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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2010
Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim
Coe, Jonathan

Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim


ausgezeichnet

Dem Autor ist es zum wiederholten Male gelungen seine Leser mit einer packenden Geschichte zu fesseln. Maxwell Sim ist krank, Frau und Tochter haben ihn verlassen und er erkennt, zwar nur sehr langsam aber immerhin, sein Leiden - die Einsamkeit. Diese gipfelt darin, dass er Gespräche mit seinem Navigationsgerät beginnt. Indem Coe Humor und Ironie in die Beschreibung des Maxwell miteinfließen lässt, wird die Bestandsaufnahme des Zustandes unseres Romanhelden und der Leser mag selbst entscheiden inwieweit er sich mit einbezieht, noch gespenstischer und absurder.

Per Technik hat Maxwell viele Freunde. Der Umgang mit Facebook bereitet ihm keine Schwierigkeiten, bei einem Menschen jedoch aus Fleisch und Blut in der Realität, da sieht das schon ganz anders aus. In all seiner Einsamkeit sucht Maxwell den Weg zu seinem Vater. Dort erkennt er, dass das Miteinander reden sehr schnell verlernt werden kann. Ebenso einsam wie er zu seinem Vater gereist war, fährt er wieder zurück.

Jonathan Coe hält uns unsere eigene paradoxe und kaputt machende Gegenwart vor Augen. Mit Hilfe der Technik so meinen wir jedenfalls, müssten wir ständig erreichbar sein. Maxwell fällt auch auf diese These herein und landet in der Einsamkeit. Vorsicht - sie kommt schleichend, aber ist sie erst einmal da, kann sie einen Menschen zerstören, wie ein Computervirus das gesamte Programm.

Wie gut das der Autor dadurch bekannt geworden ist, dass er unverhoffte Wendungen in seine Storys einbaut, dass lässt für Maxwell hoffen.

Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, fühlte ich mich irgendwie ertappt. Es ist heute sehr schwer der Technik zu entfliehen. Jonathan Coe appelliert das vernünftige Maß an Technik zu erkennen. Es ist jetzt nach 22 Uhr soll ich noch einmal nach meinen Mails schauen, oder hat das Zeit bis Morgen?

Ich verstehe dieses Buch als den dringenden Appell über das Zulassen von Technik in unserem Leben nachzudenken. Wenn uns erst einmal die Email - Welle, die auch im Gewand von Facebook, Smartphones . . . daherkommen kann erwischt hat, gibt es oft kein entrinnen mehr. Maxwell weiß bescheid wie das ist wenn ein Mensch der Technik zum Opfer fällt.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2010
Ur-Gemeinde
Viola, Frank

Ur-Gemeinde


ausgezeichnet

Frank Viola ist vor 20 Jahren aus der Kirche so wie wir sie kennen ausgetreten. Er ist auf der Suche nach Gemeinde wie Jesus sie gemeint und gelebt hat. Er sieht uns vor einer "Revolution der kirchlichen Theologie und Praxis". Auch wenn uns die Revolution hier in Deutschland nicht erreichen wird, so hat der amerikanische Pastor im deutschsprachigen Raum doch bereits viele Anhänger.

Der Autor kann begeistern, weil er sich mit seinen Lesern ins gleiche Boot setzt. Er sucht mit seinem Leser gemeinsame Wege hin zur organischen Gemeinde. Frank Viola spricht oftmals in Bildern und wird sicher desöfteren auch mit seinen markigen Sätzen anecken: "Die meisten bekennenden Christen bemerken nicht, dass die zentralen Vorstellungen und Traditionen, die wir "Kirche" nennen, nicht im neuen wurzeln, sondern in den in nachapostolischer Zeit entwickelten Bräuchen."

Mit dem Autor dieses Buches würde ich sehr gern diskutieren. Vieles von dem was er schreibt könnte ich sofort unterschreiben, anderes lädt zur Diskussion ein. Glücklich der Leser der jemanden hat mit dem er über dieses Buch reden kann. Bei allem Reform - und Revolutionseifer von Frank Viola sollte er jedoch etwas behutsamer mit anerkannten geschichtlichen Fakten umgehen. Für mich ist es zum Beispiel neu, dass Jesus griechisch gesprochen haben soll (S.149 u.). Wenn Viola solche Dinge behauptet, dann erwarte ich, dass er mir mitteilt wie er zu dieser Erkenntnis gelangt ist.

Nach seinem Buch "Heidnisches Christentum?" legt der Autor mit diesem Buch ein weiteres Werk vor, dass keinen Christen kalt lassen kann. Frank Viola orientiert sich an Jesus, fasziniert uns Leser, weil er mitten aus unserem Alltag heraus schreibt und er leidet an der Institution Kirche wie so viele dies auch hier in Deutschland tun. Wenn Revolutionseiferer es aus geschichtlichen Gründen in Deutschland auch unmöglich sein wird je laut von Revolution zu sprechen, so sind die Bücher des Amerikaners doch ein äußerst wichtiger Beitrag für Diskussionen auch in Deutschland.

Der amerikanische Pastor hat drei Bücher geschrieben. "The Untold Story of the New Testament Church" ist sein erstes gewesen. Dieses wird Anfang 2011 auf deutsch erscheinen. Bleibt zu hoffen, dass dies dann wieder in gewohnter Qualität erscheint. In "Urgemeinde" haben sich doch zahlreiche Druckfehler beziehungsweise fehlende Wörter eingeschlichen. Nichtsdestotrotz ist "Urgemeinde ein äußerst spannendes und zu empfehlendes Buch.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2010
Die Melodie der Luft
Mengestu, Dinaw

Die Melodie der Luft


ausgezeichnet

Jonas ist der Held dieses Buches und er geht mir so schnell nicht wieder aus meinem Kopf. Er fährt die Strecke der Hochzeitsreise seiner Eltern nach. Diese ist dreißig Jahre her.

Der Sohn äthiopischer Einwanderer wird getrieben von der Suche nach seiner eigenen Identität. Er will wissen warum seine Eltern vor Jahrzehnten hier her kamen, was sie dachten und fühlten und welches ihre Hoffnungen waren in diesem fremden Land Amerika.

Im Alltag hat Jonas es mit Flüchtlingen und Asylbewerbern zu tun. Durch ihn bekommt der Leser einen sehr authentischen und schonungslosen Einblick in das Leben von Flüchtlingen. Auch wenn im Leben von Jonas nicht alles glatt läuft und er über eigene Lügen ins straucheln gerät, so bleibt mir dieser Mann in diesem vorliegenden Roman sympathisch und ängstlich frage ich mich, wäre er dies auch wenn er mir im wahren Leben begegnen würde? Oder würde ich mich dann hinter meine sichere Kulisse, die sicher auch aus Lügen und Ausreden besteht, verstecken?

Der tragische Held verliert mitunter die Gewalt über Realität und Fiktion. Seine Ehefrau gibt es eines Tages auf nach seiner Vergangenheit zu fragen. Zu seinen Eltern hat er fast keinen Kontakt mehr. Er verliert seine Arbeit.

In seiner Einsamkeit und Isolation entdeckt er seine schon immer vorhandene Angst vor Verlust. Diese Angst teilt er mit seinen Eltern und vielen anderen Flüchtlingen und ihren hier oder in Amerika geborenen Kindern.

Dieser Roman hat zweifellos etwas tragisches, etwas melancholisches an sich, aber der Realität zu liebe sollten wir uns diesem Buch stellen, auch schon allein aus dem Grunde, dass uns dieses Thema in Zukunft nicht wieder loslassen wird.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 15.11.2010
Das Lied der Novizin
Dunant, Sarah

Das Lied der Novizin


ausgezeichnet

Die in England und Italien lebende Autorin hat ihren bewegenden Roman für alle jungen Frauen geschrieben die unfreiwillig in einem Kloster leben mussten. Frauen wie Serafina, der Hauptfigur in diesem Roman, setzt Sarah Dunant mit ihrem Buch ein Denkmal der Gefühle.

Serafina muss ebenfalls ins Kloster gehen. Sie allerdings gibt sich nicht ergeben in ihr Schicksal, dass ihr die eigene Familie vorgegeben hat. Von Anfang an schmiedet Serafina Fluchtpläne und terrorisiert ihre Ordensschwestern mit denen sie nun zusammenleben soll.

Auch wenn die Autorin Ort und Kloster erfunden hat, spürt man auf jeder Seite, dass sie sehr gut recherchiert hat und die Atmosphäre jener Zeit eingefangen hat.

Dieser Roman der zurück in das 16. Jahrhundert führt, beschreibt die innere Zerrissenheit der Heldin dieses Buches. Mit ihrer reinen Sopranstimme verzaubert sie alle die ihr zuhörten. Aber immer noch träumt sie auch von ihrer Freiheit ihr Leben selbst bestimmen zu dürfen und von ihrer großen Liebe zu einem Mann.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2010
Was knarrt und raschelt in der Nacht?
Stansbie, Stephanie; Lovsin, Polona

Was knarrt und raschelt in der Nacht?


ausgezeichnet

Welche Mama, welcher Papa kennt das nicht? Das Kind wurde gerade ins Bett gebracht, Stille tritt ein und dann hört das Kind Geräusche die es den ganzen Tag über nicht hörte. Deshalb ist das Geräusch jetzt fremd und das Kind bekommt Angst.

Genau so ergeht es Moritz Maus im vorliegenden Buch. Völlig verängstigt liegt er unter seiner Bettdecke und hört ein "Hu huu . . ." und dann ist da plötzlich auch noch dieses "Tick, tack! Tick, tack!" Da bleibt Moritz Maus nur noch die Flucht. Er schnappt sich seine Bettdecke und seine Schmusekatze und begegnet im Haus noch mehr Geräuschen die ihn erzittern lassen.

Er läuft zurück in sein Bett und weint ganz laut. Als Mama Maus dann kommt und ihm die vielen Geräusche erklärt und etwas von der Eule, vom Wecker und . . . erzählt, da ist die Angst von Sohn Moritz dahin und er schläft erleichtert ein.

Dieses Bilderbuch mit seinen echten Geräuschen geht sehr schön auf Alltagssituationen von Kindern ein und zeigt wie man solche Angstsituationen lösen kann. Eltern wünschen sich mehr solcher Bücher in dieser Qualität.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2010
Die Deutschen von Karl dem Großen bis Rosa Luxemburg
Knopp, Guido; Brauburger, Stefan; Arens, Peter

Die Deutschen von Karl dem Großen bis Rosa Luxemburg


ausgezeichnet

Mit diesem Buch führen ZDF und Verlag ein Projekt weiter, dessen übergroße Resonanz überraschte. Es zeigte einmal mehr, dass die Deutschen an ihrer Geschichte sehr interessiert sind.

Es fällt auf, dass dieser Band nicht möglichst viele Themen anreißt, sondern das jeweile behandelte Thema wird tiefgreifend behandelt, aber immer noch so, dass jeder Laien gut folgen kann. Themen sind:

Karl der Große und die Sachsen

Hildegard von Bingen und die Macht der Frauen

Friedrich II. und der Kreuzzug

Karl IV. und der Schwarze Tod

Thomas Müntzer

August der Starke und die Liebe

Karl Marx und der Kommunismus

Ludwig II. und die Bayern

Rosa Luxemburg und die Freiheit

Gustav Stresemann und die Republik

Bei all diesen Themen ist die übersichtliche Gestaltung und die zeitliche Einordnung perfekt. Das Thema wird jeweils in einen Kontext gestellt, so dass es nicht in einem geschichtslosen Raum steht. Fortlaufend durch das gesamte Buch befindet sich am unteren Seitenrand eine Zeitschiene die auf alle wichtigen Ereignisse vom 3. Jahrhundert bis zum Todesjahr Gustav Stresemanns 1929 hinweist. Die gute Ausgewogenheit von Text und Foto garantiert auf buchstäblich jeder Seite eine aufgelockerte Atmosphäre und überfordert auch den jugendlichen Leser nicht.

Geschichte so präsentiert zu bekommen macht nicht nur neugierig, sondern fordert heraus zum eigene Meinung bilden und eigenen Standpunkt erarbeiten. Geschichtspräsentation in dieser Qualität findet man in Deutschland selten. Dieses empfehlenswerte Buch setzt Maßstäbe !



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.