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Giselas Lesehimmel
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Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 695 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2017
Ich, Eleanor Oliphant
Honeyman, Gail

Ich, Eleanor Oliphant


ausgezeichnet

Liebe. Hoffung. Ehrlichkeit. Diese drei Worte haben ein großen Stellenwert in Eleanors Leben. Vor allem die Hoffnung.

Eleanor arbeitet für einen Hungerlohn im Büro. Ihre Wochenenden verbringt sie einsam, mit genügend Wodka.
Ich fand Eleanor von Anfang an sehr rührend. Man merkt, dass irgendwas in ihrer Kindheit schiefgelaufen ist. Sie ist in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen. Als Leser tappt man ziemlich lange im Dunkeln, warum das so war.
Der Sprachschatz von Eleanor mutet wie aus einem Klassiker von Jane Austen an. Ich fand ihren Wortschatz ziemlich gestelzt. Jedoch hat er mich auch zum Lachen gebracht.
Eleanor ist eine Frau ende 20. Eine Gesichtshälfte ist durch Narben entstellt. Das Haus ihrer Kindheit brannte. Eleanor ist ein einsamer Mensch. Sie ist jedoch der Meinung, dass man mit sich allein leben lernen kann.
Das fand ich besonders traurig. Als sie einen Konzertgutschein gewinnt, verliebt sie sich auf Anhieb in den Sänger der Band. Er hat ihr einen Blick zugeworfen. Für Eleanor der Beweis dafür, dass der Sänger der Mensch ist, welcher ihr Leben verändern wird.
Ihre Klamotten sind normalerweise zweckmäßig. Schminke hält sie für überflüssig.
Doch, was tut man nicht alles, wenn man den Mann für´s Leben gefunden hat?
Ein neues Outfit lässt sie für den Moment selbstbewusster erscheinen.
Im Büro lernt sie den IT-Mitarbeiter Raymond kennen. Ein Typ mit Turnschuhen und einer unmöglichen Aussprache. Mails werden von ihm in Kurzsprache versendet. Der reinste Frevel für Eleanore. Zigaretten rauchend, mit zuviel Bauch wegen ungesunder Ernährung, und ohne Manieren beim Essen, erobert er langsam aber sicher das Vertrauen, der etwas merkwürdigen Eleanore.

Raymond gehört zu den Menschen, bei denen sich jeder angenommen fühlt. Seine legere Art und sein liebevoller Umgang mit der verklemmten Eleanore, haben mir sehr gut gefallen. Er hat erkannt, dass hinter Eleanores Fassade ein tieftrauriger Mensch steckt. Er ist der erste Mensch, der sich um die merkwürdige Frau bemüht.



Es gibt Menschen, die man wegen ihrer arroganten Art nicht leiden kann. Die andere stets bemängeln und dies auch offen zur Schau tragen.
Gail Honeymann hat das in ihrer Geschichte deutlich gemacht. Hinter der Fassade solcher Menschen herrscht oft ziemlich viel Verzweiflung. Depressionen haben die verschiedensten Gesichter.

Eleanor lernt von Raymond, das Leben anders zu betrachten. Die Verwandlung zu beobachten hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ihre Art zu sprechen hat bei mir regelrechte Lachkrämpfe ausgelöst.
Eleanor hegt viele Vorurteile, deren Ursprung in der Kindheit zu finden ist.

Der Schreibstil ist flüssig und aus der Sicht von Eleanore.
Eleanors Leben: Vor dem Feuer-nach dem Feuer!


Die Zitate in diesem Buch sind besonders köstlich mit der Reaktion der anderen Protagonisten darauf. Eleanor ist eine Frau, die trotz gewöhnungsbedürftiger Aussprache, Wertschätzung verdient hat.

Um es mit den Worten von Eleanor zu sagen: Ich erachte es als äußerst erstrebenswert, sich diese Geschichte zu Gemüte zu führen. Die Protagonisten haben trotz schlechter Manieren und mangelnden Schreibstils, ihre Berechtigung in diesem Werk.
Meine aufrichtigen Glückwünsche gelten der Debütiantin Gail Honeyman. Möge sie weitere Bücher in tadelloser Qualität schreiben. Mein Dank ist ihr gewiss.

Bewertung vom 01.05.2017
Fünf Tage, die uns bleiben (eBook, ePUB)
Timmer, Julie Lawson

Fünf Tage, die uns bleiben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kann man sich vorstellen, das eigene Ableben zu planen? Aus "Ein ganzes halbes Jahr" kenne ich das schon. Auch "5 Tage die uns bleiben" ist eine Geschichte, die mich hoffen ließ, dass es zu einem guten Ende kommt.

Mara leidet an der Huntington-Krankheit. Chorea Huntington ist eine erblich bedingte Erkrankung, die nicht heilbar ist. Es ist eine fortschreitende Krankheit des Gehirns, die für die Muskelsteuerung verantwortlich ist. Betroffene können im fortgeschrittenen Stadium ihre Bewegungen und Gesichtsmimik nicht mehr steuern. Im Endstadium kennen sie selbst ihre Ehepartner und Kinder nicht mehr.

Es handelt sich hier um zwei verschiedene Schicksale. In einem Forum hat Mara mit anderen Menschen Kontakt. Für Mara die letzte Bastion an Normalität. Sie erzählt jedoch nichts von ihrer Krankheit. Wenigstens ein virtueller Ort, bei dem sie sich noch normal vorkommt.
Scott ist Lehrer und kümmert sich gut um seine Schüler. In der Online-Selbsthilfegruppe fühlt er sich verstanden. Besonders von LaksMom. (Mara)! Er hat einen kleinen Jungen für ein Jahr bei sich und seiner Frau aufgenommen. Seine rauschgiftsüchtige Mutter ist erst mal für ein Jahr weggesperrt. Scott liebt den kleinen Curtis wie einen eigenen Sohn. Seine Frau ist nun endlich auch schwanger. Dann erfährt er, dass Curtis Mutter in 5 Tagen entlassen wird. Scott bleiben nur noch 5 Tage mit Curtis.
Die Kapitel werden abwechselnd von Mara und Scott in der dritten Person erzählt. Das Augenmerk liegt auf den 5 Tagen, die beiden noch bleiben.

Mara hat einen wunderbaren Ehemann. Tom liebt seine Frau wie am ersten Tag. Er hilft ihr, wo er nur kann. Erklärt Mara immer wieder, dass er sie auch dann noch liebt, wenn die Krankheit das Endstadium erreicht hat.
Für die erfolgreiche Anwältin ist das jedoch kein Trost. Sie will ihrer kleinen Adoptivtochter und ihrem heißgeliebten Tom nicht zur Last fallen.
Mara will keine Hilfe annehmen. Sie ist genervt von ihren Eltern, die stets Essen vorbeibringen und sich nützlich machen wollen. Auch ihre zwei Freundinnen, (Zwei Frauen,) versuchen zu helfen wo es geht.
Nach einem Vorfall mit Maras Tochter, steht für Mara fest: NOCH 5 TAGE!!!
Als Mara nicht mehr in der Lage ist Auto zu fahren, lernt sie einen Taxifahrer kennen.

Die Verbindung zu dem Taxifahrer fand ich sehr emotional. Er brachte sehr viel Geduld für seinen kranken Fahrgast auf. Mara begann zu akzeptieren, dass Hilfe annehmen ihr Leben bereichert.
Mara beginnt Hoffnung zu schöpfen. Hatte sie vielleicht nicht doch noch zwölf Monate? Noch ein Jahr, in dem sie Schulbrote schmieren und das Mädchen abends duschen konnte. Umarmungen, Tränen, Kichern, Ins Bett bringen. (Seite 40 auf dem Reader)

Ich habe gehofft, dass Maras Leben noch länger dauert als 5 Tage.

Fazit

5 Tage lang bei denen man gespannt ist, ob Mara ihr Schicksal annimmt.

Die Geschichte ist harte Kost. Die Krankheit HD einfach nur grausam. Ich konnte Mara gut verstehen. Ihr privates Umfeld war einfach tadellos. Freunde, Verwandte und ihr Ehemann Tom, versuchten ihr Rückhalt zu geben. Doch, möchte man anderen zur Last fallen? Kann eine erfolgreiche Anwältin sich damit abfinden? Will eine erfolgreiche Anwältin Hilfe für die ganz normalen Dinge im Alltag? Wie lange kann sie ungläubige Blicke ihrer Mitmenschen ertragen?

Was die Geschichte so schlimm macht ist die Tatsache, dass es keinerlei Heilung gibt. HD schreitet zügig voran. Mara bemerkte oft gar nicht, wie ihre Gliedmaßen verrückt spielten.
Mara wunderte sich oft über die Reaktionen ihrer Mitmenschen.

Ein sehr emotionaler Roman, der mich traurig gestimmt hat. Ich habe auf Heilung gehofft. War mit Mara verzweifelt. Wollte ihr helfen. Hab ihre Traurigkeit gespürt. Vor allem konnte ich sie gut verstehen.

Ich empfehle diese Geschichte all denen, die sich mit der Krankheit Chorea Huntington befassen wollen. Die Mara ein Stück weit begleiten wollen.
Die einen Lehrer kennen lernen wollen, der für seine Schüler mit Leib und Seele da ist.

Bewertung vom 18.04.2017
Den Mund voll ungesagter Dinge
Freytag, Anne

Den Mund voll ungesagter Dinge


ausgezeichnet

Nachdem ich in das Buch hineingelesen habe, war ich mir sicher, dass mir das Buch gefallen wird. Mit einer so emotionalen Story habe ich jedoch nicht gerechnet. Es gibt viele Bücher, die den Leser mit auf die Reise nehmen. Nur wenige Bücher haben es jedoch bisher geschafft, dass ich mich gefühlt habe, als wäre ich ein Teil davon. Mir ging der alte Schlage von Chris Roberts durch den Kopf: Du kannst nicht immer siebzehn sein. Das stimmt! Aber, bei "Der Mund voll ungesagter Dinge" war ich wieder siebzehn. 400 Seiten lang.

Sophie muss mit ihrem Vater von Hamburg nach München ziehen. Sie ist sehr unglücklich darüber. Ihr Vater Christian hat dort seine große Liebe gefunden. Sophie musste erst Abschied von ihrem besten Freund Lukas nehmen. Lukas hat seine große Liebe in Paries gefunden. Für Sophie ein schwerer Verlust. Lukas ist eigentlich das für sie, was man beste Freundin nennt. Sophie ist eine Einzelgängerin, mit vielen Gedanken im Kopf. Mit vielen ungesagten Dingen im Mund. Sie macht Dinge, die sie eigentlich nicht will. Lukas skypt mit ihr jeden Tag. Es ist für sie ein Ersatz, der sie mit Wehmut erfüllt.

Seit er weg ist, bin ich allein. Davor war ich einfach nur seltsam. (Seite 12)

Sophie verspürt Sehnsucht nach ihrer Mutter, die sie nie kennengelernt hat. Sie hat sie nach der Geburt verlassen. Sie kann nicht aussprechen, wie sie das mitnimmt. Sie erfindet Dinge, die sie mit ihrer Mutter erlebt hat.

Sophie möchte Christians Freundin hassen. Das ist gar nicht so leicht. Lena ist eine warmherzige Person, die ihr Freiraum gewährt. Lena buhlt nicht um Sophies Sympathie. Lena ist einfach nur feinfühlig. Lena tut das, was ihre eigene Mutter versäumt hat: Sie ist für sie da.

Ich mag Sophie sehr gerne. Sie ist eine direkte Person; jedoch vermeidet sie, die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. Sophie kann sich bei der Liebe nicht so fühlen, wie in ihrer Phantasie. Sophie tut Dinge, die sie eigentlich nicht mag.

Lena war mir von Anfang an sympathisch. Sie und ihre beiden Söhne, haben Sophie von Anfang an herzlich in die Familie aufgenommen. Bei Lena darf Mensch sein, wie Mensch ist.

Von Christian habe ich anfangs nicht viel gehalten. Er hätte seiner Tochter mehr helfen müssen. Ich verstehe, dass ein Chirurg wenig Zeit hat. Aber, mehr Mitgefühl hätte er Sophie schon entgegenbringen können.

Sophie freundet sich mit dem Nachbarsmädchen Alex an. Alex hat einen Freund. Alex und Sophie sind von einander fasziniert. Auf einer Party müssen sie sich beim Flaschendrehen küssen. Von da ab ist nichts mehr, wie es vorher war.


Alex und Sophie verbringen wunderschöne zwei Wochen im Mai. Mit dem Roller fahren sie durch München und zum Zelten an einen See.
Ich hatte stets das Gefühl, mit dabei zu sein. Ich habe gelacht. Ich habe geweint. Besonders bei einer Szene, so ziemlich am Schluss. Ich habe ein wunderschönen Klavierstück gehört.
Ich habe vielen Songs aus Sophies Playlist gelauscht. Die Musik und diese wunderbare Geschichte, haben mich an allem teilhaben lassen. Der Schreibstil ist magisch. Emotional und ohne übertriebene Rührseligkeit. Aus der Sicht von Sophie erzählt.

Die Autorin hat ein brisantes Thema aufgegriffen. Sie räumt mit Vorurteilen auf. Sie gibt der Thematik die Selbstverständlichkeit, die sie auch verdient hat. Ihre direkte Ausdrucksweise gefällt mir. Sie schafft das, ohne dabei taktlos zu werden. Ohne die Romantik zu zerstören. Die Ernshaftigkeit kommt voll zum Ausdruck. Der Sarkasmus von Sophie ist einfach nur köstlich.
Sophie gibt sich nach außen selbstbewusst und unnahbar. Es ist schwer, Schwäche zu zeigen, wenn alle denken, dass man stark ist. (Seite 290)

Ein Sommer in München mit Regen, Sonne, Lachen, Weinen und viel Liebe. Ein Sommer, der eigentlich nie vergehen sollte.

Bewertung vom 13.04.2017
Ein bisschen wie Unendlichkeit
Hapgood, Harriet Reuter

Ein bisschen wie Unendlichkeit


ausgezeichnet

Meine Meinung

Ich habe mich spontan in dieses wunderschöne Cover verliebt. Auf dem Foto sieht es nicht ganz so schön aus, wie es in Wirklichkeit ist.
Nicht nur das Cover ist schön. Auch die Geschichte ist einfach nur wunderbar. Mathematik und Physik sind ja nicht so mein Ding. Bei Gottie (Margot) Oppenheimer, dreht sich jedoch alles darum. Da kommen wir jetzt auch schon zu dem einzigen Kritikpunkt, den ich habe. Stellenweise haben mich Gotties Berechnungen genervt. Das intelligente Mädchen hat mich damit manchmal ganz schön durcheinander gebracht. Das dürfte für Leser, die Mathematik lieben, jedoch kein Problem sein.

Gottie hat ihre Mutter nie kennengelernt, da diese kurz nach der Geburt gestorben ist. Der Tod von ihrem Großvater hat sie in ein dunkles Loch gestoßen. Mit mathematischen Formeln ist sie bestens vertraut. Ihre Trauer überfordert sie jedoch maßlos. Ihr verrückter Großvater Grey war wie ein Vater für sie. Er konnte ihre Leidenschaft für das Universum und Mathematik verstehen. Wäsche schmiss er zum Trocknen auf den Apfelbaum im Garten.

Unglücklich verliebt zieht sich Gottie immer mehr zurück. Keiner versteht ihre Trauer. Die beste Freundin Sof wird ihr auch von Tag zu Tag fremder. Keiner weiß um ihre heimliche Liebe zu einem Jungen, der sie in ihrer schlimmsten Zeit im Stich gelassen hat.
Als ihr bester Freund Thomas von Kanada nach England zurückkehrt, empfindet Gottie wieder mehr Freude am Leben. Sie sieht die Sterne wieder leuchten. Mit Thomas verbringt sie wieder Zeit, auf dem heißgeliebten Apfelbaum.

Gottie war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Ihre Trauer um den Großvater hat ihr Leben zu einem dunklen Loch werden lassen. Ein Wurmloch, welches sie immer öfter in die Vergangenheit katapultiert hat. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie den Verstand verliert. Die Vermutung lag auch für mich nahe. Die hübsche 17 jährige verfügt trotz Trauer, über eine große Portion Humor. Den braucht sie aber auch, bei der skurrilen Familie. Sie ist der Meinung, die einzige Vernünftige im Hause Oppenheimer zu sein.
Die Familie Oppenheimer ist liebenswert und total verrückt. Ihr Bruder Ned spielt in der Band Finger Food. Ihr Vater ist ein liebevoller Mensch, der jedoch in seinem eigenen Universum zu leben scheint. Er arbeitet in der Bücherscheune, die Greys ganzer Stolz war. In dem Antiquariat fühlt sich auch Gottie wohl.

Fazit

Das Universum und seine zahlreichen Geheimnisse hauchen dem Roman eine eigentümliche Romantik ein. Eine Familie, bei der jeder für sich versucht, mit der Trauer umzugehen.
Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. War Teil des Universums, das Gottie in ihrer Geschichte erschaffen hat. Wollte wissen, was es mit dem Wurmloch auf sich hat. War jedesmal gespannt, in welchem Jahr sie gelandet ist.
Der Schreibstil mutet poetisch an. Es wird aus der Sicht von Gottie erzählt.
Das Meer, Sternenhimmel und ein Apfelbaum. Menschen mit Erkennungswert.
Ich verzeihe Gottie ihre mathematischen Berechnungen. Alles andere in dem Buch war einfach nur schön. Ein Tagebuch von Grey bringt Spannung in die Story.

Das Gottie H. Oppenheimer-Prinzip habe ich nicht ganz verstanden. Und irgendwie doch.
Die Berechnung des Weltschmerzes ... ich wusste gar nicht, dass es das gibt.
Aber eins weiß ich. "Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist eins der schönsten Jugendbücher, die ich je gelesen habe. Ein warmer Sommerregen und eine Portion Eis. Dazu eine zarte Liebe. Das macht jedes Universum zu etwas Besonderen.
Ob mir das Ende gefallen hat? Muss ich erst noch berechnen .... :-))))

Bewertung vom 13.04.2017
Richtig leben
Domian, Jürgen

Richtig leben


ausgezeichnet

Meine Meinung

Richtig leben! Wie lebt man richtig? Ich denke, auf diese Frage muss die Antwort jeder selber finden. Jürgen Domain hat darüber ein interessantes Büchlein geschrieben. Er erzählt auf eine mitreißende Weise. Er bringt persönliche Erfahrungen mit ein. Was mir besonders gut gefallen hat, dass die böse Stimme, die wir wohl alle im Kopf haben, auch zu Wort kommt. Da musste ich oft schmunzeln.
Jürgen ist vom "Zen" überzeugt. In die eigene Natur zu schauen, stelle ich mir nicht ganz einfach vor. Zen ist eigentlich nichts, was man richtig benennen kann. Ich würde dir gerne etwas anbieten, um dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.(Quelle wikibedia)

Besitz belastet eigentlich nur. Die Gier des Menschen kennt oft keine Grenzen. Hat man ein Haus, will man ein noch Größeres. Besser noch größer, als das Haus des Nachbarn. Das Ganze kann man auf alle Luxusartikel dieser Welt übertragen. Die Habsucht verhindert, dass man das genießt, was man hat.
Das unterschreibe ich so, wie es der Autor geschrieben hat. Handys, Facebook usw. verhindern eigentlich, dass wir im "Jetzt" leben. Kaum einer konzentriert sich noch auf eine Sache. Mit einer Freundin Kaffee trinken gehen kann da schon sehr anstrengend werden, wenn diese immer ein Auge auf ihrem Handy hat. Viele Menschen pflegen kaum Kontakte und vertrauen ihre Sorgen und Nöte Facebook an. TRAURIG!

Sich auf eine Sache konzentrieren verhindert, meiner Meinung nach, Langeweile.
Wenn ich esse, esse ich. Ohne Facebook, Handy und PC!
Wenn ich lese, lese ich. Ohne Fernsehen, Radio und Tablet!
Das kann man auch auf sämtliche Aktivitäten übertragen.

Stille! Wer verträgt die eigentlich noch? Wer genügt sich auch mal selber?
Die Themen in diesem Buch sind aktueller denn je.
Habgierigkeit, Narzissmus, Egomanie, Wolllust, Genusssucht und Bestätigung durch soziale Netzwerke. Vereinsamung in einer Zeit, wo zu jeder Tages- und Nachtzeit, fast die ganze Welt erreichbar ist.
Der Glaube findet auch Beachtung. Achtsamkeit verkommt mittlerweile zu einem Modewort. Der Sinn dahinter ist aber mehr als wertvoll.

Jürgen Domain ist in den Medien nicht unbekannt. Er war Moderator der Telefon-Talk-Sendung Domian. Einige Auszüge davon befinden sich im Buch.
Mir war der Autor vorher nicht bekannt, da ich nie fernsehe.

Fazit

Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben. Aber, ich überlasse es Euch, Domians wertvolles Büchlein zu genießen. Es birgt für Menschen, die sich mit Buddhismus befassen, nicht viel Neues. Zen ist eine Sache für sich. Nein! Es ist eigentlich gar nichts, das man benennen könnte.
Was für mich neu ist, die Gedanken im Kopf, die gerne jeder Einsicht widersprechen. So habe ich das bisher noch nicht gelesen.
Jürgen setzt sich mit den sieben Todsünden auseinander.
Er bietet den Menschen andere Sichtweisen an. Dabei hat man aber nie das Gefühl, dass er uns seine Meinung aufs Auge drücken will. Er befasst sich mit Zen, ist aber selber noch kein Meister darin.

Jürgen: Und wer tiefste Zufriedenheit darüber empfindet, dass er seinen eigenen Weg konsequent geht, der neidet dem anderen nicht sein Aussehen, ein besonderes Talent oder seinen gesellschaftlichen Rang. (Seite 92-93)

Böse Stimme im Kopf, erster Satz: Das willst du den Verlierern des Lebens erzählen?! (Seite 93)




Alles in allem ein ein stimmiger Ratgeber, den ich sehr gerne gelesen habe. Nicht bei Allem konnte ich beipflichten. Ein Rat den, den er einem jungen Mann gegeben hat, ist leider nicht hilfreich, wenn dessen Leben auf dem Spiel steht.

Danke Jürgen Domain

Mein Dank geht an den Penguin-Verlag, für die Bereitstellung des Buches.

Bewertung vom 10.04.2017
Ikigai
Miralles, Francesc;García (Kirai), Héctor

Ikigai


ausgezeichnet

Was bedeutet Ikigai? Warum gibt es Menschen, die weit über hundert werden?
Ikigai ist das Glück, immer beschäftigt zu sein. Damit kann ich dienen. Mir ist nie langweilig. Doch leider lebe ich nicht in einem kleinen Dorf, in dem übermäßiger Stress ein Fremdwort ist. Vielmehr zählt man in meiner Welt zu den Loosern, wenn man nicht täglich einen vollen Terminkalender vorzuweisen hat.
Aber, ich sehe einen Wandel. Immer mehr Menschen erkennen, dass es ein Leben außerhalb Facebook und vollen Terminkalendern gibt.

In diesem Ratgeber wird uns die Lebensweise der Japaner beschrieben. Ich dachte immer, gerade die Japaner wären ein Volk, dass zuviel arbeitet. Sie arbeiten tatsächlich viel, aber mit Freude. Nicht selten streicht ein Manager selber sein Büro, um bei dieser einfachen Tätigkeit abschalten zu können. Leider ist das aber auch in Japans Großstädten nicht immer der Fall.

In dem Dorf Ogimi gibt es die meisten Hundertjährigen. Sie fahren noch auf dem Fahrrad und legen oftmals weite Strecken zu Fuß zurück. Nach dem Frühstück arbeiten die Meisten in ihrem Garten. Sie ziehen selber ihr Gemüse. Die Ernährung dieser Menschen ist gesund. Fisch, selbst angebautes Gemüse und sogar Schweinefleisch stehen auf ihren Speisezettel.
Im Dorf wird viel getanzt und Spielabende veranstaltet. Dort ist keiner allein. Man trifft sich regelmäßig.
Ich konnte mir die Ortschaft bei den Bergen bildlich vorstellen. Die beiden Autoren haben mit Kameras und Aufnahmegeräten vieles festgehalten. Bei Wettkämpfen gegen die betagten Leutchen verloren. Ja, und ausgelacht wurden sie von den Rentnern auch. :-))) Ich habe mir das bildlich vorgestellt und musste auch lachen. Humor ist so ziemlich das Wichtigste, um ein gesundes und langes Leben zu führen. Tanzen lässt die Seele baumeln.




Bei uns in Deutschland reißt man ja Witze, über Rentner die arbeiten. In Japan zählt dies zu den Geheimwaffen für ein langes Leben. Sogar schwere körperliche Tätigkeit wird dort willkommen geheißen. Solange es die Gesundheit zulässt, wird dort geackert.
Der Gesundheitszustand auf der Insel Ogimi ist der beste Beweis für die Lebenseinstellung der emsigen Alten.
Es gibt fünf blaue Zonen. Dabei handelt es sich um Orte, bei denen die Menschen sehr alt werden.
1. Okinawa, Japan.
2. Sardinien, Italien
3. Loma Linda Kalifornien
4. Halbinsel Nicoya, Costa Rica.
5. Ikaria, Griechenland.

Alle fünf blaue Zonen haben eins gemeinsam: Die Menschen leben dort in Dörfern und sind auch im hohen Alter aktiv. Die Ernährung ist gesund. Es werden regionale Lebensmittel verzehrt.

Moai bedeutet in Japan Bindungen für ein langes Leben.

Die Interviews mit den betagten Leuten fand ich sehr aufschlussreich. Wer erwartet, dass die Geheimwaffen der Bewohner neu sind, irrt sich gewaltig. Eigentlich wissen wir ja, wie wir leben sollen um gesund alt zu werden. Die zehn Ikigai Regeln am Ende sind eine ideale Zusammenfassung.




Diesen Ratgeber empfehle ich gerne weiter. Er birgt zwar nicht viel Neues, ist aber wunderbar geschrieben.
Sanfte Sportarten wie Joga usw. erfreuen sich bei uns schon seit Jahren großer Beliebtheit.
Dieses Büchlein bringt uns die Sichtweisen betagter Menschen in Japan näher.
Vieles können wir auch in unseren Alltag integrieren. Manches ist jedoch für uns unmöglich, da wir nun mal nicht alle in einem Dorf leben. Nicht jeder kann sich sein Gemüse selber anbauen. Nicht jeder hat seinen Traumjob. Eins können wir jedoch machen. Versuchen unsere Einstellung zu ändern. Unser Ikigai zu finden. Ist es beruflich nicht möglich, dann eben in der Freizeit.
In den Großstädten Japans sieht es anders aus. Da dürfte bei vielen Menschen das Ikigai auf Eis gelegt sein. Nach meinen Infos gibt es dort sehr wohl Menschen, die sich fast zu Tode arbeiten. Selbstmorde sind da auch keine Seltenheit. Der Kampf um Kariere und Macht lässt sämtliches Ikigai vermissen. Schade!

Bewertung vom 05.04.2017
Black Memory
Clark, Janet

Black Memory


ausgezeichnet

Meine Meinung

Wer ist Freund-wer Feind?

Ein Boot vor der indonesischen Küste. Eine Frau die erwacht und nicht weiß, wer sie ist. Warum klebt ihr die Zunge am Gaumen? Warum hat sie Verletzungen, die bei jeder Bewegung starke Schmerzen verursachen? Warum klebt ihr überall Meersalz auf der Haut? Wer ist der Mann im Boot, der sie anscheinend aus dem Meer gefischt hat?

So beginnt dieser phänomenale Thriller, der mir eine schlaflose Nacht beschert hat. Knapp 400 Seiten habe ich auf einen Tag gelesen.
Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll. Am besten mit Clare.

Clare weiß nicht, wie sie nach Indonesien gekommen ist. Sie kann sich an nichts erinnern. Sie weiß noch nicht mal ihren Namen. Sie verfügt über eine sehr umfangreiche Bildung, an die sie sich komischerweise erinnern kann.
Clare wird eines Verbrechens beschuldigt und landet in einem Gefängnis, welches den Vorschriften in keinster Weise entspricht. Sie soll ein Kind entführt haben.
Dann wird sie von zwei Männern aus dem Gefängnis abgeholt. Einer davon ist angeblich ihr Mann.

Bei dieser Geschichte wusste ich nie, wer Clare gut gesinnt ist. Wer ist Freund-wer Feind?!
Ihr Mann Paul verheimlicht ihr viele Dinge. Sperrt sie in die Londoner Wohnung ein. Zu ihrer eigenen Sicherheit, meint er. Bei dem entführten Mädchen soll es sich um ihre Tochter Bonnie handeln.
Clare ist verzweifelt. Eigentlich müsste sie sich doch an ihr Kind erinnern. Sie versteht nicht, warum sie sich an ihre Fähigkeiten als Ärztin erinnern kann, ihr eigenes Kind jedoch im Dunklen bleibt. Bonnie hat angeblich seltene Fähigkeiten.
Ihr Suche nach Bonnie führt sie nach Italien.
Clare weiß nicht, wem sie glauben darf. Clare weiß noch nicht einmal, von wem sie eigentlich davonlaufen muss. Clare will unbedingt ihre Tochter finden. Für Clare beginnt ein Kampf um ihr Leben. Auch um das Leben ihrer Tochter? Genau diese Frage hat mich durch die Seiten rasen lassen!

Fazit

Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. Der Schreibstil ist flüssig. Die Geschichte wird aus der Sicht von Claire erzählt. Viele Menschen begegnen Claire auf der Suche nach Bonnie. Sie hat viele Freunde, die ihr helfen wollen. Doch sie muss erst feststellen, wem sie wirklich trauen kann.
Mir ging es wie Clare. Ich wusste Paul nicht einzuordnen. Einerseits kam er mir sehr liebevoll Clare gegenüber vor, anderseits befürchtete ich Clares größtem Feind in ihm. Jedes Mal wenn ich dachte, nun hat Clare jemand gefunden, der ehrlich zu ihr ist, hat eine Ereignis diese Hoffnung zunichte gemacht.
Claire muss schrittweise wieder Zugang zu ihrem Gedächtnis finden. Die Methoden, die man ihr anbietet, sind sehr gefährlich. Sie sucht in Florenz Hilfe. Teresa Terenzo ist Ärztin. Ich war sehr gespannt, ob sie Claire wirklich weiter helfen kann.
So ging es mir fast 400 Seiten lang. Hoffen und Bangen! Meine Vermutungen stellten sich nie als richtig heraus. Die letzten Seiten des Buches waren für mich Nervenkitzel pur.

Wenn wir uns nicht erinnern, können wir nicht verstehen. (E.M. Forster)

Ob mir das Ende gefallen hat? Nicht nur das! Der Thriller beginnt mit einer Spannung, die sich kontinuierlich aufbaut. "Black Memory" ist mein Thriller-Highlight 2017!
Ich bin gespannt, ob das noch zu toppen ist.

Danke Janet Clark

Bewertung vom 05.04.2017
La Lobas Versprechen / Diamantkrieger-Saga Bd.2
Belitz, Bettina

La Lobas Versprechen / Diamantkrieger-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Meine Meinung

In diesem Teil erleben wir eine Sara, die sich ihres inneren Kindes bewusst werden muss. Das geschieht auf eine Weise, wie sie emotionaler nicht sein kann.

Sarah erinnert sich an ein Leben, welches sie vor tausend Jahren in einem anderen Land als Kriegerin geführt hat. Jeden Morgen betrachtet sie den braungrünen Punkt in ihrem linken Auge, der nur für sie sichtbar ist.

Ihr ganzes Fühlen und Denken dreht sich um Damir. Sie weiß, dass ein Zusammensein mit ihm unmöglich ist. Sie spürt ihn nicht mehr und fühlt sich unendlich allein.
Die Wasserleitungen in ihrem Haus sind undicht. Glühbirnen zerplatzen. Kein Handwerker ist in der Lage die Ursache dafür zu finden.
Der Anwalt Goldwasser soll für sie Informationen zu ihrer leiblichen Mutter finden.
Goldwasser ist ein sehr herzlicher Mensch. Er rät ihr, die Vergangenheit ruhen zu lassen.
Weder die Vergangenheit noch die Zukunft sind so wichtig, wie sie von Menschen gerne betrachtet werden. Wichtig ist nur die Gegenwart. (Goldwasser Seite 16 auf dem Reader)

Goldwassers Hund reagiert stets mit Freude auf Sara, was eigentlich sehr ungewöhnlich ist.
Sara bringt La Loba etwas zurück, was sie in deren Haus entwendet hat. La Loba reagiert sehr liebevoll. Sara kann nicht verstehen, dass La Loba ihr niemals Vorwürfe macht.
Die Lektionen, die La Loba Sara erteilt, geschehen ohne erhobenen Zeigefinger und bringen Sara ihrem inneren Kind stetig näher. Besonders eine Einkaufstour der Beiden hat mich stark beeindruckt. Sie vermittelt ihr, dass jeder Mensch so handelt, wie er es für den Moment kann. Es gibt kein Schlecht oder Gut!

Mir hat Sara leid getan. Das Erwachen ist für sie ein mühevoller Prozess. In die Stille gehen fällt ihr nach wie vor nicht immer leicht.
Warum will niemand, dass ich esse? Was ist an mir, dass mich die Menschen nicht ernähren wollen? (Sara, Seite 35 auf dem Reader)
Sara muss lernen, in der Gegenwart zu leben. In der Gegenwart gibt es sehr wohl Menschen, die ihr Nahrung anbieten.

Sarah ist ständig müde. Ihr Körper schmerzt. Sie fühlt sich einsam. Sie kann nicht richtig schlafen. Wachen ist der richtige Ausdruck für ihre Nachtruhe. Und immer wieder Damir!
Die Satori ist wieder aktiv. Sarah empfindet La Lobas Übungsplan langweilig. Sie möchte endlich als Kriegerin anerkannt sein. Kein Mensch gibt ihr Antworten. Kein Mensch hilft ihr. Kein Mensch sieht ihre grenzenlose Einsamkeit. Der einzige Mensch der ihr helfen könnte ist Damir!

Dann zieht Damir ins Nachbarhaus. Er erklärt ihr, warum er sich noch nicht mit ihr treffen darf. Der Geheimbund der Diamantkrieger ist für Sara anders als erwartet. Dort beachtet Damir sie nicht. Beide haben einen Plan ......

Fazit

Ich habe schon einige Jugendbücher gelesen. Die Diamantkrieger Saga ist jedoch weit mehr als ein Jugendbuch. Der wertvolle Inhalt zeigt uns, wie wir meist selber unserem Glück im Weg stehen. Die Autorin hat sich in mein Herz geschrieben. Mich mit wundervollen Zitaten verwöhnt.
Der zweite Teil der Saga besteht überwiegend aus Dialogen zwischen La Loba und Sara. Sara erhält von ihrer Meisterin kaum Anweisungen. La Loba lässt sie einfach an ihrem Leben teilhaben. Sara muss verstehen lernen. Erkennen, dass die Antworten auf ihre Fragen bereits in ihr sind.
La Lobas Versprechen ist ein Buch, welches sehr ruhig daher kommt. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch. Protagonisten aus dem ersten Band konnten mich überraschen. Ungeahnte Wendungen verleihen der Story Spannung. Der Cliffhanger am Ende lässt mich dem dritten Teil entgegenfiebern.

So manch einer wird sich nun fragen, was dieser Inhalt mit einer Kriegergeschichte zu tun hat. Meiner Meinung nach sehr viel. Mal ehrlich ..... führen wir die größten Kriege nicht stets mit uns selber?

Danke Bettina Belitz