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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2010
Schön tot / Katharina Kafka Bd.1
Kneifl, Edith

Schön tot / Katharina Kafka Bd.1


sehr gut

Krimi in 5 Akten

Katharina Kafka ist Kellnerin im Café Cuadro im Margaretenviertel, dem 5. Bezirk von Wien. Frühmorgens ist sie Zeugin einer Gasexplosion, bei der eine junge Serbin ums Leben kommt. Kurz darauf findet sie ihren Freund Orlando blutend auf einer Toilette. Der Transvestit ist scheinbar knapp einem Mordanschlag entkommen. Als Orlando ihr dann noch erzählt, dass er im wahrsten Sinne des Wortes kürzlich über die Leiche einer jungen Frau gestolpert ist, wähnen Orlando und Katharina einen Serienmörder in Magareten. Die Neugier ist geweckt und ab sofort begeben sich die Beiden auf Spurensuche in ihrem Bezirk.

Das vorliegende Buch ist definitiv kein Psychothriller, sondern mehr ein Krimi mit sehr viel Lokalkolorit. Das Hauptaugenmerk liegt weniger bei den Ermittlungen, sondern ganz eindeutig beim Magaretenviertel selbst. Dies schildert Edith Kneifl sehr ausführlich, farbenfroh und äußerst unterhaltsam mit seinen Kneipen, Gasthäusern und auch den Menschen, die in dem Viertel leben. Hier kennt man sich, was Katharina bei ihren Nachforschungen sehr zur Hilfe kommt.

Katharina ist eine Frau kurz vor den 40, sehr sprunghaft und lebensfroh. Bedingt wahrscheinlich durch ihre Roma-Wurzeln hält es sie nie lange an einem Ort und so kehrte sie nach einigen Jahren in den USA und Frankreich wieder zurück in den 5. Wiener Bezirk, in dem sie aufgewachsen ist. Doch auch jetzt ist sie wieder am überlegen, zumindest ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Doch diese Überlegungen geraten ins Hintertreffen als sie von den Morden erfährt. Durch ihre Aufgeschlossenheit knüpft sie schnell Kontakte und viele Menschen kennt sie auch noch aus ihrer Kindheit, sodass sie bald einiges über die Mordopfer erfährt. Tatkräftig zur Seite steht ihr Orlando. Der junge Mann erfüllt voll und ganz das Klischee eines Transvestiten: Orlando zelebriert sein Sissi-Image, welches Katharina ihm unbedingt abgewöhnen will; zickt liebend gern herum; ist in einem Moment himmelhochjauchzend und ganz schrecklich und unsterblich verliebt, nur um sich im nächsten Moment umbringen zu wollen und zudem liebt er theatralische Auftritte.

Nach dem Überfall auf ihn nistet sich Orlando bei Katharina in deren Wohnung ein und verursacht das absolute Chaos: Sein Handtuchbedarf ist grenzenlos, seine Besuche auf Pornoseiten setzt Katharinas Laptop außer Betrieb und bringt sie hierdurch - und mit seinem ganzen Verhalten sowieso - an den Rand der Verzweiflung. Aber gerade diese übertriebene Darstellung des Charakters macht ihn für einen sofort liebenswert und auch Katharina gelingt es nicht, Orlando lange böse zu sein. So akzeptiert sie seine Schrulligkeit und macht das Beste daraus.

Edith Kneifl lässt Katharina selbst den Krimi erzählen und dies auf sehr warmherzige, humoristische Weise. Hierdurch lernt man sie sehr schnell kennen und ihre offenherzige, freche Art macht sie einen sofort sympathisch. Da die rothaarige Katharina eine Romni und stolz hierauf ist, erfährt man so auch noch ganz nebenbei einiges über das Leben der Roma kennen. Zusätzlich sind die Beschreibungen des 5. Bezirks so liebenswert und unterhaltsam gehalten, dass in einem schon bald der Wunsch erwacht, dass Viertel mit eigenen Augen kennen zu lernen.

Somit ist der Krimi an sich eigentlich nur Nebensache, allerdings stört dies auch nicht sonderlich, da Edith Kneifl es trotzdem versteht, durchweg eine gewisse Spannung aufzubauen und somit die Neugier auf die Lösung des Falls aufrecht zu erhalten. Allerdings kam für mich das Ende dann doch etwas plötzlich und ließ auch einige Fragen unbeantwortet.

Alles in allem eine unterhaltsame Hommage an das Magaretenviertel in Wien und seine Bewohner, bei dem der Krimi eher nur Nebenschauplatz ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2010
Die Landkarte der Zeit / Mapa Trilogie Bd.1
Palma, Félix J.

Die Landkarte der Zeit / Mapa Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Eine wundervolle Reise durch die Zeit

London, 1888: Der wohlhabende Andrew Harrington ist verzweifelt. Seine große Liebe Mary Kelley wurde von Jack the Ripper ermordet. Er verliert jeglichen Lebensmut und nach acht Jahren Trauer und Verzweiflung hat er nur noch einen Wunsch: selbst zu sterben, um mit Mary Kelley wieder vereint zu sein. Sein Cousin und bester Freund Charles Winslow kann sich dies nicht mehr länger mit ansehen. Als er von Murrays Zeitreisen erfährt, der gutsituierten Londoner Bürgern eine Reise ins Jahr 2000 anbietet, kommt ihm eine Idee. Wenn man in die Zukunft reisen kann, warum auch nicht in die Vergangenheit.

Dies ist nur eine von vielen kleinen und großen Geschichten, welche Felix J. Palma in seinem fantastischen Roman erzählt. Dreh- und Angelpunkt des Buches sind H. G. Wells und das Unternehmen „Murrays Zeitreisen“ in Person von Gilliam Murray, hier laufen alle Fäden zusammen. Man lernt Bram Stoker und Henry James kennen, Jack the Ripper spielt eine entscheidende Rolle, man reist in der Geschichte durch die Jahrhunderte und erfährt viel über das Leben des Schriftstellers H. G. Wells und seinem Buch „Die Zeitmaschine“. Eigentlich kann man das ganze Buch als eine wunderbare Huldigung an den Schriftsteller verstehen.

Felix J. Palma schreibt in einem Stil, der absolut verzaubert. Scheinbar mühelos verwebt er eine Geschichte mit der anderen, klingt sich immer mal wieder selbst in die Geschichte ein und verleiht seinen Protagonisten fast augenblicklich Konturen, sodass sie für einen sofort vorstellbar werden. Man ist von seinen Erzählungen von Anfang an absolut gefesselt, immer wieder baut er überraschende Wendungen in die Geschichte ein und wird nie langatmig in seinen Erzählungen, die man als poetisch bezeichnen kann. Und mehr als einmal blitzt auch seine humoristische Ader hervor.

Richtig in ein Genre kann man seinen Roman nur schwer einordnen. Zum einen ist er natürlich ein historischer Roman, der zum Ende des 19. Jahrhunderts spielt und wunderbar die Stimmung der damaligen Zeit einfängt. Die Welt steht am Anfang der Industrialisierung, alles scheint möglich zu sein und einige Menschen sind sogar der Meinung, dass bereits alles erfunden und alles entdeckt ist. Zum anderen ist es aber auch ein Science-Fiction-Roman, der mit einem durch die Zeit reist und hier bietet der Autor auch eine plausible Art der Zeitreise an.

Ja, und dann ist es auch ein Krimi, denn die Ripper-Morde in Whitechapel spielen während des Romans eine zentrale Rolle und wenn man etwas genauer liest, stellt man auch fest, dass hier etwas nicht so ganz stimmen kann. Um was es sich dabei handelt, wird an dieser Stelle nicht verraten, diese Unstimmigkeit wird aber zum Ende des Buches schlüssig erklärt. Und schließlich ist es auch ein Liebesroman, denn Felix J. Palma zeigt auf, dass die Liebe im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlos ist, genauso wie die Fantasie der Menschen keine Grenzen kennt.

Fazit: Ein Buch, das von der ersten Seite an verzaubert und seine Leser auf eine wundervolle Reise durch die Zeit mitnimmt.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2010
Blume des Satans
Spindler, Erica

Blume des Satans


sehr gut

Satanskult auf Key West?
Im vorliegenden Buch nimmt sich Erica Spindler des Themas Satanskult an und verpackt dies gekonnt in einen spannenden Thriller, in dem geschickt die schwüle Novemberhitze und die träge, lockere Atmosphäre von Key West mit eingebunden ist. Schon der Prolog beginnt fesselnd, beschreibt er doch das Verschwinden der Pastorin. Rachel Howard, die durch ihr Priesteramt auch eng mit Jugendlichen zusammenarbeitet, scheint vor irgendwelchen Personen große Angst zu haben und sich verfolgt zu fühlen. Scheinbar ist sie einer Gruppe von Jugendlichen auf die Schliche gekommen, die ihre eigene Weltordnung haben, wer nicht mehr der „Familie“ angehören möchte, wird gnadenlos bedroht.

Schon kurz nach ihrer Ankunft hört auch Liz von dieser Gemeinschaft, die sich „Gehörnte Blume“ nennt und sie vermutet hier den Grund für das Verschwinden von Rachel. Die Indizien, welche sie im Lauf der Zeit sammelt, sind stellenweise so unglaublich, dass der zuständige Detective Val Lopez ihren „Hirngespinsten“ keinen Glauben schenkt. Und selbst Rick Wells, Barbesitzer, Ex-Cop und der beste Freund von Val Lopez bekommt immer mehr Zweifel, ob die Äußerungen der psychisch angeschlagenen Liz nicht ihrer Fantasie entsprungen sind.

Geschickt baut Erica Spindler ihren Thriller auf. So ist fast bis zum Schluss absolut nicht ersichtlich, wer sich hinter den Morden verbirgt. Diese weisen Ähnlichkeiten mit der Vorgehensweise eines Serientäters auf, doch dieser sitzt in der Todeszelle und wartet auf seine Hinrichtung. Gibt es hier einen Nachahmungstäter, hatte der Serienmörder gar einen Komplizen, oder aber ist dies alles purer Zufall und jemand ganz Anderes steckt hinter den Morden? Durch geschickt gelegte Wendungen gehen die Vermutungen beim Lesen in Bezug auf den oder die Täter ständig wieder in eine andere Richtung, was natürlich die Spannung erhöht. So hält sich diese auch konstant über den gesamten Thriller hinweg immer auf hohem Niveau. Und das im wahrsten Sinne des Wortes stürmische Ende, welches sich während eines Tropensturms abspielt, ist extrem fesselnd und atmosphärisch dicht umgesetzt.

Ihre Protagonistin Liz Ames ist eine Frau voller Probleme, was auch bei der Glaubwürdigkeit der Polizei ihr gegenüber immer wieder zum Hindernis wird. Und obwohl sie häufig von Angstattacken heimgesucht und ihr Geisteszustand ständig von Anderen in Frage gestellt wird, geht sie unbeirrt ihren Weg auf der Suche nach ihrer Schwester, wobei sie mittlerweile davon ausgeht, dass Rachel auch ein Opfer der Gruppierung geworden ist. Rick Wells findet auf Key West langsam wieder ins Leben zurück. Der charismatische Barkeeper hat den Polizeidienst vor einigen Jahren an den Nagel gehängt, als er kurz hintereinander seine Frau und seinen Sohn Sam verloren hat. Obwohl der Tod von Jill bereits 3 Jahre zurückliegt, trauert er immer noch um sie und findet erst durch Liz langsam wieder Interesse an einer Beziehung. So entwickelt sich zwischen den Beiden eine zarte Liebesbeziehung, die ja in keinen Erica-Spindler-Thriller fehlen darf, allerdings findet dies nur am Rande statt, der Fokus liegt eindeutig bei der Aufklärung um das Verschwinden von Rachel.

Auch die anderen Charaktere zeichnet die Autorin gewohnt facettenreich. Und immer wieder muss man überrascht feststellen, dass ma

Bewertung vom 17.09.2010
Ein Paradies für alle
Pfaue, Justus; Tempel, Philip

Ein Paradies für alle


sehr gut

Berlin, Anfang der 1930er Jahre. Hanna Berger und der Kaufhauskönig und Vorstandsvorsitzende der Wertheim AG, Georg Wertheim, sind seit 25 Jahren ein Paar. Georg betreibt zusammen mit seinen Brüdern das Kaufhaus Wertheim, das als das Größte der Welt gilt. Doch die Zeiten für das Wertheim-Imperium wie auch für die Familie gestalten sich schwierig, denn die Wertheims sind Juden und Adolf Hitler steht kurz vor der Machtergreifung.
Die Geschichte der Familie Wertheim, insbesondere das Leben von Georg und seiner Hanna, stehen im Vordergrund des Romans. Nachdem man einen kurzen Einblick über ihr luxuriöses Leben Anfang der 1930er Jahre erhält, geht Justus Pfaue zurück zu den Anfängen der Familie und somit auch zu dem sagenhaften Aufstieg der neunköpfigen jüdischen Familie, die ihr Imperium dank Georg und Hugo binnen weniger Jahre aufbauen konnte.
In jungen Jahren werden die beiden Brüder, die ein sehr inniges Verhältnis verbindet, zu ihrem Onkel nach Berlin geschickt, um dort das Tuchgeschäft von der Pike auf zu lernen. Schnell entwickelt der junge Georg einen genialen Geschäftsinn und zusammen mit seinem älteren Bruder Hugo, dem kreativen Kopf, baut er das Geschäft Wolf & Apolant seines Onkels gewinnbringend aus. Georg ist der erste Kaufmann, der Festpreise und den Warenversand einführt. Hierbei stößt er anfangs auf viel Gegenwind, nicht nur bei seinem Onkel. Als es Hugo durch eine Lungenkrankheit immer schlechter geht, beschließen die Brüder, zurück nach Stralsund zu kehren. Als Dank erhalten sie von Onkel Wolf die nötige Starthilfe, um zu Hause das Familiengeschäft auszubauen. Mit Hilfe seiner tatkräftigen Familie gelingt ihnen dies auch recht schnell und es dauert nicht lange, bis auch eine Filiale in Rostock eröffnet wird. Doch Georgs Pläne gehen noch weiter: Er will ein großes Kaufhaus in Berlin eröffnen, in dem der Kunde König ist und man auch für kleines Geld gute Qualität kaufen kann. Und bald darauf erfüllt sich dieser Traum.
Das einzige, was nach Meinung seiner Mutter Ida ihm jetzt noch fehlt, ist eine Ehefrau. Doch in dieser Hinsicht ist Georg eher schüchtern und auch körperliche Kontakte jedweder Art vermeidet er, wo es nur geht. So lebt er lange Jahre zufrieden allein und das Einzige, was in seinem Leben zählt, ist das Geschäft. Hier blüht der geniale Stratege und Zahlenjongleur schier auf. Bis ihm Hanna Berger über den Weg läuft. Für den 49-jährigen fängt augenblicklich ein neues Leben an, denn die junge Hanna erwidert seine Gefühle und zudem ist sie auch noch ausnehmend hübsch, klug und hat einen hervorragenden Geschäftssinn. So sind die Beiden bald ein unschlagbares Team, doch ein dunkles Geheimnis um Hannas Vergangenheit hindert sie daran, zu heiraten. So bleibt Georg nichts anderes übrig, als eine verhasste Ehe mit der stämmigen Ursula Gilka einzugehen, um einen Erben für das Familienunternehmen zu sichern.
Die stets freundliche Hanna führt mit ihrem Georg ein sehr zurückgezogenes Leben und kann als „Guter Geist“ des Kaufhauses bezeichnet werden. Denn ihr gelingt es immer, Probleme mit der Belegschaft für alle Beteiligten so gut wie möglich zu lösen und auch hat sie für jeden der „Wertheimer“ immer ein freundliches Wort übrig. Georgs Frau Ursula zieht es derweil vor, zumeist auf Schloss Saßleben im brandenburgischen Land ein feudales Leben zu führen, sodass Georg mit seiner geliebten Hanna skandalfrei in ihrer gemeinsamen Berliner Wohnung leben kann.
Das Leben des Überflusses und Glücks ist für Hanna und Georg jedoch nur eine Frage der Zeit, denn die Machtergreifung von Adolf Hitler steht kurz bevor. Bereits Ende der 1920er Jahre bekommen die Wertheims zu spüren, was es heißt, eine überaus erfolgreiche jüdische Familie zu sein, denn die braunen SA-Schergen ziehen schon randalierend durch Berlin. Anfangs kann Georg hier noch seinen Einfluss in den oberen Kreisen der Berliner Gesellschaft spielen lassen, doch nach und nach ziehen sich immer mehr Freunde und Geschäftspartner von ihm un

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2010
Gottesopfer
Pleva, Tanja

Gottesopfer


gut

Die Wurzel allen Übels

In Rom wird eine junge Frau auf offener Straße verbrannt, in Österreich eine ältere Frau tot in der Badewanne gefunden. Hinterlassenschaften an den Tatorten deuten darauf hin, dass es sich um ein und denselben Mörder handelt. Der Europol-Profiler Sam O’Connor wird mit der Aufklärung betraut. Seine Ermittlungen führen ihn auf eine Spur nach Hamburg.

In seinem ersten Fall ist Sam O’Connor einem Ritualmörder auf der Spur, der äußerst brutal vorgeht und schnell kristallisiert sich heraus, dass ein katholischer Priester eine Schlüsselstellung in diesem Fall hat. Doch ist er wirklich der Mörder? Es sprechen zwar alle Indizien gegen ihn, doch Sam glaubt nicht an eine solch einfache Lösung. In Hamburg arbeitet er mit seinem neuen Kollegen Juri zusammen, doch die Ermittlungen führen ihn zusätzlich quer durch Deutschland, in die Schweiz und auch in Amsterdam scheint es vor einigen Jahren einen Mord gegeben zu haben, der von dem gesuchten Serientäter verübt wurde.

Tanja Pleva nimmt sich in ihrem Debütroman dem Thema des Übersinnlichen wie auch der Inquisition an und verknüpft dies geschickt zu einem recht rasanten und spannenden Thriller. Der Verlauf des Thrillers kann zwar nicht unbedingt mit vielen Überraschungen aufwarten, doch durch ihren leichten und flüssigen Schreibstil gelingt es der Autorin mühelos, ihre Leser zu fesseln.

Ihr Protagonist Sam O’Connor ist ein sehr introvertierter Einzelgänger, der durch seine Verschlossenheit jedoch durchaus sympathisch wirkt. Nach und nach erfährt man auch ein wenig über seine Vergangenheit und kann so sehr gut sein heutiges Verhalten nachvollziehen.

Durch vereinzelte Einschübe erhält man im Lauf des Thrillers auch einen Einblick in das Leben des Mörders, ohne hierbei jedoch seine Identität preiszugeben. Diese Szenen dienen einzig dazu, einem die Handlungsweise des Täters näher zu bringen. Um wen es sich bei dem Mörder schlussendlich handelt, klärt sich erst im letzten Drittel des Thrillers, dies ist zwar ziemlich überraschend, allerdings mit Hilfe des Ausschlussverfahrens auch bereits vorher erkennbar.

Fazit: Tanja Pleva ist mit ihrem Debütroman ein durchaus spannender Thriller mit einem sympathischen Protagonisten und einer interessanten Story gelungen.

Die Autorin arbeitet nach eigenen Angaben bereits am zweiten Fall rund um ihren Ermittler Sam O’Connor.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2010
Impact
Steinhardt, Bernd

Impact


sehr gut

Unerklärliche Phänomene am Himmel

Ein Blizzard fegt über den Queen Charlotte Sound in Neuseeland. Es herrschen -23° und das im herbstlichen April. Der Biophysiker und Wettermoderator Jon Forster ist mit seinem Onkel Hank nachts mit dessen Wassertaxi unterwegs zur Hütte von Dr. Nathan Cole. Laut eines anonymen Anrufs würde der exzentrische Wissenschaftler in Lebensgefahr schweben. Doch die Fahrt ist umsonst, Cole ist tot. Die TV-Moderatorin Kate Ryan und Kollegin von Jon vermutet hinter den Wetterphänomen mehr als nur den Klimawechsel und kommt mit ihren Nachforschungen schon bald dem mysteriösen Duncan Doyle und seinen Leuten in die Quere. Doyle ist Vorsitzender des Konzerns Spheric Systems, der ein Großteil der globalen Kommunikationstechnologien beherrscht. Offensichtlich haben sie etwas zu verbergen und noch schlimmer, sie scheinen hinter diesen Wetterphänomen zu stehen. Und auch Jon scheint mehr über Dr. Cole, den ehemaligen Leiter eines Forschungsinstituts, zu wissen, als er anfangs zugibt. Cole hatte sich mit der Erforschung des menschlichen Bewusstseins beschäftigt und es scheint, dass seine Forschungen Erfolg hatten, die auch mit den Wetterveränderungen in Verbindung zu stehen scheinen. Während Kate wie auch Jon versuchen, den Hintergründen auf die Spur zu kommen, verschlechtert sich das Wetter zusehends.
Der Wissenschafts- und Ökothriller behandelt den Klimawandel auf recht spektakuläre Weise. Es geht hierbei um Experimente an den elektromagnetischen Eigenschaften der Atmosphäre, welche auch die Gehirnströme der Menschen beeinflussen können – im positiven wie auch negativen Sinne. Hinzu kommt noch ein kleiner Schuss Esoterik und Schamanismus der Maori. Dies vermengt Bernd Steinhardt zu einem sehr rasanten, aber stellenweise auch recht schwer verständlichen Thriller, wenn man sich nicht gerade richtig gut in Physik und Astronomie auskennt.
Die Handlungsstränge wechseln zwischen Jon, dem mehr der esoterische Teil anhängt, geht dann über zu Kate Ryan, der in bester 007-Manier erzählt wird und auch den neuseeländischen Geheimdienst nicht außen vor lässt und wieder hin zu Albin Olsen, der hinter den Wetterphänomen einen Angriff von Außerirdischen vermutet und sich auch lange Zeit von seiner Meinung nicht abbringen lässt.
Seine Beschreibungen des Wetterphänomens sind sehr anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Mit der Zeit gleicht Neuseeland immer mehr Alaska im Winter, ist mit meterhohem Eis und Schnee überzogen, ständig fegen Stürme über das Land und die Stromversorgung bricht immer mehr zusammen. Zudem kommt noch hinzu, dass durch die Veränderungen des Klimas dies auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung hat und immer mehr Menschen Krankenhäuser aufsuchen, alle mit dem gleichen Symptom: Rasende Kopfschmerzen.
Man hat es hier auch nicht unbedingt mit einfachen Charakteren zu tun. Jon ist ein wortkarger junger Mann, der nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinem Onkel Hank in Neuseeland aufgewachsen ist, nach seinem Studium in Alaska forschte und nach einem beinah tödlichen Unfall wieder nach Neuseeland zurückkehrte. Dieser Unfall belastet ihn bis heute noch maßgebend. Ein weiterer Mitwirkender ist der Freak und Alienfan Albin Olsen, der bisher vorwiegend in den Bergen rund um Wellington in seinem Camper lebte und diesen als seinen Raumgleiter bezeichnete. Dank seines Jobs hat er genügend Zeit, sich mit rätselhaften Signalen zu beschäftigen, die er in der Erdatmosphäre empfängt. Und diese rätselhaften Signale sind schuld daran, dass er in den Fokus von Doyle und Spheric Systems gerät.
Allerdings überwiegt hier eindeutig die Story, sodass die Charaktere meist blass bleiben und mehr nur wie Statisten in dem Thriller wirken. Wie schon erwähnt, ist die Story wirklich rasant und spannend erzählt, allerdings gab es für mich persönlich einen Punkt Abzug, da mir der Thriller einfach zu wissenschaftlich war. Mit vielen Begriffen oder auch Beschreibungen konnte ich nicht wirklich etwas anfa

Bewertung vom 07.08.2010
Das Haus zur besonderen Verwendung
Boyne, John

Das Haus zur besonderen Verwendung


ausgezeichnet

Die Geschichte einer großen Liebe

1981: Georgi Daniilowitsch Jatschmenew ist ein 81-jähriger Exilrusse, der zusammen mit seiner russischen Frau Soja in den 1920er Jahren nach England emigriert war. Die Revolution 1918 in Russland vertrieb sie aus ihrer Heimat und sie flohen erst einmal nach Paris bis sie dann in einem kleinen Londoner Vorort ein neues Zuhause fanden. Nun hat seine mittlerweile auch 79-jährige Frau Soja Krebs im Endstadium und während er sie im Krankenhaus besucht und sonst seine Tage meist alleine verbringt, schweifen seine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit zurück.

Georgi wuchs in ärmlichen Verhältnissen in dem kleinen russischen Dorf Kaschin auf, durch das eines Tages der Vetter des Zaren mit seinen Soldaten reitet. Durch eine Reflexreaktion rettet Georgi an diesem Tag dem Vetter des Zaren das Leben, verliert aber gleichzeitig seinen besten Freund durch sein Verhalten. Als Dank für sein selbstloses Handeln wird Georgi zum persönlichen Leibwächter des Zarewitsch Alexei ernannt. Hierdurch ändert sich das Leben des Bauernjungen radikal. Er lebt fortan im Winterpalais von St. Petersburg, lernt die Zarenfamilie kennen und schätzen und führt ein sorgenfreies Leben. Mit dem jungen Alexei freundet er sich schnell an und er verliebt sich in Anastasia, die jüngste Tochter des Zaren. Seine Liebe bleibt nicht unerwidert.

Doch die schönen Jahre im Winterpalais von St. Petersburg sind viel zu schnell vorbei als die Stimmen der Revolution immer lauter werden und die Bolschewiki unter der Führung Lenins die Macht übernehmen. Der Zar muss abdanken und die Zarenfamilie wird nach Jekaterinenburg ins Haus zur besonderen Verwendung verschleppt. Dort werden sie wie Gefangene gehalten bis zum 17. Juli 1918, dem Tag der Ermordung der letzten Romanows.

Der in der Ich-Form geschriebene Roman beginnt zum Einen in der Gegenwart, in der Georgi seine Frau im Krankenhaus besucht, man sein Leben in London, seine Liebe zu Büchern wie auch seinen Enkel Michael kennenlernt. In einem weiteren Erzählstrang geht der Autor mit seiner Geschichte zurück in das Jahr 1916, als Georgi als Jugendlicher in dem kleinen Dorf Kaschin lebt und dort das Leben des Zarenvetters rettet. Diese beiden Erzählstränge arbeiten sich langsam aufeinander zu, sodass man nach und nach das ganze aufregende, erbarmungsreiche, traurige, aber auch glückliche und zufriedene Leben von Georgi und Soja kennenlernt. Und schon bald stellt man fest, dass John Boyne eine Legende neu aufleben lässt, er hier seine Version des Mythos erzählt und dies wirklich in einer grandiosen Art und Weise.

John Boyne ist ein wahrer Meister des Erzählens. Ihm gelingt es absolut mühelos, schon nach wenigen Seiten eine so dichte Atmosphäre aufzubauen, dass man regelrecht in die Geschichte von Georgi und Soja eintaucht. Seine Sprache ist lebendig, farbenfroh und so bildgewaltig, dass man regelrecht vor Augen hat, wie erstaunt und ehrfürchtig Georgi ist, als er das erste Mal das Winterpalais erblickt oder auch wie er kurz darauf dem Zar vorgestellt wird. Und obwohl John Boynes Schreibstil eher als ausschweifend zu bezeichnen ist, gelingt es ihm doch mühelos, die Spannung und auch den Unterhaltungswert immer sehr hoch zu halten, ohne auch nur einmal langatmig zu werden. Dies ist auch bedingt durch die sehr geschickt gelegten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowie durch seinen sehr warmherzigen, gefühlvollen und flüssigen Schreibstil.

Man spürt regelrecht in jeder Zeile die Liebe von Georgi und Soja zu Russland wie auch zueinander und so nehmen diese beiden Figuren sehr schnell Konturen an und wachsen einem regelrecht ans Herz. Die Charaktere der restlichen Zarenfamilie sind ebenfalls sehr detailreich beschrieben, wobei die Darstellung der Zarin Alexandra hier nicht unbedingt sympathisch wirkt, dies jedoch zum Teil mit ihrer Erziehung begründet wird. Ich denke, hier hat sich der Autor seiner schriftstellerischen Freiheit bedient, d

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.