Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kleeblatt
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2014
Tote Hunde beißen nicht / Henning Bröhmann Bd.3
Faber, Dietrich

Tote Hunde beißen nicht / Henning Bröhmann Bd.3


ausgezeichnet

Mit diesem Buch hat man einen Krimi der etwas anderen Art in der Hand. Im Vordergrund steht nicht wirklich die Ermittlung.
Henning Bröhmann erzählt die Ereignisse in der Ich-Form. Mit ihm erleben wir alles hautnah und live mit. Dabei macht er den Leser bekannt mit seinen zum Teil sehr skurrilen Mitarbeitern, allen voran Teichner. Wirklich ernst nehmen kann man die Personen jedoch nicht, denn selbst wenn das Revier in einem kleinen Städtchen liegt, soviel Eigensinn kann es gar nicht geben.
Ironisch und witzig erzählt er nebenbei ein paar kleine Geschichten, die einfach nur zum Schmunzeln sind, allen voran die Story von Teichner und seiner Freundin Sabse.

So ganz nebenbei muss sich Henning gegen eine Frau wehren, die sich ihn als Traummann ausgesucht hat, eine sehr einseitige Sache.
Seine Tochter Melina gibt ihm ebenfalls Rätsel auf, macht sie doch momentan alles, was man ihr aufträgt, ohne sich zu vermaulen. Das ist ihm unheimlich und er möchte eigentlich seine widersprechende und murrende Tochter zurückhaben.

Das Ganze wird, da es ein hessischer Regionalkrimi ist, auch des Öfteren mit hessischer Mundart gefüllt. Es wirkt nicht aufgesetzt, nicht einmal störend, es passt einfach zum Gesamtbild des Buches.
An vielen Szenen habe ich mich einfach nur ergötzt, wenn ich da nur an das Telefongespräch zwischen Henning und seiner Mutter denke, als sie ihm mal eben mitteilen will, dass der Vater verschwunden ist. Besser geht es gar nicht.
Die Auftritte von Manni sind ebenso erheiternd wie verrückt.

Dieser Krimi ist Unterhaltung pur. So ganz nebenbei werden Mörder gesucht, ein alter Fall gelöst und der Täter gefunden, der für Hunde Leberwurstköder mit Rasierklingen versetzte.

Das ist inzwischen der dritte Teil um den Kriminalhauptkommissar Henning Bröhmann. Für mich war es der 1. Teil, die beiden Vorgänger kenne ich nicht.
Ich finde es gut, wenn es kurze Rückblicke auf relevante Ereignisse der Vergangenheit aus den Vorbänden gibt. Diese waren hier leider sehr spärlich gesät, so dass mir ein großer Teil vom Verständnis zu seiner Familiensituation fehlt, was ich sehr schade finde.
Wen es interessiert, wie sich diese entwickelt hat, sollte diese Reihe besser mit dem 1. Teil beginnen, denn eine Zusammenfassung dazu gibt es leider nicht. Das ist auch der Grund, warum ich ein Pfötchen von der Bewertung abziehe.

Ein Regionalkrimi voller Humor und Ironie, den ich gern weiterempfehle.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.02.2014
Kaltfront
Koch, Manfred

Kaltfront


sehr gut

Alles fängt an dem Tag an, als Markus' Bruder ihn mitten in der Nacht anruft und ihm mitteilt, dass seine Frau Claudia auf der Intensivstation liegt, nachdem sie versucht hat, Selbstmord zu begehen.
Markus fühlte sich schon seit dem Tode der Eltern verantwortlich für seinen jüngeren Bruder Thomas. Die Eltern starben, als Markus gerade volljährig war. Er war mit der Erziehung des Bruders überfordert, konnte aber vieles mit Geld kompensieren, da ihre Eltern nicht mittellos waren. Thomas, der kleinwüchsig ist, hat den Tod der Eltern nie verwunden, der auch seine Psyche stark prägt.
Als Markus Roswitha kennenlernte, lebten beide Brüder auf. Sie zog für die letzten 3 Jahre ihres Studiums bei ihnen ein. Markus und sie führten eine sehr intensive Beziehung und auch Thomas verliebte sich heimlich in Roswitha.
Aber von einem Tag auf den anderen verließ Roswitha sie und hinterließ nur einen Zettel auf dem Küchentisch.
Von diesem Schlag sollten sich beide Brüder nie wieder erholen.

Als jetzt Thomas Frau Claudia im Krankenhaus im Koma liegt, dreht dieser völlig durch, glaubt er doch zu wissen, dass sie vor Jahren vergewaltigt wurde und sie das niemals wirklich verarbeitet hat.
Markus, der momentan seine eigenen Probleme hat, nimmt das alles nicht ernst. Er ist damit beschäftigt, die Kunstgalerie, die er und seine Frau auf Kosten des Schwiegervaters betreiben, am Leben zu erhalten und auch seine Ehe zu retten. Wer hat da schon Zeit für den Bruder, der eh nur ein Spinner ist? ...

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich in den Roman hineinkam.
Es ist eine seltsame Konstellation, die Beziehung der Brüder zueinander. Markus, der sich immer für seinen Bruder Thomas verantwortlich fühlte, muss diesen über Jahre hinweg belügen, um dessen Psyche und Fiktion auf Roswitha nicht weiter zu belasten. Aber auch er kann das Thema Roswitha nicht ad acta legen, wenn auch aus anderen Gründen als Thomas.
Das ganze Maß von Markus Schuld kommt zum Ende zur Sprache.

In dem Buch geht es um die Beziehung der Brüder zueinander und dem gestörten Verhältnis zu Roswitha. Jeder der beiden verarbeitet das Verschwinden anders, aber ihr Lebensweg ist davon geprägt.

Ich weiß nicht wirklich, ob ich dieses Buch als Psychothriller bezeichnen würde, denn lange Zeit passiert nichts, was dieses Genre ausmacht. Erst nach der Hälfte findet man Elemente, die diese Bezeichnung verdienen. Die Geschichte plätschert anfangs ein wenig vor sich hin, ohne dass man als Leser eine Idee hat, wohin diese führen wird.
Die Protagonisten haben mich alle nicht überzeugt und ich möchte im realen Leben auch keinem von ihnen begegnen.
So ganz nebenbei gibt es noch eine kleine Nebenhandlung, in der eine Psychologin ihren Vater sucht und durch Markus hofft, diesen zu finden.

Die Geschichte hat mich nicht völlig überzeugt zurückgelassen und ich habe mich mit der Bewertung in diesem Fall sehr schwer getan. Die Bewertung würde ich zwischen 3 und 4 Sterne ansetzen, aber da wir keine halben Sterne vergeben, geht die Bewertung zugunsten des Angeklagten :-).

Bewertung vom 21.02.2014
Das Lavendelzimmer
George, Nina

Das Lavendelzimmer


ausgezeichnet

Monsieur Perdu ist ein einsamer Mann, seit er vor 21 Jahren von seiner großen Liebe Manon urplötzlich verlassen wurde. Auf einem alten Kahn, der vor Anker liegt, betreibt er einen Buchhandel wie ein Apotheker. Er weiß ganz genau, welches Buch die Leser, die zu ihm kommen, lesen sollten. Er sagt ihnen Wahrheiten, die sie nicht hören und verkauft ihnen nicht die Bücher, die seiner Meinung nach nicht für die Personen sind. Er ist eigenwillig und hat doch Erfolg damit.
Auch wenn er bei seinen Kunden helfen kann, gibt es eine Person, bei der es ihm nicht gelingt ... bei ihm selbst.
Nach dem Weggang von Manon hat er sich zurückgezogen in seine 4 Wände, lebt sehr spartanisch und hat sogar das Zimmer, das er mit Manon mit Leben füllte, mit einem Bücherregal zugestellt. Lavendelzimmer nannten sie es, weil es immer einen feinen Duft von Lavendel beherbergte.
Als neben ihm eine neue Nachbarin einzog, wurde er gefragt, ob er nicht Möbel für sie zur Verfügung stellen könnte, denn ihr geschiedener Mann hätte ihr nicht überlassen.
Perdu öffnet das Lavendelzimmer und gibt der Nachbarin den darin befindlichen Tisch. Diese findet darin einen noch ungeöffneten Brief, ein letzter Brief von Manon, den Perdu nie gelesen hat. Nun nach 21 Jahren stellt er sich der Herausforderung und was er dort zu lesen bekommt, ändert seine gesamt Sichtweise und krempelt ihn völlig um ...

Nie im Leben hätte Perdu gedacht, dass er mit dem Kahn noch einmal auf Reisen gehen würde, aber genau das tut er. Er macht die Leinen los und will dorthin, wohin Manon gegangen ist.
Unterwegs ist er zusätzlich auf der Suche nach einem Schriftsteller seines Lieblingsbuches. Er weiß nicht, wer es ist, seit Jahren sucht er ihn oder sie, denn das Buch wurde unter Pseudonym geschrieben. Er hat in den Jahren Schreibstile verglichen und Vermutungen angestellt und will nun einen Autoren aufsuchen, in der Hoffnung, dass es der Richtige ist.
Auf seiner Reise begleitet ihn ein junger Autor, der einen Bestseller geschrieben hat und mit dem Ruhm nicht klarkommt. Er springt in letzter Sekunde auf das Boot und versucht so, seinem Ruhm zu entkommen. Perdu, anfangs gar nicht von dem ungebetenen Gast begeistert, kann sich aber schnell mit dem Arrangement der beiden anfreunden.
Es bleibt nicht bei dem einen Gast auf dem Boot...

Nina George hat ein Buch geschrieben mit ganz viel Herz.
Jean Perdu, ein einsamer Mann, der seiner damaligen Geliebten nie verziehen hat, dass sie ihn ohne Vorankündigung verlassen hat. Nicht mal ihren Brief wollte er lesen, keine Entschuldigungen, keine Ausreden.
Als er jedoch nach 21 Jahren endlich den Brief liest, weiß er, dass es für vieles zu spät ist, zu spät zum Verzeihen und Vergeben.
Dieser Brief reißt ihn aus seiner Lethargie und bringt ihn dem Leben wieder näher. Er lässt alles, was ihn hielt, zurück und macht sich auf die Suche nach Manon, obwohl er weiß, dass es kein Wiedersehen geben kann.

Einfühlsam führt die Autorin den Leser an den Menschen Jean Perdu heran. Er, der dachte, dass er nach Verlassen seiner Geliebten kein Recht mehr auf Glück und Liebe hat, tastet sich langsam ins Leben zurück.
Es wird die Liebe zu Büchern vermittelt wie auch ihre Fähigkeit zu trösten, zu informieren und zu sich selbst zu finden.
Nina George versteht es meisterhaft, den Leser in das Buch hineinzuziehen, um Jean Perdu auf seinem Weg zu begleiten. Es ist ein langer und weiter Weg, den Jean gehen muss, um seine Trauer zu verarbeiten und vor allem, um sich selbst verzeihen zu können.

Ein Buch, das man so schnell nicht vergisst.
Es gibt viele Sätze, die ich mehr als einmal lesen musste, nicht, weil ich sie nicht verstanden habe, sondern weil ich sie auf mich wirken lassen wollte, sie hatten einen Nachhall, den ich aufsaugen wollte.
Ein unglaublich berührendes Buch, das ich nur zu gern weiterempfehle.

13 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2014
Das MädchenBuch
Raffauf, Elisabeth

Das MädchenBuch


ausgezeichnet

Ein MädchenBuch. Obwohl es für mich und meine Tochter für dieses Buch definitiv zu spät ist, hat es mich interessiert und ich wollte mich schon mal auf die Jahre mit meiner Enkeltochter einstimmen.
Das Bild der Mädchen hat sich durch die Jahrzehnte leicht verändert.
Das heutige Mädchen tritt in die Pupertät früher ein, ist selbstbewusster und weiß sich im Normalfall durchzusetzen.
Solange als möglich werden die Eltern versuchen, ihr Kind zu führen und zu lenken. Heutzutage sind Mutter und Vater in die Erziehung des Kindes einbezogen und dieses Buch kann dabei durchaus als Leitfaden dienen.
Es behandelt die Jahre 0 - 18 und darüber hinaus.

Das Buch ist unterteilt in die einzelnen Lebensabschnitte, die auch passend mit Titeln versehen sind, so heißt beispielsweise der Abschnitt von 13 bis 16 Jahre "Im Wunderland" und der ab 18 wurde mit "Die Welt erobern" betitelt.

Dem Leser wird vor Augen gehalten, dass es oftmals nicht leicht ist, die Kinder so zu akzeptieren, wie sie sind. Eltern fühlen sich schnell überfordert und verstehen ihre eigenen Kinder nicht. Umso wichtiger sind an der Stelle Akzeptanz und Verständnis. Wichtig ist, ihnen zu zeigen, dass man für sie da ist, sie liebt, wie sie sind.

Interessant fand ich den Abschnitt, in dem es um die Trotzphasen der Kinder geht. Wer kennt diese Situationen nicht, wenn die Kinder partout nicht hören wollen, sondern laut schreiend ihr Recht fordern. Schwer, an der Stelle zu akzeptieren, dass sie die Eltern nicht ärgern wollen, sondern ihre eigenen Gefühle nicht auf die Reihe bekommen.

Es werden viele Themen besprochen, denen man sich als Eltern im Laufe der Jahre stellen muss. Ob es da um Kinderkrankheiten geht oder um das Gefühl der Geborgenheit, das man dem Kind in seinem Zuhause gibt. Die Wahl der Spielzeuge, Mädchen bekommen Puppen oder dürfen sie auch mit Autos spielen? Welche Art der Motivation in der Schule ist angebracht?
Fragen werden gestellt, wie "Wie reagiere ich auf meine Tochter, wenn sie sich beispielsweise von ihrer Freundin verraten fühlt? Sich allein gelassen fühlt?"
Die Zeit der Pupertät ist für kein Elternteil ein Zuckerschlecken. Wie reagiert man, wenn die Tochter heute himmelhochjauzend und morgen wieder zutodebetrübt daher kommt?

Klar ist auch, dass die Mutter als Vorbild auf ihre Tochter wirkt. Wie geht sie durchs Leben? Hat sie Freunde und ist kontaktfreudig, trägt sie modische Kleidung? Die Töchter gucken sich vieles von ihnen ab und nicht selten hat man ein Double zu Hause, im guten wie im bösen.

Viele anstehende Fragen wie Körperschmuck, Essstörungen oder auch Sport werden in diesem Buch beantwortet. Zu bestimmten Themen wurden Eltern, Erzieher, Prominente oder auch Jungen und Mädchen befragt. Interessant sind dabei die Gegenüberstellungen von den Antworten der Jungen und Mädchen.
Zwischendurch gibt es wichtige Hinweise oder Denkanstöße, die als "Coach" gekennzeichnet wurden.

Es wunderbares Buch, das den Eltern helfen kann, ihre Töchter zu verstehen und Anregungen gibt, wie sie bestimmte Situationen meistern oder umschiffen können.
Ein Buch, das man vielen Eltern zum Lesen wünscht.

Bewertung vom 18.02.2014
Die Überlebende / Simran Singh Bd.1
Desai, Kishwar

Die Überlebende / Simran Singh Bd.1


sehr gut

Durga, ein 14-jähriges Mädchen, ist die Einzige, die das Massaker an ihrer Familie überlebt. Sie ist auch diejenige, die man beschuldigt, die Morde an ihren Eltern und Brüdern begangen zu haben.
Simran Singh wird als Sozialarbeiterin an den Fall angesetzt, sie soll Durga zum Sprechen, denn diese hüllt sich nach den Morden in Schweigen.
Lange erhält sie keinen Zugang zu Durga, die sich mit Äußerungen sehr bedeckt hält, aber sie gibt nicht auf und beginnt selbst zu ermitteln.
Der Schlüssel zu allem scheint das Verschwinden von Durgas Schwester zu sein...

Es ist der erste Fall der Sozialarbeiterin Simran Singh. Sie fällt mit ihrer Lebenseinstellung aus dem Rahmen der typischen indischen Frau. Simran bestimmt selbst über ihr Leben, sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, die diese gern verheiratet sehen würde. Aber Simran geht ihren Weg.
Sie hat die Aufgabe übernommen, von Durga, einer Beschuldigten, die scheinbar ihre ganze Familie ermordet hat, Informationen zu erhalten, die helfen, den Tathergang zu verstehen. Es ist nicht leicht, an Durga heranzukommen, da diese dicht gemacht hat. Sie bekommt von ihr nur sporadisch Informationen, die nicht immer eindeutig zu verstehen sind.
Klarheit bekommt sie so nach und nach, nachdem sie mit Durgas Schwägerin, die in England wohnt, in Kontakt steht.
So stößt sie auch auf den Hinweis der vor Jahren verschwundenen Schwester und erfährt ungeheuerliches, was sich im Hause von Durgas Familie abspielte.

Dieser Krimi der Autorin Kishwar Desai hat mich nach der Lektüre betroffen zurückgelassen.
Dabei empfand ich die Ermittlungen zum Mordfall als nebensächlich. Gezeichnet wird ein Bild der Frauen in Indien in der heutigen Zeit. Ein Bild, dass einen ungläubig aufschauen lässt.
Viel konnte man in der letzten Zeit über Indien und seine Frauen in der Presse erfahren. Frauen sind nichts wert, so der Konsens. Obwohl Untersuchungen mit Ultraschall während der Schwangerschaften verboten sind, werden diese vorgenommen und nach Erkennung eines Mädchens werden nicht selten die Schwangerschaften unterbrochen.
Mädchen, die doch geboren werden, lässt man einfach verhungern, gräbt sie ein, lässt sie ersticken ... Ungeheuerlichkeiten, die man sich nicht einmal ansatzweise vorstellen möchte. Jungen werden gefordert, Mädchen zwangsweise geduldet.
In genau so einem Haushalt leben Durga und ihre Schwester, nachdem es den Eltern nicht gelungen war, sie als Babys zu "entsorgen". Da gibt es keine Momente der Elternliebe oder ein in den Arm nehmen. Mädchen, die so ein liebloses Zuhause überstehen, sind stark, aber starke Mädchen oder Frauen sind nicht gefragt. Sie ecken überall an und werden nicht für voll genommen.

Simran Singh wird von ihren Kollegen ebenfalls belächelt, aber damit nicht genug, es werden ihr bei ihren Ermittlungen auch Steine in den Weg gelegt. Aber sie verstand es schon immer, sich durchzusetzen und schafft es auch in diesem Fall.

In diesem Krimi wird nicht nur für einen Mordfall ermittelt, es wird ebenfalls versucht, Spuren zu verwischen. Aber ganz massiv wird hier dem Leser ein Blick auf eine frauenverachtende Welt gezeigt, die betroffen macht und aufrütteln soll. Ein Land, das so vehement die Rechte Einzelner verletzt, kann man nicht fortschrittlich nennen.
Ein Roman, der auf die sozialen Missstände Indiens aufmerksam macht.
Hervorragend recherchiert und beängstigend detailgenau zu Papier gebracht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2014
Töchter des Nordlichts
Kabus, Christine

Töchter des Nordlichts


ausgezeichnet

Eine wunderschöne einfühlsame Geschichte, die in Norwegen spielt.

Die Geschichte spielt in 2 Zeitebenen, 1915 und 2011.
Die Geschehnisse ab 1915 erzählen von dem samischen Mädchen Áilu, die ihren Eltern entrissen wurde und Helga genannt wurde. Eine geschichtsträchtige Zeit, in der die Norweger massiv gegen die Ureinwohner und Minderheit der Sami, früher die Lappen genannt, vorgegangen sind.
Dieser Konflikt wurde zwar später ein wenig im Buch angesprochen, aber für meinen Begriff zu spät, so dass mir anfangs die Informationen darüber fehlten, warum sie die Kinder den Eltern weggenommen haben. So sah ich mich genötigt, mir die Informationen vorab bei Google einzuholen, um die Zusammenhänge begreifen zu können. An der Stelle hätte ich mir ein wenig mehr Informationen gewünscht.
Áilu, die lange nicht akzeptieren will, dass sie nunmehr Helga sein soll, kann ihre samischen Wurzeln lange nicht verleugnen. Jahre später lebt sie eine Lüge, indem sie ihre Herkunft verleugnet, was ihr aber auch kein Glück bescheren sollte. Die Vorurteile der Minderheit gegenüber hat sich festgesetzt in den Köpfen der Menschen.

Aber auch gegen Ende des 20. Jh., ja selbst bis ins 21. Jh. hinein bestehen diese Vorurteile. Noras Großvater, den sie nie kennenlernte, verhinderte seinerzeit, dass ihre Eltern ein Paar werden konnte. Durch gezielt eingesetzte Lügen gab es für die beiden keine Zukunft.
Als Nora nun die Familie ihres Vaters kennenlernt, muss sie feststellen, dass auch aus der Reihe der Sami Vorbehalte den Norwegern gegenüber bestehen und auch diese vehement bekämpft werden.
Aber auch der Liebe begegnet Nora dort und das in Form eines Sami.

Sehr gelungen erzählt die Autorin die beiden Geschichten, die von Vergangenheit und Gegenwart, die sich zu einem logischen Ende vereinen. Sie erzählt aber nicht nur die Lebensgeschichte der kleinen Áilu, sondern zeigt auch ganz offen den Konflikt zwischen Sami und Norwegern auf, der sich bis in die Gegenwart zwar in den Köpfen der Menschen gehalten hat, dieser aber auf politischer Ebene entschärft wurde.
Es ist eine Geschichte um Liebe und Verrat, Vertrauen und Fürsorge, aber auch eine des Neides, der Eifersucht und der Lügen.
Die geschichtlichen Details wurden sehr gut recherchiert und können vom Leser sehr gut nachvollzogen werden.
Obwohl dieses Buch unabhängig zum Buch "Im Land der weiten Fjorde" gelesen werden kann, habe ich im Nachhinein bedauert, dass ich die Vorgeschichte von Nora nicht kannte. Leider ist mir das erst nach der Lektüre bewusst geworden, dass es bereits einen Band dazu gab.
Aber das schmälerte meinen Spaß am Lesen in keinster Weise.
Ich hatte viel Lesevergnügen mit dem Buch und empfehle es sehr gern weiter.

Bewertung vom 17.02.2014
Haben Sie das von Georgia gehört?
Childress, Mark

Haben Sie das von Georgia gehört?


sehr gut

Georgia, eine Südstaatenschönheit lebt in Six Points, Alabama, wo sie sich um ihre demente "Little Mama" und um ihren Bruder kümmert.
An sechs von sieben Tagen der Woche empfängt sie die Herren des Ortes, Richter, Pfarrer, Sheriff, jeden an einem anderen Tag. Keiner weiß vom anderen und so soll es auch bleiben.
Aber die Frau des Pfarrers wird misstrauisch und plant eine Intrige, die sie gerade noch so abwenden kann, mit dem Erfolg, dass der Pfarrer wegziehen muss.
Georgia lässt sich ihre Dienste nicht bezahlen, freut sich aber über jedes Geldgeschenk, dass die Herren zurücklassen. Sie braucht das Geld, denn jeden Monat überweist sie an eine bestimmte Adresse Geld, um eine alte Schuld abzutragen.
Aber plötzlich überschlagen sich die Ereignisse in Georgias Leben...

Mit dem Weggang des Pfarrers scheint es so, als wäre eine Lawine losgetrampelt worden.
Georgia, die dafür sorgte, dass er aus dem Ort verschwindet, atmet kurz auf, als sie einen weiteren Abend nur für sich hat, ist aber gleichzeitig auf der Suche nach einem Ersatz.
Nach einigen Übergangslösungen kommt der neue Pfarrer und er ist ein absolutes Schnuckelchen, den sie sofort ins Auge fasst. Aber ist er auch das, was er ihr weismachen will?
Plötzlich hat Georgia mehrere "Baustellen" und alle sind nicht für die Öffentlichkeit gedacht, da ist gute Organisation von Nöten.

Ich habe mich mit dem Buch prächtig unterhalten.
Georgia ist trotz ihres Lebenswandels eine ausgesprochen sympathische Protagonistin. Auch wenn sie auf den ersten Blick als leichtlebig erscheint, hat sie das Herz am rechten Fleck. Rührend kümmert sie sich um ihre Mutter, die immer weniger lichte Momente hat und in diesen gegen die schwarze Bevölkerung herzieht. Ihr Bruder steht immer mit einem Bein im Knast und doch unterstützt sie ihn, wo sie nur kann.

Georgia trägt seit Jahren ein Geheimnis mit sich rum, von dem sie nie geglaubt hätte, dass es eines Tages in ihrem Leben ein Thema sein würde, aber sie irrt. Irgendwann muss sie Farbe bekennen, aber damit gefährdet sie alles, was sie sich aufgebaut hat. Eine schwere Entscheidung.

Georgia ist eine Frau voller Gegensätze, leichtlebig, was ihre Männerbekanntschaften angeht und verantwortungsvoll, wenn es um ihre Familie geht. Als Leser stand ich immer hinter ihr, weil ihre Gründe menschlich waren und sie nicht auf Geld und Profit aus war.
Aber auch Georgia weiß, wann man mit dem Lügen aufhören muss, und zwar dann, wenn die Not am größten ist.

Ein wunderbar geschriebenes Buch, das, obwohl es voller Lügen, Heuchelei und Intrigen ist, ans Herz geht und den Leser mit einem glücklichen Gefühl zurücklässt.
Ein Buch, das erkennen lässt, dass Lügen immer auf einen zurückfallen.

Bewertung vom 17.02.2014
Lügennetz
Patterson, James

Lügennetz


ausgezeichnet

Jeanine ist Studentin und macht mit ein paar Freunden unter dem Motto "Feiern bis zum Umfallen" Urlaub in Key West. Es sind unbeschwerte Tage voller Alkohol. Als sie jedoch eines Nachts wach wird und mitbekommt, wie ihr Freund und eine Freundin miteinander zugange sind, schleicht sie sich aus dem Haus und nimmt sein Auto. Unter Alkoholeinfluss überfährt sie einen Mann. Der Polizist, der kurz darauf vor Ort auftaucht, hilft ihr, die ganze Sache zu vertuschen. Die beiden heiraten kurze Zeit später.
Durch gewisse Umstände sieht sie sich gezwungen, ihren Mann zu verlassen. Bei der Flucht gerät sie in die Fänge eines Serienmörders, dem sie nur ganz knapp entkommen kann.
Jahre später, Jeanine nennt sich jetzt Nina Bloom und lebt in New York, ist sie eine erfolgreiche Anwältin. Eines Tages bekommt sie Kenntnis über die kurz bevorstehende Vollstreckung der Todesstrafe des Serienmörders, dem sie fast zum Opfer geworden wäre. Nur sie weiß, dass der Häftling nicht der Mörder ist, also unschuldig im Gefängnis sitzt.
Wird es ihr gelingen, seine Unschuld zu beweisen, ohne an ihre eigene Vergangenheit zu rühren und diese offenbaren zu müssen? ...

Ein Buch, bei dem es mir nicht möglich war, es aus der Hand zu legen.
Es fängt schon mit einer Lüge an, einer kleinen zwar und auch ist es mehr eine Not- / Schutzlüge, aber immerhin.

Nina Bloom, Anwältin, lebt seit 16 Jahren eine Lüge. Ihren Namen hat sie neu angenommen und auch ihre Tochter weiß nicht über die Vergangenheit ihrer Mutter bescheid. Niemand weiß, dass sie vor Jahren aus Key West geflüchtet ist und in New York eine neue Identität angenommen hat. Aber nun holt die Vergangenheit sie wieder ein.
Sie sieht sich gezwungen, sich ihr zu stellen, auch ihrer Angst.
Indem sie versucht, das Leben eines Mannes zu retten, von dem sie weiß, dass er unschuldig für jemand anderes im Gefängnis sitzt, gefährdet sie ihr eigenes und das ihrer Tochter.
Ein schwerer Konflikt, in dem sie steckt, aber sie kann nicht zulassen, dass ein Unschuldiger stirbt.

Nina ist eine sympathische Frau, die trotz Lügen ihren Weg gegangen ist. Sie hatte es nie leicht als alleinerziehende Mutter, aber sie hat nie aufgegeben.

Durch einen einzigen Fehler in ihrer Jugend hat sie sich ihr Leben verbaut. Einige Zeit ist sie glücklich mit ihrem Mann, ohne das offensichtliche zu erkennen. Selbst Zweifel, die sie hegt, wischt sie beiseite und hofft auf das Gute. Sie ist eine Träumerin, die das Böse und Schlechte nicht sehen will und als sie es erkennt, ist es fast zu spät für sie.

Als Leser habe ich Nina gern begleitet, immer hoffend, dass diese ganzen Lügen ihr nicht eines Tages auf die Füße fallen und sie alles verliert, was sie hat. Da Mord nicht verjährt, kann ihr auch nach so vielen Jahren noch der Prozess wegen des Unfallmordes gemacht werden.

Das Buch bleibt durchgehend spannend. Die Spannung, die gleich zu Beginn aufgebaut wird, hält sich bis zum finalen Ende, das noch Überraschungen parat hat, mit denen man nicht gerechnet hat.
Bücher von James Patterson haben Suchtpotenzial, was hier wieder einmal mehr bewiesen wurde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2014
Leckerbissen
Knisley, Lucy

Leckerbissen


ausgezeichnet

Nichts prägt einen Menschen mehr als das Elternhaus. Wenn die Eltern gern kochen und essen, bleibt die Wirkung auf das Kind nicht aus.
Lucy ist das Kind zweier Feinschmecker der Küche. Schon als kleines Kind saß sie mit in der Küche, ob zu Hause bei ihren Eltern oder bei der Mutter auf Arbeit, die in einem Restaurant Blumengestecke arrangierte.
Sie nahm von klein an die Gerüche und die Geschäftigkeit in einer Küche auf, sie wuchs damit auf. Später half sie ihren Eltern oder wirkte bereits selbständig in der Küche.

Lucy Knisley erzählt in ihrem gezeichneten Food-Memoir Geschichten aus ihrem Leben und das in bebilderter Form ala Comic.
Eine völlig andere Art der Darstellung von Erzählungen. Nicht nur für Leute, die Comics mögen.
Lucy erzählt, wie sie gemeinsam mit ihren Eltern in der Küche war und vieles in sich aufnahm, was diese ihr boten.
Neben ihren kulinarischen Erlebnissen und Genüssen erfährt der Leser aber auch einiges aus dem Leben von Lucy und ihrem Verhältnis zu ihren Eltern, die sich später scheiden ließen.
Lucy, die später mit ihrer Mutter zusammen aufs Land zog, erlebte mit, wie ihre Mutter den vorhandenen Garten urbar machte und alles in der Küche verwertete, was dieser hergab. Sie arbeiteten auf Märkten und verkauften dort für Farmen oder andere Anbieter. Ihre Mutter betrieb auch Catering, bei dem sie ebenfalls mithalf, sowohl bei der Vorbereitung wie auch beim Servieren.

Lächelnd habe ich Lucy auf ihrem Trip durch Europa begleitet. Schmunzeln musste ich bei ihrem Erlebnis mit dem perfekten Croissant in Venedig, das sie später versuchte mit endlosen Versuchen, nachzubacken.
Auch ihre Liebe zu Fastfood kann man nachvollziehen, wer hat denn nicht mal Appetit auf etwas völlig ungesundes und einem dann völlig egal ist, wie fett oder salzig das dann ist. Ihre Eltern konnten das nicht nachvollziehen, auch das verstehe ich.

Das Buch beinhaltet auch einige wenige Rezepte, diese sind natürlich ebenfalls als Comic dargestellt. So findet man dort unter anderem eine Carbonara, das Pesto ihrer Mutter und einen Shepards Pie. Diese Sachen werde ich auf alle Fälle einmal versuchen nachzuarbeiten. Die Anleitungen sind fantastisch dargestellt und mit Sicherheit super nachzuarbeiten.

Dem Buch wurde auch ein Rezeptposter beigelegt mit der Carbonara, Mamas Pesto und den besten Schokoladen Keksen. Schon bei den Bildern zu den Rezepten bekommt man Lust, diese nachzuarbeiten.

Dieses Buch ist nicht nur informativ in Bezug auf Rezepte, es ist humorvoll geschrieben und gezeichnet und verrät viel aus dem Leben der Autorin.
Ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.