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Top-Rezensenten Übersicht

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Lesendes Federvieh
Wohnort: 
München
Über mich: 
Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2017
Good as Gone
Gentry, Amy

Good as Gone


sehr gut

Vor acht Jahren verschwand ihre 13-jährige Tochter Julie spurlos, mitten in der Nacht aus dem eigenen Schlafzimmer entführt. Die Polizei hat den Fall längst zu den Akten gelegt, doch Tom und Anna hoffen weiterhin, dass ihre Tochter eines Tages zurückkehrt oder man wenigstens ihre Leiche findet, sodass sie einen Ort zum Trauern haben. Dann steht Julie vor der Tür. Schmutzig und am Ende ihrer Kräfte, aber es ist eindeutig Julie. Anna, Tom und die jüngere Schwester Jane können ihr Glück kaum fassen. Allerdings häufen sich immer mehr Hinweise, welche die Echtheit von Julies Geschichte infrage stellen und Anna beginnt einen furchtbaren Verdacht zu hegen. Heimlich stellt sie eigenhändig Nachforschungen an, wodurch das ohnehin sehr instabile Familiengefüge zunehmend ins Wanken gerät.

Der Psychothriller "Good as Gone" hat sein Versprechen, eine spannende Geschichte zu enthalten, eindeutig erfüllt, weshalb das Buch von mir vier Sterne erhält, da es nahezu nichts zu beanstanden gibt. Gleich zu Beginn wird offenkundig, dass die Erzählung einiges an Spannung vorzuweisen hat, denn man befindet sich sogleich mit Julies jüngerer Schwester Jane in einem Schrank und sieht durch ihre Augen, wie die Entführung vonstatten geht. Man sollte meinen, ein Kind kann man nicht aus dem eigenen Haus entführen, vor allem nicht, wenn die Eltern sich nur ein Stockwerk tiefer aufhalten, doch offensichtlich ist man selbst in der angeblichen Geborgenheit des Zuhauses nicht sicher, was ich persönlich unglaublich erschreckend finde. Wie soll man seine Liebsten beschützen, wenn die Übeltäter mit Leichtigkeit in den inneren Kreis der Sicherheit eindringen können? Man mag sich gar nicht vorstellen, was die Eltern von Julie, Anna und Tom, durchgemacht haben. Acht Jahre später steht die mittlerweile erwachsene Julie vor ihnen. Zunächst fügt sie sich verdächtig schnell in die Familie ein, jedoch ist dies auch der Ursprung von Annas Zweifeln, denn in ihrer Geschichte finden sich mehrere Unstimmigkeiten. Als Anna dann auch noch von einem Detektiv kontaktiert wird, der angebliche Beweise hat, dass es sich bei der erst kürzlich gefundene Leiche eines 13-jährigen Mädchens in Wahrheit um Julie handelt, stellt sie Nachforschungen an. Mit Anna als Erzählerin folgt man ihren Ermittlungen und stellt zeitgleit fest, wie es um die von Aussehen perfekte und glückliche Familie wirklich steht. Unterbrochen wird dies stets durch kurze Zwischenkapitel, die chronologisch in der Zeit bis zur Entführung zurückgehen, was ich sehr interessant zu lesen fand. Denn hierbei erzählt die junge Frau, die in Anna und Toms Haus lebt, in jeder Passage von einer anderen ihrer zahlreichen Identitäten. Dadurch nimmt die Handlung immer wieder an Fahrt auf, da sie sich immer wieder in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Im Hintergrund steht dabei stets die Frage, ob es sich bei der jungen Frau tatsächlich um die vermisste Julie handelt. Was mich daran allerdings ein wenig gestört hat, war die Tatsache, dass diese scheinbar jedes erdenkliche Übel durchgemacht hat, was ich ein bisschen überzogen fand. Es mag ja sicherlich solche schlimme Fälle geben, aber innerhalb eines Zeitraums von acht Jahren mit Kindesentführung, -missbrauch, Manipulation, Verrat, Mord, Vergewaltigung, Drogenmissbrauch und einer Karriere als Sängerin sowie Stripperin konfrontiert zu werden, wobei das noch nicht mal alles ist. finde ich dann doch etwas weit hergeholt. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Good as Gone" um ein absolut lesenswertes Buch, das abschließend in ein fulminantes Finale gipfelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2017
Das Scherbenhaus
Kliem, Susanne

Das Scherbenhaus


ausgezeichnet

Ein Stalker macht Carla Brendel das Leben schwer. Er schickt ihr Fotos von menschlicher Haut, Wunden. Als sie kurz davor ist durchzudrehen, meldet sich ihre Halbschwester Ellen, die in Berlin in einem abgeschotteten Wohnhaus lebt. Sie bittet Carla inständig zu ihr zu kommen. Also macht sich Carla auf den Weg, so kann sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, ihrem Verfolger entkommen und Ellen helfen. Doch am Tag von Carlas Ankunft verschwindet Ellen spurlos aus einem Restaurant. Kurze Zeit später wird sie tot aufgefunden. Unfall? Mord? Carla beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Sie beginnt bei den anderen Bewohnern von Ellens Wohnhaus 'Save Haven'. Sehr schnell merkt sie, dass die Atmosphäre im Haus seltsam ist...

Susanne Kliem ist mit "Das Scherbenhaus" ein intelligenter, sehr guter Psychothriller gelungen. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich von der logisch und gut durchdachten Handlung begeistert. Dazu trägt natürlich auch der lockere, klare Schreibstil der Autorin bei.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, denn auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Es gibt immer wieder neue Wendungen, so dass man wirklich bis zum Schluss im Unklaren gelassen wird, wie der Thriller endet.

Die Autorin schafft es meisterlich einen stetigen Nervenkitzel zu erzeugen, man hat beim Lesen stets die allgegenwärtige Gefahr im Hinterkopf. Dieses Gefühl bleibt auch nach Ende des Thrillers erhalten. Zumindest bei mir.
Gut ausgearbeitete Charaktere, beginnend mit Carla bis hin zu den undurchsichtigen Bewohnern des Safe Haven runden diesen absolut lesenswerten Psychothriller ab.

Für mich war "Das Scherbenhaus" ein großes Lesevergnügen. Ich werde gewiss noch weitere Bücher von Susanne Kliem lesen.

Bewertung vom 02.02.2017
Im Herzen das Meer
Bojsen, Karen

Im Herzen das Meer


sehr gut

Die Meeresbiologin Lumme Hansen lebt zusammen mit ihrem Mann und Sohn in San Diego. Doch jetzt ist sie für ein Jahr zurück in ihrer alte Heimat, einer kleinen Hochseeinsel in der Nordsee. Sie leitet dort das Inselaquarium und kümmert sich um ihren Vater. Was ein entspannter Aufenthalt werden sollte, entpuppt sich nach dem Fund eines seltenen Seepferdchens vor der Küste als aufregendes Abenteuer. Denn plötzlich steht sie zwischen dem Erhalt der Inselnatur und dem Bau einer Windparkanlage, der empfindliche Auswirkungen auf die Tierwelt hätte. Als sie dann auch noch ihre Jugendliebe wieder trifft, ist das Chaos perfekt.

"Im Herzen das Meer" ist ein wirklich gelungener Roman, vor allem für Nordsee- und Helgolandfans - also genau das Richtige für mich. Die Beschreibungen der Insel sind so authentisch und stimmig, dass jeder der schon einmal auf Helgoland war, erkennen kann, wer hier Pate für Lummes Insel stand. Das machte für mich die Geschichte total lebendig, denn ich hatte beim Lesen diese wunderschöne, raue Insel immer vor Augen.

So konnte ich mich vollkommen auf die Thematik Windenergie contra Schutz der einheimischen Vogel- und Fischwelt einlassen. Es war sehr interessant zu erfahren, welche negativen Folgen der Bau einer solch großen Anlage für die Umwelt mit sich bringt. Karen Bojsen tut dies jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger, nein sie schafft es dieses wichtige Thema super in die spannende Handlung einzubauen und Lummes Begeisterung für ihr Aquarium und dessen Bewohner, auf den Leser zu übertragen. Besonders das Seepferdchen Theo ist mein absoluter Liebling der Geschichte, den ich auch gerne im Aquarium besucht hätte.
Dadurch konnte ich mit Lumme bei ihrem Kampf für die Natur gegen all die Sturköpfe richtig mitfiebern.
Dazu hat die Autorin noch sehr gut ausgearbeitete Charaktere geschaffen, die genau passen, um die Handlung realitätsnah rüberzubringen. Komplettiert wurde dies alles noch durch einen ansprechenden, klaren und locker zu lesenden Schreibstil.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist unterhaltsam mit einer ordentlichen Portion Herz, es regt aber auch zum Nachdenken an. Das sind alles Zutaten, die für mich ein lesenswertes Buch ausmachen. Deshalb kann ich "Im Herzen das Meer" absolut empfehlen.

Bewertung vom 02.02.2017
Als die Sonne im Meer verschwand
Abulhawa, Susan

Als die Sonne im Meer verschwand


sehr gut

1948 in Beit Daras, einem kleinen Dorf in Palästina. Israelische Soldaten verwüsten das Dorf, so dass die Bewohner gezwungen sind zu fliehen. Auch die Geschwister der Familie Baraka gehören zu den Flüchtenden und finden schließlich Zuflucht in einem Flüchtlingslager. Nazmiyya versucht das Beste aus ihrer Situation im Lager zu machen, während ihr Bruder Mamduh sein Glück in der Ferne sucht. Doch ihre Hoffnung auf ein gutes Ende verlieren sie nie. Als eine halbe Ewigkeit später Mamduhs Enkelin Nur aus Amerika nach Gaza fährt, scheint sich der Kreis zu schließen...

Susan Abulhawa beschäftigt sich in diesem Buch vor allem mit dem Schicksal der Familie Baraka und zwar von 1948 an bis in die Jetztzeit. Sie vermittelt dem Leser dabei sehr gute Einblicke in das Leben in Gaza gestern und heute - und zwar aus der Sicht der ganz normalen Bevölkerung, die niemandem etwas zuleide tut.

Im Mittelpunkt steht Nazmiyya. Sie erlebt die Gewalt und Vertreibung durch Israel am eigenen Leib. Ein Wunder, dass sie daran nicht zerbrochen ist. Das gilt auch für alle anderen palästinensischen Frauen, die versuchen ihren entbehrungsreichen Alltag zu meistern und so etwas wie Normalität entstehen zu lassen. Bewundernswert über so einen langen Zeitraum nicht den Mut und die Hoffnung zu verlieren.

Nazmiyya ist aber auch für Nur ein Glücksfall, als diese aus Amerika nach Gaza reist. Dort findet sie im Schoss der Familie endlich die Zuneigung und Fürsorge, die ihr bisher gefehlt haben. Durch den Wechsel in eine andere Kultur wird aber auch deutlich, wie schnell Traditionen und Verhaltensweisen in einem anderen Umfeld verloren gehen und erst wieder nähergebracht werden müssen.

Durch den authentischen und klaren Schreibstil der Autorin konnte ich mir Nazmiyya und all die anderen bildhaft vorstellen. Sie alle sind mir - wie auch schon ihre Charaktere in "Während die Welt schlief" - absolut ans Herz gewachsen.

Erneut ist es Susan Abulhawa sehr gut gelungen dem Leser Palästina näher zu bringen und Aufmerksamkeit für die Probleme zu wecken. Ich kann dieses Buch allen Lesern empfehlen, die gerne auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen möchten. Das Gleiche gilt für ihr wunderbares Werk "Während die Welt schlief". Das ist auch ein absoluter Gewinn für jeden Bücherfreund.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2017
Detox
Taylor, C. L.

Detox


gut

Jane Hughes lebt das Leben einer ganz normalen Frau. Sie wohnt in einem gemütlichen Häuschen, arbeitet im Tierheim, wo sie von allen wertgeschätzt wird und ist mit einem tollen Mann zusammen, in den sie sich immer mehr zu verlieben scheint. Aber all das ist eine Lüge. Denn Jane Hughes ist eigentlich Emma Woolfe, die ihre eigentliche Identität mit den schrecklichen Erinnerungen an die Katastrophe vor fünf Jahren begraben hat. Gemeinsam mit ihren drei besten Freundinnen wollte sie die Reise ihres Lebens nach Nepal machen, doch das Wellness-Resort, das sie zunächst für ein Paradies gehalten haben, entpuppt sich zusehends als Albtraum, dem nur zwei von ihnen lebend entrinnen können. Fünf Jahre später scheint jemand Rache an Emma nehmen zu wollen und ist bereit alles zu tun, um Janes neues Leben zu zerstören.

Nachdem ich anfängliche Schwierigkeiten mit dem Thriller "Detox" hatte, bekommt das Buch von mir insgesamt drei Sterne. Hierbei sollte vielleicht auch erwähnt werden, dass ich mir den Verlauf der Geschichte ein wenig anderes vorstellte, als es aus dem Klappentet herauszulesen war, weshalb ich in diesem Punkt enttäuscht wurde. Das liegt womöglich daran, dass mir die Bedeutung des Begriffes "Detox" nicht klar war, denn es meint die Reinigung des Körpers von toxischen Stoffen. In diesem Falle spielte sich ein Großteil der Handlung in einem Wellness-Ressort auf einem Berg in Nepal ab, wobei deren Methodik sehr ausführlich dargestellt wurde, was mir persönlich ein bisschen zu langweilig war. Dahingegen hat mir die Erzählweise sehr gut gefallen, denn man wechselt stets zwischen heute und dem vor fünf Jahren Geschehenen und das immer genau dann, wenn es spannend wird, wodurch man unbedingt weiterlesen möchte. Dieser Drang entwickelte sich bei mir aber erst ab der Hälfte des Buches, denn erst dort nahm die Geschichte an Fahrt auf. Jane wird von dem Erpresser immer mehr bedrängt und auch auf dem nepalesischen Berg geht es endlich zur Sache, da sich die ersten Intrigen und Grausamkeiten der hinter einem spirituellen Deckmantel getarnten Sekte offenbaren. Es kamen Dinge ans Licht, die mir aufgrund ihrer Absurdität mehrmals die Sprache verschlagen haben. Nichtsdestotrotz war mir die Geschichte insgesamt viel zu vorhersehbar. Von Anfang an war klar, dass irgendetwas in diesem Ressort nicht mit rechten Dingen zugehen kann, was Emma aufgrund ihrer Naivität allerdings erst relativ spät realisiert, und auch die wahre Profession der neuen freiwilligen Mitarbeiterin im Tierheim, Angharad, kam für mich alles andere als überraschend. Alles in allem wirkt die gesamte Handlung von "Detox" für meinen Geschmack ein wenig zu konstruiert auch wenn mich das flammende Finale nochmal in seinen Bann gezogen hat und einen guten Abschluss für diese eher mittelmäßige Geschichte bildet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2017
Die Perlenfrauen
Agnew, Katie

Die Perlenfrauen


ausgezeichnet

London 2012. Die berühmte Hollywoodschauspielerin Tilly Beaumont liegt im Sterben. Sie bittet ihre Enkelin Sophia ein Perlencollier zu suchen, das Tilly von ihrem Vater zum 18. Geburtstag geschenkt bekam. Doch das wertvolle Stück scheint spurlos verschwunden zu sein. Da kommt Hugo, Sophias bester Freund, auf die Idee an die Öffentlichkeit zu gehen, um Hinweise auf das Schmuckstück zu bekommen. Die fieberhafte Suche beginnt, denn die Zeit rinnt den beiden durch die Finger. Doch ist es wirklich nur die Kette, die Tilly interessiert oder steckt etwa doch viel mehr dahinter?


Katie Agnew erzählt in ihrem Buch drei Geschichten, bei denen sich Stück für Stück der Zusammenhang herauskristallisiert. Drei vermeintlich unabhängige Stories, das hat mich zuerst gewundert, dann aber sehr schnell total begeistert.

Denn die einzelnen Erzählstränge um Sophie/Tilly, Dominic und Aiko waren jede für sich allein schon eine bezaubernd schöne Perle. Zum Ende des Buches hinzu wurden diese Perlen aufgefädelt und zu einem tollen Perlencollier hinzugefügt. Ich finde es einfach klasse, wie Katie Agnew diese drei Geschichten miteinander verwoben hat.

Einen ganz beträchtlichen Anteil hat dabei ihr ausgezeichneter Schreibstil. Klar, flüssig und spannend. Dazu noch lebendige und authentische Dialoge, perfekt ausgearbeitete Charaktere mit Ecken und Kanten und eine wirklich gute Story. Das sind für mich die Zutaten für beste Unterhaltung. Bravo.

Besonders interessant fand ich auch die Passagen mit Aiko und ihrer Familientradition des Perlentauchens und der Zeit der amerikanischen Besatzung Ende der 1940 er Jahre in Japan.

Wie man hoffentlich an meiner Rezension sieht, bin ich ein großer Fan dieses Buches. Es war einfach nur schön es zu lesen.
"Die Perlenfrauen" ist ein "Muss" für meine Bestenliste für das gerade erst begonnene Jahr 2017, das steht für mich vollkommen außer Frage. Beste Unterhaltung, toller Schreibstil, absolut empfehlenswert

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2017
Das Versprechen der Wüste
Webb, Katherine

Das Versprechen der Wüste


sehr gut

Joan reist zusammen mit ihrem Verlobten Rory im Jahr 1958 in den Oman. Doch es herrschen unruhige Zeiten, denn das Land befindet sich im Krieg. Dort besucht sie ihren Bruder Daniel, der hier stationiert ist. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie die Reise in den Oman angetreten hat. Hier lebt ihr großes Idol, die hochbetagte Entdeckerin Maude Vickery. Joan hofft, sie treffen zu können. Doch der Besuch bei Maude ist zunächst sehr ernüchternd für sie. Erst allmählich wird Maude zugänglicher. Auch mit ihrem Verlobten Rory scheint etwas nicht zu stimmen. Joan ist verunsichert. Erst als sie dem britischen Kommandanten Charlie Elliott begegnet, der es ihr ermöglicht die herrliche Landschaft des Orients zu sehen, gewinnt sie an Selbstvertrauen. Als Maude sie dann um einen folgenschweren Gefallen bittet, nimmt ihr bisher unscheinbares Leben eine abenteuerliche Wendung...

Als ich das Buch zu lesen begann, war ich mir auf den ersten paar Seiten nicht ganz sicher, ob mich das Thema "Wüste" wirklich fesseln kann. Doch nach dem ersten Kapitel ist der Funke übergesprungen und ich war total begeistert von der Geschichte. Katherine Webb hat mit ihren beiden Heldinnen Maude und Joan zwei absolut authentische Charaktere mit Ecken und Kanten sowie Hochs und Tiefs geschaffen. Auch die übrigen Personen sind so gut beschrieben, dass man direkt mit ihnen in die Handlung schlüpft.

Durch ihre bildgewaltige Sprache wurde für mich als Leserin der Oman mit seinen schroffen Gebirgen und der riesigen, unwirtlichen Wüste zum Leben erweckt. Man konnte beim Lesen den orientalischen Flair und die Anziehungskraft der Wüste ganz deutlich spüren, so fiel es mir total leicht mich in Maude und Joan hineinzuversetzen und sie auf ihrem abenteuerlichen Weg zu begleiten. Das hat mir super gefallen.

Im Buch werden die Erlebnisse von Maude und Joan in zwei Erzählsträngen perfekt miteinander verwoben. Gerade durch die abwechselnde Schilderung der Entwicklungen in der Vergangenheit und den Geschehnissen im Jahr 1958 konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte wie es jeweils weitergeht. Dabei hätte ich nicht gedacht, dass Katherine Webb es bis zum Schluss schafft, die Spannung immer noch um ein paar Takte hochzuschrauben. Klasse.

Insgesamt betrachtet ist "Das Versprechen der Wüste" ein gelungener Schmöker für schöne Lesestunden. Wer gerne in fremde Welten eintaucht ist hier genau richtig. Ich fand die Lesereise in den Orient interessant, abenteuerlich und absolut gelungen. Sehr zu empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2017
Der Duft von Eisblumen
May, Veronika

Der Duft von Eisblumen


sehr gut

Rebekkas Leben steht gerade unter keinem guten Stern. Ihr Lebensgefährte verlässt sie wegen einer anderen, ihre Karrierebestrebungen werden auch immer wieder ausgebremst und schließlich wird ihr ihr treuloser Verflossener in der Agentur vor die Nase gesetzt. Da ist es doch eigentlich ganz verständlich, dass Rebekka ausrastet und mit ihrem Auto in voller Absicht ihrem Vordermann auf die Stoßstange kracht. Der Richter hat für ihren Ausraster jedoch überhaupt kein Verständnis und verdonnert sie zu Sozialstunden. Rebekka muss ihre Strafe bei Dorothea von Klatten, einer betagten alten Dame ableisten. Zunächst scheinen sich die beiden nicht sonderlich zu verstehen, doch dann entdeckt Rebekka auf ein wohlgehütetes Geheimnis der alten Dame...

"Der Duft von Eisblumen" bescherte mir sehr unterhaltsame Lesestunden. Von Beginn der Geschichte an habe ich mich mit diesem Buch sofort wohlgefühlt. Das liegt sicher am lockeren, spritzigen und klaren Schreibstil der Autorin, aber auch an der gut durchdachten Handlung. Diese ist logisch aufgebaut, aus dem Leben gegriffen und nicht vorhersehbar. Rebekka und Dorothea sind mir richtig ans Herz gewachsen, denn beide haben ihr Päckchen zu tragen. Sie sind keine x-beliebigen Charaktere, sondern haben Ecken und Kanten und das Herz am rechten Fleck.

Besonders gut gefallen hat mir dabei die Weiterentwicklung Rebekkas von der vermeintlichen Karrierefrau zu einer, die den Sinn des Lebens entdeckt. Und der liegt eben nicht für jeden auf der Überholspur des Karrierehighways.
Auch die Rückblicke in Dorotheas Vergangenheit habe ich sehr gerne gelesen, zeigen sie doch, dass die sogenannte "Gute alte Zeit" für junge Mädchen durchaus sehr hart sein konnten.

Wie man an meiner Rezension sieht, hat mir das Buch gut gefallen. Leider kann ich nicht die Höchstwertung vergeben, da es einen Punkt gibt, der mich beim Lesen gestört hat. Ich hatte zunehmend das Gefühl, auf jeder zweiten Seite "die adlige Dame" zu lesen. So etwas müsste bei der Korrektur des Buches doch auffallen. Vielleicht bin ich aber auch zu pingelig und andere Leser stören die Wiederholungen nicht. Denn es besteht gar kein Zweifel, das Buch ist absolut empfehlenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2017
HELIX - Sie werden uns ersetzen
Elsberg, Marc

HELIX - Sie werden uns ersetzen


sehr gut

Während eines Staatsbesuches in München bricht der US-Außenminister plötzlich tot zusammen und bei der anschließenden Obduktionen findet sich ein eigenartiges Symbol auf seinem Herzen. Zur gleichen Zeit entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns in Brasilien, Tansania und Indien weiterentwickelte Nutzpflanzen und -tiere, die es so eigentlich nicht geben sollte. In Kalifornien wendet sich ein Ehepaar Ende dreißig am gleichen Tag an eine Kinderwunschklinik, da sie auf natürlichem Wege keine Kinder zeugen können. Der Arzt macht ihnen nicht nur Hoffnungen, sondern erzählt ihnen von einem noch geheimen Forschungsprojekt, welches eine Optimierung der genetischen Anlagen der Kinder ermöglicht. Viele solcher sonderbegabter Kinder wurden bereits hervorgebracht und dieses Programm klingt für Greg und Helen sehr vielversprechend, da sie natürlich nur das beste für ihren Nachwuchs wollen. Doch dann verschwindet eins dieser "modernen" Kinder spurlos und die Zusammenhänge dieser sonderbaren Geschehnisse werden in ihrer Tragweite offenkundig: die Zukunft der Welt steht auf dem Spiel.

Nachdem mir bereits der Wissenschaftsthriller "Zero" von Marc Elsberg sehr gut gefallen hat und ich mich zudem für Genetik interessiere, war es ein Muss sein neuestes Werk "HELIX" zu lesen, welches vier Sterne bekommt. Ohne Vorgeplänkel steigt man sofort in die Handlung ein, indem man mit jedem Kapitel von einem Handlungsort zum nächsten springt und dadurch einen groben Überblick über das Geschehen bekommt. Allerdings war es deshalb zu Beginn auch etwas schwierig vollkommen in die Geschichte einzutauchen, da man stets nur kurz bei den handelnden Personen verweilt, die zahlreich vorhanden sind, weshalb es einiges an Aufmerksamkeit bedarf, um der Handlung zu folgen. Jener fortwährender Perspektivenwechsel legt sich jedoch zusehends, da die verschiedenen Erzählstränge mit jedem weiteren Tag, der in dem Buch verstreicht, stärker ineinander übergehen, bis sie schließlich eins sind und das Gesamtbild offenbaren. Das Gesamtbild einer Welt, in der man die Erbinformationen von Lebewesen soweit beeinflussen kann, dass man eine vollkommen neue Spezies mit erschreckenden Eigenschaften kreieren kann, die den gewöhnlichen Menschen weitaus überlegen sind. Besonders gut hat mir hierbei die Ausführlichkeit der Beschreibung der biologischen Abläufe gefallen, allerdings sollten ein gewisses Interesse sowie ein wenig Vorwissen durchaus vorhanden sein, denn das Thema Genetik weist in seiner Vielfältigkeit eine große Komplexität auf. So sind die "modernen" Kinder Jill und Gene die Verkörperung der gesamten Forschung, wobei von ersterer immer nur die Rede ist und sie erst gegen Ende direkt in Erscheinung tritt, wodurch sich das Grauen zunehmend aufbaut, da sie als dunkle Bedrohung über allem zu stehen scheint. Jener zunehmender Spannungsaufbau äußert sich auch in der Struktur des Buches, welche eine gewisse Relevanz zur Schöpfungsgeschichte des Menschen durch Gott nicht leugnen lässt. So erfährt man, wie die Erschaffung einer neuen Generation menschlichen Lebens von Menschenhand Tag für Tag voranschreitet. Der Mensch stellt sich auf eine Stufe mit Gott und kreiert eine neue Rasse, was speziell auf den letzten Seiten des Buches alles andere als unrealistisch erscheint. Wie weit sind die Forschungen im Bereich der Genetik tatsächlich? Auch wenn es sich bei "HELIX" nur um ein fiktives Werk handelt, kommt dennoch die Frage auf, ob in den Forschungen nicht ein Quäntchen Wahrheit steckt, da die Geschichte unglaublich authentisch wirkt. Ist das Szenario, welches in "HELIX" geschildert wird, nurmehr eine Vision oder bereits alles ändernde Realität? Dieses Buch ist auf keinen Fall etwas für schwache Nerven geeignet, doch wer sich für die Optimierung menschlicher Existenz durch Fortschritte in der genetischen Forschung und dessen Auswirkungen interessiert, der wird hier gänzlich auf seine Kosten kommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.