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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2016
Verschwörung im Zeughaus
Schier, Petra

Verschwörung im Zeughaus


ausgezeichnet

Verschwörung im Zeughaus ist der 6. Band aus der Adelina Reihe, die Bücher spielen im mittelalterlichen Köln und sind auch ohne Vorkenntnisse unabhängig voneinander zu lesen. Allerdings empfiehlt sich -wenn möglich- die Reihenfolge beim Lesen zu beachten, denn die persönlichen Entwicklungen rund um Adelina und ihre Familie setzen sich von Band zu Band fort. Die jeweiligen Kriminalfälle sind in jeder Geschichte aber neu.

"Verschwörung im Zeughaus" - der Titel verrät schon, um was es sich in diesem Roman handelt. Waffen verschwinden, die Abrechnungen stimmen nicht - der Hauptmann der Stadtwache Tilmann Greverode und sein Freund Clais van Dalen sind einer üblen Geschichte auf der Spur. Doch als sie sich abends treffen, werden sie unabhängig voneinander überfallen. Greverode kann schwer verletzt fliehen, Clais wird ermordet. Und der Verdacht wird auf Greverode gelenkt. Der kann sich zum Glück bei der Apothekerin Adelina und ihrer Familie verstecken. Gelingt es Adelina, Neklas, Mira und Griet den wahren Schuldigen zu finden ?

Wieder einmal hat es Petra Schier geschafft, mich in die Welt des mittelalterlichen Köln hineinzu ziehen, mich zu fesseln, mich auf falsche Spuren zu locken und hat mir unheimliche schöne und spannende Lesestunden verschafft.

Ich kenne bisher alle Adelina-Bände, die erschienen sind (der 7. und vorläufig letzte Band erscheint Ende August 2016) und freue mich immer wieder, auch die privaten Entwicklungen im Apothekerhaus mitzuverfolgen. Immer liegen ein paar Jahre zwischen den einzelnen Episoden. Diesmal steht Mira größer im Mittelpunkt und Petra Schier hat diesmal nicht nur aus Adelinas Sicht geschildert, sondern auch Mira und Tilmann Greverode haben ihren Part bekommen. Vor ein paar Jahren hatte ja Tilmann Greverode um die Hand Miras bei ihrem Vater angehalten und sie auch versprochen bekommen, allerdings hat damals Mira den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht und mit Adelinas Hilfe haben sie eine Heirat abwenden können. Die Spannung zwischen beiden ist noch vorhanden, doch die Untertöne zwischen den beiden haben sich verändert. Als Leser ist es jedenfalls eine Freude das Geschehen, die Zwiste und ....ja und....lest selbst....zu verfolgen. Petra Schier gelingen knackige, knisternde und funkende Dialoge zwischen den beiden, so dass es richtig Spaß macht diese zu lesen.

Überraschung auch am Ende, der Kriminalfall entwickelt sich nicht so, wie man als Leser anfangs geglaubt hatte und eine gehörige Spannung sorgt am Ende noch für so einigen Wirbel.

Fazit:
Immer wieder eine sehr gute Lektüre ! Wer historische Kriminalfälle liebt, sollte sich die Adelina-Reihe von Petra Schier nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 19.08.2016
Gefangen auf der Pirateninsel / Die Olchis-Kinderroman Bd.10
Dietl, Erhard

Gefangen auf der Pirateninsel / Die Olchis-Kinderroman Bd.10


ausgezeichnet

Schmuddelfing und vor allem die Müllhalde der Olchis ist ein wahrer Tourismusmagnet, zum Leidwesen der Olchis, denn die haben vor lauter neugierigen Menschen keine Ruhe. Doch nach ihrer Beschwerde schenkt ihnen der Bürgermeister eine Erholungspause auf einem Kreuzfahrtschiff. Doch Olchi-Opa, Olchi-Oma und die beiden Olchi-Kinder geraten in die Fänge von Entführern und erleben auf dem Schiff und der Pirateninsel so einige Abenteuer.

Ich habe das Buch gemeinsam mit meinem 8jährigen Sohn gelesen und es hat uns beiden gefallen. Immer wieder passende Bilder begleiten den Text. Die Olchis sind eine ganz besondere Spezies, sie sind kleine grüne Wesen, mit Hörhörnern, sie essen am liebsten Müll und können auch sonst so einiges machen, was Menschenkinder nicht tun können oder dürfen. Daher ist klar, die Kinder haben beim Vorlesen oder selber lesen viel Spaß mit den Olchis. Die spannenden Erlebnisse verleiten auch immer wieder noch ein Kapitel dranzuhängen. Und neben den olchigen Hauptfiguren ist es auch diesmal wieder Professor Brausewein, der mit wichtigen und witzigen Erfindungen die Olchis rettet.

Fazit:
kindgerecht spannend, immer wieder lustig und auch dieser Band konnte uns wieder fesseln.

Bewertung vom 16.08.2016
So wie die Hoffnung lebt
Ernst, Susanna

So wie die Hoffnung lebt


ausgezeichnet

Ein Heim für Kinder in Meddington, USA. Nach familären Katastrophen landen hier u.a. auch Katie und zwei Jahre später Jonah. Zu dem Zeitpunkt ist Jonah 13 und Katie 11. Katie spricht kein Wort, sie leidet unter Mutismus, dass durch die seelische Verletzung noch verstärkt wurde. Doch Jonah gelingt das Unmögliche, er
freundet sich mit ihr an, er schafft es, dass Katie wieder spricht. Doch ihre gemeinsame Zeit in dem Heim endet abrupt und was danach kommt, ist einfach nur grausames Schicksal.....

Die Autorin Susanna Ernst, erzählt aus abwechselnden Perspektiven. Jonah kommt mehr zu Wort als Katie, das erhöht aber auch die Spannung, denn dadurch bleibt lange im Dunkeln, was mit Katie passiert ist. Emotional leiden wir als Leser mit beiden Protagonisten mit, wir hoffen, fiebern mit, freuen uns mit ihnen.
Susanna Ernst gelingt es, Jonah, Katie, Milow und den anderen Leben einzuhauchen, sie agieren und fühlen und ja, auch leiden zu lassen.
Auch wenn die Geschichte manchmal die Grenzen des realen strapaziert, da die Protagonisten so viel durchmachen, so viel erleben, so viel leiden, so ist es doch Teil einer einfach spannenden und emotionalen Geschichte, die, weil sie eben zwischen zwei Buchdeckeln stattfindet. auch mit allen fiktiven Mitteln und Elementen ausgestattet werden kann. Und wer sagt denn, dass auch im realen Leben nicht alles möglich wäre ?? Alles ist möglich !

Es ist ein Taschenbuch, dass mich auf fast 500 Seiten engbedruckten Seiten gefesselt hat, so dass ich es selten weglegen konnte und einfach weiterlesen musste. Anfangs packte mich das Buch emotional, im Mittelteil mit immer wieder spannenden Wendungen und zum Schluß wurde es auch nochmal richtig dramatisch. Und überrascht hat mich die Autorin auch immer wieder.
Ein Buch, dass alles bietet, um abzutauchen, mitzufühlen und einfach einzutauchen in eine spannende Liebesgeschichte - auch wenn vieles einfach schwarz oder weiß war. Das hat mein Leseerlebnis aber nicht geschmälert, da ich hier eine spannende Liebesgeschichte lesen wollte und meine Erwartungen weit übertroffen worden sind.
Susanna Ernst hat zudem mit ihrem wunderbaren Schreibstil tolle Worte gefunden, wunderschöne Sätze kreiirt und mich abwechslungsreich unterhalten.

Fazit:
Die Geschichte konnte mich immer wieder durch neue Wendungen positiv überraschen, es war spannend und sehr emotional. Wer Bücher mag, in denen Liebe, Spannung, Emotionen/ die ganze Gefühlspalette die Hauptrolle spielen, der muss dieses Buch einfach lesen.

Bewertung vom 06.08.2016
Hotel Iris
Ogawa, Yoko

Hotel Iris


sehr gut

Mari ist 17. Die Mutter ist herrschsüchtig, dominant, gängelt Mari jede Minute. Lässt ihr keinen Freiraum. Maris Vater erging es ähnlich, er flüchtete in den Alkohol und kam ums Leben als Mari 8 Jahre war. Dennoch sind Maris besten Kindheitserinnerungen diejenigen, in denen ihr Vater und ihr Großvater eine Rolle spielten. Als ein wesentlich älterer Mann, der ihr Großvater hätte sein können, im Hotel Iris, dem Hotel ihrer Familie, nachts einen lautstarken Streit mit einer Prostituierten bekommt, der eskaliert, ist Mari nicht abgeschreckt, sondern fasziniert. Als sie ihm kurze Zeit später zufällig wiederbegegnet, entwickelt sich zwischen diesen beiden ungleichen Personen eine Beziehung der ganz besonderen Art. Mari lässt sich von ihm demütigen, sado-maso Spiele beflügeln ihre Lust. Immer weiter hinein gerät sie in den Strudel der fast unerklärlichen Anziehung zu diesem alten Mann........

223 Seiten, die durch die ganz besondere Erzählweise der japanischen Autorin Yoko Ogawa schnell gelesen sind. Faszinierend, wie sich das Geschehen langsam aufbaut, der Strudel, in den sich Mari verfängt, sie immer mehr an den Abgrund treibt. Erzählt wird in der Rückblende aus der Sicht von Mari, nüchtern berichtet sie, schonungslos und der Autorin gelingt es in die Haut der jungen, unbedarften, unerfahrenen und von der Dominanz der Mutter geprägten Protagonistin zu schlüpfen. Auch wenn man sich nicht mit ihr identifizieren kann, ja teilweise abgeschreckt von ihr ist, hat mich die Geschichte gefesselt. Die weiteren Protagonisten bleiben in ihrer Art weitgehend im Dunkel - was ihre Beweggründe waren, was ihre Vergangenheit, ihre Gefühle betrifft. Dies zeichnet sich schon an ihren fehlenden Namen ab - die Mutter, der Übersetzer, der Neffe, die Zugehfrau, namenlos, schattenlos und nur durch die Wahrnehumung von Mari dargestellt.

Viele Szenen dunkler Begierde gehen unter die Haut, schrecken ab, beunruhigen, sind aber dennoch irgendwie nüchtern und gefühllos beschrieben, so dass sie bizarr und mit der ausdrucksstarken Schreibweise der Autorin dennoch lesbar und ertragbar sind.

Fazit:
Ein gut gezeichnetes Psychogramm eines jungen Mädchens, das in einen dunklen Strudel aus Lust, Begierde und Schmerz gerät.
Schockierend, beklemmend und doch genial erzählt.

Bewertung vom 05.08.2016
Himmlische Augenblicke
Paulus, Maggie

Himmlische Augenblicke


gut

Sehr persönlich schildert die Autorin Maggie Paulus, wie sie Gottes Nähe spürt und wann. Sie selber hatte keine einfache Kindheit, wurde von den eigenen Eltern vernachlässigt und kam dann später in eine Adoptivfamilie. Ihre Unsicherheit, ihre Ängste, ihr Zeiten des Zweifels über sich spürt man auch in diesem Buch. Sie ist inzwischen glücklich verheiratet und Mutter von drei kleinen Kindern.
In vielen kurzen Episoden schildert sie die Momente, in denen sie sich durch Gottes Hilfe getragen und getröstet fühlt, aufgefangen und behütet.
Die Sprache ist mir manchmal zu blumig, zu schwankend euphorisch, ich weiß nicht genau, wie ich es audrücken soll. Dennoch beschreibt sie durch die vielzahl der erlebten Momente auch manche, die man selber kennt. Momente, in denen man sich verletzt oder verzweifelt, suchend oder überfordert fühlt. Da hilft es ungemein, wenn man sich wieder bewußt wird, dass man nicht allein da steht, dass man sich durch Gottes Nähe getröstet und behütet fühlen darf.

Gefallen hat mir, dass an jedem Abschnittsende ein bis zwei Bibelzitate angeführt werden, die das, was die Autorin in ihren persönlichen Erlebnissen beschreibt, untermauern.
Schön fand ich, dass sie in jeder Situation, jeder Reflektion auch Gott sehen konnte, nicht die Hoffnung verloren hat, in jeder Kleinigkeit in jedem der Augenblicke uns davon erzählen konnte, wer ihr die Hoffnung gegeben hat. Am Ende eine schöne Ansprache an uns Leserinnen.
Das Cover ist ein schönes Potpourri aus bunten Bildern, die Abschnitte werden unterteilt durch Zeichnungen von Blättern und rankende Blumen, sehr aufwendig und eindeutig sind Leserinnen die Zielgruppe.

Die Autorin beschränkt sich auf ihre eigenen Gedanken und Gefühle, ihre eigenen Erlebnisse und durch ihre Mutterrolle sind es (bis auf ihre Rückblenden zu ihrer eigenen Kindheit) auch nur solche, die in ihrem häuslichen Umfeld mit Mann und Kindern geschehen.

Bewertung vom 03.08.2016
Der Löwe des Kaisers 01 - Der Aufstieg
Kempf, Cornelia

Der Löwe des Kaisers 01 - Der Aufstieg


ausgezeichnet

Der Roman beginnt im Jahr 1152. Hauptprotagonisten sind die Zwillinge Einhard und Gunnar, fiktive Personen, die anfangs als Knappen auf Burg Wallberg leben und erzogen werden. Wir begleiten sie in diesem Roman bis ins Jahr 1168. Cornelia Kempf erzählt uns ihre fiktive Geschichte, wie sie gemeinsam aufwachsen, wie sich ihre Wege trennen und so unterschiedlich wie ihr Wesen sind auch ihre Erlebnisse. Parallel dazu wird die reale Geschichte um Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen erzählt, hier im ersten Teil der Aufstieg von Herzog Heinrich dem Löwen zu einem der wichtigsten Männer an der Seite des Königs des deutschen Reiches und Kaisers des Heiligen Römischen Reiches.

Das Buch ist ein echter dicker Wälzer, zählt 578 großformatige Seiten. Dennoch, ist man über die ersten Anfangsseiten hinaus, hat man die Progagonisten auch schon kennengelernt. Anfänglich ist das Leben der Zwillinge noch sehr ruhig, eher beschaulich, dennoch bekommen wir einen guten Einblick auf ein Leben auf einer Burg, die Erziehung von Knappen, ihren Alltag. Immer hineingeflochten werden familiäre oder persönliche Erlebnisse, so dass die Geschichte flüssig und nicht trocken vermittelt wird.
Da sich die Wege der Zwillinge schon bald trennen (Gunnar wird Friedrich folgen, Einhard dem Herzog Heinrich), schafft es die Autorin geschickt die historischen Begebenheiten mit in diese Geschichte einfließen zu lassen. Das ist sehr informativ, denn zugegebenermaßen kannte ich zwar vorher die Namen der beiden berühmten Männer, aber nicht die Geschichte, die dahinter steckt.

Cornelia Kempf hat hier aber bewußt mehr Raum der fiktiven Geschichte um die Zwillinge gegeben und die historischen Ereignisse gefiltert und gebündelt, denn alles Wirken des Stauferkaisers und des Welfen-Herzogs hätten den Rahmen noch mehr gesprengt.
So konzentriert sich die Autorin auf die Auseinandersetzungen in der Lombardei und des Streits um die Päpste (Schisma) und auf die Konflikte Heinrichs mit den Slawen.

Die Protagonisten Einard und Gunnar hat die Autorin so gut herausgearbeitet, dass man sie sich sehr gut vorstellen kann. Beide sind sehr unterschiedlich, Einhard ist der ruhigere, Gunnar der wildere Bruder. Mit Spannung habe ich ihre Entwicklung, ihre Verluste, ihre Erfolge und ihre Liebesgeschichten verfolgt.
Durch viele Dialoge und viele unterschiedliche Begebenheiten bleibt diese Geschichte leicht lesbar und das Buch trotz seiner vielen Seiten nicht langweilig.

Am Ende des Buches kommt es zum ersten Bruch zwischen Friedrich und Heinrich und im November 2016 wird dann der zweite Band mit dem Untertitel "Der Fall" erscheinen. Ich bin schon gespannt auf den zweiten Teil der Geschichte, der aber laut der Autorin auch unabhängig vom Lesen des ersten Teils gelesen werden kann. Genauso wie auch der Roman "Der Aufstieg" trotz des kleinen Cliffhangers am Ende als eine in sich geschlossene Erzählung gelesen werden kann.

Fazit:
Informativ, interessant und fesselnd erzählt - Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe, sowie eine fiktive Geschichte rund um die historische.

Bewertung vom 29.07.2016
The Girls
Cline, Emma

The Girls


sehr gut

Evie Boyd ist 14, sie fühlt sich ungeliebt und einsam. Ihre Eltern trennen sich, sie bleibt bei ihrer Mutter, mit ihr und ihren neuen Freunden versteht sie sich nicht, will es auch gar nicht , ihr Schwarm will nichts von ihr wissen und dann kommt noch ein Zerwürfnis mit ihrer Freundin. Als sie im Park das erste Mal Suzanne Parker sieht, ist sie fasziniert von dem freien und scheinbar wilden Leben, von der Souveränität, der Austrahlung eines Mädchens, dass stark und frei erscheint. So kommt Evie zu dieser wilden Hippie-Clique am Rande der Stadt, es ist das Jahr 1969, die Zeit der Hippies, Aussteiger, die Zeit vom Traum eines freien Lebens, aber auch von Drogen und freier Liebe. Russell umgibt sich auf diesem alten, zerfallenen Hof mit jungen Menschen, Aussteigern und Aussreissern. Er hat eine Art sie an sich zu binden und Evie kommt durch ihre Faszination für Suzanne in Kreise, die ihr einerseits endlich das Gefühl von Liebe geben, aber den eigenen Willen immer mehr ins Abseits stellen werden.....


Ich habe eine Weile gebraucht um in dieses Buch, in diese Geschichte hineinzufinden. Mir klar zu werden, was für ein Mädchen Evie ist, was in ihrem Leben schief läuft, oder warum sie das Gefühl hat. Ihre Art zu verstehen.
Wir blicken durch die Augen der jungen 14jährigen Evie, die verzweifelt Liebe und Halt sucht und überall abgewiesen, zurückgewiesen oder einfach nicht genug beachtet wird. Die ein leichtes Opfer sein wird.
Doch irgendwann fängt es an, dass es Andeutungen gibt, Vorahnungen, leichte Blicke in die Zukunft - vor allem dadurch, dass die Autorin in zwei Zeitebenen die Geschichte erzählt - 1969 und in der heutigen Zeit, von einer älteren Evie, die immer noch nicht glücklich ist. Immer noch eine Frau, die sich nicht zur Wehr setzen kann und sich vor Angst verkriecht. Die mit ihrer Vergangenheit nicht abschließen kann.

Es ist einerseits faszinierend, anderseits aber auch sehr erschreckend, wie leicht Evie und vor allem die anderen in die falschen Fänge geraten, wie leicht es einem einzelnen gelingt, andere um sich zu scharren, sie zu beeinflussen, sie mit Drogen und Worten, mit Abhängigkeit langsam zu brechen und willenlos die eigenen (dunklen) Plänen am Ende ausführen zu lassen.

Ein Buch, das mich ab einem bestimmten Punkt an nicht mehr losgelassen hat, dass durch seine Parallelen zu der Manson Family nicht nur ausgedacht, nicht nur fiktiv erscheint, sondern leider realistisch klingt.

Nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat er mich auch gefesselt. Es hat eine Weile gebraucht um damit warm zu werden, mit den Andeutungen, mit den Verschachtelungen, mit den Nachsätzen. Die Autorin, Jahrgang 1989, hat m.E. aber eine sehr große Reife, um sich so ausdrücken zu können.

Den Sog - den Evie durch diese Gruppe spürt, hat die Autorin so umgesetzt, dass er beim Lesen spürbar ist.

Beklemmend, erschreckend, fesselnd.

Bewertung vom 22.07.2016
Die vier von der Schusterstaffel
Maurer, Heinrich

Die vier von der Schusterstaffel


ausgezeichnet

"Die vier von der Schusterstaffel" ist ein Roman über die vier Freund Berward, Hermann, Herbert und Karl, die im schwäbischen aufwachsen und eines gemeinsam haben: sie leben im selben Dorf und sind alle auf landwirtschaftlichen Höfen aufgewachsen. Doch die Größe der Höfe variiert genauso wie der sonstige familäre HIntergrund. Alle vier übernehmen bzw. arbeiten weiter auf ihrem elterlichen Hof, die Wege, die sie die nächsten fast 60 Jahre gehen werden, werden unterschiedlich sein.

Dies ist ein Roman und kein Sachbuch, dennoch wird von dem Autor Heinich Maurer gekonnt der Wandel in der Landwirtschaft anhand der vier Freunde dargestellt. So erfahren wir, wie die Maschinen Einzug in die Landwirtschaft gehalten haben, was es mit der Flurbereinigung auf sich hat, wie es kam, dass sich die Bauernhöfe spezialisiert haben, von Milchquoten und Abschlachtprämien für Kühe, der Beginn der Nebenerwerbslandwirtschaft und einiges mehr. Exemplarisch gehen die vier Männer aus diesem Roman jeweils eigene Wege, sei es beruflich, wie auch privat. Sie heiraten (nicht alle), bekommen Kinder, es wird viel erzählt über die Höhen und Tiefen, die die einzelnen gehen, es bleibt immer höchst interessant und am Ende des Buches habe ich die Protagonisten nur ungern zurück gelassen.

Das Buch ist ein Heimatroman im besten Sinne - es hat mich die gesamten Seiten gefesselt, es hat mich hinter die Kulissen der Landwirtschaft schauen lassen und man meint konnte sich die Protatonisten im Roman sehr gut als wahre Familien/Personen vorstellen.
Auch wenn man selber nicht aus der Landwirtschaft oder aus dörflichen Strukturen stammt, ist dies kein HIndernis, sondern im Gegenteil, gerade zum Verständnis dieses Lebens, ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag, den man gelesen haben sollte.

Fazit:
Ein Roman über das ländliche Leben der letzten 60 Jahre: höchst interessant, fesselnd, informativ und immer realistisch. Ein Buch, das man lesen sollte !!!

Bewertung vom 21.07.2016
Für immer und Emil
Hotel, Nikola

Für immer und Emil


ausgezeichnet

Leonie ist eine Businessfrau, sie arbeitet bei Cosmic-Internet, einer Agentur, die nicht nur bio-, vegan- und 80-Stunden-Woche bei ihren Mitarbeitern verlangt, sondern nach außen Start-Up-Unternehmen auf die Beine hilft und sich dabei knallhart gegen Konkurrenz durchsetzen möchte. Als Leonie Emil und Benjamin Rau und ihr neues Unternehmen SubSox unter Vertrag nehmen will, beginnt alles schief zu laufen. Nicht nur, dass das erste Gespräch gar nicht so nach Leonies Vorstellungen verläuft, beginnt sich - in der Woche danach - ein Drama abzuspielen, als Leonie wieder zur Arbeit kommt. Von ihrem PC sollen Daten bei SubSox gehackt worden sein und Domains geklaut worden sein. Leonie hat keine Ahnung was da läuft, sie wird jedenfalls sofort freigestellt. Doch die Powerfrau macht sich schnurstracks auf dem Weg um den Auslöser ihrer Beurlaubung zur Rede zu stellen und landet unverhofft auf dem Land.......


Nikola Hotel hat bereits "Jetzt oder Nils" geschrieben. Sie ist Jahrgang 1978 und hat einen erfrischenden Schreibstil. Die Geschichte konnte mich schon von Anfang an fesseln, sie ist witzig und spritzig geschrieben und ich konnte mir gerade die heiteren Szenen sehr gut vorstellen.
Es ist eine Sommer-Liebes-Geschichte, eine freche Geschichte, die so einige aktuellen Trends aufs Korn nimmt und mir wunderbar gefallen hat.
Die Geschichte wird aus Leonies Sicht erzählt und ihre Wandlung, ihre Suche kommt glaubhaft rüber, auch wenn alles natürlich sehr überspitzt dargestellt wird, hat mir gerade das gut gefallen und mich gefesselt.

Fazit:
Wer freche Frauenromane mit Witz und Humor mag, ist mit diesem Buch bestens bedient !