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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2020
Verlangen (eBook, ePUB)
Hofstede, Bregje

Verlangen (eBook, ePUB)


sehr gut

In dem Buch „Verlangen“ schreibt eine junge Frau von ihrer Flucht aus der Ehe. Sie schaut zurück auf das Kennenlernen und viele Ereignisse der Vergangenheit werden lebendig. Wie kam es dazu, dass sie sich in den Mann verliebte? Warum musste es ausgerechnet ihre erste Liebe sein? Sie zweifelt schon lange und es dauert noch länger, bis sie den Schritt nach draußen wagt. Beim Lesen ihrer vielen Tagebücher lässt sie die Zeit ihrer Kindheit und Jugend nochmals an sich vorbeiziehen.

Es klingt durchaus logisch wenn die Autorin darlegt, in welcher Weise Liebe ein wenig mit Betrug zu tun hat. Dass es am Beginn der Zuneigung vornehmlich um den Beischlaf in sämtlichen Varianten geht, stellt Frau Hofstede für meinen Geschmack allzu plastisch dar. Das mag allerdings an der Vorliebe vieler Leser liegen. Die Hauptperson Bregje lebt mit ihrem Mann in Brüssel und arbeitet in einem Auktionshaus. Vor einigen Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe Luc und schafft es endlich, sich von ihm zu trennen. Warum endlich? Das erfahren die Leser des Buches „Verlangen“ mit der Zeit und ich möchte nicht spammen.

Neben der Liebesgeschichte spielen auch die Reisen der Hauptpersonen eine Rolle. Sie besuchten unter anderem Herculaneum und die Beschreibung dieses Ortes gefiel mir sehr gut. Er wurde ebenfalls Opfer eines Vulkans und tritt nach der Entdeckung Pompejis leider eine untergeordnete Rolle. Auf Anraten von Familien und Freunden entschließen Bregje und Luc sich zu einer Paartherapie. Hier wird klar, was beide belastet und warum ihre Beziehung nicht gesund ist. Haben sie eine Chance für den Neuanfang? Und wie kann der aussehen?

Dieses Buch verlangt volle Konzentration. Es gilt, viele Zeitsprünge zu überbrücken und stets den häufigen Wechseln von Ort und Zeit folgen zu können. Für mich einzigartig und herausragen aus den vielen Neuerscheinungen ist das Cover. Es zeigt einen Frauenkopf, der durch etliche Farbstreifen ausgemalt wird.

Bewertung vom 13.11.2020
Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1
Kodiak, Frank

Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1


sehr gut

Band eins der Thrillerreihe rund um die Stiftung AMISSA heißt „AMISSA. Die Verlorenen“. Hauptpersonen sind das Ehepaar Rica und Jan Kantzius. Er, ein ehemaliger Polizist und sie eine ehemalige Prostituierte, die zum „Job“ gezwungen wurde. Sie werden Zeugen eines Unfalls auf der Autobahn. Ein junges Mädchen läuft vor ein Fahrzeug und stirbt. Jan hält ihre Hand und beide beschließen, den Tod des Kindes aufzuklären. Vermutet wird, dass dieses das Opfer einer Entführung war und da weitere Fälle dazu kommen, wendet sich das Ehepaar an AMISSA.

Frank Kodiak ist das Pseudonym von Andreas Winkelmann. Mit seiner Reihe möchte er an den Erfolg anschließen, den er mit seinen anderen Büchern bereits hatte. Das Buch beginnt mit Martin Eidinger, einem Journalisten, der in Frankfurt lebte und dort einen gutbezahlten Job hatte. Ihm wurde gekündigt und damit er nicht ohne Erwerb dasteht, musste er mit seiner Familie in einen kleinen Ort namens Taubenheim umziehen. Hier arbeitet er bei einer kleinen Zeitung. Die Tochter ist 17 Jahre alt und kommt mit dem Umzug überhaupt nicht zurecht. Ihr fehlen die Freunde und dass sie sich einsam fühlt, hält sie den Eltern täglich vor. Bis es zu einem großen Streit kommt und sie fluchtartig das Haus verlässt. Der Vater sucht sie aber ihr Weg verliert sich rasch. Ist sie das Opfer auf der Autobahn? Wo sind die anderen entführten Mädchen und leben sie noch?

Herr Kodiak/Winkelmann versteht es, die Spannung nicht nur aufzubauen sondern auch beständig beizubehalten. Zwar kommen immer wieder lange Passagen über die Vergangenheit der Ermittler, das hindert den Lesefluss aber kaum. Es ist ein Schmöker zum Abschalten und für Leser, die danach suchen, empfehle ich ihn. Er lässt sich durchaus ohne die Fortsetzungen lesen, obwohl ich mich darauf bereits freue.

Bewertung vom 11.11.2020
Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nick Marzek zog von Berlin nach München. Er wollte neu anfangen und den Tod seiner Frau auf diese Weise überwinden. Es war im Jahr 1984 als ein verheerender Brandanschlag die Ermittler der Polizei Münchens auf den Plan rief. Nicht nur Nick geht von einem Revierkampf zwischen Zuhältern und weiterer Männer vom „Untergrund“ aus. Aber nachdem ein Bekennerschreiben eintrudelt, sieht die Sache völlig anders aus. Nick und Graziella müssen nach Italien und dort auf Spurensuche gehen. Das Besondere an der Reise ist die Tatsache, dass Graziella Putzfrau und keine Kommissarin ist.

Die ersten Seiten waren für mich recht mühsam zu lesen. Mir kam es vor, wie bei der Serie „Kriminaldauerdienst“. So viele Namen und verschiedene Schauplätze mussten erst mal zugeordnet werden. Nach etwa 50 Seiten dann war ich froh, dass ich das Buch nicht zur Seite legte. Die Spannung war wirklich atemberaubend und die Beschreibung der Zeit um 1984 authentisch. Sponsoren zahlten damals 7 Millionen DM, ein Betrag, der heute unvorstellbar niedrig ist. Die Menschen rauchten ständig und niemand störte sich daran. Kranke Lungen und Bronchien gab es wohl noch nicht. Wer nach Italien reiste, musste Devisen tauschen und hoffte immer, dass er die Lira günstig erwerben konnte.

Was mir ebenfalls gut gefiel, das war die Beschreibung der Historie einiger Sehenswürdigkeiten Italiens. Dazu gehört auch der Mailänder Dom, den ich durch das Lesen von „Die Krieger“ kennenlernte. Auch die Gefahr durch Nationalsozialisten gab es damals häufig und in Norditalien hielten sich viele von denen auf. Und was mich am meisten beeindruckte, das, was der Autor hier beschreibt, geschah tatsächlich. Bis heute wissen viele Italiener davon und immer mal wieder nehmen sich Journalisten dieser Geschichte an. Also, fünf Sterne und eine Leseempfehlung ist mehr als verdient.

Bewertung vom 10.11.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


ausgezeichnet

Ada ist eine junge Frau, die endlich ihre Vergangenheit aufarbeiten möchte. Sie entschließt sich, dieses mit der Hilfe einer Therapie zu schaffen. Sie wächst auf im Schweigen des Grausamen, was von Deutschland im Zweiten Weltkrieg ausging. Ihren Bruder sah sie lange nicht mehr und mit ihrer Mutter verbindet sie kaum etwas. Was verschweigt man ihr und warum floh die Mutter damals mit ihr nach Argentinien?

Adas Mutter ist Jüdin und sie war im Lager Gurs. Dort wurden Babys nach den Büchern der Frau „Doktor“ Haarer „erzogen“. Grausam kann ich nur sagen und wenn Sie näheres erfahren möchten, dann schauen Sie im Internet nach dieser Frau. Und wer im Lager war, der kann doch nicht vergessen? Und ist es nicht auch verständlich, dass Adas Mutter nichts darüber erzählt? Dass sie vergessen möchte? In den 50er Jahren kehren Mutter und Tochter nach Deutschland zurück. Für das Kind ist es zunächst wie eine kalte Dusche. Nicht nur die Temperaturen sind tief auch die Menschen kälter als in Argentinien. Dabei gab es dort einige Nazis, die sich versteckten. Vor der Strafe, vor dem Entdecken, vor ihren Alpträumen.

Adas beste Freundin heißt Uschka und die war der erste Mensch, der ihr von Hitler erzählte. Aber auch nicht freiwillig, sondern weil er auf einem Foto zu sehen war, das im Haus der Eltern Uschkas hing. Das neue Buch von Christian Berkel ist eine Fortsetzung seines „Apfelbaums“. Ich konnte es aber auch ohne Vorkenntnis sehr gut lesen, kam leicht in die Geschichte rein. Es gefiel mir gut, Herr Berkel ist wahrlich ein großartiger Erzähler. Allerdings verliert er sich zuweilen darin und findet kein Ende.

Ada ist eine Mischung aus Tatsachen und Fakten der Deutschen Historie und den Freiheiten eines Dichter. Dieser Grat gelang dem Autor sehr gut. Seinen Fans teilte er mit, dass das dritte Buch bereits angefangen sei. Ich bin gespannt, was er uns darin erzählen wird.

Bewertung vom 10.11.2020
Die Dame mit der bemalten Hand (eBook, ePUB)
Wunnicke, Christine

Die Dame mit der bemalten Hand (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Carsten Niebuhr ist Studio der Mathematik und hat einen nicht ungefährlichen Auftrag. Es ist das Jahr 1764 und da war das Reisen nun keineswegs so bequem wie heute. Er soll für „biblische Klarheit“ sorgen und die Stätten besuchen, die im „Buch der Bücher“ Erwähnung fanden. Jedoch landet er auf der Insel Elephanta und trifft dort auf recht eigenartige Menschen, die ihm das Leben retten. Der persische Astrolabienbauer zählt dazu und der ist nicht davon abzubringen, dass er in einem Sternbild eine rötlich schimmernde, bemalte Hand erkennt. Wohingegen Carsten in diesem Bild (die Kassiopeia) das Abbild einer Frau sieht.

„Die Dame mit der bemalten Hand“ war für den Deutschen Buchpreis 2020 nominiert. Es ist das dritte Mal, dass die Autorin Christine Wunnicke mit einem ihrer Werke auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht. Niebuhr bricht mit fünf Kollegen zur Forschungsreise auf und wird später als einziger überleben. Carsten ist genervt von den Aussagen des Astrologen bezüglich der Sternbilder und meint: „Wie glotzen alle in den selben Himmel und sehen verschiedene Bilder.“ Die Autorin hat Fakten aus der Geschichte mit jenen, die ihrer Fantasie entsprangen, geschickt verwoben.

Sprachlich ist das Werk ein Genuss und nicht mit den vielen Büchern zu vergleichen, die uns täglich angeboten werden. Aber mir fehlte die Ausführlichkeit. Ich hätte gerne mehr über die schrulligen Hauptpersonen gelesen und mich länger an den mit viel Humor ausgestatteten Dialogen erfreut. Gelernt habe ich einiges, da ich immer wieder das WWW bemühte, um mir die Fakten der „Bemalten Hand“ durchzulesen. Ein schönes aber nicht einfach zu lesendes Buch.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2020
White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht (eBook, ePUB)
Marly, Michelle

White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht“ von Michelle Marly erzählt die Entstehungsgeschichte des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt. Irving Berlin hieß der Komponist und ja, er war Jude. Am Heiligen Abend im Jahr 1937 bringt er endlich seine Gedanken zu Papier und es entsteht „White Christmas“. Der Tag ist für ihn ein ganz besonderer, er erlebte sein höchstes Glück und den tiefsten Schmerz.

Welch ein feines Vorweihnachtsbuch. Der Leser kann die Lebensgeschichte von Irving Berlin und seiner Frau hautnah miterleben. Und das in einer feinen, bildhaften Sprache. Die Story ist in zwei Handlungssträngen aufgeteilt. Zum einen zeigt sie, wie Irving seine spätere Frau kennen und lieben lernte und zum anderen, warum er gerade dieses Lied komponieren musste. Der Autorin gelang dieser Spagat zwischen den Zeiten gut. Sie beschreibt die Schwierigkeiten zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen und dem Standesdünkel, der damals herrschte. Und ja, er war noch gewaltiger als heute und die Schere zwischen Armen und Reichen gewaltig. Trotzdem konnten es fleißige Menschen schaffen, dass sie der Armut entkamen und sich eine Existenz aufbauten.

„White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht“ beleuchtet eine Historie, die ich noch nicht kannte. Wie gut, dass der Aufbau Verlag die Veröffentlichung in die Hand nahm. Erstaunlich, wie wenig besucht Jerusalem damals noch war und wie friedlich die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften dort zusammen lebten. Es gab noch keinen Zweiten Weltkrieg und die Verfolgung der Juden hielt sich in Grenzen. Ja, das Buch hatte ich innerhalb weniger Stunden gelesen, so spannend fand ich es. Für mich ein Wohlfühlbuch für die „besinnliche“ Zeit.

Bewertung vom 04.11.2020
Das Palais muss brennen (eBook, ePUB)
Spannagel, Mercedes

Das Palais muss brennen (eBook, ePUB)


gut

Die Ich-Erzählerin Luise lebt in Wien und ist die Tochter der Bundespräsidentin Österreichs. Sie leben in einem großen Haus, dem Palais, und neben den Windhunden der Mutter gibt es auch noch einen Mops. Der gehört Luise und heißt Marx. Als Mutter Präsidentin mit einem jungen Mann ankommt, der Luise gefallen soll, achtet die nur auf seinen Schmiss. Ihre Bemerkung dazu: „Mensur ist Menstruation.“ Er ist Burschenschafter und das gefällt Luise nun mal überhaupt nicht.

Nein, #DasPalaismussbrennen war absolut nicht mein Fall. Mag sein, dass mittlerweile begehrte Bücher das Vokabular: ficken, kiffen oder „Tüte basteln“ beinhalten müssen, für mich nicht. Alkohol, Sex und harte Drogen werden in dem Buch täglich konsumiert. Es besteht aus kurzen Anekdoten, die vom Leben der jungen Luise berichten. Viel Sex mit Männern oder Frauen, häufig wechselnde Partner und eine Mutter, die schlicht als „die Bundespräsidentin“ tituliert wird. Das ist in meinen Augen kein guter Roman. Nicht schlecht ist der Stil und die bissige Ausdrucksweise. Also gibt es von mir drei Sterne. Die Autorin ist noch sehr jung und ich denke, dass sie bald auch gut lesbare Werke schaffen wird.

Bewertung vom 03.11.2020
Heimat muss man selber machen (eBook, ePUB)
Trinkwalder, Sina

Heimat muss man selber machen (eBook, ePUB)


sehr gut

Sina Trinkwalder ist Unternehmerin. Nein, keine der „üblichen“ Art. Sie gab 140 Menschen Arbeit, die sonst nirgends angenommen worden wären. Es sind Behinderte, Alte und jene, die nicht in Deutschland geboren wurden. In dem Buch „Heimat muss man selber machen“ schreibt sie über die Anfänge, den schwierigen Aufbau und das ständige Lernen von sich und ihren Kollegen.

Geld ist nicht das Maß aller Dinge und damit lässt sich keine soziale Teilhabe oder Gemeinschaft kaufen. Frau Trinkwalder schreibt, dass sie in ihrem Elternhaus nie Heimatgefühle hatte und diese erst durch eigene Tatkraft für sich selbst erschuf. Sie benennt die Eliten der heutigen Zeit. Was vor vielen Jahren der Adel war, das ist heute auch ein Adel, der Finanzadel. Immer reicher und stets höher hinaus, das treibt viele heute um. Familie oder ein Miteinander gibt es kaum noch. Ein prägnanter Satz steht für das ganze Buch: „Wo ist er, der Notknopf für unsere Gesellschaft?“

Nein, der Aufbau ihrer Firma war kein Selbstläufer. Hier gab und gibt es die unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Behinderungen, Alter und Herkunft. Die unter einen Hut zu bekommen, das ist täglich harte Arbeit. Aber es lohnt sich. Der Erfolg gibt ihr recht und diesen teilt sie mit allen Frauen und Männern, mit denen sie gerne tätig ist.

Was mir nicht gefiel: Das Wort Partizipation und Lady wurde permanent benutzt und auch wenn die Autorin das große Latinum hat, die permanente Benutzung von Fremdwörtern passt nicht. Zumal sie auch auf die Verrohung der Sprache hinweist. Bei Facebook und Co ist das klar zu erkennen. Wildfremde Menschen fallen übereinander her (und das nicht erst seit Corona). Frei nach dem Motto: „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!“ Viele Ausrufezeichen und Fragezeichen sollen dann den Wahrheitsgehalt der Aussagen verdeutlichen und untermauern.

Die Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen ist verkümmert. Was mir dafür ist der erste Gedanke, wenn jemand um Beistand bittet. Wer sich für Geflüchtete einsetzt, muss um seine Gesundheit und die Zerstörung seines Eigentums bangen. Das Buch weckt auf und enthält viele Denkanstöße. Was ich mich persönlich frage: „In welcher Weise kann die Pandemie dazu beitragen, dass wir wieder zu den Grundsätzen eines friedlichen Miteinanders zurückkehren?“

Bewertung vom 02.11.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


sehr gut

„Das Buch eines Sommers“ erzählt die Geschichte von Nicolas. Strenger Vater, der sehr erfolgreiche eine Firma aufbaute. Sehr streng zu seinem Sohn und der Zwang, die Firma zu übernehmen. Aber, eigentlich wollte Nicolas doch etwas ganz Anderes. Er wollte schreiben, wie sein Onkel Valentin, der von dem Vater nur als „Spinner der Familie“ genannt wird. Als Valentin stirbt, ändert sich auch für Nicolas etwas Grundlegendes. Er will aus dem Hamsterrad seines Lebens aussteigen.

Bas Kast schrieb also hier seinen ersten Roman. Mit einem Sachbuch war er wohl schon recht erfolgreich. In dem „Buch eines Sommers“ zeigt sich, was er studierte und womit er sich beschäftigt. Mit Erziehung, den Auswirkungen von Druck und dem Einfluss der Gene bei der Entwicklung. Valentin war für Nicolas ein großes Vorbild, jedoch gefiel das dem Vater überhaupt nicht. Er erwartete absoluten Gehorsam von seinem Sohn und der traute sich nicht, sich selbst zu verwirklichen.

Bas Kast bringt einige gute Beispiele für seine Ansichten und die waren für mich nachvollziehbar. Jedoch nicht die Kapitel, wo es um seine Wachträume und der Unterhaltung mit Gestalten aus der Phantasie. Da ging mit ihm wohl die Einbildungskraft durch. Wie sich dann schlussendlich der Traum des Nicolas erfüllt und was sich in seinem Leben ändert, das erfährt der Leser, wenn er sich dieses feine Buch gönnt. Für meinen Geschmack ein wenig zu oberflächlich, hat es mich trotzdem gut unterhalten. Zumindest gibt es einige gute Denkansätze, die jeder für sich weiter entwickeln kann.

Bewertung vom 29.10.2020
Der verlorene Sohn (eBook, ePUB)
Grjasnowa, Olga

Der verlorene Sohn (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Jahr 1838 wird Jamalludin als Geisel aus der Obhut seiner Familie gerissen. Der Grund liegt in der lang währenden Auseinandersetzung zwischen Russen und Awaren, der Kaukasische Krieg. Dem Jungen wird gesagt, dass es nur wenige Tage oder Wochen dauert, bis er wieder bei seinen Eltern und den Geschwistern sein darf. Jedoch kommt es ganz anders. Jamalludin kommt zum Hof des Zaren und lernt hier eine völlig neue „Welt“ kennen. Voller Luxus und Angeboten zum Lernen und zur Freizeitgestaltung zeigen der Zar und seine Frau, was er verpasst hätte, wäre er im Kaukasus geblieben. Also, ist die Entführung ein Segen für den Jungen?

„Der verlorene Sohn“ ist nicht das erste Buch, welches ich von Olga Grjasnowa las. Neben ihrem Debüt „Der Russe ist einer der Birken liebt“ gefiel mir auch „Gott ist nicht schüchtern“ sehr gut. Frau Grjasnowa wurde in Armenien geboren und weiß sehr gut, wovon sie schreibt. Für mich ist aber auch klar, dass hier einige allgemeine Vorstellungen bedient werden. Prachtvolle Bälle auf der einen und Misshandlungen von Familienmitgliedern auf der anderen Seite gehören dazu. Auch die Ermordung eines unerwünschten Kindes, weil es genug „Mäuler zu stopfen“ gilt. Will sagen, dass Frau Grjasnowa in diesem Buch nicht ihre Ansicht über die Russen verbergen kann (will?).

Dennoch, wer sich nicht nur auf die Ausführungen des Buches verlässt und ein wenig tiefer forscht, der hat eine perfekt Grundlage, in die Geschichte der Awaren einzutauchen. Das Ende gefiel mir nicht und es bleiben einige Fragen offen. Trotzdem empfehle ich das Buch. Die klare und erzählende Sprache der Autorin sowie ihre lebhafte Beschreibung von Land und Leuten, lassen eindrückliche Bilder entstehen.