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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2019
Letzte Rettung: Paris
deWitt, Patrick

Letzte Rettung: Paris


gut

Schräg, skurril und irrsinnig 'lustig'

Frances Price ist eine vom Luxus verwöhnte Witwe eines, wie sollte es auch anders sein, sehr reichen Mannes und so sieht ihr Leben nach dessen Ableben genauso Gelddurchsetzt und versehen mit allem 'vom feinsten' aus. Doch irgendwann kommt für sie und ihren inzwischen erwachsenen, noch bei ihr lebenden Sohn Malcom die Nachricht; das Geld ist aufgebraucht. Und was nun. Frances, Malcom und Kater Kleiner Frank, die angebliche Reinkarnation des dahingeschiedenen Ehemanns, bekommen das Angebot einer Freundin, kostenlos in deren Apartement zu leben und das befindet sich in Paris. Per Schiff machen sich die drei auf, um sich in der Stadt der Liebe ein neues Leben aufzubauen. Dort angekommen, ist plötzlich der Kater weg. War die Geschichte bisher schon schräg, so erblüht vor unseren Augen nun ein absolut skurriles und von schwarzem Humor durchzogenes Treiben, denn natürlich muss 'Kleiner Frank' wieder her. Und dafür kann man einfach nicht genug Hilfe bekommen und so sammeln Mutter und Sohn auf ihrer Suche jede Menge echt komische Menschen auf, die meistens weit entfernt von Logik und Normalität, aber extrem unterhaltsam und lebendig agieren. Das Ganze ist total verrückt und beschreiben hilft nicht wirklich. Hier muss man einfach loslesen. Bücher, die skurril und schräg sein wollen, gibt es viele, aber meistens läuft sich die Sache dann doch irgendwie tot, bzw. der Story geht die Luft aus. Hier ist das nicht so und genau deshalb ist 'Letzte Rettung Paris' wahrscheinlich auch ein solcher Überraschungserfolg geworden. Hier kann man Spaß haben, ohne das man irgendwann die Lust daran verliert und dann ist da ja noch der Gedanke, dass die Geschichte ja eigentlich durchaus ernste eher tragische Züge mit sich führt. Aber das nur so am Rande. Ich wünsche auf jeden Fall skurril gute Unterhaltung und viel Spaß. Mit Garantie.

Bewertung vom 05.09.2019
Verratenes Land
Iles, Greg

Verratenes Land


sehr gut

Das Sagen hat eine kleine mächtige Gruppe hier in der Stadt

Der Journalist Marshall McEwan, unter anderem mit dem Pulitzerpreisausgezeichnet, kehrt in seine Heimatstadt Bienville, Mississippi, zurück. 26 Jahre ist es her, seit er dieses Südstaatenstädtchen verlassen hat und, wie sich bald herausstellt, es ist irgendwie vieles beim alten geblieben. Die Strippenzieher, die hier den Abläufen des wirtschafltlichen und politischen Lebens ihren Stempel aufdrücken, getragen von Machtstreben und Profit, es sind immer noch dieselben, versteckt unter dem Deckmäntelchen eines kleinen Pokerclubs. Eigentlich wollte McEwan nur einen Versuch unternehmen, sich mit seinem im Sterben liegenden Vater, der ihm als Junge keinerlei Beachtung geschenkt hat, auszusprechen, aber als dann der Archäologe Buch Ferris, sein Ziehvater, umkommt, macht er sich an die Aufklärung des Falls. Ferris stand mit seinen Funden der Ansiedlung einer Papierfabrik im Weg, die neuen Aufschwung und Arbeitsplätze verspricht. Der Journalist stößt bei seinen Nachforschungen auf das korrupte Dickicht einer intreganten kleinen Gesellschaft, tief verwurzelt in den Strukturen der 'Südstaaten'-Welt, aber auch seine bitteren, fast schon traumatischen Erinnerungen an die Zeit der Kindheit brechen wieder auf und zwingen ihn dazu, sich den Trümmern seines eigenen Erwachsenenlebens, die mit einer zerbrochenen Ehe und dem Ertrinken seines zweijährigen Sohns vor ihm liegen, auseinander zu setzen.
Die Geschichte, die hier in gut 800 Seiten erzählt wird, gleicht einem gesellschaftlichen und persönlichen Sittengemälde einer USA und speziell ihrer Südstaatenwelt, absolut echt, präsent und aktuell und doch, welch erschreckende Erkenntnis, unter den selben Strukturen leidend, wie das schon sehr sehr lange der Fall ist.
Ich fand das Buch äußerst packend, sowohl im persönlichen wie auch auf der übergeordneten Ebene, da beides in einer ausgeglichenen Balance zum Tragen kommt. Am Schlußteil musste ich etwas 'knabbern, aber letztendlich hat auch das gepasst. Und so ist 'Verratenes Land' ein beachtenswertes Romanwerk geworden. Sehr zu empfehlen, denn an 'diesem Land' kommt niemand vorbei.

Bewertung vom 04.09.2019
Über die Grenze
Lunde, Maja

Über die Grenze


sehr gut

Zwei kleine norwegische Helden in den Zeiten von Krieg

Die 10-jährige Gerda und ihr älterer Bruder, der 12-jährige Otto, leben in Norwegen. Es ist das Jahr 1942 und richtig schlimmer Krieg in einigen Ländern. In Norwegen wird nicht so richtig gekämpft, aber die entscheidende Macht, die Deutschen, sind hier eingezogen und bestimmen jetzt, was die Menschen zu tun haben und wer in 'Lager' gebracht wird, weil die Chefs aus Deutschland beschlossen haben, das z.B. Menschen mit jüdischer Religion, böse sind und man sie einsperren muss und mehr. Der Vater von Gerda und Otto ist der Arzt des Ortes und er und die Mutter der beiden verstecken zwei Geschwister, die eben Juden sind, in ihrem Keller. Sie sollen bald über die Grenze nach Schweden fliehen, denn dort wartet ihr Vater auf sie und dort ist es für sie sicher. Gerda und Otto wissen erst nichts von den beiden. Doch dann passiert etwas unvorhergesehenes. Die Eltern werden von der Polizei mitgenommen und nun ist an den Geschwistern, all ihren Mut zusammen zu nehmen und Sarah und Daniel, so heißen die beiden jüdischen Kinder nämlich, zu retten, indem sie versuchen, Erwachsene zu finden, die ihnen über die Grenze zu helfen. Oder vielleicht müssen sie es sogar selbst tun, wenn es gar nicht anders geht.
Es ist ein aufregendes Abenteuer, das die vier Kinder hier erwartet und es geht um sehr viel, um die Sicherheit von Gerdas und Ottos neuen jüdischen Freunden. Was sonst auf diese wartet, wissen sie nicht so genau, aber es kann etwas richtig schlimmes sein. Die Geschichte ist sehr realistisch, sozusagen auf Augenhöhe dessen, was die Kinder empfinden, geschrieben. Im Hintergrund schwingen stets die sehr gefährlichen Gegebenheiten der Verfolgung der durch die, von den Deutschen gesteuerten, Polizei mit, aber auch das Gefühl eines sehr spannenden Abenteuers aus Kindersicht bekommt hier genug Raum. Das Buch, für Kinder ab 9 Jahren gedacht, ist sehr passend auf diese Zielgruppe abgestimmt und ein guter Einstieg in das Thema Krieg und nationalistische Ideologien rund um die Zeit des zweiten Weltkriegs. Aber ganz vorne weg, die Geschichte bietet richtig gute spannende Unterhaltung und auch der Spaß kommt keinesfalls zu kurz.
Und die Fragen, die ja, durchaus auch gewünscht, bei den Kindern aufkommen, dafür sind Eltern oder Schule ja sicherlich nicht weit.

Bewertung vom 27.08.2019
Sal
Kitson, Mick

Sal


sehr gut

Aus Liebe zur Schwester und mit ganz viel Stärke

Sal ist 13 Jahre alt und ihr Handeln ist schon sehr erwachsen und beeindruckend dazu. Sie hat eine jüngere Schwester, die neunjährige Peppa. Sie sorgt für sie wie eine Mutter und versucht, ihr eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Und das ist gar nicht einfach, denn die tatsächliche Mutter der beiden ist Alkoholikerin und seitdem deren neuer Freund eingezogen ist, ist alles so richtig schlimm geworden. Zudem, dieser Freund 'besucht' Sal immer wieder in ihrem Zimmer und erzählen darf sie davon natürlich nichts, denn ihr wird gedroht, sonst würden die Schwestern für immer getrennt und ihrer Mutter weggenommen. Und dann beschließt Sal, mit Peppa wegzugehen, sich im Wald zu verstecken und dort zu leben. Sie plant alles sehr detailliert und durchdacht über einen Zeitraum von nahezu einem Jahr. Und dann ist es schließlich so weit, denn Peppa wird bald zehn und Mamas Freund will dann auch zu ihr ins Zimmer kommen. Wie dieses Mädchen ihren Plan umsetzt, die Fürsorge, mit der sie ihre kleine Schwester umsorgt und ihr 'Überleben' im Wald mit Unterschlupf bauen, Jagen, Feuer machen und Fallen bauen bewerkstelligt, das zu verfolgen, ist schon besonders und man ist sehr nahe dran an diesem erwachsenen Kind, dass so stark sein muss und unter der Bürde der Verantwortung dann irgendwann doch fast zusammenbricht. Aber dann bekommt sie zumindest ein bisschen Hilfe und auch das Gefühl, dass einem ein anderer Erwachsener zugeneigt ist und einem menschliche Wärme schenkt, wenn man sie braucht. Mir hat dieses Buch mit seiner Hauptperson Sal und deren Geschichte bis hin zum sehr passenden Ende sehr gut gefallen. Der Roman liest sich sehr fließend und, ist man erst mal dabei, würde man den Text am liebsten in einem durch lesen. Es ist einem dann schon richtig wichtig, zu erfahren, wie Sals Leben weitergehen 'kann'.

Bewertung vom 21.08.2019
Auf Erden sind wir kurz grandios
Vuong, Ocean

Auf Erden sind wir kurz grandios


ausgezeichnet

Mein besonderer Brief an dich, meine Mutter

Ein Sohn schreibt einen Brief an seine Mutter. Er öffnet ihr darin seine Seele, ehrlicher, echter und schonungsloser allem gegenüber, was mit ihm in seinem bisherigen noch jungen Leben in Berührung kam. Zusammen mit seiner Mutter reist er als kleines Kind aus Vietnam in die USA ein, nach Connecticut, wo seine Großmutter und der amerikanische Vater seiner Mutter leben. Seine Mutter spricht kaum amerikanisch und ihr Leben pendelt zwischen der lebenslangen harten Art in einem Nagelstudio und ihrem Zuhause, in dem der Junge in der vietnamesischen Sprache mit vietnamesischem Essen und viel vietnamesischem Denken aufwächst. Aber er erlebt natürlich auch die amerikanische Welt 'da draußen', lebt in ihr und mit den Menschen darin. Und er findet einen Freund, Trevor; den Freund, mit dem er so viel teilt, nur sie beide.
Der Autor/dieser Junge, er erzählt seine Geschichte, berührend und durchzogen von feiner Poesie, so grandios und irgendwie kaum beschreibbar, meisterhaft in diesem Brief, den seine Mutter nicht lesen kann. Warum, weil sie nicht lesen kann.
Dieser Roman ist ein besonderes Buch und man erfährt und erfasst dies nur, wenn man es liest. Und daher sollte man genau das tun.

Bewertung vom 17.08.2019
Ein Lied von Liebe und Verrat
Brown, James William

Ein Lied von Liebe und Verrat


sehr gut

Ein authentischer Kassettenmitschnitt mit berührenden Lebenserinnerungen

Aliki, Takis und Stelios sind fast noch Kinder, als sie in den letzten Kriegsjahren des zweiten Weltkriegs sowohl ihre Väter wie auch einige Zeit später ihre Mütter verlieren. Bis dahin hatten sie in einem kleinen Dorf in Griechenland gelebt und ihr dortiges Leben wird sehr authentisch und ohne Aussparen der Grausamkeiten, die der Krieg so mit sich bringt, beschrieben. Und auch die anderen Bewohner des Ortes werden sehr emotional berührend in das Gesamtgeschehen mit eingebunden. Nachdem die drei nun völlig allein dastehen, beschließen sie, alles hinter sich zu lassen. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie von nun an durch Vorführungen kleiner Geschichten mit einem selbst gebauten Schattentheater und bringen so etwas Freude in die Herzen der vom Krieg abgestumpften und gezeichneten Menschen. Und auch sie selbst haben in dieser Zeit nicht nur mit den äußeren Umständen des Krieges zu kämpfen, auch die Gefühlswelt zwischen den drei eigentlich eng verbundenen Freunden ist emotional durch die Liebe, ob erfüllt oder unerfüllt, das starke Gefühl von Verantwortung gerade von Seiten von Aliki und die durchaus auch starken negativen Emotionen sehr belastet.
Erzählt wird diese Geschichte auf eine sehr besondere Art, durch einen Kassettenmitschnitt, auf dem die inzwischen alt gewordenen Aliki von diesen prägenden und gravierenden Jahren berichtet. Manchmal vergisst man dabei , dass da praktisch eine Kassette läuft, aber das Thematisieren der Kassettenwechsel und die auf diese Weise geschickte Einbeziehung der Dinge im hier und jetzt, gibt dem Roman eine zusätzliche Facette an der 'gelungenen Gesamtheit eines Lebens'. Und das damit zugleich einhergehende beruhigende Dazwischenschalten eines 'puffernden Mediums' macht dieses 'Lied von Liebe und Verrat' zu einem absolut gelungenen Romanwerk, das den Leser genau im richtigen Maße einbindet in 'dieses Leben'. Ich fühle nach Beenden dieses Buches, dass ich hier eine sehr wertige Geschichte habe lesen dürfen. Ich kann den Roman nur empfehlen.

Bewertung vom 24.07.2019
Das Rezept unserer Freundschaft
Killoren, Kelly

Das Rezept unserer Freundschaft


gut

Der Genuss des Essens und das Leben

Billy lebt in New York, hat drei wirkliche Freundinnen und einen 'irgendwie Freund' noch dazu. Nach außen hin sieht ihr Leben ziemlich in Ordnung aus, doch der Schein trügt. Die ehemalige Restaurant-Kritikerin ist quasi arbeitslos, ob Brett wirklich der Freund sein soll, sie weiß es nicht und mit ihren reichen Freundinnen kann sie in ihrer Lage beim 'gemeinsamen Spaß haben' einfach nicht mehr mithalten. Die Hochzeit ihrer Freundin Lotta mit einem tollen Essen und dessen kreativem Erzeuger, dem jungen ambitionierten Koch Ethan sind der lange überfällige Auslöser für den Entschluss, etwas in ihrem Leben zu ändern. Und so folgt sie dem jungen Mann ins ländliche Hudson Valley und macht ihre Leidenschaft fürs Kochen nun endlich zum Beruf. Sie lernt eine Menge neuer Leute kennen, aber auch ihre Freundinnen klopfen wieder bei ihr an und sind erneut Bestandteil ihres Lebens, mit all den kleinen und großen Dramen rund um Mann, Geld, Beruf und natürlich der Liebe.
Ein wunderbar leichter, aber nicht oberflächlicher Roman, rund um all das, was das Leben so ausmacht. Und ganz vorne weg das Thema Essen, das nun einmal Leib und Seele zusammen hält und jede Menge Genuss, Harmonie und Ruhe schenkt. Und gerade davon kommt ganz viel rüber, sehr überzeugend, wunderbar nachvollziehbar und das ein oder andere Mal rezeptmäßig auch zum Nachkochen geeignet. Ich hatte viel Freude bei dieser Lektüre und kann die Geschichte als kurzweilige Leseunterhaltung nur empfehlen.

Bewertung vom 09.07.2019
Das Licht der Toskana
Mayes, Frances

Das Licht der Toskana


gut

Idyllische Toskanawelt

Susan, Julia und Camille haben beschlossen, ihre bisherigen Leben hinter sich zu lassen und wenn auch schon in einem etwas fortgeschritteneren Alter, einen Neuanfang in der herrlichen Toskana zu wagen. Aus dem Nachbarhaus heraus werden sie von Kit, einer amerikanischen Schriftstellerin, die ihr Glück hier bereits gefunden hat, beim Einzug beobachtet und wenig später herzlich willkommen geheißen. Schon bald wird aus dem Trio ein freundschaftlich sehr verbundenes Quartett. Jeder erfüllt sich seine schon lange gehegten meist kreativen Träume und alles ist 'gut und wunderbar'. Und genau dies ist auch der Tenor des ganzen Buches. Die Landschaft einfach unbeschreiblich, die Freundschaft gedeiht, die Träume gehen allesamt in Erfüllung und die italienische Nachbarschaft nimmt die Zugezogenen hocherfreut in ihre Gemeinschaft auf.
Noch nie habe ich einen Roman gelesen, der so unbeirrt positiv rüber kommt. Nicht ein Wölkchen am Himmel, nicht die Andeutung eines Schattens bei der gemeinsamen Lebenszeit der vier agilen Frauen, Bei der Länge des Buches hat man sich da schon manchmal gefragt, ob man ein so unrealistisches Leben denn wirklich haben wollte, wenn man eben könnte. Aber dann kommt man doch wieder zu der Einsicht, man sollte die Feste feiern wie sie fallen, in diesem Fall sich an dieser idyllischen Beschaulichkeit erfreuen und entspannen, denn das ist ja durchaus auch einmal von Nöten. Und wenn am Ende dieser sonnenüberfluteten Freundinnengeschichte der Buchdeckel zugeklappt wird, dann hat man es ja wieder, das reale Leben. Also mir hat das Buch Spaß gemacht, hat einfach gerade so gepasst.

Bewertung vom 08.07.2019
Die Nickel Boys
Whitehead, Colson

Die Nickel Boys


ausgezeichnet

Die schockierende Rassendiskriminierung in den USA der 1960er Jahre, hautnah

Elwood lebt in einer kleinen US-amerikanischen Stadt in den 1960er Jahren. Er wächst bei seiner Großumtter auf, die ihn umsorgt und aufpasst, dass er nur 'guten Umgang' hat. In der Schule ist er der Beste und erhält so die Chance, bald Kurse am College besuchen zu dürfen. Das ist etwas besonderes, denn Elwood ist schwarz und die Rassendiskriminierung in dieser Zeit ist immer noch stark ausgeprägt. Doch dann lässt Elwood sich von einem Auto ein Stück mitnehmen, dessen Fahrer ein Autodieb ist und dieser wird zusammen mit dem Jungen auf dem Beifahrersitz erwischt. Elwood landet in einer Jungenbesserungsanstalt, der Nickel Academy. Als er dort eintrifft, hofft er, dieses ungute Kapitel deines Lebens bald hinter sich gebracht zu haben und sein altes Leben wieder aufnehmen zu können. Doch sehr bald merkt er, wo er hier gelandet ist. Die Trennung und die unterschiedliche Behandlung von Schwarzen und Weißen ist hier genauso gegeben und spiegelt die Welt 'da draußen' wieder, nur weitaus krasser, brutal, willkürlich bis zu Auswüchsen, die das Töten und Verschwinden lassen von einigen dieser Jungen zur Folge habt. Elwoods Schicksal in dieser Einrichtung, wie er sich nach anfänglichem Aufbäumen gegen die absolute Rechtlosigkeit und Ungerechtigkeit einfindet in dieses System, sich aber 'insgeheim' doch nicht brechen lässt, das wird hier erzählt auf eine trotz allem ruhige, nur bedingt emotionale Weise. Es ist einfach so, aber so ist es dann auch sehr wirklich.
Der Autor Colson Whitehead, Pulitzerpreisträger von 2017, nimmt sich dieses Themas an, ausgehend von den tatsächlich in dieser Zeit vorhandenen Academies, deren ganzes Ausmaß an menschlicher Entwürdigung erst viele Jahre später aufgedeckt und öffentlich gemacht wird. Hier wurden Menschen gebrochen fürs Leben, wenn sie denn überlebt haben. Whiteheads Geschichte ist, wie nicht anders zu erwarten, absolut gut, packend in seiner Realität, für die einzelnen Personen und auch für das Gesamte Konstrukt. Und dann, als sich das Buch schon dem Ende nähert und man als Leser sozusagen 'schon ein bisschen die Deckung runter genommen hat', da passiert es. Die Wendung, die Whitehead der Geschichte hier in nur wenigen Sätzen gibt, nimmt einem regelrecht den Atem und ist wie ein Schlag in die Magengrube. Und Unfassbar gut! Aus einem sehr guten Buch wird ein kleines Meisterwerk, das noch lange nachwirkt, zumindest bei mir.

Bewertung vom 03.07.2019
Ceviche. Das Kochbuch
Danilo, Juan

Ceviche. Das Kochbuch


ausgezeichnet

Peruanische Tradition mit ganz viel Kultur und Geschichte

Ceviche in seiner Einfachheit aus Fisch, Salz und Säure kreiert, hat in Peru einen langen tief verwurzelten Werdegang bis hin zu der bunten Vielfalt an Varianten, die seit einiger Zeit hinausziehen in die Welt und hier begeistert aufgenommen werden von den Menschen aller Kontinente. Und hier ist es nun, das ultimative Kochbuch dazu, mit der ganzen wunderbaren Ceviche-Vielfalt, die dieses Land geprägt durch seine Einwohner und die etwas später zugewanderte asiatische Bevölkerung, hervorgebracht hat und dargeboten durch den Deutsch-peruanischen Spitzenkoch Juan Danilo. Toll illustriert und mit jeder Menge begleitender Geschichte versehen, erfährt man hier eine herrliche Bilderpracht und natürlich einfach absolut originelle Ceviche-Gerichte für jeden Geschmack. Die Zubereitung ist zudem denkbar einfach und Adressen für die spezielleren Zutaten sind natürlich auch dabei.
Mich hat dieses wohl durchdachte wunderbare 'Kochbuch' in jeder Beziehung überzeugt. Hier wurde mit ganz viel Liebe und Sorgfalt für eine würdige Darbietung dieses Peruanischen Nationalgerichts gearbeitet und dabei seine tief verwurzelte Tradition in der gesamten Bevölkerung ihres Landes hochgehalten.