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Benutzername: 
Xirxe
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Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2013
Eine kurze Geschichte der Menschheit
Harari, Yuval Noah

Eine kurze Geschichte der Menschheit


weniger gut

Gut geschriebene Sachbücher sind ja bedauerlicherweise immer noch recht rar in der deutschen Sprache. So hatte ich mich auf dieses Buch wirklich gefreut, da ihm diesbezüglich doch schon einige Lobeshymnen vorauseilten. Doch leider hielt meine Freude nicht allzu lange an. Nein, nichts gegen den Schreibstil des Herrn Harari: Er schreibt locker und leicht von der Leber weg, unterhaltsam und verständlich mit bildlichen, aktuellen und witzigen Vergleichen (manchmal vielleicht sogar etwas zu flapsig) - es wäre alles gut, wenn er beim Inhalt doch etwas mehr Sorgfalt hätte walten lassen. Einige Beispiele hierzu:
S. 12: Mitglieder verschiedener Arten können keinen fortpflanzungsfähigen Nachwuchs hervorbringen. Auf S. 14 werden dann verschiedene Arten von homo benannt, die aber lt. S. 27 durchaus fortpflanzungsfähigen Nachwuchs zeugten.
S. 37ff: Hier wird der Begriff Abstraktum und Nichtexistenz völlig durcheinander geworfen. Das Unternehmen Peugeot wird als nicht existent bzw. Phantasieprodukt bezeichnet statt als abstrakt.
S. 45: Harari schreibt, der Peugeot-Gründer hätte 1896 eine GmbH gegründet - die gab es in Frankreich erst ab 1925, da war der Gründer bereits tot.
S. 46: Hier wird aus der GmbH plötzlich eine AG (was zumindest stimmt).
S. 166: Mathematik ist eine Weltsprache - einige Zeilen erklärt der Autor, dass die meisten Menschen der Welt sie nicht verstehen.
S. 204: kognitive Dissonanz wird als eine häufige psychische Störung dargestellt.
S. 258: Monotheistische Religionen sind Gehirnwäsche. Dies mag die Meinung des Autors sein, aber dann ist sie auch als solche zu kennzeichnen.
Es gibt noch eine ganze Menge an solchen Fehlern, Widersprüchen und Ungenauigkeiten. Dazu kommen eine Vielzahl von Rechtschreibefehlern (dort fehlt ein e, da ist eines zuviel, ein Wort erscheint zweimal undundund) und so zieht sich das Lesen doch ziemlich in die Länge, da es immer weniger Vergnügen macht, das Buch in die Hand zu nehmen.
Schade, es ist wirklich schade dass hier so geschludert wurde. Denn Hararis Schreibstil ist durchweg vergnüglich zu lesen.

10 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2013
Endstation Reinbek (eBook, ePUB)
Göhre, Frank

Endstation Reinbek (eBook, ePUB)


sehr gut

Bettina Breuer, Zivilfahnderin bei der Hamburger Polizei, erwischt ausserhalb ihrer Dienstzeit eine junge Diebin. Statt sie direkt zur Wache zu bringen, spendiert sie ihr ein Essen und entlockt ihr eine abenteuerliche Geschichte: Als Aupair aus Ägypten eingereist, wird sie nun von einem Ehepaar gefangen gehalten und verprügelt - ihre misshandelter Körper unterstreicht ihre Aussage. Bettina Breuer lässt sich dazu hinreissen, auf eigene Faust zu ermitteln und wird plötzlich mit einem entsetzlichen Teil ihrer Vergangenheit konfrontiert...
Frank Göhre geht wirklich voll zur Sache ;-) Die Geschichte ist gut geschrieben, Action und Spannung pur und man will nur eines wissen: Wie geht es aus?
Doch eines ist ärgerlich: 46 Seiten werden auf meinem Reader angezeigt (kein Kindle), doch stattdessen sind es gerade mal 35. Der Rest geht für Infos des Verlages, des Autors und eine sechsseitige Leseprobe einer anderen Kurzgeschichte drauf - das ist fast ein Viertel ebook-Shorties. Vielleicht geht es ja nur mir so, aber das empfinde ich fast als Mogelpackung.

Bewertung vom 25.10.2013
Der Tod des Landeshauptmanns
Freund, Eugen

Der Tod des Landeshauptmanns


weniger gut

Eines ist bei diesem Titel bereits klar: Das Buch handelt ganz offensichtlich von den Hintergründen des Todes Jörg Haiders. Und auch der Klappentext bestätigt dies: War es der US-Geheimdienst? Oder der Mossad? Oder kroatische Extremisten? In jedem Falle eine Menge Stoff, um daraus einen spannnenden Krimi mit realem Hintergrund zu produzieren. Doch ich bin über die Art und Weise, wie es in diesem Buch realisiert wurde, nicht so glücklich.
Mehr oder weniger gibt es zwei Handlungsebenen: Der Freund der Journalistin Jasmin Köpperl, der beim Heeresnachrichtenamt tätig ist, scheint plötzlich spurlos verschwunden. Es sieht sogar so aus, als ob sein Tod vorgetäuscht werden sollte. Gemeinsam mit dem Revierinspektor Bugelnik machen beide sich daran, die Ursache seines mysteriösen Abtauchens zu beleuchten. Gleichzeitig erhält die Journalistin in gewissen Abständen Mails von ihrem Freund, deren Inhalt offenbar in Romanform die Hintergründe darlegen sollen, die zum Tod Jörg Haiders führten. In beiden Handlungssträngen, den Mails und der eigentlichen Geschichte, gibt es zumindest zu Beginn eine Reihe von Sprüngen in andere Zeitebenen, was bei mir zu einiger Verwirrung führte. Doch nach und nach lichtet sich der Nebel und man beginnt mitzurätseln, wer nun wann wo zuschlägt - und was davon nun stimmt.
Der Roman ist spannend und unterhaltsam geschrieben mit sehr viel österreichischem Lokalkolorit (es gibt eine Menge Ausdrücke, die mir völlig unbekannt sind), doch ich frage mich jetzt noch, wieso der Tod des Landeshauptmannes dem Buch seinen Titel gegeben hat. Um die Verkäufe anzukurbeln? Denn auch wenn es das Thema des Romans im Roman ist, ist es doch eher Nebensache. Und dass die zwei Handlungsstränge nur lose miteinander verknüpft sind, verstärkt mein zweispältiges Gefühl. Zusammengefasst: Gut geschrieben, aber an der eigentlichen Geschichte könnte man noch ein bisschen feilen.

Bewertung vom 15.10.2013
Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren
Harvey, Sarah N.

Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren


ausgezeichnet

Royces Großvater ist ein Ekel wie es im Buche steht. Offenbar von sich und der Welt enttäuscht, schnauzt er alles und jeden an, ist mit nichts zufrieden und Mitmenschlichkeit scheint ein Fremdwort für ihn zu sein. Doch ist er mittlerweile in einem Alter, in dem es ohne Hilfe nicht mehr geht. Seine Tochter ist nicht in der Lage, sich in der Form um ihn zu kümmern wie es notwendig wäre. Und die Pflegekräfte, die sie ihm vermittelt, vergrault er bereits nach kurzer Zeit. So bleibt als letzte Lösung: Royce. Nicht dass er darüber begeistert wäre, es lockt ihn lediglich die Aussicht auf einen guten Verdienst.
Die Geschichte wird aus der Sicht des 16jährigen Royce erzählt, der ein mehr oder weniger normaler Teenager ist und seinen Großvater nicht ausstehen kann. Doch nach und nach nähern die Beiden sich an und auch wenn sie es nicht zugeben würden: Es entsteht sogar mehr als Sympathie zwischen ihnen.
Die Sprache ist recht gut getroffen, leicht schnoddrig altklug, sodass ich immer wieder grinsen musste. Zudem gelingt es der Autorin selbst bei so ernsten Themen wie Pflegebedürftigkeit im Alter und Sterbehilfe, einen humorvollen Grundton zu bewahren. Dass auf nicht einmal 250 Seiten derart große Themen abgehandelt werden (dazu noch in einem Jugendbuch), könnte einen fürchten lassen, dass sie allenfalls oberflächlich kurz angerissen werden. Doch weit gefehlt: Man spürt die Sorgen und Nöte, die Angst und Verzweiflung, die Arthurs Familie umtreiben. Und am Ende nahm ich eines noch mit: Patientenverfügung - muss ich unbedingt machen.

Ach ja, wieso Artischocke? Es ist die Definition seiner Exfrau Coralee: Aussen stachlig, innen ein weiches Herz.

Bewertung vom 12.10.2013
Weil ich Layken liebe / Will und Layken Bd.1
Hoover, Colleen

Weil ich Layken liebe / Will und Layken Bd.1


sehr gut

Geht man nach dem Titel, glaubt man eine mehr oder weniger schnulzige Liebesgeschichte vor sich zu haben - und wird tief enttäuscht sein, wenn man sich genau darauf gefreut hat. Der englische Titel trifft es um Längen besser: Slammed - Aufprall, Kollision, Zusammenstoß. Zudem ist er herrlich doppeldeutig, denn im Buch spielen Poetry Slams eine wesentliche Rolle.
Layken, die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder von Texas nach Michigan ziehen muss, trifft an ihrem neuen Wohnort am ersten Tag auf ihren Nachbarn Will, ein gutaussehender und äusserst symphatischer junger Mann. Es knistert nicht nur, nein es schlägt Funken zwischen den Beiden und nach drei Tagen, in denen sie sich wiederholt treffen, ist zumindest für Layken klar: Sie hat sich Hals über Kopf verliebt. Doch dann macht sie eine Entdeckung, die ihren Höhenflug in den siebten Himmel in einen Absturz ins Bodenlose verwandelt...
Das könnte nun alles kitschig und rührselig werden, denn die Thematik ist ja gerade prädestiniert dafür. Doch die Erzählweise von Layken, der Icherzählerin, ist völlig frei von Selbstmitleid und Gejammer. Stattdessen berichtet sie mit viel Selbstironie (beispielsweise wie sie gleich zu Beginn Will in den Darth-Vader-Plüschschuhen ihres kleinen Bruders gegenübertritt) und einer trotz aller Schicksalsschläge immer vorhandenen Lebensfreude; das Ganze in einem lockerleichten Ton, der jedoch kein Blabla darstellt. Ich habe beim Lesen mit Layken gelitten, mich gefreut und konnte ihre Gefühlsregungen sehr gut nachempfinden, obwohl ich schon einige Jährchen älter bin als sie. Trotz der teilweise sehr traurigen Thematik (es geht viel um Tod) ist es ein Mutmachbuch - und hier kommen die Poetry Slams ins Spiel. Fasst eure Gefühle in Worte und erzählt sie Anderen - sie werden es euch danken. Denn ist es nicht wunderbar festzustellen, dass man mit seinen Empfindungen nicht allein auf dieser Welt ist?
Ein wirklich schönes Buch mit einigen wirklich guten Lebens-Ratschlägen von Laykens Mutter (nicht nur) auf der letzten Seite. Nur zwei davon als Beispiel:
- Denkt immer daran: Grenzen sind dazu da, erweitert zu werden.
- Zu guter letzt: Bereut nichts. Niemals
Im nächsten Jahr soll ein zweiter Band folgen - ich werde ihn mir schon mal vormerken.

Bewertung vom 08.10.2013
Das Buch der Fälscher
Lovett, Charlie

Das Buch der Fälscher


sehr gut

Peter Byerly, amerikanischer Antiquar mit leicht autistischen Zügen, fährt einige Monate nach dem überraschenden Tod seiner Frau Amanda in ihr soeben erst fertig gestelltes Cottage in Kingham, Großbritannien. Noch völlig benommen von dem Verlust entdeckt er in einem Antiquariat ein Bild einer Frau, das seiner Amanda verblüffend ähnlich sieht. Peter macht sich auf die Suche nach der Herkunft dieser Zeichnung und stößt dabei auf ein Manuskript, das die Literaturwelt auf Dauer verändern könnte. Bei seinen weiteren Recherchen muss er jedoch feststellen, dass er damit wohl jemandem in die Quere gekommen ist - der oder die auch nicht vor Mord zurückschreckt.
Zwei weitere Handlungsstränge umfasst dieses Buch: Wie sich der menschenscheue, überaus schüchterne Peter und die gut organisierte Amanda kennen und lieben lernen sowie die Entstehung und der weitere Weg des geheimnisvollen Manuskripts bis zu seiner Wiederentdeckung durch Peter. Die Geschichten ergänzen sich auf's Beste und meine Befürchtung, dass der Teil mit Peter und Amanda womöglich das weinerlich-schmalzige Kapitel ;-) darstellt, hat sich nicht bewahrheitet. Natürlich gibt es rührselige Momente, aber ich empfand es nur selten kitschig-überladen, da sich zudem ein Großteil dieses Abschnittes mit Peters Liebe zu Büchern befasst. Auch das historische Drittel betrachte ich als gut gelungen und wahrheitsgetreu (wobei ich nicht gerade die große Historienleserin bin), was der Autor im Nachwort schlussendlich ja bestätigt. Ganz am Rande meine Lieblingsszene: Die Entdeckung des Buchhändlers, dass seine Küchenfee die vermeintlich gut versteckten Originaltheaterstücke aus dem 15. und 16. Jh. als Backpapier missbraucht hatte... Übrigens, falls es bis hierhin noch immer nicht durchgedrungen ist: Es geht um Bücher, Bücher, Bücher ;-) - und die Liebe dazu!
Leider gibt es doch ein bisschen Grund zur Mäkelei: Der Schluss war mir persönlich etwas zu weit hergeholt. Der zeitweise fast schon autistische Held wächst am Ende über sich hinaus, hat aber keine Vorstellung wer der/die Schurke/Schurkin sein soll. Der/Die TäterIn hat einen Plan, den die Polizei schon bei näherer Betrachtung zerpflücken würde. Und dann die letztendlich enthüllten Zusammenhänge, die mir doch ein bisschen des Zufalls zuviel sind. Beim nächsten Buch am Ende bitte ein bisschen mehr Sorgfalt? Sonst aber ein rundum schöner Lesegenuss!!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2013
2084 - Noras Welt
Gaarder, Jostein

2084 - Noras Welt


weniger gut

Ein brisantes Thema: Die 15jährige Nora, die sich schon immer für ihre Umwelt interessiert hat, reist in ihren Träumen in die Zukunft. Dort erkennt sie sich selbst als die ebenfalls 15jährige Nova, aber auch sich selbst als die Urgroßmutter Uma. Die Beiden leben in einer Zeit (2084), in der der Klimawandel bereits extreme Umwälzungen auslöste. Tier- und Pflanzenarten sterben aus wie die Fliegen, Heerscharen von Menschen sind auf der Flucht vor Dürre und Überschwemmungen, das Wetter ist meist nass, feucht und warm. Nora ist klar: Dies ist ein Blick in die Zukunft der Erde, wenn es nicht gelingt, die Menschen zur Umkehr zu bewegen...
Das Alles hört sich spannend an und wäre es sicherlich auch, wenn es eine richtige Geschichte geben würde. Stattdessen ist es lediglich eine Untermalung des eigentlichen Themas, der Klimazerstörung der Erde durch den Menschen, das in langen Passagen ständig wiederholt wird, wenn auch in anderen Worten. Doch andere Abschnitte werden fast exakt zweimal wiedergegeben: Nora träumt und erzählt daraufhin das Gleiche nochmals. Ok, das Buch ist für 12-15jährige gedacht - aber ich bin mir sicher, diese sind durchaus in der Lage, solche Geschehnisse im Gedächtnis zu behalten.
Was mich zudem störte, sind die nach meinem Verständnis unplausiblen Verhaltensweisen insbesondere von Nora: Die Art und Weise, wie sie mit dem Psychiater spricht, speziell als sich dieser in einer Extremsituation befindet. Oder auch das Gespräch mit seiner Tochter. Völlig unglaubwürdig und unsinnig. Und als zuguterletzt in einer Unterhaltung das Rätsel um die merkwürdigen Träume von Nora gelöst wird, geschieht dies derart am Rande, dass ich fast darüber hinweg gelesen hätte.
Alles in allem ist es weniger ein Jugendroman als ein Sachbuch mit einer Geschichte drumrum, die man auch hätte weglassen können. Schade, denn Jostein Gaarder kann es besser!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.