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kvel

Bewertungen

Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2014
Mein Naher Osten
Kneissl, Karin

Mein Naher Osten


ausgezeichnet

So viele Informationen - so interessant verpackt - hervorragend!

Die Autorin Karin Kneissl hat in Jerusalem studiert und war u.a. im Diplomatischen Dienst der Republik Österreich tätig. Als freischaffende und unabhängige Korrespondentin schrieb sie z.B. für "Die Welt".

In "Mein Naher Osten" beschreibt sie ihre Erfahrungen und Einschätzungen.
Als Journalistin, Diplomatin und Lehrende erlebte sie nahöstliche Königspaläste und österreichische Ministerien, deutsche Redaktionen und amerikanische Universitäten, nationale Botschaften und globale Energiekonzerne - backstage und ungeschminkt.
Dieses Werk ist, meiner Einschätzung nach, auf der einen Seite eine Autobiographie, in der sie "ihre" Geschichte erzählt, ihren Werdegang, ihre Stationen in ihrem Leben sowie ihre Erfahrungen im Nahen Osten und anderswo auf der Welt.
Auf der anderen Seite ist dies ein sehr interessantes Sachbuch, in dem sie die komplexen historischen Hintergründe der vielen Konflikte dieser Region erläutert.
Die Autorin hat sich immer ihre Eigenständigkeit bewahrt und sich nie vor den Karren anderer Interessen spannen lassen.
Das Buch, welches sich auch für einen Laien schnell und einfach lesen lässt, enthält auch einige private Bilder (Fotos, schwarz-weiß).

Ich finde den Schreibstil der Autorin hervorragend: Sie lässt ganz nebenbei sehr viele Informationen in ihren Text einfließen, schreibt aber dennoch zielführend, so dass nicht der Rote Faden verloren geht und nicht das Gefühl aufkommt, dass sie abschweifen würde.

Die Wortgewandtheit der Autorin finde ich bemerkenswert; beispielsweise ist "In Beirut piaffierten westliche Firmen voller Ungeduld, die nur darauf warteten, im Irak wieder das große Geschäft zu machen." (S. 174) eine sehr gelungene Beschreibung als im Jahre 2000 viele US-Firmen für die Aufhebung der Irak-Sanktionen plädierten.

Die Autorin legt die Veränderungen z.B. im diplomatischen "Apparat" ungeschminkt dar: "Anstatt Konflikte zu lösen, verlegte sich die Diplomatie immer mehr auf das "Managen" dieser." (S. 128) und "Der Dauerkonflikt wurde vielmehr zum Wirtschaftszweig, den sich einige der Konfliktmanager, Kohorten an Nichtregierungsorganisationen und Forscher nicht mehr wegnehmen lassen wollen, sie wären arbeitslos." (S. 129).
Und sie gewährt Einblicke in (politische) Machtstrukturen.
Ebenso hat sie die Veränderungen im Pressewesen backstage erfahren: "An die Stelle der eigenständigen Recherche ist die durch Kommunikationsexperten aufbereitete Informationspolitik getreten. Zwischen dem Journalisten und dem PR-Agenten liegen Welten, doch sie gehen bedenklich in einem Einheitsbrei ineinander über." (S. 163), was sie jedoch gemäß ihrem Lebensmotto "Frei zu schaffen ist ein Privileg, dessen ich mir im Laufe der Jahre und in politisch brisanten Zeiten immer mehr bewusst wurde. Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die Voraussetzung geistiger Freiheit" (S. 170) komplett ablehnt.

Fazit: Selten hat der Begriff "informativ" so gut auf ein Sachbuch gepasst wie bei diesem hier zugrunde liegenden Buch.

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.06.2014
Das wilde Pack Bd.1
Marx, André;Pfeiffer, Boris

Das wilde Pack Bd.1


ausgezeichnet

Tolles Tierabenteuer für Kinder.

Der Zoodirektor ist kein guter Mensch: Er möchte den Wolf Hamlet töten, um an sein Fell zu kommen. Gott sei Dank, kann sich Hamlet aus dem Zoo befreien; sein Freund der Gorilla hilft ihm dabei. Hamlet kann sich bei einer Gruppe wild lebender Tiere verstecken. Dann bricht er auf, um seinen Gorilla-Freund aus dem Zoo zu befreien.

Dies ist wirklich ein gelungener Auftakt zu der Kinderbuch-Reihe um das "wilde Pack".

Die Schrift und der Zeilenabstand sind angenehm groß, so dass die Kinder sich beim Lesen nicht zu schwer tun.
Die Kapitel sind angenehm kurz, das hält die Kinder bei der Stange:)
Die Spannung bleibt über alle Kapitel erhalten, so dass die jungen Leser immer wissen wollen, wie es weiter geht.
Den Satzbau finde ich gut und angemessen, so dass sich die Kinder nicht überfordert fühlen.
Ebenso gut finde ich Wörter, die den Wortschatz des Kindes bereichern: z.B. "Stahlungetüm" (S. 30).
Und ganz nebenbei fließen Informationen in den Text ein, dass beispielsweise ein Chamäleon seine Augen unabhängig von einander in unterschiedliche Richtungen bewegen kann.
Die Freundschaft unter den Tieren oder auch andere Szenen wecken das Mitgefühl bei den Kindern: "Seinen Pfoten ging es überhaupt nicht besser." (S. 27) und "Wieder wirkte Oskar ganz plötzlich niedergeschlagen. Sofort eilte Tulpe an seine Seite und stupste ihn sanft mit der Schnauze." (S. 51).

Süße und witzige Formulierung: ""Was bist du denn für ein Wicht?", fragt Hamlet verwirrt. Doch schon flitzt der grüne Fleck wieder in die Luft, surrt um sein linkes Ohr, dann um sein rechtes. Er blieb in der Luft stehen, flog rückwärts und schien irgendwie überall gleichzeitig zu sein. "Was bin ich für'n Wicht? Das weißt du wohl nicht! Mein Name ist Spy aus dem Kolibri-Ei!"" (S. 28)
Folgende Formulierung fand ich auch sehr schön bildlich beschrieben: ""Papa!", rief Constanze halb erschrocken, halb erfreut. "Hier ist er doch, Papa, der Wolf ist wieder da!" Müller wandte sich um. Sein Blick fiel auf Hamlet. Das Gesicht des Zoodirektors wurde weiß, dann rot und dann schnappte er nach Luft." (S. 76)

Ganz besonders gelungen finde ich die Bleistift-Zeichnungen! Pro Kapitel ist mindestens eine Schwarz-Weiß-Zeichnung eingebettet. Kompliment an den Illustrator! Diese Zeichnungen sind wirklich kindgerecht: Mir gefällt dieser positive Grundton der Zeichnungen sehr gut. Sehr liebevoll. Sehr detailliert. Es macht Spaß diese zu betrachten. Beispielsweise wurde das Gefühl des Wolfes sehr gut herausgearbeitet, als der böse Zoodirektor so übermächtig vor ihm steht. Man die Angst des Tieres sehr gut erkennen.

Schön: An Ende finden diese unterschiedlichen Tiere zu einer Gemeinschaft zusammen.

Der Roman ist vom Verlag für Kinder von 8 bis 10 Jahren empfohlen.
Dem würde ich mich voll und ganz anschließen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2014
Tote Tulpen
Konecny, Jaromir

Tote Tulpen


sehr gut

Ein Krimi für Jugendliche.

Der 16-jährige Leon wird auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Er bekam die Chance auf eine Arbeit in einem Blumenladen. Doch als er dort zu seinem Arbeitsbeginn eintrifft, entdeckt er eine Leiche. Er und die Tochter des Ladenbesitzers, Laura, nehmen gemeinsam die Suche nach dem Täter auf.

Der Roman ist für Jugendliche geschrieben, d.h. der Autor bedient sich der Jugendsprache, um seine Leserschaft zu unterhalten.
Aber mir persönlich ist die häufige, adverbiale Verwendung von "cremig" eher etwas aufgestoßen; eigentlich finde ich diesen Ausdruck sehr kreativ und lebendig und mir ist schon klar, dass Jugendliche ihre "Vokabeln" auch sehr ausgiebig gebrauchen, aber für mich war es etwas zu viel.
Auch die überzeichneten Charaktere der beiden (nicht gerade mit Intelligenz gesegneten) Polizisten fand ich eher nicht so lustig, weil man dies schon zu genüge kennt.

Der Roman ist zwar aus der Perspektive eines Jungen - die inneren Dialoge des Protagonisten wirken sehr authentisch - geschrieben (Leon), aber ich denke, dass auch jugendliche Mädchen ihren Spaß an dem Roman haben werden.

Der Autor hat in diesem Roman bewiesen, dass er ganz außergewöhnlich gute und ausgefallene Formulierungen dem Leser bieten kann.
"Das Viertel zeigt sich bereit, uns aufzunehmen, wir schlendern hinein. Die Sonne verteidigt noch erfolgreich ihren Platz am Himmel. Erst in drei Stunden wird sie ihren Kampf verlieren." (S. 72) und
"Diese Pfingstferien sind der Hammer. Egal, wann du in die Straßen läufst, wartet schon die gelbe Kugel ungeduldig auf dich." (S. 144)
sind zwei Szenenbeschreibungen von vielen, welche das jeweilige Szenario bildlich vor meinem inneren Auge haben entstehen lassen und mir deshalb sehr gut gefallen haben.
Für diese lebendigen Formulierungen hätte ich liebend gerne volle 5 Sterne vergeben.

Der humorige Unterton des Romans gefällt mir sehr gut.
Man sieht beim Lesen wahrlich das zwinkernde Auge vor seinem inneren Auge.
Und Spannung ist auch reichlich vorhanden und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende erhalten. Auch der Mörder bleibt bis zum Schluss des Romans im Dunkeln.
Der Jugendsprech ist gut in den Text integriert und wirkt nicht aufgesetzt.

Treffend fand ich die Beschreibung auf dem Buchrücken (Auszug):
"Pointenreich, lässig, auf den Punkt"

Fazit: Ein gelungener Jugendroman.

Bewertung vom 25.05.2014
Maman und ich
Gallienne, Guillaume

Maman und ich


gut

"Der Junge, der ein Mädchen sein sollte." (Zitat vom Buchrücken)

Die autobiographische Erzählung kann man folgendermaßen zusammenfassen (Auszug aus dem Buchrücken und der Umschlaginnenseite):
Guillaume ist ein wirklich netter Junge. Trotzdem hätte seine ausgesprochen willensstarke Mutter nach zwei Söhnen viel lieber ein Mädchen bekommen.
Mein Vater will unbedingt, dass ich Jungskram mache. Einmal hat er mich gefragt, welchen Sport ich machen will, aber da war meine Mutter dabei, also habe ich augenblicklich gesagt: "Wenn du schon fragst: Klavierspielen!"

Der Erzählstil der autobiographischen Erzählung soll wahrscheinlich witzig, ironisch und eine Liebeserklärung an seine Mutter im Speziellen und an alle Frauen im Allgemeinen sein.
Vielleicht käme diese Absicht in einem Film oder einer Lesung besser herüber.

Aber ehrlich gesagt, habe ich keinen wirklichen Zugang zu dem Buch gefunden: oftmals hatte ich den Eindruck, dass dies zusammenhangloses "Zeugs" wäre, wie schwer nachvollziehbare Gedankensprünge, zum Teil ohne weiterführende Erklärungen.

Das schmale Büchlein mit seinen ca. 90 Seiten ist jedoch schnell durchgelesen.

Bewertung vom 24.05.2014
Der Hof
Beckett, Simon

Der Hof


gut

Das Spannendste war der Sprecher.

Sean ist auf der Flucht vor sich selbst - er trägt seine eigene dunkle Vergangenheit mit sich herum, welche immer wieder in Rückblenden erzählt wird. Er kommt in Frankreich zufällig zu einem Einsiedlerhof. Als er sich verletzt wird er dort gesund gepflegt. Nach seiner Genesung bleibt er aufgrund anderweitig nicht vorhandener Ziele dort.

Ich finde, das Ganze besteht aus einer langen (Vor-)Geschichte, wo eigentlich nicht viel passiert. Das Einzige, was das Ganze etwas spannend macht, sind die Wutausbrüche oder Gespräche der beiden Töchter auf dem Hof mit ihren psychotischen / psychopathischen Stimmungsschwankungen.

Meiner Einschätzung nach, wird hier vom Autor bewusst auf Spannung gemacht.
Auch wenn hier die Spannung eher subtiler daher kommen soll (!!), bleibt eigentlich von der Geschichte nicht viel übrig, insbesondere da auch das Ende nicht wirklich überraschend war.
Meiner Meinung nach, ist dies kein Thriller (wenn, dann noch am ehesten ein Krimi), sondern eher eine Erzählung.
Aufgrund der teils vorhandenen Längen und relativ wenig Inhalt oder Handlung hätte der Roman eigentlich als (Kurz-)Geschichte ausgereicht.

Der Sprecher war einfach hervorragend: Nur er brachte mit seiner Stimme die nötige Spannung!

10 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2014
Mandela
Brand, Christo;Jones, Barbara

Mandela


gut

"Wenn er sich für dich interessiert, dann steigst du in der Achtung aller anderen." (S. 259)

In dieser gut verständlich geschriebenen Autobiographie berichtet Herr Christo Brand aus seiner Zeit als Gefängniswärter des politischen Gefangenen Nelson Mandela. Er erzählt aus seiner Sicht über die Zeit als er den Gefängnisdienst begann und über die Freundschaft zu Nelson Mandela, welche über die Dauer dessen Gefängnisaufenthalts hinaus bestehen blieb.
Herr Brand kehrte nach seinem Gefängnisdienst auf Roben Island nach vielen Jahren dorthin zurück und hält nun Führungen für Besucher in der Gedenkstätte und berichtet dort von seiner Zeit mit Mandela.

Diese Sachbuch hat einige interessante Informationen zu bieten!
Empfehlenswert für Leser, die gerne mal ein Sachbuch mit politischen und persönlichen Informationen zur Hand nehmen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2014
Dystopia
Lee, Patrick

Dystopia


gut

Gegenwart - Zukunft.

Die drei Protagonisten Paige, Bethany und Travis können durch ein "Loch" in die Zukunft schauen - und sehen nichts Gutes. Man kann sogar in die Zukunft "hinübersteigen" und zurückkommen. Natürlich versuchen die Drei das Unheil der Menschheit abzuwenden.

Im Verlauf des Buches dachte ich mir öfters, dass zu wenig Handlung passieren würde und ich mich immer mehr fragte, wann es nun wirklich spannend werden würde.
Und manchmal wunderte ich mich über den emotionslosen Berichtsstil des Romans. Ich muss anfügen, dass mir meistens schnörkellose Texte besser gefallen als seitenweise ausschweifende Beschreibungen. Aber hier war es mir dann doch manchmal zu wenig. Denn diese Emotionslosigkeit ist wohl auch die Ursache, dass ich beim Lesen die Spannung vermisste. Denn das, was geschieht, oder was die Protagonisten erleben, ist eigentlich schon spannend, aber es kam bei mir beim Lesen nicht so an.
Außerdem hätte ich mir manchmal mehr weiterführende Überlegungen gewünscht; beispielsweise "Vielleicht saß Eldred Warren gerade jetzt dort, mit dem selben Füllfederhalter in der Schublade, der sich nun in Travi's Hosentasche befand. Demselben Füllfederhalter, im wahrsten Sinne des Wortes. Wie das praktisch möglich war, ließ sich gedanklich nur mit Mühe nachvollziehen." (S. 115).

Sehr schönes, schnörkelloses Cover: die erhabenen Buchstaben gefallen mir sehr.

Fazit: Der Roman ist ...
... mehr Science-Fiction,
... weniger Thriller,
... eine originelle Idee,
... an manchen Stellen zu oberflächlich und langatmig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2014
Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1 (5 Audio-CDs)
Wells, Dan

Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1 (5 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Spannender Fantasy-Thriller.

Hint: Der Fantasy-Anteil war hier nur gering ausgeprägt, was ich persönlich gut finde.

Der 15-Jährige John Cleaver lebt mit seiner Mutter in dem kleinen Dorf Clayton County. Seine Mutter ist die Bestatterin des Dorfes.
Eines Tages beginnt eine ganze Reihe von Morden in dem bisher so ruhigen Dorf. John wurde zufällig Zeuge eines Mordes.
Er kommt zu der Überzeugung, dass er der Einzige ist, der es mit dem Serienkiller aufnehmen kann, um ihn zu stoppen.

Die Story ist wirklich sehr spannend aufgebaut.
Diese unheimlich detaillierten Beschreibungen von Szenen oder Vorgängen bringen eine immense Realitätsnähe in die Geschichte.
Damit sieht man das Beschriebene manchmal deutlicher vor seinem inneren Auge als einem lieb ist.

Sehr gut gesprochen: Man kann die Stimme des 15-Jährigen Ich-Erzählers sehr gut heraushören und das Gesprochene nachvollziehen.

Bewertung vom 12.05.2014
Der Menschenmacher
Mcfadyen, Cody

Der Menschenmacher


gut

Brutal.

Beim Lesen war ich erschreckt über die Grausamkeiten bei der Bestrafung der Kinder, wenn sie etwas falsch gemacht hatten.
Die Idee über Bestrafung Kinder zu überragenden Leistungen zu "motivieren" ist wahrscheinlich nicht neu, aber erschreckend in welcher Intensität dies stattgefunden hat.
Was mir immer wieder auffällt, sind diese unheimlich detaillierten Beschreibungen von Szenen oder Vorgängen. Damit sieht man das Beschriebene manchmal deutlicher vor seinem inneren Auge als einem lieb ist.
Ich persönlich finde diesen Schreibstil, mit dieser unheimlich detaillierten Beschreibung von Gewalt und Gräueltaten, sehr grenzwertig.

Insgesamt konnte mich die Story aber dann doch nicht überzeugen.

Bewertung vom 01.05.2014
Vaters Land
Jecker Lambreva, Evelina

Vaters Land


sehr gut

Ein autofiktionaler Text.

Auf dem Weg zu der Beerdigung ihres Vaters macht sich die Protagonistin Inna auf den Weg in ihre Heimat nach Bulgarien.

Ihre Hassliebe zu ihren Vater nimmt thematisch einen großen Raum in dem Roman von Evelina Jecker Lambreva ein.
Bezeichnend finde ich das Zitat vom Buchrücken über ihren toten Vater:
"Jetzt kann er mir nicht mehr im Weg stehen, ihn zu lieben."

Es wird viel von (häuslicher) Gewalt berichtet und von innerer Kälte.
Die beschriebene Brutalität und Ignoranz der Gefühle der anderen innerhalb der eigenen Familie erschreckte mich beim Lesen.
Die Glorifizierung Deutschlands und alles, was "deutsch" ist, ist Innas Vaters eine Herzensangelegenheit.
Nebenbei erfährt man als Leser auch einiges von dem Land und dem Wesen der Bulgaren. Auch die politischen Umstände während des Kommunismus und nach der Wende werden geschildert.

Ich denke, das Buch ist ein Geheimtipp für Leser, die mal wieder etwas "anderes" suchen.

Interessant für mich war der kleine Anhang mit Erklärungen.