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miss.mesmerized
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Bewertungen

Insgesamt 1245 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2019
Nächte des Zorns / Amanda Lund Bd.2 (eBook, ePUB)
Tell, Anna

Nächte des Zorns / Amanda Lund Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Achtzehn Monate nach der Geburt ihrer Zwillinge kehrt Amanda Lund in den Polizeidienst zurück. Statt einer langsamen Wiederaufnahme wird sie jedoch direkt in einen Einsatz im Kosovo geschickt, wo ein schwedischer Polizist verschwunden ist. Der Kollege des Entführten erweist sich als korrupt und wenig vertrauenswürdig, wodurch die Verhandlungen scheitern und Amanda und ihr Partner unverrichteter Dinge nach Stockholm zurückkehren. Doch sie waren nicht die einzigen, die auf dem Balkan waren: die ehemalige Polizistin Ellen, die inzwischen für ein Sicherheitsunternehmen tätig ist, soll für ihren Chef einen Wagen aus Belgrad holen. Doch ihr kommen Zweifel an dem Vorhaben, weshalb sie zurück in der Heimat Kontakt zur Polizei aufnimmt und so das Puzzleteil liefert, das die Ermittlungen wieder in Gang bringt: das Entführungsopfer und sein Kollege sind tief in dunkle Geschäfte verwickelt und jetzt will sich jemand an ihnen rächen.

„Nächte des Zorns“ ist der zweite Band um die schwedische Unterhändlerin aus der Feder von Anna Tell. Wie auch „Vier Tage in Kabul“ hat dieser Thriller in hohes Tempo und eine komplexe Hintergrundgeschichte, die sich erst nach und nach entwirrt. Die Erfahrung der Autorin als Kriminalkommissarin und im Auslandseinsatz für das Militär wird auch hier wieder deutlich: übermäßig und sinnlos wird nicht geballert, die Sicherheit der Einsatzkräfte steht im Vordergrund und ein präzises, abgestimmtes Handeln zeichnet ihren Einsatz aus. Das unterscheidet Anna Tells Romane positiv von vielen anderen Krimis und Thrillern, die von kopflosen Superhelden leben, die in Eigenregie ohne jede Vorsichtsmaßnahme agieren und sich und andere sinnlos gefährden.

Auch wenn der Zufall in Form einer kooperativen ehemaligen Kollegin maßgeblich zum Vorankommen des Falls beigetragen hat, konnte mich der Thriller doch überzeugen. Die Spannung ist durch das rasche Erzähltempo hoch und auch in dem Moment, in dem man die Zusammenhänge als Leser durchschaut hat, wird sie durch die Frage, wie das Szenario enden wird, auf demselben Niveau gehalten. Die Protagonistin konnte mich durch die authentische Figurenzeichnung ebenfalls überzeugen. Als Mutter ist sie mit den Gedanken zwar konzentriert bei ihrem aktuellen Fall, aber immer wieder versucht sie auch, die beiden Rollen (wenn auch wenig erfolgreich) unter einen Hut zu bringen und Zeit für ihre Kinder freizuschaufeln.

Der Fall ist zunächst kaum durchschaubar, zu lose sind die Enden, die einem Anna Tell präsentiert, um darauf einen Zusammenhang zu stricken. Im Laufe der Handlung entsteht jedoch ein stimmiges Bild und die unterschiedlichen Motivationen der Figuren werden nachvollziehbar und wirken glaubwürdig. Rundum gelungene Unterhaltung.

Bewertung vom 15.10.2019
Older Brother
Guven, Mahir

Older Brother


ausgezeichnet

They are neither French, nor the typical Arabs you find in Paris who mainly come from the former colonies in the Maghreb countries. So no wonder the two brothers who grow up without their mother do not belong anywhere. Their father left Syria in the hope of a better life for his kids, but the older of his sons got in trouble early, only the younger one who works as a nurse in a hospital seems to have a promising future. Yet, the feeling of being unable to fulfil his dreams – becoming a real doctor, being treated like the French – throws him off the track. With a Muslim humanitarian organisation, he hopes to do something useful with his life at least and leaves the country for Syria and the war. Three years after abominable conditions leave their mark and when he returns, he is not only the same young man he was before anymore but he also has a mission to accomplish.

“We used to just be Syrians. Well, he was Syrian, and we were Maghrebins, Syrians, sometimes French, occasionally Breton; it depended who we were hanging out with. In real life, until the war in Syria, we were all more just banlieusards than anything else. But since the war, everyone’s been calling themselves Muslim.”

Mahir Guven portrays two possible ways of dealing with an undoubtedly highly demanding situation. No matter how much effort Europeans put into welcoming refugees and migrants of all kinds, societies are not easy to actually enter. The boys have a French mother and a Syrian father, thus by nature, do not completely belong anywhere. This makes them not only fragile and prone to all kinds of delinquencies, but also perceptible to questionable ideologies which on the surface seem to provide answers neither the family nor the society can offer.

The debut novel gives the young men not only a voice, but also the reader a chance to look into their heads and get an understanding of their feelings and lacking sense of belonging. It also shows that it is not inevitably the family, the friends or the milieu someone lives in which determine about their life. There are always options, decisions are made and even if you opt for one road, this does not obligatorily have to be a one-way street. Second, the terrorists who threaten our peaceful life are not always stupid idiots, but the intelligent ones who simply were refused their share of happiness and a chance in life.

I was immediately immersed in the novel which is written in a lively and authentic tone. But first and foremost, I find it highly relevant to read about these kinds of perceptions and feelings, by far too long other voices have domineered the discourse and if we want to live up to our ideals, we need to listen to them, too.

Bewertung vom 13.10.2019
Märchen aus meinem Luftschutzkeller
Tschupa, Oleksij

Märchen aus meinem Luftschutzkeller


ausgezeichnet

Ein Haus im ostukrainischen Makijiwka. Die Bewohner leiden unter der brütenden Sommerhitze und unter ihren Nachbarn; oder den Familienangehörigen; oder dem Dasein ganz allgemein. Erdgeschoss, erster Stock, zweiter Stock, dritter Stock: jeweils drei Wohnungen mit drei Schicksalen. Die verrückte Labuha aus dem Parterre bringt mit ihrer lauten Musik und den nie enden wollenden Partys alle um den Verstand, außer vielleicht Klawa aus dem Stockwerk über ihr, denn die ist seit Jahrzehnten taub und kann sich kaum mehr mit ihrer Tochter und dem Enkel verständigen. Auch Forman im zweiten und seinen Freunden ist das heute wohl egal, nachdem sie zu plötzlichem Reichtum gekommen sind, muss geplant werden, was mit dem Geld zu tun ist. Derweil erweckt Olena ihre Großmutter mit isländischer Musik wieder zum Leben und zum ersten Mal seit Jahren reden die beiden Frauen wirklich miteinander. Zwölf Wohnungen, zwölf Geschichten, die Tschupa belauscht in einem Haus, das heute im Kriegsgebiet steht.

Literatur aus der Ukraine ist mir wenig bekannt, aber Oleksij Tschupas Text weist für mich einige Gemeinsamkeiten auf, die ich in osteuropäischen Bücher wiederholt gefunden habe. Auch er leitet nicht lange ein, sondern stürzt den Leser ins Geschehen, das schonungslos und direkt die Dinge beim Namen nennt. Wir befinden uns nicht in einer Märchenwelt, sondern in der unbarmherzigen Realität, die es mit den Figuren nicht immer gut meint. Es braucht bisweilen einen gewissen Humor oder Zynismus, um dies zu ertragen.

Viel mehr als den Hauseingang scheinen die Figuren nicht zu teilen. Wobei doch eine gewisse Melancholie über allen Episoden schwebt, vermutlich ist es genau dies, was auch in zwei der Geschichten anklingt, in denen der schwermütige Charakter der slawischen Literatur erwähnt wird, der sich unweigerlich auch auf die Leser niederschlagen muss. Ob die Menschen wegen der Literatur so sind oder die Literatur wegen der Menschen und der Lebensumstände, sei dahingestellt.

Besonders hat mir gefallen, dass die Bandbreite unheimlich groß ist; wir erleben Kinder ebenso wie junge und mittlere Erwachsene und die Alten, die das Ende ihres Lebens bereits kommen sehen. Die Kinder sind mir hierbei vor allem aufgefallen: obwohl es mehrere von ihnen im Haus gibt, scheinen sie keinen Kontakt zueinander zu haben, sondern ausgesprochen isoliert zu sein. Dass diese Einsamkeit nicht guttut, liegt auf der Hand und so ist auch ihr trauriges Schicksal nicht weiter verwunderlich. Mehr noch war ich jedoch von den alten Frauen beeindruckt – die Männer werden nicht alt in der Ukraine, scheinbar flüchten sie sich vorher in den Tod. Unfreiwillig erleben sie ebenfalls eine Isolation wie die Kinder. Zwar mag die Familie physisch nah sein, es fehlt jedoch die Verbindung zwischen den Generationen.

Neben den Geschichten, die mich jede auf ihre Weise ansprechen konnte, überzeugte mich Tschupa aber mit Zweierlei: er schafft es ausgezeichnet die Gegebenheiten in Worte zu fassen. Das Schwanken zwischen überbordendem Humor und erschreckend abstoßend lässt einem manchmal jedoch geradezu schwindelig werden. An anderen Stellen findet er großartige Metaphern wie beispielsweise bei Iryna, die sich und ihre Welt als Insel begreift, ein Motiv, das nicht nur wunderbar zur Figur passt, sondern auch überzeugend durch die ganze Episode hindurchgeführt wird.

Vieles ist voller Gegensätze in Oleksij Tschupas Roman. Es beginnt beim Titel, in dem die Begriffe Märchen und Luftschutzkeller zusammengebracht werden und dem grell-bunten Cover, dem ein schwarzer Hintergrund auf der Rückseite entgegensteht. Im Haus ist Leben in allen Facetten, tatsächlich jedoch wird die Region seit Jahren von Krieg und Tod beherrscht. Mal lacht man, man wird man nachdenklich, aber immer scheint man sich nur im Extrem bewegen zu können und so bleibt das Buch auch ganz sicher bei keinem Leser ohne nachhaltigen Eindruck.

Bewertung vom 12.10.2019
Der russische Spion / Gabriel Allon Bd.18
Silva, Daniel

Der russische Spion / Gabriel Allon Bd.18


ausgezeichnet

Ein eigentlich routinierter Fall für die Geheimdienste: ein Doppelspion will brisantes Material über die Russen liefern und dafür bei den Engländern untertauchen. Gabriel Allon und sein Team wollen ihn in Wien in Empfang nehmen und an den MI6 übergeben, doch dazu kommt es nicht, denn der Mann wird auf offener Straße erschossen. Offenbar war man in Moskau informiert und dafür gibt es nur einen Grund: in den Reihen der Briten muss es einen Maulwurf geben. Diese leugnen dies, doch für den Chef des israelischen Dienstes ist der Fall klar. Doch als sein Kandidat in Bern ums Leben kommt, kommen ihm Zweifel: ist er auf eine geschickt gelegte falsche Spur hereingefallen? Womöglich, aber an den Maulwurf glaubt er immer noch und ist bereit alles dranzusetzen, diesen aufzudecken. Er ahnt nicht, wen er ins Visier nimmt und wie schlimm der MI6 tatsächlich unterlaufen wurde.

Auch im bereits 18. Fall von Daniel Silvas Superagenten des israelischen Geheimdienstes ist dieser kein bisschen müde, sich mit den größten globalen Verbrechern anzulegen. Hat er in den letzten beiden Fällen noch die islamistischen Terroristen gejagt, steht nun ein ungewöhnlich klassischer Fall im Vordergrund. Auch wenn der Kalte Krieg seit nunmehr 30 Jahren beendet ist, taugt die Konfrontation zwischen Ost und West noch immer zu großer Unterhaltung und so ist „Der russische Spion“ ein Thriller nach dem bewährten Muster der großen britischen Agenten James Bond oder George Smiley. Nur dass es der Chef des Mossad ist, der fast im Alleingang gegen die russische Übermacht kämpft.

„Gabriel klappte seinen Aktenkoffer auf und nahm drei Gegenstände aus dem Geheimfach. Eine Geburtsurkunde, eine Heiratsurkunde und ein in der Jesus Lane in Cambridge heimlich gemachtes Foto. Übel, dacht er. Verdammt übel.“

Die Erwartungen werden einmal mehr voll erfüllt. Ein spannungsgeladener Thriller, der zunächst einige undurchschaubare Verwicklungen liefert und dann das Katz-und-Maus-Spiel eröffnet. Interessanterweise lehnt sich Silva dieses Mal an eine reale Figur an: Kim Philby, ein britischer Geheimdienstmitarbeiter, der als einer der bekanntesten Doppelagenten und Informationslieferant für die Sowjets in die Geschichte eingegangen ist. Ebenso wie dieser historisch verbriefte Fall trifft auch der Maulwurf im Thriller den englischen MI6 Mitten ins Herz und macht den Fall damit besonders brisant.

Auch wenn die vorhergehenden Fälle durchaus an aktuelle Großkrisen der Welt angelehnt waren, fand ich dieses Mal die Vermischung von Fakt und Fiktion besonders gelungen. Auch die Tatsache, dass etwas weniger geschossen und in die Luft gejagt wird, sondern die altbewährten Spionagetechniken wieder zum Einsatz kommen dürfen – Beschattung, geheime Briefkästen, heimlich übergebene Umschläge – hat mich besonders gefreut und unterstreicht, dass Silva beides liefern kann: actiongeladene rasante Geschichten ebenso wie komplexe Spionagethriller. Lassen viele Serien im Laufe der Zeit nach, würde ich hier das Gegenteil konstatieren wollen: für mich einer der besten Romane von Daniel Silva.

Bewertung vom 11.10.2019
Worüber wir schweigen
Kastel, Michaela

Worüber wir schweigen


ausgezeichnet

Wie froh sie war, nach der Schule einfach aus dem Kaff abhauen zu können. Doch nun, zwölf Jahre später, kehrt Nina zum ersten Mal zurück, denn sie muss etwas erledigen. Sie muss ihre ehemals beste Freundin Mel treffen und Tobias, den Bruder von Mels damaligem Freund Domi. Beide leben immer noch dort, Mel vor Depressionen kaum fähig das Haus zu verlassen, und Tobias, um seine Mutter in ihrer Trauer zu unterstützen. Nina war schon weggezogen als es passierte, doch nun weiß sie, dass das, was sie für die Wahrheit hielt, nur eine Geschichte war. Was wirklich geschah, will sie von Mel und Tobias hören.

Nachdem mich Michaela Kastel im letzten Jahr bereits mit „So dunkel der Wald“ überzeugen konnte, erfüllt auch ihr neuer Thriller „Worüber wir schweigen“ alle Erwartungen. Ich fand ihn zwar etwas weniger gruselig und nervenaufreibend als das Vorgängerwerk, dafür aber im Aufbau deutlich cleverer. Sie erzählt die Geschichte im Wechsel aus drei Perspektiven und zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Auswahl der Figuren verwundert zunächst, dass Nina und Tobias das Wort erhalten, liegt noch relativ auf der Hand, aber Ninas Vater als Erzähler scheint nicht wirklich Sinn zu machen. Warum genau er aber ein wichtiger Baustein für die Handlung ist, löst sich erst spät auf und enthüllt so die wirklich gelungene Konstruktion der Handlung.

Der Roman lebt vor allem davon, dass man als Leser einige Wissenslücken hat und zunächst vieles nicht richtig in Zusammenhang bringen kann. Auch die verschiedenen Zeitebenen und Erzähler müssen erst sortiert werden. Tatsächlich ist die Handlung überschaubar, die Geschichte lebt viel mehr von den Figuren. Ninas Familie wahrt den Schein nach außen, ist aber innerlich völlig zerrüttet. Die Mutter psychisch erkrankt kann sich nicht um das Mädchen kümmern, das schon früh ein auffälliges und zerstörerisches Verhalten zeigt. Gelegentlich richtet sich dies auch gegen andere, mehr aber noch schadet sie sich selbst damit und isoliert sich emotional. Auch der Vater ist schon lange nicht mehr daheim Zuhause. Die Ehe am Ende, zu der Tochter kann er keine Verbindung aufbauen und so flüchtet er sich wenig überraschend in eine Affäre.

Nina findet in Mel eine Verbündete, aber die Freundschaft war nie ausbalanciert. Wer die Wortführerin ist, war immer klar und so wie Nina Mel schon als kleines Mädchen zwingt, Dinge zu tun, die diese nicht möchte, hat sie auch keine Skrupel, sie als Jugendliche zu hintergehen. Auch Tobias leidet, nicht jedoch unter einem Freund, sondern unter seinem älteren Bruder, dem er so gar nicht das Wasser reichen kann. Auch dessen Beziehung mit Mel, die einen mäßigenden Einfluss auf ihn hat, ändert nichts grundlegend an dem schwierigen Verhältnis der beiden.

Viele niedergeschlagene Seelen, die alle gute Gründe für ihr Handeln haben und nicht ahnen, wie sich ihre eigenen Enttäuschungen und Rachegelüste in ein grausames Räderwerk fügen, das sich, nachdem der erste Stein ins Rollen gebracht wurde, nicht mehr aufhalten lässt. Es ist die Tragik des Unvermögens, über den eigenen Horizont blicken und die Folgen abschätzen zu können, die sie schuldig macht.

Mit diesem wohl durchdachten Mechanismus, wie die einzelnen kleinen Handlungen ineinandergreifen und letztlich zu einem schlimmen Ende führen, hat Michaela Kastel eindrucksvoll unterstrichen, welches Talent in ihr schlummert. Sie braucht kein Blut und keine bestialischen Mörder, sondern kann den Thrill durch die ganz normalen Menschen entstehen lassen und holt das Grauen so in den Alltag. Dies finde ich deutlich schwerer literarisch umzusetzen, als blutrünstige Szenen zu beschreiben, die per se beim Leser Gänsehaut auslösen. Daher ganz klar eine unbedingte Leseempfehlung für diesen Roman.

Bewertung vom 10.10.2019
Fake Like Me
Bourland, Barbara

Fake Like Me


gut

When the young aspiring painter arrives in New York to become a real artist, she encounters the already famous quintet that calls itself “Pine City“ after the place they work. Jes, Marlin, Jack, Tyler and especially Carey are the up-coming big names in the art world and all that the unnamed narrator dreams of: self-confident, relaxed, comfortable in themselves. A couple of years later, she is at the threshold of making herself a name when her apartment burns down and with it several pieces of work that were meant to be shown just a couple of weeks later. She had stored them at home, not at safe place as she tells her curator, thus, she has to act quickly and rebuild them. An impossible task, even more so if you do not even have a work place anymore. She luckily finds an interim solution: a friend brings her at the heart of the circle she once admired and which has been reduced to a quartet after Carey’s suicide. It was her especially that she looked up to and felt connected with. Maybe staying there might give her some insight in why she decided to end her life.

I really dived into the novel and was immediately hooked by Barbara Bourland’s novel. The young artist who is insecure and admires those who already succeeded. I also appreciated the insight in a painter’s work, how her emotions lead to results when she manages to channel them into the art. Interestingly also to glance behind the façade of the art and culture circus - you get the impression that it is just this: a façade, a cover-up to please, a pretence - without any solid foundation or walls. However, I got a bit lost when the plot developed too much into a love story.

I enjoyed the author’s style of writing and the combination of the art world with a touch of mystery. Yet, apart from the protagonist, it was hard to support the characters who were nor only shallow but pretentious and affected, and who took themselves and their work by far too serious. Just like the characters, the overall plot was also a bit trivial and lacked the depth and analysis or insight in the art work I had expected. The mystery surrounding the suicide of Carey, too, did not really show any suspense. An interesting read with a very strong beginning but a bit lengthy from the middle on.

Bewertung vom 08.10.2019
It Would Be Night in Caracas (eBook, ePUB)
Sainz Borgo, Karina; Bryer, Elizabeth

It Would Be Night in Caracas (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Adelaida Falcón has just buried her beloved mother and finds herself completely on her own, when not just her own life but the lives of all inhabitants of her hometown of Caracas crumble. Outside, protesters fight, looters take everything they can and leaving the apartment surely means an immediate death. When her small world is invaded, too, she tries to fight, but in vain, she not only has nobody to turn to anymore but also has to consider herself homeless. The fight for her life makes her do things she, the literary translator, would never have dreamt of. But these are not times to act morally, these are times of trying to survive only.

Karina Sainz Borgo’s debut is a work of fiction, but to anybody who followed the news of South America in the last couple of months, the question of how much truth and reality might be found in the novel inevitable comes to mind. In an interview, the author underlines the fictitious nature of the plot, yet, she also stresses that all the rioting, murdering, fraud and random acts of violence are true. They do exist and they certainly exist in fragile countries.

“Generous in beauty and in violence, two of the qualities that it had in greatest abundance.”

Not all is bad in Venezuela, Adelaida remembers the time of carelessness outside Caracas where she spent her childhood summers. But she also knows city life where all was welcoming for children, but simply a waste since going outside and enjoying the playgrounds was too dangerous. She finds herself oscillating between extremes, her country does not seem to know any state of moderation.

“Human beings transformed into meat, which someone else would turn into news items displayed on the newsstands the next day.”

At times, it is hard to endure what Sainz Borgo narrates. In particular, the report on situation in Venezuelan prisons under the watch of the paramilitary troops made me hold my breath. One does not want to read about it, does not want to know about it, however, you are totally aware that this is how it is.

“Only a small difference in sound separates ‘leave’ from ‘live’.”

How can one live under such circumstances? One cannot. Dot. So, if the chance of escape presents itself, seize it. And that’s just what Adelaida does, though, not without a guilty conscience.

A novel full of brutality and misery, the portrait of a country on the ground. Corruption and violence dominate; humanity is hard to find. It is not an objective report, it remains a work of fiction and the first person narrator underlines the subjective point of view, which in this case, however, only renders the atmosphere gloomier and more depressing. A novel that goes under your skin and forces you to face what people have to endure day in, day out.

Bewertung vom 07.10.2019
Erbarmungsloser Herbst
Callaghan, Tom

Erbarmungsloser Herbst


ausgezeichnet

Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Akyl Borubaew, Inspektor der kirgisischen Mordkommission in Bischkek ahnt, dass dieser Fall alles andere als einfach werden wird, denn die scheinbar Drogensüchtige ist an einem neuen Stoff verstorben, um ein Vielfaches stärker als die bekannten Drogen. Aber lange hat er an diesem Fall nicht zu ermitteln, denn der Minister für Staatssicherheit entlässt ihn. Eine Kleinigkeit, passende Beweise für sein vermeintliches Fehlverhalten zu finden. Stattdessen bittet er ihn um eine ganz besondere Mission, die er undercover durchführen soll. Doch bevor es so weit kommt, erschießt Borubaew seinen Erzfeind und wird zum Staatsfeind Nummer 1. Schutz kann er ausgerechnet nur bei den Drogenbaronen der Region finden. Und so wird aus dem einstigen Vorzeigepolizisten der eifrige Diener der Unterwelt.

Auch der vierte und scheinbar letzte Teil der Serie um den kirgisischen Inspektor erfüllt nicht nur die Erwartungen, sondern schließt die Handlung überzeugend ab. Borubaew sieht sich dieses Mal nicht nur einem Feind gegenüber, sondern wird gleichermaßen mit dem korrupten Polizeiapparat wie auch sich bekämpfenden Drogenkartellen konfrontiert. Dass er lebend aus der Nummer rauskommt, ist schon fast ein Wunder, aber daran hat er ja nicht alleine Anteil, ohne tatkräftige Unterstützung seiner Geliebten, der usbekischen Agentin Saltanat, die für nicht wenig Überraschung sorgt.

Die Handlung ist ausgesprochen komplex und die Spannung wird durch die Erzählperspektive konstant hochgehalten. Man kann den Ich-Erzähler Borubaew nicht als unzuverlässigen Erzähler bezeichnen, er bietet keine Mehrdeutigkeiten, aber geschickte Auslassungen schaffen Lücken, die vielfältige Auslegungen zulassen und den Leser in die Irre führen und auf die falsche Fährte locken. Am Ende löst sich aber alles glaubwürdig und restlos auf und auch die Persönlichkeit der toten Drogensüchtigen wird aufgeklärt.

Ein rundum clever konstruierter Thriller, der vor allem von seinem Protagonisten lebt, der mit Menschenkenntnis und Mut für die richtige Sache kämpft und sich einem - vermutlich leider sehr realistisch dargestellten – durch und durch korrumpierten Verwaltungsapparat und von Gaunern unterwanderten Gesellschaft gegenüber sieht.

Bewertung vom 06.10.2019
Brüder
Thomae, Jackie

Brüder


ausgezeichnet

Mick und Gabriel sind Brüder, doch das wissen sie nicht, denn sie haben außer den Genen des Vaters und der dadurch dunklen Hautfarbe wenig gemeinsam. Mick wächst im Ost-Berlin der DDR auf und auch nach der Wende hat das Leben wenig zu bieten. Mit Delia könnte alles in sichere und ruhige Bahnen laufen, aber er kann ihr das nicht geben, was sie will: ein Baby. Gabriel hingegen wächst in Sachsen bei den Großeltern auf, nachdem seine Mutter früh bei einem Unfall starb. Zielstrebig wird er zu einem der besten Architekten weltweit und baut sich in London genau das Leben auf, das er als Kind nicht hatte und von dem er nur träumen konnte. Ihre Wege sollten sich nie kreuzen, doch es gibt ja den gemeinsamen Vater.

Jackie Thomae erzählt in ihrem zweiten Roman, der es 2019 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, zwei Geschichten. Die Ausgangssituation ist vergleichbar, doch dann sind es Umstände, Begegnungen, Zufälle, persönliche Dispositionen, die dazu führen, dass die beiden Jungs sich ganz unterschiedlich entwickeln. Überzeugend zeigt die Autorin so, dass das Leben nie planbar ist und es immer viele Faktoren sind, die darüber entscheiden, wie die Dinge laufen.

„und er begriff erst jetzt: sein Bruder war nicht wie seine Schwestern mit diesem Mann hier aufgewachsen. Nein. Sein Bruder war wie er.“

Mick täuscht sich kolossal in seiner Einschätzung, denn die beiden Brüder könnten verschiedener kaum sein. Mick wirft sich voll ins Leben, erwartet alles und will es mit allen Sinnen auskosten. Frauen, Drogen, Partys bis in den Morgen – you name it. Gabriel hingegen ist ehrgeizig und zielstrebig und überlässt wenig dem Zufall. Seine Entscheidungen sind durchdacht und sorgfältig gewählt. So verlaufen ihre beruflichen Karrieren und Beziehungen auch diametral entgegengesetzt.

Ein Thema, das eigentlich keins ist, ist ihre Hautfarbe. Im multikulturellen London ist Gabriel einer von vielen, selbst als ihm ein Angriff vorgeworfen wird, wird seine Hautfarbe nicht thematisiert. Er lässt sich nicht in die britische Gesellschaft mit ihrem strengen Klassensystem eingruppieren, sondern wird nach seinem Erfolg und Charakter beurteilt. Sie ist jedoch für ihn wesentliches Kriterium, einen Job in den USA auszuschlagen, denn dort sieht er trotz Obamas Erfolg immer noch eine Reduktion auf sein Äußeres. Auch in Berlin ist Mick nicht ernsthaft Rassismus ausgesetzt, Stigmatisierungen verlaufen eher über soziale Faktoren. Einzig in seiner Beziehung mit Delia kommen ihm gelegentlich Zweifel, ob er nicht gerade wegen seinem Aussehen als Partner in Frage kam, sein Einkommen und Status können es kaum gewesen sein.

Jackie Thomae erzählt lebendig mit eingängigem Humor, der einem immer wieder Schmunzeln lässt. Sie verfällt nicht naheliegenden Klischeedarstellungen, weder wie erwähnt die Hautfarbe noch die Wende werden als Schicksalsschlag ausgeschlachtet, dem die Figuren nicht entkommen können. Es ist ein Blick in den Alltag zweier interessanter Individuen, der auch erzählperspektivisch überzeugend gestaltet wurde.

Bewertung vom 04.10.2019
Kachelbads Erbe
Otremba, Hendrik

Kachelbads Erbe


ausgezeichnet

Wer war H.G. Kachelbad? In den 1980ern tauchte er in Los Angeles auf, arbeitete offenbar im Bereich der Kryonik, aber so wie er aus dem Nichts plötzlich da war, ist er auch wieder verschwunden. Menschen erinnern sich an ihn und berichten von diesem. Die junge Rosary, die er in die USA holte, um bei den Suspensionen zu helfen, ein Liebhaber, der mit ihm den Ausbruch der Aids Epidemie erlebte, der Autor Shabbatz Krekov, dem ein zweites Leben geschenkt wurde. Alle glaubten sie an den Traum vom ewigen Leben dank der Kryonik. Doch ist die Zeit dafür schon gekommen?

Hendrik Otremba ist künstlerisch in vielen Bereichen unterwegs, ebenso sein Roman, der sich von verschiedenen Seiten her an seinen Protagonisten annähert, ohne ihn jedoch wirklich greifen zu können. Auch die Themen sind breit aufgestellt, von Zukunftssträumen der Technik über Medizin bis zu ganz persönlichen zwischenmenschlichen Aspekten und Ängsten touchiert der Roman die Bandbreite des Lebens.

„ich sehe, dass sich zeit meines Lebens nichts getan hat, nichts zum Guten gewandt hat, dass die Menschen wider besseres Wissen, trotz der Erfahrung, trotz der ganzen verdammten Geschichte, weiter und weiter auf den Abgrund zurast. (...)Es müsste etwas Drastisches passieren, dann vielleicht gäbe es noch eine Chance. Aber so? Gib es doch zu, Kachelbad, wir sind verloren.“

Krekov hat die Nazis in Europa gesehen, den Kalten Krieg und den Ausbruch von Aids. Er kann nur zu dem zitierten Urteil über die Menschheit kommen. Dies überschattet auch die Atmosphäre des Romans. Trotz des Fortschritts, das dem onimösen Chinesen gelungen ist, der mit seiner Firma Menschen für ein Leben in einer besseren Zeit konserviert, überlagert die düstere und fatale Stimmung alles. Die wenigsten der erzählenden Figuren waren in ihrem Leben bis dato vom Glück verfolgt, immerhin gibt das Zusammentreffen mit Kachelbad ihnen wieder ein Funken Hoffnung und seine Zuneigung, obwohl diese mit viel Reserviertheit wohldosiert ist, lässt sie am Leben festhalten.

Die Handlung ist schwer zu greifen, die achronologische und multiperspektivische Erzählweise stehen diesem zu sehr im Wege. Die Figurenzeichnung wiederum ist Otremba fantastisch gelungen, die Erzähler offenbaren sich in ihren Notizen, von Kachelbad werden ganz unterschiedliche Seiten aufgezeigt, eben genau jene, die die einzelnen von ihm zu sehen bekommen. Erzählerisch überzeugt mich der Autor, man versinkt direkt in der Geschichte und kann diese nicht mehr loslassen. In vielerlei Hinsicht ein beachtenswerter Roman.