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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2020
So wird meine Leber wieder schlank!
Pfeifer, Daniela;Biechl, Christina

So wird meine Leber wieder schlank!


ausgezeichnet

Interessant und aufschlussreich

Eine nichtalkoholische Fettleber ist ein Problem, welches hauptsächlich die Ursache in Ernährungsfehlern hat. Die Autorinnen und Diätologinnen Daniela Pfeifer und Christina Biechl geben uns mit diesem Ratgeber ein gutes Handwerkszeug, um gewohnte Abläufe zu hinterfragen und sukzessive umzustellen. Denn nur so kann eine kranke Leber sich wieder erholen. Wie das funktionieren soll und welche Fehler man vermeiden sollte, erklären die Autorinnen genauestens.

Wissenschaftliche Erkenntnisse, Low-Carb-Ernährung kombiniert mit TCM sollen eine Entgiftung möglich machen. Anfangs wird das Organ und dessen Funktionen detailliert beschrieben, es wird erklärt was ein TOFI (Thin outside fat inside) ist und ein Selbsttest angeboten. Ebenfalls findet man in dem Buch viele Tipps für eine Ernährungsumstellung, Hinweise für bestimmte Lebensmittel und ergänzend noch „Wohlfühltipps“, wie beispielsweise Leberwickel. Ein großes Kapitel beschäftigt sich mit den Rezepten für eine gesunde Leber, wo man viele Tipps für Frühstück, Hauptgerichte und Süßspeisen entdecken kann. Und hier finden sich viele einfache, leicht umsetzbare Rezepte, die auch in den Alltag einfach zu integrieren sind.

Zuletzt werden noch die besten Tipps für eine gesunde Leber angeboten: Alltagstipps, Prinzipien zur Ernährungsumstellung, den täglichen Proteinbedarf als übersichtliche Tabelle und zusätzlich noch Fachbegriffe, die kurz erklärt werden.

Ein aufschlussreiches Buch, das auch für den Laien verständlich ist und leicht umsetzbare Tipps für den Alltag enthält. 5 Sterne

Bewertung vom 29.02.2020
Geißel der Menschheit
Russell, Edward Baron of Liverpool

Geißel der Menschheit


ausgezeichnet

Gegen das Vergessen

Auch wenn man sich bereits mit den Naziverbrechen auseinandergesetzt hat, ist man immer wieder schockiert, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. Im Vorwort heißt es beispielsweise: „Dies war die Zeit, in welcher Hitler das Reich, wie er selbst sagte, in seiner Handfläche hielt, als Nazibehörden jede Bewegung des Einzelnen kannten, wo in jeder Straße ein Spion war und ein Spitzel in fast jedem Haus.“
Was man den Nazis nicht nachsagen könnte, war Schlamperei. Sie planten ihre Grausamkeiten mit Akribie und dokumentierten diese auch. Und obwohl vieles in den letzten Kriegstagen vernichtet wurde, gibt es immer noch genügend Beweise, um diverse Publikationen vorlegen zu können.

Der Autor Edward Russel, Lord Russell of Liverpool war Gesandter und Generalanwalt der Britischen Rheinarmee und gehörte zu den Hauptrechtsberatern während der Kriegsverbrechertribunale nach dem Zweiten Weltkrieg.
Mit diesem Buch gibt er einen detaillierten Überblick über diverse Verbrechen (und da gehört nicht nur die Judenverfolgung dazu) und analysiert diese:
Die Instrumente der Hitlertyrannei
Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen
Kriegsverbrechen auf Hoher See
Misshandlung und Ermordung der Zivilbevölkerung im besetzten Gebiet
Zwangsarbeit
Konzentrationslager
Die „Endlösung der Judenfrage“

Dass das Buch keine einfache Lektüre ist, versteht sich von selbst. Dass es eine wichtige Lektüre ist, auch. Geheime Dokumente, Augenzeugenberichte und Akten aus diversen Archiven geben einen Überblick über die Grausamkeiten – und es liest sich zum Teil wie das Drehbuch zu einem Horrorfilm. Man muss sich wirklich ins Gedächtnis rufen, dass diese Verbrechen von Menschen an ihren Mitmenschen begangen wurden. Hinrichtungen, Experimente an Gefangenen, das systematische Misshandeln der Zivilbevölkerung – und das alles fernab von den Gesetzen des Krieges.

„Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt es eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft.“

Ein Buch, das Aufmerksamkeit verdient. Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 25.02.2020
Sie sprechen ja Deutsch!
Akbaba, Eser;Pettinger, Jürgen

Sie sprechen ja Deutsch!


sehr gut

Sie spricht eben nicht nur Deutsch – aber auch

Wer kennt sie nicht? Eser Akbaba ist eine sympathische Wettermoderatorin mit Migrationshintergrund und Österreicherin. Ich freue mich immer, wenn ich sie am Bildschirm sehe – bewundere ihre Haare und finde, sie verbreitet einfach gute Laune.

Im Buch „Sie sprechen ja Deutsch!“ erzählt sie uns ihre Geschichte. Von den Anfängen ihrer Eltern als Gastarbeiter aus Anatolien, die Schwierigkeiten der Anfangsjahre. Sie spricht offen darüber, dass ihre Mutter zeitlebens keine Chance hatte, eine Schule besuchen zu dürfen und lesen und schreiben zu erlernen – und wie wichtig es ihr daher war, dass ihre Kinder eine ordentliche Bildung erhalten. Wie wichtig es für ihre Mutter war, dass das Nesthäkchen Esra maturiert und studiert.

Sie erzählt aber auch von ihrem Weg dorthin, vom Wechsel in die Hauptschule als sie fürs Gymnasium anscheinend nicht gut genug war. Oder von den Behördengängen für ihre Familie, die dahingehend auch heute noch Unterstützung benötigen. Schön finde ich, dass die Geschwister untereinander immer jemanden finden, dem sie voll und ganz vertrauen können. Für Esra ist es ihre Schwester, die für sie früher ein Mutterersatz war, während ihre Mutter arbeiten musste.

Ich finde, es ist eine schöne Geschichte und habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Die Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund konfrontiert sind, muss man sich so manches Mal wieder vor Augen führen.
Auf jeden Fall freue ich mich bereits wieder aufs Wetter und auf Eser. Gerne vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 23.02.2020
Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6
Slupetzky, Stefan

Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6


ausgezeichnet

Leider nahe an der Realität, geht unter die Haut …

Mittlerweile ist es der fünfte Fall, den Leopold Wallisch, genannt Lemming und sein Freund Chefinspektor Polivka zu lösen haben. Dieses Mal begeben sich die beiden in die Tiefen des Internets, machen Erfahrungen mit Shitstorm, Hass im Netz, Social-Media-Gepflogenheiten und den Abgründen der Gesellschaft.

Lemming ist Ex-Polizist und derzeit Nachwächter im Tiergarten Schönbrunn, er ist aber auch Ehemann und Vater und freut sich über die Freundschaft seines Sohnes Ben zum kleinen Mario, den alle Welt Lol zu nennen scheint und der ansonsten keine Freunde hat. Als Lemming mit Mario gemeinsam in der Straßenbahn fährt, erhält dieser eine Nachricht auf seinem Smartphone. Plötzlich springt Mario auf, rennt aus der Straßenbahn. Doch bevor der Lemming den Kleinen erreicht, springt dieser von einer Bücke auf eine gerade einfahrende U-Bahn. Der Lemming ist geschockt ob des Vorfalls, hat aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung was alles „besorgte Bürger“ durch unzureichende Informationen, Wichtigtuerei und Hass auf die Gesellschaft alles anrichten können.

Der Autor Stefan Slupetzky schreibt mit einer unglaublichen Präzision über die politischen Ereignisse, über aktuelle Vorkommnisse und die Unzulänglichkeiten im Internet. Dies alles wird eingeflochten in die „Ermittlungsstrategien“ der beiden Freunde, wobei der Lemming einiges an Nachhilfe zum Thema Social Media erhält.

Trotz der humorvollen Schreibweise merkt man wie wichtig dem Autor Themen wie Populismus oder auch die Flüchtlingspolitik der vergangenen österreichischen Regierung sind. Mit Sprachkunst, Wortwitz und viel Empathie gelingt dem Autor somit ein lesenswerter Kriminalroman, den ich sehr gerne gelesen habe.

Ein geistreiches, tiefgründiges Lesevergnügen, das ich jedem nur empfehlen kann. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 23.02.2020
Das Diamantcollier
Mucha, Martin

Das Diamantcollier


sehr gut

Komplexe Geschichte

Arno Linder, Professor für klassische Philologie an der Uni Wien freut sich auf die Sommerferien mit seiner Frau Laura und den beiden Kindern. Als Lauras Freundin Irene auftaucht, seine Frau ihn bittet, Irenes verschwundenes Diamantcollier zu suchen, ahnt Arno nicht, dass auch seine Ehe auf unsicheren Gewässern schippert.

Arno Lindner, ehemaliger Kleinganove, taucht in die Wiener Unterwelt ein, kurbelt seine früheren Kontakte an, um die Klunker Irenes zu finden. Doch nicht nur ein verschwundenes Diamantcollier (existiert es nun oder doch nicht?) und seine untreue Frau beschäftigen Arno, auch eine verschollene Leiche und alte Familiengeschichten ziehen Arno in den Bann.

Für mich war es der erste Fall, den ich mit Arno Linder gelesen habe, somit konnte ich auch seine Entwicklung vom Kleinganoven zum braven Ehemann und Vater nicht miterleben. Doch durch Rückblicke und den Einblick in die Wiener Unterwelt, tappt man nicht so ganz im Dunkeln, welche Vorgeschichte Arno Linder bereits hat.

Der Schreibstil Martin Muchas ist etwas gewöhnungsbedürftig. Wem der Wiener Dialekt nicht ganz so vertraut ist, dürfte sich teilweise etwas schwer tun beim Lesen.

Bei der Jagd Arnos quer durch Wien bekommt man noch eine Stadtführung zusätzlich, die von prunkvollen bis hin zu verfallenen Gebäuden alles herzeigt.

Ein unterhaltsamer, lesenswerter Krimi, den ich ganz gerne gelesen habe. 4 Sterne

Bewertung vom 22.02.2020
Steirerstern
Rossbacher, Claudia

Steirerstern


ausgezeichnet

Gefährliches Business

Bereits den zehnten Fall sollen Sandra Mohr und Sascha Bergmann gemeinsam lösen. Dieses Mal werden die Ermittler ins Murtal gerufen, um einen Treppensturz zu klären. Unfall oder Mord? Dieser Frage müssen sich die Ermittler stellen, wobei Bergmanns Sohn David gleich von Beginn an überzeugt ist, dass es sich um Mord bei seinem Freund Luigi handelt.

Die junge Sängerin Jessica Wind zeigt sich nicht sonderlich berührt vom Tod des Bandmitglieds und gerät gleich mal unter Verdacht. Doch schließlich wird auch sie vermisst. Hat ein besessener Stalker seine Hände im Spiel? Oder Manager Charlie, für den die Show einfach immer weitergehen sollte – doch für Jessica ist er genauso austauschbar wie die Mitglieder ihrer Band. Dies musste On-Off-Bassist Niko am eigenen Leib erfahren. Doch wer hatte einen Grund Luigi zu töten?

Sandra und Sascha laufen wieder zur Höchstform auf während sie in der heimischen Musikszene so manches ergründen, was nicht ganz rund läuft. Neid, Egoismus, Missgunst scheinen dort an der Tagesordnung zu stehen.

Wie auch in den Vorgängerbänden ist es auch dieses Mal der Autorin Claudia Rossbacher gelungen, einen brisanten, spannungsgeladenen Krimi zu schreiben. Die beiden Hauptcharaktere Sascha und Sandra sind mir mittlerweile sehr vertraut und auch Saschas Macho-Sprüche scheinen etwas reduziert zu sein. Wenngleich Sandras Freundin Andrea eine ganz andere Theorie dazu aufstellt…

Aber die Autorin hat sich dieses Mal einen sehr gemeinen Cliffhanger einfallen lassen und lässt uns mit einer Schreckensnachricht im Ungewissen. Ich hoffe, dass die Fortsetzung bald zu lesen sein wird.

Alles in allem bekommt man mit den Steirerkrimis immer einen spannenden Fall, sympathische Ermittler, viel Lokalkolorit und etwas Einblick in eine Branche. So finde ich auch diesen 10. Jubiläumsband gelungen und vergebe gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 19.02.2020
Wie eine zufällige Begegnung
Marchner, Günther

Wie eine zufällige Begegnung


gut

Leider teilweise langatmig

Zwei Frauen wollen die letzten schönen Herbsttage im Süden verbringen und landen in einem Gasthof, in dem sie zufällig auf eine Aktenmappe stoßen. Eine der beiden, Marija, wird dadurch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert – sie taucht in die Erinnerung ein an einen Mann, den sie aus ihrem Gedächtnis streichen wollte. Zu groß war die Enttäuschung, die sie zu ertragen hatte. Doch es geht nicht nur um eine enttäuschte Liebe, es geht vielmehr um ein Eintauchen in einen Topf der Erinnerungen. Marija hatte als Tochter einer jugoslawischen Gastarbeiterfamilie Anfang der 1990er Jahre in ihrer Familie zu kämpfen. Plötzlich standen Dinge wie Herkunft, ob Serbe oder Kroate, ob Kampf, Krieg oder Heimat in einem krassen Gegensatz zu ihrem bisherigen Denken. Ihr damaliger Freund, ein österreichischer Student, ist mit der Entwicklung in der Politik und der Beziehung überfordert was dazu führt, dass die beiden sich aus den Augen verlieren.

Der Autor Günther Marchner, Historiker und Politikwissenschaftler, hat in seinen ersten Roman sein umfangreiches historisches Wissen gepackt und gibt einen bewegten Einblick in die Jugoslawienkrise, die Partisanenkämpfe, in das Küstenland rund um Triest, den Isonzo und vieles mehr. Diese Themen fand ich äußerst interessant zu lesen, doch ansonsten waren die langen Monologe etwas langatmig und anstrengend.

Kein Buch, das man schnell nebenbei liest, sondern das die volle Aufmerksamkeit braucht. Grundsätzlich ein interessantes Thema, trotzdem konnte ich nicht vollumfänglich eintauchen in diese Geschichte, musste mich immer wieder aufraffen, um weiterzulesen. 3 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2020
Oberösterreich erleben
Leitner, Josef

Oberösterreich erleben


ausgezeichnet

Besondere Entdeckungsreise

Der Autor Josef Leitner, Theologe, Germanist, Jurist und Kolumnist einer österreichischen Tageszeitung erkundet regelmäßig mit dem „Pepimobil“ besondere Orte der Natur und Kultur in Oberösterreich.

In dem Buch „Oberösterreich erleben“ zeigt er uns 77 unterschiedliche Touren durch die verschiedenen Viertel: Mühlviertel, Traunviertel, Salzkammergut, Innviertel, Hausruckviertel, Zentralraum. Vieles kennt man, einiges entdeckt man und über so manches staunt man – der Autor schafft es auf jeden Fall, den Blick auf die Besonderheiten zu legen, seien es Kraftplätze, Kultstätten, Orte, die Anekdoten vorzuweisen haben. Seien es Wasserfälle, Seen, Flüsse oder Tradition und Brauchtum. Vieles wäre nicht mehr erhalten ohne den unermüdlichen Einsatz unzähliger Freiwilliger, die dafür sorgen, dass solche Kleinode bleiben und geschätzt werden können. Vorschläge gibt es viele in diesem Buch – entdecken muss man schon selber und sich aus der Wohlfühlzone rausbewegen.

Spannend beispielsweise ist die „Wasser-Roas“ am Attersee: 44 Tage benötigt das Wasser von dort, bis es im Schwarzen Meer ankommt. Oder wussten Sie, dass der Komponist Gustav Mahler der erste Radtourist am Attersee war? Und wer noch nie mit dem Rad im Reichraminger Hintergebirge war, hat wirklich etwas versäumt. Doch man könnte auch in Steyr das Erste Österreichische Weihnachtsmuseum besichtigen oder dem Salzbergwerk in Altaussee einen Besuch abstatten. Oder man besteigt die 157 Stufen des Stadtturms in Enns (der ältesten Stadt Österreichs) und erfährt, dass die Türme mit dem Lösegeld errichtet wurden, das Richard Löwenherz für seine Freilassung bezahlen musste.

Die Vielfalt der einzelnen Regionen zu erkunden kann ein Abenteuer sein, wenn man sich darauf einlässt. Der Autor gibt auf jeden Fall viele Ideen und Hinweise – diese muss man nur nutzen. 5 Sterne für diese tollen Tipps.

Bewertung vom 19.02.2020
Die schönen Mordschwestern
Preitler, Franz

Die schönen Mordschwestern


ausgezeichnet

Eine gruselige Geschichte

Im Mürztal (Steiermark) 1906: Die vier Huber-Schwestern verlassen nach und nach ihr Heimatdorf um in der Großstadt Wien das Glück zu suchen. Als die jüngste Tochter Josefine zum Leidwesen des Vaters nach Wien geht, prophezeit er ihr, dass sie dort ihr Unglück finden wird. Hätte Fini gewusst, wie Recht er damit hat, wäre ihre Entscheidung wohl anders ausgefallen.

Anfangs hilft Gusti der jüngeren Fini um Fuß zu fassen in der großen Stadt, doch Gusti hat sich verliebt und schämt sich ihrer ärmlichen Herkunft – so verheimlicht sie ihrem Freund, dem Opernsänger Joseph Pokorny, dass sie eine Schwester hat. Während sich Fini mehr schlecht als recht durchbringt, ist Gusti damit beschäftigt, Geld aufzutreiben, um den Wünschen des Herrn Opernsänger gerecht zu werden. Immer enger wird es für die beiden, doch als Fini die Bekanntschaft der vermögenden Maria Müller in einem Kaffeehaus macht, schmieden die beiden Schwestern einen perfiden Plan. Maria Müller wird schlussendlich ermordet aufgefunden, die beiden Huber-Schwestern verurteilt. Doch so ganz genau weiß man nicht, wer denn nun die Tat begangen hat. Gusti wird jedenfalls zum Tode verurteilt und Fini kommt für 5 Jahre in ein Gefängnis.

Als Fini nach der Haftstrafe wieder nach Wien kommt, trifft sie mehr oder weniger zufällig wieder auf den Opernsänger Joseph Pokorny, der sich mittlerweile für jede Stadt, in der er gerade verweilt, einen anderen Namen zugelegt hat. Immer noch bestreitet dieser sein Leben durch Betrügereien und Heiratsschwindel. Außerdem möchte er aus dem Mordfall von damals ein Buch veröffentlichen lassen, um seinen Namen reinzuwaschen. Dafür setzt er seine aktuelle Heirats-Kandidatin auf Fini an, um herauszufinden was tatsächlich im Raxental damals passierte.

Der Autor Franz Preitler gibt uns mit dem sehr gut recherchierten Kriminalfall einen Einblick in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Wie schwer es war, in der Großstadt Fuß zu fassen und wie viele daran gescheitert sind. Auch kann man Gusti keinen Vorwurf machen, dass sie dem Heiratsschwindler auf den Leim gegangen ist – sie hatte als Mädel vom Land sicherlich keine Menschenkenntnis und konnte sich vermutlich in ihren schlimmsten Träumen nicht vorstellen, wozu manche Menschen fähig sind.

Das Buch erzählt abwechselnd aus den Perspektiven der Hauptakteure und gibt so einen guten Einblick und zeigt die Komplexität des Falles auf. Ebenso bleibt die Spannung bis zuletzt aufrecht und man kann sich denken, dass es hier noch zu einem besonderen Finale kommt.

Der Schreibstil Preitlers ist der damaligen Zeit angepasst und manches Mal für heutige Leser etwas schwerfällig zu lesen. Doch nach einigen Seiten ist man mitten in der Geschichte und kann nicht mehr loslassen.

Ein historischer Kriminalfall, der die Komponenten Gier, Liebe, Betrügereien und Lügen zur Grundlage hat, wodurch das Unglück vorprogrammiert ist. 5 Sterne

Bewertung vom 15.02.2020
Long Bright River
Moore, Liz

Long Bright River


sehr gut

Zwei unterschiedliche Leben, die die Straße vereint

Mickey ist Streifenpolizistin in einem Teil Philadelphias. Genau dort wo ihre drogenabhängige Schwester Kacey zum Teil lebt und anschaffen geht, um sich ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Seit fünf Jahren sprechen die beiden kein Wort mehr miteinander – und trotzdem achtet Mickey auf die jüngere Kacey. Als immer mehr Morde an jungen Prostituierten geschehen und Kacey verschwunden zu sein scheint, macht sich Mickey große Sorgen und weiß letztendlich nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann. Immer tiefer verstrickt sie sich in ein Gewirr aus Gewalt, Drogen, Heimlichkeiten, Hoffnungslosigkeiten, Lügen und dem unbestimmten Verlangen, den Mörder zu finden. Sie bringt sich und ihren kleinen Sohn in große Gefahr und findet doch so etwas wie Familie.

Die Autorin Liz Moore war zunächst Musikerin in New York bevor sie Schriftstellerin wurde. „Long Bright River“ ist ihr vierter Roman, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Sie schafft es mit ihrem Schreibstil zu fesseln, punktet mit authentischen Dialogen und – trotz den schwierigen Milieus – mit sympathischen Charakteren.

Erst nach und nach eröffnet sich die schwierige Vergangenheit der beiden Schwestern, der Grund für deren Zerwürfnis und man bekommt Verständnis für so manches Verhalten.

Der Roman ist aus der Perspektive von Mickey geschrieben und so erhält man einen etwas einseitigen Einblick. Mickey ist bemüht, dass ihre Familiengeschichte ein Geheimnis bleibt und sie alleine mit der Situation zurechtkommt. Sie lernt im Laufe der Zeit, dass man durchaus Menschen vertrauen kann und sich helfen lassen darf. Bei Mickey merkt man ihre innere Zerrissenheit, die herausfordernde Arbeit, die sie anzweifelt und auch das oftmalige Sterben ihrer kleinen Schwester, das sie auslaugt.

Eine Geschichte, die während des Lesens nicht kalt lässt und noch enorm nachhallt. 4 Sterne