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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2015
Bei Zugabe Mord!
Kruse, Tatjana

Bei Zugabe Mord!


ausgezeichnet

Salzburg. Es ist Festspielzeit. Auf dem Spielplan steht u. a. Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ mit Operndiva Pauline Miller in der Rolle der Konstanze. Die Proben laufen gut, alles bestens soweit. Doch dann geschieht ein Mord. Und noch einer. Pauline gerät in das Visier des polizeilichen Ermittlers – das kann die Primadonna natürlich nicht auf sich sitzen lassen und beginnt selbst zu ermitteln…

Mit „Bei Zugabe Mord!“ ist Tatjana Kruse ein äußerst spaßiger Krimi gelungen, dessen Krimihandlung zwar nicht mit atemloser Höchstspannung daherkommt, dafür aber mit reichlich Situationskomik und ganz viel Wortwitz punkten kann.

Der Mörder, ganz Opernfreund, hat sich das Libretto der „Entführung aus dem Serail“ zur Vorlage genommen und mordet entsprechend Osmins Arie („Erst geköpft, dann gehangen…“). Doch die Morde - so brutal, abscheulich und blutrünstig sie auch sind - hier werden sie zur absoluten Nebensache, denn Pauline Miller stellt mit ihrem trockenen Humor einfach alles in den Schatten.

Pauline selbst beschreibt sich als rubeneskes Prachtweib. Sie ist Powerfrau und Schokoladenjunkie mit einer Vorliebe für Mozartkugeln. Der Clou in diesem Buch ist ganz eindeutig Paulines freches Mundwerk. Es ist einfach herrlich, mit wie viel Witz Tatjana Kruse ihre Protagonistin ausgestattet hat. Pauline kommentiert munter die Welt um sich herum und hat für alles und jeden einen lockeren Spruch parat.

Auch das weitere Personal präsentiert die Autorin kunterbunt und vielfältig.
Da ist zunächst einmal Paulines Agentin Marie-Luise „Bröcki“ Bröckinger. Bröcki ist kleinwüchsig, macht ihre geringe Körpergröße aber durch eine riesige Präsenz wieder wett. Bröcki sagt, wo es langgeht. Sie lässt sich niemals die Butter vom Brot nehmen und zeigt jedem, wo der Hammer hängt.
Yves DuBois, ein junger Countertenor, ist in diesem Sommer ohne Engagement und wurde von Pauline als ‚Mann für alle Fälle’ eingestellt – er ist bemüht, diesen Job einigermaßen gut zu erfüllen und kümmert sich u. a. um Paulines Boston Terrier Radames.
Radames, verpasst oft krankheitsbedingt das spannende Geschehen, denn der kleine Hund leidet an Narkolepsie – immer wenn die Szenerie zu aufregend für ihn wird, schläft er ein.
Und auch all die anderen Figuren wirken nicht oberflächlich, sondern beleben mit ihren Eigenarten die Handlung und tragen kräftig zur Unterhaltung bei.

Ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Der frisch-fröhliche Schreibstil und der trockene Humor haben mich durchweg begeistert und ich hoffe sehr, dass ein weiteres Abenteuer mit Pauline Miller und ihrer Entourage nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 16.08.2015
Kernfrage
Weisbrod, Andrea

Kernfrage


ausgezeichnet

Teresa Kern versteckt sich immer noch in Südostasien, als sie eine Einladung von ihrer Großcousine Joanna Ingalls erhält. Teresa wird gebeten, nach Baltimore zu kommen und mit ihrer Großtante Sophie deren 88. Geburtstag zu feiern. Teresa nimmt die Einladung an. Auf der Geburtstagsfeier wartet Joanna mit einer weiteren Überraschung auf: alle werden sich gemeinsam auf eine Spurensuche in die alte Heimat begeben und nach Koblenz reisen. Krönender Abschluss soll dann ein Familienfest mit allen noch lebenden Verwandten werden…

„Kernfrage“ ist bereits der zweite Kriminalroman um die Historikerin Teresa Kern. Obwohl ich den ersten Band und damit die Hintergründe zu Teresas Flucht nach Asien nicht kenne, habe ich schnell in diese Geschichte hineingefunden und nicht das Gefühl gehabt, dass mir wichtige Informationen fehlen.

Andrea Weisbrod erzählt in diesem Krimi eine spannende, sich über mehrere Generationen ersteckende Familiengeschichte, die in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts beginnt und ein Geheimnis birgt, das bis in das Jahr 2004 nachwirkt.

Die Handlung wechselt ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Während man in den Jahren 2003/2004 Teresa auf ihrem Weg von Ho-Chi-Minh-Stadt über Baltimore nach Koblenz begleitet, lernt man in den historischen Abschnitten Teresas Vorfahren kennen und kann die ganz unterschiedliche Entwicklung der Küppers-Kinder verfolgen.

Während die Krimihandlung im Gegenwartspart erst im letzten Drittel des Buches richtig Fahrt aufnimmt, hat mich die mitreißende Familiengeschichte von Anfang an fest im Griff.

Das Familienleben der Küppers ist geprägt von den schweren Zeiten – Geld ist knapp, die Einkünfte aus der Schneiderwerkstatt der Eltern reichen gerade zum Überleben.
Der alkoholkranke Vater ist brutal, er schlägt seine Kinder schon wegen Nichtigkeiten. Mutter Wilhelmine schweigt zu allem und hat nur das Wohl ihrer Tochter Delia im Sinn. Während alle Geschwister und besonders die kleine Hermine in Haushalt und Werkstatt kräftig mit anpacken müssen, wird Delia verwöhnt und verhätschelt.
Der intelligente Anton wird auf Anraten seines Lehrers zu Verwandten nach Köln geschickt, um ihm dort eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. Anton hofft auf ein angenehmeres Leben, doch auch Onkel Gustav, Inhaber eines feinen Modegeschäfts, prügelt den Jungen tagtäglich. In der Schule hingegen blüht Anton auf.
Richard und Walter erkranken an Diphtherie, Ida und Auguste wandern schon in jungen Jahren als Näherinnen in die USA aus, nur Sophie bleibt stets an Hermines Seite.

Es ist durchweg fesselnd, den ungleichen Werdegang der Geschwister zu beobachten, denn die Autorin versteht es ausgezeichnet, die Spannung auf einem hohen Niveau zu halten, indem sie den Leser über einige Hintergründe lange Zeit im Dunklen tappen lässt. So habe ich zum Beispiel immer wieder gegrübelt und spekuliert, warum Wilhelmine Küppers ihre Tochter Delia stets bevorzugt und wie eine Prinzessin behandelt, ihre anderen Kinder aber kaum bis gar nicht beachtet. Dieses und auch einige andere Fragen klären sich im Verlauf der Handlung, so dass sich zum Schluss ein stimmiges Bild ergibt und man alle Geschehnisse bestens nachvollziehen kann. Sowohl die Krimihandlung als auch die dramatische Familiengeschichte endeten für mich mit Überraschungen - besonders die Geschichte der Geschwister Küppers erhält einen verblüffenden Schlusspunkt, der vieles noch einmal in ein ganz neues Licht rückt.

„Kernfrage“ ist spannend, dramatisch, vielschichtig – eine fesselnde Familiengeschichte, die Stück für Stück zum Krimi wird.

Bewertung vom 13.08.2015
Die Tarotmeisterin
Fischer, Elis

Die Tarotmeisterin


ausgezeichnet

Wien. Die Illustratorin Theresa „Thesi“ Valier und ihre Freundin Flora Lombardi wollen einem Frauennetzwerk beitreten - einer Gruppe Kleinstunternehmerin, die sich gegenseitig unterstützen, um beruflich voranzukommen. So zumindest der äußere Schein - doch schon das erste Treffen zeigt, dass sich einige der Mitglieder nicht grün sind. Als dann eine der Frauen überfallen wird und kurz darauf Thesis Gartenhäuschen in Flammen aufgeht, erwacht ihr kriminalistischer Spürsinn und Thesi beginnt zu ermitteln…

In „Die Tarotmeisterin“ nimmt Elis Fischer den Leser mit auf eine abwechslungsreiche Spurensuche und lädt zum Miträtseln und Mitgrübeln ein.

Auch der zweite Fall für die Amateurdetektivin Thesi Valier lässt sich angenehm zügig lesen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt eine Frauengruppe, in der Intrigen und Bosheiten an der Tagesordnung sind.

Thesi, die eigentlich nur herausfinden möchte, wer den Anschlag auf ihre ehemalige Schulkollegin Sarah verübt hat und wer Interesse daran gehabt haben könnte, ihr Gartenhaus abzufackeln, gerät immer tiefer in einen Strudel aus betrügerischen Machenschaften rund um das Frauennetzwerk.

In einigen Kapiteln schickt Elis Fischer den Leser auf eine Zeitreise – es geht ins London der 1930er Jahre. Hier trifft man auf einen äußerst wütenden Aleister Crowley, der unsäglich über Pamela „Pixie“ Colman Smith, der Illustratorin des Rider-Waite-Tarotdecks, wettert. Crowley will ein eigenes Tarotdeck entwerfen, dass Pixies Arbeiten um Längen übertreffen und die Zeichnerin auf diesem Weg ruinieren soll.

In einem weiteren Handlungsstrang lernt man den 60-jährigen Anton Dorf und den Journalisten Egon Kruger kennen. Kruger ist auf der Jagd nach einer lukrativen Story und will Dorf Fragen über die jüngst aufgetauchten historischen Tarotkarten aus dem Nachlass seines Vaters stellen. Die beiden geraten heftig aneinander, denn Dorf möchte nicht an seinen Vater und dessen nationalsozialistische Vergangenheit erinnert werden.

Neben der spannenden Spurensuche nimmt man auch an Thesis recht turbulentem Alltag teil – nicht nur ihr quirliger 5-jähriger Sohn Dino, sondern auch ein aufmüpfiger Hundebesitzer und eine zänkische Mutter in Dinos Kindergarten halten Thesi in Atem.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Elis Fischer jedes Kapitel mit einer Tarot Tageskarte beginnen lässt, die andeutet, was den Leser im folgenden Kapitel erwartet.

„Die Tarotmeisterin“ ist eine spannend erzählte und mit einigen humorvollen Einlagen gespickte Geschichte, die einen interessanten Einblick in die Welt der Tarotkarten bietet.

Bewertung vom 28.07.2015
Barfuß am See
Hunter, Denise

Barfuß am See


ausgezeichnet

Chapel Springs, Indiana. Die 26-jährige Tierärztin Madison McKinley wird seit dem Tod ihres Zwillingsbruders Michael von schlimmen Albträumen geplagt. Sie hofft, sich davon befreien zu können, indem sie Michaels größten Traum erfüllt: Bei der alljährlichen Segelregatta jüngster Sieger aller Zeiten zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, bleibt Madison nur noch dieser Sommer. Das große Problem: Sie kann nicht segeln. Sie kann nicht einmal schwimmen, hat sogar panische Angst vor dem Wasser. Als Beckett O’Reilly ihr seine Hilfe anbietet, nimmt Madison diese dankbar an…

Denise Hunter wartet in „Barfuß am See“ mit einer ganz wunderbaren, sehr warmherzigen Geschichte auf. Der Roman kommt ganz ohne „Bösewicht“ aus - es gibt keinen missgünstigen Rivalen, keine neidische Freundin oder boshafte Schwester – die Menschen in Chapel Springs unterstützen sich gegenseitig und sind bei Problemen füreinander da.

So ist es auch für Beckett ganz selbstverständlich, dass er Madison hilft, ihre Angst vor dem Wasser zu überwinden und ihr danach auch das Segeln beibringt – obwohl Madison bei der Segelregatta als Konkurrentin starten wird, unterstützt er sie wo es nur geht und hilft ihr sogar, das alte Boot ihres verstorbenen Bruders wieder auf Vordermann zu bringen.

Es knistert heftig zwischen Madison und Beckett, doch wirklich näher kommen sie sich nicht. Dafür stehen sich beide viel zu sehr selbst im Weg.
Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Perspektive im Verlauf der Handlung zwischen Madison und Beckett hin und her wechselt – so kann man prima an den Gedanken und Gefühlen beider Hauptfiguren teilhaben.

Madison hat den frühen Tod ihres Bruders nicht verwunden. Albträume plagen sie immer stärker, sie leidet unter Schlafmangel und kann ihren Alltag dadurch nicht mehr bewältigen. Der innere Schmerz frisst sie auf. Der Sieg bei der Regatta ist aus ihrer Sicht die einzige Lösung, um endlich Frieden zu finden. Außerdem Madison ist wütend auf Gott, weil er Michael nicht beschützt hat. Obwohl sie sieht, wie gut allen anderen der Glaube tut, ist sie lange Zeit nicht bereit, ihre Einstellung zu ändern und Gott um Hilfe zu bitten.

Beckett blickt auf eine unrühmliche Jugend zurück. Obwohl er sich seit dem grundlegend geändert hat, zweifelt der Sohn eines stadtbekannten Alkoholikers daran, dass Madison sich für ihn interessieren könnte. Er hält sich für nicht gut genug. Darüber hinaus schleppt Beckett ein Geheimnis mit sich herum, von dem er weiß, dass es Madison den Boden unter den Füßen wegziehen wird.

Denise Hunter lässt ihre Protagonisten sehr lange miteinander „ringen“ und erst dann zueinander finden, als alle Probleme, die möglicherweise zwischen ihnen stehen könnten, aufgearbeitet und bewältigt sind.

„Barfuß am See“ ist eine unterhaltsame, romantische Geschichte, in der sich die Akteure sehr intensiv mit ihren Ängsten und Unsicherheiten auseinandersetzen müssen. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.07.2015
Der Tote am Kirchturm
Bálly, Alexander

Der Tote am Kirchturm


ausgezeichnet

Wolnzach. Benedikt Singer, allseits beliebter Musiker und Hochzeitslader wird tot am Fuße des Kirchturms aufgefunden. Als Todesursache wird Gift vermutet, doch ob es sich um einen Unfall, Selbstmord oder gar Mord handelt, bleibt zunächst unklar. Während die Polizei erste Nachforschungen anstellt, brodelt die Gerüchteküche in Wolnzach. Auch Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna wollen wissen, warum der Singer Bene sterben musste und starten eigene Ermittlungen…

„Der Tote am Kirchturm“ ist bereits der zweite Fall für den Metzgermeister im Ruhestand Ludwig Wimmer und seine pfiffige Enkelin Anna, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Alexander Bálly erzählt den Krimi mit viel Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, der Autor beschreibt detailreich und mit viel Witz die dörfliche Atmosphäre in Wolnzach und präsentiert zwei muntere Ermittlerteams, die beide intensiv ermitteln, nur eben auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

Ludwig und Anna machen sich den Dorfklatsch zu nutze – sie horchen hier und plaudern dort und gelangen so durch die kursierenden Tatsachen, Halbwahrheiten und Gerüchte ganz nebenbei an nützliche Informationen, die sie auf die Spur des Täters bringen.

Die polizeilichen Ermittler mit Kommissar Karl Konrad und seinem Assistenten Lukas Stimpfle an der Spitze gehen gewissenhaft und umsichtig mit klassischer Polizeiarbeit zu Werke und untersuchen die am Tatort gefundenen Spuren, halten sich an Fakten und Indizien und durchleuchten das Umfeld des Toten.

Die Verknüpfung von Spannung und Humor ist Alexander Bálly hervorragend gelungen – ich konnte prima mitgrübeln und miträtseln und habe mich über die humorvoll dargestellten Eigenarten und Besonderheiten der Akteure und ihr lebhaftes Zusammenspiel köstlich amüsiert. Die Dialoge sind zum Teil in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Lokalkolorit.

„Der Tote am Kirchturm“ hat mich durchweg begeistert – ein Regionalkrimi randvoll mit bester Unterhaltung.

Bewertung vom 20.07.2015
Falsche Veilchen
Konecny, Jaromir

Falsche Veilchen


ausgezeichnet

München. Der vor Kurzem aus dem Jugendgefängnis entlassene 16-jährige Leon hat es wirklich nicht leicht. Nicht nur, dass er mit Lauras reichen Freunden nicht klarkommt, er wird auch noch verdächtigt, in der elterlichen Villa von Lauras Exfreund Dirk den Hausmeister niedergeschlagen und den Tresor ausgeräumt zu haben. Logisch, dass Leon seine Unschuld beweisen will. Gemeinsam mit Laura macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Erste wichtige Spur: ein intensiver Veilchenduft am Tatort…

Auch mit seinem zweiten Jugendkrimi „Falsche Veilchen“ hat Jaromir Konecny mich rundum begeistert. Der Autor lässt auch diese Geschichte durchweg von Leon erzählen - und es ist einfach klasse, wie locker und lässig Leon diese Aufgabe bewältigt.
Freche Sprüche, witzige Dialoge, tiefgründige Gedanken – alles verpackt in einer frisch-fröhlich-jugendlichen Sprache – da macht es einfach Spaß, Leon und seine „Sherlocka“ Laura bei ihren Nachforschungen zu begleiten.
Tatkräftig unterstützt wird das junge Ermittlerduo bei der Spurensuche von der 20-jährigen Autistin Annabell und dem nach einer unschönen Kindheit entwicklungsgestörten Gärtnergehilfen Claudin.

Jaromir Konecny gelingt es hervorragend, seine Figuren authentisch darzustellen. Nicht nur die beiden Hauptakteure, sondern auch Annabell und Claudin sowie die reichen Jugendlichen aus Lauras Clique und die Kids aus den sozial schwächeren Vierteln der Stadt wirken echt und handeln glaubwürdig.
Auch Hauptkommissar Hauptmeister („Haha“) und sein Assistent Brummla sind wieder mit von der Partie – die beiden glänzen zwar nicht gerade bei den Ermittlungen, tragen aber mit ihren jeweiligen Eigenarten prima zur Unterhaltung bei.

Der Kriminalfall selbst ist spannend und verzwickt. Während es den jungen Ermittlern letztendlich gelingt, dem wahren Bösewicht auf die Spur zu kommen, hatte ich bis zum Schluss den Falschen als Täter im Visier.

„Falsche Veilchen“ ist ein spannendes, kurzweiliges Lesevergnügen, dass nicht nur bei jungen Lesern für gute Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 18.07.2015
Aufbruch ins Ungewisse
Oke, Janette;Oke Logan, Laurel

Aufbruch ins Ungewisse


sehr gut

Kanada um 1920. Beth hat sich entschlossen, nach ihrer Ausbildung ihr wohlhabendes Elternhaus zu verlassen und für ein Jahr in einer abgelegenen Bergarbeitersiedlung im Westen Kanadas die Kinder der Minenarbeiter zu unterrichten.
Ganz überraschend begegnet sie im Zug nach Coal Valley Edward Montclair. Beth kennt Edward von Kindesbeinen an und hat ihn noch nie leiden können. Edward reist in den Westen, um eine Stelle als Mountie anzutreten…

In ihrem historischen Roman „Aufbruch ins Ungewisse“ entführt Janette Oke den Leser in die 1920er nach Kanada und erzählt die Geschichte der jungen Lehrerin Beth Thatcher.

Beth hat mich fasziniert. Sie könnte es so einfach haben in ihrem reichen Zuhause, aber sie verzichtet auf alle Annehmlichkeiten und Komfort. Sie will sich nicht ins gemachte Nest setzen, sondern ihren eigenen Weg gehen, auch wenn dieser Weg mit einigen Schwierigkeiten gepflastert ist.

In Coal Valley erwarteten Beth denkbar schlechte Voraussetzungen. Doch Beth lässt sich von den primitiven äußeren Bedingungen nicht entmutigen, sondern macht sich beherzt ans Werk und vertraut darauf, dass Gott genau diesen Weg für sie vorgesehen hat und ihr die Kraft gibt, ihr Ziel trotz der widrigen Umstände zu erreichen.
Beth sprüht vor Kreativität und Ideen und schafft es, ungeachtet der geringen zur Verfügung stehenden Mittel, die Kinder zu unterrichten und ihnen auch die Bibel näher zu bringen. Ihr unermüdlicher Einsatz kommt dabei dem gesamten Gemeindeleben zugute.

Manchmal hatte ich den Eindruck, Janette Oke hat ihrer Hauptfigur ein Zuviel an Zielstrebigkeit mit auf den Weg gegeben – Beth wirkt in ihrem Bemühen, immer das Richtige zu tun, ab und an sehr angespannt, fast verkrampft und ihr Ehrgeiz scheint überhand zu nehmen. Ein bisschen mehr Leichtigkeit hätte ihr gut zu Gesicht gestanden und hätte der Handlung etwas mehr Schwung verliehen.

Die Geschichte verläuft insgesamt ruhig und ohne großes Auf und Ab - das im Klappentext genannte gefährliche Geheimnis lässt auf sich warten. Dass in dem kleinen Ort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, deutet sich in Kleinigkeiten an, das eigentliche Geheimnis kommt aber erst auf den letzten Seiten zum Vorschein.

„Aufbruch ins Ungewisse“ ist ein eher beschaulicher Roman, bei dem unermüdliche Hilfsbereitschaft und das Vertrauen in Gott im Vordergrund stehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2015
Hochzeit mit Hindernissen
Hodgson, Mona

Hochzeit mit Hindernissen


ausgezeichnet

Cripple Creek, 1897. Mit Vivian Sinclair zieht auch die Letzte der Sinclair Schwestern von Maine nach Colorado – doch anders als ihre älteren Schwestern hat Vivian ein Geheimnis im Gepäck, das ihr einen unbekümmerten Start in der neuen Heimat nicht möglich macht. Als es auch in beruflicher Hinsicht mit dem Neuanfang einfach nicht klappen will, trifft Vivian eine folgenschwere Entscheidung…

In „Hochzeit mit Hindernissen“ erzählt Mona Hodgson die Geschichte einer jungen Frau, die sehr ehrgeizig ist und ein festes Ziel vor Augen hat: Sie will eine bedeutende Modeschöpferin werden.
Doch die Autorin legt ihrer Protagonistin mächtige Steine in den Weg - trotz intensiven Bemühens gelingt es Vivian nicht, eine dauerhafte Arbeitsstelle zu finden. Ihr Plan, schnell auf eigenen Füßen zu stehen, gerät ins Wanken und lässt ihre Selbstzweifel immens wachsen. Finanziell in Bedrängnis greift sie schließlich nach dem sprichwörtlich rettenden Strohhalm und nimmt eine anrüchige Arbeit an. Dabei verstrickt sie sich immer mehr in Lügen und gelangt letztendlich in eine Situation, die bedrohliche Ausmaße annimmt.

Auch der sympathische Deputy Carter Alwyn hat mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. Beruflich macht ihm eine raubmörderische Bande das Leben schwer und privat hat ihn der Tod seines Vaters in ein tiefes Loch fallen lassen.

Obwohl es heftig zwischen den beiden Hauptfiguren knistert, fühlen sich beide aufgrund ihrer persönlichen Schwierigkeiten nicht in der Lage, eine feste Beziehung einzugehen. Vivian, weil sie die in Maine getroffenen, unklugen Entscheidungen nachhaltig belasten; Carter, weil er keiner Frau das Leben an der Seite eines Sheriffs zumuten will.

Wie der Titel schon vermuten lässt, gelingt es Vivian und Carter im Verlauf der Handlung, alle einer gemeinsamen Zukunft im Weg stehenden Hindernisse zu überwinden – Kraft und Stärke dafür schöpfen beide immer wieder aus einem Gebet und dem Glauben an Gott.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Mona Hodgson auch in diesem Roman wieder Frauen in ihre Geschichte eingebunden hat, die wirklich in Cripple Creek gelebt haben – Susan „Doc Susie“ Anderson und Madam Pearl DeVere.

„Hochzeit mit Hindernissen“ ist ein zügig zu lesender, unterhaltsamer Roman, der mit einer tollen Mischung aus Romantik, Spannung und tiefgründiger Handlung überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2015
Henkersmarie
Fritz, Astrid

Henkersmarie


ausgezeichnet

Nürnberg, 1525. Der junge Henker Hans Vollmer ist nicht in der Lage, den Urteilsspruch des Gerichts zu erfüllen und die vermeintliche Kindsmörderin Margareta in der Pegnitz zu ertränken. Er bittet darum, das Mädchen losheiraten zu dürfen. Seiner Bitte um Gnade für Margareta wird entsprochen.
Rothenburg, 8 Jahre später. Hans und Margareta Vollmer leben mit ihren drei Kindern in einer heruntergekommenen Gasse. Besonders Tochter Maria leidet unter den Umständen, die das Leben in einer Henkersfamilie mit sich bringt…

Mit „Henkersmarie“ ermöglicht Astrid Fritz dem Leser einen umfassenden Blick auf den Alltag einer Henkersfamilie im 16. Jahrhundert.

Der fesselnde Erzählstil der Autorin hat mich sofort in das Geschehen hineingezogen, schnell war ich mittendrin in der Welt der Scharfrichter und habe mit den Vollmers gelebt und gelitten.

Die Aufgaben eines Scharfrichters waren vielfältig, die Ausführung dieser Tätigkeiten zum Wohl der gesamten Bevölkerung - und doch lebten die Angehörigen dieser Berufsgruppe und ihre Familien am Rande der Gesellschaft und galten als „unehrlich“.

Astrid Fritz hebt in diesem Buch besonders das Leid der Kinder eines Henkers hervor.
So sehr sich Maria, Veit und Jonathan um Anschluss bemühen, es gelingt ihnen kaum, Freunde zu finden. Sie ernten nur bösartige Beschimpfungen und werden überall ausgegrenzt. Diese bitteren Erfahrungen prägen die Vollmer-Kinder ganz unterschiedlich.
Während Veit sich von klein auf gegen alle Anfeindungen wehrt und er es gar nicht abwarten kann, endlich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, ist Jonathan zurückhaltend und in sich gekehrt, hat aber dennoch ein konkretes Ziel vor Augen: er will Medicus werden. Maria belastet die schwierige Situation am meisten. Sie ist entsetzt über die schrecklichen Dinge, die ihr Vater tagtäglich tun muss. Außerdem fällt es ihr im Gegensatz zu ihren Brüdern zunehmend schwerer, mit dem Makel „Henkerskind“ und den damit verbundenen Benachteiligungen zu leben und entscheidet daher schon früh, dass sie der Henkerswelt sobald es ihr möglich ist, den Rücken kehren wird.

Mit ihren detailreichen Beschreibungen und ausführlichen Schilderungen zeichnet Astrid Fritz ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild der damaligen Lebensumstände. Die Geschichte ist durchweg mit interessanten Begebenheiten, Sitten, Bräuchen und Angewohnheiten der Zeit gespickt – viele Kleinigkeiten, die die Handlung lebhaft machen und die Geschehnisse wunderbar abrundeten.

Mir hat „Henkersmarie“ sehr gut gefallen – der Roman bietet nicht nur gute Unterhaltung, sondern auch aufschlussreiche Einblicke in die alltäglichen Probleme einer Scharfrichterfamilie.