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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2519 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2022
Gärten, Gift und tote Männer
Blasl, Klaudia

Gärten, Gift und tote Männer


ausgezeichnet

Diese wortwitzige Krimödie mit giftigem Geschehen ist pures Lesevergnügen

Im idyllischen Oberdistelbrunn trifft sich der Lesezirkel einer Frauengruppe samt Pfarrer als plötzlich Bauer Gustl auftaucht und vom Pfarrer eine Teufelsaustreibung an seinen Hühnern verlangt. Ehe alle den Ernst der Lage begriffen haben, fällt Gustl um und verstirbt kurz darauf. Angeblich ein Infarkt, aber die heilkundige Pauline tippt eher auf Gift. Als dann der Pfarrer verschwindet und eine weitere Leiche gefunden wird, sind Pauline und ihre Freundinnen längst auf der Suche nach dem Giftmörder.

Es fing schon übel an und war sicher ein böses Zeichen, als bei Paulines Nachbarin Berta im Garten eine wahre Maulwurfgrillenmisere abläuft. Was zunächst nur ein Kampf gegen Ungeziefer begann, wechselte dann die Seiten und wurde eine gefährliche Suche nach einem Giftmörder. Denn das ungewöhnliche Ableben von Bauer Gustl war definitiv kein Infarkt wie die Meinung der örtlichen dumpfbackigen Polizei lautet. Dann verschwindet der Pfarrer und es gibt weitere Tote. Den Ernst der Lage haben die Damen schon längst erkannt und die Nachforschungen locken sie aus der Komfortzone ihres Gartens hervor. Paulines profundes Kräuter- und Giftpflanzenwissen hilft und Bertas pfiffige Art, die Dinge zu betrachten, zu analysieren und an Informationen zu gelangen, bringt die Damen näher an den Mörder heran als für sie gut ist.

Bei diesem Krimi darf man sich auf liebenswert schräge Figuren freuen und sich an der bunten Gartenpracht mit Blumen und Pflanzenreichtum erfreuen. Doch der schöne Schein ist trügerisch, denn oft haben die schönen Gewächse eine giftige Wirkung. Nur zu gut kennt Pauline die Heil- und Giftwirkung vieler Pflanzen und sie lässt auch die Leser daran teilhaben. Ihre Schwester, die sie nur alle Jubeljahre sieht, schickt ihr den Neffen für ein paar Monate ins Haus und als wäre da nicht genug, sorgt ein Giftmörder im Örtchen für Aufregung.

Der Erzählstil ist einfach wunderbar, der eingestreute trockene Wortwitz Paulines wirkt nahezu leicht und macht die langjährige Beziehung zu ihrem Mann nur allzu deutlich. Paulines spitze Zunge und ihre Gedanken über Gott und die Welt sorgen für ständige Lachsalven, keineswegs bitterböse gemeint, sondern einfach sachlich, nüchtern betrachtend, mit einer Menge Lebenserfahrung die Wahrheit erkennend.

Die Krimihandlung sorgt für zusätzliche Unterhaltung, es wird mittelmäßig spannend, was aber für die Geschichte auch gar nicht so entscheidend ist. Als Leserin wurde ich gut unterhalten, habe mitgerätselt, mich über die kulinarischen Schmankerl gefreut und war inmitten des Dorflebens und der Handlung eingetaucht. Außerdem möchte ich die speziellen Gedanken über langjährige Ehepaare, Bertas Suche nach einem Mann fürs Leben und den Aufenthalt vom Neffen erwähnen, das alles sorgt für allerbeste Unterhaltung und auch für den nötigen Tiefgang, der sich hier trotz der humorvollen Pointen deutlich abzeichnet.

Einfach herrlich zu lesen, ein rundum gelungener schwarzhumoriger Gartenkrimi mit reichlich Wortwitz und besonders unterhaltsam durch die kauzigen Charaktere. Meine volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.03.2022
Stimmen der Freiheit / Die Frauen vom Reichstag Bd.1
Gabriel, Micaela A.

Stimmen der Freiheit / Die Frauen vom Reichstag Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, November 1918: Endlich erfüllt sich mit dem Frauenwahlrecht für Marlene von Runstedt ein lang gehegter Lebenstraum. Ihr Vater ist Rechtsprofessor und ermutigte Marlene zu einem Jurastudium und seit Jahren engagiert sie sich bereits als Juristin in einer Beratungsstelle für Frauen. Mit dem Eintritt in die neu gegründete liberale Partei DDP kann sie endlich etwas bewegen und bekommt eine Stimme. Auch ihr Verehrer Max Emden unterstützt Marlene sehr. Doch dann trifft Marlene ihre Jugendliebe Justus von Ostwald wieder, dem Marlene vor Jahren einen Korb gab. Sie sind sich immer noch eng verbunden. Justus geht eine Beziehung zu der Schauspielerin Sonja Grawitz ein, Marlenes Jugendfreundin. Auch sie ist inzwischen politisches Mitglied der kaisertreuen DNVP. Das Frauen-Wahlrecht kann sich trotz alle Widerstände durchsetzen. Bei der Eröffnung der Nationalversammlung in Weimar begegnen sich Marlene und Sonja. Beide Frauen lieben Justus, doch für wen wird er sich entscheiden?

Wer die Romane von Micaela A. Gabriel (Micaela Jary) kennt, weiß, welch hervorragende Recherchearbeit ihren Bücher zugrunde liegt. Und wie gewohnt hat die Autorin auch in diesem Buch das gesellschaftliche und politische Zeitgeschehen wunderbar in die Handlung einfließen lassen und lässt uns die Zeit zwischen 1898 und 1919 authentisch und mit Tiefe ausgefüllt, miterleben. Die Story dreht sich um die Entwicklung des Frauen-Wahlrechts, um die ersten starken Frauen als Parlamentarierinnen im Reichstag der Deutschen Republik und zeigt die Rolle der Frau in dieser Zeit. Im Mittelpunkt stehen die Protagonistinnen Marlene von Rungstedt und Sonja Grawitz, beide waren Schulfreundinnen, die sich aus den Augen verloren, aber dann ein gemeinsames Schicksal teilen, nämlich die Liebe zum gleichen Mann, dem Offizier Justus von Ostwald. Im späteren Verlauf der Handlung teilen sie in gewisser Weise auch ihr politisches Engagement, allerdings für verschiedene Parteien.

In diesen Roman kann man wunderbar eintauchen, die sympathische, intelligente und ehrgeizige Marlene begleiten, das Leben der aus einfachen Verhältnissen stammenden Sonja Grawitz (mit ihrem Berliner Dialekt) verfolgen und einen Strudel von politischen und gesellschaftlichen Veränderungen miterleben. Durch die zeitlichen Rückblenden lernen wir die beiden Frauen schon im Schulalter kennen und erkennen die Prägung durch ihr Elternhaus, sehen welche Ziele sie verfolgen und wie sie sich beide in den jungen Justus verlieben.

Es ist ein wunderbarer Auftakt mit locker und verständlich eingebauten politischen Vorgängen, der die Leserinnen mitten in diese Zeit versetzt und mit den Hauptfiguren mitfiebern lässt.

Diese unterhaltsame Geschichte beschreibt mitreißend und anschaulich das gesellschaftliche und politische Leben. Einfach ein toller Auftakt!

Bewertung vom 13.03.2022
Platz da, ihr Hirsche!
Schneider, Stephanie

Platz da, ihr Hirsche!


ausgezeichnet

Dieses lustig-bunte Tierspektakel feiert die Toleranz und ein umsichtiges Miteinander!

"Federball ist was für Federvieh." Zitat

Die Hirsche machen mit ihrem schicken Cabrio einen Ausflug und entdecken eine wunderschöne Wiese mit See, ihr neuer Geheimplatz. Diese Idylle ist herrlich, z. B. zum Picknicken und das wissen auch andere Tiere. Die Wiese lockt ein Schwein und ein paar Hühner an. Dabei wollen die Hirsche eigentlich unter sich bleiben. Immer mehr Tiere versammeln sich am See. Sie baden, spielen Federball und sonnen sich. Hier ist total viel los! Darüber sind die Hirsche ganz und gar nicht froh. Als es auf einmal anfängt zu regnen, sorgen sich die Hirsche um ihr tolles Cabrio, das kein Dach hat und nun werden die Sitze ganz nass. Aber da haben sie nicht mit der Hilfsbereitschaft der anderen Tiere grechnet, die kommen mit Decken, Schirmen und Handtüchern zur Hilfe. Was für ein Glück! Die Hirsche bemerken zerknirscht, dass ihr Verhalten nicht schön war und es doch viel schöner ist, wenn alle zusammenhalten. Als die Sonne wieder scheint, genießen sie es und verabreden sich für den nächsten Tag am See. Vielleicht kommen ja noch andere Tiere dazu. "Freunde kann man schließlich nie genug haben." Zitat

Dieses Buch ist herrlich, schön farbenfroh und mit tollen Bildern versehen und die Texte sind nicht zu lang, gut verständlich und manchmal recht witzig. Für Kindergartenkinder ist aber die Botschaft für Toleranz und ein hilfsbereites Miteinander entscheidend, das verstehen schon die Kleinsten. Denn nichts ist wichtiger, als sich gegenseitig zu akzeptieren, sich zu helfen und gute Freunde zu werden.

Ich habe mich über die lustigen Texte gefreut und die Kinder entdecken die vielen Aktivitäten und unterschiedlichen Gefühle, die deutlich dargestellt werden. Und sie mögen die vielen kleinen Bilddetails und besonders den Wetterfrosch. Da ist etwas Aufklärung von Seiten der Vorlesenden nötig. Wir fanden es besonders lustig, wie Schafe das Geschirr trocknen.

Ein herrlich-buntes Tierspektakel, witzig und aussagekräftig! Ein tolles Buch über Toleranz, Miteinander-Teilen und Freundschaft. Denn mit vielen Freunden hat man mehr Spaß und in der Not auch viele helfende Hände. Dieses Buch feiert die Toleranz und ein umsichtiges Miteinander.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2022
Mein Blumengarten - Das illustrierte Gartenbuch
Zimmermann, Urte

Mein Blumengarten - Das illustrierte Gartenbuch


ausgezeichnet

Ein zauberhaft illustriertes Gartenjournal

Mit diesem Journal wird man durch die Jahreszeiten im Garten geführt und bekommt Tipps und Anregungen und kann seine eigenen Notizen zum aktuellen Blütenstand, Pflanzzeitpunkt, Ernteerfolge oder die Gartenfeste eintragen.

Ein wunderbares Journal, das als immerwährender Kalender gestaltet ist. zeigt den Garten im Blick auf die Jahreszeiten im Blick

Bei EMF erscheint das Gartenjournal "Mein Blumengarten" der Illustratorin und Hobby-Gärtnerin Urte Zimmermann.

Urte Zimmermanns wunderschöne Aquarell-Malerei auf Insta bewundere ich schon lange und folge auch ihrem Gartenblog Elfenrosengarten , wo sie fantastische Fotos ihrer zauberhaften Rosen zeigt. Umso mehr habe ich mich gefreut als ich erfuhr, das diese Rosenliebhaberin, Gartenkennerin und Künstlerin ein Gartenjournal im EMF Verlag herausbringen würde.

Das Journal startet mit einem Vorwort der sympathischen Künstlerin, danach folgen Grundlagen zum Gärtnern (von Bodenbeschaffenheit und den jeweiligen Zierpflanzen über Bodenverbesserung bis zum Ziel, einen eigenen Ziergarten anlegen) und schliesslich folgt immerwährender Kalender.

Was ist zu tun im Januar, usw.? Von Planung bis Gestaltung liegt ein langer Weg, das Journal stellt die Pflanzen der Monate vor und bietet Platz für eigene Notizen der To-do-Liste, jeweils verziert mit einem jahreszeitlich passenden Bild der Künstlerin.

50 verschiedene Pflanzen werden mit Namen, Größe, Wachsgewohnheiten, Standort, Angabe ob giftig oder sogar essbar und näheren Informationen über die Insektenfreundlichkeit und die Vermehrung oder anderes vorgestellt. Den Anfang macht im Januar das Schneeglöckchen und die Vorstellungsrunde endet mit der Christrose im Dezember.

Doch damit ist das Buch noch lange nicht am Ende, es folgen Infos und Tipps wie man naturnah und tierfreundlich gärtnert, indem man Lebensräume für Insekten und Kleintiere gestaltet. Außerdem werden mögliche Krankheiten vorgestellt und erklärt, wie man Abhilfe schaffen kann.

Danach folgen Vorschläge für die Gestaltung von Beeten aller möglichen Standorte und mehrere Blühkalender im Jahresvergleich.

Das Buch hilft bei der Planung und Gestaltung eines blühenden Gartens und hilft, den Überblick über die jahreszeitlichen anfallenden Gartenarbeiten und Pflanztermine zu behalten.

Mir hat dieses wundervoll illustriertes Buch mit Pflanzenkunde und Gartentipps richtig gut gefallen, es bietet neben Gartenwissen und jahreszeitlichen Tipps, was gerade zu tun ist, auch viel viel Platz für eigene Notizen! Was habe ich wann gepflanzt? Wie hat es sich entwickelt? Wo habe ich die Zwiebeln vergraben? Wann haben wir ein Gartenfest gefeiert? So personalisiert man das Journal und damit macht das Gärtnern und die Planung doch gleich viel mehr Spaß. Ein blühender Garten macht ganz einfach glücklich!

Das wunderschön gestaltete Bullet Journal ist eine perfekte Unterstützung zur Gestaltung eines eigenen Blumengartens.

Bewertung vom 11.03.2022
Fräulein Wunder / Die Wunder-Frauen Bd.1
Pauly, Gisa

Fräulein Wunder / Die Wunder-Frauen Bd.1


sehr gut

Ein unterhaltsamer und spannender Auftakt der Sylt-Saga
1959. Brit ist 16 und möchte endlich weg von Zuhause, dem kleinen, spießbürgerlichen Riekenbüren. Weit weg kommt sie jedoch noch nicht, aber immerhin landet sie im Ferienlager auf Sylt und das ist schon einmal ein Anfang. Sie lernt den Hotelpagen Arne kennen, beide verlieben sich und sie wird schwanger. Als Arne davon erfährt, will er Brit heiraten und für das Kind sorgen, doch für Brits Eltern kommt nur eine Adoption infrage. Aber dann verschwindet Arne ohne eine Spur zu hinterlassen. Brit zieht es zurück nach Sylt, es ist ihr Sehnsuchtsort, dort fühlt sie sich frei und hofft auf einen Neuanfang, zu dem auch die Liebe ihres Lebens gehört: Arne...

Ihre gewohnte Krimiebene verlässt Gisy Pauly und schreibt eine Familiengeschichte, die aber wie gewohnt nach Sylt führt.

Man taucht an der Seite der sympathischen jungen Brit in ein Leben ein, als Frauen erst mit 21 Jahren volljährig wurden und heiraten durften. Danach kam ein Leben mit Kindern, Küche und Haushalt. Selbständige Arbeit war damals nur den unverheirateten "Fräulein" vorbehalten. Brit soll im Betrieb ihres Vaters im Büro arbeiten und freut sich auf ihre Sylt-Reise, die ihr die konservativen Eltern immerhin zugebilligt haben. Den Traum vom Bikini kann sie aber nicht durchsetzen.

Auf Sylt lebt Brit auf, endlich weg von den spießigen Eltern, nur die Freiheit genießen und die Weite des Meeres spüren. In dieser Atmosphäre verliebt sie sich in Arne und beide kommen sich schnell näher. Die Folge ist Brits Schwangerschaft und die wird zum Aufhänger des ganzen Buches. Unverheiratete Frauen waren damals eine Schande für die Familie und Arnes Vater bietet Brits Eltern Geld für ein Heim für junge Mütter, wo die Kinder später zur Adoption freigegeben werden. Niemand ahnt, welche Zustände in dem Heim herrschen und Brit wird als Arbeitskraft ausgenutzt und schikaniert.

Brits weiterer Lebensweg wird lebendig mit Höhen und Tiefen beschrieben und auch die Schicksale von Arne und Brits Freundin Romy werden zu Hauptfiguren ausgebaut. So wird man automatisch in die Geschichte hineingezogen, erlebt Ungerechtigkeit, Intrigen, Gefühle, Unterdrückung von Frauen und deren Versuche, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Zeitgeschehen wird spürbar, man fiebert mit den Figuren mit und erlebt die junge Brit, die erwachsen wird und Verantwortung für sich und ihr Kind übernimmt. In dieser Zeit keine leichte Aufgabe, doch sie hat Glück und lernt hilfsbereite Menschen kennen.

Der lockere und flüssige Erzählstil baut bildhafte Beschreibungen der Schauplätze ein, lässt die Mode und Neuerungen der Zeit einfließen und macht das Lesen zu einem unterhaltsamen Genuß. Die Ausarbeitung der Charaktere ist gut gelungen, es gibt viele Menschen mit Ecken und Kanten und die Story wirkt sehr zeitgemäß.

Einige Figurverknüpfungen erscheinen mir zu glatt und damit etwas zu konstruiert und ein paar Mal hat es mich gestört, dass vorangegangene Vorgänge wiederholt erzählt werden. Da ich das Buch in kurzer Zeit durchgelesen habe, brauchte ich diese "Gedankenstütze" nicht.

Ein unterhaltsamer und spannender Auftakt der Familiengeschichte mit dem schönen Schauplatz Sylt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2022
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


sehr gut

Eine eindringliche Schilderung von Sylt im Wandel der Zeit
"Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn" ist der zweite Sylt-Roman von Susanne Matthiessen, er erscheint im Ullstein Verlag.

Susanne Matthiessen lebt in Berlin und kehrt immer wieder zurück auf ihre Heimatinsel Sylt, auch während des ersten Lockdowns wegen Corona. Damals blieben die Gäste aus und die Sylter hatten ihre Insel wieder allein für sich und fingen an, ihre Insel wieder in Besitz zu nehmen. Der Lockdown sorgt für leere Straßen, es gibt wieder freie Parkplätze und die Insulaner sind wieder unter sich. Aber: "Sylt ist nicht mehr Sylt". Und über die finanziellen Einbußen mag man gar nicht nachdenken.

Auf saloppe Weise präsentiert uns die Autorin ihr neues, altes Bild von der beliebten Nordseeinsel und wird an ihre Kindheit erinnert, als die Besucherströme anfangs hauptsächlich im Sommer kamen und die Insel unter Beschlag nahmen.

Bei diesem Buch hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, privat neben Susanne Matthiessen auf der Couch zu sitzen und ihren Schilderungen über ihr Leben auf Sylt zu lauschen. Sie erzählt mit zeitlichen Sprüngen, an die man sich schnell gewöhnt und spannt einen weiten Bogen, der mit der Lockdown-Zeit beginnt. Rückblickend beschreibt sie ihre Jugend und die Punkszene auf Sylt, die Feierlichkeiten zur Silberhochzeit ihrer Eltern und die Hochzeit ihrer Großmutter, berichtet von der sich ausweitenden Immobilienblase seit den 80er Jahren bis heute und bindet die Schicksale ihrer Jugendfreunde sowie die Arbeit von Rettungsschwimmern mit in ihre Erzählung ein. Sie macht damit sehr nachvollziehbar, was das Leben auf Sylt so besonders machte und wie sich auch die Einheimischen verändert haben.

Die Ruhe während des Corona-Lockdowns macht die Insel wieder so ursprünglich, wie Susanne Matthiessen es in den Wintern ihrer Kindheit erlebte. Leere Straßen, freie Parkplätze und endlose Strände, ohne Luxus-Konsum und feiernder Schickimicki. Doch ihre Erzählung geht auch weit über Sylt hinaus, sie führt sogar nach Südwestafrika, wo ihr Vater eine Farm mit Karakulschafen kaufte, eine Art Midlife-Spleen, der seinem Pelzgeschäft neuen Schwung geben sollte. Und sie wendet sich auch einem schwierigen Thema zu, sie erfährt vom Missbrauchsfall ihrer Freundin, die die Übergriffe erst viele Jahrzehnte danach innerlich soweit verarbeitet hatte, dass sie nun als gestandene Frau eine späte Wiedergutmachung fordert.

Mit einem Augenzwinkern, aber auch mal ernste Themen aufgreifend, schafft Susanne Matthiesen hier auf eine nüchterne und dennoch saloppe Art, eine wunderbar lebendig geschilderte Ansicht des alten und neuen Insellebens, ohne und mit Tourismus und mit den Veränderungen, die der Bauboom, das Meer und der Klimawandel der Insel abverlangt.

Sehr zu empfehlen für lange Winterabende, in denen man von einem Urlaub an der sonnigen Nordsee träumt.

Bewertung vom 08.03.2022
Der riesengroße Streit / Kleiner Dachs & großer Dachs Bd.1
Herzog, Annette

Der riesengroße Streit / Kleiner Dachs & großer Dachs Bd.1


sehr gut

Wenn zwei sich streiten

Der kleine Dachs möchte immer der Erste sein, wenn es um große Abenteuer geht und weil am liebsten möchte er alles gemeinsam mit seinem besten Freund, dem großen Dachs unternehmen. Aber eines Tages entbrennt zwischen ihnen ein großer Streit. Von einem auf den anderen Moment und es gibt kein Einlenken. Jetzt möchten beide einen neuen besten Freund haben. Oder können sie den Streit noch beenden?

Für seinen besten Freund lässt der große Dachs seine Arbeit liegen und macht sich mit ihm auf zum Angeln. Der kleine Dachs nimmt die große Angel, denn er will es seinem Freund beweisen und zuerst einen Fang machen und natürlich auch den größten Fisch angeln. Doch was er unter Mühen aus dem Wasser zieht, ist alles andere als ein toller Fang. Und der große Dachs muss lachen. Das ärgert den kleinen Dachs und er wirft die Angel ins Wasser. Darüber entbrennt ein Streit. Und beide stürmen los, um sich einen neuen Freund zu suchen. Aber das ist gar nicht so einfach. Und warum entschuldigen sie sich nicht gegenseitig? Dann wäre doch alles in bester Ordnung.

Schon im Kindergartenalter ist Streit an der Tagesordnung, die Kinder zanken und sind wütend, keiner will nachgeben und entweder schlichten Eltern oder Erzieher oder die Kinder lenken selber ein und vertragen sich wieder. Aber das Sich-Vertragen muss gelernt werden und man muss merken, dass man den anderen verletzt hat. Mit einer Entschuldigung ist oft alles wieder gut, doch die kommt den beiden Dachsen auch schwer über die Lippen. Aber eine echte Freundschaft muss auch schon einmal einen Streit aushalten können.

Dieses wunderschön illustrierte Bilderbuch zeigt Kindern sehr deutlich, wie schnell ein Streit entstehen kann und das man eine Freundschaft nicht einfach so wegen eines Streits zerbrechen lassen darf. Denn einen guten Freund findet man so schnell nicht wieder und daher ist ein Einlenken oder eine Entschuldigung auch so wichtig. Der Text ist eindeutig und auch schon für kleinere Kinder gut verständlich. Aber die größte Aussagekraft liegt in den tollen Bildern. Sie zeigen die große Freude über den Ausflug, lassen aber auch die Enttäuschung der beiden Dachse nach ihrem Streit sehr deutlich erkennen. Es werden Gefühle der Tiere in den Illustrationen transportiert, eben noch fröhlich angelnd und kurz danach bedrückt, traurig und enttäuscht. Das merken Kinder sehr schnell und sie kennen die Situation von Enttäuschung, Wut oder Streit aus ihrem Alltag.

Besonders gut hat mir gefallen, wie sich die beiden Dachse nach ihrem Streit doch nach ihrer beider Gemeinschaft gesehnt haben, kein anderes Tier ihnen diese Freundschaft geben konnte und wie schwer ihnen die Entschuldigung fiel. Ein kleines Wort und schon ist ein blöder Streit vergessen. Das ist auch Kindern bewusst. Schnell wieder einlenken und sich vertragen, so macht die Freundschaft doch viel mehr Spaß. Richtig schön sind auch die vielen kleinen Tiere im Hintergrund der Geschichte, sie tragen ihren Teil dazu bei, dass es immer etwas zu entdecken gibt.
Streitigkeiten muss man schnell beenden, entschuldigen und ist ein Kinderthema, Wut und Enttäuschung kommen dazu. t Streit entsteht schnell, aber man muss lernen, wie man sich entschuldigt und damit einlenkt und wieder beste Freunde e ren lohnt nicht, wenn man teilt, hat man mehr Spaß und auch mehr Freunde

Eine schöne Geschichte über Streiten und Sich-Vertragen wie im echten Kinderalltag. Jede Freundschaft ist mehr wert als ein dummer Streit.

Bewertung vom 07.03.2022
Die 100 besten Pflanzen für Vögel, Bienen, Schmetterlinge
Kopp, Ursula

Die 100 besten Pflanzen für Vögel, Bienen, Schmetterlinge


ausgezeichnet

So wird ihr Garten ökologisch, nachhaltig und bienenfreundlich!

Ein naturnaher Garten, der Insekten und Vögel anzieht, benötigt bestimmte Pflanzen. Wichtig sind verschiedene Sträucher mit Beeren, sowie Obstbäume, damit Vögel Nahrung finden und die Blüten locken Bienen, Hummeln und Schmetterlinge zum Bestäuben an. Beete mit Blumen und Stauden, sowie blütenreiche Wildsträucher sorgen zusätzlich für Nist- und Versteckmöglichkeiten für Vögel, Insekten und Kleintiere.

Was braucht also ein ökologischer Garten, der ein Anziehungspunkt für unterschiedliche Tiere bietet? In diesem Buch werden 100 Sträucher, Stauden und Kräuter vorgestellt. Geordnet nach den Kapiteln Gehölze, Stauden und Kräuter und wird jeweils alphabetisch untergliedert pro Seite eine Pflanze vorgestellt. Um nur einige zu nennen: Felsenbirne, Schmetterlingsstrauch, Hartriegel, Weißdorn, Beerensträucher; Duftnessel, Blaukissen, Ringelblume, Besenheide, Pfingstrose; Schnittlauch, Dill, Lavendel, Rosmarin.

Zu dem herkömmlichen Namen wird die lateinische Bezeichnung genannt und es wird ein naturnahes Foto gezeigt. Dann folgen jeweils die allgemeinen Pflanzeninformationen zu Größe, Blütezeit, Blattform und Farbe und die Zeit des Fruchtstandes. Da die Wahl des Standortes eine entscheidende Rolle spielt, finde ich gerade diese Angabe im Buch besonders wichtig. Außerdem gibt es einen Gartentipp, der über Düngung, Robustheit, Pflanzzeit, Bodenbeschaffenheit oder über die jeweiligen Nutznießer im Tierreich informiert.

Die ökologische Vielfalt fängt schon im eigenen Garten an. Mit der geeigneten Auswahl an Sträuchern, Stauden und Kräutern locken wir Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Vögel an und nehmen so Einfluß auf die Artenvielfalt.

Dieses interessante Buch für Einsteiger und Fortgeschrittene informiert über insektenfreundliche Pflanzen, damit auch ihr Garten ein grünes Paradies für Tiere wird! Für alle Gartenliebhaber eine informative Quelle durch die besonderen Angaben zu den jeweiligen Pflanzen.

Bewertung vom 06.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


sehr gut

Ein guter Auftakt mit reichlich Luft nach oben
Der Lehrer Lasse und sein Schüler Villads sind bei einer Wattwanderung in eine Nebelbank geraten und irren herum, dabei finden sie einen Toten. Lykke Teit übernimmt erstmalig die Ermittlungen in diesem Mordfall im Deutsch-Dänischen Grenzgebiet. Sie kannte den Toten, um aber den Fall nicht entzogen zu bekommen, verschweigt sie das. Von deutscher Seite bekommt sie Unterstützung von Rudi Lehmann von der Flensburger Mordkommission und sie konzentrieren ihre Ermittlungen auf die Bewohner des kleinen Dorfes Melum. Es gilt aber nicht nur den Mord aufzuklären, denn Lasse wurde niedergeschlagen und Villads ist seitdem wie vom Erdboden verschwunden. Und es gab schon einmal ein vermisstes Kind im Dorf Melum.

Bei diesem Krimi habe ich mich auf ein neues Ermittlerteam gefreut und wurde nicht enttäuscht. Lykke und Rudi waren mir schnell sympathisch, auch wenn sie grundverschieden sind, kommen sie gut miteinander aus und ergänzen sich perfekt. Beide tragen dunkle Erlebnisse aus der Vergangenheit mit sich, die jedoch nur informationshalber in die Handlung einfließen. Bei der Zusammenarbeit mit der recht unfähigen Provinzpolizei wird es durch ihre übergeordnete Befugnis schwierig, denn die ortsansässigen Beamten fühlen sich der Aufgabe durchaus gewachsen. Die Einbindung solcher Klischees sorgt immer für einen besonderen Unterhaltungskick, den ich in Krimis gerne miterlebe.

Das erste Kapitel (Ist das dann ein Prolog?) wirkte auf mich sehr nebulös, etwas unheimlich und im Ganzen ziemlich fragwürdig. Mit den beschriebenen Vorgängen konnte ich erst viel später etwas anfangen.

Dennis Jürgensen hat einen sehr flüssigen Schreibstil und führt mit recht bildhaften Beschreibungen angenehm durch die Handlung. Man erhält die nötigen Informationen über den Fall und die Personen und wird nicht mit unnötigen Nebensächlichkeiten zugetextet.

Der Tote steht in Verbindung mit verschwundenen Kindern und durch die Nachforschungen durchdenken Lykke und Rudi ständig den Wendungen angepasste neue Theorien, die man gespannt verfolgt. Doch gerade mit diesen häufig durchdachten und dann wieder verworfenen Theorien habe ich mich schwer getan. Das wirkt auf Dauer nicht mehr spannend, weil man kaum noch eigene Ideen zu den Tatvorgängen entwickeln kann und dann das Interesse irgendwann nachlässt.

Ein guter Auftakt einer Krimireihe mit sympathischen Ermittlern und einem interessanten Fall im Deutsch-Dänischen Grenzgebiet. Auf die nächsten Fälle bin ich schon gespannt.

Bewertung vom 05.03.2022
God Save the Queen

God Save the Queen


sehr gut

Eine facettenreiche Sonntagnachmittagslektüre über Queen Elizabeth II.

Als 1952 Elizabeths Vater George VI. stirbt, wird sie mit gerade mal 25 Jahren die Königin von England. Ihre Regentschaft dauert nun bereits 70 Jahre an, damit ist sie die am längsten regierende Monarchin der Welt. Sage und schreibe vierzehn Premierminister hat sie bereits ernannt, von Winston Churchill über Margaret Thatcher bis zu Boris Johnson. Und egal welche politischen Krisen anstanden, sie hat sie alle überstanden. Doch welche Bedeutung hat die Monarchie in England heute wirklich?

Queen Elizabeth II. hat als Königin eine Führungsposition inne und ist eine der reichsten Frauen der Welt. Sie ist vierfache Mutter und führt ihre "Firma" bereits seit 70 Jahren, wodurch sie in gewisser Weise ein feministisches Vorbild in der Gesellschaft darstellt. Auch wenn es in ihrer Firma ab und zu brodelt und sie über die Verfehlungen nicht immer "amused" war, so hat sie ihren Job bewundernswert lange ausgeübt.

In dieser Anthologie lernen wir von unterschiedlichen Zeitgenossen ihre Meinung und Ansichten über die Queen kennen. Zehn Autor*innen, Journalist*innen und Übersetzer*innen beschreiben ihre Erlebnisse und Begegnungen mit der Queen und lassen uns durch Anekdoten hinter die offizielle Fassade dieser Frau blicken und bringen uns ihre Rolle, ihr Wesen und ihr Arbeitsleben näher.

Die Queen kennen wir alle von den Illustrierten, royalen Hochzeiten und Klatschseiten der Presse. Aber wie ist sie wirklich? Durch die verschiedenen Beiträge in diesem Buch kann man sich einen Eindruck machen. Es wird berichtet von ihrer Kindheit, der Krönung und ihrer besonderen Rolle im Commonwealth. Auf das Kennenlernen und die Beziehung zu ihrem Ehemann Prinz Philip und zu verschiedenen Familienmitgliedern wird eingegangen und wir entdecken Informationen über die Rückzugsorte der Königin. Fern der Öffentlichkeit tankt sie dort Kraft und lebt ein (fast) normales Familienleben. Die Ausübung der Führungsrolle erfordert ein immenses Arbeitsprogramm der Queen, was sie über Jahrzehnte mit Eifer und einer enormen Willenstärke absolviert hat, die man bewundern muss.

Dieses Buch lässt sich durch die verschiedenen Erzählstile und die bunte Auswahl an Anekdoten gut lesen und man hat viele Einblicke in das lange Leben dieser Monarchin. Die meisten Texte sind von Sympathie getragen, bringen verschiedene Details ans Licht und machen die persönliche Sicht über die Monarchin deutlich.

Ihre bunten Kostüme und Kleider gelten schon fast als Markenzeichen der Queen, darüber erfahren wir von Sali Hughes näheres.

Erfolgreich von ihrer "bucket list" streichen, kann die Queen ihr Ziel, einmal als Bond-Girl fungiert zu haben, so erfahren wir von Nina George.

Als Gold-Standard für Staatsoberhäupter sieht Gloria Fürstin von Thurn und Taxis in der Queen ein Vorbild, allerdings ohne großen politischen Einfluß und eher als repräsentative Figur.

Gordon Tyrie wirft einen Blick darauf, was die Queen mit Schottland verbindet und was sie vom Brexit hält.

Dieses bunte und facettenreiche Medley über Queen Elizabeth II. ist interessant und unterhaltsam zu lesen. Es lenkt den Blick auf eine erstaunliche Frau, die fast ihr gesamtes Leben als Monarchin in den Dienst des englischen Volkes gestellt hat. Für alle Fans der Serie "THE CROWN ein Muss.