Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ech
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2020
Velmerstot / Jan Oldinghaus Bd.4
Schlennstedt, Jobst

Velmerstot / Jan Oldinghaus Bd.4


ausgezeichnet

Packender Ostwestfalen-Krimi um eine Mordserie im Umfeld einer obskuren Gruppe von Welterneuerern

Mit diesem Buch schickt der Autor Jobst Schlennstedt den Ermittler Jan Oldinghaus und seine Kollegen von der Bielefelder Kriminalpolizei in ihren bereits vierten Fall. Man kann das Buch aber auch problemlos lesen und nachvollziehen, wenn man, so wie ich, die ersten drei Bände der Reihe noch nicht kennt. Alle erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Auf dem lippischen Velmerstot im Eggegebirge werden die enthaupteten Leichen zweier Frauen gefunden. Unweit von ihnen findet sich zudem die Leiche eines Mannes, der vermeintlich mit einem Schwert Selbstmord gegangen hat. Handelt es sich bei ihm um den Täter oder liegt hier ein Ritualmord vor ? Alle drei Opfer waren Mitglieder einer obskuren Gruppe von Welterneuerern, die reichlich Rätsel aufgibt. Das es innerhalb des Ermittlerteams zu diversen zwischenmenschlichen Streitigkeiten bzw. Mißverständnissen kommt und Jan sich nach dem Tod seines Vaters zudem noch mit lange verdrängten Konflikten innerhalb seiner Familie herumschlagen muss, macht die Ermittlungen in diesem verzwickten Fall nicht unbedingt einfacher.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine atmosphärisch dichte und gut aufgebaute Geschichte voran und lässt sie am Ende in einen fulminanten Showdown münden, der neben reichlich Spannung auch eine schlüssige Auflösung bietet, die keine wesentlichen Fragen offen lässt. Die Mischung aus Ermittlungsarbeit und privaten bzw. beruflichen Konflikten der Protagonisten ist perfekt aufeinander abgestimmt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die immer wieder für Überraschungen gut sind.

Ein toller Kriminalroman mit viel Lokalkolorit aus Ostwestfalen, der mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte. Mein erster Fall mit Jan Oldinghaus wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.

Bewertung vom 13.08.2020
Der Fall Sartory / Kommissar Ingo Behrends Bd.8
Lange, Roland

Der Fall Sartory / Kommissar Ingo Behrends Bd.8


sehr gut

Spannender Harz-Krimi, der zudem interessante Einblicke in die Abläufe eines Krimifestivals bietet

Das Krimifestival "Mordsharz" hätte in diesem Jahr eigentlich zum zehnten Mal stattfinden sollen, bevor es den derzeitigen Streichungen infolge des Corona-Virus zum Opfer gefallen ist. In diesem Kriminalroman, der anläßlich des Jubiläums im Umfeld des Festivals spielt, verlegt der Autor Roland Lange das Ende des Virus nun etwas nach vorne und lässt das Festival zumindestend literarisch doch noch stattfinden.

Zugleich ist dieser Kriminalroman der achte Fall aus der Reihe rund um den Kriminalhauptkommissar Ingo Behrends und seinen Freund und zugleich auch Rivalen, den Journalisten Holger Diekmann. Man braucht hier aber keinerlei Vorkenntnisse, um das Buch lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Mit der Verpflichtung der frischen Bestsellerautorin Carolin P. Sartory ist dem Krimifestival "Mordsharz" ein ganz großer Wurf gelungen. Dumm nur, das die Starautorin zur groß angekündiigten Lesung gar nicht erst erscheint, und kurz darauf ihre Leiche in einem abgelegenem Hof gefunden wird. Da die gute Frau nicht unbedingt eine große Sympathieträgerin war, besteht für Ingo Behrends und sein Team kein Mangel an Motiven und Verdächtigen. Und natürlich steckt auch diesmal wieder Holger Diekmann seine Nase in den Fall und verfolgt ganz eigene Spuren.

Mit einem packenden Schreibstil treibt der Autor das Geschehen voran und lässt dabei jede Menge Lokalkolorit aus dem Harz in die gut aufgebaute Geschichte einfließen. Darüber hinaus bietet die Story auch noch einige interessante Einblicke in den Ablauf eines Krimifestivals, bei dem zudem der eine oder andere bekannte Autor einen Kurzauftritt hat. Aber auch der eigentliche Kriminalfall weiß zu überzeugen und bietet am Ende eine schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offen lässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Das der Schlagabtausch zwischen Behrends und Diekmann stellenweise einen etwas zu großen Raum einnimmt, kann den insgesamt überzeugenden Gesamteindruck kaum trüben.

Wer auf spannende Kriminalromane mit viel Lokalkolorot steht, wird hier sehr gut bedient und unterhalten.

Bewertung vom 06.08.2020
Ratten am Bullenhuser Damm
Ehlers, Jürgen

Ratten am Bullenhuser Damm


ausgezeichnet

Bewegene Geschichte über ein schreckliches Verbrechen aus den letzten Kriegstagen

In diesem Buch greift der Autor Jürgen Ehlers ein reales Verbrechen aus den letzten Kriegstagen in Hamburg auf und transportiert es über eine illustrierte Kurzgeschichte, die zum Nachdenken anregt und noch lange über ihr Ende nachhallt.

Am 20. April 1945 wurde in der ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm eine Gruppe von Kindern, die zuvor im Konzentrationlager Neuengamme zu medizinischen Experimenten mißbraucht wurden, zusammen mit ihren Pflegern grausam ermordet. Seit einigen Jahren erinnert eine Gedenkstätte auf dem Gelände an dieses unfaßbare Verbrechen.

Der Autor lässt uns in seiner bewegenen Geschichte nicht direkt an den Vorgängen teilhaben, sondern erzählt sie über Rückblenden aus der Sicht des Arztes Alfred Trebinski, der an den damaligen Verbrechen beteiligt war. Ihm gegenüber steht die Jüdin Carmen, die den Krieg mit knapper Not überlebt hat, und nun von Alfred erfährt, was damals in der Schule passiert ist. Wie soll sie jetzt mit diesem Wissen umgehen ? Während es sich bei Alfred um eine historische Figur handelt, ist die Figur der Carmen rein fiktiv. Das Alfreds Erzählungen doch ziemlich vor Selbstmitleid strotzen, der stellenweise auch nur schwer auszuhalten ist, macht es nicht immer einfach, seinen Gedankengängen zu folgen. Dem gegenüber stehen die gelungenen Illustrationen, die die düstere Grundstimmung sehr gut transportieren und es einem beim Lesen einfacher machen, die tatsächlichen Abläufe nachzuvollziehen.

Ein Lehrstück darüber, das die Verbrechen des 2. Weltkrieges nicht nur von strammen Nationalsozialisten, sondern auch von "ganz gewöhnlichen" Menschen verübt wurden, in denen der Krieg das Schlimmste hervorgebracht hat.

Bewertung vom 04.08.2020
Tag X
Gerling, V. S.

Tag X


ausgezeichnet

Packender Thriller um eine perfide Verschwörung gegen die Demokratie in Deutschland

Mit diesem packenden Thriller legt der Autor V. S. Gerling den bereits sechsten Band seiner Reihe um das Ermittlerpaar Nicolas und Helen Eichborn vor, den man aber auch unabhängig von den vorherigen Bänden lesen und verstehen kann. Es tauchen hier zwar eine ganze Reihe von Figuren auf, die auch bereits in anderen Büchern eine mehr oder weniger große Rolle gespielt haben, alle erforderlichen Informationen zu diesen Protagonisten werden aber gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Nach ihrem Ausscheiden beim BKA haben sich Nicolas Eichborn und seine Ehefrau Helen mit einer Sicherheitsfirma selbstständig gemacht. Dennoch werden sie auch weiterhin von ihrem ehemaligen Vorgesetzten Rainer Schranz, der es inzwischen zum Innenminister gebracht hat, in besonders kniffligen Fällen um Rat und Mithilfe gebeten. Als ein Flugzeug über Rostock abstürzt, weil jemand von außen die Kontrolle über die Maschine übernommen hat, ist es mal wieder so weit. Dieser rätselhafte Abturz ist aber nur der Auftakt für weitere ausgesprochen brutale Vorfälle. Alle Hinweise deuten auf eine großangelegte Verschwörung mit Insiderkenntnissen, so das der Innenminister nicht mehr weiß, wem aus den eigenen Reihen er noch trauen kann. Und so müssen Nicolas und seine Team mal wieder die Kohlen aus dem Feuer holen. Denn die Angriffe richten sich gegen die Demokratie in Deutschland.

Mit einem packenden Schreibstil und vielen kurzen Kapiteln mit ständigen Perspektivwechseln, die für ein hohes Erzähltempo sorgen, legt der Autor hier einen fulminanten Thriller vor, der einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. So hangelt sich die gut aufgebaute Geschichte von Spannungsmoment zu Spannungsmoment und hat dabei zahlreiche überraschende Wendungen auf Lager, die die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung lenken. Hatte ich nach meinen ersten Bänden der Reihe noch so ein wenig bemängelt, das die Figurenzeichnung etwas zu sehr hinter der Spannungserzeugung zurückstehen muss, gibt es auch in dieser Hinsicht inzwischen nichts zu mehr meckern. Hier bekommen nun sowohl die neuen wie auch die bereits bekannten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen ausreichend Raum zur Entfaltung, den sie auch überzeugend nutzen können.

Ein rundherum gelungener Thriller voller Action und Dramatik, der die Messlatte für die nachfolgenden Bände noch einmal ein ordentliches Stück nach oben legt.

Bewertung vom 03.08.2020
Red Bird - Ava Canary
Hebesberger, Roland

Red Bird - Ava Canary


ausgezeichnet

Packender Agenten-Thriller mit reichlich Action und einer ordentlichen Portion Mystery

Nachdem mich "Abzweigungen", das Erstlingswert des Autoren Roland Hebesberger, bereits auf ganzer Linie überzeugen konnte, war ich schon sehr gespannt, ob er das hohe Niveau auch bei diesem Agenten-Thriller würde halten können. Diese Frage kann ich nun voller Überzeugung mit ja beantworten.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Ava Canary, eine junge CIA-Agentin, die gerne in die Fußstapfen ihres bei einem tragischen Unfall verstorbenen Onkels Jonathan treten möchte. Doch gleich ihr erster Außeneinsatz geht mächtig schief und lässt sie als einzige Überlebende zurück. Als sie den Hintergründen des verpatzten Einsatzes auf den Grund gehen möchte, um ihren Namen wieder reinzuwaschen, gerät sie urplötzlich zwischen alle Fronten und weiß bald nicht mehr, wem sie eigentlich noch trauen kann.

Mit einem packenden Schreibstil, vielen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte, die er komplett aus der Perspektive von Ava erzählt, voran. So müssen wir uns an ihrer Seite durch ein dichtes Gestrüpp aus Lügen und Verrat kämpfen und dabei versuchen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Auch diesmal lässt der Autor neben reichlich Spannung und Action auch noch eine ordentliche Portion Mystery in das Geschehen einfließen und bietet so einen gut aufeinander abgestimmten Genremix, der zudem eine ganze Riege von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen aufbietet.

Ein rundherum gelungener Thriller nach dem Motto "Mission Impossible" meets "Akte X", der mich von der ersten bis zur letzten Seite hervorragend unterhalten konnte.

Bewertung vom 28.07.2020
Die Dornen des Bösen / Ibsen Bach Bd.2
Korten, Astrid

Die Dornen des Bösen / Ibsen Bach Bd.2


ausgezeichnet

Zweiter überzeugender Auftritt von Ibsen Bach, dem charismatischen Profiler mit Gehirntumor und geheimnisvoller Vergangenheit

In diesem packenden Thriller von Astrid Korten hat der charismatische Profiler Ibsen Bach seinen zweiten absolut überzeugenden Auftritt, der neben reichlich Spannung und Dramatik auch weitere wichtige Puzzlestücke zu seiner geheimnisvollen Vergangenheit beisteuert.

Man kann dieses Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band lesen und nachvollziehen. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Da sich die Geheimnisse aus der Vergangenheit von Ibsen Bach wie ein roter Faden durch die Bücher ziehen, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um die Entwicklung der Protagonisten in Gänze genießen zu können. Zumal Band 1 ebenfalls beste Thriller-Unterhaltung bietet und absolut zu empfehlen ist.

Nach den schockierenden Enthüllungen aus der Akte Rosenrot hat sich Ibsen Bach als freiberuflicher Profiler in Moskau niedergelassen und ringt mit sich, ob er die gefährliche Operation zur Entfernung seines Gehirntumors wagen soll. Zudem ist er immer noch auf der Suche nach seiner Frau Lara, an deren Tod er einfach nicht glauben will. Als General Sorokin ihm ein Video zeigt, auf dem scheinbar die Ermordung seiner Tochter Leonela zu sehen ist, und ihn bittet, ihren Mörder zu finden, stürzt sich Ibsen in die Ermittlungen, mit denen er aber mitten in ein Wespennest sticht.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und spielt dabei geschickt mit den unterschiedlichen Zeitebenen, auf denen das atmosphärisch dichte Geschehen abläuft. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die für so manche Überraschung gut sind. Immer wieder werden wir Leser geschickt auf falsche Fährten gelockt und man muss schon sehr aufmerksam lesen, um hier nicht den Überblick zu verlieren bzw. nicht die kleinen, versteckten Hinweise zu überlesen. Das furiose Finale bietet dann am Ende eine schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offen lässt und sogar schon einen kleinen Ausblick auf den nächsten Band der Reihe liefert.

Ein grandioser und schonungsloser Thriller, der mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte, die Messlatte für den nächsten Band aber noch einmal ein gehöriges Stück höher legt.