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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2011
Steirerblut
Rossbacher, Claudia

Steirerblut


ausgezeichnet

Blind Date mit ihrem Mörder?

Ausgerechnet ein Mordfall in St. Raphael denkt sich die junge Abteilungsinspektorin Sandra Mohr. Doch ihr bleibt nichts anderes übrig, als mit ihrem neuen Kollegen, Chefinspektor Sascha Bergmann vom LKA Graz, in ihren Heimatort zu reisen. Im nahe gelegenen Waldstück wurde die Leiche der Enthüllungsjournalistin Eva Kovacs gefunden, nackt und grausam zugerichtet. Was wollte die Journalistin in dem kleinen Dorf, war sie einer neuen Enthüllungsgeschichte auf der Spur? Nicht nur mit diesen Fragen muss sich Sandra auseinandersetzen, sondern auch mit ihrer Vergangenheit, die sie immer wieder an ihre Grenzen bringt und mit einer Dorfgemeinschaft, die um jeden Preis zusammenhält.

Schon schlimm genug, dass Sandra durch die Ermittlungen zwangsläufig auch wieder auf ihre ständig keifende Mutter trifft und ihren vor Selbstüberschätzung triefenden Halbbruder Mike. Hinzu kommt auch noch, dass sie seit gut einem Monat einen neuen Vorgesetzten hat, der sie mit seinem ständigen Machogehabe und sexistischen Äußerungen ziemlich annervt. Doch der Fall geht vor, private Dinge müssen in den Hintergrund rücken und so stürzt sich Sandra zusammen mit Sascha Bergmann in die Auflösung des Falls. Doch sie kommen nicht weiter. Es gibt zwar einige Verdächtige, Spuren führen in Richtung Wirtschaftskriminalität wie auch auf eine einschlägige Sexseite im Internet, doch eine brauchbare Fährte ist nicht erkennbar.

Der Schreibstil von Claudia Rossbacher ist herrlich erfrischend, fesselnd und stellenweise auch wunderbar humoristisch. Besonders dann, wenn sie auf die Kabbeleien zwischen Sandra und Sascha näher eingeht. Sandra hält ihren neuen Kollegen für einen arroganten, ungehobelten und oberflächlichen Menschen. Je besser sie ihn allerdings kennenlernt, ertappt sie sich immer öfter dabei, dass Sascha so unsympathisch nun doch wieder nicht ist, eingestehen möchte sie sich dies jedoch auch nicht unbedingt. Und da die beiden sehr eng zusammenarbeiten, geraten diese beiden so unterschiedlichen Charaktere immer wieder aneinander, was den ganzen Krimi wunderbar auflockert und extrem kurzweilig macht.

Hinzu kommt, dass die Autorin ihren Krimi mit viel Lokalkolorit durchsetzt hat, bei den Dorfbewohnern immer wieder in den Dialekt wechselt und so eine dichte Atmosphäre herstellt. Zumal die verschworene Dorfgemeinschaft durchweg auch sehr mysteriös bleibt, man sich nie so sicher sein kann, ob vielleicht der eine oder andere etwas mit der Ermordung von Eva Kovacs zu tun haben kann.

Somit kommt auch bei der reinen Krimihandlung die Spannung nie zu kurz. Die Story ist von Anfang an sehr komplex angelegt, ständig ergeben sich neue Spuren, neue Verdächtige tauchen auf, die ein hervorragendes Motiv hätten, jedoch aber auch ein Alibi vorweisen können. Man ist während des Lesens ständig auf dem gleichen Wissenstand wie Sandra und Sascha und so ist die Neugier während des gesamten Krimis vorhanden.

Und neugierig macht auch die Figur von Sascha Bergmann. Außer, dass er anscheinend ein ausgiebiges Liebesleben genießt, bleibt seine Person ziemlich im Dunkeln. Und manchmal wirkt auch sein Verhalten den Fall betreffend, etwas merkwürdig. Ansonsten beschreibt die Autorin ihn aber durchaus sympathisch, manchmal etwas überheblich, frech, vorwitzig und vor allem lässt er Sandra gegenüber nie den Vorgesetzten raushängen, sondern behandelt sie als gleichwertige Partnerin.

Fazit: Ein perfekter Krimi mit einer komplexen, spannenden Story und einem Ermittlerteam, das einem sofort sympathisch ist.

Bewertung vom 04.02.2011
Die Farben der Grausamkeit
Zoderer, Joseph

Die Farben der Grausamkeit


sehr gut

Richard ist in meinen Augen ein sehr selbstsüchtiger Mensch. Er vermutet zwar, dass Selma etwas von seiner Beziehung zu Ursula ahnt, ist aber nicht fähig, diese zu beenden oder eine Entscheidung zu treffen. Viel zu sehr genießt er diese zwei so unterschiedlichen Leben mit den beiden Frauen, die er beide auf ihre Art gleich stark liebt. Er weiß sehr genau, dass Selma unter der Einsamkeit der Bergwelt leidet, sich ein glückliches Familienleben wünscht, doch für eine Entscheidung ist er nicht bereit. Bei Ursula lebt er nur im Hier und Jetzt, genießt das aufregende Leben mit ihr wie auch ihre Unbekümmertheit. Sie ist für ihn die Gegenwart, mit Selma plant er die Zukunft und er kommt nicht auf den Gedanken, dass es für Selma vielleicht gar keine gemeinsame Zukunft geben könnte. Und so habe ich mich über das Verhalten von Richard des Öfteren ziemlich geärgert, da es für mich absolut nicht nachvollziehbar ist.

Aber eigentlich war dies nur nebensächlich, denn wichtig ist hier die Sprache von Joseph Zoderer. Diese ist so kraftvoll, poetisch, nachdenklich, stellenweise melancholisch, dann wieder euphorisch, dass man schon nach kurzer Zeit von seiner Erzählweise gefangen ist. Hinzu kommt, dass seine Geschichte atmosphärisch sehr dicht umgesetzt ist und man bei seinen Beschreibungen der Bergwiesen, der Wälder oder der doch recht ausfürhlich beschriebenen Renovierung des Berghauses dies praktisch alles sofort vor Augen hat und hinzu kommt die Geschichte an sich. Der Autor beschreibt seinen Protagonisten und dessen Gefühlswelt sehr plastisch und stellt auch bewusst dessen innere Zerrissenheit in den Vordergrund. Man weiß bis zum Schluss nicht, wie sich das Leben von Richard weiter entwickeln wird, welches Schicksal Joseph Zoderer für seinen Protagonisten vorgesehen hat.

„Die Farben der Grausamkeit“ ist kein einfaches Buch und man muss sich für dieses wirklich viel Zeit nehmen, aber man wird belohnt. Belohnt mit einer fantastischen Sprache und einer Geschichte, die einen fesselt, auch wenn man – wie ich – das Verhalten des Protagonisten absolut nicht nachvollziehen kann.

Bewertung vom 31.01.2011
Ich will dich nicht töten / John Cleaver Bd.3
Wells, Dan

Ich will dich nicht töten / John Cleaver Bd.3


sehr gut

Abschluss der Trilogie

Kaum ist der letzte Dämon aus „Mr. Monster“ vom 16-jährigen John Cleaver vernichtet worden, scheint schon wieder einer – dieses Mal ein weiblicher – sein Unwesen in Clayton County zu treiben. Zusätzlich geschehen mehrere Selbstmorde unter weiblichen Teenagern. Ungereimtheiten hierbei scheinen jedoch nur John aufzufallen, nicht jedoch der Polizei. Während er sich den Kopf darüber zerbricht, wie er den Dämon, den John Niemand nennt, bekämpfen kann, erhält er dieses Mal unerwartete Unterstützung. Die Tochter von Sheriff Jenssen weiß durch ihren Vater von Johns Beteiligung beim letzten Serienmörder und so versucht Marci ihm bei seinem Kampf gegen den Killer zu helfen, ohne zu ahnen, dass es sich hierbei um einen Dämon handelt.

In bewährter Manier lässt Dan Wells auch im dritten Teil seinen Protagonisten die Geschichte selbst erzählen. So merkt man auch schnell, dass sich John kaum noch seine Regeln ständig vor Augen führen muss und selbst Marci relativ normal gegenübertreten kann, ohne ständig Mordfantasien zu haben. Doch Gefühle gegenüber anderen Menschen empfindet er immer noch nicht. Allerdings erhält er hiervon im Lauf des Buches eine Ahnung, nicht zuletzt dank Marci, die mehr als nur freundschaftliche Gefühle für John hegt und dank ihrer Hartnäckigkeit nimmt er sogar an einem Schulball teil.

Die Story baut sich wieder gewohnt ruhig auf. Man verfolgt Johns Überlegungen, wie er auf die Spur des Dämons kommen könnte und gleichzeitig ist man bei den zarten Anbandelungen zwischen Marci und John dabei, die dieser anfangs überhaupt nicht wahrnimmt und so passiert erst einmal nicht so viel. Trotzdem gelingt es Dan Wells auch dieses Mal wieder, hierbei absolut keine Langeweile aufkommen zu lassen, da die Erzählungen von John fesselnd und spannend umgesetzt sind. Man spürt hier förmlich, unter welcher Anspannung John steht, endlich die Identität des Dämons aufzudecken. Natürlich dürfen auch wieder die ziemlich ausführlichen Beschreibungen einer Einbalsamierung nicht fehlen, die John dazu nutzt, sich als Hobbypathologe zu betätigen.

Nach gut der Hälfte nimmt die Story dann wieder extrem an Fahrt auf und hier ist die Spannung fast wieder greifbar. Auch überrascht Dan Wells immer mal wieder durch interessante Wendungen in der Geschichte und genauso wie John, ist es einem als Leser bis zum Schluss nicht ersichtlich, um wen es sich bei dem Mörder handelt.

Seine Figuren sind gewohnt detailreich beschrieben, wobei natürlich der Fokus bei John liegt. Und hier gelingt es Dan Wells sehr gut, den schleichenden Prozess von John zu beschreiben, wie er sich so langsam für seine Umgebung zu einem relativ normalen Jugendlichen entwickelt, auch wenn er seinen Mordphantasien nie ganz entfliehen kann. Wobei für ihn die Jagd nach dem Dämon wie ein Katalysator wirkt, da er seine Mordphantasien nun voll und ganz auf den Dämon projizieren kann.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2011
So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3
Löhnig, Inge

So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3


ausgezeichnet

Vicki Senger, eine junge Fotografin, ist mal wieder auf der Suche nach außergewöhnlichen Bildern. Dieses Mal führt sie ihr Weg in eine alte, verfallene Brauerei. Hier macht sie einen grausamen Fund: Die enthauptete Leiche einer jungen Frau. Kriminalhauptkommissar Dühnfort und seine Kollegen Gina und Alois beginnen mit ihren Ermittlungen und stellen schnell fest, dass bereits vor 6 Jahren in Düsseldorf auf dieselbe Weise eine junge Frau ermordet wurde. Ist hier ein Serientäter am Werk? Während die Ermittlungen der Polizei München auf Hochtouren laufen, die sie in die Künstlerszene Münchens führt, ermittelt Vicki auf eigene Faust und gerät unbeabsichtigt in das Visier des Mörders.

Geschickt wechselt Inge Löhnig in ihrem neuesten Buch die Erzählperspektiven. So ist man als Leser ständig über die laufenden Ermittlungen informiert, gleichzeitig kann man die gestörte Gedankenwelt eines Malers verfolgen wie auch den eigenmächtigen Nachforschungen der Hobbyfotografin Vicki. Bei den Ermittlungen geraten schnell zwei Verdächtige in den Fokus, allerdings können Beide ein Alibi nachweisen, auch wenn diese nicht wasserdicht sind und so stagniert der Fall immer mehr, da auch an der Fundstelle der Leiche keine ermittlungsrelevanten Spuren zu finden sind. Selbst als ein weiterer Mord geschieht, der eindeutig dem gesuchten Täter anzurechnen ist, entdecken die Ermittler weder neue Spuren, noch ist einem der Verdächtigen die Tat nachzuweisen.

Zusätzlich zu dem aktuellen Fall bindet Inge Löhnig auch immer wieder das Privatleben von Dühnfort ein und hierbei steht dieses Mal die Beziehung zwischen ihm und Gina im Fokus. Zusätzlich geht sie auch sehr auf die Auszubildende Vicki ein und so lernt man eine sehr eigenwillige junge Frau kennen, die mitten in der Ausbildung zur Reisekauffrau steckt, eine schwierige Kindheit hatte und aus diesen Erlebnissen heraus sich sehr für soziale Projekte engagiert. Man könnte jetzt meinen, dass durch die vielen Einschübe privater Ereignisse der einzelnen Mitwirkenden der Fall an sich in den Hintergrund geraten könnte und so die Spannung darunter leidet. Dies ist jedoch absolut nicht der Fall.

Ganz im Gegenteil. Inge Löhnig beschreibt ihre Charaktere wieder so facettenreich und auch authentisch, dass bis zum Schluss nicht ersichtlich wird, um wen es sich bei dem Serienmörder handelt. Wobei ihr hier wieder zugute zu halten ist, dass sie absolut auf reißerische, blutrünstige Szenen verzichtet und so der Fantasie ihrer Leser genug Spielraum einräumt.

Zwar hat man ab gut der Hälfte des Buches immer mal wieder jemanden in Verdacht, doch sicher kann man sich hierbei nie sein, da durch geschickt gelegte Hinweise mehrere Mitwirkende als Verdächtige in Frage kommen. So entwickelt sich die Story sehr komplex und immer wieder neue Wendungen in der Story sorgen dafür, dass die Spannung durchweg auf einem hohen Niveau liegt.

Bewertung vom 23.01.2011
Eiswind
Gladow, Sandra

Eiswind


sehr gut

Schatten der Vergangenheit

In einem Waldstück wird die Leiche einer jungen Joggerin gefunden. Von ihrem Hund fehlt jede Spur. Die Kommissare Braun und Bendt von der Lübecker Mordkommission beginnen ihre Ermittlungen, in die auch die Staatsanwältin Anna Lorenz involviert ist. Zusammen kommen die Drei schnell einem Verdächtigen auf die Spur, doch während dessen Vernehmung ereignet sich ein weiterer Mord an einer Joggerin. Somit beginnen die Ermittlungen von vorne, doch den Ermittlern wie auch der Staatsanwältin fehlt jegliche Spur zum Täter noch ist ein Mordmotiv ersichtlich. In der Zwischenzeit gerät Anna unwissend selbst in das Visier des Mörders.

Schon beim Prolog beginnt Sandra Gladow in ihrem Krimi-Debüt mit einem rasanten Tempo und dieses hält sich quasi mühelos bis zum Schluss. Ihre Erzählstränge wechseln ständig zwischen ihrer Protagonistin Anna Lorenz, den Ermittlern Braun und Bendt wie auch einem Unbekannten, dessen eindeutig psychisch gestörte Gedankenwelt der Leser verfolgen kann. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, immer gerade so lange, dass genug Spannung aufgebaut werden kann und enden natürlich genau immer an einer spannenden oder markanten Stelle.

So ist der Spannungslevel immer sehr hoch, bedingt auch durch den fesselnden, flüssigen Schreibstil der Autorin. Wobei während des gesamten Krimis die reine Ermittlungsarbeit eher im Hintergrund steht und die Story sich hauptsächlich um Anna Lorenz dreht, was jedoch absolut nicht spannungshindernd ist, da man schon schnell feststellt, dass der Mörder es auch auf Anna abgesehen hat.

Ihre Charaktere sind hervorragend gezeichnet. Die Staatsanwältin Anna Lorenz wird einem fast augenblicklich sympathisch. Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin die augenblickliche Gefühlswelt von Anna, welche sich momentan in einem wahren Chaos befindet. Von ihrem Mann lebt sie getrennt. Ihre Ehe ist an dem Tod ihrer kleinen Tochter zerbrochen und Anna hat die Frühgeburt bis heute nicht überwunden. Nun muss sie auch noch erfahren, dass ihr Ex-Mann eine neue Freundin hat, zudem entfremdet sie sich immer mehr von ihren alten Freunden und lebt nur noch für ihre Arbeit. Einzig ihr Hund Hubert spendet ihr noch ein wenig Trost. Nach außen hin wirkt sie arrogant und hart, doch wer sie ein wenig näher kennenlernt, stellt schnell fest, dass sich dahinter eine liebenswerte junge Frau mit vielen Problemen versteckt. Besonders mysteriös bleibt die Figur des Unbekannten, dessen Lebensgeschichte man nach und nach erfährt. Inwieweit er in den aktuellen Fall involviert ist, beschreibt die Autorin sehr fesselnd im Lauf des Krimis.

Bis gut zum letzten Drittel des Krimis, der übrigens durchaus auch Thrillerpotential hat, hätte ich bedenkenlos 5 Sterne vergeben. Doch das letzte Drittel wirkt dann doch ein wenig gehetzt und konstruiert, worüber ich doch ziemlich überrascht war, da sich die Story bis dahin komplex und schlüssig entwickelte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2011
Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1
Haderer, Georg

Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1


ausgezeichnet

In Kitzbühel, dem Heimatort von Major Schäfer, wird ein Mann ermordet und am Gipfelkreuz aufgehängt. Major Schäfer soll Amtshilfe leisten und reist von Wien in seine Heimatstadt, um die dortigen Ermittlungen zu leiten. Kaum angekommen geschieht ein weiterer Mord. Dieses Mal wurde ein Mann bei lebendigem Leib einbetoniert, nur noch sein Kopf ragt heraus. Wer ist zu solch grausamen Morden fähig und vor allem, welches Motiv steckt hinter den Morden? Major Schäfer geht diesen Fragen nach und wird bei seinen Ermittlungen ein ums andere Mal auch mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Georg Haderer hat mit seinem Major Johannes Schäfer einen Ermittler der etwas anderen Art erschaffen. Recht unkonventionell geht dieser seinen Ermittlungen nach, wobei diese von Schäfer mit Vorliebe alleine durchgeführt werden. An dieses eigenwillige Verhalten müssen sich seine Kollegen in Kitzbühel erst einmal gewöhnen. So ist es bei Major Schäfer auch nicht ungewöhnlich, seine Ermittlungen in einer Kneipe durchzuführen, um so ein wenig mehr über die Mordopfer zu erfahren. Auch wenn dies zur Folge hat, dass er morgens vor seinem Hotelzimmer, eingewickelt im Flurteppich und einem mordsmäßigen Kater, wieder aufwacht.

Der Fall gestaltet sich von Anfang an sehr komplex. Doch mit seinen verworrenen Gedankengängen, denen seine Kollegen meist gar nicht und selbst der Leser manchmal nicht sofort folgen können, stellt Schäfer schon recht bald fest, dass das Motiv der Morde – und es soll nicht bei den Beiden bleiben – in der Vergangenheit zu finden ist. Doch welches Motiv genau steckt dahinter? Hat es etwas mit der damaligen Entführung des Sohns eines Großindustriellen zu tun, steckt gar ein zurückliegender Banküberfall dahinter oder hat etwa die RAF ihre Finger im Spiel? So präsentiert der Krimi immer wieder neue Wendungen, Verdächtige gibt es eigentlich bis zum Schluss nur wenige bis gar keine und – wie gesagt – das Motiv verschließt sich einem ebenfalls.

So ist die Story durchweg äußerst spannend angelegt und der flüssige, lockere und stellenweise auch recht nachdenkliche und dann wieder humoristische Schreibstil von Georg Haderer sorgt dafür, dass man sich durchweg hervorragend unterhalten fühlt. Über das Privatleben von Schäfer erfährt man eher wenig, hier werden nur vereinzelt Andeutungen gemacht und der Krimianteil liegt hier klar im Fokus. Trotzdem lernt man den Major sehr schnell kennen, dieser wirkt äußerst sympathisch und gerade sein Charakter mit den vielen Ecken und Kanten lassen ihn sehr authentisch wirken.

Fazit: Ein absolut gelungenes Krimidebüt mit einer gut durchdachten Story und einem Protagonisten, der einem mit seinen Eigenarten fast augenblicklich sympathisch wird.

7 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2011
Das verschollene Pergament
Loevenbruck, Henri

Das verschollene Pergament


sehr gut

Das mythische Reich Agartha

Das Skizzenbuch von Villard de Honnecourt existiert wirklich und wurde 1825 im Fundus der Abtei Saint-Germain-de-Prés gefunden. Das Manuskript wird auf das 13. Jahrhundert datiert und befindet sich heute in der Pariser Nationalbibliothek. Historiker sind der Meinung, dass diesem Skizzenbuch mehrere Seiten fehlen.

Auf dieser Grundlage baut Henri Loevenbruck auf. Geschickt mischt er Fiktion und Wahrheit zu einem actiongeladenen und äußerst temporeichen Mystery-Thriller. Klar gibt es dank Dan Brown mittlerweile reichlich Thriller, die sich mit Geheimlogen und dunklen Geheimnissen beschäftigen. Somit liest man auch bei Henri Loevenbruck nicht unbedingt etwas neues, allerdings ist der Thriller hervorragend umgesetzt und entwickelt sich nicht zu einer Schnitzeljagd á la „Das verlorene Symbol“.

Von Anfang an legt der Autor ein rasantes Tempo vor und es geht hier auch nicht in erster Linie darum, die verschollenen Quadrate zu finden, sondern im Fokus liegt die Jagd nach dem Mörder, denn schnell ist klar, dieser wird erst aufhören, wenn alle sechs Quadrate in seinem Besitz sind. Hierzu gehört aber natürlich aus, dass sich Ari immer wieder mit dem Skizzenbuch beschäftigt und den dort gefunden Spuren nachgeht. Zwischendurch erhält man immer mal wieder einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt des Mörders und so ist auch schnell klar, wer hinter der Suche nach den Quadraten steckt, allerdings bleibt das Rätsel um diese Seiten lange im Dunkeln. Auch gelingt es dem Autor immer wieder mit neuen Wendungen zu überraschen und so seinen Thriller bis zum Ende hin in Sachen Spannung auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Zudem wirkt die Story gut recherchiert und durchdacht.

Ari Mackenzie ist ein eigensinniger, dickköpfiger Ermittler, der ein wenig Ähnlichkeit mit George Clooney hat, überzeugter Single ist und sich nicht seine Liebe zur jungen Buchhändlerin Lola eingestehen will. Dieser fast schon als besessen zu bezeichnende Polizist ist einem schon nach kurzer Zeit äußerst sympathisch. Schuld daran sind auch seine kleinen Macken, die ihn sehr menschlich wirken lassen. So weigert sich Ari beispielsweise hartnäckig, einen Computer zu nutzen, sondern zieht lieber Dutzende von Enzyklopädien zu Rate als auch nur einmal das Internet für seine Recherchen zu durchforsten.

Auch die weiteren Charaktere sind sauber herausgearbeitet, einige ziemlich mysteriös gezeichnet und besonders die Figur des Mörders ist so plastisch beschrieben, dass hier der Gänsehautfaktor nicht ausbleibt. Einzig hat mich die immer wieder etwas wundersame Heilung von Ari gestört. Eben noch aus dem Krankenhaus mit einem Oberschenkeldurchschuss entlassen, kann er kurze Zeit später schon jemanden durch die Stadt verfolgen. Da musste ich schon des Öfteren mal ungläubig den Kopf schütteln. Ansonsten hält man mit „Das verschollene Pergament“ einen rasanten und extrem spannenden Thriller in Händen, der ein sehr mysteriöses Rätsel zum Thema hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.01.2011
Nehmt Herrin diesen Kranz / Alyss, die Tochter der Begine Almut Bd.2
Schacht, Andrea

Nehmt Herrin diesen Kranz / Alyss, die Tochter der Begine Almut Bd.2


sehr gut

Um einen das Leben des 15. Jahrhunderts näher zu bringen und so ein Gefühl für diese Zeit zu erhalten, wählt Andrea Schacht wohl bewusst die Ausdrucksweise der damaligen Zeit in Einbindung vieler altdeutscher Begrifflichkeiten. Dies hatte zur Folge, dass ich einige Seiten benötigte, um mich in der Geschichte zurecht zu finden und auch, dass es sich hierbei um den 2. Teil einer Serie handelt. Diese Irritation ging aber schnell vorbei und man kommt auch ohne Kenntnis des 1. Teils problemlos mit der Geschichte zurecht. Es gibt zwar gelegentlich Verweise auf „Gebiete sanfte Herrin mir“, diese stören aber nicht.

Durch die Benutzung vieler alter Ausdrucksweisen, der anschaulichen Beschreibung von Köln mit seinen verwinkelten Gassen und Gässchen und kleinen Geschichten rund um dessen Einwohner wirkt der Roman atmosphärisch dicht umgesetzt. Zumal die Autorin sich auch viel Zeit lässt, immer wieder das tägliche Leben der Kaufmannsfamilie mit einzubinden. So lernt man nach und nach alle Bewohner des Hauses kennen wie auch das nähere Umfeld derer von Doorne. Dies ist durchweg immer sehr unterhaltsam und oft auch sehr witzig dargestellt.

Ihre Protagonistin beschreibt sie als eine tatkräftige, energische junge Frau, die über einen spitzfindigen Humor verfügt, das Herz auf dem rechten Fleck trägt und sich nicht davor scheut, Verantwortung zu übernehmen. Ihr Zwillingsbruder Marian ist noch auf der Suche nach seiner Bestimmung, auch wenn er sich sicher ist, dass er Menschen heilen möchte. In welcher Form muss er jedoch noch herausfinden. Dann ist da der Kaufmann John of Lynne, ein gutaussehender Brite, der ganz eindeutig innigere Gefühle für Alyss empfindet als schicklich wäre, diese aber gut vor ihr zu verbergen versteht. Ja und dann natürlich noch die Jungfern Hedwigis, Leocadie und Lauryn: Alle unterschiedlich im Charakter und ebenfalls detailreich beschrieben. Neben der resoluten Haushälterin gibt es noch ein paar weitere Bewohner des Kaufmannshauses, auf die ebenfalls ausreichend eingegangen wird, sodass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann.

Der rote Faden der Geschichte ist natürlich die Suche nach Kilian, die sich schwieriger gestaltet als anfangs gedacht und selbstverständlich die Nachforschung nach dem Verbleib der wertvollen Brautkrone. Hier kommen viele Verdächtige infrage, die ein Motiv hätten und so bestreiten Alyss und ihre Freunde auch öfters mal den falschen Weg auf der Suche nach der Krone. Hierbei entdeckt Alyss aber auch das eine oder andere kleine Geheimnis im Umkreis ihres Hauses.

So ist der historische Roman durchweg humorvoll, unterhaltsam und teilweise auch richtig spannend umgesetzt, reflektiert sehr gut das Leben im 15. Jahrhundert und kann auch des Öfteren mit der einen oder anderen interessanten Wendung aufwarten und bietet somit kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 09.01.2011
Die Reise zum Horizont
Amann, Jürg

Die Reise zum Horizont


ausgezeichnet

Über die eigenen Grenzen hinaus

Am 13. Oktober 1972 zerschellte ein Flugzeug in den Anden. An Bord 45 Personen einer Rugby-Mannschaft samt Betreuer. Ein Teil der Passagiere überlebt den Absturz und hofft auf baldige Rettung. Diese kommt jedoch nicht, denn der Rettungstrupp hält sie für tot. Dies erfahren die Überlebenden durch das Radio, welches sie reaktivieren konnten. Jedwede Hoffnung stirbt mit dieser Nachricht, hinzu kommt die eisige Kälte, fehlende Winterkleidung und der Hunger, die wenigen Nahrungsvorräte sind bald erschöpft. Doch die Überlebenden wollen weiterleben, nur wie? Verschiedene Versuche eines Abstiegs scheitern und der Hunger wird immer schlimmer. Nach langen verzweifelten Diskussionen entscheiden sich einige dazu, die Toten zu essen.

In der Wir-Form erzählt Jürg Amann sehr eindringlich die Geschichte der Überlebenden. Er zeichnet mit kurzen Kapiteln ein so bewegendes Bild dieser aussichtslosen Situation, dass sie einem sofort vor Augen erscheint. Der Autor stellt ständig das Für und Wider der Handlungen gegenüber, zeigt so hervorragend die Schwere der Entscheidung auf, der sich die Überlebenden gegenübersehen. Denn nicht nur der Gedanke an Kannibalismus ist für sie erschreckend, hinzu kommt ja auch noch, dass es sich bei den Toten um Freunde, Familienangehörige und Bekannte handelt und auch der Glaube spielt bei ihren Überlegungen eine große Rolle.

Auch wenn der Gedanke an Kannibalismus anfangs für die 18 Überlebenden undenkbar ist, bleibt
ihnen nach einiger Zeit keine andere Wahl, als wenigstens darüber zu reden. Damit ist der Keim gelegt und irgendwann wird der Hunger einfach übermächtig und als der Erste das Tabu bricht, ist auch diese Grenze überschritten.

Und so stellt sich zwangsläufig auch der Leser selbst die Frage, wie man in einer solchen Situation reagieren würde. Würde man selbst über die eigene Grenze gehen, nur um zu Überleben? Diese Frage lässt sich selbstverständlich nicht abschließend beantworten, da man nie in eine solche Situation geraten ist, aber das Buch regt eindeutig zum Nachdenken an.

Man kann und darf die zum Schluss nur noch 16 Menschen nicht verurteilen und dies macht Jürg Amann auch nicht in seiner Geschichte. Eher das Gegenteil ist der Fall. So schildert er in seiner knappen und trotzdem doch so bildhaften und kraftvollen Sprache den verzweifelten Kampf ums Überleben und das Überschreiten der eigenen Grenzen, so schwer es einem auch fallen mag.

Bewertung vom 08.01.2011
Die Mutter
McBean, Brett

Die Mutter


sehr gut

Sehr eindringlich, stellenweise so brutal und abartig, dass ich den Psychothriller zeitweise aus der Hand legen musste, beschreibt Brett McBean das unstete Leben der Mutter auf dem Highway. Sie hat mit ihrem Leben abgeschlossen, ihren Körper betrachtet sie nur noch als Hülle, einzig so lange will sie noch überleben, bis sie den Mörder gefunden hat, was mit ihrem Körper passiert, interessiert sie nicht. Und so steigt sie ohne Angst in jedes Auto, in dem ein männlicher Fahrer (oder auch mehrere) sitzen, um so den Mörder zu finden. Hierbei gerät sie an gestörte und zur extremen Gewalt neigende Männer, die auch sie nur als ein Ding sehen, mit dem man seinen Spaß haben kann. Dann aber auch lernt sie hilfsbereite Männer kennen, die selbstlos versuchen, ihr zu helfen, deren Hilfe die Mutter auch zumeist annimmt.

So zeichnet der Autor in seinem Thriller äußerst unterschiedliche Charaktere: den totgeweihten Polizisten, den psychisch gestörten Serienkiller, einen Vampirjäger, den geschiedenen Mann auf dem Weg zu seinem Sohn oder den schwulen Trucker Blake. Jedes Kapitel beschreibt jeweils ein Treffen der Mutter mit einem anderen Auto-, Truck- oder auch Campingwagenfahrer und ihre Erlebnisse mit diesen Menschen. So ist jedes Kapitel praktisch eine neue Geschichte, der rote Faden ist nur die Mutter und selbst sie spielt nicht in jedem Kapitel eine Rolle. Dieser Aufbau des Thrillers hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Bei jedem dieser Zusammentreffen nimmt die Mutter einen anderen Namen an, manchmal erzählt sie ihnen ihre Gründe, warum sie auf dem Highway unterwegs ist, manchmal nicht. Mit ihrer Vergangenheit hat sie komplett abgeschlossen, an ihr früheres Leben kann sie sich nicht mehr erinnern. Das einzige, was sie noch weiß, sind ihre Erinnerungen an Rebecca und den Grund ihrer Suche, die sie auch immer wieder zu dem Ort zurückführen, an dem die Leiche ihrer Tochter gefunden wurde.

Anfangs wirkt der Charakter der Mutter etwas distanziert, er erschließt sich dem Leser nicht sofort. Gleich zu Beginn des Thrillers kann man den Anfang eines Briefes der Mutter an einen Fremden lesen, indem sie ihre Gründe niederschreibt. Und je mehr man von diesem Brief liest, der immer wieder etwas Raum in dem Thriller einnimmt, umso mehr erfährt man vom Leben der Mutter und so lässt mit der Zeit immer mehr diese Distanziertheit nach und ihr Charakter nimmt Konturen an. Man kann jetzt nicht unbedingt behaupten, dass man für ihr Verhalten Verständnis aufbringen kann, doch werden ihre Beweggründe für einen nachvollziehbarer.

Gekonnt wechselt Brett McBean die unterschiedlichen Charaktere, die der Mutter während ihrer Suche begegnen. So ist die Spannung zwar ständig auf einem extrem hohen Niveau, man hat aber zwischendurch wenigstens ein paar Mal die Gelegenheit, ein wenig durchzuschnaufen. Was ich als äußerst angenehm empfand, denn hätte ich nur über kranke Charaktere lesen müssen, hätte ich das Buch wahrscheinlich irgendwann abgebrochen, da einige Szenen wirklich extrem hart dargestellt werden.

Der Schreibstil des Autors ist äußerst flüssig, zwangsläufig zwischendurch extrem direkt und es gelingt ihm wunderbar, die so unterschiedlichen Figuren in dem Thriller bereits nach einigen Sätzen hervorragend darzustellen. Die Stimmung des Buches ist – bedingt durch das Thema – durchweg beklemmend, düster und stellenweise auch richtig traurig angelegt, Momente des Schmunzelns gewährt der Autor einem nicht, wäre hier aber auch wirklich nicht angebracht gewesen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.