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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2011
Jay Parini: Ein russischer Sommer (Das Hörbuch zum Kinofilm)

Jay Parini: Ein russischer Sommer (Das Hörbuch zum Kinofilm)


sehr gut

Dieser Roman ist eine Rekonstruktion von Lew Nikolajewitsch Tolstois letztem Lebensjahr. Der Autor Jay Parini (Professor am Middlebury College in Vermont) nutze hierfür diverse Quellen wie Tagebücher und Briefe, sortierte diese Einträge chronologisch und erzählt so das letzte Lebensjahr aus 6(?) sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, die alle von unterschiedlichen Sprechern gelesen werden. Durch die Verwendung dieser Blickwinkel (Sofja Andrejewna, Valentin Fedorovich Bulgakov, Leo Tolstoy / Lew Nikolaiewicz, 4. Sasha 5 Sergeyenko 6 Dr. Makovickij) und die Beleuchtung der Gründe warum jeder handelt wie er es eben tut, bezieht er keine Stellung, sondern schildert das letzte Jahr sachlich neutral. Somit ist dieses Hörbuch weniger ein Roman oder Buch sondern eher eine Aneinanderreihung von Briefen und Tagebucheinträgen, die teils in Rückblicken die Beziehung von Tolstoi zu seiner Frau, wie sie sich kennenlernten, was sie von seinen Fähigkeiten im Bett hielt beleuchten. Meist jedoch das letzte Lebensjahr schildern und wie Sonja für die Rechte ihrer Kinder und somit der Erben des Werkes ihres Mannes /Vaters kämpft.
Es geht somit in diesem Ehekonflikt hauptsächlich darum, wer die Rechte an Tolstois Werken erben soll. Seine Tochter Masha und einige Regierungsfunktionäre, die in den tolstoischen Haushalt eingeschleust wurden, wollen dass die Werke dem Volke also dem Staat vermacht werden sollen, der sich dadurch wohl erhebliche Gewinne erhofft, und keine altruistischen Ziele verfolgt, was der idealistische Autor und seine naive jüngste Tochter jedoch nicht erkennen. Seine Frau Sofja Andrejewna denkt da deutlich praktischer, sie will ihre 13 Kinder und deren Kinder mit den Rechten dieser Büche finanziell absichern. Dieser Konflikt belastet die Ehe der beiden alten Leute und wird durch die sich permanent einmschenden angeblichen Freunde und Bewunderer des Autors, die ihn zu einer Ikone erheben, noch weiter angeheizt. Sofja wird paranoid, sie glaubt ihr Lew liebt sie nicht mehr, ziehe ihr seinen Sekretär vor, weil er schon immer auf Männer gestanden habe. Die befürchtet man wolle sie aus der Familie drängen und sie von ihrem Mann trennen. Sie will ihre Beziehung vor den schädlichen Einflüssen von außen schützen, sie sehnt sich nach Zweisamkeit und Ruhe. Lew sieht das anders, er empfindet das Verhalten seiner Frau als anmaßend und einengend. Sofja ist ein klassischer Fall von weiblichem Klammern, sie will sogar die Tagebücher ihres Mannes lesen, um sicher zu sein, dass er sie noch liebt.
Irgendwann wird es Lew zu viel, er läuft mit seinem Arzt und seiner jüngsten Tochter davon, erkrankt aber auf der Reise an einer Lungenentzündung. Auch hier geben sie die angeblichen Freunde Tolstois alle Mühe, die beiden Eheleute auseinanderzuhalten.

Es war teils schwer der Geschichte als Hörbuch zu folgen, besonders wenn man außer Tolstoi und vielleicht noch seiner Frau keinen der Protagonisten kennt und nichts über das Leben Tolstois weiß. Der Erzählstrang und die Blickwinkel erschließen sich beim Hören durchaus, aber ich konnte mit einigen der Figuren nicht wirklich viel anfangen bzw. hatte Probleme sie auseinanderzuhalten, besonders wenn sie andauernd in unterschiedlichen Koseformen benannt werden.
Ein Stück Geschichte, unterhaltsam erzählt.

Bewertung vom 12.05.2011
Glühende Dunkelheit / Lady Alexia Bd.1
Carriger, Gail

Glühende Dunkelheit / Lady Alexia Bd.1


ausgezeichnet

London 1870: Alexia Tarabotti, eine ordentliche junge, englische Lady (abgesehen der der Tatsache, dass sie eine halbe Italienerin ist, keine Seele besitzt und mit 26 eine alte Jungfer) ist äußerst brüskiert als ein halbverhungerten Vampir doch die Unverfrorenheit besitzt sie anzugreifen, und das auch noch, ohne dass er ihr ordentlich vorgestellt worden wäre. Dieser Bruch der Etikette zwingt sie dazu, sich mit ihrem Regenschirm gegen diesen Rüpel zu verteidigen. Ganz aus Versehen pfählt Alexia den Vampir mit ihrer hölzernen Haarnadel und ihrem Regenschirm. Die Ermittler von BUR (Bureau of Unnatural Registry) sind über diesen Zwischenfall alles andere als erfreut, besonders Lord Connall Maccon (seines Zeichens ein Werwolf adeliger (schottischer) Herkunft), der Alexia noch in unangenehmer Erinnerung wegen eines Igelzwischefalls hat, der ihn selber, seine Hose und einen Ingel involvierte.
Bald schon wird klar, dass Londons gehobene übernatürliche Gesellschaft vor einem ersthaften Problem steht. Registrierte Vampire verschwinden, und unregistrierte Vampire ohne Stockzugehörigkeit tauchen auf. Schon bald ist Alexia der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, vor allem auch wegen ihrer Fähigkeit übernatürliche Fähigkeiten durch ihre Berührung zu negieren. Nun muss Alexia handeln, will sie das Rätsel um das Verschwinden der Vampire und Werwölfe lösen bevor ihr guter Ruf für immer ruiniert ist oder schlimmer noch, bevor sie einen ungesunden, schmerzhaften Tod stirbt, das würde ihren Tag wirklich ruinieren.
Gail Carringer hat mit ihrer Alexia Tarabotti Novelle eine wirklich ungewöhnliche und äußert unterhaltsame Mischung geschaffen. Eine selbstbewusste Heldin mit der Scharfzüngigkeit einer Elizabeth Bennet mit dem generellen, steifen, höflichen Manierismus des viktorianischen Zeitalters und Dialogen, wie man sie aus den Jane Austen Romanen kennt. Vampire und Werwölfe leben in London seit der Renaissance als anerkannte Mitglieder der Gesellschaft und haben Wissenschaft und Technik beflügelt. Die Autorin erklärt einige historische Ereignisse stimmig mit dem Eingreifen und dem Einfluss der Vampire und Werwölfe und schafft so eine alternative Steampunk Gesellschaft in der die Nacht den Übernatürlichen gehört.
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, wie sich das für eine paranormal Romance gehört, aber auch diese wird auf wunderbar höfliche Jane Austen Art beschrieben.
Fazit: Innovative, witzige urban Fantasy, Steampunk paranormal Vampir/Werwolf Romance. Was will man mehr außer einem vernünftigen deutschen Titel. Wie konnte aus Soulles = Seelenlos "Glühende Dunkelheit" werden?

Die Reihe:
1. Glühende Dunkelheit - Soulless
2. Brennende Finsternis - Changeless
3. Entflammte Nacht - Blameless
4. Heartless (2011)
5. Timeless (2012)

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2011
Gladiator: Fight for Freedom
Scarrow, Simon

Gladiator: Fight for Freedom


ausgezeichnet

There are no second chances for a gladiator. Remember that well and you may live. Fail to, and you dill surely die.

Marcus Cornelis Primus lebt ein behütetes Leben. Sein Vater war Centurio unter Pompeius dem Großen und genießt nun seinen Ruhestand als Bauer in Griechenland. Die Zeiten jedoch sind schwer, die Ernten schlecht und so ist Marcus Vater dazu, gezwungen Geld zu leihen. Als er aufgrund weiterer Missernten nicht in der Lage ist, das Geld an der Verleiher zurückzuzahlen, holt dieser es sich in Form von Naturalien mit Gewalt. Er lässt den Hof überfallen und Marcus Vater töten, Marcus und seine Mutter jedoch werden gefangengenommen und versklavt, sie werden zu lebendem Inventar ohne Rechte, dazu verurteilt einem Herrn zu gehören und zu gehorchen.
Marcus fasst den kühnen Plan, General Pompeius um Hilfe zu bitten, denn Marcus Vater rettete ihm einst sein Leben. Ihm gelingt die Flucht und er macht sich auf den Gefahrvollen Weg nach Rom. Er wird jedoch erneut gefangengenommen und versklavt, diesmal kommt er in die beste Gladiatorenschule Capuas.
Wenn er stirbt, ist seine Mutter verloren. Sein Überlebenskampf als Kindergladiator wird auch zum Kampf für die Freiheit seiner Mutter.

Ein wirklich gelungener und anspruchsvoller historischer Roman, auch wenn er sich vor allem an Kinder richtet. Der Autor schildert eine brutale Gesellschaft, in der jeder zum Sklaven werden kann ob freigeboren oder nicht. Schon bald muss Marcus lernen, dass es keinen interessiert, dass er frei geboren ist, dass er zu unrecht versklavt wurde, denn Sklaven sind Gegenstände für die sogar Einfuhrsteuer fällig wird. Marcus muss schnell lernen dieses Schicksal zu akzeptieren, will er überleben: Where you came from is no more than a memory and it will go easier with you if you try to forget your past lives. That is all dead to you. All that remains is to lern how to fight and survive (S. 159).
Als Jüngster in der Gladiatorenschule steht er zudem ganz unten in der Hackordnung und wird nicht nur von den Trainer hart rangenommen, sondern auch von den anderen Jungen drangsaliert und misshandelt. Aus einem friedliebenden Bauernjungen wird ein gefährlicher Krieger.
Dieses Schicksal nimmt der Autor bereits in übertragenem Sinne in Form von Marcus Hund Cerberus vorweg. Cerberus wird zunächst aus schlechten Haltungsbedingungen gerettet, zum Familienhund und Familienmitglied und später zum Kampfhund ausgebildet, um die Familie zu schützen. Nie hätte sein Herrchen Marcus geglaubt, dass es ihm einmal ergehen würde, wie seinem Hund, von Bauern zu Krieger und Kämpfer, um das Leben seiner Mutter zu retten.

Fazit: Simon Scarrow schildert hart und direkt eine brutale Gesellschaft, in der nur der Starke überlebt. Kein nettes, klassisches römisches Reich, keine Weltkultur der Dichter und Denker, sondern ein Volk, das sich daran belustigt Menschen zum Spaß gegeneinander kämpfen zu lassen und dabei jubeln wenn Menschen in der Arena blutig ihr Leben lassen. Ein Gladiator kann reich werden und Ruhm ernten, er kann seine Freiheit erlangen und doch in Armut leben, aber noch häufiger stirbt er einfach auf blutige Art und Weise, denn er ist ein Besitztum seines Herren und nicht mehr wert als jeder andere unbelebte Gegenstand.

Bewertung vom 01.05.2011
Wiedersehen mit Nesthäkchen
Asper, Barbara;Kempin, Hannelore;Münchmeyer-Schöneberg, Bettina

Wiedersehen mit Nesthäkchen


gut

Nesthäkchen, man liebt die Bücher oder man hasst sie, aber man kennt sie, zumindest dem Namen nach und hat mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann einmal die Filme gesehen. Weniger bekannt ist über die Autorin selber. Die wenigsten wissen, dass sie mit 65 Jahren am 12.1.1943 in Auschwitz-Birkenau vergast wurde.
1992 veröffentlichte Marianne Brentzel eine erste literarische Annäherung an die Autorin, Pionierarbeit, zumal wenn man bedenkt, dass es damals noch nicht so einfach war online Informationen zu erlangen.

Dieses Buch ist einerseits eine Sammlung neuer Erkenntnisse, andererseits jedoch vor allem eine persönliche Abrechnung der drei Autorinnen mit allen vorherigen Autoren, die es wagten nicht ihrer Meinung zu sein, denn nur Apser, Kempin und Münchmeyer-Schöneberg haben die Wahrheit enthüllt, nur sie haben das einzig wahre Bild der Else Ury gepachtet, nur ihre Interpretation des Werkes ist die einzig richtige, und das lassen sie in diesem Buch mehrfach deutlich durchblicken.

Ja, es gibt in dieser Biografie durchaus neues zu entdecken, wie Verlagsexemplare von "Das Kränzchen", anhand derer anonymer Veröffentlichungen zweifelsfrei Else Ury zugeschrieben werden können. Auch die Auflistung der Übersetzungen in andere Sprachen ist für viele durchaus neu. Dennoch hat diese Biographie einige deutliche Schwächen, so dass sie fast schon nicht als Biografie zu bezeichnen ist.
Wer sich für Else Ury interessiert ist sicherlich nicht an einer minutiösen Untersuchung und Gegenüberstellung der verschiedenen Übersetzungen interessiert, die in diesem Buch S. 87-109 einnehmen, zumal man dafür auch die seit 1933 nicht mehr erhältlichen Ury Bücher kennen muss, um den Ausführungen der Autorin folgen zu können.
Die Vorraussetzung von Detaillierten Kenntnissen auch der seltenen Ury Werke ist somit das Hauptproblem, das sich durch das ganze Buch zieht. Das Kapitel Reisen bei Else Ury (S. 77-86), wird damit ebenfalls für nicht Spezialisten einfach nur langweilig.
Im Prinzip ist nur Teil I des Buches (S. 19-62) die tatsächliche Biografie, in den Restlichen Seiten protzt man mit seinem Spezialwissen und wie groß die eigenen Sammlung doch ist.
Wirklich interessantes Neues, wie das Theaterstück "Der Sandmann kommt" werden erwähnt, aber nicht im Anhang angefügt, denn das ginge gegen den Sammlerstolz, es im Gegensatz zu anderen, zu besitzen.

Das Buch weist erheblich stilistische Mängel auf. Unangenehm fallen vor allem Bandwurmsätze z. Bsp über 16 Zeilen auf S. 11 auf, die durch viele Nebensätze und Einschübe noch aufgebläht werden. Die Wortwahl, was Veröffentlichungen von andersdenkenden Ury Interessierten angeht ist diffamierend, unsachlich und unpassend. So "versteigt" sich Marianne Brentzel mit einer Aussage auf S. 15 und ihr wird generell Unkenntnis der Übersetzungen vorgeworfen (S. 102) und Brentzels Ansichten werden als verleumderisch (S. 105) angesehen. Verleumderisch ist aber die generelle Wortwahl der drei Autorinnen, wenn es um ihre Intimfeindin Brentzel geht. Diese Biografie könnte auch den Titel "Brentzel hatte unrecht", oder "Brentzel ist doof" tragen, zumindest drängt sich der Gedanke nach der Lektüre sehr auf. Man sucht bei jedem gutgemeinten Versuch anderer, sich Urys Werk zu nähern nach Fehlern und listet diese minutiös (und für nicht Ury Kenner unglaublich eintönig und langweilig) auf, so wird die Änderung des Kosenamens Herzle in Herzchen in einer Südafrikanischen Schulausgabe des 6. Nesthäkchenbandes als dümmlich wirkend bezeichnet und die gutgemeinte Übersetzung des Weltkriegsbandes ins Englische bekommt auch massiv Kritik ab. In Fußnoten wird dann immer mal wieder nachgetreten besonders im Anhang "Nachkriegszeit".
Das ist unprofessionell und peinlich, denn auch dieses Werk ist sicherlich mitnichten vollständig und über jeden Verdacht erhaben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2011
Gärtnern
Thiel, Katja M.

Gärtnern


sehr gut

Gutes Nachschlagewerk für Anfänger und Fortgeschrittene

Dieses Buch ist ein bunt bebildertes Nachschlagewerk für den Gartenanfänger und umfasst die meisten gängigen Methoden der Zucht und Aussaht.
Es ist unterteilt in:
1. Erste Schritte: Bodenarten, Werkzeug, Nährstoffe,
2. Ziergarten: Was blüht wann, Rosen, Bäume, Gehölze, Rasen
3. Küchengarten: Gemüse, Mischkultur, Pflege, Aussaat, Kräuter,
4. Obstgarten: Auswahl, Schnitt, Ernte, Bäume, Beeren
5. Kinder im Garten: Kinderbeet, giftige Pflanzen
6. Pflanzenjunge
7. Werkeln und Bauen
8. Leckere Rezeote mit Zutagen aus dem Garten

Das Inhaltsverzeichnis und Glossar ist für meinen Geschmack etwas zu knapp ausgefallen. Beim Inhaltsverzeichnis hätte ich mit eine feinere Unterteilung als nur nach den Hauptabschnitten gewünscht, also auch eine Listung der Unterkapitel.
Das Format ist ungewöhnlich und ein wenig unhandlich, vor allem für den Garten, wohin man es normalerweise doch mitnimmt.

Insgesamt jedoch ein sehr guter Überblick, den man auch als Fließtext lesen kann und nicht nur als Nachschlagewerk verwendet. Besonders welche Pflanze mit welcher in Mischkultur kann und wer sich nicht verträgt ist auch für Fortgeschrittene noch interessant. Teilweise jedoch geht die Information fast in der Bilderflut unter. S. 20 z. Bsp. werden die Gartengeräte erklärt. Der Hintergrund ist aber derartig dominant, dass die Schrift teils schwer zu lesen ist, da schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund zu liegen kommt, teils wäre da weniger mehr.

Bewertung vom 25.04.2011
Das Buch des Dämons / Die Tore zur Unterwelt Bd.1
Sykes, Sam

Das Buch des Dämons / Die Tore zur Unterwelt Bd.1


schlecht

Es gibt nur eine Gemeinsamkeit zwischen Abenteurern und Söldnern: Die Liebe zum Gold. Darüber hinaus gibt es nur unvorteilhafte Vergleiche. Der Hauptunterschied zum Gewerbe des Söldners ist, dass sich das Gewerbe des Abenteurers nicht aufs Töten beschränkt.
Lenk und seine Abenteurerkameraden werden von einem hohen Priester dazu beauftragt, ihn und ein Artefakt auf seiner Reise zu beschützen. Als das Artefakt gestohlen wird, wird ein neuer Vertrag ausgehandelt: 1000 Goldstücke für die Wiederbeschaffung. Der Rest ist blutiges, splatter Gemetzel.

Vorweg, ich bin alte AD&D 2nd Edition Spielerin. Dieses Buch machte auf mich durchweg den Eindruck, als wenn der Autor eine seiner Spielecampagnen mit seinen Kumpels als Buch geschrieben hätte. Sam Sykes ist möglicherweise der Spielemeister oder der Protokollant einer Rollenspielergruppe von 6 Personen mit einem Gastspieler (Pallafin), die sich wie folgt klassisch zusammensetzt:

1. Lenk: Anführer, Krieger mit Berserkeroption, Mensch, Gesinnung: chaotisch gut
2. Katara: Kriegerin, Shict (entspricht wohl am ehesten einer wilden Waldelfe), hasst Menschen, Gesinnung chaotisch neutral
3. Dreadeleon: Magier, chaotisch neutral
4. Gariath: Drachenmann, hasst Menschen, Gesinnung chaotisch neutral.
5. Asper: Priesterin, Heilerin, moralisch rechtschaffen (S. 283)
6. Denaos: Assasine, chaotisch neutral
7. Qillian: Palladin, lawfull good (doppelte Fähigkeit, doppelt so viel Autorität S. 103), Gastspieler.

Er steht nun vor dem Problem, das man eigentlich als Spielemeister vermeiden sollte: gesetzestreu gute Spieler zusammen mit chaotisch neutralen. Generell sollte man chotisch neutrale Gesinnung nicht zulassen, denn die Spieler neigen dann dazu, sich gegenseitig umzubringen statt ihre Gegner. Dementsprechend muss der Autor sich immer wieder seitenweise damit auseinandersetzen, warum die Gefährten überhaupt gemeinsam reisen, diese Passagen der Selbstanalyse wirken gezwungen und gewollt und nicht gekonnt.
Die Protagonisten haben nichts gemeinsam außer einer völligen Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohlergehen der anderen (S. 492)

Dieses Buch ist der Auftakt einer größeren Campagne um die Suche nach dem Aeonstor. In diesem Buch werden die ersten beiden Abenteuer in hohlbeinscher Manier beschrieben, heißt: kaum bis keine Handlung, aber viel sinnlose Action.

Abenteuer 1: Auftakt der Campagne. Die Spieler befinden sich auch einem Schiff und werden von Piraten angegriffen. Es folgen 180 Seiten Beschreibung blutigen Gemetzels, in denen nichts geschieht, außer dass das Buch gestohlen wird und viele Hirne zerquetscht werden, Gliedmaßen abgetrennt werden und viele Menschen unschön ums Leben kommen.

Abenteuer 2: Bringt das Buch zurück! Die Abenteurer verfolgen für 1000 Goldstücke die Spur des Buches auf eine einsame Insel, metzeln viele Dämonen und sammeln Erfahrungspunkte. Weitere 499 Seiten splatterige Beschreibung diverser Schlachten und Scharmützel.

Die Schlachtbeschreibungen werden von kindischen, aber für Rollenspieleabende typische, sinnlose Geplänkel unterbrochen, in denen sich die Protagonisten gegenseitig beleidigen und bedrohen. Die Gesinnungen, die mit Seitezahlen versehen sind, sind tatsächlich genauso plump in den Text eingefügt.
Nebenbei:
S. 14: blut schmeckt nicht kupfern, sondern nach Eisen. Hämoglobin ist ein Eisenkomplex. Des weiteren nerven irgendwann die diversen Umschreibungen für Blut = roter Saft, Lebenssaft,…
S. 229: als wie jemand – grammatikalisch gruselig.
S. 261: Welchen Sinn macht es – Denglisch. Im Deutschen ergibt es immer noch Sinn, macht aber keinen

Fazit: Für Rollenspieler sicherlich eine interessante Studie, wie andere damit umgehen, rechtschaffen gute Charaktere mit chaotisch neutralen auf ein Abenteuer zu schicken. Insgesamt komplett handlungfreie Beschreibung aneinandergereihter Gemetzel unterbrochen von kindischen Wortgefechten in denen sich die Protagonisten beleidigen.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2011
Der Pompeji-Papyrus
Sabel, Rolf D.

Der Pompeji-Papyrus


sehr gut

Rom 2010. Der katholische Pfarrer Dr. Deifenstein und sein evangelischer Kollege und Freund Basler machen Urlaub in Pompeij. Als ein kleiner Junge Diefenstein mit „echten Antiquitäten“ belagert, kauft dieser ihm ein Stück Papyrus ab, um in Ruhe weiter essen zu können. Wie überrascht ist er in seinem Hotelzimmer, als sich dieses Stück Papyrus tatsächlich als echt erweist und ein noch unbekanntes Fragment eines berühmten römischen Autors enthält.
Dumm nur, dass auch eine amerikanische Touristin so ein Stück Papyrus für ihren Vater, einen Multimillionär, erworben hat, der seinen besten Man schickt, um noch weitere Exponate für seine geheime Sammlung zu erwerben. Schon bald pflastern erneut Leuchen den Weg antiker Schriftrollen, dabei hätte Diefenstein doch aus seinem Erlebnis vor wenigen Jahren lernen sollen, als antike Rollen in der Krypta seiner Kirche gefunden wurden.

Die Geschichte um die Jagd nach den antiken Rollen aus dem versunkenen Pompeij ist der zweite Roman um Dr. Diefenstein, der den Lesern bereits aus „Die Pilatus-Verschwörung“ desselben Autors bekannt ist.
Dieser Roman ist letztendlich auch genauso aufgebaut, wie „Die Pilatus-Verschwörung“. Zum einen ist da die Jagd nach den antiken Schriftrollen in unserer Zeit. Diefenstein hat aus den zurückliegenden, Kölner Rollenabenteuern nichts gelernt und ist nun selber in ein solches verwickelt. Besonders nett in diesem Handlungsstang sind die Frotzeleien der beiden Freunde unterschiedlicher Konfession:
- Seit wann denken katholische Pfarrer nach? Sie kriegen doch alle Antworten aus Rom.
- -Du unverbesserlicher Ketzer, offenbar, haben dir deine protestantischen Häresien das Hirn vernebelt. (S. 76)

Zum zweiten wird der Briefwechsel zwischen zwei befreundter Christen aus der Zeit Neros geschildert, von denen Tehophilos, der Adressat des Lukasevangeliums, in Rom wohnt, Fronto in Pompeij.
Als dritter Handlungsstrang kommt, wie es sich für jeden Pompeij Roman gehört, der Untergang der Stadt aus Sicht des Frontos einige Jahre später.

In den Briefen erkennt man viele klassische Zitate der damaligen Zeit wieder, die sich so identisch leider auch in den anderen Romanen des Autors wiederholen, da wären neue Zitate angebracht gewesen. Bei ganzen Abschnitten überkommt einen da ein deja vu.

Als Lehrer sollte der Autor jedoch wissen, dass es auf italienisch und nicht in italienisch heißt
(S. 137) und das obligatorische explodierende Auto nach leichtem Unfall ist dermaßen Klischeehollywood und falsch, dass es peinlich ist. Wenn jedes Auto nach einem kleinen Auffahrunfall explodieren würde, das wäre ja schrecklich.


Obwohl sich Historiker mittlerweile einig sind, dass Nero mitnichten das Monster ist, als welches er von den Frühen Christen dargestellt wird und dass es sich dabei um eine gezielte Verleumdungscampagne handelt, hat der Autor sich für die christliche Folklore entgegen der historischen Wahrheit entschieden. Er schreibt im Nachwort auch, dass er sich jeweils für die Variante entschieden hat, die ihm für die Geschichte plausibler erschien und er sich durchaus bewusst ist, dass einige Überlieferungen zwischen Historikern und Theologen durchaus strittig sind.
Auch dass das Buch in einem christlichen Verlag erschien ist wohl ein weiterer Grund für den Autor gewesen, sich eher an die christliche Folklore zu halten als an historische Fakten.

Fazit: Insgesamt sehr unterhaltsam. Der schnelle Wechsel zwischen den drei Erzählsträngen führt dazu, dass man immer weiter lesen will. Nur noch die zwei Seiten, dann kommt ja der andere Handlungsstrang, den man dann auch noch schnell lesen will, weil ja dann wieder der anderen Handlungsstrang kommt. Eine geschickte Methode den Leser an die Geschichte zu binden, die Dan Brown so auch verwendet, eben weil sie funktioniert.
Eine gelungene Mischung zwischen aktuellem Kunstkrimi und historischem Roman, der jedoch nicht wie die Pilatus-Verschwörung den Bogen zwischen zwei großen Festen schlägt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.