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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2010
Dreizehn Stunden / Bennie Griessel Bd.2
Meyer, Deon

Dreizehn Stunden / Bennie Griessel Bd.2


ausgezeichnet

Atemlose Jagd durch Kapstadt

Als Benny Griessel an einem Januarmorgen um 05:37 Uhr zu einem Mord gerufen wird, weiß er noch nicht, dass dies einer der längsten Tage seines Lebens werden soll. In Kapstadt wurde an einer kleinen Kirche die Leiche einer jungen Weißen gefunden. Schnell ist klar, dass diese in Begleitung einer Freundin war. Doch wo befindet sich diese? Noch den Tatort nicht richtig gesichert, wird Benny bereits zu einem nächsten Mord an einem bekannten Musikproduzenten gerufen. Hier scheint der Fall klar zu sein. Neben der Leiche wurde seine stark alkoholisierte Frau samt Waffe gefunden. Während Benny Griessel die beiden Mordfälle koordiniert, erhält er die Information, dass eine junge Frau von mehreren Männern quer durch Kapstadt gejagt wird. Handelt es sich hier um die Freundin der Toten, und wenn ja, warum hetzen diese Männer die junge Frau schon seit Stunden durch die Stadt?

Thematisiert wird von Deon Meyer u.a. das Thema Korruption innerhalb des Polizeiapparates, sowie dessen ständige Umstrukturierungen, sodass eine Zusammenarbeit der einzelnen Bereiche sich stellenweise als sehr schwierig und uneffektiv gestaltet. Zum Anderen greift der Autor ein Thema auf, dass nach wie vor äußerst brisant ist und erst ganz zum Schluss des Thrillers gelüftet wird.

Die einzelnen Kapitel umfassen immer einen bestimmten Zeitabschnitt und so ist man durch sehr rasch wechselnde Szenen ständig auf dem aktuellen Stand rund um die Aktivitäten der Kommissare, den Verfolgern der jungen Frau und deren Hintermänner, wie auch um Rachel selbst und ihren Eltern, die von Amerika aus versuchen, die Suche nach ihrer Tochter voranzutreiben. Hierdurch ist die Spannung zu jeder Zeit extrem hoch und die hervorragend gelegten Szenenwechsel sorgen letztendlich dafür, dass man kaum fähig ist, dass Buch zur Seite zu legen.

Eigentliche Protagonistin des Thrillers war für mich die Stadt Kapstadt selbst. Deon Meyer gelingt es hervorragend ein realistisches Bild der Stadt und ihrer Menschen zu zeichnen und
er versteht es, einen binnen kürzester Zeit auf die nach wie vor noch herrschenden Schwierigkeiten der Stadt aufmerksam zu machen. Schnell ist klar, dass die Apartheid immer noch in den Köpfen der Menschen existiert, es vielen immer noch wichtig zu sein scheint, ob ein Mensch weiß, braun oder schwarz ist, ob er zu dem Stamm Zulu oder den Xhosa gehört. Erstaunt hat mich die Sprachvielfalt, die von Englisch über Afrikaans bis hin zu den unterschiedlichen Stammessprachen reicht und die Deon Meyer auch durchweg in seinen Thriller mit einbindet und im Anhang erklärt.

Seine Sprache ist direkt, schnörkellos und stellenweise sehr brutal und man hat stellenweise das Gefühl, dass ein Menschenleben nicht viel zählt und dann gelingt es ihm doch, ein wenig Herzlichkeit und Wärme zu vermitteln.

Die verzweifelte Flucht der amerikanischen Rucksacktouristin Rachel Andersson ist sehr beklemmend und absolut nachvollziehbar erzählt, genauso die Suche der Inspekteure Vussi Ndabeni und Benny Griessel nach der jungen Frau, die im Vordergrund des Thrillers steht. Doch auch der Klärung des Mordes an dem Musikproduzenten, der von dem Ermittler Fransman Dekker geleitet wird, wird viel Raum zuteil und man ahnt zwar, dass diese beiden Fälle eine Gemeinsamkeit haben, um welche es sich hierbei jedoch handelt, wird erst ganz zum Schluss gelüftet. Und dies ist absolut schlüssig umgesetzt.

Fazit: Eine sehr komplexe und brisante Story, die in einem überaus rasanten und spannend angelegten Thriller verarbeitet wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2010
Das Richterspiel
Kornbichler, Sabine

Das Richterspiel


ausgezeichnet

Verletzte Kinderseele

Marlene Degner hat einen kleinen Seniorenservice in Berlin. Deswegen muss sie auch noch am Silvestertag einer ihrer Kundinnen einige Besorgungen vorbeibringen. Diese hat sich jedoch kurz vor Marlenes Eintreffen durch einen Sturz verletzt und muss ins Krankenhau. Als Tierliebhaberin verspricht sie Frau Momberg sich um ihren Kater zu kümmern. Abends trifft Marlene auf einer Party auf den Kinderarzt Max. Schnell sind beide sich einig, die Silvesternacht woanders zu verbringen. Vorher schauen beide jedoch noch mal nach dem Kater und finden im Haus von Frau Momberg ihre Tochter erdrosselt im Wohnzimmer vor. Kurz darauf setzt sich der blinde Ex-Hauptkommissar Arnold Claussen mit Marlene in Verbindung und engagiert ihren Service. Doch schnell muss Marlene feststellen, dass Claussen nur an der Lösung des Falls interessiert ist und sie ihm ihre Augen bei den Ermittlungen „leihen“ soll. Und ehe es sich Marlene versieht, steckt sie mitten in dem mysteriösen Todesfall, der ganz offensichtlich in Verbindung mit der Entführung des kleinen Leon steht.

Sabine Kornbichler thematisiert in ihrem vorliegen Psychothriller das Thema Kindesmisshandlung auf sehr einfühlsame, stellenweise aber auch auf direkte, eindringliche Art und Weise. Sie lässt die Geschichte aus Sicht ihrer Protagonistin erzählen und so erhält man schon nach kurzer Zeit ein sehr gutes Bild von Marlene. Durch ihren von Anfang an fesselnden, flüssigen und stellenweise sehr nachdenklichen Schreibstil gelingt es ihr mühelos, einen von der ersten Seite an das Buch zu binden.

Die Spannung des Thrillers baut sich anfangs noch etwas langsam auf, da sich die Autorin ein wenig Zeit lässt, dem Leser ihre Protagonistin näher zu bringen, was sehr unterhaltsam beschrieben wird. Doch spätestens mit dem Mord an Dagmar Momberg und dem Einbinden von Arnold Claussen an dem Fall zieht die Spannung rasant an und hält sich mühelos bis zum Schluss. Sorge dafür trägt auch, dass bis zur Mitte hin das Motiv des Mordes wie auch die Entführung des kleinen Leon absolut im Dunkeln liegen und erst ganz zum Schluss der Täter entlarvt wird. Und hier hat Sabine Kornbichler wirklich eine Überraschung parat, die jedoch absolut schlüssig umgesetzt wurde.

Neben der reinen Ermittlungsarbeit lässt die Autorin einen auch einen Blick in das Privatleben von Marlene werfen und so lernt man ihren sachlichen, ja fast schon spießigen älteren Bruder Fabian kennen wie auch ihre am Anfang stehende Beziehung zu Max. Allerdings sind dies nur Nebenschauplätze und gut dosiert in die Handlung eingebaut, sodass der Thriller durchweg atmosphärisch dicht umgesetzt ist.

Ihre Protagonistin Marlene ist eine junge Biologin, die die letzten 2 Jahre ihren kranken Vater gepflegt hat und als engagierte Tierschützerin zwangsläufige Tierversuche, die ihr Beruf mit sich bringt, für sich nicht mehr vertreten kann. So hat die Vegetarierin sich entschlossen, einen Seniorenservice aufzubauen, mit dem sie sich jedoch mehr schlecht als recht über Wasser hält und hier noch auf die Hilfe ihres Bruders angewiesen ist. Marlene ist sehr dickköpfig, modern, aufgeschlossen, schlagfertig und hat bei dem Wort Nein eindeutig einen Sprachfehler. Die Szenen, in denen Marlene und der ordnungsliebende, zynische, sture Claussen aufeinandertreffen sind durchweg sehr unterhaltsam und stellenweise auch amüsant und dann wieder sehr berührend beschrieben.

Alles in allem ein sehr komplexer, spannender, aber auch zum Nachdenken anregender Psychothriller, der einen auch nach dessen Beendigung nicht so schnell loslässt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2010
Im Schatten der Königin
Kinkel, Tanja

Im Schatten der Königin


gut

Das Rätsel um Amys Tod

Im Jahr 1560 wird die Frau von Robert Dudley am Fuß der Treppe des Landhauses Cumnor Place nahe Abingdon tot aufgefunden. Morgens noch hatte Amy Dudley alle Dienstboten auf den nahegelegenen Jahrmarkt geschickt und war somit fast alleine im Haus. Das Pikante an der Sache: Ihr Ehemann Robert Dudley ist der Jugendfreund und Günstling der Königin und verbringt somit seine Zeit mehr am Hofe als bei seiner Frau. Sofort wird hierdurch nicht nur am königlichen Hof die Frage aufgeworfen, ob Robert Dudley seine Frau hat ermorden lassen, um so um die Hand von Königin Elisabeth I. anhalten zu können. Um die Umstände ihres Todes aufzuklären, beauftragt Robert seinen Vetter und Vertrauten Tom Blount, der sofort nach Abingdon aufbricht, begleitet von dem Gaukler Forbisher.

Neben dem eigentlichem Ereignis, welches nur wenige Tage im September 1560 umspannt, erzählt Tanja Kinkel gleichzeitig in Form von Erinnerungen des Tom Blount die Vorgeschichte zum aktuellen Geschehen. Und um einen näheren Bezug zu Elisabeth I. herzustellen, wurde zusätzlich der Erzählstrang von Kat Ashley, ihrer Gouvernante, mit eingebaut, die so bei einigen Zwischenspielen ebenfalls zu Wort kommt. Hierdurch erhält man nach und nach ein gutes Stimmungsbild über die damaligen politischen Zusammenhänge wie auch über das Leben von Robert Dudley und seiner Beziehung zur Königin wie auch zu seiner verstorbenen Frau.

Überwiegend lässt die Autorin Tom Blount die Geschichte erzählen und hier liegt meines Erachtens auch die Schwachstelle des Buches. Da es sich hierbei um einen sehr nüchternen, politisch denkenden Mann mittleren Alters handelt, ist seine Ermittlungsarbeit recht sachlich und trocken angelegt. Auch wenn die Autorin ihre Leser oft in die Gedankenwelt ihres Protagonisten eintauchen lässt, bleibt die Person Tom Blount bis zum Schluss blass und schwer greifbar für den Leser. Nur wenige Szenen mit dem Gaukler Forbisher und mit einer Bekannten aus Kindertagen lockern diesen Erzählstrang auf und sind wirklich durchweg unterhaltsam.

Bei den gelegentlichen Zwischenspielen, die von Kat Ashley erzählt werden, sieht es wieder ganz anders aus. Hier zeigt sich sofort der sonst so gewohnte lebendige, bildhafte Schreibstil von Tanja Kinkel. Dieser Erzählstrang ist prall und atmosphärisch dicht umgesetzt und fesselt einen durchgehend.

Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass einem die Auflösung der Geschichte ja bereits bekannt ist, was nicht unbedingt spannungsfördernd ist. Allerdings hätte dies trotzdem durchaus mehr Spannungspotential haben können, wenn es Tanja Kinkel gelungen wäre, ihrem Protagonisten etwas mehr Leben einzuhauchen. So gestalten sich gerade zur Mitte hin die Ermittlungen doch etwas ermüdend und langatmig. Allerdings liefert sie zum Schluss eine wirklich interessante und schlüssige Auflösung über die Hintergründe von Amy Dudleys Tod, die sich durchaus so abgespielt haben könnten.

Auffallend ist, dass der Roman wieder sehr gut recherchiert ist und sich laut Tanja Kinkel auch eng an die geschichtlichen Ereignisse hält und so treten in dem Roman auch viele historisch bekannte Personen auf.

Fazit: Ein historischer Kriminalroman, der ein interessantes Thema aufgreift, gut recherchiert ist, allerdings stellenweise langatmig und ungewohnt nüchtern umgesetzt wurde.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2010
Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1
Wells, Dan

Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1


sehr gut

John Wayne Cleaver ist 15 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter über einem Bestattungsinstitut. Seit seiner frühesten Jugend hilft er ihr bei der Einbalsamierung von Leichen und hier in der Leichenhalle fühlt er sich wohl. John ist verhaltensgestört, er kann für andere Menschen keine Gefühle empfinden, er selbst bezeichnet sich als einen Soziopathen. Sein einziges Hobby ist die Analyse und das Sammeln von Informationen über Serienmörder, auf diesem Gebiet ist er ein Genie. Als eines Tages kurz vor Weihnachten in seinem Heimatort Clayton County eine schwer verstümmelte Leiche gefunden wird, ist für John sofort klar, dass es sich hierbei um die Tat eines Serienmörders handeln muss. Damit liegt John nicht ganz verkehrt und als er feststellt, dass es sich bei dem Serienmörder um einen Dämon handelt, macht er es sich zur persönlichen Aufgabe, diesen zu töten, um weitere Morde zu verhindern.

Allerdings muss er hierfür einige seiner selbst aufgestellten Regeln brechen, denn in John schlummert eine andere, dunkle Seite, die durch den Bruch der Regeln droht, auszubrechen und nichts lieber tun möchte als ebenfalls zu töten. Bedingt durch sein überaus fundiertes Fachwissen und durch seine Intelligenz durchschaut John schnell das Verhalten und das Motiv des Clayton-Mörders und hierdurch gelingt es ihm recht schnell, der wahren Identität des Dämons auf die Spur zu kommen.

Dan Wells erzählt seinen Horror-Thriller aus der Sicht von John und so erfährt man anfangs ein wenig über sein Leben, seine selbstauferlegten Regeln, seine völlige Empfindungslosigkeit und seiner Besessenheit Serienmördern gegenüber. Man merkt, dass John gerne wie andere Teenager seines Alters sein möchte und ständig bemüht ist, so normal wie möglich zu wirken. Doch sobald er anfängt über sein Lieblingsthema Serienmörder zu referieren, zeigt sich sogar sein einziger Freund Max des Öfteren erschüttert und so hat John eigentlich nur bei seinem Psychiater die Möglichkeit, sich ein wenig zu öffnen. Aber auch nicht zu weit, da ansonsten Mr. Monster, sein dunkles Ich, zu sehr in den Vordergrund rückt und davor hat John panische Angst. Denn eigentlich möchte er gut sein und keine Mordgedanken haben. Diesen Zwiespalt, den ständigen Kampf zwischen Gut und Böse beschreibt der Autor sehr nachvollziehbar.

Die Spannung ist anfangs noch etwas unterschwellig, baut sich jedoch im Verlauf des Thrillers hervorragend auf und hält sich dann mühelos bis zum Schluss. Es ist zwar recht schnell klar, bei wem es sich um den Dämon handelt, aber Johns Art, seine Schwachstellen zu analysieren, um so eine Möglichkeit zu finden, ihn zu töten, sind äußerst fesselnd umgesetzt. Das Ende ist zwar recht schnell vorhersehbar, aber der Weg dahin wurde von Dan Wells sehr gut umgesetzt. Allerdings neigt der Autor dazu, die Einbalsamierungsarbeit wie auch die Morde des Dämons recht detailliert zu beschreiben, sodass das Buch nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete ist. Da der Thriller aus Sicht eines 15-jährigen geschrieben ist, ist somit auch das Buch leicht und flüssig zu lesen.

Durch die Ich-Form wird einem der Charakter von John sehr schnell vertraut und sogar sympathisch, obwohl seine Gedanken zwangsläufig schon etwas abartig anmuten. Trotzdem gelingt es Dan Wells seinen Protagonisten als einen netten, sehr nachdenklichen, intelligenten Teenager darzustellen, der ständig sich und sein Verhalten analysiert. Die weiteren Figuren des Horrorthrillers sind eher Nebendarsteller und runden nur mehr oder weniger die Geschichte ab bis natürlich auf die Figur des Dämons, der allerdings etwas blass herüberkommt und dessen Rolle meiner Meinung nach mehr ausgebaut hätte werden können.

Alles in allem ein fesselnder und spannender Horrorthriller, der jedoch absolut nichts für schwache Mägen ist und einen einen Blick hinter die Fassade eines Soziopathen werfen lässt.

Bewertung vom 24.05.2010
In Todesangst
Barclay, Linwood

In Todesangst


sehr gut

Der alleinerziehende Vater Tim versteht sich zwar prima mit seiner 17-jährigen Tochter Sydney, trotzdem kommt es eines Morgens zum Streit über eine Sonnenbrille. Als Syd abends zur vereinbarten Zeit von ihrem Ferienjob in einem Motel noch nicht zurück ist, denkt sich Tim erst einmal nichts. Doch als Syd auch Stunden später noch nicht wieder aufgetaucht ist, meldet er dies der Polizei. Diese nimmt die Vermisstenmeldung allerdings nicht sehr ernst und Tim macht sich, zusammen mit seiner Exfrau und ihrem Freund, auf die Suche nach Sydney und stößt bald schon auf Merkwürdigkeiten. Wieso kennt niemand in dem Motel seine Tochter, obwohl sie dort gejobbt hat und warum wird das Haus von Tims Exfrau überwacht? Dann erhält Tim einen entscheidenden Hinweis.

Linwood Barclay lässt seinen Protagonisten Tim seine Geschichte um das Verschwinden von Sydney aus seiner Perspektive erzählen. Anfangs beschreibt der Autor die verzweifelte Suche von Tim nach seiner Tochter, die ständigen Rückschläge, wenn sich eine vermeintlich heiße Spur mal wieder in Luft auflöst. Kleine Unstimmigkeiten und Geschehnisse, die eigentlich nicht unbedingt so ins Auge springen, sorgen dafür, dass sich eine unterschwellige Spannung aufbaut. So hat man schon bald das Gefühl, dass hinter Sydneys Verschwinden einfach mehr stecken muss. Somit ist der Thriller zwar nicht von Anfang an fesselnd, dennoch ist eine gewisse Spannung kontinuierlich vorhanden. Zur Mitte hin, nachdem man langsam eine Vorstellung über die Geschehnisse rund um Sydney erhält, entwickelt sich das Buch dann zu einem absolut spannenden Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen mag.

Seinen Protagonisten Tim beschreibt Linwood Barclay sehr realistisch und nachvollziehbar. Der sympathische Autoverkäufer Anfang Vierzig lässt absolut nichts unversucht, um seine Tochter wiederzufinden. Hierbei ist er stellenweise sehr emotional, aufbrausend und in seinem Verhalten absolut irrational. Allerdings ist dies immer glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt, da man ihm zu jeder Zeit seine Sorgen und Ängste um Sydney abnimmt. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls detailreich beschrieben, teilweise vorhersehbar, andere dagegen überraschen einen im Lauf des Thrillers.

Alles in allem ein fesselnd geschriebener Thriller, mit einer spannend umgesetzten Story, die einige Überraschungen zu bieten hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2010
Die schwarze Sonne
Twining, James

Die schwarze Sonne


sehr gut

In London ermorden zwei maskierte Männer einen hilflosen alten Mann in seinem Krankenhausbett und entkommen spurlos. In Prag wird Tom Kirk von einem Rabbi mit einem seltsamen Fall beauftragt. Die Synagoge wurde geschändet und ein offensichtlich wertloses Bild gestohlen. Und in einem NSA-Museum in den Staaten wird eine Enigma-Codemaschine geraubt. Tom Kirk, Ex-Kunstdieb, wird vom MI6 beauftragt, in den Fällen zu ermitteln, da ganz offensichtlich ein alter Bekannter von ihm hinter diesen drei scheinbar nicht in Verbindung stehenden Fällen steckt. Schon schnell kommen Tom, Archie und Dominique einem legendären Schatz auf die Spur, der angeblich in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs von den Deutschen außer Landes gebracht werden sollte, der aber bis heute nicht gefunden werden konnte.

James Twining verbindet im 2. Teil seiner Tom-Kirk-Reihe Wahrheit und Fiktion zu einem rasanten Thriller. So behandelt er dieses Mal den Mythos um einen legendären Schatz, der in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs verschwand und bis heute unauffindbar ist und um den sich bis heute die wildesten Gerüchte um sein Verbleiben ranken.

Gewohnt zügig und ohne großes Vorgeplänkel steigt der Autor in seinen Thriller ein und so ist die Spannung von Anfang recht hoch und hält sich auch mühelos bis zum Ende. Und so sorgt auch der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil von James Twining dafür, dass man sich zu jeder Zeit gut unterhalten fühlt. Die Handlung umspannt auch dieses Mal wieder verschiedene Länder und so ist man beim Lesen u.a. bei den Recherchen von Tom und seinem Team in London, St. Petersburg und Zürich dabei.

Seinen Protagonisten Tom beschreibt der Autor als einem sympathischen, intelligenten Mittdreißiger, der den Tod seines Vaters wie auch den Verrat eines sehr guten Freundes immer noch nicht überwunden hat und dementsprechend sehr zurückhalten gegenüber anderen Menschen reagiert. Seine Freunde Dominique und Archie sind ebenfalls sehr sympathisch beschrieben und sie sind auch die Einzigen, denen Tom noch blind vertraut und die ihn bei der actionreichen, lebensgefährlichen Suche tatkräftig unterstützen. Die weiteren Figuren sind stellenweise undurchsichtig angelegt, was für die Spannung nicht gerade abkömmlich ist und man so über das Verhalten des ein oder anderen doch etwas überrascht wird.

Fazit: Ein spannender, rasant erzählter Thriller, der in seiner Story geschickt Fiktion und Wahrheit verknüpft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Totenmesse / A-Gruppe Bd.7
Dahl, Arne

Totenmesse / A-Gruppe Bd.7


sehr gut

„… Ein klarblauer Himmel …“

Kurz nachdem Cilla Hjelm, Exfrau von Paul Hjelm, der mittlerweile bei der Internermittlung in Stockholm arbeitet, die Bank im Stockholmer Viertel Österhalm betritt, wird diese überfallen. Die Bankräuber schießen wild um sich, verdunkeln die Fenster und nehmen Bankangestellte wie Kunden als Geiseln. Sollte die Bank gestürmt werden, drohen sie diese und das gesamte Viertel in die Luft zu jagen. Das A-Team um Kerstin Holm wird mit dem Fall betraut. Doch die Bankräuber stellen keine Forderungen und scheinen abzuwarten. Nur auf was? Cilla gelingt es, per SMS und MMS mit Paul Hjelm Kontakt aufzunehmen. Ihre Bilder zeigen den Spezialisten, dass die Bomben nur Attrappen sind und entschließen sich zur Stürmung der Bank. Doch die Geiselnehmer sind verschwunden. Während der Ermittlungen stellt sich schnell heraus, dass der Banküberfall nur fingiert war. Was sind die wahren Hintergründe der Tat und vor allem, wer steckt dahinter?

Arne Dahl lässt seinen vorliegenden Kriminalroman am Tag des Irakkriegs am 20.03.2003 beginnen. Die Hintergründe hierfür werden einem im Lauf der Geschichte verständlich. Wie auch die verschiedenen Handlungsstränge, die anfangs etwas verwirren, sich jedoch im Lauf des Buches schlüssig verbinden. Bei einem Erzählstrang handelt es sich um die Tagebucheinträge eines deutschen Soldaten 1941/42 vor Stalingrad. Und je länger dieser erzählt wird, umso verständlicher wird einem die äußerst komplex angelegte Story, auch wenn sie in meinen Augen doch stellenweise - besonders der Grund des Banküberfalls - etwas übertrieben ist.

Hauptbestandteil des Buches sind die Ermittlungsarbeiten des A-Teams, die von Arne Dahl wieder sehr nachdenklich, stellenweise etwas melancholisch, doch zu jederzeit interessant und spannend erzählt wird. Und auch seine Charaktere rund um das A-Team sind wieder gewohnt facettenreich und lebendig dargestellt. Allerdings ist es ratsam, schon das eine oder andere Buch vom A-Team gelesen zu haben, um verschiedene Äußerungen auch richtig verstehen zu können.

Alles in allem ist "Totenmesse" wieder ein gewohnt spannender Krimi mit einer äußerst komplexen Story.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Das Schiff
Máni, Stefán

Das Schiff


ausgezeichnet

Alptraum auf hoher See

Acht Seeleute begeben sich auf ihre wahrscheinlich letzte Fahrt mit dem Frachtschiff "Per Se". Die Besatzungsmitglieder vermuten, dass für ihr Schiff zukünftig eine kostengünstigere Crew angeheuert werden soll. Da dies natürlich nicht in ihrem Sinne ist, plant die Crew eine Meuterei auf hoher See. Für Kapitän Gudmundur ist es in jeden Fall die letzte Fahrt, da er sich anschließend zur Ruhe setzen wird und der Reederei bereits seine Kündigung mitgeteilt hat. Tja, und dann gibt es noch einen Mitreisenden, der durch eine Verwechslung an Bord kommt und nicht zu Unrecht den Spitznamen "Satan" trägt. So entwickelt sich die Fahrt von Island nach Surinam für alle Beteiligte bald zu einem Alptraum, da sie nicht nur den Naturgewalten ausgesetzt sind, sondern anscheinend auch noch einen Saboteur mit an Bord haben.

Stefán Máni beginnt seinen Thriller in der Nacht vor dem Auslaufen des Frachters und stellt einen zuerst einen Teil der Crew vor. Schon diese Einblicke sind teilweise recht brutal und eindringlich beschrieben und schon hier gelingt es dem Autor durch seinen flüssigen, direkten Schreibstil fast augenblicklich, eine beklemmende, düstere Stimmung aufzubauen, die sich über das komplette Buch zieht und stellenweise fast greifbar ist.

Interessant ist, dass Stefán Máni seinen Thriller oft aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. So wird eine Szene zeitversetzt aus Sicht von zwei oder drei Besatzungsmitgliedern beschrieben bis sich beim entscheidenden Punkt alles zusammenfügt. Dies ist anfangs etwas verwirrend, hieran gewöhnt man sich aber sehr schnell und diese Erzählweise passt perfekt zur Geschichte. Zumal hierdurch die Spannung, die durchweg auf hohem Niveau ist, stellenweise noch gesteigert wird.

Was für die Spannung auch förderlich ist, sind die unvorhersehbaren Geschehnisse auf dem Frachter, sodass man eigentlich bei jedem Seitenumblättern schon gespannt auf die nächste Katastrophe wartet. Es mag zwar stellenweise etwas konstruiert wirken, aber spannungsfördernd sind diese allemal.

Die Besatzungsmitglieder sind durchweg alle ziemlich verkappte Zeitgenossen, die Stéfan Máni sehr detailreich beschreibt. Da gibt es den Berufsverbrecher Jón Karl (Satan), der ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht und trotzdem gelingt es dem Autor hier, aus dieser Killermaschine den Sympathieträger des Buches zu machen. Mit an Bord sind auch Jónas, der kurz vorm Auslaufen des Schiffes seine Frau erschlagen hat, sowie der Alkoholiker Ìsak und der junge Familienvater Saeli, den seine Spielschulden plagen. Die ganze Crew und ihren privaten Hintergrund lernt man teilweise am Anfang des Thrillers, dann auch wieder erst im Laufe der Story näher kennen und manche bleiben einen auch bis zum Ende hin ein Rätsel.

Fazit: Ein beklemmender, düsterer Thriller, der eine tolle Story hat und von der ersten Seite an äußerst spannend umgesetzt wurde

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.