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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2019
Schund und Sühne
Basener, Anna

Schund und Sühne


ausgezeichnet

Als Nachrückerin eines Literaturstipendiums trifft Kat auf Schloss Rosenbrunn ein. Zwar hat sie eine riesige Veröffentlichungsliste, aber als Literatur hätte sie ihr Werk nicht bezeichnet. Schließlich schreibt sie sogenannte „Groschenhefte“ aus der Welt des Hochadels.
Nun steht sie also in der Halle mit Fürstin Follie und deren unverheirateter, etwas unkonventioneller Schwester Gratzie und lässt sich in die Feinheiten des Lebens der „Geborenen“ einweisen. Die Familie wird vervollständigt vom Patriarchen, dem poltrig-harmlosen Fredi und den Kinder Seph und Valu. Seph hat nur ein Ziel, eine tolle Heirat, aber trotz 30 gefangener Brautsträuße hat sich noch nichts ergeben. Und nun hat ihr Favorit aus dem englischen Hochadel auch noch so eine dahergelaufene Hollywood Schauspielerin gewählt. Sie ist verzweifelt. Bei Valu sieht es ähnlich aus, Kat merkt auf den ersten Blick, dass er dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist, aber er den dynastischen Zwängen unterliegt.
Ja – soweit ist das genau das Thema der Fürstenromane, aber die Autorin gibt sich damit nicht zufrieden. Mit ganz viel Wortwitz, einem treffenden, auch mal sarkastischem Humor nimmt sie die Klischees auseinander. Ich habe mich selten so gut amüsiert und musste mehrfach hellauf lachen. Vorurteile auf beiden Seiten werden aufs Korn genommen und es gab viele wunderbare Szenen.
Zum Beispiel, wenn Gratzie ein älteres Abendkleid für den Ball mit der Heißklebepistole und Strasssteinen aufhübscht , oder dem millionenschweren Diadem der Fürstin ein kleines Rehgeweih auf einem Haarreif entgegensetzt. Während beim Heftroman die Realität meist außen vor bleibt, darf hier die sonst so zartbesaitete Seph bei der Jagd waidmännisch das Rotwild aufbrechen und statt dem keuschen Kuss im Groschenroman wird es hier auch mal expliziter. Auch das Happy End verzichtet auf den üblichen Weg in den Sonnenuntergang, es endet eher bittersüß.
Ich habe den unterhaltsamen Roman als eine liebevolle Hommage an dieses Genre gelesen, ironisch überspitzt und persifliert. Die Autorin hat ein tolles Erzähltempo und setzt Wortwitz und Gags gekonnt in Szene. Auch der Titel „Schund und Sühne passt genial. Mir hat der Roman ausgesprochen viel Spaß gemacht.

Bewertung vom 30.01.2019
Letzter Stollen / Gasperlmaier Bd.7
Dutzler, Herbert

Letzter Stollen / Gasperlmaier Bd.7


sehr gut

Am Ende jeder Grubenfahrt im Schaubergwerk zählt Frau Roither die Schutzanzüge. Verflixt, da fehlen zwei, ein wenig später fehlt dann nur noch einer, aber das macht sie stutzig, dass sie die Polizei ruft. Das bedeutet dass der Franz Gasperlmaier aus seiner Geburtstagsfeier zum 50igsten gerissen wird. Aber so schlimm ist das nicht, denn er steht eh nicht gern im Mittelpunkt und die Späßchen machen ihn nur verlegen. Denn der Inspektor ist so ganz vom alten Schlag, eher bedächtig und Neuheiten und allzu hohem Tempo eher abgeneigt. Aber Kollegin Manuela und die Chefin Frau Dr. Kohlross sind ja an seiner Seite, als dann tatsächlich ein Toter auftaucht.
Ein Salzbergwerk als Schauplatz eines Krimis war für mich neu und sehr interessant. Dutzlers Altaussee-Krimis sind gewürzt mit einem verschmitzten Humor und viel österreichischem Charme. Das ist auch seiner Hauptfigur, dem Franz Gasperlmaier zu verdanken. Ein ganz knorriger Charakter, dem die Einhaltung der Essenszeiten mindestens genauso wichtig ist, wie der Fortgang der Ermittlungen. Man muss ihn mögen, auch wenn seine Gedankengänge manchmal einige Zeit brauchen, bis er sie ausspricht. Meist sind dann Manuela oder die Kohlross schon weiter. Überhaupt die Frauen, die verunsichern ihn immer zutiefst, auch wenn er sie als Kolleginnen sehr schätzt.
Die Geschichte führt nicht nur tief in den Stollen, sie führt auch tief in die Vergangenheit und ganz zum Schluss überrascht der Autor die Leser mit einem ganz und gar unerwarteten Ende.
Ich mag den ganz eigenen Humor des Krimis und konnte mich bestens unterhalten. Da ich es liebe, wenn in Krimis auch die Region und ihre sprachliche Eigenheiten zum Zuge kommen können, bin ich hier auch auf meine Kosten gekommen.
Wer gern zum regionalen Kriminalroman mit viel Humor greift, wird hier bestens bedient

Bewertung vom 25.01.2019
Aachener Gangster
Davis, Ingrid

Aachener Gangster


sehr gut

Nach zwei spektakulären Erfolgen ist Britta Sander der Star in der Detektei Schniedewitz. Trotzdem ist sie überrascht, als Tom Hartwig in der Bürotür steht. Hartwig ist ein Schrank von einem Mann, überreich tätowiert und taucht gleich mit 4 Bodyguards im Schlepptau auf. Sein Fall ist delikat, sein väterlicher Freund und Mentor wurde auf grauenhafte Weise ermordet. Da der sich im Gangstermilieu bewegte, will Hartwig den Mörder finden ohne die Polizei einzuschalten.
Entgegen aller Vernunft und Warnungen nimmt Sander den Auftrag an und findet sich bald tief in die Machenschaften diverser Syndikate verwickelt. Hartwig selbst scheint seiner Vergangenheit abgeschwört zu haben und will nur noch legale Geschäfte als Kunst-und Antiquitätenhändler abwickeln. So ganz glaubt Sander das zwar nicht, aber tiefer will sie gar nicht bohren.
Der dritte Fall für Britta Sander beginnt mit einem Prolog, der einige Tage in der Zukunft angesiedelt ist. Das erhöht sofort die Spannung, denn es wird klar, dass die Sache nicht ungefährlich wird. Aber Britta ist abgebrüht und kann genauso gut austeilen, wie einstecken. Damit - und weil sie so völlig unbeeindruckt von Hartwigs Machtdemonstrationen bleibt - erwirbt sie sich bald seinen Respekt und sein Vertrauen.
Der Aachener Krimi punktet aber auch mit Humor. Nicht nur Sanders Gedanken – immer wieder kursiv eingestreut – sind lakonisch und witzig. Auch ihr Hund Sammy, das Kampfknäuel, trägt dazu bei. Das lockert den Krimi auf, genau wie die wohl bewusst gewählte Übertreibung der Figur Hartwigs und seiner Gegenspieler aus dem Gangstermilieu. So fährt Hartwig natürlich Maserati und seine 4 (!) Bodyguards in nagelneuen Range Rovers hinterher. Sein Haus ist eine Festung, für die es wohl nie eine Baugenehmigung gab. Und Hartwigs Kollege aus dem Milieu führt schon mal als Machtdemonstration einen Leoparden an der Leine spazieren.
Dadurch habe ich auch gar nicht allzu viel Realismus erwartet, obwohl ich mich schon fragte, wieso ein Mann wie Hartwig mit schier unerschöpflichen Ressourcen an Geldmittel und Verbindungen eine regionale Detektei beauftragen muss. Aber das hat meinen Lesespaß überhaupt nicht geschmälert, beeinträchtig wurde er von einem überstrapazierten Stilmittel: Tahar, ein Freund Brittas und ein Computergenie, darf nur mit französischem Akzent sprechen und das wird mit Sätzen wie „ist das einö Fragö?“ oder „mir kommön die wildestön Sachön zu Ohrön“ wiedergegeben. Das gefiel mir nicht und nervte zusehends.
Nichts desto trotz, der Aachen Krimi hat mir gut gefallen und ich bin auf die Vorgänger Bande neugierig geworden. Deshalb runde ich auch die realistischen 3,5 Sterne auf.

Bewertung vom 23.01.2019
Das einfache Leben
Brunntaler, Marie

Das einfache Leben


gut

Jahrzehntelang führte Elisabeth Kohlbrenner in Bonn eine Beziehung im Schatten, als Geliebte eines verheirateten Mannes aus einflussreichen Kreisen. Nach seinem Tod kehrt sie auf den alten Familienhof im Schwarzwald zurück. Kurz darauf kommt auch Adele, die ältere – immer bewunderte Schwester – zu Besuch und bleibt. Nicht ganz freiwillig, auch ihre Beziehung ist gescheitert und ihre finanzielle Situation ist alles andere als rosig.

Doch ein Traum von Elisabeth soll Wirklichkeit werden: auf dem Gelände, dass der geschäftstüchtige Bruder Hans in den Anfängen der Wirtschaftswunderjahre mit seiner Fabrik vergiftet und mit Quecksilber kontaminiert hat, soll ein Rosengarten entstehen. Ein Rosengarten auf 1000 Höhenmetern und den strengen Wintern im Schwarzwald trotzend.

Das einfache Leben ist so einfach nicht, aber die Rückbesinnung auf ihre Wurzeln hilft den Kohlbrenner Schwestern mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und eine neue Richtung einzuschlagen. In vielen Rückblenden erzählt die Autorin von der Kindheit, dem Aufbruch in die weite Welt, von Erfolgen und geplatzten Träumen. Diese Rückschau enthüllt den Charakter der Schwestern, deren Portraits sehr fein gezeichnet sind, aber auch seltsam kühl und künstlich auf mich wirken.

Ich habe mich in diesem Buch mit den Zeitsprüngen nicht so recht anfreunden können, obwohl ich das sonst als Stilmittel durchaus schätze. Vielleicht weil das Buch recht abrupt zwei Jahrzehnte überspringt und endet.

Sehr interessant fand ich die Sprache, der heitere, von weiser Gelassenheit getragene Ton passt sehr schön zur Geschichte, hat aber bei mir, ähnlich wie bei den Figuren eine gewisse Distanz erzeugt.

Man spürt die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat, auch sie hat den Schwarzwald jung verlassen und kehrt nach Jahren in Bonn zurück, die Sehnsucht zu den Wurzeln hat sie mit ihren Figuren gemeinsam.

Bewertung vom 21.01.2019
Die Sommer meines Lebens
Valpy, Fiona

Die Sommer meines Lebens


sehr gut

Die junge Ella verbringt 1938 ein zauberhaften Sommer auf der Ile de Ré bei einer französischen Freundin ihrer Mutter. Mit Sohn Christophe verbindet sie bald mehr als eine Freundschaft. Es scheint, sie hat die Liebe ihres Lebens gefunden. Doch schon ihren nächsten Sommerbesuch muss sie abbrechen. Der Krieg ist ausgebrochen und Christophe wird zur Armee eingezogen. Auch Ella meldet sich als Freiwillige zum Frauenhilfscorps der Army. Dann erhält sie eine schreckliche Nachricht aus Frankreich, die ihre Zukunftspläne zunichtemachen.
60 Jahre später bittet Ella ihre Enkelin Kendra ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Ella ist am Ende ihres Lebens angekommen und spürt, wie sich ihre Erinnerungen allmählich auflösen. Sie möchte aber ihre Geschichte an ihre Kinder, vor allem an ihre Tochter, weitergeben. Für Kendra werden Ellas Geschichten auch zum Spiegel ihrer eigenen Situation. Ihre Ehe ist in einer Krise, ihr Mann und sie sind überfordert von den Problemen mit dem autistischen Sohn Finn. Ihre Liebe scheint verloren zu gehen, während sie versuchen, den Alltag zu bewältigen.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Die Erinnerungen von Ella führen nach Frankreich, berichten von unbeschwerten Sommerwochen und dem Zauber der ersten großen Liebe, über die bereits die dunklen Wolken der Kriegszeiten drohen. Ihre Erzählungen reichen bis ins Jahr 1970 und berichten von Hoffnung und zerplatzten Träumen, von Verzicht und neuem Glück. Dieser Zeitraum nimmt nicht nur den größten Teil des Romans ein, er ist auch der Teil, der mich am meisten gefesselt hat. Eine starke Frau, die am Ende ihres Lebens zurückblickt und ihr Schicksal Revue passieren lässt – das hat mich wirklich berührt und auch die historischen Details, die den Zweiten Weltkrieg aus der Sicht Englands und Frankreichs erzählen, fand ich sehr interessant.
Die Szenen vom Sommer auf der Atlantikinsel sind zauberhaft erzählt, Wind und Sonne, der Duft der Gräser und Kräuter, das wirkt lebendig und erzeugt farbige Bilder in meiner Vorstellung und nimmt mich mit auf die Insel.
Dagegen wirkt Kendra und ihr Familienproblem fast ein bisschen blass. Obwohl sehr sympathisch geschildert und ihr Nöte greifbar sind, ist eindeutig Ella die prägnanter gezeichnete Figur.
Ein warmherziger Roman, der obwohl manche traurige Szene enthält, einen optimistischen Ausblick auf das Leben hat. Ich habe mich davon wirklich anrühren lassen und bin auf Stunden die in Geschichte eingetaucht.

Bewertung vom 21.01.2019
Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2
Lemaître, Pierre

Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2


ausgezeichnet

Am Tag der Beisetzung des Bankiers Marcel Péricourt, stürzt oder springt der Enkel aus dem Fenster und bleibt schwerverletzt auf dem Katafalk liegen. Madeleine Pericourt verliert sich in ihrer maßlosen Trauer und in ihrer Sorge um den nach dem Sturz gelähmten Sohn Paul. So steht sie zwar formell an der Spitze des Bankhauses, aber der Prokurist der Bank Gustave Joubert lenkt die Geschäfte. Umgeben ist Madeleine vom raffgierigen Onkel Charles und vom Hauslehrer André Delcourt, der auch ihr Liebhaber ist. Erst spät, zu spät begreift Madeleine, dass keiner ihrer Vertrauten ihr Wohlwollen im Auge haben. Joubert will Rache für die Kränkung, dass er mit einem Almosen im Testament des alten Péricourt abgespeist wurde.
Doch als Madeleine alles verloren hat, erwacht in ihr die Kraft ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Die politischen Wirren, die Wirtschaftskrise und die Vorboten des Zweiten Weltkriegs spielen ihr in die Hände und sie beginnt die Schuldscheine für den Verrat einzufordern.
Pierre Lemaitre findet einen leichten, oft sogar ironischen Ton um seine Figuren zu portraitieren. Der Roman entwickelt fast die Dynamik einer Kriminalgeschichte, wenn Madeleine Zug für Zug ihren Rachefeldzug umsetzt. Die farbige Darstellung der Gesellschaftsschichten und deren Umwälzungen im Vorkriegsfrankreich ist prägnant und gelungen. Der Roman entwickelt einen Sog, dem ich mich als Leserin nicht entziehen konnte. Besonders gelungen fand ich die Frauen der Geschichte, nicht nur Madeleine, sondern auch Kindermädchen Léonce und Pflegerin Vladi sind großartig portraitiert und stehen für ihre jeweilige Gesellschaftsschicht. Es ist ein groß angelegter Sitten- und Gesellschaftsroman, in den Lemaitre Madeleines Abrechnung einbettet. Dabei gefiel mir ganz besonders die Raffinesse der einzelnen Handlungsstränge, die auch mit Kritik an der damaligen Gesellschaft nicht spart. Ob nun es die Arroganz des Großbürgertums oder die Eitelkeit der Politiker oder die Geltungssucht der Presse ist. Madeleine hat viel verloren, aber ihre Freiheit hat sie sich zurück erobert.
Ein wunderbarer Roman, dessen brillante Sprache mich nachhaltig beeindruckt hat.

Bewertung vom 18.01.2019
Tödliches Pilsum. Ostfrieslandkrimi
Nansen, Elke

Tödliches Pilsum. Ostfrieslandkrimi


sehr gut

Faber, der noch recht neue Leiter des Kriminaldienstes in Emden, hat eine harte Nuss zu knacken. Zufällig wurde im Jade-Ems-Kanal ein Autowrack gefunden. Ein Fall für Faber, da das Auto einem seit fünf Jahren entführten Wissenschaftler gehörte, es gab eine hohe Lösegeldforderung, aber es kam nie zur Geldübergabe und die Entführer meldeten sich auch nie mehr.
Bald schon merken Faber und sein Team, dass damals mehr als schlampig ermittelt wurde. Hinweise wurden ignoriert, Zeugen nicht befragt und so verlief die Suche im Sand. Eine schlimme Belastung für Sander und seine Kollegin ist auch der Zustand von Frau Gerber. Nicht nur, dass sie seit Jahren im Ungewissen lebt, eine schwere Krebserkrankung hat sie gezeichnet und sie kann kaum noch für ihre Kinder sorgen. So liegt die Hauptlast auf dem 17jährigen Sohn Mark.
Ich finde die Idee der Handlung sehr gelungen. Ein alter Fall wird plötzlich wieder in den Blickpunkt geholt und bei der Befragung der früheren Zeugen ergeben sich ganz unterschiedliche neue Ansätze. Die Polizeiarbeit ist wohltuend ruhig und realistisch beschrieben, es sind eben auch viele kleine Spuren, denen man nachgehen muss. Aber auch dabei bleibt die Geschichte sehr spannend und als sich bei mir – verhältnismäßig früh – ein Verdacht einschlich, hatte mich der Krimi noch mehr gepackt.
Einige sehr witzige Figuren geben als Sidekicks dem Buch noch eine besondere Note. Allen voran der alte Knud, Vater von Polizeikollegin Rieke oder auch Tamme, dem der Spitzname Wikinger sehr gut passt.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, sehr flüssig und Spannung und Humorvolles aus dem Privatleben wechseln sich ab. Die einzelnen Spuren werden geschickt ausgelegt und verführten mich sofort zum Kombinieren und Rätseln.
Etwas weniger „Liebesgedöns“ hätte mir noch besser gefallen, das war zwar recht nett als Nebenstrang, wurde mir gegen Ende dann doch zu viel. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Ein toller Krimi von der Küste, den ich wirklich empfehlen kann.

Bewertung vom 14.01.2019
Die Novizin. Mord im Jahr des Herrn 1431 (eBook, ePUB)
Frazer, Margaret

Die Novizin. Mord im Jahr des Herrn 1431 (eBook, ePUB)


sehr gut

Friedlich geht das Leben im Kloster St. Frideswide seinen Gang. Novizin Thomasine will dort in wenigen Tagen ihr Gelübde ablegen. Das passt ihrer Großtante Lady Ermentrude Fenner überhaupt nicht in ihre Pläne. Sie möchte Thomasine, ausgestattet mit einer guten Mitgift, verheiraten. Ihre turbulenten Besuche im Kloster sind gefürchtet, aber als Gönnerin des Konvents muss sie mit gebührenden Ehren aufgenommen werden, doch sie überlebt ihren Besuch nicht.
Schwester Claire, die kräuterkundige Nonne, vermutet Gift und schon bald haben der Coroner und die aufgebrachte Verwandtschaft von Lady Fenner eine Schuldige ausgemacht. Doch Schwester Frewisse hält nichts von schnellen Urteilen. Mit Erlaubnis der klugen Priorin beginnt sie zu ermitteln.
Das Kloster als Schauplatz eines Verbrechens ist ein beliebtes Sujet. Der Kontrast zwischen frommen Frauen hinter friedlichen Klostermauern und der Gewalttat, bietet viel Stoff für farbig geschilderte Szenen. Klosterleben, Gebetsregeln und Alltag der Schwestern und das mittelalterliche Leben der Landedelleute werden erzählt und werden durch die bildhafte Sprache lebendig. Schwester Frewisse ist eine gescheite und mutige Frau, die das Kloster nicht als Einengung empfindet und so stellt sie sich mutig dem Coroner und den Schergen der Fenners entgegen. In ihrer Unbeirrtheit und ihrer Hartnäckigkeit ähnelt sie wirklich der im Werbetext erwähnten Miss Marple.
Als weltlicher Gegenpart darf Thomas Chaucer auftreten. Der Sohn des angesehenen Dichters Geoffrey Chaucer, dessen Canterbury Tales zum englischen Kulturgut gehören, ist zwar nicht adlig, aber vermögend und angesehen bei Hofe. Dem Kloster ist er durch sein früheres Mündel Frewisse verbunden. Was der kleinen, abgeschiedenen Welt des Klosters fremd ist, kann der weitgereiste und politisch versierte Thomas beitragen.
Margaret Frazer ließ Schwester Frewisse in vielen Bänden ermitteln. Sie erschienen um die Jahrtausendwende in Deutsch. Nun werden sie E-books wieder aufgelegt und die Wiederentdeckung lohnt sich.

Bewertung vom 13.01.2019
Weißer Tod / Cormoran Strike Bd.4
Galbraith, Robert

Weißer Tod / Cormoran Strike Bd.4


ausgezeichnet

Zum vierten Mal lässt Robert Galbraith ( J.K. Rowlings) ihren Privatdetektiv Cormoran Strike ermitteln. Neben seinen üblichen Aufträgen weckt der Besuch eines jungen Mannes sein besonderes Interesse, Billy ist offensichtlich schwer psychisch gestört und ist sich sicher, dass er als Jugendlicher einen Mord an einem Kind mitangesehen hat. Bevor Cormoran mehr Details erfahren kann, flüchtet der junge Mann in Panik.
Nach einigen spektakulären Erfolgen hat Strikes Detektei eine gewisse Berühmtheit erlangt und so erreicht ihn auch der Auftrag des konservativen Ministers Chiswell. Der wird erpresst und Strike und seine Assistentin Robin nehmen den Auftrag an, besonders da der Name des Ministers auch in Billys Dunstkreis fällt.
Die Ermittlungen führen Cormoran in verschiedene Kreise, in die exklusive englische Oberschicht ebenso wie ins Umfeld des britischen Parlaments und in die Welt der Hardcore-Sozialisten. Dabei verblüfft mich die genaue Beschreibung der jeweiligen Milieus. Absolut stimmig ist die Darstellung der abgeranzten WG Zimmer in Londons armen Vierteln, wie auch das schäbige Büro Strikes und seiner ebenso schäbigen Zwei-Zimmer-Absteige im Stockwerk darüber. Genauso stimmig auch die Welt der Oberschicht in ihren schön restaurierten kleinen Häusern mit hübschen Vorgärten in den angesagten Stadtteilen.
Auch bei der Charakterzeichnung einzelner Personen hatte ich gleich sehr realistische Bilder vor Augen. So erinnerte mich die Beschreibung von Chiswell sofort an die Fernsehbilder von Boris Johnson. Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist.
In dem bisher umfangreichsten Band dieser Reihe (857 Seiten) setzt die eigentlich Krimihandlung sehr spät ein. Tatsächlich lässt sich die Autorin viel Zeit für ihre Figuren und ihre gesellschaftlichen Verflechtungen. Aber sie schreibt so faszinierend und fesselnd, dass mir die langsam einsetzende Spannung nie als Manko erschien. Im Gegenteil, mir gefielen die Beziehungsspannungen zwischen Robin und Cormoran. Der Roman beginnt mit Robins Hochzeit und der daraus resultierenden Zurückhaltung Cormorans. aber sehr schnell erkennt Robin ihren Fehler. Aber beide sind einfach zu stolz und zu kompliziert gestrickt um auf einander zuzugehen. Auch das macht für mich einen großen Teil des Reizes aus.
Das Ende ist absolut schlüssig, aber so überraschend, dass ich auch nie einen Hauch von Verdacht oder Ahnung hatte und das passiert mir als passionierter Krimileserin selten. Erst in der Rückschau wurde mir die Bedeutung der kleinen, immer wieder eingestreuten Hinweise und Bemerkungen klar. Genau wie die Ibsen-Zitate, die jedem Kapitel vorangestellt werden und deren Bezug sich am Ende enthüllt.
Ich freue mich auf den nächsten Band und auf die weitere Entwicklung zwischen Robin und Cormoran.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.01.2019
Da machen wir'nen Flicken drauf
Greifenstein, Gina

Da machen wir'nen Flicken drauf


sehr gut

In glücklicher Erwartung sitzt Moni an ihrem zwanzigsten Hochzeitstag im Lokal. Ihr Rolf scheint sich wieder einmal etwas zu verspäten. Aber die Seligkeit wird ihr in wenigen Minuten aus dem Gesicht gewischt. Ausgerechnet diesen Tag hat sich Rolf ausgesucht um ihr das Ehe-Aus zu verkünden. Er hat eine Andere. Nur 3-4 Jahre älter als die gemeinsame Tochter Emma und es eilt, da die Tussi – so wird sie fortan im Buch genannt – auch schon schwanger ist.
Moni flüchtet zur besten Freundin Ruth, einer bekannten Modedesignerin, die grade ihre neue Kollektion vorstellt. Dort gibt es zuerst reichlich Alkohol zur Ersten Hilfe und sofort einen Traummann, mit dem sie ihren Frust wegtanzt. Ach, wenn nicht nur der Morgen danach wäre….
Moni erfindet sich neu, sie macht den Motorradführerschein, ein Herzenswunsch seit Jugendzeiten. Sie startet auch beruflich durch, denn gleich nach Studium kam damals Rolf und kurz danach Emma, so dass sie nie ihren Beruf als Schneiderin und Modedesignerin ausgeübt hat. An ihrer Seite Ruth, die sie mit ihren pragmatischen Ratschlägen und tatkräftiger Hilfe aufrichtet. Und siehe da, an neuen Traummännern ist kein Mangel, aber was will Moni wirklich?
Herzschmerz und Liebeskummer, das Ende einer Ehe und ein Neustart ins Leben. Damit kann ich in einem Satz den Inhalt zusammenfassen. Eine sehr flott – man liest das Buch in einem Atemzug – geschriebene Geschichte mit Humor und viel Wortwitz und die mich wirklich bestens unterhalten hat. Allerdings sollte man nicht so sehr über Logik und Realität nachdenken, denn daran mangelt es in der Story. Es ist halt ein Märchen und das Happy End ist nicht nur unerwartet, es ist auch ein passender Schlusspunkt für Moni.
Der Autorin ist wirklich eine federleichte Geschichte gelungen, sie schreibt amüsant und frech und das Buch hat mir durchgehend Spaß gemacht, auch wenn es nicht lange nachhallt. Aber ab und zu darf es auch ein süßes Appetithäppchen sein und es hat noch nicht mal Kalorien.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.