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Meggie
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Insgesamt 1153 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2018
Das Licht der Welt / Die Ärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Licht der Welt / Die Ärztin Bd.1


ausgezeichnet

Bei "Das Licht der Welt" handelt es sich um den ersten Teil der Reihe um Ricarda Petersen, die im Berlin im Jahre 1876 ihren Traum Ärztin zu werden, verwirklichen will. Dass sie es nicht leicht haben wird, ist dabei von vorneherein klar. Denn Frauen haben es nicht leicht, werden als das schwache Geschlecht ohne Rechte angesehen. Arbeiten sollen sie nur als Köchin, Mamsell oder Putzkraft. Ansonsten bestimmt der Mann, was sie zu tun hat.

Rica stellt dieses System schon früh in Frage und merkt sehr bald, dass sich hier etwas grundlegendes ändern muss. Doch alleine kann sie nichts bewirken.

Ricarda hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der auch schnell in einen Beschützerinstinkt umschlägt. Sie handelt eher intuitiv und verlässt sich auf ihr Bauchgefühl. So manövriert sie sich oft in Situationen, die ihr zum Verhängnis werden.
Dabei ist es gut, dass sie Freunde hat, die ihr dann auch in ausweglosen Momenten helfen.

Doch als sie diese am dringendsten braucht, wird sie für ihr Vorgehen noch von diesen bestraft und auch alleine gelassen. Dies soll eine Lektion darstellen, führt bei Rica aber dazu, dass sie sich mehr als einmal überlegt, wie sie in Zukunft mit ihrem Vertrauen umgeht. Und sie merkt, dass sie für ihren weiteren Lebensweg nun selbst verantwortlich ist.
Dies macht sie dann so gut, dass sie vergisst, wie es ist, unter Leuten zu sein. So zerrt sie sich teilweise selbst auf.

Die Autorin legt einen faszinierenden Schreibstil an den Tag. Dabei hat man das Gefühl, selbst in Berlin zu sein und mit Ricarda Unter den Linden zu wandeln, in der Schule zu sitzen oder kranke Menschen zu pflegen. Dabei wird in eindringlicher Weise vieles geschildert, was manche vielleicht schlucken lässt, gerade wenn es um Behandlungen von Verletzungen geht.
Aber auch die menschliche Behandlung der Frauen an sich ist teilweise schwer zu ertragen.

In der heutigen Zeit werden Frauen fast gleichwertig behandelt bzw. von den meisten gleichwertig und doch ist an vielen Ecken noch Handlungsbedarf.
Aber damals behandelten die Männer Frauen unwürdig und bei manchen Begebenheiten sogar sehr feindselig. Und die Frau hat sich dies gefallen lassen.

Zwar gab es schon "modern" denkende Männer, doch je mehr Macht der Mann hatte, umso mehr ließ er es heraushängen.

Die Geschichte an sich ist spannend zu lesen, denn Ricas Werdegang zieht einem in den Bann. Man verfolgt die Entwicklung des 13jährigen Mädchens zu einer starken, bewundernswerten Frau, die sich selbst ihren Mann steht, Entscheidungen trifft und versucht, das Beste aus sich herauszuholen.

Diese Entwicklung führt sie an verschiedene Stationen, die ihr Mut geben, aber auch Niederschläge muss sie einstecken, die sie jedoch stärker machen.

Rica wächst einem sehr ans Herz und man wünscht ihr alles Glück dieser Welt.

Das Ende des Buches hat mich mit offenem Mund zurückgelassen, da es an einer Stelle aufhört, die sehr spannend ist. Alles in einem schreit geradezu danach, den zweiten Teil zu lesen, der aber leider erst im November 2018 erscheint.

Die Autorin hat auch noch ein kleines Büchlein namens "Wie man Kopfschmerzen mit dem Holzhammer vertreibt" herausgebracht. Dort hat sie wunderliche Behandlungsmethoden aus dem späten 19. und führen 20. Jahrhundert gesammelt.

Fazit:
Der Beginn einer spannenden, aber auch gefühlvollen Saga rund um die Ärztin Ricarda.

Bewertung vom 01.05.2018
Bloody Weekend. Neun Jugendliche. Drei Tage. Ein Opfer
Bennett, M. A.

Bloody Weekend. Neun Jugendliche. Drei Tage. Ein Opfer


ausgezeichnet

Gleich zu Anfang weiß man, dass jemand am Ende des Buches stirbt, denn Greer erzählt ihre Geschichte rückblickend. Doch ist es wider Erwarten sehr interessant, langsam nachzuvollziehen, wie es denn zu allem kam.

Wie erfahren zuerst etwas über die Charaktere. Dabei ist von Anfang an klar, wer gut und wer böse ist.
Die Medievals, als sog. Wächter der Schule, lassen die ihren übertragenen Privilegien gerne heraushängen und benehmen sich auch gerne mal daneben, in dem sie beleidigen und großkotzig daherkommen. Deshalb gehen bei einem auch gleich alle Warnlichter an, als gerade von dieser Gruppe eine Einladung zu einem Jagen-Schießen-Fischen-Wochenende kommt. Und dies gerade an die Schüler, die sie am meisten auf dem Kieker haben.

Greer, Nel und Shafeen sind die Außenseiter der Schule, können aber nicht widerstehen, die Einladung anzunehmen.
Die Geschichte plätschert erst ein bisschen vor sich hin, bis die Gruppe endlich in Longcross ankommt.
Dann geht es richtig lost. Es wird spannend, auch wenn gar nicht richtig viel passiert. Wir lernen aller noch genauer kennen und merken, dass "Geld haben" nicht gleichzusetzen ist mit "nett sein". Denn die Medievals lassen es sich nicht nehmen, auch hier mit dem piesacken weiterzumachen.

Greer kommen immer mehr Zweifel an dem eigentlichen Vorhaben und sie beginnt, zu recherchieren. Wäre da nicht Henri, der Anführer der Medievals, der es nur mit Worten und zärtlichen Gesten schafft, Greer so sehr aus dem Konzept zu bringen, so dass sie nicht mehr klar denken kann.

Die Handlung des Buches war etwas Neues für mich, da hier Jugendliche ohne erwachsene Hilfe anfangen, ein Psychospiel der besonderen Art zu betreiben. Grausam, verachtend und unwürdig.

Das Setting hat mir sehr gut gefallen. Ein alter Landsitz, mit geheimen Orten, traumhaften Wäldern, schönen Seen. Die alte Schule, ein Gemäuer, dass Gemütlichkeit ausstrahlt, aber auch Strenge vermittelt.

Diese mittelalterliche Stimmung, die verbreitet wird, wird nur unterbrochen von dem modernen Denken von Greer, Nel und Shafeen. Diese interessante Mischung hat mir sehr viel Spaß gemacht. Denn einerseits konnte ich die Gründe der Medievals (nicht die Umsetzung) und auch die Argumente von Greer und ihren Freunden verstehen.

Auch wenn ich mit Greer, die die Geschichte ja erzählt, nicht so richtig warm geworden bin, konnte ich doch einige ihrer Handlungen nachvollziehen.
Greer erscheint als Hauptcharakter etwas blass, obwohl man viel von ihr erfährt. Trotzdem hat sie ein paar Eigenarten an sich, die ich nicht so hinnehmen wollte. Erst am Ende des Buches gibt sie zu, dass sie früher eingreifen hätte müssen. Aber ihre Gefühle gerade für Henri, sie fehlgeleitet haben.

Als positiven Nebeneffekt lernt man einiges über Jagen (Hirsche), Schießen (Fasane) und Fischen (Fische :) ), was ich persönlich sehr interessant finde. Jetzt nicht das Jagen an sich, sondern die Informationen über das Verhalten und Leben der Tiere.

Greer entpuppt sich als großer Sherlock Holmes-Fan. So ist es auch verständlich, dass man ein paar Parallele zu "Das letzte Problem" von Arthur Conan Doyle ziehen kann.

Letztendlich kann ich sagen, dass das Buch einen großen Unterhaltungswert hat und bis auf die oben aufgezeigten Schwächen gerade am Anfang einen spannenden Handlungsrahmen aufweist.

Bewertung vom 01.05.2018
Dumplin'
Murphy, Julie

Dumplin'


ausgezeichnet

Willowdean, von ihrer Mutter liebevoll Dumplin', Knödel, genannt, ist 16 Jahre alt, ein riesiger Dolly-Parton-Fan und dick. Bis jetzt hat ihr dies nichts ausgemacht, fühlte sie sich wohl und zusammen mit ihrer besten Freundin Ellen hatte sie alles, was sie brauchte. Bis Bo sie küsst. Bo, sportlich, gut aussehend und nett...
Plötzlich ist für Willowdean alles anders. Sie fühlt sich unwohl in ihrem Körper, alle scheinen sich über sie lustig zu machen und auch sonst läuft irgendwie alles schief.
Willowdean fasst einen Entschluss: Um es allen zu zeigen, meldet sie sich bei dem jährlich stattfindenden Schönheitswettbewerb an.

Ich finde es immer gut, wenn man sich mit den Protagonisten identifizieren kann und mit ihnen auch sehr viel gemein hat. So weiß man immer genau, was der Charakter durchmachen muss, weil man so etwas schon selbst erlebt hat.

Willowdean ist ein sehr fröhliches Mädchen. Sie ist clever, hübsch, freundlich und hilfsbereit. Sie zeigt keinen Neid, schon gar nicht gegenüber ihrer besten Freundin Ellen. Und sie hat Träume. Träume, die jedes 16jährige Mädchen hat.
Bei Willowdean ist es Bo. Mit ihm arbeitet sie zusammen in einem Fast-Food-Laden und schwärmt heimlich für ihn. Doch sie denkt, Bo ist für sie unerreichbar. Er sieht sehr gut aus, ist sportlich und Willowdean so gar nicht sein Typ. Denkt sie zumindest.
Bis Bo sie küsst. Und damit alles verändert. Diese "Kleinigkeit" bringt Willowdean so sehr aus dem Konzept, dass sich auf einen Schlag ihr ganzes Leben ändert.

Sie verkracht sich mit ihrer besten Freundin Ellen und meldet sich beim Schönheitswettbewerb an. Eine mutige Entscheidung, denkt sie. Doch womit sie nicht gerechnet hat, ist den Zuspruch, den sie erhält. Von Mitschülern, die ebenfalls Schönheitsmängel vorweisen.
Und plötzlich ist Willowdean der Star in ihrem Umfeld. Hier fühlt sie sich ein bisschen wie Dolly Parton. Und trotzdem sehr unwohl.

Die Autorin erzählt in flüssiger und witziger Weise Willowdeans Geschichte, so dass man richtig Lust bekommt, ins Buch zu krabbeln und ebenfalls an Willowdeans Seite für "das Gute" zu kämpfen.

Willowdean kämpft und gibt sich tapfer und stark. Doch braucht sie selbst jemanden, der ihr zuredet und ihr hilft, alles durchzustehen.
Leider bekommt sie weder von ihrer Mutter, einer damaligen Gewinnerin des Schönheitswettbewerbs noch von ihrer besten Freundin Rückhalt. Dies hat mich sehr traurig gemacht, sollte doch gerade die Mutter stolz darauf sein und sie unterstützen. Ich hatte den Einruck, dass Willowdeans Mutter ihren alten Zeiten hinterhertrauert und gehofft hatte, dies durch Willowdean nochmals erleben zu können. Aber Willowdean hat sich zu einer sehr eigenständigen Person entwickelt und nicht zu einem Abbild der Mutter.

Es gibt so viele schöne Szenen in dem Buch, aber auch die Schattenseiten werden nicht außen vor gelassen. Mehr als einmal kamen mir die Tränen.

Die Autorin, selbst übergewichtig, wusste zu genau, wo die wunden Punkte sitzen. Doch schon allein mit ihrer Widmung "Für all die Mädchen mit den dicken Hintern" macht sie Mut und gibt ein bisschen Kraft.

"Dumplin'" ist für Schokoladen-Fans, für Dolly-Parton-Vernarrte, für Schönheitsköniginnen mit Mängeln und vor allem für die, die meinen, sie seien hässlich. Oh nein, dass seid ihr nicht! Ihr seid perfekt!

Fazit:
Ein Sieg auf ganzer Linie.

Bewertung vom 01.05.2018
Der Fährmann
Golden, Christopher

Der Fährmann


ausgezeichnet

Nachdem Janine ihr ungeborenes Baby verloren hat, muss sie ihr Leben wieder in geregelte Bahnen bringen. Unterstützung findet sie dabei von ihrer besten Freundin Annette und ihrem Ex-Freund David. Doch immer wieder quälen sie Albträume, in denen ihr ein Fährmann erscheint und ihr droht.
Auch David bekommt Besuch von totgeglaubten Personen, die ihm nach dem Leben trachten.
Als Janine und David wieder zueinander finden, nimmt die Gefahr zu und so suchen sie Unterstützung bei Father Charles, der ihre Geschichte nicht als Spinnerei abtut. Die Nachforschungen führen jedoch zu einem Ergebnis, dass nur auf eins hinführen kann: einer muss sterben, um den Albtraum zu beenden.

Schon das aufwendig gestaltete Cover lädt ein, das Buch bloß zu besitzen. Düster kommt es daher und der schwarze Buchschnitt macht den Einruck dann noch vollkommen. Der kurze, prägnante Eitel weckt noch mehr die Neugier und durch den Klappentext wird man quasi genötigt, sich dem Werk sofort zu widmen.
So ging es zumindest mir. Und ich kann nun endlich sagen: es lohnt sich! Denn was das Äußere verspricht, wird im Inneren gehalten.

Die Protagonisten Janine und David sind von Anfang an sehr sympathisch. Vor allem David, der sich als wahrer Gentleman entpuppt. Er ist zuvorkommend, hört zu, ist aufmerksam und hilfsbereit. Er denkt zuerst an andere, bevor er sich um sich selbst kümmert. Ihn quälen zwar auch düstere Geschehnisse aus der Vergangenheit, trotzdem versucht er mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben und vor allem eine logische Erklärung für das Unerklärliche zu finden.
Janine, die mit dem Verlust ihres ungeborenen Kindes zu kämpfen hat, wird von Albträumen gequält. Diese führen dazu, dass Janine ernsthaft an ihrem Verstand zweifelt. Sie versucht gegenzusteuern, doch kann sie teilweise nicht unterscheiden, ob sich alles in der Realität abspielt.

Was hinter allem steckt wird nur langsam aufgeklärt. Dabei bedient sich der Autor eines sehr bildhaften Schreibstils. Dadurch entsteht ein regelrechtes Kopfkino, das es einem möglich macht, sich ganz in der Geschichte zu verlieren.

Durch das düstere Szenario wird der Eindruck erweckt, dass alles aussichtslos erscheint. Nur ganz kleine Lichtblicke lassen Hoffnung entstehen.

Die Spannung zieht sich durch das ganze Buch und lässt auch keinen Augenblick nach. So fliegt man durch die Geschichte, leidet mit den Protagonisten und such selbst nach Antworten und Lösungen.

Die Vermischung der Realität verhindert aber auch, dass diese Geschichte im Einheitsbrei der Bücher untergeht. So hebt sich das Buch gewaltig ab und bietet dabei einen sehr großen Unterhaltungsgrad.

Dies wird auch durch die schönen Illustrationen im Inneren unterstützt. Hier wird das Düstere nochmals eingefangen und fürs Auge weitergegeben.

Mich persönlich hat das Buch sehr in den Bann gezogen. Jede freie Minute habe ich damit verbracht und hätte auch gut und gerne noch viel weiter lesen können. Umso gespannter bin ich auf das neueste Werk des Autors, der sich nun einen Favoritenplatz in meinem Bücherregal erarbeitet hat.

Fazit:
Pure Spannung, gute Unterhaltung und schöne Illustrationen - eine perfekte Mischung.

Bewertung vom 01.05.2018
Sieben Minuten nach Mitternacht - Buch zum Film
Dowd, Siobhan;Ness, Patrick

Sieben Minuten nach Mitternacht - Buch zum Film


ausgezeichnet

Conor ist 13 Jahre alt und glaubt nicht mehr an Monster. Allein vor seinen Albträumen fürchtet er sich. Und diese kommen jede Nacht, seit seine Mutter schwer erkrankt ist. Als um sieben Minuten nach Mitternacht jedoch ein Monster bei Conor auftaucht und ihm mit Geschichten seine Weisheit vermittelt will, weiß Conor, dass der Schmerz, der in ihm wohnt, etwas Gefährliches von ihm abverlangt. Doch was, muss er erst herausfinden.

Wenn man sich auf diese Geschichte einlässt, muss man darauf gefasst sein, dass die Emotionen über einen hereinbrechen. Bei mir war es so, denn was Conor in seinem jungen Alter erleben muss, sollte nicht sein. Die Mutter schwerkrank, muss Conor zu früh erwachsen werden. Wenn es seiner Mutter sehr schlecht geht, kümmert er sich um den Haushalt, macht sich und seiner Mutter essen. Regelmäßig geht er in die Schule und macht seine Hausaufgaben. Begleitet wird er dabei von neugierigen Blicken und Fragen von Schülern und Lehrern. Doch Conor gibt sich tapfer.

Schon allein dies hat mich unheimlich traurig gemacht, weil Conor, so tapfer und mutig er sich gibt, vollkommen auf sich gestellt ist. Er hat keinen, dem er sich anvertrauen kann, keinen, der ihm hilft, durch die Sache zu kommen.
Sein Vater ist nach Amerika gezogen, seine Großmutter interessiert sich nur für ihren eigenen Schmerz.

Doch dann taucht das Monster auf, sieben Minuten nach Mitternacht. Und Conor hat keine Angst. Sondern nur Fragen, die ihm leider noch nicht beantwortet werden.

Der Autor hat einen wunderbaren Schreibstil, so dass man sich mitten in der Geschichte befindet und auch mitleidet. Ich hätte Conor so gerne in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles gut wird. Dass er weiter tapfer sein und auch seine Gefühle zulassen soll. Dass er noch Kind sein soll. Dass er alles so toll macht und sich wunderbar um seine Mutter kümmert.

Doch leider kann ich dies nicht, deshalb konnte ich ihn nur begleiten auf seinem Weg. Unendlich traurig und mit vielen Emotionen gespickt erlebt man, wie sich Conor auf etwas vorbereitet, was sein Leben nachhaltig verändern wird.

Der Autor erzählt mit einfühlsamen Worten Conors Geschichte. Dabei schont er aber den Leser nicht. Die Krankheit der Mutter steht immer im Vordergrund und durch den Einblick in Conors Gedankenwelt erfährt man auch von seinen Ängsten, die er nach außen nicht richtig preis gibt.

Die Charaktere haben entsprechend des Themas auch viel Tiefe. Ebenso das Monster, das Conor erscheint. Es wirkt furchteinflößend, entwickelt sich dann jedoch ganz anders als gedacht.
Die Geschichte ist unendlich traurig. Und gleichzeitig wunderschön. Das Ende ist von vornherein bekannt, und doch ist es bitter, wenn man die letzte Seite gelesen hat.

Die Illustrationen im Buch sind noch mal das Tüpfelchen auf dem I. Denn sie unterstreichen die Geschichte auf eindrucksvolle Weise. Den zugehörigen Film habe ich noch nicht sehen können und ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich diesen sehen möchte. Wenn beim Buch schon solche Emotionen hochkommen, dann will ich nicht wissen, was laufende Bilder bewirken können.

Fazit:
Taschentücher bereit halten.

Bewertung vom 01.05.2018
The Shape of Water
Del Toro, Guillermo;Kraus, Daniel

The Shape of Water


ausgezeichnet

Mit eindrucksvollen Worten erzählen die Autoren die Geschichte der stummen Elisa, die als Reinigungskraft in einem Militärlabor arbeitet und per Zufall erfährt, dass dort ein Wesen gefangen gehalten wird, welches halb Mann, halb Amphibie ist.
Bei dem Buch handelt es sich um eine Liebesgeschichte. Jedoch um keine gewöhnliche. Denn die Zuneigung, die Elisa und das Wesen füreinander entwickeln, geht weit über das Verständnis vieler hinaus.
Bis es jedoch dazu kommt, wird in unterschiedlichen Strängen von unterschiedlichen Personen erzählt, bis am Ende alles zusammenläuft.

Zuerst lernen wir Richard Strickland kennen, der im Amazonas unterwegs ist, um dort den geheimen Auftrag des US-Militärs auszuführen, den Deus Brânquia zu fangen und nach Amerika zu bringen. Doch Strickland hat nicht nur diesen Auftrag auszuführen, sondern auch mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen.

Kurz darauf schwenkt die Geschichte zu Elisa über. Wir erfahren, wie sie lebt, was sie arbeitet und welche Gedanken in ihr vorgehen. Und dass sie stumm ist. Dieser Teil spielt eine sehr große Rolle in der Geschichte. Die Gebärdensprache, die Elisa benutzt, um sich zu verständigen, wird von nur wenigen Personen erkannt und so kann sich Elisa auch nur ihren engsten Freunden anvertrauen.
In einem anderen Strang begleiten wir Giles, Elisas Nachbarn, der als Künstler versucht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Leider kann er dies nur bedingt, denn seine Homosexualität wird von vielen nicht anerkannt und so ist es für ihn sehr schwierig, Geld zu verdienen. Doch mit Elisa verbindet ihn eine innige Freundschaft und die beiden können sich bedienungslos vertrauen.

In weiteren kleinen Sequenzen lernen wir auch Richard Stricklands Frau Elaine und deren Kinder kennen sowie Zelda, eine Kollegin und Freundin von Elisa.
Und natürlich den Deus Brânquia, der in einem Wassertank im Militärlabor gefangen gehalten wird.

Die Handlung packt einem von der ersten Seite an. Denn die Autoren haben eine Geschichte erschaffen, die von Anfang an das Kopfkino anspringen lässt. Da ich den Film noch nicht gesehen habe, hatte ich natürlich meine eigenen Bilder vor Augen. So konnte ich das Buch unverfälscht genießen. Wenn der Film nur ansatzweise so gut gemacht ist, wie das Buch geschrieben wurde, kann ich mich ja hier auch auf etwas freuen. Da dieser ja mit einem Oscar prämiert wurde, kann da ja nichts schief gehen.
Die Story ist ungewöhnlich, da sie die Freundschaft zwischen einer stummen Frau und einem stummen Wesen halb Mensch, halb Amphibie beschreibt. Die Ungerechtigkeit, die dem Deus Brânquia widerfährt, führt vor Augen, wie es draußen in der Welt zugeht. Und nicht nur zwischen „ungewöhnilchen“ Wesen, sondern vor allem zwischen den Menschen an sich.

Die Autoren gehen auch auf das gesellschaftliche Leben im Jahre 1963 ein. Die Diskriminierung der Rassen, das Nicht-Ernstnehmen der Frauen und die Anfeindungen, die Homosexuellen gegenüber an den Tag gelegt werden.
In dieser Geschichte kann man sich einfach fallen lassen, denn sie vermischt geschickt Phantasie und Realität miteinander. Die Charaktere haben viel Tiefe und zeigen auch mal ungewöhnliche Eigenschaften, die man ihnen anfangs gar nicht zugetraut hatte. So ergibt sich eine sehr ungewöhnliche Story mit vielen Emotionen und rührenden Momenten, mit Freundschaft und Liebe, mit Mut und der Konfrontation der Wahrheit.

Zeitweise hatte ich das Gefühl, mich tatsächlich im Jahr 1963 zu befinden, weil der Stil der Autoren einem die Geschichte so nahe bringt. Die Gefühle, die hervorgerufen wurden, haben mich zum Nachdenken gebracht. Wie würde ich wohl handeln, wenn ich an Elisas Stelle wäre? Könnte ich einem unbekannten Wesen vertrauen und gar eine Freundschaft aufbauen? Hätte ich den Mut, mich für dieses Wesen so sehr einzusetzen? Mein eigenes Leben in Gefahr zu bringen? Dies kann wohl wahrscheinlich erst beantwortet werden, wenn es wirklich so weit kommen würde.

Fazit:
Eine Liebesgeschichte, die zu Herzen geht.

Bewertung vom 05.04.2018
Heimweh-Blues und heiße Schokolade / Die Trabbel-Drillinge Bd.1
Janotta, Anja

Heimweh-Blues und heiße Schokolade / Die Trabbel-Drillinge Bd.1


ausgezeichnet

Franka, Vicky und Bella sind eineiige Drillinge. Klar, dass sie dies natürlich berühmt macht. Schließlich kommt so etwas nur 1 : 200 Millionen mal vor. Als ihre Mutter auf dem Land ein Bio-Hotel eröffnen will, wissen die drei, dass das bestimmt ganz schön öde wird. Und tatsächlich: mieses Internet, keine Freunde und zu dritt in einem Doppelbett, weil der Rest des Hotels eine Baustelle ist. Die Drillinge wissen jedoch auch, dass Zusammenhalt das Wichtigste ist und mit Schokolade und guten Ideen ganz sicher alles wieder gut wird.

Franka, Vicky und Bella sind etwas ganz Besonderes. Als Drilling geboren zu werden, ist eine Chance von 1 : 200 Millionen. Und da die drei wissen, dass sie besonders sind, nutzen sie dies auch zeitweise aus. So übernimmt z. B. Bella manchmal die Rollen der beiden anderen, wenn es um Prüfungen in der Schule geht. Ähnliche Aktionen führen auch mal dazu, dass etwas Verwirrung gestiftet wird.
Aber wenn es hart auf hart kommt, sind die drei ein Herz und eine Seele. Und wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können.

Aber auch ein Drilling braucht mal Abstand von seinen Geschwistern. Dies ergeht zumindest Franka so. Da sie die "Nette" der drei ist, ist es auch sie, die immer nachgibt oder hilft. Doch Franka will dies nicht mehr und versucht sich abzukapseln. Dies führt natürlich auch zu vielen Komplikationen.

Die Drolligen sind ein lustiges Gespannt und ergänzen sich auch gut. Der Computernerd Vicky, die Beauty-Queen Bella und die nette Franka, die mit ihren Kochfähigkeiten so manches Wohlgefühl verströmt. Vor allem Schokolade hat es ihr angetan und die verarbeitet sie in allen möglichen Variationen, bevorzugt jedoch in heißer Schokolade.

Und plötzlich werden die drei High-Society-Girls in das luftige Landleben gestoßen, wo ihre Mutter ein Bio-Hotel eröffnen möchte. Aber anstatt sich in das neue Leben zu fügen, trotzen die drei und versuchen mit aller Gewalt, sich ja nicht anzupassen. Bis Details aus dem alten Leben auf das Land dringen, und die drei plötzlich mit einigen Anfeindungen rechnen müssen.

Die Autorin beschreibt das Drillings-Leben zuerst als eine Art Party, bis alle drei merken, dass sie Abstand voneinander brauchen. Und so fangen sie an, ihre eigenen Wege zu gehen. Aber trotzdem merkt man immer die Verbundenheit, die bei den dreien herrscht.

Der witzige Schreibstil lässt einem durch das Buch fliegen und man begleitet die drei auf einem sehr ungewöhnlichen Weg zu einem neuen Leben.

Fazit:
Viel Trabbel mit den Trabbel-Drillingen.

Bewertung vom 22.03.2018
Die Klinge des Schicksals
Heitz, Markus

Die Klinge des Schicksals


ausgezeichnet

Die Spannung, die sich wie ein Faden durch die Geschichte zieht, war fast greifbar und ich hatte ein wunderbares Kopfkino was gerade die Landschaft, Orte und Personen anbetrifft.

Ungewöhnlich ist, dass es keinen jungen Helden bzw. keine junge Heldin gibt. Die Rolle der Klinge des Schicksals ist einer 60jährigen Frau auf den Leib geschrieben. Also eher das ältere Semester. Doch ist diese Frau alles andere als "alt". Sie ist kräftig, schnell und hat einen scharfen Verstand, der ihr mehr als einmal die Haut rettet. Durch eine Fügung des Schicksals ist sie dazu bestimmt, anderen zu helfen. Um dies zu können, wird sie - während sie schläft - an Orte gesandt, um dort das Schicksal zu erfüllen.

Dadurch ist Danestra natürlich im ganzen Land bekannt. So sehr, dass sie wie ein Star behandelt wird. Sie muss Autogramme geben und Hände schütteln und würde es Handys geben, müsste sie bestimmt auch für das ein oder andere Selfie herhalten. Diese Berühmtheit wird auch dadurch verstärkt, dass ein Schriftsteller namens Tintenfain schon etliche Romane über sie veröffentlicht hat. Nicht selten muss Danestra einen davon signieren (im übrigen eine schöne Anspielung auf die Berühmtheit des Autors und der Nachfrage für ein Autogramm). Nicht selten sind die fiktiven Romane über Danestra sehr romantisch angehaucht und dichten ihr auch schon die ein oder andere Affäre an.

Gleich von Anfang an ist man in der Geschichte drin und merkt auch bald, dass Danestra eine sehr vielseitige Frau ist. Im Vordergrund steht natürlich die Erfüllung des Schicksals, nicht selten begleitet vom Kämpfen. Doch auch die richtigen Schlüsse ziehen, ist für Danestra sehr wichtig. Das dies aber auch mal daneben gehen kann, macht sie weit mehr menschlicher und sympathischer.
Dies führt auch dazu, dass sie sich immer wieder neue Freunde macht, da man sie einfach gern haben muss. Der mütterliche Teil in ihr ist sehr groß (ist sie ja selbst Mutter von vier Kindern).

Die Geschichte wird abwechselnd aus Danestras Sicht sowie ihrem Sohn Mabian erzählt. Auch der Lehrling Quent kommt zu Wort, der seinen toten Meister in dessen Heimatland bringen möchte, um dessen letzten Wunsch zu erfüllen. Wie diese drei Personen alle verbunden sind, ergibt sich dann erst am Ende. Das geschickte Hinarbeiten darauf liest sich sehr faszinierend.

Der geschaffene Kontinent Nankan ist eine hochinteressant entwickelte Welt. Mutet sie doch mittelalterlich an, gibt es durchaus Dinge, die sehr modern erscheinen. Magie ist ein Teil der Welt und wird auch gerne eingesetzt. Doch dann gibt es auch das Electorum. Eine Art des Stroms, die dafür benutzt wird, verschiedene Maschinas zu betreiben. Aber auch Aggregatas, Pistolas, Elec-Büchsen und Batterias werden in die Story eingebaut.

Diese Mischung aus mittelalterlicher Fantasy-Welt mit modernen Aspekten hat mir sehr gut gefallen und ist auch etwas ungewöhnlich. Obwohl ich ein wenig an Steampunk denken musste, war es trotzdem anders.

Der Schreibstil ist gewohnt fesselnd und ich konnte auch oftmals den Humor des Autors in seiner Schreibweise erkennen. Durch ein auf der Leipziger Buchmesse (2017) geführtes Interview mit dem Autor hatte ich auch das Vergnügen, diesen Humor persönlich kennenzulernen.

Das Buch an sich ist natürlich auch wieder ein Hingucker. Der rote Buchschnitt verspricht schon eine blutige Geschichte, das Cover ebenfalls. Die Karte im Inneren ist wahrlich gelungen.

Fazit:
Mit der Klinge des Schicksals auf Abenteuerreise durch das wilde Nankan.

Bewertung vom 22.03.2018
Küsse zum Dessert
Ritter, Annell

Küsse zum Dessert


sehr gut

Toni Hoff, eigentlich Antonia von Hoff, möchte sich von ihrer adligen Familie etwas distanzieren und ihr Leben alleine auf die Reihe kriegen. Als Volontärin bei einem Werbeunternehmen möchte sie ihre Karriere starten. Doch sie wird immer wieder ausgebremst. Genauso gerät sie auch immer wieder an die falschen Männer.
Nur ihr bester Freund Philipp, der gleichzeitig ihr Nachbar ist, ist eine feste Konstante in ihrem Leben. Er ist Tröster, Lebensretter und Hundesitter für ihren Hund Napoleon. Außerdem ist er immer da, wenn sie ihn braucht. Doch auch dieser braucht Tonis Freundschaft, wenn er mal wieder wegen seiner heimlichen Schwärmerei für Tonis Freundin Nele in ein Tief gerät.

Zu allererst: Wenn man Hunger hat, sollte man dieses Buch nicht lesen! Es werden viele herrliche Köstlichkeiten angesprochen. Und Toni und Philipp sind auch ständig am Essen oder zumindest am Kochen. Von einfachen Gerichten bis hin zu speziell ausgeklügelten Variationen ist alles vertreten. Vielleicht wäre hier noch ein eigenes Kochbuch empfehlenswert.

Toni ist eine sehr chaotische junge Frau, die teilweise sehr naiv durchs Leben geht. Wenn sie jedoch merkt, dass die hintergangen wird, versucht sie mit Herzblut die Ungerechtigkeit zu "rächen", in dem sie mit Worten so einiges gerade biegt.
Sie hat das Herz am rechten Fleck, merkt jedoch teilweise nicht, was genau vor ihrer Nase so abgeht. Und so werden die Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, zu einem großen Haufen aufgeschüttet und plötzlich steht sie eben an dem Punkt, an dem sie einfach nicht mehr weiterkommt.

Gut, dass sie ihren Nachbar Philipp hat, der ihr mit Rat und Tat immer zur Seite steht. Auch wenn er selbst Probleme hat. So zum Beispiel die heimliche Schwärmerei für Tonis Freundin Nele. Er schreibt Gedichte, die er Toni vorliest und danach wegwirft, aus Angst, enttäuscht zu werden. Als Philipp genug von Tonis Männereskapaden hat, platzt ihm jedoch auch mal die Hutschnur.

Die Geschichte baut sich langsam auf. Man lernt Toni und Philipp kennen, wobei sich alles um Toni dreht. Sie ist der Mittelpunkt und sie ist es, mit der man leidet und lacht. Ihre Familie, die als Adel ein bisschen abgedreht ist (vor allem Mutter und Schwester), können nicht so ganz verstehen, warum sich Toni keinen vermögenden Mann mit guter Ausbildung sucht, sondern sich mit meist hippigeren Typen umgibt. Dies ist aber eher der Rebell in Toni und vielleicht auch etwas Rache an dem spießigen Leben, dass sie geführt hat. Hier hat mir gerade Tonis Vater sehr gut gefallen, der immer ein offenes Ohr für Toni hat und gute Ratschläge erteilt.

Die locker flockige Story plätschert am Anfang etwas dahin, doch dann nimmt sie Fahrt auf, weil auch noch etliche kleinere Überraschungen auftauchen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Toni war mir sehr sympathisch, weil sie einfach durch die chaotische Weise eben diesen Eindruck vermittelt. Sie wirkt wirr und unkoordiniert und trotzdem bekommt sie es irgendwie hin, ihr Leben zu meistern. Als sie endlich merkt, was genau so falsch läuft, ändert sie einiges und das ist bemerkenswert. Die Wendung, die sie hinlegt, ist gut überlegt und wird sie um einiges weiterbringen.

Ich hatte viel Spaß beim Lesen, vor allem, wenn es darum ging, wie Toni und Philipp miteinander umgehen. Der lockere Ton ändert sich im Laufe der Geschichte und bringt auch etwas Spannung rein. Da eigentlich von Anfang an klar ist, wie die Geschichte ausgeht, aber man ja natürlich wissen will, wie es denn zum Ende kommt, ist es interessant zu lesen, wie sich Toni und Philipp so anstellen.

Fazit:
Eine süße Love-Story für Zwischendurch mit ganz viel Herz und Rezeptideen.