Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2018
Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1
Bingül, Birand

Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1


sehr gut

Krisenmanager

Zum Inhalt:
Mats Holm ist PR-Agent. Aber nicht irgendein PR-Agent, sondern der beste. Der, den man holt, wenn man als Konzern tief in einer braunen Masse steckt, aus der man sich selber nicht befreien kann. So geht es dem Pharmakonzern Wenner, der mit Komplikationen bei Krankheitsverläufen von Kindern in Verbindung gebracht wird. Mats versucht, das Kind zu schaukeln, bevor es ganz im Brunnen versinkt, - wenn nötig, auch am Rande der Legalität.

Mein Eindruck:
Das Feld der Wirtschaftskriminalität ist es wert, beackert zu werden. Dabei gestalten sich die Suche nach der Wahrheit und das Streben Mats’, seinen Auftraggeber aus den negativen Schlagzeilen zu holen, so spannend, dass es die übliche Krimihandlung mit Mord und Entführung gar nicht gebraucht hätte. Ganz im Gegenteil, diese Teile der Geschichte wirken fast wie Fremdkörper und sind eher Stichwortgeber für den echten Thriller um Medikamente für Kinder. Glücklicherweise führen sie aber auch die interessante Figur eines Kommissars ein, die bei weiteren Krimis aus der Feder Bingüls bestimmt Verwendung finden wird.
Die grobe Einteilung des Buchs in Tage (mit einer Feineinteilung in Zeitpunkte), welche die Vorkommnisse strukturieren, verleiht dem Drama zusätzlichen Zug. Doch auch ohne dieses Stilmittel blickt die Leserschaft teilweise entsetzt, teilweise neugierig und teilweise wie vor den Kopf geschlagen durch das Schlüsselloch des Raums, in dem die Macht eines Konzerns sitzt. Die Tatsache, dass der Autor selber Unternehmenssprecher war, verleiht diesem Blick eine Art Ritterschlag und das Gefühl der Wahrhaftigkeit, - was einen noch zusätzlich Galle schmecken lässt. Leider kann der Autor nicht dem Drang widerstehen, seine Hauptpersonen mit einem komplizierten Privatleben auszustatten, welches die in sich abgeschlossene Geschichte um einen unnötigen Cliffhanger bereichert. Denn dieser Krimi ist es wert, einen Nachfolger zu bekommen, - ganz ohne Privatgedöns.

Mein Fazit:
Ein sehr lesenswerter Blick auf das, was hinter verschlossenen Türen großer Konzerne passiert, - obwohl man es manchmal wohl lieber nicht wissen möchte

Bewertung vom 19.04.2018
Blutschatten / Sunday Night Bd.1
Reichs, Kathy

Blutschatten / Sunday Night Bd.1


weniger gut

Kein großer Wurf

Zum Inhalt:
Sunday Night lebt in einem selbst gewählten Exil, als sie die Bitte ihres Ziehvaters erreicht: Sie soll für eine sehr reiche alte Dame deren Enkelin suchen, welche vor einem Jahr spurlos verschwand, nachdem unter anderem ihre Mutter und ihr Bruder bei einem Bombenanschlag getötet wurden. Gestählt durch ihre Vergangenheit bei Militär und Polizei und mit ihrem Bruder an der Seite geht Sunday auf die Suche und sieht sich bald einem Netz von religiös motivierten Attentätern gegenüber, die vor nichts zurückschrecken, um ihr Ziel zu erreichen.

Mein Eindruck:
Unendlich cool oder unendlich blöd – Kathy Reichs ist keine Autorin für Zwischentöne, was ihre Figuren in diesem Krimi betrifft. Differenziert ist anders – hier fühlt man sich an einen Groschenroman erinnert. Mit einer sehr, sehr, sehr... also so etwas von gebrochener Heldin mit schwerer Kindheit, vernarbtem Gesicht und Seele, roten Haaren und perfekter Ausbildung als Killermaschine. Zwar absolut emotionslos gegenüber den Bösen, aber mit einem goldenen Herzen und immer einem Spruch auf den Lippen – den die Ich-Erzählerin Sunday in unnachahmlicher Weise den Lesern und ihren Gegenübern um die Ohren haut. Ansonsten wird viel observiert, geballert und geprügelt – und in aller Ausführlichkeit beschrieben; glücklicherweise hat unsere Heldin gutes Heilfleisch und eine noch bessere Kondition. Wenigstens verzichtet Frau Reich darauf, den Polizeiapparat als einen Haufen von Dumpfbacken darzustellen, - die Beamten müssen zwar natürlich von Sunny angeleitet werden, bestehen aber nicht aus drögen Paragraphenreitern, sondern sind offen für Hilfe von außen. Der einzige Pluspunkt des Buchs lässt sich in der Idee finden, die Anschläge vom 11. September für eine besondere Idee eines Privatkrieges zu verarbeiten.

Mein Fazit:
Der erste Thriller mit neuer Heldin – es darf auch gern der letzte sein.

Bewertung vom 18.04.2018
Das Eis
Paull, Laline

Das Eis


ausgezeichnet

Wa(h)re Arktisliebe

Zum Inhalt:
Durch das Kalben eines Gletschers findet die Leiche von Tom Harding ihren Weg an die Luft und in die Augen der Reisenden eines Kreuzfahrtschiffes. Drei Jahre war Tom verschollen, nachdem er und sein Freund Sean in einer Höhle verschüttet worden waren. Beide befanden sich gemeinsam mit drei Geschäftspartnern in der Arktis in einer exklusiven Unterkunft, welche der Umweltaktivist Tom und der Arktisliebhaber Sean als lauschigen Treffpunkt für die Reichen und Mächtigen der Welt aufgebaut hatten. Und nun stellt sich die Frage, ob wirklich alles so friedlich, freundschaftlich und reibungslos vonstatten ging, wie Sean es nach dem Unfall der Welt geschildert hat.

Mein Eindruck:
Paull gelingt es, ein wichtiges Thema so aufzubereiten, dass der erhobene Zeigefinger ein wohltuendes Kribbeln im Bauch auslöst und nicht wie sonst ärgerliche Schmerzen in der Magengegend. Sie konzentriert sich dabei ganz auf ihren Protagonisten Sean, aus dessen Sicht – wenn auch in der dritten Person – die Geschichte entwickelt und aufgerollt wird. Die einzelnen in ihrer Länge absolut schmackhaften Kapitel werden von Reminiszenzen an vergangene Arktisforscher unterbrochen: Zitate, kurze Abhandlungen oder Erzählungen.
Sean wird als Mensch beschrieben, mit Ecken und Kanten, mit guten und schlechten Eigenschaften, ehrgeizig und naiv, manchmal ehrlich, manchmal gerissen, manchmal ein wahrer Freund, manchmal ein wahrer Dreckskerl. Das hebt ihn wohltuend vom Rest der Charaktere ab, über die der Leser schneller den Stab brechen kann.
Neben den menschlichen Schicksalen gibt es jedoch etwas, dass das ganze Buch überstrahlt – die Arktis in ihrer Schönheit, Größe, Klarheit und Verwundbarkeit. Die Liebe Paulls (und Seans) und ihre Ehrfurcht spürt man in jeder einzelnen Zeile, auf jeder einzelnen Seite – selbst, wenn aus einem Londoner Gericht berichtet wird. Und dass sich dieses Gefühl auf den Leser überträgt, ist ein großer Verdienst einer wunderbaren Geschichte um Freundschaft, Verrat, Geld, Politik und Machtstreben.

Mein Fazit:
Umweltkritik bravourös verpackt

5 Sterne

Bewertung vom 08.04.2018
Kleine Feuer überall
Ng, Celeste

Kleine Feuer überall


sehr gut

Kleinstadttragödie

Zum Inhalt:
Elena ist zufrieden mit ihrem Leben. Ihr Mann ist erfolgreicher Anwalt, drei ihrer Kinder beliebt und wohlgeraten, die jüngste Tochter zwar aufmüpfig, aber Kinder in der Pubertät sind nun einmal so. Doch dann vermietet sie eine Wohnung an die Künstlerin Mia mit einer vollständig anderen Sicht auf Glück und muss feststellen, dass ihre Idylle vielleicht doch nicht so perfekt wie gedacht ist.

Mein Eindruck:
Celeste Ng hat ein Händchen dafür, die Beweggründe ihrer Personen dem Leser tief in Herz und Hirn zu stopfen, so dass er gar nicht anders kann, als die Handlungen dieser Charaktere zu verstehen, wenn auch nicht unbedingt gut zu heißen. Dabei brilliert sie insbesondere bei den Grautönen, denn trotz absolut gegensätzlicher Lebensansätze und Sichten wollen Mia und Elena niemandem etwas Schlechtes und sorgen trotzdem mit ihren Handlungen für Kummer bei einem Teil ihrer Umgebung. Der Schreibstil Ngs ist intensiv, aber nicht verschwurbelt, ihre gutbürgerliche Kleinstadt ist zwar sehr deutlich gezeichnet, könnte aber tatsächlich überall auf der ganzen Welt angesiedelt sein, wo Menschen auf eine gewisse Etikette und Umgang miteinander Wert legen.
Die Story ist sehr schön aufgebaut, mit einem Beginn, der ein Ende markiert, auf das in der folgenden Geschichte hingesteuert wird. Bedächtig, unaufhaltsam und mit einer Warnung an Helikoptereltern, die manchmal gar nicht wissen, was sie ihrem Nachwuchs mit übertriebener Fürsorge antun. Zwischenspiele in der Vergangenheit verraten unauffällig, warum der Weg in die zum Glück dann doch zu überstehende Katastrophe folgerichtig scheint und welche Lehren die Charaktere daraus ziehen können – sofern sie denn wollen. Da Ng ihren Figuren Vielschichtigkeit und Wille, über den Tellerrand zu schauen, zubilligt, sollte der Brand zu Beginn des Buches ein reinigendes Feuer und kein zerstörerisches sein.

Mein Fazit:
Ein ruhiges Buch, trotz aller Hitze

Bewertung vom 02.04.2018
Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1
Engberg, Katrine

Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1


sehr gut

Stilvoll

Zum Inhalt:
Die Studentin Julie wird ermordet aufgefunden, in ihre Gesichtshaut ist ein Muster geritzt. Die ermittelnden Beamten Jeppe Kørner und Anette Werner finden die völlig verstörte Vermieterin Esther vor, denn der Mord gleicht einer Buchidee Esthers bis auf den letzten Ritzer – aber fast niemand kennt das Manuskript. Als weitere Spuren auf die ältere Dame weisen, werden die Beamten misstrauisch: Ist Esther schuldig oder wird versucht, ihr den Mord anzuhängen?

Mein Eindruck:
Krokodilwächter sind Vögel, die in Symbiose mit Krokodilen leben, - sie sorgen für deren Zahnpflege und werden dafür nicht gefressen. So eine Zweckgemeinschaft wird im Laufe des Buches thematisiert und diese Stelle war der Punkt, an dem das Buch seine Bestnote einbüsste. Es war einfach nicht schlüssig, warum die beiden Charaktere so und nicht anders agierten.
Bis dahin fühlte man sich sehr gut unterhalten, Engberg hat ein Händchen dafür, Figuren so zu erschaffen, dass sie genau die richtige Dosis von Deutlichkeit besitzen. Beispielsweise Julie eher diffus, ihre Stiefmutter verhuscht, der Autist ein bisschen fern von allem. Dass alle sehr problembehaftet sind (Alkoholismus, Kinder, die Kinder bekommen, Untreue, Machtmissbrauch) verhilft zwar nicht unbedingt zu guter Laune, jedoch zu einem großen Feld an möglichen Verdächtigen und Motiven. Dass bei den beiden ermittelnden Beamten der im Fokus steht, der das unglücklichere Leben hat, fügt sich ins Bild eines skandinavischen Krimis. Der Verlauf der Geschichte nimmt den Leser mit, sie wird zwar in der dritten Person geschildert, beleuchtet dabei aber immer das Vorgehen und die Gedanken Jeppes, Annettes oder Esthers.
Neben dem Schreibstil Engbergs gefällt insbesondere die Gestaltung des Covers. Erst auf den zweiten Blick sieht man Schnitte im Umschlag, welche die Sicht auf den blutroten Einband freigeben. Eine sehr gelungene Hommage an das Innenleben.

Mein Fazit:
Gut geschrieben, fantastisch gelungene Optik, das Verhalten der Charaktere abseits der drei Hauptfiguren ist jedoch schwer verständlich

Bewertung vom 30.03.2018
NACHTWILD
Phillips, Susan Elizabeth

NACHTWILD


gut

Die Mutter beschützt ihr Junges

Zum Inhalt:
Joan ist mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln im Zoo, als sie plötzlich Schüsse hört und bemerkt, dass der Weg zum Ausgang durch die Amokläufer versperrt wird. Kurzerhand flüchtet sie mit Lincoln in ein leerstehendes Tiergehege, doch die Täter beginnen mit der Jagd auf die Überlebenden.

Mein Eindruck:
Anfangs fiebert man total mit der Protagonistin: Wird sie sich verstecken können, wird ihr Sohn still halten (schließlich ist er erst vier), kommt die Polizei früh genug, wie geht es den anderen Personen, deren Sicht ebenfalls Teil einiger – kurzer – Kapitel ist? Diese Spannung lässt aber nach einer Weile nach, da sich Phillips sehr auf den Mutterinstinkt und die daraus resultierenden Gedanken fokussiert. Außerdem ist absolut unverständlich, dass die Polizei so lange braucht (drei Stunden!!), um in die Puschen zu kommen. Die Selbstgerechtigkeit Joans, mit der sie über andere ein Urteil fällt, um dann eine ähnliche Handlung selbst zu vollziehen, nervt ebenso wie ihr Egoismus, den sie zwar hinterfragt, letztendlich aber doch als lebensnotwendig darstellt. Schade auch, dass dem Schauplatz Zoo so wenig Platz eingeräumt wird – abgesehen davon, dass ein paar Tierkadaver Joans Weg kreuzen. Dabei dürfte die fehlende Fütterung gepaart mit den untypischen Schüssen und dem dadurch ausgelösten Chaos zu einer beträchtlichen Unruhe bei den Bewohnern der Käfige führen und eine gewisse Geräuschkulisse verursachen, doch hier wird Totenstille geschildert, in der jedes Knacken Aufmerksamkeit erregen könnte.
Nichtsdestotrotz baut diese dauernde Gefahr Spannung auf, um dann die Geschichte leider in einen einigermaßen wirren Showdown zu münden, welcher die Leser mit Fragezeichen im Gesicht zurücklässt. Und das ist etwas, was für mein Dafürhalten in einem Thriller nicht passieren sollte.

Mein Fazit:
Teilweise atemlose Spannung, sehr (und zu) amerikanisch im Showdown

Bewertung vom 30.03.2018
Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1
Kiernan, Olivia

Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1


gut

Einerseits/andererseits

Zum Inhalt:
Gerade selbst halbwegs von einem fast tödlichen Angriff genesen, wird die irische Ermittlerin Frankie zu einem vermeintlichen Selbstmord gerufen: Die Dozentin Eleanor wurde erhängt aufgefunden. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass noch jemand bei dem Todesfall anwesend gewesen sein muss. Eleanors Mann ist verschwunden, es gibt ein zweites Opfer und die Gerichtsverhandlung gegen Frankies Angreifer naht – viel Arbeit für Frankie und ihre Kollegen.

Mein Eindruck:
Dieser Kriminalroman ist voll von einerseits/andererseits. Einerseits macht es richtig Spaß, Ermittlungsarbeit in all ihrer Kleinteiligkeit zu sehen. Da fällt die Erkenntnis „Mord“ nicht vom Himmel sondern wird erschlossen, da ist der Zugang zum Computer nicht in Windeseile von einem Wunderhacker geknackt, sondern in mühseliger Kleinarbeit erarbeitet. Es gibt Rückschläge und Geldnot – das Letztere ist eine Thematik, die mir so noch nie bei einem Krimi begegnet ist.
Andererseits führt genau diese Kleinteiligkeit dazu, dass die Spannung ausgebremst wird und nur an wenigen Stellen wirklich unerträglich wird. Einerseits sind die Erkenntnisse der Polizisten schön daher geleitet, andererseits erfährt man eigentlich nichts über die Charaktere, außer dass einer rothaarig ist und ein anderer von unnatürlicher Blässe und mit großen Konsum an Energy-Drinks (natürlich der Computerexperte – das volle Klischee).
Einerseits gefallen die falschen Fährten, welche die Autorin legt, andererseits ist es schon fast eine zu viel, - schließlich sind die Ermittler nicht auf den Kopf gefallen und arbeiten mit einem großen Team an dem Fall. Dadurch wirkt es lächerlich, dass der wichtigste Zusammenhang so spät auffällt. Der daraus resultierende Showdown zum Schluss ist zwar nervenaufreibend, beinhaltet aber auch leider die mangelnde Lernfähigkeit der leitenden Beamtin Frankie.

So bleibt eine mittlere Bewertung, für eine fast schon zu akribisch beschriebene aber letzthin erfolgreiche Ermittlung.

Mein Fazit:
Als Debüt gelungen

Bewertung vom 25.03.2018
Direkt ins Schwarze / Weiße Magie Bd.3
Hockensmith, Steve

Direkt ins Schwarze / Weiße Magie Bd.3


gut

Tarot für Gauner


Zum Inhalt:
Alanis, Betreiberin eines Tarot-Geschäfts und ältere Schwester einer noch minderjährigen, aber mit großem Herzen und Mundwerk ausgestatteten, jungen Dame, wird mit einem Geist aus der Vergangenheit ihrer kriminellen Mutter konfrontiert: Biddle, ein Kleinganove, der Alanis Vaterersatz war. Aus der noch relativ freudigen Überraschung über das Wiedersehen wächst bald ein gewisser Unmut, als Biddle Alanis und ihr Umfeld recht schnell in kriminelle Handlungen zieht, die zu Gefahr für Leib und Leben werden.

Mein Eindruck:
Fast möchte man nicht glauben, dass Hockensmith ein amerikanischer Autor ist – trotz des Settings fühlt sich der Leser an typisch britische, skurrile Charaktere mit einer guten Portion schwarzen Humors erinnert. Allerdings übertreibt er es irgendwann ein bisschen mit dem durchgeknallten Personal. Viele Tote säumen den Weg, einiges Recht wird gebeugt, auf manchen Herzen Samba getanzt, - dennoch überwiegt meistens die positive Grundstimmung. Störend dabei wirken auf einen tugendhaften Leser die zuweilen recht schnoddrige Sprache (die wohl anheimelnd und jugendlich sein soll) und der im Großen und Ganzen sehr emotionslose Umgang mit dem Tod. Hauptsache scheint zu sein, dass man selber mit heiler Haut und großem Gewinn aus dem Schlamassel entkommt. Diese absolut egoistische Sicht der Dinge wird (leider) immer öfter gewählt und ist wohl ein Spiegel einer Zeit, in der sich nicht jeder wohlfühlt.
Wunderbar die Idee, die einzelnen Kapitel mit der Deutung von Tarot-Karten zu beginnen, in diesem Buch mit den Karten der Kelche. So dezidiert und dennoch nah am wirklichen Leben habe ich noch keine Beschreibung dazu gesehen.

Mein Fazit:
Ein nettes, kriminelles Häppchen für Zwischendurch, die eigene Moral sollte man aber dabei ausblenden