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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 654 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2021
Luftpiraten - Im Himmel ist die Hölle los (Luftpiraten, Bd. 2)
Orths, Markus

Luftpiraten - Im Himmel ist die Hölle los (Luftpiraten, Bd. 2)


ausgezeichnet

Es geht wieder in luftige Höhen, zu den streitlustigen Luftpiraten und unseren Helden Zwolle, Franka und Co. aus dem ersten Band von Markus Orths. In der Fortsetzung „Im Himmel ist die Hölle los“ gibt es viele weitere unglaubliche Einblicke in die Welt der Luftpiraten und ihrer luftigen Geschöpfe.
Im Himmel hat sich eine Menge verändert… Adiaba strebt nun einen neuen Kurs in Ätheria an und will die gewaltige Wutkraft der donnernden Bewohner lenken: die Luftpiraten sollen den Unterschied zwischen einem sinnlosen und einem sinnvollen Streit lernen. Doch eine funktionierende Lösung ergibt sich erst auf ganz schicksalhafte Weise. Ab der Hälfte der Geschichte wird es so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, um dann mit einem passendem Ende, belohnt zu werden. Wunderbar in die Handlung eingeflochten, erfährt man, was eigentlich mit Frankas verschollener Mutter Donna Brubu passiert ist und es wird das Geheimnis gelüftet, wo die Luftpiratenkinder herkommen, die per Luftpost verschickt werden.

Zu Beginn werden alle Charaktere einmal vorgestellt, was den Einstieg erleichtern und ein Lesen ohne Vorkenntnisse möglich machen soll. Es ist aber empfehlenswert, die Reihe in chronologischer Reihenfolge zu lesen, um die Charaktere, ihre Entwicklung und die Botschaft dahinter besser zu verstehen. Der zweite Band konzentriert sich mehr auf den Zusammenhalt der Helden, um die dunkle Bedrohung noch rechtzeitig abzuwenden zu können. Große Hoffnung ruht dabei auf dem einzigen Weißen Luftpiraten Zwolle, der sich seiner Angst stellen muss, um seine Freunde zu retten. Es wird auch wieder etwas unheimlich, aber es bleibt der Zielgruppe angemessen. Wie bereits im ersten Teil ist die Geschichte voller wunderbare Wortspielereien, sprachgewaltiger Wortgefechte und erfinderischer Kreationen bekannter Redensarten. Ein bisschen poetisch und mit Humor lässt Markus Orths sogar die Liebe ins donnernde Himmelreich einziehen und zeigt Seiten, die zuvor verborgen blieben. Es gibt also viel Neues und es wird nicht langweilig. Mit dabei sind auch wieder die 2-farbigen Illustrationen von Lena Winkel, die einen Einblick in diese faszinierende Wolkenwelt gewähren und auf einzigartige Weise, Szenen und Figuren einfangen.

Fazit: Wer den „Luftpiraten“ erst einmal verfallen ist, den wird auch die Fortsetzung begeistern können. Ungeklärte Fragen werden aufgegriffen und es gibt neue Orte und Wesen in der luftigen Fantasiewelt. Ein spannender Spaß zum Mitfiebern für Kinder und Erwachsene und eine besondere Leseempfehlung für geübte Selbstleser oder zum energiegeladenem Vorlesen.

Bewertung vom 12.09.2021
Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
Randau, Tessa

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich


gut

Worum gehts? Eine Ehepaar macht Urlaub in den Bergen. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, wie sie die Zeit verbringen könnten, kommt es zum Streit. Als Konsequenz daraus verbringen sie den Tag getrennt voneinander und die Frau trifft auf ihrer Wanderung einen alten Mann, der sie nicht nur begleitet, sondern sich auch als verständnisvoller und kluger Gesprächspartner entpuppt.

Die Ich-Erzählern schildert Enttäuschung, Wutausbrüche und Streit mit ihrem Mann Chris, und fragt sich, was mit ihrer Liebe in den letzten Jahren passiert ist, während der alte Mann wie ein Therapeut nachfragt und ihr hilft, den Kern des Problems zu finden. Durch die leichte und eingängige Sprache wird schnell klar, wo das Problem liegt. Doch gerade diese vorhersehbare Oberflächlichkeit macht irgendwie auch den Charme aus. Die umperfekte Protagonistin, die sich emotional hochschaukelt, Fehler macht, aber bereit ist, über ihr Verhalten zu reflektieren, ist sowohl interessant als auch tröstlich. Verpackt in die heilsame Kraft der Berge und die Wirkung einer erschöpfenden Wanderung in der Natur.
Der alte Mann suggeriert Vertrautheit, es gibt wenig Informationen über die Protagonisten. Tessa Randau konzentriert sich hier ganz auf die emotionale Reise ihrer Ich-Erzählerin. Dadurch wirken die Dialoge teilweise unnatürlich und konstruiert. Die Protagonisten bleiben auf Distanz, was schade ist. Dafür gibt es keine ausschweifenden Nebensächlichkeiten und das Buch ist in kurzer Zeit gelesen. Neben den auflockernden, minimalistischen Illustrationen ist die gute Verständlichkeit ein großer Pluspunkt. Das Ende fand ich gut gelungen. Die Ich-Erzählerin kommt allerdings unnatürlich schnell zu ihren Lösungen, für die Menschen in der Regel einige Therapiesitzungen benötigen.
Den ersten Roman von Tessa Randau „Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich“ kenne ich nicht, bin nun aber neugierig. Ich war skeptisch und habe auch meine Kritikpunkte an dem Buch, muss aber zugeben, es hat sich gelohnt, dafür offen zu bleiben und ohne Erwartung mit dem Lesen zu beginnen. Die Geschichte war gut geschrieben, hat mich berührt und war eine kurzweilige und angenehme Lektüre, mit wertvollen Denkanstößen, die in jeder menschlichen Beziehung hilfreich sein können. Belletristik erlaubt es, die Komplexität des Lebens besser zu verstehen. Setzt man sich mit den vorgestellten Ideen auseinander, bliebt vermutlich eher ein sprachliches Bild im Kopf hängen, als eine Liste aus einem Selbsthilfebuch.

Ich glaube, dass „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ bei vielen Lesern und Leserinnen einen nennenswerten nachhaltigen Effekt haben könnte, und wenn es nur gute Unterhaltung oder die Inspiration zum Wandern ist. Deshalb würde ich das Buch denen empfehlen, die in ihrer Beziehung einen Rat brauchen und statt ein Sachbuch lieber eine Geschichte lesen möchten. Selbst für glückliche Paare könnte sich ein Blick lohnen. Da nicht jeder gerne Selbsthilfebücher liest, ist es eine tolle Möglichkeit über solche Bücher von Lösungswegen und Denkanstößen zu erfahren.

Bewertung vom 12.09.2021
Dicke Biber
Balàka, Bettina

Dicke Biber


gut

„Es gibt nichts schöneres für Kinder als ein Leben in der Natur.“

Der dreizehnjährige Pico hätte lieber Urlaub in einem Hotel gemacht, stattdessen sitzt er nun in einer alten Hütte am Lackelwasser fest. Als er die Nachbarstochter Juanita kennenlernt, ist jedoch sein Interesse geweckt, und er lässt sich von ihr die Natur zeigen, während der Unmut der Anwohner gegen die Biber wächst. Jeder findet einen andern Grund, um ihnen am liebsten das Fell über die Ohren zu ziehen. Scheinbar setzt sich nur der Umweltbiologe David für die Biber ein, denn „Biber sind große Philosophen und echte Vorbilder. Quasi Guru’s“, die es zu schützen gilt.

Zahlreiche Kurznachrichten zwischen Pico und seinem Freund Batman bilden eine Nebenhandlung, die für humorvolle Abwechslung sorgt. Im Fokus steht aber die Freundschaft zwischen Pico und Juanita. Zwei Charaktere, die prima harmonieren. Juanita stellt sich als Biologie-Ass heraus und mit ihrer direkten Art weist sie auch gesellschaftskritisch auf Missstände hin. Pico nimmt die neue Denkanstöße dankend an und berichtet von bedenklichen Anekdoten aus seiner Familie. Einige heimische Tiere haben ihren Auftritt und auch Themen wie Tod und Sterben werden abseits der Biber behandelt.

Leider weckt der Klappentext falsche Erwartungen. Der erwähnte Tod des ältesten Biber-Männchens Flumy, von dem man annimmt, das er in der Geschichte kriminalistisch untersucht wird, spielt eigentlich keine Rolle (Achtung Spoiler: erst am Schluss gibt es dazu ein paar Seiten). Das war sehr enttäuschend, da es sich doch, laut Untertitel, um einen Naturschutz-Krimi handeln sollte. Spannung sucht man aber leider vergebens. Auch die aufkommenden Geheimnisse verdächtiger Ereignisse werden unspektakulär und ohne Belang aufgeklärt. Dabei ist „Dicke Biber“ trotzdem ein unterhaltsamer und gut geschriebener Roman, mit dem Fokus Naturschutz und Freundschaft, der mit seinen originellen, farbigen Illustrationen und s/w-Vignitten genauso überzeugt wie mit trockenem Humor, lebendigen Charakteren und Wissenswertem über die Natur - vor allem Biber - und kultivierte Ausdrücke. In der Aufmachung ganz auf die junge Leserschaft zugeschnitten sind die Protagonisten allerdings mit dreizehn Jahren etwas älter als das angegebene Lesealter von zehn Jahren, weshalb man „Dicke Biber“ als einen Coming-of-Age Sommerroman bezeichnen könnte, bei dem auch die erwachsene Leserschaft noch etwas lernen kann.

Fazit: Unterhaltsamer Naturschutz-Roman mit lebendigen Charakteren und viel Wissenswertem über das Leben und die Natur. Unter dieser Prämisse kann ich das Buch empfehlen. Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird jedoch enttäuscht werden.

Bewertung vom 12.09.2021
Power Hour
Herbert, Adrienne

Power Hour


gut

Das Versprechen der „Power Hour“: investiere nur eine Stunde des Tages in dich selbst und du wirst Erstaunliches erreichen. Die Autorin Adrienne Herbert motiviert andere Menschen leidenschaftlich über verschiedene Medien, sich selbst zu verwirklichen, und ihre Motivation ist auch in diesem Buch spürbar ansteckend. Sie zeigt unterschiedliche Herangehensweisen, um sich über die persönlichen Ziele klar zu werden und in die Umsetzung zu kommen. Themen wie Routine, Selbstvertrauen, Bewegung, Schlaf und Unterstützung spielen eine tragende Rolle und werden kapitelweise ausführlich behandelt. Die Themen Bewegung und Schlaf haben mir dabei am besten gefallen, weil hier mehr Veränderungspotenzial steckt, als man zuerst meinen mag und die Autorin das gut transportiert hat.
Beginnend mit den Worten „Werde die Person, die du schon immer sein wolltest“ wirkt der Klappentext klischeehaft und unerreichbar. Tatsächlich schreibt die Autorin aber so authentisch, motivierend, humorvoll und ansprechend, dass man merkt, sie ist wirklich davon überzeugt, diese Veränderung in ihren Leserinnen bewirken zu können. Ich verstehe dieses Buch allerdings vorwiegend als einer Sammlung von Informationen aus empfehlenswerten Publikationen und vieles davon war mir bereits bekannt. Außerdem nutzt die Autorin das Buch auch mehrfach für ihr eigenes Marketing, was mich irgendwann gestört hat, weil es oft wiederholt wird. Daher hätte ich mir anschaulichere Beispiele und mehr praktische Tipps gewünscht, die im letzen Kapitel einfach zu kurz kamen. Es werden vorwiegend prominente Beispiele herangezogen, was auch nachvollziehbar ist, aber eine Distanz schafft, bei der man sich von den Erfolgsgeschichten nicht wirklich angesprochen fühlte. Die Komplexität und Unplanbarkeit des vielschichtigen Lebens gerät dabei etwas in den Hintergrund.

Die Message von „Power Hour“ finde ich gut und es gibt viel Wissen, dass einen nachhaltigen Effekt erzielen kann, sollte man nach dem Lesen auch tatsächlich ins Tun kommen. Der Untertitel „Wenig ändern, alles erreichen“ ist allerdings zu schön, um wahr zu sein. Leider konnte mich letztlich die Umsetzung nicht ganz überzeugen, weil ich mir einfach neue Ideen, Lösungsvorschläge, mehr Individualität und Kreativität gewünscht hätte. Die „Power Hour“ ähnelt dem Prinzip von „Miracle Morning“, einem Ratgeber von Hal Elrod und bietet damit ein Pendant für die weibliche Leserschaft, vor allem als selbstverwirklichender Einstieg in die Selbsthilfeliteratur.

Bewertung vom 06.09.2021
Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
Krusche, Lisa

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch


sehr gut

„Das Universum ist nicht gegen einen, solange man nicht gegen sich selbst ist.“

„Das Universum ist verdammt gross und supermystisch“ ist kein Science-Fiction Roman, wie der Titel es vermuten lässt, sondern eine unkonventionelle Geschichte über einen Jungen, der, von der Sehnsucht getrieben, seinen Vater zu treffen, unter anderem mit seinem Opa und einer Bekannten-eigentlich-schon-fast-Freundin einen Roadtrip durch Europa antritt.

Diese Junge heißt Gustav und lebt mit seiner Mutter in Berlin. Er ist ziemlich genervt von seine Mutter, die er nur beim Vornamen nennt, und ihren wechselnden Bekanntschaften, weshalb er den anstehenden Ostseeurlaub verweigert. Stattdessen besucht er seinen Opa im Altenheim, der unter seinen Alterserscheinungen leidet, fühlt sie hilflos und zieht sich in sich selbst zurück. Dieser verschlossene, eher pessimistische Gustav, der zum Protest nur noch in Gedanken mit seiner Wasserpflanze spricht, bot einen eher deprimierenden Einstieg in die Geschichte. Das ändert sich aber als Charles auftaucht. Mit ihr scheint nach und nach das Licht anzugehen. Das schräge, impulsive und neugierige Mädchen ist voller Tatendrang und ausschlaggebender Antrieb für all die Abenteuer, die auf sie warten. Lisa Krusche hätte sich keine bessere Freundin für Gustav ausdenken können, um die Geschichte interessanter zu machen. Man hat auch immer den Eindruck, dass es ihr vor allem um die Menschen geht, über die sie schreibt und weniger darum, dass ein Ereignis das andere übertrifft und die Spannung nicht abflacht.
Dabei schlägt Lisa Krusche einen tröstlichen Bogen, der am Ende glücklich macht, und auch die Unberechenbarkeiten des Lebens, nicht aus den Augen lässt. Es war interessant, wie sie mit den konventionellen Erwartungen bricht und Andersartigkeit in den Fokus rückt. Dadurch wird man immer wieder überrascht, weil die Figuren keinen Klischees entsprechen.

Letztlich geht es nicht nur um den Schmerz, von einem Elternteil verlassen worden zu sein, sonder auch um die Beziehung zwischen Gustav und seinem Opa, denn er auf dieser Reise mit völlig neuen Augen sieht, weil er nur den traurigen Mann im Altenheim kannte. Es geht um das, was Freundschaft und Selbstvertrauen bewirken können. Es geht um den wunderbaren Umstand am Reisen zu wachsen und den Weg zu genießen, ohne das genaue Ziel zu kennen.
Insgesamt ein lesenswertes Kinderbuch, das sich von der Masse abhebt und mit moderner Sprache - und Schimpfwörtern -, der rebellisches Linie treu bleibt.

Bewertung vom 06.09.2021
Der Aufbruch / Keeper of the Lost Cities Bd.1
Messenger, Shannon

Der Aufbruch / Keeper of the Lost Cities Bd.1


gut

In “Keeper of the Lost Cities“ geht es um die zwölfjährige Sophie, deren Leben völlig über den Haufen geworfen wird, als sie den Elfen Fitz trifft, der ihr offenbart, dass sie aus einer anderen Welt stammt und ihr bisheriges Leben einer Lüge gleicht. Sie muss herausfinden, welches Geheimnis sich dahinter verbirgt und warum sie unter Menschen aufgewachsen ist.

Sophie besitzt viele Begabungen. Neben einem fotografischen Gedächtnis, mit dem sie spielend leicht die Schule meistert, kann sie als Telepathin hören, was andere (wirklich) denken. Als Freak und Streber bei den Menschen, eröffnet sich Sophie eine völlig neue Welt bei den Elfen. Dort ist sie die Ahnungslose und muss sich zum ersten Mal anstrengen, um mit den anderen mithalten zu können. Trotz aller Furcht und Verwirrung, bauen sich erste Freundschaften und Verstrickungen auf und sie taucht in ihr großes magische Abenteuer ein.

Die Autorin Shannon Messenger nimmt sich im ersten Band die Zeit, ihre Leser in die komplett neue talentbasierte Welt von Elfen einzuführen, während es noch weitere gibt, die in Lumenaria alle aufeinander treffen. Man lernt nach und nach die Charaktere kennen und wird mit den Gesetzen, magischen Fähigkeiten wie Lichtsprünge, und skurrilen Eigenheiten dieser Welt vertraut. Mir haben die vielen kreativen Einfälle gefallen und das wertebasierte Elfenvolk, dass eine völlig andere Form der Gesellschaft etabliert hat. Es gibt immer wieder Hinweise, die schon erahnen lassen, dass es noch einige Geheimnisse gibt, die gelüftet werden - das lädt zum Weiterlesen ein.
Da ich im Klappentext gelesen habe, dass Sophie Gedanken lesen kann, hatte ich mir diesbezüglich mehr erhofft. Hier wurde meiner Meinung nach Potential verschenkt - oder wird auf die zahlreichen weiteren Bände verteilt. Einige Charaktere sorgen für lockere Stimmung, aber mehr Situationshumor hätte mir, bei der Ernsthaftigkeit der Elfen, besser gefallen. Ich hatte auch den Eindruck, dass Shannon Messenger sich nicht mit Nebensächlichkeiten und allzu bildhafter Sprache aufhalten wollte, um die Zielgruppe nicht zu langweilen. Dadurch hat mir der Ausbau der Charaktere gefehlt und ich tat mich etwas schwer, in diese Welt einzutauchen. Die erste Hälfte des Buches konnte mich nicht so richtig überzeugen, während die letzten 200 Seiten mehr Vielfalt boten und sich dem vielversprechenden Prolog angenähert haben. Mit der Zeit nimmt die Geschichte an Fahrt auf und Sophie muss sich einer Reihe schwieriger Herausforderungen stellen, während die Dynamiken zwischen den Charakteren immer interessanter werden. Als weibliche Heldin des Romans ist Sophie tapfer, selbstlos und aufrichtig - irgendwie zu rund, mal abgesehen davon, dass sie bei Nervosität ihre Wimpern zupft.

Fazit: Ein Elfen-Roman mit viel Magie, Geheimniskrämerei, vielfältigen Charakteren und vielversprechender Story, der viele Fantasy-Fans beglücken wird, mich aber nur teilweise mitreißen konnte. Für die elfjährige+ Zielgruppe ein magischer Auftakt über eine Außenseiterin mit schicksalhafter Bestimmung, was ein bisschen an Harry Potter erinnert und sich ebenfalls über mehrere Bände erstreckt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2021
Wie man einen Tiger fängt
Keller, Tae

Wie man einen Tiger fängt


ausgezeichnet

„Geschichten gehören niemandem. Sie sind dazu da, erzählt zu werden.“

Lily kann sich unsichtbar machen. Na ja, fast. Viel mehr fühlt sie sich mit ihrem ruhigen und sensiblen Charakter von ihrer Mutter und ihrer Schwester nicht richtig gesehen. Während sie mit ihrer Schwester Sam früher eng verbunden war, versucht diese nun ihre Kindheit abzulegen und geht auf Distanz. Einzig ihre Großmutter, ihre extravagante und willensstarke Halmoni, wie die Großmutter in koreanischen Familien genannt wird, blickt ihrer Enkelin direkt ins Herz und erzählt ihr magische Geschichte über Geister und Tiger. Diese Geschichten üben eine starke Anziehungskraft auf Lily aus. Als sie eines Tages einen Tiger sieht, weiß sie nicht, ob sie sich das nur einbildet oder selbst ein Teil einer Geschichte ihrer Halmoni geworden ist.

Ein bisschen gruselig, ein bisschen lustig und sehr geheimnisvoll erzählt Tae Keller vor allem einfühlsam Lily’s Geschichte in der Ich-Perspektive: darüber, wie sie mutig und tapfer einen Tiger fängt, sich in ihrem neuen Zuhause zurecht findet und dabei kostbare und schwere Zeiten durchlebt. Das Buch steckt voller Weisheiten, rührender Momente und Geschichtenmagie, in ihrer schönsten Form. Es geht darum, ein krankes Familienmitglied gehen zu lassen und sich selbst dabei nicht zu verlieren. Darum, wie andere einen wahrnehmen, aber man wirklich ist und wie man in schweren Zeiten zusammenhält.

„Wie man einen Tiger fängt“ ist eine emotionale Geschichte über familiäre Beziehungen, die sich im Laufe der Zeit verändern; und über das Chaos aus Hoffnung, Angst und Ungewissheit, wenn es darum geht, schmerzhafte Wahrheiten akzeptieren zu müssen. Dieses außergewöhnliche Buch ist der Beweis für die Stärke und Kraft von Geschichten, und ihre machtvollen Konsequenzen, die helfen, niemals aufzugeben und sich die eigene Magie zu bewahren. Wer den grandiosen Roman „Sieben Minuten nach Mitternacht“ auch so liebt wie ich, dem empfehle ich sehr dieses tolle Buch. Es gehört für mich zu den Büchern, die man als Kind entdeckt, liebt und später als Eltern seinen eigenen Kindern vorliest.

Bewertung vom 27.08.2021
Unsichtbar im hellen Licht
Gardner, Sally

Unsichtbar im hellen Licht


ausgezeichnet

„Über dem Heiligen Abend liegt ein Zauber, den kein anderer Tag zu verströmen vermag - voller Träume, Hoffnungen und Wünsche in einer Winterwelt, die den Atem anhält.“

Das zwölfjährige Mädchen Celeste weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie auf einem unheimlichen Passagierschiff, in der Höhle der Träumer, erwacht und ein Mann in einem smaragdgrünen Anzug sie zu einem Spiel ohne Regeln herausfordert, um die unschuldigen Schlafenden und sich selbst zu retten. Ohne aufschlussreiche Erklärungen landet Celeste in der Stadt K. in einem Opernhaus, mitten in eine Kostümkorb. Die Menschen dort scheinen sie zu kennen und sind begeistert von ihren Tanzkünsten. Doch nur Celeste scheint zu wissen: sie kann überhaupt nicht tanzen. Nach und nach ergibt sich ein Bild, Erinnerungen und Träume vermischen Realität und Fiktion. Celeste begreift, dass alles davon abhängt, bei diesem Spiel als Gewinnerin hervorzugehen. Sie muss das Unvermeidliche aufhalten und die Zukunft finden. Zum Glück ist sie dabei nicht allein…

Der mysteriöse Anfang hat mich sofort gepackt. Völlig irritiert wollte ich unbedingt wissen, was es mit dem bedrohlich wirkendem Mann im smaragdgrünen Anzug auf sich hat und wer all die Menschen sind, die Celeste zu kennen scheinen. Die eingefangene historische Atmosphäre von 1890 hat mich sehr begeistert. Das wuselige Treiben im Opernhaus und die elegante Ausdrucksweise, die winterliche Stimmung und wärmende Gemütlichkeit - der weihnachtliche Funke ist gleich auf mich übergesprungen. Was es mit dem mysteriösen Spiel auf sich hat, klärt sich nach und nach; man deckt als Leser zeitgleich mit Celeste die Hintergründe auf. Wie das Schicksal es will, lichtet sich der geisterhafte Nebel und gibt immer mehr Antworten preis - aber irgendwie bliebt es immer geheimnisvoll, ganz nach dem Motto: Es bleibt ganz dir überlassen, was du daraus machst. Das mochte ich sehr, weil es Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt, aber einem alles an die Hand gegeben wird, was man brauchst, um die Puzzleteile zusammenzusetzen. Passend für die Zielgruppe wird in erklärenden Dialogen auch das Wichtigste zusammengefasst, sodass man der Handlung gut folgen kann. Seefahrergeschichten, alte Mythen, durch mündliche Erzählungen weitergegeben, treffen auf fantastische Elemente und die Kultur einer Theaterwelt, in der sich Talente tummeln, schöne Kleider genäht werden und alte Bräuche bestand haben.

Besonders die herzerwärmende Entwicklung der Kinder hat mich begeistert. Hildegard hat sich hier hervorgetan. Die Beziehung zu ihrer Mutter und ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung hat mich sehr berührt. Ich habe richtig mit ihr gelitten. Ganz typisches Element von Märchen ist, dass Gut und Böse deutlich erkennbar sind. In dieser Geschichte führen aber vor allem schlechte Taten, zu guten Taten - alles ist in einem Schicksalskreis miteinander verbunden. „… im Rinnstein der Zeit. In einer Welt unbegrenzter Möglichkeiten.“ Erzählt wird aus Sicht von Celeste, wobei es immer wieder Ausnahmen gibt, wenn der Fokus auf anderen Personen liegt, um die Spannung zu erhöhen. Das Buch lädt förmlich dazu ein, nochmal gelesen zu werden. Mich hat die Geschichte nachhaltig beeindruckt. Manches macht nachdenklich und man spürt, das war tiefsinniger, als es auf den ersten Blick schien.

Fazit: Diese märchenanmutende Geschichte voller Wunder, Zauberei und Lichtpunkte, die sich mit Protagonisten voller Güte und Liebe, die sich tapfer und klug der boshaften Macht- und Geldgier widersetzten, in mein Herz geschlichen hat. Die poetischen Metaphern und spannenden Ereignisse bieten genau die richtig Mischung aus Anspruch und Unterhaltung. „Unsichtbar im hellen Licht“ hatte alles, was eine schöne (Weihnachts-) Geschichte für mich ausmacht: Stimmungsvolle Atmosphäre, Herzensgüte, dramatische und rührende Momente und eine außergewöhnliche Handlung. Ich könnte mir vorstellen, dass es sowohl Erwachsene als auch junge Leseratten begeistert.

„Und das Leben hat mich gelehrt, dass nur