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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2019
Die Furchtlosen Fünf
McPartlin, Anna

Die Furchtlosen Fünf


sehr gut

Fünf Freunde tun etwas Gutes, richtig und falsch zugleich

Jeremy, Johnny J, Sumo, Walker und Charlie (eine Sie) sind Freunde, echte Freunde. Ihre Geschichte spielt im Jahr 1990, dem Jahr, in dem Irland zum ersten Mal an der Fußballweltmeisterschaft teilnimmt. Das Land ist sozusagen im Ausnahmezustand, doch die fünf Kinder haben andere Sorgen. Einer von ihnen, Johnny J, ist in großer Not, denn seine Mutter ist sehr krank. Sie hat Krebs und wie es aussieht, wird sie bald sterben. Johnny J lebt mit seiner Mutter allein. Seine Freunde will er eigentlich mit seinen Problemen nicht belästigen, aber irgendwie wissen sie alle Bescheid und sie wollen helfen. Denn sie glauben, wenn sie genug Geld hätten, damit seine Mutter zu den tollen Ärzten in Amerika fliegen kann, dann würde alles gut. Und so schmieden sie einen Plan, voll kindlichem Elan und Unbedarftheit. Und dann setzen sie ihn um. Geld findet man auf einer Bank und so beschließen sie, eben so eine Bank zu überfallen, genau zu dem Zeitpunkt, wenn Irland gerade 'sein Fußballspiel' spielt und alle Menschen, inklusive der Polizei, genau darauf fixiert ist.
Ein ernstes Buch, mit einer Geschichte, bei der es um sehr viel geht, um das Thema Tod, um Freundschaft, um gut und böse, um richtig oder falsch, darum, was legitim ist, um einen Menschen, den man so sehr lieb hat, zu retten. Für die fünf Freunde ist in diesem Fall alles erlaubt und sie bauen ganz großen Mist, aber …. Darüber nachzudenken und zu sprechen, das gibt einem dieses Buch mit auf den Weg. Für Kinder ab 10 Jahren geeignet, wenn ein Erwachsener da ist, um darüber zu reden, manchmal auch mehr wie einmal. Zumindest bei meinem Sohn war es so. Uns beiden hat die Geschichte sehr gefallen, eigentlich auf sehr gleiche Art. Und wir möchten sie weiter empfehlen. Anspruch muss, auch für jüngere Kinder, nicht schlecht sein. Hier haben wir ein gutes Beispiel dafür.

Bewertung vom 16.10.2019
Der Verein der Linkshänder
Nesser, Hakan

Der Verein der Linkshänder


sehr gut

Zwei bekannte Kommissare gehen beim Falllösen das erste Mal gemeinsame Wege

Kommissar Van Veeteren, längs im Ruhestand und gerade zusammen mit seiner Frau Ulrike auf Reisen, um dem Trubel rund um seinen 75. Geburtstag zu entgehen, wird durch das Auffinden einer Leiche, die mit einem seiner früheren Fälle zu tun hat, wieder zum Ermitteln gezwungen. Denn schließlich kann er es nicht auf sich sitzen lassen, eine Person zum Täter gemacht zu haben, die zum entsprechenden Zeitpunkt, laut Pathologie, genau wie seine vier Freunde aus dem 'Verein der Linkshänder', bereits tot war. Als dann ein weiterer Toter, allerdings neuesten Datums, auftaucht, diesmal in Schweden, und Kommissar Barbarotti sozusagen vor die Füße fällt, wird sehr schnell klar, das Verbrechen von vor 18 Jahren und der aktuelle Fall, gehören zusammen. Und so
tritt ein sehr originelles Kommissarenduo, zum ersten Mal zusammen, in Aktion. Denn Van Veeteren und Barbarotti sind die Ermittler der zwei berühmten Krimibandreihen vom Autor Håkan Nesser, beide sehr erfolgreich und solo unterwegs natürlich. Hier also nun im Doppelpack und diese Konstellation gibt diesem Fall sozusagen das gewisse Etwas, neben den erfrischenden Gesprächskabbeleien zwischen Van Veeteren und seiner Frau.
Und dann ist da ja auch noch der Fall selbst, spannend gestaltet und in drei Zeitebenen vor den Augen der Leser ausgebreitet. Sprachlich sehr hochwertig, ausgefeilt und sich Zeit lassend, um die beteiligten Figuren ausreichend zu beleuchten, ist der Leser eigentlich immer ganz nah dran, manchmal sogar einen Schritt vor den Ermittlern selbst.
Ein insgesamt rundum gelungener Kriminalroman, spannend, unterhaltsam und manchmal auch 'angenehm heiter'. Und dann ist es ja auch gar nicht schlimm, wenn es mal etwas länger dauert. 600 Krimibuchseiten, ganz nach meinem Geschmack.

Bewertung vom 12.10.2019
Melmoth
Perry, Sarah

Melmoth


ausgezeichnet

Mystisch, gruselig und mit viel schriftstellerischer Eleganz

Helen Franklin lebt in Prag und fristet dort ihr Leben als Übersetzerin von Gebrauchsanweisungen. Sie selbst empfindet ihr selbstgewähltes Dasein als armselig, aber gleichzeitig genießt sie es, sich auf diese Weise zu bestrafen, für etwas, dass sie einmal getan hat, aber erst einmal ein Geheimnis bleibt. Einer ihrer wenigen Freunde, Karel, der an der hiesigen Universität unterrichtet, übergibt ihr eines Tages ein Manuskript, mit der Bitte, sich damit zu beschäftigen. Ihn selbst hat das Schriftstück und die Umstände drum herum schon völlig aus der Fassung gebracht. Helen nimmt sich der Sache an, teils aus Pflichtbewusstsein dem Freund gegenüber, teils auch aus eigener Neugier. Und von diesem Zeitpunkt an wird alles anders. Denn Melmoth, die Zeugin, von der das Manuskript handelt, und die Legende, die sich um diese rankt, schleichen sich langsam ein, in Helens Leben. So voller Geheimnisse, gruselig, auch durchaus grausig und von Mystik durchzogen, greift diese Frau nach ihr, und zieht sie und auch den Leser ganz tief hinein in eine tiefe Düsternis, die die ganze Geschichte durchtränkt. Aber man hält sie aus, diese schaurige Dunkelheit, denn im Gegenzug erlebt man darin einen komplexen, kunstvoll verschachtelten und von großem schriftstellerischem Können getragenen Handlungsbogen, in seiner Gesamtheit wirklich nahezu perfekt. So habe ich es zumindest empfunden
Ein nicht einfacher, so ganz anderer Roman, Genreübergreifend und alle Erwartungen übertreffend, mit einer oder mehreren eleganten Wendungen nach Irgendwo. Sie werden es erleben.

Bewertung vom 10.10.2019
Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1 (2 MP3-CDs)
Münzer, Hanni

Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Beginn einer beeindruckenden Familien-Saga

Der Roman, hier als Hörbuch aufbereitet, beginnt im Jahr 1928 in Petersdorf, einem kleinen Ort in Oberschlesien. Laurenz, der jüngste Sohn der Sadlers, übernimmt den Bauernhof seiner Eltern, obwohl er lieber Musiker geworden wäre, da die zwei älteren Brüder gestorben sind. Mit seiner Frau Annemarie bekommt er zwei Töchter, die sehr begabte Kathie, aus deren Perspektive das Schicksal der Familie auch beschrieben wird und die sieben Jahre später geborene Franzi, die unter einer chronischen Erkrankung leidet und viel Zuwendung braucht. Trotz der politischen Entwicklungen, in Berlin übernehmen die Nazis die Macht, erleben die beiden Kinder eine behütete Kindheit. Doch dann wird man durch einen Mathematikwettbewerb auf Kathie und ihre Familie aufmerksam und das hat schlimme Folgen.
Sehr gut erzählt, erhält man hier tiefe, intensive Einblick in das innere Familiengefüge. Die einzelnen Personen erhalten genug Raum, um von den Lesern sehr persönlich wahrgenommen zu werden, was sicherlich für den weiteren Verlauf der auf fünf Bände angelegten Saga, ein gutes Fundament bildet, um so, ausreichend emotional eingebunden, mehrere Generationen der Familie begleiten zu können, bis in unser Heute.
Mir hat der Eröffnungsband dieser Familiensaga, der die Jahre 1928-45 vor dem Hintergrund des 2.Weltkriegs beschreibt, sehr gut gefallen. Die Autorin versucht, uns mit ihrem ruhigen, einfühlsamen Schreibstil und geschichtlich fundierter Hintergrundkompetenz auf die lange Reise einer Familie durch 90 Jahre Zeit und Lebensgeschichte mitzunehmen. Und es hat, zumindest für dieses erste Buch, funktioniert, sehr gut sogar. Wir Leser haben angeklopft und uns wurde die Tür geöffnet. Denn nachdem Band 1 beendet ist, bleibt nur eine Frage offen, wann erleben wir, wie es weiter geht. Ich bin gespannt und freue mich drauf.

Bewertung vom 07.10.2019
Wer die Wahl hat, liebt die Qual
Schönenborn, Tanja;Fuchsgruber, Rafael

Wer die Wahl hat, liebt die Qual


gut

Ein Extremläufer gibt Einblick in die Welt des Laufens und sein eigenes Leben, ganz persönlich

Der bekannte Extremläufer Rafael Fuchsgruber hat ein Buch geschrieben, über seine große Lebensleidenschaft, dem Laufen. Darin beschreibt er einige seiner abenteuerlichen Trails, das eigenes Erleben dabei, sowohl physisch wie auch psychisch und viel von der Lebendigkeit rechts und links der Laufstrecken. Dazu gibt es eine sehr reiche bunte Bebilderung, die das Lebensgefühl in der Läufercommunity und den Kontakt mit Menschen und Landschaften vor Ort, zeigt. Und auch seine Frau, die noch am Anfang ihrer Läufervita steht, ist in das Buch mit eingebunden, ganz wie im richtigen Leben.
Die Berichte sind recht interessant, vor allem für Menschen, die sich selbst im weitesten Sinne zur Läufercommunity zählen. Durch die zusätzlichen persönlichen Passagen um Partnerschaft, die eigenen nicht nur schönen Empfindungen und das, was ein solches Leben auch mit sich bringt, gerade an körperlichen 'Qualen', gibt es hier auch für allgemein Interessierte Anknüpfungspunkte.
Insgesamt hätte ich mir von einem solchen Experten, so ganz nah dran, mehr Intensität erwartet, mehr Tiefe, mehr sich den Dingen stellen und ein echtes Benennen auch der Schattenseiten und des körperlichen und seelischen Preises für 'das empfundene tiefe Glück'. Und bei den Bildern hat man irgendwann das Empfinden, weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen. Aber letztendlich sind diese kritischen Worte nur meiner eigenen ganz persönlichen hohen Erwartungshaltung geschuldet. An sich ist diese 'Laufreportage' durchaus unterhaltsam und interessant und man hat schon etwas davon, dieses Buch zu lesen, sich so Anregungen zu holen und seinen eigenen Weg in sportlicher Hinsicht neu auszurichten.

Bewertung vom 06.10.2019
Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1
Lyons, Jenn

Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1


sehr gut

Eine neue Fantasiewelt, die zum Kult werden könnte

Der junge Kihrin sitzt im Kerker und wird von einer Kreatur bewacht, die sich langweilt. In der Hoffnung, sich gut mit ihr zu stellen, fängt er an, sein bisher schon sehr ereignisreiches Leben vor ihr auszubreiten. Und dieses Leben sprüht nur so von Fantasy, mit vielen kreativen Gestalten aus dieser, von der Autorin Jenn Lyons geschaffenen, so vollkommen anderen neuen Welt. Diese ist eigentlich kaum beschreibbar mit all ihren Dämonen, Zauberern, Göttern und Gestaltwandlern und all der Magie und den kriegerischen Abenteuern, die den Lesern alsbald regelrecht verschlingt, im positiven Sinne natürlich.
Da es sich um den ersten Band einer auf fünf Bücher angelegten Fantasyreihe handelt, erscheint es mir durchaus verständlich, das man erst mal ziemlich konzentriert dabei bleiben muss, um sich überhaupt in all das Neue hinein finden zu können. Zum Atem holen bleibt da wenig Gelegenheit, zumal zwischenzeitlich immer mal die Erzählperspektive gewechselt wird. 800 Seiten so wundervoll fantastisch, spannend, aufregend und sehr bunt hinzubekommen, dazu muss man schon etwas von der Schriftstellerei verstehen. Und das beweist uns die Autorin hier sehr überzeugend. Wenn man dieses Buch dann schließlich zuklappt und eigentlich, neben der Freude am Gelesenen, nur daran denkt, wann es weiter geht, wann der nächste Band erscheint, dann ist das doch ein Beweis dafür, dass dies wirklich etwas ist, worauf Fantasyleser gewartet haben, ich zumindest.

Bewertung vom 24.09.2019
Superflashboy und das Geheimnis von Shao-Shao / Superflashboy Bd.2
Naoura, Salah

Superflashboy und das Geheimnis von Shao-Shao / Superflashboy Bd.2


sehr gut

Superheldenkinder und ihre ganz normalen Freunde auf Rettungsmission

Die Superheldenkinder Superflashboy und Flowerboy und Thorben, ein ganz normaler Junge, wie du und ich, sind richtig dicke Freunde. Wenn Superflashboy mal keine Lust hat, seine Superheldeneltern zu vertreten, übernimmt Thorben das sehr gerne und entsprechend superflashmäßig eingekleidet, merkt es keiner, denn Thorben macht das richtig gut. Eigentlich ist also alles soweit paletti, aber dann verschwindet Mehmet, Thorbens nun wirklich allerbester Freund, plötzlich und keiner weiß, wohin. Da muss etwas passiert sein und so machen sich die drei, Superflashboy, Flowerboy und Thorben auf, zu zu erkunden, wo Mehmet abgeblieben ist. Und nachdem sie viel herumgefragt haben, auch bei anderen Superheldenkindern wie Cosmogirl und Kung-Fu-Boy, bekommen sie einen entscheidenden Hinweis im Kung-Fu-Flei-Kurs von Frau Om. Mehmet hat sich zum Shao-Shao-Kloster aufgemacht, um dort zu einem großen Kung-Fu-Flei-Meister ausgebildet zu werden. So machen sich die drei , in der Schule und zu Hause gut vertreten durch Roboter und verkleidete Freunde, auf den Weg , um zu sehen, ob es Mehmet dort gut geht oder ob sie ihn aus irgendeiner bösen Lage retten müssen. Und dann wird es so richtig abenteuerlich, mit Kindern, die Hilfe gebrauchen könnten und jemandem ganz bösen.
Am Anfang ist die Geschichte zugegebenermaßen schon etwas verwirrend und schräg, aber das gibt sich schnell und dann macht es einfach nur noch Spaß, die ganzen Superkinder und ihre genauso supertollen normalen Freunde zu begleiten, auf ihrer Mission für das Gute. Das Buch ist ein bisschen wie eine Comicgeschichte ohne Comic, aber dafür mit ordentlich mehr darüber, was Toleranz und Freundschaft nicht nur im Alltag von Kindern, so bedeutet.
Macht wirklich riesig viel Spaß und zum drüber nachdenken und reden ist auch genug dabei, wenn man denn Lust dazu hat.

Bewertung vom 14.09.2019
Ein neues Blau
Saller, Tom

Ein neues Blau


sehr gut

Jung und alt, ein bewegendes Leben und Familienprobleme im Heute

Im Hier und Jetzt, das ist in den 1980er Jahren in Berlin. Eine erste Begegnung zwischen der alten Dame, Lili Kuhn, und der 18-jährigen Anja Hermann, führt zu der Vereinbarung, dass die aus guten Hause stammende, aber mit allerlei Problemen beladene Schülerin als eine Art Gesellschafterin fungieren und Lili mehrere Nachmittage in der Woche besuchen soll. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden trotz des Altersunterschieds 'einen Draht zueinander haben' und Anja, die ihre Gedanken in eher gradliniger und etwas derber Sprache zum Besten gibt, lässt sich sehr schnell und mit zunehmender Faszination von den Lebenserinnerungen, die die Halbjüdin Lili, geborene Cohen, an sie weitergibt, in den Bann ziehen. Man erhält tiefe Einblicke in die Zeit von Lilis Kindheit in den 1920er Jahren, dem frühen Tod ihrer Mutter und der rührenden Fürsorge ihres Vaters, der mit Tee handelt, und dessen japanischem Geschäftsfreund Takeshi, die ihr zusammen eine besondere und schöne Kindheit bescheren. Als Lili später den Direktor der Königlichen Porzellan Manufaktur, Günther von Pechmann, kennenlernt, entdeckt sie die Welt der Porzellanherstellung für sich und geht in dieser auf. Und dann, dann wird alles anders. Der Nationalsozialismus verändert Deutschland vollkommen.
Auf der anderen Seite öffnet sich auch Anja mit ihren Problemen der alten Dame, die sich dieser durchaus warmherzig und geprägt durch die Erfahrungen ihres langen harten Lebens, annimmt. Die Geschichte spielt also sozusagen auf zwei zeitlichen Ebenen, die durch entsprechende Wechsel für den Leser bzgl. beider Protagonisten sehr lebendig gehalten wird, wenn auch der Anteil von Lilis Geschichte naturgegeben einen größeren Raum einnimmt.
Der Roman ist sehr facettenreich gestaltet, gehalten in einer sehr ruhigen, den beiden Hauptpersonen aber durchaus angemessen zuordenbarer Sprache. Harte Zeiten bleiben harte Zeiten, da wird nichts beschönigt und der Einbezug realer Fakten und Personen, gerade zur Zeit des Nationalsozialismus, gibt dieser fiktiven Geschichte zusätzliche Echtheit und Tiefe. Mich hat dieses Buch bzw. dessen Hörbuchfassung sehr beeindruckt. Es erzählt eine Geschichte, die man nicht so schnell vergisst. Hier passt einfach alles, durchdacht bis ins kleinste Detail und mit einem wirklich gelungenen Ende.
Absolut zu empfehlen.

Bewertung vom 10.09.2019
Dead Lions / Jackson Lamb Bd.2
Herron, Mick

Dead Lions / Jackson Lamb Bd.2


sehr gut

Britisch sarkastisch, spannend und so gar nicht slow

Das Slough House mit ihrem Chef Jackson Lamb ist eine Art Abstellkammer für in Ungnade gefallene MI5-Agenten. Sie werden hier mit Aktenstudien beschäftigt und man versucht, sie so mürbe zu machen, damit sie schließlich aufgeben und von sich aus kündigen. Doch wie schon im ersten Buch dieser Thrillerreihe können diese 'Slow Horses' durchaus mit der ersten Garde ihrer Zunft mithalten. Diesmal ist es ein angeblich auf natürliche Weise gestorbener ehemaliger Kollege von Jackson Lamb, der die Kugel ins Rollen bringt. Denn da gibt es augenscheinlich doch einige Ungereimtheiten, die Lamb keine Ruhe lassen und so macht sich dieser daran, die Hintergründe der Sache zu untersuchen. Aber nicht nur dadurch kommt richtig Leben in die Truppe. Zwei der Mitarbeiter werden für den Schutz eines russischen Oligarchen abgestellt und als einer der Horses dabei getötet wird, ist es endgültig vorbei mit der erzwungenen 'Inaktivität'. Vom dem, was dann passiert, an Ermittlung, Erkenntnis und durchaus überraschendem Erleben dazu, davon können sich die so von sich eingenommene MI5-Agenten im Hauptquartier aber mal eine ganz große Scheibe abschneiden.
Jeder der Slow House Mitglieder ist ein echtes Original, authentisch, mit echter Vita und sehr sympathisch dazu, was man von Geheimagenten ja auch nicht so oft sagen kann. Der Fall ist sehr stimmig und spannend bis zu seinem überraschenden, aber passenden Ende. Was hier aus einem guten soliden Thriller einen richtig tollen Lesestoff macht, ist der britisch ironisch untermalte sarkastische Unterton, der Verzicht auf zu blutrünstige Action und, ungewöhnlich, die wenn auch eher leise gehaltene Kritik am System. Das Alles ergibt letztendlich ein verdammt gutes Ganzes. So machen Thriller richtig Spaß und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall dieses ungewöhnlichen Haufens, den Slow Horses, die geduldig in ihrem Slough House sitzen, bis ihre nächste große Stunde schlägt.