundin Oceane sowie die unerträgliche Art des neuen Partners ihrer Mutter nicht mehr erträgt, den alternden Ex-Polizisten und offenbar einzigen Vertrauten - Clemens Sauver – perfide in eine bedrückende Bewährungsprobe.

Die sich parallel entwickelnden Geschichten der Ermittlungen einerseits, der Beziehung zwischen dem 14jährigen Mädchen und dem 71 Jahre alten und weisen Sauver sowie der selten aufblitzenden Gedankenwelt des Mörders sind dramaturgisch geradezu perfekt aufgebaut. So ist man stets im Bilde und kann auch empathisch verfolgen, wie sich der Fortgang der Geschehnisse darstellen wird. Wesen und Charakter der beteiligten Figuren sind glaubhaft und ausreichend detailliert für die eigene Vorstellung. Bei all dieser Genauigkeit bleibt dennoch die überraschende Wahrheit bis zum Ende des ausgezeichneten Thrillers verborgen.

© 8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2009
Spiel
Enter, Stephan

Spiel


sehr gut

Subjektiv Erwachsenwerden

Die Geschichte beginnt mit einem Jungenspiel, wie es wohl viele Jungs gespielt haben. Als männlicher Leser „swicht“ man ziemlich schnell in die eigene Kindheit zurück, entdeckt Parallelen und gleichgedachte Phantasien. Protagonist ist Norbert Vijgh, ein niederländischer Junge aus dem offensichtlich kleinen Dorf Brevendal.

Kern der teilweise in Ich-Form erzählten Ereignisse sind das Finden der eigenen Kraft, des eigenen Willen, der eigenen Rolle, schlicht der eigenen Identität als Kind, als Jugendlicher und schließlich Erwachsener.

Dabei zeigt sich, wie sehr doch jeder Augenblick gleich in welchem Alter doch eine Ernsthaftigkeit besitzt, welche oftmals missachtend herabgewürdigt wird, weil es nicht der eigenen Situation oder Empfindung der beurteilenden Person entspricht. Einzig die Großmutter Norberts verhält sich anders. Sie gesteht dem Jungen bei seinen zahlreichen Besuchen und während ihrer gemeinsamen Unternehmungen in jedem Alter seiner Entwicklung altersadäquat entsprechend das Ernsthafte zu. Besonders zeigt sich das beim Wortfindungsspiel „Scrabble“.

Norberts Geschichte ist das Spiel um erste Freundschaft, erste Anerkennung, erste Sehnsucht, erste Liebe, erste Enttäuschung, erster Verlust. In geradezu detailfreudig und adjektivreicher Poetik erzählt ist es ein persönlicher, intimer, Erinnerungen reflektierender, ein wenig melancholisch die Lesefreude anhaltender Lebens-Roman.

© 8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

8 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2009
M wie Mafia
Camilleri, Andrea

M wie Mafia


sehr gut

Lexikalischer Roman über das Leben und Wirken des Mafia-Königs Provenzano

Einblicke in das Wesen des Organisierten Verbrechens

Ein Lexikon des Verbrechens - nun, das ist es nicht, was Andrea Camilleri vorlegt. Aber es ist ein Lexikon über den über Jahrzehnte (!) hinweg abgetauchten und gesuchten sizilianischen Mafia-Boss Bernardo Provenzano.

In der Anmutung eines Lexikons handelt der Autor dem Alphabet folgend Stichworte wie Abtauchen, Geschäfte oder Postzustellung ab, stets im erzählenden Kontext der Beschreibung des genannten Verbrechers. Der wirkt geradezu harmlos in seiner abgeschiedenen Bescheidenheit und Kommunikationsweise, wenngleich seine Entscheidungen und "Empfehlungen" andere ihm untergebene Cosa-Nostra-Mitglieder zu Verbrechen im kleinen und großen Stil bis hin zu blutigen Gewalttaten veranlassten.

Seine so genannten "Pizzini" - kleine Zettel mit der Schreibmaschine eng betippt - enthielten viel sicherer als beispielsweise Telefonate oder möglicherweise abhöhrgefährdete Gespräche die entscheidenden Handlungsanweisungen an die ausführenden Kriminellen der Organisation - in der Regel sehr offen als Vorschlag oder vager Hinweis formuliert, jedoch für die Empfänger klar und widerspruchslos als eindeutige Befehle zu interpretieren.

Andrea Camillieri nutzte über 200 ihm zur Verfügung gestellte Pizzini, um daraus seinen lexikalischen Roman zu entwickeln und wohl recherchiert zu "erden".

Zunächst etwas befremdlich ob des Stils, alphabetisch die 60 Stichworte in der Abfolge zu lesen, entwickelt sich doch ein sehr zusammenhängendes Bild, geradezu eine Biographie und Geschichte des über 43 Jahre lang von der Polizei verfolgten "Capo di tutti capi" (Boss aller Bosse), der sich selbst vermutlich als eine Art "Heiland" der Sizilianischen Mafia sah. Jedes Stichwort liefert Informationen über die Denk- und Vorgehensweise des inzwischen alten Mannes und bietet einen spannenden Einblick in die unbekannte Welt des Organisierten Verbrechens Italiens.

© 8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2009
Die Trekkingbike-Werkstatt
Donner, Jochen

Die Trekkingbike-Werkstatt


sehr gut

Ausstattung, Tipps und Tricks für die Touren-Fahrrad-Heimwerkstatt

Unterschiedliche Fahrradtypen für unterschiedliche Fahrrad-Typen erfordern sehr individuelle Behandlung, Wartung und Reparaturanleitung. Vieles lässt sich eben nicht pauschal erläutern, sondern braucht eine sehr spezifische Erklärung, besonders, wenn es um etwas komplexere Reparaturen geht. Das übersichtliche und praxisnahe Ratgeberbuch aus der Feder des im doppelten Sinn erfahrenen „Trekkingbike“-Redakteurs Jochen Donner erweist sich für Reise- und Touren-Fahrrad-Reparierende dabei als ausgesprochen hilfreich.

Freilich sind beispielsweise im Kapitel „Die perfekte Werkstatt“ die Auflistung der Werkzeuge und Pflegehilfsmittel schon eher etwas für professionelle Dauerschrauberinnen und –schrauber, denn für Gelegenheits-Bastler. Für die dargestellten Arbeitsgeräte braucht es schon ein kleines Vermögen, aber so wird klar, dass Arbeiten an den doch teilweise filigranen und empfindlichen Fahrradteilen nicht mit Billigpfusch-Werkzeug vorgenommen werden sollten. Aus eigener Erfahrung kann das nur unterstrichen werden – blutende Finger, eingerissene Fingernägel, abgeschürfte Fingergelenke, Schrammen, tiefe Stichwunden, Schnitte und Prellungen aufgrund zerbrochener Schlüssel, abgerutschter Schraubendreher oder gerissener Schrauben sind Lehre genug.

Das Buch beschreibt in mehrere übersichtliche Kapitel unterteilt geradezu alles von der professionellen und sinnvollen Pflege und Wartung aller Teile am Rad konkret die Arbeitsschritte für die häufigsten Reparaturen am Trekking-Rad. Berücksichtigt wurden dabei nicht nur ältere, gängige Modelle, sondern auch die aktuellen Komponenten, Schaltungen, Antriebe, Lichtanlagen, Federungen und Materialien. Alle Arbeitsgänge wurden fotografisch in zahlreichen, einzelnen Ablaufschritten festgehalten und zeigen so genau, was zu tun ist. Leider sind die Bilder manchmal fast zu detailliert und auch zu klein gehalten.

Das Praxis-Werkstatt-Buch für ambitionierte Freizeit-Radler/innen ist eine fundierte Grundlage für die richtige, fachgerechte Pflege, Wartung und Reparatur in der Heimwerkstatt für unbeschwerten Radfahrgenuss und gehört in jeden Radlschuppen oder –keller.

8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

12 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2009
Benjamin Piff und das Vermächtnis des Zaubers
Lethcoe, Jason

Benjamin Piff und das Vermächtnis des Zaubers


ausgezeichnet

Rettungsversuche auf getrennten Wegen

Auf der Suche nach der vierten Magischen Waffe, welche dringend erforderlich ist, um die Wunschwirkwerke zu befreien und ihrem eigentlichen Zweck – der Erfüllung von Wünschen der guten Art – zurückzuführen, wird Benjamin Piff von dem kleinen und bedauernswerten Shane zu sich in das alte Waisenhaus gewünscht. Die Überraschung und die Sorgen sind nun für Ben groß. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet.

Doch er bleibt nicht lange in seinem früheren schlimmen Zuhause, denn umgehend macht er sich mit Shane gemeinsam im Dienste der Guten Sache für die Wunschwirkwerke auf zu der begonnenen, aufregenden Mission, die fehlende Magische Waffe in Dschinnistan zu finden. Seine Freunde Nora, Fizzle und Jonathan sind ebenfalls dort und hoffen nach dessen so plötzlichen Verschwinden inständig auf Ben’s Rückkehr. Bald hilft ihnen auch noch der Dschinn Jim.

Die ohnehin schon herrlich-phantastische Geschichte fesselt auch in dieser vierten Folge wieder spannend bis zum Schluss. Aufregende Ereignisse, Auseinandersetzungen und Gefahren sind für die Retter der Wunschwirkwerke zu bestehen. Immer wieder müssen sie Niederschläge erleiden und ihr geplantes Vorgehen schwierigen Veränderungen anpassen.

Witzig und für die Leserinnen und Leser ansprechend passend entfaltet der Autor immer wieder neue abenteuerlicher Ereignisse, wundersame Verwandlungen oder Ideen, wie die ebenfalls phantasievollen Erschwernisse für die Gruppe der Mutigen zu überwinden sind. Da kann man sich beim Lesen keine Pause gönnen, zu spannend entwickelt sich die Geschichte Seite um Seite.

Toll, dass es Benjamin Piff gibt und hoffentlich entdecken das immer mehr Leserinnen und Leser für sich. Voller Ungeduld muss man nun wieder auf den nächsten Band warten.

© 8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2009
Sharon Holmes Und der entführte Pharao
Maurus, Mike; Bader, Ulrich

Sharon Holmes Und der entführte Pharao


sehr gut

Entführung von der Vergangenheit in die Zukunft

Kaum hatte sich die Lage für die jungen Freizeitdetektive John H. Watson junior und Daniel beruhigt, flattert ein Hilferuf aus der Vergangenheit in die Hände der Jungen. Ihre Freundin Sharon Holmes teilt aus der Weite der Vergangenheit mit, dass ihr Vater entführt wurde. Etwa zeitgleich verschwindet ein wertvoller Sarkophag des Pharaos Amun Ra aus dem Britischen Nationalmuseum. Ein klarer Fall für die Ermittler-Bande.

Die wie schon im ersten Band gelungene Verschmelzung der Atmosphäre des vorletzten und aktuellen Jahrhundert sorgt auch im zweiten Band gepaart mit einer ansprechenden und Zielgruppenadäquaten „Schreibe“ für anhaltenden Lesespaß und schnelles Hineinversetzen in die spannende Geschichte. Klar, dass der Gauner Prof. Moriarty wieder eine nicht unerhebliche Rolle beim Einsatz der schon bekannten Zeitmaschine spielt. Auch der kleine Hamburger futternde Rooney ist wieder dabei.

Selbstverständlich finden die vier Abenteurer und Minikriminalisten heraus, was es mit dem Vorfall auf sich hat. Das nächste Verbrechen kommt hoffentlich nicht nur bestimmt, sondern auch bald.

© 8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2009
Ich hatte sie alle
Buddenkotte, Katinka

Ich hatte sie alle


gut

Alltag – ein satirisches Leben

Die Autorin erfindet oder dokumentiert ein Leben in der Satire. Zumindest scheint es so, als wäre alles, was die Protagonistin so erlebt, nicht ganz ernst zu nehmen. Zu skurril oder auch merkwürdig sind ihre Erfahrungen und Überlegungen in einer oft wahnsinnig scheinenden Welt. Dabei bleibt bisweilen offen, wer denn nun wahnsinnig ist – die Welt, die Anderen, die Handelnde beziehungsweise Erlebende selbst.

Die Aufzählung der verschiedenen von der Autorin tatsächlich oder auch nur fiktiv erfolgten Tätigkeiten und die sich daraus ergebenen Ereignisse zeigen offenkundig, in was für einer verrückten Welt wir tatsächlich leben. Nicht mehr und nicht weniger stellt die Autorin in zeitgemäß-lockerer Erzählsprache dar.

Diesen Milieuübergreifenden Sprachstil muss man mögen oder zumindest zu lesen gewillt sein, sonst verpasst man den Spaß, sich ein klein wenig Schadenfroh an den Schwächen, fiesen Pleiten und ironisch ausgebreiteten Pecherlebnissen zu erfreuen.

Das Büchlein ist kein Brüller, und wie auf dem Buchdeckel vorgewarnt kann man sich auch nicht totlachen. Aber den Alltagsgrimm kann man überwinden, lächeln und sich über all das freuen, was trotz des Wahnsinns um Eine/n herum doch immer wieder gelingt und Freude macht.

© 8/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2009
Die Diablerie bittet zum Sterben / Skulduggery Pleasant Bd.3
Landy, Derek

Die Diablerie bittet zum Sterben / Skulduggery Pleasant Bd.3


sehr gut

Mörderjagd und Showdown in knochiger Begleitung

Der dritte Band der aufeinander aufbauenden Reihe von Derek Landy bietet wieder jede Menge gruselige und aufregende Abenteuer für die eigentlich ganz normale Stephanie Edgley. Aufgrund ihrer familiären Vorgeschichte mit Zauberkräften und einem individuellen Hang zum Außergewöhnlichen ausgestattet, begibt sich als „Walküre Unruh“ mit ihrem inzwischen gut bekannten Partner Skulduggery Pleasant wieder einmal auf detiktivische Verbrecherjagd.

Das Knochengerippe Skulduggery Pleasant – ein skurril-lässiger und stets „cooler“ Detektiv – setzt auf die zuverlässige und hilfreiche Art des Mädchens, welche sich im wirklichen Leben durch ihr Spiegelbild ersetzten lässt. Nicht einmal ihre Eltern ahnen, was ihre Tochter in der Zauberwelt der Toten, Zauberer und Gesichtslosen so treibt.

Gemeinsam versuchen sie die zahlreichen Morde an so genannten Teleportern aufzuklären und vor allem weitere Tote zu vermeiden. Dabei zeigt sich bald, dass sie gegen die ganze Macht der Gesichtslosen zu kämpfen haben.

Geschickt knüpft der Autor an die beiden vorangegangenen Abenteuer an und beschreibt detailfreudig die verschiedenen Figuren in Wesen und Ausdruck, sowie pointenreich die Zusammenarbeit der beiden Protagonisten und ihren Anhängern. Die Geschichte gewinnt auch an Zug im Hinblick auf die Ereignisse, wird ernsthafter so wie Stephanie alias Walküre auch schon zwei Jahre gegenüber ihrem ersten Kontakt mit dem Skelett alterte. Spannend ist, wohin sich die Phantasie des Autors für die Phase der sich rapide weiterentwickelnden Pubertät des Mädchens sowie den Möglichkeiten der so ganz anderen Wirklichkeit entwickelt.

Die ungewöhnlichen Geschichten mit dem ungewöhnlichen Typen bietet jedoch sicher noch genug Stoff, um auch in Zukunft die klappernden Knochen Skulduggerys in Bewegung sowie das Lesevergnügen der Leserinnen und Leser ab 11 Jahren hoch zu halten.

© 7/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

9 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2009
Norwegen
Schmid, Max; Jaath, Kristine

Norwegen


sehr gut

Wo die Nacht ein halbes Jahr den ganzen Tag dauert

Der Fotograf Max Schmid und die Autorin Kristine Jaath zeigen gemeinsam ein eindrucksvolles Gesamtbild des Land der Wikinger, Trolle, Fjelle, Fjorde, Tundra, Schneeweiten, Rentierherden und Wäldern. Dabei gelingt es dem Fotografen hervorragend, Stimmungen von Natur und Stein gewordener Geschichte in kunstvoller Weise darzustellen, während die Autorin knapp und doch ausreichend ausführlich Geschichte, Legenden, Wissenswertes und Lebensalltag des Volkes zwischen Ewigen Eis und Moderne im Nordwesten Europas aufzeigt.

Alle Texte werden durch die ausdrucksstarken, in den schönsten Lichtstimmungen und Motiven des Fotografen Max Schmid treffend unterstützt. Dadurch gewinnen die Informationen eine ganz eigene Wirkung und wer das Buch schließlich bis zur letzten Seite durchblätterte – dort, wo die Karte einen geographischen Gesamtüberblick ermöglicht – hat eine erste Reise in das nordische Königreich mit der so herb-melancholischen Liebeserklärung als Nationalhymne schon hinter sich.

Auf eine tatsächliche Tour in die oft noch unangetastete Natur und die bunt-modernen Städte und Dörfer, tiefblauen Fjorde, zerklüfteten Küstenlinien, tausend Inseln und unwirtlichen Höhen im Land der Mitternachtssonne kann man sich anhand des herrlichen Bildbandes nur freuen oder man kann sich wunderbar an eine gewesene Erkundung und Zeit dort erinnern.

© 7/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2009
Die Totenleserin
Franklin, Ariana

Die Totenleserin


sehr gut

Emanzipation einer Frau und Ärztin im 12. Jahrhundert

Der Historische Erstlingsroman der Autorin beginnt ziemlich knackig gleich mit dem Kreuzestod eines Jungen sowie dem ebenso schnell verbreiteten Vorurteil, das hätten die Juden im Cambridge des Jahres 1171 zu verantworten. Weitere Kinder sterben und es ist letztlich nur dem Englischen König Heinrich II. zu verdanken, dass durchaus auch von einer anderen Wahrheit auszugehen ist.

So kommt es, dass Adelia, Ausnahmeabsolventin der Medizinschule von Salerno und „Meisterin der Todeskunst“ – nach heutiger Einordnung also Pathologin – wird vom Vetter Heinrichs beauftragt, Recherchen hinsichtlich der Todesursachen und –verursacher zu betreiben. Als Leibwächter begleitet sie auf der durchaus gefährlichen und letztlich geheim zu haltenden Ermittlungstour der Eunuch Mansur und als „offizieller“ Untersucher, hinter dem sie sich des Öfteren „verstecken“ muss, ihr Ziehvater Simon.

Die trotz mordsmäßiger Dringlichkeit eher gemächlich sich entwickelnde Roman gewinnt doch an Spannung, lässt Ariana Franklin doch sehr detailreich und ausgesprochen gut nachvollziehbar die menschlichen Stärken und Schwächen der handelnden Charaktere kennen lernen. Die vermutlichen Verwicklungen von Klosterbrüdern oder auch dem königlichen Steuereintreiber sorgen für abwegige Verdächtigungen, Spannung und sogar emotionale Schwankungen bei der Protagonistin.

Sehr gut recherchiert und daher eindrucksvoll sind die Umstände und Lebensart zur damaligen Zeit beschrieben, so dass es leicht fällt, sich die Bedingungen des Lebens im 12. Jahrhundert gut vorzustellen.

Gegen Ende leiert der Spannungsbogen etwas aus, denn zu kleinteilig wird das Kriminalstück zu einer Beziehungsklärung der Kernfiguren. Trotzdem gefällt der Roman und lässt auf eine Fortsetzung hoffen, welche durch das offen gelassene Ende wahrscheinlich ist.

© 7/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

11 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.