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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


ausgezeichnet

Berliner Nachtleben einmal anders

Wenn die Wildtierbiologin Sophia Kimmig über das Berliner Nachtleben schreibt, so sind nicht die diversen Clubs oder Bars gemeint, sondern die nachtaktiven Wildtiere.

In zehn Kapiteln stellt uns die Autorin verschiedene nachtaktive Tiere vor, die es als Kulturfolger auch in Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Wien zieht. Sie erzählt von Säugetieren wie Wildschweinen, Füchsen, Bilchen und Insekten, die die Nacht zu deren Tage machen.

Du kennst die Gruppe der Bilche nicht? Dann lies einfach nach.

Die Kapitel sind gut strukturiert. Tiere und ihr Lebensraum werden uns vorgestellt sowie unter dem Titel „Fun Facts“ einige witzige Anekdoten erzählt.

„Unsere ganze Geschichte ist die bloß Geschichte des wachenden Menschen. An die Geschichte des schlafenden hat noch niemand gedacht.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht verständlich. Sie versteht es, ihre profunden Kenntnisse unterhaltsam und spannend zu vermitteln.

Der Leser erhält nicht nur Einblick in das tierische Leben bei Nacht, sondern jede Menge nützliche Informationen Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen zum Thema Nacht.

Manchen Leser werden die grobkörnigen Schwarz-Weiß-Fotos auf- und vielleicht missfallen. Doch lange Belichtungszeiten bzw. Fotos aus Wildtierkameras sehen eben so aus.

Fazit:

Ein tolles Buch, das uns einen ganz anderen Blick auf unsere Umwelt und ihre Bewohner ermöglicht. Diesem sehr informativen und unterhaltsamen Streifzug durch die Nacht gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 09.04.2023
Salzburger Männerherzen
Keferböck, Natascha

Salzburger Männerherzen


sehr gut

In diesem dritten Fall muss sich Chefinspektor Raphael Aigner mit dem Mord an einem Lokalpolitiker herumschlagen. Zudem wird Georg „Schorsch“ Baumgartner, Aigners Mitarbeiter, der Tat verdächtigt, der natürlich sofort in Untersuchungshaft genommen wird. Zwar kann sich niemand vorstellen, dass dieser sanftmütige Dorfpolizist einer solchen Tat fähig ist, doch die Fakten sprechen gegen ihn: Er Schmauchspuren an den Händen und mit seiner Dienstwaffe ist der tödliche Schuss abgegeben worden. Und so beginnt Raphi Aigner mithilfe einiger anderer Personen auf eigene Faust zu ermitteln.

Immer wieder stößt er dabei auf eine gerissene Dorfschönheit und ihre weniger hübsche Schwester, einige Kleinkriminelle, einen Oldtimerliebhaber und einen Schönheitschirurgen, der nicht nur den Damen zu neuen Brüsten verhilft, sondern auch so manchem Mann.

„Also wenn wir in unserem schönen Salzburg so eine dichte an Tötungsdelikten hätten wie Sie hier der Provinz, dann gäbe es bald nur mehr Touristen und keine Salzburger mehr in der Stadt.“

Meine Meinung:

Die Autorin Natascha Keferböck hat für diesen Krimi - wie schon bei den beiden Vorgängern - als Erzählform die Ich-Perspektive gewählt. So erfährt der Leser die ganze Geschichte aus der Perspektive des Chefinspektors Raphael Aigner. Dadurch ist der Leser immer mitten im Geschehen.

Nicht ganz so gut gefällt mir, dass Aigner und Co, ein wenig hinterwäldlerisch dargestellt werden. Dazu kommt noch die kauzige Chefinspektorin mit dem sprechenden Namen Gscheitmeier, die zu ihrem Leidwesen in Sachen Baumgartner ermitteln muss. Dem entsprechend sinkt die Laune in der PI Koppelried auf den Gefrierpunkt.

Auch diesmal wieder spielt das komplizierte Privatleben von Raphael Aigner eine dominante Rolle. Lichtblick ist jedenfalls sein kleiner Sohn Felix, der den meisten Frauen den Kopf verdreht. Ganz der Vater!

Der Schreibstil ist leicht und locker zu lesen. Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, gibt es zahlreiche Dialektpassagen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 08.04.2023
Suzukis Rache
Isaka, Kotaro

Suzukis Rache


gut

Herr Suzuki führt bis zum tödlichen Autounfall seiner Frau das biedere Leben eines Mathematiklehrers. Er schwört dem betrunkenen Unfallverursacher Rache. Dazu heuert er bei der Firma „Furoirain“ (=„Fräulein“) an, die ausgerechnet von Terahara sen., dem Vater des Unfalllenkers, geleitet wird.

„Furoirain“ ist eine zwielichtige, mafiaähnliche Organisation, deren Profit aus allerlei kriminellen Machenschaften von Betrug bis hin zu Mord, resultiert. Suzuki glaubt, durch diese Organisation Rache an Terahara jun. nehmen zu können. Doch dazu muss er sich in einer langen Reihe von anderen Opfern hinten anstellen und zuvor sich noch beweisen und beginnt seine verbrecherische Karriere mit dem Verkauf von Suchtmitteln.

Noch bevor er selbst an der Reihe ist, Rache zu nehmen, wird Terahara jun. vor seinen Augen vor ein fahrendes Auto gestoßen und getötet. War das ein Zufall oder steckt da mehr dahinter?

Suzuki begegnet bei seiner Suche nach dem „Pusher“ anderen Kriminellen wie der „Zikade“ oder dem „Wal“, die im Gegensatz zum Amateur Suzuki Profi-Killer sind, deren Jobzufriedenheit derzeit ein wenig zu wünschen übrig lässt.

Meine Meinung:

„Suzukis Rache“ ist nach „Bullet Train“ der zweite Thriller von Kotaro Isaka, der ins Deutsche übersetzt worden ist.

Ich gebe ehrlich zu, dass mir diese Art Thriller nicht ganz so gut gefällt. Der Stoff eignet sich durch schnell wechselnden Szenen und Perspektivenwechsel sehr gut für eine Verfilmung, bei der die beschriebenen Charakteren und deren slapstickartigen Handlungen sehr gut zur Geltung kommen könnten. An zahlreichen Stellen blitzt ein ziemlich trockener (asiatischer?) Humor durch, was mich mehrmals schmunzeln ließ.

Sprachlich ist der Thriller kein Höhenflug, was aber auch an der Übersetzung liegen kann. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Suzuki, aber auch aus jener der anderen Profikiller (Pusher, Wal und Zikade) erzählt.

Fazit:

Dieser Thriller hat mich nicht ganz überzeugt, daher gibt es nur 3 Sterne.

Bewertung vom 08.04.2023
Toskanische Sünden / Commissario Luca Bd.2 (eBook, ePUB)
Riva, Paolo

Toskanische Sünden / Commissario Luca Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

In diesem zweiten Fall für Commissario Luca im beschaulichen Montegiardino bekommt er es mit Zwistigkeiten im Ort zu tun, die dem Aberglauben der Bewohner rund um den „Vollmond der Streitigkeiten“, einem Phänomen, das nur alle zehn Jahre auftritt, geschuldet ist. Menschen, die einander zu anderen Zeiten nichts Böses wollen, gehen in den Nächten rund um den Vollmond, der auch rot („Blutmond“) erscheint, an die Gurgel. So hämmert eine alte Frau mit ihrem Krückstock an die Haustür ihrer Nachbarin und beschuldigt sie des Betrugs oder der gemütliche Fischhändler verprügelt einen neuen Konkurrenten. Mitten in diesem unübersichtlichen Chaos wird am Ufer des Arnos die Leiche eines Mannes gefunden und ein anderer wickelt sich mit seinem Auto um einen Baum und überlebt nur knapp.

Commissario Luca glaubt nicht an den „Vollmond der Streitigkeiten“, doch die Häufigkeit der Streitereien, die auch vor den Mitschülern seiner Tochter Emma nicht haltmachen, gibt ihm zu denken.

Um den Mordfall und den Verkehrsunfall, bei dem alle Bremsleitungen am Wagen durchgeschnitten worden sind, aufzuklären, kommt Vice-Questora Aurora Mair aus Florenz höchstpersönlich nach Montegiardino. Commissario Luca ist ja nur ein einfacher Dorfpolizist, der nach dem Tod seiner Frau Giulia den Dienst in der Lagunenstadt Venedig aufgegeben und damit auf Aufstieg und Gehalt verzichtet hat, um seiner Tochter Emma in seiner Heimat Montegiardino ein angenehmes Leben, fernab von Mord und Totschlag, zu ermöglichen, was wie wir wissen, auch nicht immer stimmt.

Commissario Luca ist sicher, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Nur wie, weiß er noch nicht. Doch ob er damit richtig liegt, wird sich zeigen.

Meine Meinung:

In diesem zweiten Fall gewinnt Commissario Luca ein wenig an Kontur. Der fesche Witwer wird nach wie vor von der Damenwelt hofiert. Allerdings ist der Platz in seinem Herzen für die achtjährige Tochter Emma reserviert. Allerdings scheinen sich Chiara, die Dorfärztin, und die Vice-Questora ein Rennen um Commissario Luca zu liefern. Wie wird er sich entscheiden? Ich gehe davon aus, dass der dritte Fall hier Licht ins Dunkel bringen wird.

Schmunzeln musste ich wieder über die drei Esel, die nach bekannten italienischen Politikern benannt sind: Sergio, Matteo und Silvio.

Der Krimi lässt sich leicht und locker lesen. Der bildhafte Schreibstil lässt das Flair der südlichen Toskana vor den Augen der Leser erstehen und eignet sich daher als Urlaubslektüre.

Nervenzerfetzende Spannung darf man sich nicht erwarten, doch die Aufklärung bietet dann doch eine überraschende, aber stimmige Lösung.

Ein bisschen erinnert diese Krimi-Reihe an Martin Walkers „Bruno, Chef de Police“, in der Dorfpolizist Bruno auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Dorfbewohner hat und in seiner Vergangenheit Mitglied einer Elitepolizeieinheit war.

Fazit:

Wer gerne einen Krimi mit Italien-Flair lesen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 08.04.2023
Schnappt Scholle / Thies Detlefsen Bd.11
Koch, Krischan

Schnappt Scholle / Thies Detlefsen Bd.11


ausgezeichnet

Wie schon in seinen zehn vorherigen Krimis rund um den Fredenbüller Polizisten Thies Detlefson und KHK Nicole Stappenbeck kommen auch hier wieder einige nostalgischen Reminiszenzen an längst vergangene Tage zu ihren Ehren. Diesmal sind es Filmtitel wie „Oceans Eleven“ oder „Schnappt Shorty“ die eine Rolle spielen oder für Fans von alten Autos, ein Ford Pinto.

Doch von Beginn an:

Hans-Peter Scholz, Rufname „Scholle“ ein ziemlich glückloser Ganove, wird aus der JVA Flensburg entlassen und will, bevor er sich nun endlich zur Ruhe setzt, noch einmal, ein letztes Mal einen großen Coup landen. Dazu trommelt er, wie in „Oceans Eleven“ alte Weggefährten seiner kriminellen Laufbahn zusammen. Statt elf sind es letztlich nur sieben („Seven up“), die zu Scholles Coup beitragen. Man will, in Rififi-Manier durch einen Tunnel in die örtliche Raiffeisen-Bank einbrechen und den Tresor leer räumen. Das Pfingstwochenende bietet sich dazu perfekt an, ist doch der Tresorraum wegen der Urlauber prall gefüllt. Dass gegenüber eine Bäckerei von Timo, der im Kittchen eine Ausbildung zum Bäckermeister gemacht hat, gemietet werden kann, ist ein genialer Ausgangspunkt für den Coup und genau geplant.

Nicht ganz so geplant sind die Hindernisse, die sich während der Tunnelbauphase ergeben: Da ist unter anderem eine recht frische Leiche auf dem Sperrmüll, die sich als Vormieter von Timos Bäckerei „Backbord“n entpuppt, ein entlaufener Hamster sowie Dennis Weise, der mit seinem kleinen Bagger Künetten gräbt, um den Menschen in Fredenbüll und Umgebung die Segnungen des Glasfaserinternets zu bringen. Als dann die fleißigen Tunnelgräber noch ein Skelett entdecken, scheint das Vorhaben zum Scheitern verurteilt, denn Pfingsten rückt unaufhaltsam näher.

Meine Meinung:

Dieser 11. Krimi („Oceans Eleven“!) sprüht wieder vor witzigen Sprüchen und skurrilen Charakteren. Es ist einfach wie Heimkommen! (Fast) Ganz Fredenbüll ist wieder vertreten, dazu kommen Neuankömmlinge wie Baby Fiete, Timo, Inka sowie Matze und Marlies. Ein bisschen schade habe ich gefunden, dass die Stammbesetzung wie der Schimmelreiter diesmal nur kleinere Rollen spielen dürfen. Aber, der nächste Fall ist ja lt. Autor schon im Enstehen.

Wie wir es von Krischan Koch gewöhnt sind, dürfen die Charaktere manchmal platt klönen und auch ziemlich schräg sein.

Diesmal hat sich unser werter Herr Autor eines landauf/landab weitverbreiteten Übels angenommen: dem Überhandnehmen von Bäckereiketten und deren Erzeugnissen, die überall gleich, nach Schaumstoff oder nach nichts schmecken. Abhilfe aus dem „kulinarischen Sibirien“ schafft Timo, der mithilfe seiner Bewährungshelferin Inka Schlotterbeck-Thran (Wie kommt man auf solche Namen?), eine echte Backstube eröffnet. Binnen kürzester Zeit laben sich auch die Gäste der Hidden Kist an den Köstlichkeiten der Bäckerei Backbord.

„Blanker Hans“, „Deichbiene“, „Friesenfrühling“ sowie „Seute Deern“ lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Einige Rezepte gibt es als Draufgabe zum Ausprobieren.

Fazit:

Diesem köstlichen Krimispaß gebe ich mit ganzem Herzen 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Aber Achtung! Wer Thies & Co. noch nicht kennt, bitte bei Band 1 beginnen. Man brächte sich um zahlreiche vergnüglichen Lesestunden.

Bewertung vom 08.04.2023
Lüneburger Elefanten (eBook, ePUB)
Klugmann, Norbert

Lüneburger Elefanten (eBook, ePUB)


gut

Meine Meinung:

Leider bin ich mit diesem historischen Roman nicht wirklich warm geworden, obwohl sowohl das Thema als auch die Protagonisten ihren Reiz haben.

Das Thema, Wetteifern um die schönste Menagerie in Europa, passt sehr gut zum 17. Jahrhundert. Anfangs ein Spleen der großen Herrscher eifern auch kleinere Fürstentümer dem Hochadel nach. Der älteste Zoo der Welt, der Tiergarten Schönbrunn in Wien, ist 1452 urkundlich erwähnt worden, damals allerdings als Menagerie am Stadtgraben.

Für mein Empfinden passt die Epoche nicht zu den Charakteren und deren Sprache. Besonders die Frauenfiguren wie Fleetwood oder Trine sind viel zu selbstbewusst. Trine Deichmann und ihr Ehemann, der Lübecker Kneipenwirt, führen eine viel zu moderne Ehe. Beide sind gleichberechtigt, beide sind gewitzt und lassen sich nicht leicht ins Bockshorn jagen. In einem Setting rund 200 Jahre später kann ich mir die beiden und ihre Abenteuer sehr gut vorstellen.

Ich habe manchmal den Eindruck gewonnen, dass sich die Figuren ein wenig verselbstständigt haben. SO kommt es zu diversen Nebenhandlungen, die sich von der Menagerie wegbewegen und nur mühsam wieder eingefangen werden können. Die Familiengeschichte des Grafen Leu ist so ein Seitenast.
Amüsiert habe ich mich über die Sequenz, in der die Elefanten als neues Markenzeichen für Lüneburg angepriesen worden sind, denn Löwen im Wappen gibt es als Zeichen der Macht ja viele (beinahe so viele wie Adler). Interessant auch, wie stark die Wirtschaft der Stadt vom Salzabbau abhängig war. Dieses historische Detail fügt sich gut in den Roman ein. Um den unaufhaltbaren Niedergang von Lüneburg aufzuhalten, hat man nach anderen Geschäftsfeldern gesucht. Aber, einen, für alle Menschen zugänglichen, Zoo zu eröffnen, erscheint doch ein wenig unglaubwürdig. In dieser Zeit ist die Gesellschaft von außerordentlichem Standesbewusstsein geprägt und eine Durchmischung, sei auch nur für ein kurzes Vergnügen, erscheint mir unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eine Bärenhatz für die unteren Schichten und eine elitäre Schau mit Löwen, Elefanten und Giraffen für die damalige High Society. Die geschilderten Vorgänge bei der Tierhaltung hat vermutlich auch nicht der Wirklichkeit entsprochen. Hier hat der Autor seinen modernen Blick ins Geschehen gebracht.

Ich habe während des Lesens die Jahreszahl 1605 ausgeblendet und mich am verbalen Schlagabtausch der Charaktere erfreut. Die Gedanken der Hebamme Trine zu ihrer Arbeit haben mich manchmal innehalten lassen, da auch hier die moderne Medizin durchschlägt. Im 17. Jahrhundert ist der Gebärstuhl in Gebrauch, den Hebammen oft selbst mitbringen. Der Rummel rund um die Gebärenden ist erschreckend plastisch beschrieben.

Fazit:

Ein historischer Roman, der mich nicht ganz überzeugt hat, weshalb er von mir 3 Sterne erhält.

Bewertung vom 08.04.2023
Zeiten der Auflehnung (eBook, ePUB)
Mattioli, Aram

Zeiten der Auflehnung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In seinem ersten Sachbuch „Verlorene Welten“ erzählt Autor Aram Mattioli die Geschichte Nordamerikas zwischen 1700 und 1900 aus der Sicht der »First People«. Er betrachtet die politischen Motive aller Seiten im erbarmungslosen Kampf um den Kontinent, der zur Vernichtung der Lebensformen und der Kultur der amerikanischen Ureinwohner führte.

In vorliegendem Buch »Zeiten der Auflehnung» beschäftigt er sich mit den gesellschaftlichen und politischen Aspekten in der Zeit von 1911 bis 1992. Mattioli recherchiert die Geschichte des indigenen Widerstandes detailliert. Diese Detailversessenheit ist gleichzeitig auch die große Schwäche des Buches. So mancher Leser wird ob der Fülle von Details regelrecht erschlagen. Man merkt, wie sehr dem Autor die Geschichte der »First People« Amerikas am Herzen liegt.

Ich denke, es wird noch einen dritten Teil geben, in dem die Jahre nach 1992 bis in die Gegenwart eine Rolle spielen werden. Mir gefallen Bücher, die viele ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) enthalten.

Fazit:

Wer sich für die Geschichte der »First People« Amerikas interessiert und sich nicht scheut, ein manchmal trockenes Sachbuch eines Historikers zu lesen, wird durch umfangreiches Fachwissen belohnt. Gerne gebe ich diesem 2. Teil 5 Sterne.

Bewertung vom 08.04.2023
Die Löwin vom Tafelberg. Catharina Ustings' kühner Weg in die Freiheit
Keerl, Inès

Die Löwin vom Tafelberg. Catharina Ustings' kühner Weg in die Freiheit


ausgezeichnet

Dieser Debütroman von Inés Keerl entführt uns in das Jahr 1662. Catherina soll von ihrer Ziehmutter, einer Kneipenwirtin, an einen alten Säufer verheiratet werden. Sie wehrt sich und muss als Junge verkleidet aus Lübeck fliehen. Sie versteckt sich als blinder Passagier auf einem Schiff, das nach Batavia segeln
soll, strandet aber dann am Kap der Guten Hoffnung. Hier in der kleinen Versorgungsstation, die später einmal Kapstadt werden soll, muss sie sich in der Männerwelt behaupten.

Unerwartete Hilfe erhält sie von einheimischen Frauen, die ihr zur Seite stehen. Der Kampf um ihre persönliche Unabhängigkeit ist steinig und die Schatten der Vergangenheit bedrohen sie selbst und ihre kleine Familie.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman beruht auf wahren Ereignissen und ist sehr gut gelungen. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Die Aggression der Männer Catherina gegenüber, die durchaus selbstbewusst auftritt, ist deutlich spürbar. Es dauert lange, bis sie herausfindet, dass sie der Mann, den sie aus rationalen Gründen geheiratet hat, nicht nur ein treuer Gefährte sonder der Mann fürs Leben ist.

Die Autorin hat in ihrem Debütroman geschickt Fakten mit Fiktion verknüpft. Sehr interessant sind die Anfänge von Kapstadt geschildert. Man kann sich den unaufhaltsamen Aufstieg Kapstadts vom einstigen Bretterdorf zur Millionenstadt vorstellen. Die Vereinigte Ostindien Company kommt ob ihrer brutalen Methode zur „Landgewinnung“ und ihrer Profitgier nicht besonders gut weg.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem gelungenen historischen Roman, der uns nach Südafrika führt, 5 Sterne.

Bewertung vom 03.04.2023
Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2 (eBook, ePUB)
Corbet, Ellis

Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

DI Kate Langlois und ihr Team werden zur Petit Bot Bay an der Südküste Guernseys gerufen, da Odile Davies tot am Fuße der Klippen liegt. Odiles Tod gibt zahlreiche Rätsel auf, denn sie war 94 Jahre, dement und lebte im mehrere Kilometer entfernten Pflegeheim Garden Villa. Wie ist sie zu den Klippen gekommen? Wer hat sie zuletzt gesehen?

Die Suche nach Antworten beginnt im Altenheim, in dem nicht alles so glatt zu laufen scheint, wie es im Hochglanzprospekt beschrieben ist. Die Angestellten sind ebenso verschwiegen wie Heimbewohner, von denen einige auch noch dement sind. Eines wird jedenfalls klar, Odile war nicht sehr beliebt, was an ihrer Vergangenheit liegt.

„Was hat sie denn so Schlimmes verbrochen, dass das ganze Viertel sie verurteilt hat? Ist sie mal mit dem Mann der Nachbarin ins Bett gegangen?“
„‘ne Jerrybag war die, das wusste doch jeder.“
Kate stockte. Jerrybag. Sie kannte den Begriff. So hatte man auf Guernsey damals die Frauen geschimpft, die zur Zeit der deutschen Besatzung ein Verhältnis mit den fremden Soldaten hatten. Kollaborateurinnen.
„Aber … das ist doch …“
„So schnell vergisst man das nicht.“

Kate Langlois und ihr Team gehen den wenigen Spuren nach, die von einer Sackgasse in die nächste führen.

Erst eine Beobachtung von Nicolas Arture, dem forensischen Archäologen, der Kate schon in „Kalt lächelt die See“ unterstützt hat, bringt ein wenig Licht ins Dunkel.

Meine Meinung:

Auch in ihrem zweiten Krimi rund um Kate Langlois zieht Ellis Corbet alle Register der Spannung. Der Fall ist fesselnd aufgebaut und die Figuren sind authentisch gestaltet. Die Kulisse der Insel Guernsey trägt auch zum Erfolg dieser Reihe bei. Da schreit eigentlich nach einer Verfilmung! Ellis Corbet statt Rosamunde Pilcher.

Mir hat diese Fortsetzung sehr gut gefallen, lediglich der Hinweis auf Nicolas Artures Anteil an der Aufklärung ist ein wenig irreführend. Im Klappentext klingt es, als ob Arture Mitglied des Ermittlerteams wäre.

Ich habe recht schnell einen Zusammenhang mit der Vergangenheit hergestellt, da Odile ja immer wieder von einem Schatz und zukünftigen Reichtum geschwärmt hat und damit ihrer Umgebung auf die Nerven gegangen ist. Eine verbotene Liebe, deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart hineinreichen. Die Rückblicke in die Jahre 1943/44 in denen die Insel Guernsey von der deutschen Wehrmacht besetzt war, ist ja nicht allgemein bekannt, zumal man nicht so gerne daran erinnert wird.

Einen winzigkleinen Kritikpunkt muss ich anbringen: Mich wundert, dass Kate Langlois nicht von selbst auf die Idee kommt, die Kuratorin des Inselmuseums zu kontaktieren. Da muss sie erst von Nicolas einen Hinweis bekommen. Nun ja, er ist es vielleicht gewöhnt, bei Museen zu recherchieren. Das ist allerdings Nörgeln auf allerhöchstem Niveau.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe. Mit Spannung hoffe ich auf einen dritten Band.

Bewertung vom 02.04.2023
Die Machtzentrale
Steinhäuser, Vera

Die Machtzentrale


sehr gut

Warum sich die Gesellschaft auch 2023 noch immer schwer tut, Frauen in Führungspositionen anzuerkennen.


„Es braucht nur eine Frau am Tisch, die dann dafür sorgen kann, dass andere hinzukommen können.“ (Jessica Alba)

Vera Steinhäuser ist Coach und Hunderte von Frauen beraten. Dabei ist ihr aufgefallen, dass viele Frauen auch noch im Jahr 2023 „Macht“ für etwas halten, das für Frauen wenig erstrebenswert ist.

Mit diesem Buch hat sich die Autorin auf die Suche nach dem WARUM begeben und hat einige erstaunliche und einige bereits bekannte Antworten gefunden.

Vera Steinhäuser geht die Suche nach den Ursachen in fünf großen Kapiteln, die weiter unterteilt sind nach:

BEFORE THEN
THEN
NOW
NOW THEN
I AM KING

Meine Meinung:

Die englischen Kapitelüberschriften haben ein wenig überrascht. Besonders die letzte I AM KING. Frauen sind keine Könige, sondern Königinnen, mit einer Ausnahme: Jadwiga (1373-1399 auch als Heilige Hedwig von Schlesien bekannt) war KÖNIG von Polen. Und sie haben ihre Sache sehr gut gemacht!!

Allerdings ist „I AM KING“ Teil eines Zitates von Florence Welsh, das im Ganzen wie folgt lautet:

„I am no Mother - I am no bride - I am King“ (S.204)

Die Autorin gibt bekannte und weniger bekannte Tipps, wie frau sich als Führungskraft behaupten kann. Zuvor hat sie analysiert, warum und wieso die Gesellschaft immer noch „Macht“ mit Männlichkeit assoziiert. 4

„Die Macht Zentrale ist ein Ort, an dem sich Frauen austauschen sollen, um mutig und zuversichtlich ihren Weg zu gehen.“ (S. 202)

Einige der vorgeschlagenen Tipps sind eher für gut ausgebildete Frauen gedacht, die sich ein Coaching leisten können und wollen. Die sprichwörtliche Supermarktkassiererin, die alleinerziehend ist und schauen muss, wie sie über die Runden kommt, wird wohl wenig Muße haben, sich aus der „Patrix“ zu befreien.

Das Buch ist gut zu lesen und bringt den einen oder anderen Tipp wieder ins Bewusstsein zurück.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Ratgeber 4 Sterne.