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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertung vom 25.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


sehr gut

Heimkehr in die Elbmarsch

Der alte Hof in der Elbmarsch ist die Heimat von Wilhelmine Hansen. Dort lebt auch ihre Tochter Grete, die als Vogelwartin arbeitet und sich um Haushalt und Garten kümmert. Dabei hatte sie früher ganz andere Pläne, aber als sie mit ihrer Tochter Anne schwanger wurde, verwarf sie den Wunsch nach einem Studium und blieb in ihrer Heimat. Als sie endlich eine Chance bekommt, ihr eigenes Leben zu leben, erkrankt Wilhemine. Daraufhin reisen Tochter Freya, die vor Jahren nach Berlin gezogen ist, und Enkelin Anne an. Zwischen den Frauen gibt es ein distanziertes Verhältnis, jede hat etwas zu verbergen und Geheimnisse, Vorwürfe und verletzte Gefühle halten sie alle auf Abstand. Wilhelmine ist selbst eine schroffe und schweigsame Frau, doch sie möchte, dass sich ihre Töchter wieder vertragen. Werden sich die Frauen wieder näher kommen?


Romy Fölck erzählt auf sehr ruhige und bildhafte Weise in leisen Tönen, wie sich die vier Frauen der Familie begegnen. Der Erzählstil passt wunderbar zum beschaulichen Leben in der Elbmarsch. Die bildgewaltigen, wunderschönen Naturbeschreibungen spiegeln auf atmosphärische Weise die Vegetation und Tierwelt der Gegend wider und stehen im friedlichen Gegensatz zum Beziehungszwist der Hansens.

Nach dem Tod ihres Mannes musste Wilhemine hart arbeitern, um sich und ihren beiden Kindern ein Auskommen zu sichern. Im Dorf wurden Grete und Freya als Lumpenschwestern beschimpft. Freya zog nach dem Abitur nach Berlin, machte Karriere als CEO, aber Grete wurde schwanger und blieb mit ihrer Tochter im Ort zurück. Sie hat ihrer Tochter nie den Namen des Vaters verraten und findet ihren inneren Seelenfrieden in der Natur der Elbmarsch. Anne studiert in Bremen. Für Freya erfolgt die Rückkehr genau zum richtigen Zeitpunkt, denn sie hat eine Trennung hinter sich und ihr Job ist gekündigt.

Durch die wechselnden Erzählperspektiven nimmt man teil an den Gedanken und Gefühlen der vier Frauen und lernt sie näher kennen. Jede von ihnen hütet ihr eigenes Geheimnis und jede hat ihre genaue Vorstellung über ihre Zukunft und über einen engeren Zusammenhalt in der Familie. Doch ihr häufiges Schweigen, ihr eingefahrenes Verhalten untereinander und ihre alten Differenzen stehen ihnen im Weg. Alle Frauen scheinen die direkte Aussprache vermeiden zu wollen und so dauert es ziemlich lange, bis alle Dinge offen auf den Tisch gelegt werden.


Es gefällt mir, wie Romy Fölck die Charaktere gezeichnet hat, dennoch wollte bei mir keine große Sympathie für die Figuren aufkommen. Die melancholische Stimmung unter den Frauen wurde glücklicherweise nicht bedrückend, denn die schönen Alltagsszenen haben sie etwas abgemildert. Genre bin ich gemeinsam mit Grete in die Vogelwelt abgetaucht und habe die Infos über die Vogelwelt und die Imkerei genossen. Dort konnte ich nachempfinden, wie sie sich in der Natur frei von den familiären Nöten und Zwängen fühlt. Am Ende haben die Frauen sich dann doch angenähert und gemerkt, dass ihre Gemeinsamkeit sie stark macht und sie sich aufeinander verlassen können.

Bei diesem Roman haben mich vor allem der ruhige Erzählstil, die schönen Momente trotz des problembehafteten Miteinanders der Frauen und die stimmungsvollen Naturbeschreibungen gefesselt. Bis zum Ende habe ich auch einen guten Ausgang der Geschichte gehofft.


"Die Rückkehr der Kraniche" ist ein ruhig erzählter, bewegender und etwas melancholischer Familienroman, der unterschiedliche Denkweisen und Lebensmodelle von vier Frauen beschreibt und den Bezug zur Natur und dem Landleben aufzeigt. Die Einblicke in die Natur der Elbmarsch wirken als friedlicher Gegenpol zum Familienzwist sehr wohltuend.


Für Fans von "Altes Land" und alle, die Familiengeschichte mit starken Figuren mögen oder sich für die Vogelwelt interessieren.

Bewertung vom 24.08.2022
Gustav Pinguin ist unterwegs - Eine wimmelige Weltreise
Korthues, Barbara

Gustav Pinguin ist unterwegs - Eine wimmelige Weltreise


ausgezeichnet

Eine tierreiche Weltreise mit Lern- und Spaßfaktor!

Am Südpol lebt Gustav Pinguin in einer Pinguin-Kolonie. Eines Tages bricht die Eisscholle mit ihm ab und driftet hinaus auf den offenen Ozean. Gustav macht unfreiwillig eine abenteuerliche Weltreise, die ihn zu anderen Kontinenten und in entfernte Länder führt. Dabei lernt er viele fremde Tiere kennen und entdeckt den Dschungel, die Berge und auch die Unterwasserwelt.

Auf seiner Reise um die Welt landet Gustav als erstes in Australien, dort erlebt er ein Känguru-Wettrennen und entdeckt unter den Zuschauern Schnabeltiere, Koalabären, Wombats und sogar Tasmanische Teufel.

Die erste Doppelseite zeigt Gustav in Australien. Ein kurzer Text informiert über sein jeweiliges Reiseland, viele bunte Bilder stellen die Tierwelt der Gegend vor und an die Kinder wird die Aufgabe gestellt, den kleinen Gustav inmitten eines trubeligen Wettrennens zu suchen. Das macht Spaß und für Kinder gibt es noch viele kleine Details zu entdecken.

Das nächste Ziel ist der Dschungel Sumatras. Hier leben Orang-Utans, Nashörner und Koboldmakis und sogar Tiger. Wo steckt nur Gustav in diesem grünen Dickicht? Weiter geht es nach Afrika, an einem Wasserloch treffen sich viele Tiere zum Trinken.

Hier können schon die Kleinsten mit den bunten und fröhlichen Tierbildern viele unterschiedliche Tiere kennenlernen und sich ihr Aussehen einprägen. Von Stacheltier, Biber und Dachs über Giraffen, Zebras und Meeresschildkröten bis hin zu Gürteltier und Nasenbären werden etliche Tiere vorgestellt und damit das Interesse bei Kindern für die Tierwelt geweckt.

Gleichzeitig vermittelt es Wissen über die Lebensräume der Tiere und beim Anschauen und Erzählen können sich die Kinder im Sprechen üben und schulen ihre Beobachtungsgabe. Es ist ein Spaß für Eltern und Kinder, weil es immer wieder Neues zu entdecken gibt und soviele verschiedene Tiere vorgestellt werden, die über die ganze Welt verteilt sind.

Dieses bunte und großformatige Bilderbuch hat stabile Seiten, die Kinderhände aushalten. Es ist ein kunterbunter, lustiger und wimmeliger Spaß zum Anschauen, Erzählen und Suchen, der viel Freude macht! Tolles Bilderbuch mit bunten Tierbildern, informativ, lehrreich und lustig zugleich.

Bewertung vom 22.08.2022
Am liebsten sitzen alle in der Küche
Karnick, Julia

Am liebsten sitzen alle in der Küche


ausgezeichnet

Drei Frauen geben Kontra

Almut, Yeliz und Tille sind alle über 50, völlig verschieden und jede auf ihre Weise richtig tolle Frauen. Die fürsorgliche Almut ist Vollbluthausfrau und Mutter von vier Kindern, sie wurde gerade geschieden und lebt nun in einer eigenen Wohnung. Ihre Nachbarin Tille ist Mutter eines pubertierenden Sohnes und hat als Urologin mit schon vieles erlebt. Yeliz hat türkische Wurzeln und einen dänischen Mann, sie ist erfolgreiche Werbefrau, ihr Kinderwunsch hat sich nie erfüllt. Sie lernen sich kennen, genießen ihre Frauenabende am Donnerstag bei Almut in der Küchen und erzählen sich ihre Lebenswege und täglichen Sorgen. Sie finden heraus, dass ihnen allen ein bestimmter Mann das Leben schwer macht und entwickeln einen Racheplan.

Julia Karnicks aus dem Leben gegriffene, humorvoll erzählte und dennoch warmherzige Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie schildert ihre Protagonistinnen lebensnah und authentisch, alle haben mit speziellen Sorgen des Lebens zu kämpfen. In ihrer Donnerstagsrunde schließen sie miteinander Freundschaft und helfen sich gegenseitig, jede mit ihren Stärken. Sie haben sich viel zu erzählen, sie ecken mal miteinandern an, es wird kurzweilig, flott, humorvoll und an manchen Stellen auch durchaus ernst. Doch ihre Küchengemeinschaft hält alle zusammen und sie entwickeln sich weiter.

Durch die auktoriale Erzählperspektive erhält man einen guten Überblick über das ganze Geschehen. Die Geschichte wird in einem lockeren, modernen, manchmal fast ironischen Ton erzählt, einige türkische und dänische Sätze bringen besonderes Flair hinein und viele lustige Szenen aus der urologischen Praxis und anderswo haben mich häufig schmunzeln lassen. Aber die Geschichte geht noch tiefer, denn es werden auch gesellschaftliche Themen wie Rassismus und Sexismus in die Handlung eingebaut.

Gestört hat mich, dass der im Klappentext angekündigte Racheplan erst zum Ende des Buches startet, vielleicht hätte man das lieber gar nicht erwähnen sollen. Ansonsten war diese Story wirklich mitreißend und überzeugend und wirkte wie aus dem Leben gegriffen.

Ein flotter Lesespaß mit großem Unterhaltungswert! Echte Frauenpower beginnt schon mal am Küchentisch!

Bewertung vom 20.08.2022
Der Duft von Zimt
Eder, Rebekka

Der Duft von Zimt


sehr gut

Dieser Roman rankt sich um das Franzbrötchen und seine Entstehung

Hamburg, 1812: Josephine Thielemann führt mit ihrem Onkel Fritz eine kleine Bäckerei, sie liebt den Duft von Zimt und Zucker und ist mit großer Leidenschaft Bäckerin. Durch die französische Besatzung der Stadt haben sie große Probleme, die benötigten Zutaten zu beschaffen. Fritz will sein Geschäft aufgeben, doch Josephine möchte die Bäckerei am Leben halten und muss auch nicht legale Wege bestreiten. Ihr Onkel wünscht, dass sie den Postboten Christian heiratet, doch der denkt eher an sein eigenes Wohl als an die Bäckerei. Und dann ist da noch der französiche Soldat Pépin Sabatier, der ihr als Kunde und häufiger Gast in der Backstube von den Backwaren Frankreichs vorschwärmt und mit ihr gemeinsam backt. Sie kommen einem alten Familiengeheimnis auf die Spur und backen eine Köstlichkeit, die noch heute von dieser Zeit erzählt.

Rebekka Eder erzählt in ihrem Roman von der Besatzung Hamburgs durch die Franzosen, die durch Napoleons Europafeldzug bis nach Hamburg vordrangen. Sie beschreibt sehr authentisch von den Nöten, die die Bevölkerung wegen Lebensmittelmangel und fehlenden Behausungen erlitten.

Es wird von der schwierigen Zeit mit Armut, Hunger und Not berichtet und als süßem Gegenpart von den köstlichen Backwaren, die etwas positive Stimmung unter den Menschen verbreiteten. Etwas Süßes gegen die Bitternis der Zeit. Dabei spielt die Backstube Thielemann eine ganz besondere Rolle.

Der Erzählstil ist bildhaft und flüssig und man kann die vielen Beschreibungen bei der Teigherstellung, den Duft beim Backen und des Zimts und die leckeren Erzeugnissen aus der Backstube einfach nur genießen.Wer jetzt noch kein Franzbrötchen kennt, muss nach dieser Lektüre unbedingt eines probieren. Mit unterschiedlichen Facetten werden die Charaktere wiedererkennbar gezeichnet und ziehen die Leserin mit in die Handlung hinein.

Die Hamburger Schauplätze werden anschaulich dargestellt, der Zeitgeist mit den Nöten der Menschen gut sichtbar gemacht und die fiktive Geschichte ist mit Emotionen, Widrigkeiten und unterhaltsamen Parts gut in das Zeitgeschehen eingebaut. In diesem historischen Roman wird die Zeit der Besatzung Hamburgs durch die Franzosen aufgezeigt, das Geschäft der Schmuggler beschrieben und die junge Josephine wird zur Retterin, die die Bäckerei zu neuem Leben erwecken will.
Ich habe den Roman von Anfang bis Ende gespannt verfolgt, habe mitgelitten und die packend erzählte Geschichte und die Figuren gerne begleitet.


Dieser historischer Roman hat einen großen Unterhaltungscharakter und nimmt uns mit in eine schwierige Zeit, gleichzeitig lässt er aber mit den süßen Erzeugnisse aus Zimt und Zucker eine süße Note gegen die Bitternis der Zeit entstehen.

Bewertung vom 19.08.2022
Küstenhuhn
Brandt, Patricia

Küstenhuhn


sehr gut

"Küstenhuhn" von Patricia Brandt ist der 3. Band der Reihe um Kommissar Oke Oltmanns, die Bände erscheinen im Gmeiner Verlag. Das beschauliche Hohwacht an der Ostseeküste wird zum Schauplatz eines Mordes. Hühnerbauer Bartelsen plant einen Maststall, gegen den ein Aufbegehren der Nachbarn und Tierschützer läuft. Als auf einer Demo gegen den Mastbetrieb Bartelsen ermordet wird, muss Kommissar Oke Oltmanns ermitteln. Und damit hat er eigentlich alle Hände voll zu tun, aber er muss auch Touristen besänftigen und in seiner Wache unterbringen, weil ihr Feriendomizil doppelt vermietet wurde und dann kommt auch noch das Küstenhuhn Marlene ins Spiel.

Nach "Imkersterben" habe ich mich auf diesen Nachfolgeband gefreut, denn Patricia Brandt baut immer aktuelle Umweltthemen in ihre Krimis ein. Dieses Mal geht es um Missachtung von Tierwohl durch Massentierhaltung und deren Probleme für die Umwelt. Der Verein "Hühner ohne Grenzen e.V." organisiert Demonstrationen, es kommt zu einer Eierschlacht und am Ende stirbt der Hühnerbauer, er wurde ermordet.
Eigentlich wollte Oke in Ruhe seinem Hobby als Tierpräparator nachgehen, doch nun läuft in Hohwacht alles drunter und drüber.

Die Handlung wird aus der Sicht verschiedener Personen mitgeteilt. Da es recht viele Charaktere gibt, ist das beigefügte Personenregister sehr hilfreich. Die Spannung hält sich zurück, dafür liegt der Fokus auf dem brisanten Thema Maststallhaltung, auf dem Mordfall und auf den unterschiedlichen Personen. Der lockere Erzählstil lässt sich wunderbar lesen, der feine Humor sorgt für tolle Lesemomente und die Szenen mit Marlene sind einfach nur lustig. Sehr unterhaltsam finde ich den norddeutschen Dialekt und auch den Kölner Singsang vom Kollegen Vincent Gott, die die Besonderheiten und Charakterzüge beider Gegenden wunderbar deutlich machen.
"In Köln ... traf man sich auf ein Kölsch, trank und redete und alles fand sich. In Schleswig-Holstein verhielt es sich anders: Hier trank man ein Flens - und schwieg." Zitat Seite 212
Vincent Gott hat sich in Hohwacht gut eingelebt, er schätzt seinen Kollegen Oke und unterstützt ihn bei diesem Fall besonders, als er erfährt, dass Okes Wache geschlossen werden soll.

Das Küstenhuhn Marlene stammt aus einem Legehennenbetrieb und landet bei Wencke in ihrer Fischbude. Marlene ist bald in aller Munde, sorgt sogar in der Bloggerszene für großes Interesse und rührt damit die Werbetrommel für den Touristenort am Meer.
Die örtlichen Schauplätze bekommt man gut vorgestellt und es gibt Einblick in die dortige Küche, die sich dem Zeitgeist angepasst hat, man bekommt zwar durchaus Kibbeling, aber mit Wencke läuft der Laden jetzt anders, statt Fischbrötchen steht nun gesunde und vegane Kost auf der Karte.

Das Buch liest sich durch den flüssigen und humorvollen Erzählstil schnell weg und die tollen Charaktere und ihr Humor sorgen für Lesespaß. Die Aufklärung war mir dieses Mal leider etwas zu einfach gestrickt.


Ein humorvoller Krimi für Zwischendurch oder als Urlaubslektüre, denn die Mischung aus Spannung und Humor ist gut gelungen und sorgt für tolle Unterhaltung.

Bewertung vom 16.08.2022
Sonnenblumentage
Bergmann, Frieda

Sonnenblumentage


sehr gut

Ein charmanter Lesespaß, der zwei Seiten des Lebensweges aufzeigt.

Floristin Marie arbeitet mit ihrem Freund Fabian in einer Gärtnerei in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg. Sie liebt ihre Arbeit und ist mit ihrem Leben eigentlich recht zufrieden. Sie hätte es auch schlechter treffen können. Doch häufig fragt sie sich, ob das wirklich das Leben ist, das sie will? Hätte sie nicht auch mal wagen sollen, andere Entscheidungen zu treffen, die ihr ein anderes Leben möglich gemacht hätten? Die Fahrt zu einem Wochenende mit ihrer Tante führt sie an einen Punkt der Entscheidung. Wenn sie will, könnte sie ihr Leben für immer verändern.

"Man kann überall glücklich sein, man muss es nur wollen." Zitat Seite 70

Etwas wagen, einfach mal ausbrechen, ohne an Sicherheit und Gewohnheit zu denken! Genau so etwas erleben wir in diesem Roman und werden mitgenommen zu beiden Möglichkeiten die Marie offenstehen, entweder sie bleibt oder sie geht.
Sonnenblumentage ist ein sehr unterhaltsamer und durch die zwei unterschiedlichen "roten Fäden" auch den Leser mitnehmender Roman, der die Erlebnisse und Erfahrungen von Maries zwei Reisewegen zeigt.

Wunderschön bunt und blumig wird es durch die bildhafte Beschreibung der schönen floristischen Sträuße und Gestecke, die Marie anfertigt. Ich hatte sie in ihrer Wirkung und Farbigkeit in meinem Kopfkino direkt vor Augen. Aber es wird auch sehr emotional durch die Szenen mit Fabian bzw. mit Sean und es wird interessant, weil Marie sich um die Aufklärung eines Kunstskandals Gedanken macht und von Haus aus durch die Gemälde ihrer Mutter besonderes Interesse verspürt.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, es geht locker-flockig und absolut bildhaft hinein in Maries Leben und ich war von Anfang bis Ende emotional an Maries Seite und habe auf ein schönes Ende hingefiebert. Marie lernt man durch die Handlung immer näher kennen, sie wirkt sympathisch und bodenständig und man merkt, das ihre Gefühle für Fabian nachgelassen haben und sie für Sean viel mehr empfindet. Durch die zwei Wahlmöglichkeiten musste ich manchmal etwas über die aktuelle Situation nachdenken, habe mich insgeheim immer mehr auf die Variante "zu gehen" gefreut.

Auf nachfühlbare Weise zeichnet Frieda Baumann ihre Charaktere mit unterschiedlichen Facetten, durch die authentisch wirkenden Dialoge erscheinen sie alle sehr lebensecht und ich habe ihnen ihre Emotionen abgenommen und ihnen nahe gefühlt.

Die Idee, hier durch unterschiedliche Entscheidungen zwei Lebenswege aufzuzeigen, finde ich absolut reizvoll, manchmal brauchte ich ein wenig, um von einer Seite auf die andere zu wechseln und dort wieder mitten ins Geschehen eintauchen zu können. Insgesamt ist die Handlung auserzählt und recht ausführlich und es gab einige unnötige Szenen, sprich Längen, auf die man zugunsten einer Spannungskurve lieber hätte verzichten können. Im Leben mit Fabian habe ich mich übrigens nicht so wohl gefühlt, wie in der irischen Familie von Sean. Das war wohl der Grund, dass ich diesen Weg mit mehr Begeisterung gelesen habe.

Ein unterhaltsamer und emotionaler Roman, der mit den Figuren und den Blumenbeschreibungen echte Sommergefühle aufkommen lässt und zeigt, dass das Leben immer mehrere Entscheidungen und Wege bereit hält. Manchmal muss man sich nur trauen, mal einen neuen Weg einzuschlagen!

Bewertung vom 13.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


ausgezeichnet

Ein großartig erzählter Roman, mein bisheriges Jahreshighlight

Berlin, 5.-7. August 1936: Die Stadt ist Ausrichter der Olympischen Spiele und Menschen aus aller Welt besuchen die Hauptstadt. Einige verirren sich auch in die Chocolaterie Sawade, die in der Straße Unter den Linden ansässig ist, wo bereits Hakenkreuzfahnen gehisst sind. Dort führt die alleinstehende, etwas schwermütige Elfi als Prokuristin die Geschäfte, sie lebt für das kleine Pralinengeschäft. Es ist ihre Zuflucht und gegen ihre Schwermut helfen ihr die wunderbaren Kreationen aus Nougat, Krokant und Schokolade und an diesem wunderbaren Ort, erhält sie sich die Menschlichkeit in einer Zeit, als der Einfluß der Nationalsozialisten immer mehr zunimmt. Als Elfie von dem Geheimnis einer besonderen Praline erfährt, gerät ihr sonst so ruhiges und beständiges Leben in Aufruhr. Wird sie ihre eigenen Sehnsüchte entdecken und verfolgen?


Kakaobäume und Linden gehören zu den Malvengewächsen, deshalb wundert es nicht, dass den Linden in diesem Roman eine Erzählerstimme gegeben wird und sie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Chocolaterie Sawade stehen.
Anne Stern hat ihren wunderbar erzählten Roman genau in die Prachtstraße "Unter den Linden" hineingepflanzt und lässt uns drei Tage im August 1936 miterleben. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen mehrere Personen, die in dieser Zeit dort leben und unter dem Einfluß der zunehmenden Unmenschlichkeit Einschränkungen erfahren oder persönliche Veränderungen erleben. Elfie hat sich ihren eigene kleine Welt inmitten der Chocolterie geschaffen, der Duft von Schokolade und der Anblick der Pralinen machen sie glücklich. Da wäre noch ihre Kollegin Trude, die den jüdischen Buchhändler Franz Marcus verehrt, der nicht weiß, ob er noch in Berlin bleiben kann. Das kleine Blumenmädchen Rosa, der Barbesitzer El Hamady, der jetzt bestimmte Musik nicht mehr spielen darf. Über der Chocolaterie wohnt die hochbetagte Madame Conte, die jede Woche ihre Pralinenbestellung aufgibt. Sie lädt Elfie zu sich ein und erzählt ihr ihre Lebensgeschichte, die das Geheimnis des Hauses Sawade enthält.

Anne Stern hat mich mit diesem Roman von Anfang bis Ende gebannt, unglaublich berührt und wunderbar unterhalten und mich in eine Welt voller süßer Köstlichkeiten geführt. Gleichzeitig hat sie mich aber auch drei Tage in einem gefährlichen Berlin erleben lassen, als die Nazis die Menschlichkeit aufhoben und zur Gefahr wurden. Es ist ihr ganz hervorragend gelungen, zwischen diesen kleinen schönen Zufluchtsorten, freundschaftlichen Momenten auch die schrecklichen politischen Veränderungen der Zeit einfließen zu lassen. Ich bin eingetaucht in eine andere Zeit, einen anderen Ort und war in einer Atmosphäre gefangen, die mich kapitelweise von einer Figur zur nächsten geführt hat, immer begleitet von den Linden, die die Szenerie allseits begleiten und ihre Gedanken beifügen.

Der Erzählstil ist ein echter Genuss, die sprechenden Linden wirken regelrecht poetisch, die Alltagsszenen werden lebendig geschildert und sorgen mittels Berliner Dialekt für authentisches Flair. Die Charaktere sind bunt gemischt und suchen sich ihren Zufluchtsort oder Zufluchtsmoment. Alle haben in dieser Zeit mit Problemen zu kämpfen, mal mehr, mal weniger brisant.

Ein ganz großartiger und berührender Roman, der von menschlicher Sehnsucht handelt, von Zuversicht und Lebenswillen in schwierigen Zeiten erzählt und mir den verführerischen Zauber der Chocolaterie vorgespielt hat, dass ich schon fast süße Halluzinationen hatte. Was soll ich groß sagen? Es ist mein bisheriges Highlight des Jahres! Chapeau, liebe Anne Stern!

Bewertung vom 12.08.2022
Leichte türkische Küche
Tuncöz, Ayse

Leichte türkische Küche


sehr gut

Leicht und lecker die türkische Küche genießen
Im Südwest Verlag erscheint das Kochbuch "Leichte türkische Küche" von Ayse Tuncöz, die als sogenanntes Aysenputtel 70 kalorienreduzierte Rezepte vorstellt.

Die türkische Küche ist eher üppig als kalorienfreundlich. Ayşe Tunçöz wollte selbst abnehmen und hat nun die klassischen Gerichte in kalorienreduzierter Weise umgewandelt. Dabei verwendet sie Zuckerersatzstoffe und fettarme Produktvarianten und gibt Informationen zu Baklava, Köfte & Co. und gleichzeitig auch interessante Einblicke in die türkische Kulturund ihren persönlichen Alltag.

Der Aufbau des Kochbuches erfolgt nach altbewährtem Muster: Einleitung, Basics & Brote, Snacks & Fingerfood, Salate & Beilage, Vorspeisen, Hauptspeisen, Nachspeisen und am Ende gibt es ein übersichtliches Register.

In der Einleitung geht Ayse auf die kalorienfreien und kalorienreduzierten Zuckerersatzstoffe ein, die sie in ihren Rezepten verwendet.

Bei einem dieser Ersatzstoffe liegt mein großer Kritikpunkt am Buch, denn Ayse nutzt auch Stevia, was bei Allergikern für Probleme sorgen kann. Ich hatte nach Stevia bereits einen Allergieschock, was aber eben nicht allgemein der Fall ist.


Zu allen siebzig Rezepten gehören Nährwertangaben, die sich auf eine Portion beziehen. Zum Abnehmen also die wichtigste Angabe. Aber es muss ja auch schmecken, die vielfältigen Gerichte sind durch ansprechende Fotos in Szene gesetzt, die Zutaten werden übersichtlich vorgestellt und die Zubereitung der Rezepte verständlich und umfassend erklärt.

Die Kichererbsen-Bällchen und der fruchtig, frische Linsensalat haben mir sehr gut geschmeckt und sind meine persönlichen Favoriten. Den falschen Bulgursalat mit Blumenkohl werde ich auf alle Fälle mal ausprobieren. Aber auch die Auberginen-Puffer und die gefüllten Gemüse-Hack-Taschen, sowie der Rindfleisch-Schmortopf und die Spinat-Börek-Ecken stehen auf meiner Wunsch-Speiseliste.

Die Vielfältigkeit der Gerichte umfasst natürlich auch die beliebte Dönertasche und Lahmacun und Köfte sind ebenfalls im Buch zu finden.

Bei diesem Buch bekommt man neben den Rezepten auch die speziellen Zutaten der türkischen Küche und Infos über das Land vorgestellt. Ayse erklärt die Bedeutung vom Blauen Auge, erklärt die Tradition der Tarhana-Suppe und gibt auf humorvolle Weise Einblick in ihr persönliches Leben. Ihren Traum von kalorienreduzierter Küche hat sie mit diesen Rezepten umgesetzt und erhält trotzdem dabei den Geschmack der einzelnen Gerichte.

Es werden viele Gerichte mit Teigen verwendet, das muss man mögen. Einige Rezepte verlangen etwas mehr Aufwand, es gibt schnell zuzubereitende Gerichte und auch zeitaufwändigere. Wer nur vegan oder vegetarisch kocht, findet hier einige Rezepte, manche sind aber auch mit Fleisch.

So kann man türkisch schlemmen und kalorienbewusst essen! Wer authentische türkische Küche mag, wird hier viele tolle Rezepte vorfinden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2022
Der Duft der Kirschblüten / Kirschblüten-Saga Bd.1
Schmidt, Rosalie

Der Duft der Kirschblüten / Kirschblüten-Saga Bd.1


sehr gut

Gefangen zwischen Vernunftehe und echter Liebe mit viel Teeduft
1870: Das familiengeführte Teehaus Winterfeld in Berlin gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Clara, die Tochter des Firmeninhabers, liebt wie ihr Vater Tee und hat wegen seiner Krankheit die Geschäfte übernommen. Hier im Teehaus lässt sie der Duft von fernen Ländern träumen. Um die Pleite des Teehauses abzuwenden, nimmt sie den Heiratsantrag ihres Kinderfreundes Franz an, der ihr finanziell unter die Arme greifen will, um das Teehaus zu retten. Kurz darauf begegnet Clara dem japanischen Teehändler Akeno, an den sie ihr Herz verliert. Doch sie ist gebunden und Akeno reist wieder zurück nach Japan.



Familie Winterfeld betreibt ein Teehaus in Berlin und weil Clara selbstbewusst ist und wie ihr Vater die Liebe für den Tee teilt, übernimmt sie die Geschäfte. Ihre Schwester Netty ist eine lebenslustige Person, ihr Bruder August dient als Offizier beim Heer. Mutter Adele umgibt ein Geheimnis und eine besondere Art von Melancholie und der Vater leidet immer mehr an Demenz. Als Clara die Ehe mit Franz eingeht, bedeutet das zwar die Absicherung des Teehauses, aber auch, dass sie aus Berlin wegziehen muss und dass Franz sie als Ehefrau und Mutter sieht und nicht als Geschäftsführerin. So hatte sich Clara eine Ehe nicht vorgestellt und als sie Akeno kennenlernt, der wie sie Tee liebt und ihr sehr sympathisch erscheint, ist es um Clara geschehen.
Bei diesem Roman hat mich der bildhafte und flüssige Erzählstil emotional und gespannt durch die Handlung geführt. Sehr ausführlich und interessant sind die Beschreibungen der unterschiedlichen Teesorten und ihrer Zubereitung, und die Szenen der japanischen Teezeremonie habe ich sehr gern gelesen. Der Japanische Sencha Tee mit Kirschblüten nimmt eine besondere Rolle im Roman ein und man wird richtig neugierig auf den Geschmack.

In ihrer Ehe wird Clara nicht glücklich und ihr Mann möchte sie auch nicht als Geschäftspartnerin im Teehaus sehen. Einige Szenen der Familie Winterfeld sorgen für besondere Überraschungen, die mich gut unterhalten haben. Gleichzeitig wird durch Franz deutlich gemacht, das er für Clara das Rollenbild als Ehefrau und Mutter wünscht. Deshalb sehnt sie sich umso mehr nach Akeno, der ihre Gefühle erwidert. So ganz konnte mich die Liebesgeschichte zwischen Clara und Akeno nicht überzeugen. Die wenigen Treffen und Gespräche werden zwar intensiv beschrieben, aber im Großen und Ganzen wirkt das wie eine sehnsüchtige Schwärmerei, die Clara für diese Traumliebe entwickelt. Bis auf eine intime Szene war diese Liebe auch im Briefverkehr, in dem sich Clara und Akeno ihr Herz ausschütten, nicht überzeugend genug.

Die Entwicklungen in den Familien fand ich sehr unterhaltsam, auch Claras Reise mit einem Schiff und die detaillierten Beschreibungen von Kutschen, Draisinen und Kähnen haben mir das Zeitgeschehen gut vor Augen geführt. Zum Ende hin wirkt alles etwas übereilt erzählt.


Dieser unterhaltsame Roman sprüht von der Liebe zum Tee, zeigt den historischen Hintergrund und lässt uns eine Familiengeschichte erleben, die einige Überraschungen beeinhaltet.

Bewertung vom 08.08.2022
Frida
Gottschalk, Maren

Frida


sehr gut

Ein lesenswerter Einblick in Frida Kahlos Leben

Im Jahr 1938 reist Frida Kahlo nach New York, sie lässt die Enttäuschungen ihrer Ehe mit Diego Rivera hinter sich und möchte ihre Kunst in der Metropole vorstellen. Sie scheint ihre privaten Probleme zu vergessen und präsentiert selbstbewusst ihre Werke als eigenständige Künstlerin. Ihren Erfolg feiert sie und genießt das Leben in der Großstadt, trifft viele Menschen und hat Affären, wie auch mit dem Fotografen Nickolas Muray. Frida reist weiter nach Paris und in ihre Heimat Mexiko, ihr Leben ist erfüllt von ihrer Kunst und der Liebe.


Maren Gottschalk verknüpft in dieser Romanbiografie reale Inhalte mit fiktiven Darstellungen und bringt uns Frida Kahlos Gedanken- und Gefühlswelt in der Zeit zwischen 1938 und 1939 näher. Die ständigen Streitereien mit Diego Rivera und sein Fremdgehen bringen Frida Kahlo an einen Punkt, an dem sie ihren Lebenssinn, die Kunst, in den Mittelpunkt ihres Daseins rückt. Ihre Reise nach New York wird für sie zu einem Befreiungsschlag, sie steht endlich allein als Künstlerin im Rampenlicht und hat eigenen Erfolg und Anhänger. Sie trifft viele bedeutende Künstler:innen wie Peggy Guggenheim, Picasso, Duchamp, Miro und Kandinsky, die ihre Vernissage besuchen und ihr Anerkennung und Respekt für ihre Kunst bezeugen. Frida hat endlich den gewünschten Erfolg, sie feiert sich und das Leben.

In diesem Roman erlebt man die Inspiration, die Leidenschaft für ihre Kunst, aber auch ihre verletzte Seele und die dauerhaften Schmerzen und Einschränkungen, die das Leben von Frida Kahlo bestimmten. Frida wird hier lebendig gezeigt und das sehr glaubhaft. Wir erleben wie Frida ihr Leben in New York und Paris feiert, ihre Partys, ihren Alkoholkonsum und ihre Liebschaft zu Nickolas Muray. Wobei ihre wahre Liebe immer noch Diego gehört. Aber seine Affären haben zu vielen Narben auf ihrer Seele geführt, endlich befreit sie sich von seinem Einfluß und erlebt mit Nick die gemeinsame Leidenschaft zur Fotografie und sicherlich noch mehr. Doch auch Nick ist ein Mann mit eigenständigen Ansichten, sie sie letztendlich zu Diego zurückführen.

Eindrucksvoll werden die Einzelheiten der Vernissagen beschrieben, man wird zum stillen Betrachter und Beobachter von Kunst und Besuchenden, wobei ich mir gewünscht hätte, das hier der Fokus noch intensiver auf die Werke gelegt worden wäre. Die Beschreibung von Fridas Äußerem in Sachen Frisuren und Kleidung habe ich genossen und speziell ihre mexikanischen Röcke sind so voller Details und sprühen vor Farben, dass man sie vor dem geistigen Auge vor sich sieht. Frida war eine Erscheinung, die damals wie heute für Aufsehen sorgt.

Das ausschweifende, schwierige und künstlerische Leben von Frida Kahlo wird hier auf interessante Weise mit Leben gefüllt. Wir feiern ihre künstlerische Anerkennung in der Kunstwelt und erleben, wie diese Frau von ihren Gefühlen beherrscht wird, ständig ihre Liebe neu definiert und ein Leben voller Gegensätze führt. Und uns dieses Seelenleben und die damit verbundene Pein in ihren Werken hinterlassen hat.


Ein eindringlich erzählter Roman, der Frida Kahlos schmerzhafte Leiden, ihre Inspiration in der Kunst und ihre Affären vorstellt und zeigt, wie sie versuchte, das Leben und den Augenblick zu genießen.