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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 527 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2012
Geheime Tochter
Gowda, Shilpi Somaya

Geheime Tochter


sehr gut

Emotional und ergreifend!

Dahanu, Indien, 1984. Kavita bekommt ihr zweites Baby. Schon das erste hat ihr Mann ihr weggenommen und getötet, weil es ein Mädchen war. Auch das zweite ist ein Mädchen. Kavita bringt es heimlich nach Bombay ins Waisenhaus.

San Francisco, Kalifornien, 1984. Somer hat zum wiederholten Mal eine Fehlgeburt. Die Ärzte stellen fest, dass sie keine Kinder bekommen kann. Somer und ihr Mann Krishnan, ein gebürtiger Inder, entschließen sich zur Adoption.

Shilpi Somaya Gowda gelingt es auf eindrucksvolle Weise, die gegensätzlichen Welten, hier die armen Bauern in Indien – dort die gutsituierten Akademiker in Kalifornien, darzustellen und eine Brücke zwischen ihnen zu schlagen. Sie nimmt uns mit auf eine ca. 25 Jahre lange Reise im Leben dieser beiden Familien, die sie, von Kleinigkeiten abgesehen, glaubhaft beschreibt. Auf der einen Seite lesen wir von Kavita, die täglich an ihre Tochter denkt und für sie betet und auch nach Jahren immer noch unter dem Schmerz der Trennung leidet. Auf der anderen Seite begleiten wir Asha bei ihren neuen Eltern. Speziell während der Pubertät ist das Zusammenleben nicht einfach. Dabei kommen in diesem Fall zu den normalen Teenagerproblemen noch die der Adoption und der anderen Herkunft hinzu. Mit zunehmendem Alter möchte Asha mehr über ihre indischen Wurzeln erfahren, vielleicht sogar ihre leiblichen Eltern kennenlernen oder zumindest herausfinden, warum sie damals weggegeben wurde.

Gowdas Schreibstil ist einfach, aber schön zu lesen. Die Kapitel sind sehr kurz und wechseln anfangs zwischen Kavita in Danahu und Somer in Kalifornien, später auch noch zwischen anderen Personen. Das Buch ist stark von Gefühlen und Gedanken geprägt. Daher hätte ich es angenehmer gefunden, wenn die jeweiligen Personen in der 1. Person davon erzählen würden. Hier wird aber in der 3. Person berichtet, so dass zwischen den Protagonisten und dem Leser eine gewisse Distanz bleibt.

Gut gefallen haben mir die detaillierten Beschreibungen. Die Slums bauten sich direkt vor meinem inneren Auge auf. Dann wiederum ließ Gowda die farbenprächtigen Saris und das üppige Buffet auf einer indischen Hochzeit vor mir erscheinen.

Im letzten Viertel des Romans hat die Autorin dann für meinen Geschmack etwas zu viel Dramatik aufgefahren, aber das eigentliche Ende fand ich passend, es ist schön rund.

Fazit:
Ich kann das Buch auf jeden Fall jedem empfehlen, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2012
Fallender Himmel / Legend Trilogie Bd.1
Lu, Marie

Fallender Himmel / Legend Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Spannend und bewegend!

Inhalt:
Los Angeles im Jahr 2130. Die Republik Amerika führt Krieg gegen die Kolonien. In den Armenvierteln grassiert eine Seuche. Als Days Familie davon betroffen ist, will er Medikamente stehlen, wird aber von Junes Bruder Metias daran gehindert. Der rebellische Day, der meistgesuchte Verbrecher der Republik, kann entkommen. Doch nun wird die Elitesoldatin June auf den Mörder ihres Bruders angesetzt. Irgendwann kommt June einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur und muss erkennen, dass sie nur benutzt wird…


Meine Meinung:
„Legend – Fallender Himmel“ hat mich nicht enttäuscht. Ich habe das Buch geradezu verschlungen und dabei mit den beiden Helden gebangt. Das Buch beginnt spannend und steigert sich immer mehr von Seite zu Seite. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Das Erzähltempo ist enorm, dem Leser wird kaum eine Verschnaufpause gegönnt.

Die Kapitel wechseln sich zwischen June und Day ab, wobei beide in der 1. Person im Präsens erzählen. Dadurch wird man direkt in die Handlung hineingezogen, bekommt die Gedanken und Gefühle der Protagonisten hautnah mit und kann sich von beiden Seiten ein umfassendes Bild machen. Day und vor allem June entwickeln sich im Verlauf der Geschichte ganz gewaltig. Dabei ist diese Entwicklung gut nachvollziehbar und logisch. Das Aufeinandertreffen ihrer zwei verschiedenen Welten wird sehr schön dargestellt. Nach und nach erfährt man auch viel über ihre Vergangenheit und Hintergründe, sodass für mich am Ende in dieser Hinsicht keine Fragen offen blieben. Beide Jugendlichen wirken authentisch, sie haben ihre Ecken und Kanten und sind alles andere als langweilige Figuren. Obwohl sie erst 15 Jahre alt sind, wirken sie wesentlich reifer, was sicher ihren Lebensumständen geschuldet ist.

Die Handlung ist stellenweise ziemlich brutal, es werden massenweise Menschen getötet, doch wird die ethisch-moralische Rechtmäßigkeit sofort von den Protagonisten in Frage gestellt, sodass es in keiner Weise irgendwie akzeptabel oder gar verherrlichend wirkt.

Natürlich darf in einem solchen Buch auch eine Romanze nicht fehlen. Sie nimmt allerdings in diesem 1. Band der Trilogie einen wohltuend geringen Raum ein, ist aber eben das I-Tüpfelchen ;-)

Fazit:
Mich hat das Buch restlos begeistert.

Bewertung vom 08.09.2012
Drachenhaut
Hill, Frances G.

Drachenhaut


ausgezeichnet

Märchenhaft, magisch, wunderbar

Inhalt: Die Peri Banu, Fürstin der Feen, und Der Naga, Gott der Schlangen, schließen eine Wette ab. Der Naga verflucht das Patenkind der Peri Banu, den Kronprinz Massinissa, der ebenso wie sein Vater, der Shâya, der Drachenjagd nicht abgeneigt ist. Kann Massinissa dem Fluch entkommen oder wird er sein ganzes Leben als Panther und Zwerg verbringen müssen?

Das Waisenmädchen Lilya, Enkelin des Beg Kobad, eines angesehenen und mächtigen Magiers, wächst in dessen Haus auf. Wegen ihrer dunklen Hautfarbe und ihrer entstellenden Brandnarben wird sie von den meisten ihrer Tanten und Cousinen gehänselt und gemieden. Doch von Kobad wird sie bevorzugt, und sein Interesse an ihr nimmt mit der Zeit immer mehr zu. Er kennt ihr größtes Geheimnis, von dem sie nicht einmal selbst etwas ahnt.

Schon bald werden Massinissas und Lilyas Schicksal miteinander verknüpft …

Meine Meinung:
Mit ihrem neuen Roman „Drachenhaut“ entführt uns Frances G. Hill aka Susanne Gerdom in ein orientalisch angehauchtes Setting. Man fühlt sich beim Lesen wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Das liegt nicht nur an den Schauplätzen und den handelnden Personen, sondern auch an der dazu passenden Sprache, die bildhaft und gehoben, aber trotzdem einfach zu lesen ist. Die orientalischen Begriffe wie „Banu“ oder „Shâya“ sind ebenso wie die meisten Personen im Glossar aufgeführt, was vor allem jüngeren Lesern den Einstieg in das Buch erleichtern dürfte. An ausgewählten Stellen wurde die Handlung mit einigen Prisen Humor aufgelockert, was das Lesevergnügen noch steigert.

Die Autorin hat sich eine spannende, wahnsinnig atmosphärische und fantasievolle Geschichte ausgedacht, in der es viel um Magie geht. Diese Magie wird durchweg schlüssig und logisch beschrieben, so dass man sich fragt, warum das eigentlich im richtigen Leben nicht so funktioniert. Aber auch die übrigen Beschreibungen, z.B. der Bibliothek oder des Basars sind absolut gelungen. Es wirkt alles so plastisch, man möchte direkt ein Buch aus dem Regal ziehen bzw. bekommt den Geruch der verschiedenen Gewürze nicht mehr aus der Nase. Man kann beim Lesen wirklich voll und ganz mit allen Sinnen in das Buch eintauchen.

Die Charaktere sind ganz wunderbar ausgearbeitet, allen voran die Protagonistin Lilya, die eine riesige Entwicklung durchmacht und von einem einsamen, scheuen Mädchen zu einer selbstbewussten Frau mutiert, die ihre Kräfte kennt und einsetzen kann. Aber auch die Nebenfiguren wurden nicht vernachlässigt. Hier hat mir besonders gut Ajja, Lilyas Amme, gefallen, die Lilya mit den allerlieblichsten Kosenamen betitelt. Oder Yani, Udad, Aghilas … Es gibt wirklich keine Figur, an deren Auftreten ich etwas auszusetzen hätte.

Sehr lustig sind die Geplänkel zwischen der Peri Banu und Dem Naga, die den Rahmen für die eigentliche Geschichte bilden.

Fazit:
Wer das etwas andere Buch mit viel Atmosphäre und viel Fantasie sucht, ist hier genau richtig. „Drachenhaut“ ist ein wundervoll märchenhaftes Jugendbuch, das aber auch Erwachsenen viel Spaß bereiten dürfte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.06.2012
Sieben Tage ohne / Dienstagsfrauen Bd.2
Peetz, Monika

Sieben Tage ohne / Dienstagsfrauen Bd.2


sehr gut

Inhalt:
Jeden ersten Dienstag im Monat gehen fünf Kölner Freundinnen zusammen essen. Einmal im Jahr fahren die 'Dienstagsfrauen' zusammen weg. Nachdem sie im ersten Band nach Lourdes gepilgert sind, geht es in diesem Buch zum Heilfasten in das entlegene Burghotel Achenkirch im Altmühltal. Hier hofft Eva herauszufinden, wer ihr bisher unbekannter Vater ist, wovon die Freundinnen aber nichts wissen sollen. Auch Caroline trägt ein Geheimnis mit sich herum. So kommt es zwischen all der Geheimniskrämerei und ständigen Hungergefühlen zu manchen Missverständnissen und Reibereien unter den fünf Freundinnen, aber auch die anderen Hotelgäste bekommen ihr Fett weg.

Meine Meinung:
Den ersten Band dieser Reihe Die Dienstagsfrauen muss man nicht gelesen haben, um hier mitzukommen. Die fünf Freundinnen und ihre Erlebnisse auf der Pilgerreise werden hier noch einmal kurz umrissen, und da sie alle so unterschiedlich sind, kann man sie auch gleich gut auseinanderhalten. Da haben wir die erfolgreiche, gut organisierte Anwältin Caroline, die gerade wiedereingestiegene Ärztin und vierfache Mutter Eva, die verwöhnte, reiche Apothekergattin Estelle, die esoterisch angehauchte junge Witwe Judith und die frischgebackene Mama und arbeitslose Designerin Kiki. Diese fünf haben so viele verschiedene Charakterzüge, dass sich sicherlich jede Leserin in mindestens einer Figur zumindest teilweise wiederfinden wird.

Der Roman lässt sich locker und flott lesen. Die kurzen Kapitel verleiten immer wieder dazu, schnell nur noch gerade ein Kapitel zu lesen, und im Nu hat man das ganze Buch durch. Weder sprachlich noch inhaltlich ist es besonders anspruchsvoll, wodurch es sich perfekt als Urlaubslektüre eignet. Es sind zwar einige Klischees eingebaut, aber die sorgen für jede Menge Humor. Die Charaktere wirken einigermaßen authentisch, es sind Menschen, wie sie auch in unserem eigenen Freundeskreis vorkommen könnten. Natürlich dreht sich auch bei diesem Frauenroman einiges um die Liebe, doch bleibt sie eher im Hintergrund. Im Vordergrund steht eindeutig die unerschütterliche Freundschaft der fünf Frauen.

Im Großen und Ganzen habe ich das Buch recht gern gelesen, viel geschmunzelt und auch stellenweise herzhaft gelacht.

15 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2012
Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1
Ludwig, Stephan

Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1


sehr gut

In diesem Roman dreht sich sehr viel um Claudius Zorn, und der hält sich für den Nabel der Welt. Warum er in dem Team Zorn / Schröder der Chef ist, weiß ich nicht, denn Schröder hat viel mehr drauf. Zorn ist mir leider recht unsympathisch. Seine Arbeit mag er nicht, er ist faul, chaotisch, immer mürrisch und hängt gern den Chef raus. Schröder dagegen ist fleißig, hochintelligent, immer fröhlich und seinem Chef treu ergeben. Beide Protagonisten sind mir etwas zu stark in die jeweilige Richtung gezeichnet. Allerdings ergeben sich aus den extremen Gegensätzen oft witzige Dialoge.

Der Mordfall kommt auf den ersten 100 Seiten des Buches zugunsten von Zorns Charakter und Privatleben etwas zu kurz. Doch dann nimmt die Handlung rapide Fahrt auf, und es wird immer spannender. Durch Zorns ungewöhnliche Ermittlungsmethoden und die daraus resultierenden Fehler kommt es zu allerlei gefährlichen Situationen für Außenstehende und auch für die Ermittler selbst. Als Leser tappt man genau wie Zorn und Schröder lange im Dunkeln, wer hinter den ganzen Todesfällen steckt. Ab und zu taucht mal ein Puzzlestückchen auf, aber das große Ganze kann man nicht erahnen. Erst am Schluss klärt sich alles auf. Das ist aber nicht der Polizeiarbeit zu verdanken, sondern der Tatsache, dass sich jemand alles von der Seele reden will. Eine solche Auflösung ist mir immer etwas zu einfach gestrickt.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich mich von diesem Krimi gut unterhalten gefühlt. Das Buch lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil ist sehr angenehm. Spannung ist genügend vorhanden. Das Handlungsgerüst ist logisch aufgebaut. Die grausamen Morde hätte man nicht ganz so detailliert beschreiben müssen, das hätte der Spannung keinen Abbruch getan.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2012
Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1
Rother, Stephan M.

Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1


sehr gut

Solider deutscher Thriller

Inhalt:
Der Hamburger Kommissar Ole Hartung wird in einem Etablissement im Rotlichtviertel brutal ermordet. Die Kollegen Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs übernehmen die Ermittlungen. Noch am selben Tag wird die hochschwangere Kollegin Kerstin Ebert vermisst. Die Journalistin Margit Stahmke von Kanal 9 scheint immer etwas mehr zu wissen als die Polizei.
Albrecht und Friedrichs suchen nach den richtigen Fragen: „Wer?“ und „Warum?“ Doch bald stellt sich die Frage: „Wer wird das nächste Opfer sein?“

Meine Meinung:
Als Leser hat man es mit drei verschiedenen Perspektiven zu tun. Die Kommissarin Hannah Friedrichs erzählt die Ereignisse aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Die Sicht des Hauptkommissars Jörg Albrecht wird in der 3. Person geschildert. Schließlich gibt es noch ganz kurze sogenannte Zwischenspiele aus der Perspektive des Täters. Anfangs haben mich die Perspektivwechsel etwas verwirrt, doch schon nach wenigen Seiten war es dann kein Problem mehr.

In der Regel mag ich es gern, wenn eine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet wird, so auch hier. Man taucht dadurch tiefer in die Materie ein und die Spannung wird erhöht.

Das Buch lässt sich leicht lesen, es ist flüssig geschrieben. Viele Dialoge lassen die Handlung recht lebendig wirken. Manche Passagen hätte man vielleicht ein bisschen straffen können, aber wirklich langweilig fand ich es an keiner Stelle.

Angst ist zwar ein Thema in diesem Roman, aber aufgrund des Titels hätte ich mir etwas noch viel Gruseligeres vorgestellt, z.B. auch die Ängste, die die Opfer ausstehen müssen. Doch das wird nicht beschrieben, lediglich der Zustand der Leichen, die allerdings zum Teil äußerst übel zugerichtet sind, also nichts für zarte Gemüter.

Albrecht und Friedrichs sind ein gutes Ermittlerduo, obwohl oder gerade weil sie sehr unterschiedlich sind. Man erfährt einiges über ihr Privatleben und zum Teil über die Kindheit und bekommt so ein relativ ganzheitliches Bild von ihnen. Jeder hat seine Probleme, an denen er zu knabbern hat. Das ist ein kleines bisschen klischeehaft, aber nicht weiter störend. Die anderen Kollegen in ihrem Team sind nicht ganz so detailliert ausgearbeitet, aber doch markant gezeichnet, so dass man immer gleich weiß, mit wem man es tun hat.

Obwohl ich schon nach zwei Dritteln des Buches den richtigen Verdacht hatte, war es trotzdem noch spannend, da ich mir auf das „Warum?“ immer noch keinen Reim machen konnte, und das war im Endeffekt dann doch eine große Überraschung. Manches wirkt ein bisschen konstruiert, aber es wird so gut wie alles schlüssig erklärt und aufgelöst, was ich von einem guten Thriller auch erwarte.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2012
Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4
Maurer, Jörg

Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4


gut

Krimi-Comedy, aber weder das eine noch das andere richtig

Inhalt:
„Oberwasser“ ist der 4. Band der Alpenkrimireihe, in der uns Jörg Maurer in den alpenländischen „Kurort mit Bindestrich“ versetzt. Hier kennt jeder jeden, und man weiß mehr über den Nachbarn als dieser selbst. So haben Kommissar Jennerwein und seine Truppe ein Problem, als sie zwei vermisste BKA-Ermittler aufspüren sollen, wovon jedoch niemand wissen darf. Kurzerhand wird ein Fall fingiert, so dass die Polizei offiziell ermitteln kann, doch sucht sie eben nicht nach dem angeblichen Wilderer, sondern nach den verschollenen BKA-Beamten. Das ist ein ganz schönes Theater, was da gespielt wird, und die Polizei muss so manchen Spott ertragen, weil sie es nicht schafft, den Wilderer zu fangen und die Bevölkerung traditionsgemäß auch noch auf dessen Seite steht.

Meine Meinung:
Obwohl ich bereits zwei Teile dieser Reihe gelesen habe und daher das Ermittlerteam und auch diverse Einwohner des Kurorts schon kenne, verwirrten mich die vielen Personen und Schauplätze anfangs ziemlich. Es gibt immerhin vier Handlungsstränge, die erst einmal überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Auf den einen hätte man auch getrost verzichten können, der trägt wenig zum Gesamtverständnis bei.

Der Leser trifft wieder auf Jennerweins bewährte Truppe, bestehend aus Bayern und Nicht-Bayern. Auch die bereits bekannten Einwohner des Kurorts wie der Harrigl oder die Ursel und der Ignaz Grasegger sind wieder mit von der Partie und sorgen für skurrile Szenen. Das Buch ist angefüllt mit Klischees aller Art und wirkt dadurch humorvoll. Hier bekommt jeder sein Fett weg, vor allem auch die alpenländische Volksmusik. Die bayerischen Ausdrücke bzw. Dialoge gefielen mir recht gut, das passt einfach. Aber ich denke, das muss man mögen.

Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich mit diesem Buch nicht richtig warm werden konnte. Vielleicht an der anfänglichen Verwirrung, vielleicht daran, dass richtige Spannung erst im letzten Viertel aufkam, vielleicht habe ich von diesem Humor aber auch inzwischen schon genug und kann ihn gar nicht mehr so richtig genießen, weil es irgendwie ja doch immer wieder dasselbe ist.