Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel von Belles Leseinsel
Wohnort: 
Mainz
Über mich: 
Mehr Rezensionen von mir gibt es unter: http://bellexrsleseinsel.blogspot.com/

Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2010
Makellose Morde to go
Henke, Susanne

Makellose Morde to go


sehr gut

Frech, makaber und äußerst unterhaltsam

In diesem kleinen, feinen Büchlein erzählt Susanne Henke auf insgesamt 123 Seiten 24 Kurzgeschichten mit einer Länge zwischen 2 bis 8 Seiten.

Diese Kurzgeschichten sind durchweg sehr unterhaltsam und humoristisch, trotzen stellenweise vor Galgenhumor und sind oft herrlich makaber und mit einem guten Schuss schwarzem Humor versehen.

Ihr Schreibstil ist bei jedem Kurzkrimi leicht und flüssig und der Autorin gelingt es mühelos, auch noch bei der kürzesten Geschichte eine Atmosphäre aufzubauen, die einen sofort in die Story eintauchen und meist mit einem Schmunzeln die Geschichte zu Ende lesen lässt.

Ihre Figuren sind durchweg aus dem Leben gegriffen und auch die Handlungen umfassen viele Situationen aus dem täglichen Leben, angefangen vom nervigen Nachbar, dem frustrierten Journalisten, der betrogenen Hausfrau bis hin zum gehörnten Ehemann ist wirklich eine große Bandbreite an Charakteren vertreten und die Morde oder auch unbeabsichtigten Selbstmorde sind stellenweise sehr spitzfindig beschrieben.

Fazit: Ein kleines Büchlein voller witzig makabrer und menschlicher Geschichten, das – allein schon durch seine Größe – ideal für unterwegs und zum Zwischendurch lesen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2010
Der Augenschneider
Berger, Valentina

Der Augenschneider


ausgezeichnet

Er braucht nur deine Augen

Gerichtsmediziner Heinz Martin traut seinen Augen nicht. Ist doch die vor ihm auf dem Seziertisch liegende junge Frau auf genauso grausame Weise ermordet worden, wie bereits drei Wochen vorher die junge Vivian. Auch diesem Opfer wurden die Augen herausgeschnitten und ihr Körper misshandelt. Heinz Martin vermutet hier einen Serientäter, doch der neue und für den Fall zuständige Kommissar Moser will von einem Serientäter nichts wissen. Kurze Zeit später erhält Heinz den verzweifelten Anruf seiner Halbschwester Emilia, einem jungen Model. Die ermordete Vivian war eine Kollegin und Freundin von ihr und nun ist eine weitere Kollegin von ihr spurlos verschwunden. Handelt es sich bei der unbekannten Toten um Luisa? Emilia vermutet dies und bittet Heinz um Hilfe, denn nun glaubt sie, dass sie das nächste Opfer des Mörders sein soll und Emilia wird Recht behalten. Für Heinz und seinem Freund Kommissar Helmut Wagner, den Heinz um Mithilfe bittet, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit.

Ohne große Vorgeschichte beginnt Valentina Berger ihren Psychothriller und gewährt ihrer Leserschar schon im Prolog einen Einblick in die Vorgehensweise wie auch in das Seelenleben des Mörders. Geschickt wechselt sie immer wieder die Perspektiven und so ist man immer in die aktuellen wie auch die geplanten Handlungen des Mörders eingebunden und erfährt so nach und nach immer mehr über ihn und seine krankhaften Veranlagungen. Seine Identität wie auch sein Motiv sind zwar relativ schnell ersichtlich, trotzdem nimmt dieses Wissen in keiner Weise die Spannung aus dem Thriller, sondern hier beginnt ein geschicktes Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern, Spurensuchern und dem Gerichtsmediziner Heinz Martin.

Dieser ist durch die Entführung seiner Halbschwester das reinste Nervenbündel und von dem anfangs ordnungsliebenden, stringent arbeitenden Realisten ist schon bald nicht mehr viel zu spüren. Er setzt alles daran, den Mörder zu finden, bevor dieser seine grausamen Misshandlungen an Emilia ausführen kann.

Ihm zur Seite steht sein bester Freund Helmut Wagner. Der Kommissar ist der Liebe wegen nach Innsbruck gezogen und kommt nun zurück nach Wien, um seinem Freund zu unterstützen. Mit stellenweise recht unkonventionellen Mitteln kommen die beiden Freunde dem Mörder nach und nach immer näher, hier werden sie auch tatkräftig von der Spurenermittlerin Laura Campelli unterstützt. Die resolute junge Frau entdeckt einige tatrelevante Spuren, welche Heinz Martin und Helmut Wagner schlussendlich auf die Spur des Mörders führen.

Der Plot ist von Anfang bis Ende absolut schlüssig und äußerst spannend und rasant angelegt. Immer wieder baut Valentina Berger Szenen aus dem Privatleben ihrer Protagonisten mit ein und die Übergänge zu den laufenden Ermittlungen sind so fließend und geschickt in den Thriller eingebaut, dass die ganze Geschichte absolut rund und durchweg überzeugend wirkt.

Durch die immer wiederkehrende Einbeziehung des Privatlebens der Mitwirkenden gelingt es der Autorin somit auch mühelos, jedem schon nach kurzer Zeit Konturen zu geben, zumal keiner von ihnen perfekt ist und sie alle durchweg authentisch gezeichnet sind. So haben Kommissar Moser, wie auch Helmut Wagner oder Laura Campelli ihre Probleme, die sich manchmal auch auf ihre Arbeit auswirken, sich aber auch nie in den Vordergrund drängen und so die Ermittlungen und die Suche nach Emilia immer im Fokus stehen.

Fazit: Ein von der ersten Seite an absolut spannender und fesselnder Psychothriller, mit einer gut durchdachten und komplexen Story, die mit einem schlüssigen Ende überzeugen kann.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2010
Dein Wille geschehe / Joe O'Loughlin & Vincent Ruiz Bd.4
Robotham, Michael

Dein Wille geschehe / Joe O'Loughlin & Vincent Ruiz Bd.4


ausgezeichnet

„… Der Klang einer zerbrechenden Seele …“

Weil sein Freund und Kollege Bruno Kaufmann keine Zeit hat, die Polizei von Bristol bei einem Selbstmordversuch als psychologischer Berater zu unterstützen, muss der Psychologe Joe O’Loughlin den schwierigen Job übernehmen. Doch alle seine Versuche bleiben erfolglos und er muss mit ansehen, wie sich eine Frau nackt, nur mit einem Handy am Ohr, von einer Brücke zu Tode stürzt. Alles spricht für Selbstmord, doch Joe hat seine Zweifel. Als am nächsten Tag die 16-jährige Tochter der Toten bei ihm auftaucht und ihn um Unterstützung bittet, beginnt er mit Nachforschungen. Dabei findet er heraus, dass Christine Wheeler eine lebenslustige, positiv denkende Frau war, die nach meiner ihrer Tochter Darcy und ihrer Freunde niemals Selbstmord begehen würde. Bei DI Veronica Cray stößt er mit seinen Vermutungen jedoch auf taube Ohren, bis sich wieder eine Frau umbringt, sich die Abläufe des Selbstmords ähneln und sich zeigt, dass Sylvia Furness eine Freundin von Christine war.

Zusammen mit seinem Freund Vincent Ruiz, einem pensionierten Detective setzt der an Parkinson erkrankte Joe seine Ermittlungen fort und unterstützt mit seinem Fachwissen das Team um DI Cray. Langsam entwickelt sich ein Muster heraus, vor allem, als noch eine Frau in den Selbstmord getrieben werden soll. Irgendwie gelingt es dem Mörder, nur mithilfe seines Willens die Frauen davon zu überzeugen, sich selbst zu töten. Bald schon ermitteln die Beamten einen Verdächtigen, doch dieser taucht unter und spielt sein perfides Spiel mit der Polizei und mit Joe, bis es zur Katastrophe für Joe kommt.

Erschreckend, beklemmend und überzeugend beschreibt Michael Robotham die Szenen, in denen der Serientäter den Frauen seinen Willen aufzwängt, was zudem noch einen realistischen Effekt hat, nachdem man im Anhang liest, dass die Idee des Thrillers auf wahren Begebenheiten beruht.

Die in der Ich-Form geschriebenen Gedanken des Mörders erwecken beim Lesen das Gefühl von Wut über seine selbstgerechte, morbide Art, aber auch eine gewisse Form von Ungläubigkeit darüber, dass es ihm alleine durch seine Stimme und seinen Worten so mühelos gelingt, den Frauen seinen Willen aufzuzwingen. Bei dem Täter handelt es sich um einen eindeutig seelisch kranken Menschen, der seine Verhörkenntnisse, welche er beim Militär erhalten hat, geschickt für sich auszunutzen versteht.

Bereits sehr früh ist klar, um wen es sich bei dem Mörder handelt, doch dies nimmt dem Thriller in keiner Weise die Spannung, da nun ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei und Joe O’Loughlin beginnt, dass der Täter auch noch zum Ende hin geschickt für sich auszunutzen versteht.

Joe O’Loughlin unterrichtet seit seiner Parkinson-Erkrankung nur noch gelegentlich als Professor an der Universität und kümmert sich ansonsten um seine zwei Töchter, während seine Frau Julianne oft dienstlich unterwegs ist. Mr. Parkinson, wie er seine Krankheit nennt, hat ihn melancholischer, grüblerischer und nachdenklicher gemacht und doch geht er meist sehr sachlich damit um, oft auch gemixt mit einem guten Schuss Galgenhumor. Die Handlungsstränge, bei denen Joe zusammen mit dem Ex-Polizisten Vincent Ruiz, der mit einem staubtrockenen Humor gesegnet ist, ermittelt, sind stellenweise etwas humoristisch angelegt und die häufigen Kabbeleien der Beiden lockern die bedrückende Stimmung des Thrillers immer mal wieder ein wenig auf, was man beim Lesen dankbar annimmt.

Der Thriller ist von Anfang an extrem spannend und komplex angelegt, zumal die Beweggründe des Mörders für einen lange nicht ersichtlich sind. Durch die ständigen Szenenwechsel zwischen den Erzählungen von Joe und der makabren, kranken und sadistischen Gedankenwelt des Täters gelingt es Michael Robotham durchweg, die Story sehr fesselnd, bildhaft und flüssig in Szene zu setzen. Zumal es ihm auch mühelos gelingt, allen Mitwirkenden einen facettenreichen Charakter zu geben. Zum Schluss hin zieht der Psy

9 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2010
Die Spur der Kinder
Winter, Hanna

Die Spur der Kinder


ausgezeichnet

„… Spurlos bis in alle Ewigkeit …“

Ein kleiner Junge ist spurlos bei einem Schwimmbadbesuch verschwunden. Seine Eltern haben eine weiße Lilie erhalten. Sofort klingeln bei den Kommissaren Karstens und Behrendt die Alarmglocken. Die Berliner Polizisten ermitteln bereits seit einigen Jahren an einem Fall von Kindesentführungen, bei denen die Eltern jedes Mal eine weiße Lilie erhalten und von den Kindern bis heute jede Spur fehlt. So auch bei der zweijährigen Sophie, die vor zwei Jahren von einem Spielplatz verschwunden ist, während ihr Vater auf sie aufpasste. Piet Karstens und seine Kollegin Frauke Behrendt befragen nun auch wieder die Schriftstellerin Fiona Seeberg, die Mutter von Sophie. Fiona hat das Verschwinden ihrer Tochter bis heute nicht verwunden, ertränkt ihren Schmerz im Alkohol und geht jeden Tag noch zu dem Spielplatz, von dem ihre Tochter verschwunden ist. Doch die neuen Ermittlungen rütteln sie wach und so fallen ihr nach und nach einige Merkwürdigkeiten am Verhalten ihres Verlobten Adrian auf. Hat er etwas mit der Entführung von Sophie zu tun gehabt? Und warum reagiert er so merkwürdig auf ihre neue Bekannte Theresa, die sie bei den Anonymen Alkoholikern kennen gelernt hat? Dann verschwindet wieder ein Kind aus derselben Kita, die auch Sophie besucht hatte.

Hanna Winter hält sich nicht mit viel Vorgeplänkel auf, sondern beginnt ihren Thriller sofort äußerst spannungstreibend und ihr gelingt es fast augenblicklich, eine sehr beklemmende Spannung aufzubauen. Sie erzählt ihre Story in mehreren Handlungssträngen, wobei der Fokus eindeutig bei den Erlebnissen von Fiona liegt, die Ermittlungen sind eher Nebenschauplatz, zumal kaum ein relevanter Ermittlungsansatz vorhanden ist. Und immer wieder baut sie neue Personen in ihre Handlung ein, die ganz offensichtlich etwas mit dem Fall zu tun haben, in welcher Form, bleibt jedoch bis ganz zum Schluss für den Leser ein Rätsel. Allerdings hält sich die Anzahl der Mitwirkenden in einem überschaubaren Rahmen.

So ist die Geschichte sehr komplex angelegt und sie lässt hierdurch für den Leser nicht ersichtlich werden, um wen es sich bei dem Serientäter handelt, noch welches Motiv hinter seinem Handeln steht. Geschickt fügt Hanna Winter nach und nach die losen Fäden zusammen und verknüpft sie zum Ende hin zu einer schlüssigen Story, die sogar noch eine Überraschung parat hat.

Immer wieder wird man auch über die Handlungen des Serienmörders informiert und man merkt aber auch gleich zu Anfang, dass er scheinbar nicht alleine agiert, sondern dass hier ein weitaus intelligenterer Mensch die Fäden im Hintergrund zieht und für die Entführungen der Kinder verantwortlich zu sein scheint. Diese Szenen, die ausnahmslos in einem einsam gelegenen Bungalow spielen, sind so plastisch dargestellt, dass man das Gefühl hat, sich selbst in diesem düsteren, dunklen, stinkenden Kellerloch zu befinden.

Ihr Schreibstil ist durchweg flüssig und absolut fesselnd und so gelingt es Hanna Winter hervorragend, einem die Verzweiflung, Trauer und Hoffnungslosigkeit zu vermitteln, die Fiona durch den Verlust ihrer Tochter verspürt. Hierdurch erhält man zwar sofort einen Bezug zu ihrer Protagonistin, trotzdem hat man das Gefühl, dass sie für einen nicht richtig greifbar wird. Denn auch bei Fiona wird man oft das Gefühl nicht los, dass sie die Augen vor offensichtlichen Tatsachen verschließt, möglicherweise etwas über das Verschwinden von Sophie weiß, was sie nicht wahrhaben will und eigentlich durchweg wie unter Watte verpackt ihre Umwelt noch wahrnimmt. Sie funktioniert einfach nur noch. Erst durch die Entführung weiterer Kinder wird Fiona aus ihrer Lethargie wachgerüttelt und ergreift dann auch selbst und äußerst mutig die Initiative.

Die weiteren Charaktere, angefangen von Fionas Verlobten Adrian, über Stalker Jens Zach bis hin zu ihrer Bekannten Theresa sind vielschichtig angelegt und bleiben absolut undurchsichtig. Man spürt unterschwellig, dass diese Persone

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2010
Die Gauklerin von Kaltenberg
Freidank, Julia

Die Gauklerin von Kaltenberg


sehr gut

Baiern im Jahr 1315: Eben noch war die junge Anna stinkwütend auf ihren Vater gewesen, da er sie mit seinem Gesellen Kilian verheiraten will, wobei ihr Herz doch dem jungen Burgherrn und Ritter Ulrich von Rohrbach gehört. Da brechen plötzlich mordend, vergewaltigend und plündernd österreichische und schwäbische Ritter über die die kleine Ortschaft Kaltenberg hinweg. Anna kann sich nur mit Müh und Not in letzter Sekunde auf die Burg ihres Liebhabers retten. Doch diese Sicherheit trügt, denn als sie eines Abends ein Lied aus der Carmina Burana singt, verzaubert sie mit ihrer Stimme die Gäste, was ihr den Ruf einer Hexe einbringt. Mit viel Glück und mit Hilfe von Raoul, dem schwarzen Ritter, der die Burg für sich beansprucht, kann sie fliehen. Doch auch vor Raoul kann sie nicht sicher sein, so hat sie diesen doch bei der Plünderung von Kaltenberg verflucht. Er müsste sie töten, um von dem Fluch befreit zu werden. Anna gelingt abermals die Flucht und sie wird von einem Trupp von Gauklern aufgenommen, die quer durch Baiern ziehen. Anna schließt sich ihnen an, immer in der Hoffnung, etwas über den Verfasser der Carmina zu herauszufinden, um so zu beweisen, dass diese Musik kein Teufelswerk ist. Dann wäre sie von der Schuld der Hexerei freigesprochen und könnte nach Kaltenberg und Ulrich zurückkehren.

Anschaulich schildert Julia Freidank in ihrem Debüt zum einen die beschwerliche Suche von Anna, zum anderen zeigt sie aber auch sehr deutlich die damaligen Schwierigkeiten der einfachen Leute auf. Die Fehde zwischen Ludwig IV. und Friedrich I. um die deutsche Krone zermürbt die Menschen in Baiern immer mehr. Da Kriege viel Geld kosten, sind die Abgaben der Bauern extrem hoch, sodass sie kaum noch etwas für sich und ihre Familie zum Überleben haben. Harte Winter und verregnete Sommer tun ihr übriges, dass Anfang des 14. Jahrhunderts die Menschen mehr als einmal mit einer großen Hungersnot konfrontiert werden. Bedingt hierdurch und auch durch die Unwissenheit blüht die Angst vor allem Fremden und so geht es dieser Tage schnell, jemanden der Hexerei zu beschuldigen. Zumal eine ehrenhafte Frau bekanntlich im Mittelalter ihrem Mann zu dienen und den Haushalt zu führen hat, ansonsten aber nicht in Erscheinung tritt. Gehört sie jedoch dem fahrenden Volk an, ist sie Freiwild, steht unter niemanden Schutz und kann von jedem Mann geschändet werden. Dies bekommt auch Anna mehr als einmal zu spüren.

In diese Welt entführt Julia Freidank ihre Leserschar. Man begleitet Anna auf ihrem beschwerlichen Weg, die Wahrheit über die Carmina Burana herauszufinden, lernt die damaligen politischen und kriegerischen Machenschaften zwischen Ludwig IV. und Friedrich I. kennen und erfährt so einiges über das Leben des fahrenden Volkes. Hier merkt man auch mehr als einmal, dass Julia Freidank über ein fundiertes Wissen der damaligen Zeit verfügt.

Ihre Geschichte erzählt die Autorin durchweg unterhaltsam und stellenweise richtig spannend. Ihr Schreibstil ist flüssig, farbenprächtig und gespickt mit Liedtexten des fahrenden Volkes sowie Begriffen der damaligen Zeit und so gelingt es ihr gut, einem ein Bild des mittelalterlichen Baierns zu vermitteln. Anfangs verwirren die vielen Namenserwähnungen etwas, allerdings gibt es eine Auflistung der mitwirkenden Personen, sodass man hier immer mal wieder nachschlagen kann.

Ihre Protagonistin Anna ist eine mutige, selbstbewusste und stellenweise auch ziemlich naive junge Frau, die sich auch von Rückschlägen nicht beirren lässt und ihr Ziel nie aus den Augen verliert. Raoul dagegen ist natürlich ein gutaussehender junger Ritter, der nach außen den harten Kerl gibt und innen natürlich ein weiches Herz hat. Dies wirkt stellenweise schon sehr klischeehaft und seicht, aber wenn man hierüber hinweg sieht, wird man von dem Roman gut unterhalten.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2010
Die Hure des Kaisers
Quinn, Kate

Die Hure des Kaisers


sehr gut

Die Todgeweihten grüßen dich

Rom im Jahr 81 n. Chr. Zu Ehren der Thronbesteigung von Kaiser Domitian finden im Kolosseum Gladiatorenkämpfe statt. Zu diesem Ereignis muss die 14-jährige Sklavin Thea ihre gleichaltrige, verwöhnte Herrin Lepida begleiten, obwohl sie Gewalt jeglicher Form verabscheut. Für Thea ist die Arena nur eine riesige Leichenhalle, viel lieber würde sie in ein Theater gehen, um dort der Musik zu lauschen. Während einer Vorführung wiedersetzt sich ein Gefangener den Befehlen seiner Wächter und wird niedergeschlagen. Seit Mut weckt das Interesse des Kaisers und so wird er von ihm begnadigt, um fortan als Gladiator in der Arena zu kämpfen. Und auch das Interesse von Thea an dem jungen Arius ist geweckt.

Interessant und unterhaltsam beschreibt die Autorin das Leben in Rom voller Intrigen und Oberflächlichkeit. So gibt sie ihren Lesern einen guten Einblick in das Leben einer Sklavin, vermittelt sehr gut die Machtlosigkeit gegenüber der Willkür ihrer Besitzer und zeigt auch auf, dass die Macht des Cäsars über allem steht, er nach Gutdünken über Leben und Tod entscheiden kann und diese Macht auch nur zu gerne ausübt. Auch den Gladiatorenkämpfen im Kolosseum gewährt Kate Quinn stellenweise viel Raum, sodass man sich die Brutalität dieser Spiele gut vorstellen kann, ohne dabei langatmig zu werden. Und so gelingt es ihr schon nach kurzer Zeit, einen in das Leben der damaligen Zeit eintauchen zu lassen.

Die Geschichte von Thea und Arius, sowie von Lepida und deren Familie umfasst eine Zeitspanne von rund 15 Jahren. Und das ereignisreiche, gefahrvolle Leben dieser Figuren ist durchweg atmosphärisch dicht umgesetzt und stellenweise auch richtig spannend erzählt, besonders zum Ende hin. Der Schreibstil der Autorin ist prall, farbenprächtig, schnörkellos und sehr modern gehalten.

Ihre Figuren lässt sie abwechselnd immer selbst zu Wort kommen. So erlebt man die Welt Roms zur damaligen Zeit mal aus Sicht von Thea, dann wieder aus Sicht von Lepida, wobei dieser anfangs viel Raum zuteilwird. Erst zur Mitte hin überwiegt die Geschichte von Thea und Arius wieder, wobei die Handlungsstränge sich immer wieder verknüpfen und man ständig über das weitere Leben der einzelnen Figuren informiert ist.

Thea ist ein junges, musikbegabtes, intelligentes Mädchen jüdischer Herkunft, welches bereits in ihrem kurzen Leben schon viel Schlimmes erleben musste, sodass sie erfahren und abgeklärt wirkt, aber auch ihre Verletzlichkeit ist durchweg zu spüren. Der junge Brite Arius ist ein sehr verschlossener, ungestümer, wilder, junger Mann, dem über weite Strecken des Buches hin ein Hauch der Unsterblichkeit anhaftet, was manchmal schon etwas unglaubwürdig wirkt.

Neben diesen beiden Figuren gibt es natürlich auch die entsprechende Gegenspielerin. Diese Rolle hat die junge Lepida Pollia inne. Die Wege von Thea und der intriganten, machthungrigen Ehefrau des Senators Marcus Norbanus kreuzen sich immer wieder und Lepida lässt kaum eine Möglichkeit aus, Thea zu schaden. Zusätzlich gibt es noch einen Nebenstrang, in dem Julia, die Nichte des Kaisers Domitian, zu Wort kommt. Inwieweit diese, scheinbar nicht recht zur Geschichte passende Nebenhandlung, zum Roman gehört, erfährt man erst ziemlich zum Schluss.

Auch die weiteren Figuren, angefangen vom freundlichen, weisen Senator Marcus Norbanus, wie auch dessen ehrenhafter, treuer Sohn Paulinus (Präfekt der Prätorianergarde) und ganz besonders die Figur von Kaiser Domitian, sind durchweg sehr facettenreich und lebendig angelegt und überzeugen von Anfang an.

Fazit: Kate Quinn ist mit ihrem Debüt ein opulenter, unterhaltsamer und modern erzählter Roman gelungen, der von der ersten Seite an wunderbar unterhält.

Bewertung vom 11.06.2010
Entrissen / Marina Esposito Bd.1
Carver, Tania

Entrissen / Marina Esposito Bd.1


ausgezeichnet

Was als fröhliche Babyparty für die junge, hochschwangere Grundschullehrerin Claire gedacht war, endet in einem Alptraum. Am nächsten Tag werden sie und ihre Freundin Julie tot in Claires Wohnung aufgefunden. Und das Unvorstellbare dabei: Nicht nur dass die beiden Frauen grausam ermordet wurden, nein auch das ungeborene Baby von Claire ist spurlos verschwunden. DI Phil Brennan und sein Team vermuten hinter der Tat einen Serienmörder, denn bereits schon bei zwei anderen ermordeten Frauen wurden deren ungeborene Babys aus ihrem Bauch entfernt. Um sich ein Bild von dem Mörder zu machen, wird die forensische Psychologin Marina Esposito hinzugezogen. Doch was Phil und sein Team nicht wissen: Marina ist ebenfalls schwanger und sie steht auf der Liste des Mörders.

In dem kleinen englischen Städtchen Colchester lässt es sich eigentlich angenehm leben, würde hier nicht ein Serienmörder seit einigen Monaten auf grausame Weise sein Unwesen treiben. Ganz offensichtlich ist er auf der Suche nach einem lebensfähigen Baby und sieht die werdenden Mütter nur als „Gebärmaschinen“ an. Da davon auszugehen ist, dass das Baby von Claire noch leben könnte, steht die Polizei von Colchester unter einem extrem zeitlichen Druck. Schnell ist auch ein Verdächtiger ausgemacht, doch die Psychologin Marina Esposito ist von seiner Unschuld überzeugt.

Praktisch von der ersten Seite an gelingt es Tania Carver in ihrem Thrillerdebüt eine extrem hohe Spannung aufzubauen, die mühelos anhält und ihr gelingt es sogar noch, diese zum Ende hin noch einmal zu steigern. Durch das wirklich nicht ganz einfach zu verdauende Thema ist die Stimmung des Thrillers durchweg beklemmend, allerdings hält sich die Autorin bei den Detailbeschreibungen der Morde einigermaßen zurück, trotzdem braucht man für diesen Thriller schon ziemlich starke Nerven.

Die Hintergründe der Morde wie auch die Täter selbst kommen schon recht schnell selbst zu Wort und so erhält man nach und nach eine gute Vorstellung von ihnen. Und diese Beschreibungen sind stellenweise so emotional, traurig, grausam und unvorstellbar, dass man einfach nur noch geschockt das Buch zur Seite legen möchte, dann aber einem die eigene morbide Neugier zurück zum Thriller treibt.

So sind der Autorin ihre Charaktere wirklich hervorragend gelungen, überzeugen von Anfang an und was ganz wichtig ist: Sie überraschen einen. Sie sind alle durchweg facettenreich und vielschichtig angelegt und zudem gelingt es Tania Carver sehr gut, hier eine sehr gute Mischung zwischen dem Privatleben der Mitwirkenden und den Ermittlungen rund um die Morde herzustellen. So wird durch die gelegentlichen privaten Informationen zu den einzelnen Charakteren die Spannung etwas herausgenommen, um im nächsten Kapitel dann wieder richtig anzuziehen. So gönnt die Autorin ihrer Leserschar wenigsten ab und an mal eine kleine Verschnaufpause.

Klar ist die Story überzogen, aber genau das erwartet man auch von einem guten Thriller. Die Geschichte ist von Anfang an extrem spannend, logisch umgesetzt und überrascht mit einem Ende, das so absolut nicht vorhersehbar war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2010
Der Augensammler
Fitzek, Sebastian

Der Augensammler


sehr gut

Verstecken spielen

Schon seit Monaten werden in Berlin immer wieder Mütter ermordet und deren Kinder entführt. Dem Vater bleiben genau 45 Stunden und 7 Minuten Zeit, sein Kind wieder zu finden, was bisher noch nie gelungen ist. Immer findet man kurz nach Ablauf des Ultimatums das getötete Kind, dem das linke Auge fehlt. Die Arbeit der Kripo Berlin war bisher erfolglos. Der ehemalige Polizeibeamter und heutige Reporter Alexander Zorbach verfolgt die Taten des Augensammlers aufmerksam und berichtet regelmäßig darüber. An einem Dezembermorgen schlägt der Augensammler wieder zu und Zorbach ist als erster Reporter vor Ort. Als dann auch noch die blinde Therapeutin Alina Kontakt mit ihm aufnimmt, muss Zorbach bald feststellen, dass er stärker in den Fall eingebunden ist, als im lieb ist und der Countdown läuft erbarmungslos ab. Ein Wettlauf um das Leben der versteckten Kinder beginnt.

Sebastian Fitzek lässt in seinem neuesten Psychothriller nicht nur seinen Protagonisten Alexander Zorbach zu Wort kommen, sondern schildert die Story aus Sicht der verschiedenen Mitwirkenden. So erhält man nach und nach ein recht gutes Bild der einzelnen Hauptakteure sowie deren Sicht zu der Geschichte. Die Kapitel wie auch die Seitenzahlen sind in umgekehrter Reihenfolge aufgelistet und der Prolog wird von Alexander Zorbach sehr dramatisch erzählt, dies sorgt gleich von Anfang an dazu, dass eine gewisse Grundspannung herrscht. Der Thriller ist durchweg nachvollziehbar angelegt und überrascht auch des Öfteren mit einigen interessanten Szenen, die beim Lesen immer wieder ein ziemlich beklemmendes Gefühl hervorrufen.

Die Spannung hält durchweg an, allerdings ist schon sehr bald ersichtlich, wie der Psychothriller endet, da Sebastian Fitzek hier einfach zu offensichtliche Hinweise gibt. Dieses Wissen nimmt doch die Spannung etwas heraus, vor allem, da man sich immer wieder fragt, warum diese Hinweise seinem Protagonisten nicht schon längst aufgefallen sind. Manche Szenen fand ich auch einfach zu überzogen und realitätsfremd, gerade in Bezug auf die Person des Kommissars Scholle, die für den Verlauf der Geschichte so auch nicht relevant sind und durchaus realistischer hätten dargestellt werden können.

Die Figur der blinden Alina ist Sebastian Fitzek gut gelungen. So schildert er überzeugend ihr Leben als Blinde, räumt mit einigen Klischees auf und hat seinem Protagonisten eine selbstbewusste, mutige, sympathische junge Frau zur Seite gestellt. Die Gründe für das Handeln des Augesammlers werden während des Thrillers schon angedeutet und zum Schluss dann schlüssig geklärt, wobei das Ende hier auch wieder für eine Überraschung gut ist. Auch alle weiteren Mitwirkenden, allen voran natürlich die Figur des Alexander Zorbach, sind detailreich und stellenweise natürlich auch etwas undurchsichtig dargestellt.

Alles in allem ein rasant erzählter Thriller, der durch den früh zu erkennenden Ausgang der Geschichte etwas an Spannung einbüßt.

7 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.