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Baerbel82

Bewertungen

Insgesamt 886 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2018
Leid und letzter Tag
Haller, Elias

Leid und letzter Tag


ausgezeichnet

Hart und gnadenlos

„Leid und letzter Tag“ von Elias Haller ist bereits der sechste Fall für den sächsischen Kult-Kommissar Erik Donner, den man Monster nennt. Zugleich sein schwierigster und auch persönlichster. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Ein krasser Einstieg: Hart und gnadenlos. Ein echter Haller.
Anschließend gibt es ein Wiedersehen mit Kommissar Monster, zurück bei der Kripo. Seine Freundin Annegret Kolka, ist nun seine Chefin. Nachdem er einen Anruf bekommen hatte, macht Donner in seinem Schlafzimmer einen grausigen Fund: In seinem Bett liegt eine Frau. Mit einem Handy im Bauch. Währenddessen hat Anne es mit anonymen Anrufen und einem Mann mit einem Aktenkoffer zu tun, der sich Peter Peschel nennt.
14 Jahre zuvor: Donners Vater jagt einen Mann, der ein perfides Spiel mit ihm spielt. Es handelt sich um Johnny Herzig, genannt der Spielmann. Franz Donner gelingt es irgendwann, Herzig hinter Gitter zu bringen.
Wie sich herausstellt, befinden sich in Peschels Koffer 5 Mobiltelefone. Ist der Spielmann zurück? Will er sich nun an Erik Donner rächen? Kurz darauf sind Donner, Anne und 3 weitere Polizisten mit den 5 Handys „im Spiel“…
In Elias Hallers neuem Thriller geht so richtig die Post ab. Wechselnde Perspektiven, sorgen für Dynamik. Es geht um den Umgang mit dem Internet, Fake News, FB & Co. Wie schnell man sich mit der Anmeldung bei einer App zum Spielball eines Durchgeknallten machen kann.
Auch wenn der Leser der Polizei oft einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut - und gehalten. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt.
Dass der Autor im Finale nochmal richtig Gas gibt, steigert das Lesevergnügen. Denn einige Überraschungen gegen Ende des Thrillers hält Elias Haller für seine Leser noch bereit. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis. Ich hoffe, Donner macht weiter!?

Fazit: Fall Nr. 6 für Erik Donner. Ein absoluter Knaller, eben ein echter Haller!

Bewertung vom 22.10.2018
Sörensen fängt Feuer / Sörensen Bd.2
Stricker, Sven

Sörensen fängt Feuer / Sörensen Bd.2


ausgezeichnet

Der schmale Grat zwischen Menschen und Monstern

„Sörensen fängt Feuer“ ist bereits der zweite Fall für den ehemaligen Hamburger Kommissar und Wahl-Nordfriesen Sörensen. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. „Sörensen hat Angst“ hatte mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
„Sörensen fängt Feuer“ ist ein packender Kriminalroman, der gefährliche Sekten thematisiert. Fundamentalisten. Es geht um Macht und Kontrolle. Dabei hatte man sich in Katenbüll gerade erst von einem Missbrauchsskandal erholt.
Eines Nachts läuft die blinde Jette dem jungen Ole vors Auto. Als Sörensen ihren Vater erstochen im Wohnzimmer auffindet, stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Doch nach und nach kommt der Kommissar einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur.
Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Die Spannung wird langsam, aber nachhaltig aufgebaut. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf. Aber am Ende ist alles stimmig aufgelöst.
Sven Stricker erzählt die Geschichte mit einer genau dosierten Prise Humor und selbst das Privatleben des Helden wird eher am Rande ausgebreitet, ohne dabei an Eindringlichkeit zu verlieren. Jedenfalls knistert es gewaltig zwischen ihm und Kollegin Jenni. So kann es weitergehen.

Fazit: Sörensen kämpft nicht nur gegen religiösen Fanatismus, sondern auch mit seinen eigenen Dämonen. 5*plus!

Bewertung vom 17.10.2018
Die Elemente des Todes
Fischer, Claus C.;Petermann, Axel

Die Elemente des Todes


sehr gut

Die morbiden Taten eines Psychopathen

Was für ein krasser Einstieg: Die Selbstbeschreibung des Serienkillers D.B. Hier heißt er Daniel Becker.
Zitat: „Ich bin kein Mörder. Ich kann Menschen verschwinden lassen, das ist alles. Ich kann dafür sorgen, dass sie in Rauch aufgehen oder im Wasser versinken. Ich betrete ihre Köpfe, und sie wollen nicht mehr leben. Aber ein Mörder bin ich nicht. Ich spüre es nur, wenn jemand sterben will.“
Sommer 1996. Lothar ist tot, ermordet. Da hat der Täter offenbar einen Mitwisser beseitigt. Wie sich herausstellt, ist er nicht das erste Opfer. Nun hat die Polizei Angst um Nicole.
Frühling 1996. Einen Monat vorher. D.B. will ein Krematorium bauen. Wie krank ist das denn? Nicole, Susanne und Sandra. Der Killer scheint auch ein Frauenheld zu sein.
Hauptkommissar Kiefer Larsen ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er verbeißt sich in den Fall. Aber er kämpft auch mit den Dämonen seiner Vergangenheit.
„Die Elemente des Todes“ basiert auf wahren Begebenheiten. Die Autoren lassen uns in die tiefen menschlichen Abgründe eines Psychopathen blicken, wobei wiederum alle Klischees bedient werden, weil der Täter selbst Opfer ist und eine verkorkste Kindheit hatte.
Zitat: „Bei jemandem wie Becker ging es immer um Macht und Kontrolle. Der klassische Psychopath und Narzisst. Einerseits selbstbewusst, eloquent und sogar charmant, andererseits manipulativ, skrupellos und ohne jegliche Empathie.“
Axel Petermann und Claus Cornelius Fischer schildern das Psychogramm eines Mörders, der keine Perversion, keine Grausamkeit auslässt. „Die Elemente des Todes“ ist keine Gute-Nacht-Lektüre. Denn die Morde werden brutal und detailliert beschrieben.

Fazit: True-Crime-Thriller über die wahren Abgründe des Bösen. Spannend und schockierend!

Bewertung vom 13.10.2018
Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1 (eBook, ePUB)
Daugherty, Christi

Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Spannung in Savannah

Harper McClain ist Reporterin. Eines Tages gerät sie zusammen mit dem Fotografen Miles in eine Schießerei zwischen Gangmitgliedern. Polizist Luke Walker rettet sie.
Harper ist tough. Aber sie kämpft auch mit den Dämonen ihrer Vergangenheit. Sie war zwölf Jahre alt, als sie ihre Mutter tot in der Küche fand, ermordet. Der Fall ist bis heute ungeklärt.
15 Jahre später scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Marie Whitney, eine Frau Mitte dreißig, wird nackt und erstochen auf dem Küchenboden aufgefunden - von ihrer 12-jährigen Tochter.
Hat der Täter von damals erneut zugeschlagen? Der Modus Operandi ist derselbe. Es gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine forensischen Spuren. Zitat: „Es ist, als hätte der Mord an meiner Mutter vor all dieser Zeit einen Riesenlärm gemacht. Und dieser Mord ist das Echo.“
Harper verbeißt sich in den Fall. Sie bricht alle Regeln und bringt sich sogar in Lebensgefahr. Mit ihr bin ich nicht wirklich warm geworden. Auch die Love Story hätte ich nicht gebraucht. Zitat: „Sie brannte wie Feuer, wo er sie berührte. Sein Körper passte so perfekt zu ihrem.“
Dem starken Anfang folgt ein schwacher Mittelteil. Ständige Wiederholungen gehen zu Lasten der Spannung. Ab einem bestimmten Punkt wird die Geschichte daher ziemlich vorhersehbar. Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger, der zweifellos nach Fortsetzung schreit.

Fazit: Solides Thrillerdebüt mit romantischem Beigeschmack und vorhersehbarem Ende.

Bewertung vom 10.10.2018
Büße deine Schuld
Ahlf, Joe

Büße deine Schuld


sehr gut

Bist du Jäger oder Beute?

„Machtwechsel“ von Joe Ahlf hatte mich begeistert und auch „Büße deine Schuld“ hat mich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Chrissy, eine junge Frau, wird irgendwo gefangen gehalten. Und der Insektenmann hat Schlimmes mit ihr vor. Gruselig!
Drei Jahre später. Wir lernen Henry van Mark kennen. Martin bittet seinen ehemaligen Kollegen um Unterstützung in einem aktuellen Fall. Denn der Mörder hat sich persönlich an Henry gewandt und zu einem perfiden Spiel eingeladen. Aber, passt das zu Marc Freiberg? Henry hatte den Serienkiller seinerzeit zwar gestellt, doch dieser konnte fliehen…
Jedenfalls ist der Modus Operandi verschieden. Marc hatte es auf Frauen abgesehen, der aktuelle Täter auf Männer. Auch Nele, Henrys junge Kollegin, gerät ins Visier des Killers. Handelt es sich um einen zweiten Killer, der mit Henry noch eine Rechnung offen hat?
Wechselnde Perspektiven, auch aus Sicht des Killers, sorgen für Dynamik. Was haben wohl die blutigen Buchstaben „Jäger oder Beute?“ zu bedeuten? Gekonnt spielt der Autor mit unseren Urängsten.
„Büße deine Schuld“ hat alles, was das halbwegs gesunde Menschenhirn an Obsessionen, Foltern und Metzeleien ausbrüten kann - und einen völlig verrückten, amoralischen, aber hochintelligenten Serienkiller.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Henry kommt sympathisch rüber. Seit einem traumatischen Ereignis trinkt er m.E. allerdings zu viel.
Die Polizei tappt lange im Dunkeln. Wer kommt schon darauf, dass es mehr als einen Killer geben könnte? Alles wie üblich, nur ein bisschen verrückter.

Fazit: Solider Serienkiller-Thriller. Spannende und kurzweilige Unterhaltung!

Bewertung vom 10.10.2018
Der Drahtzieher / Gabriel Allon Bd.17
Silva, Daniel

Der Drahtzieher / Gabriel Allon Bd.17


ausgezeichnet

Die Jagd auf Saladin geht weiter

„Der Drahtzieher“ ist bereits der 17. Band aus der Gabriel Allon-Reihe. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Es geht um Terroranschläge in Washington und London durch Saladin, das neue Gesicht des islamischen Terrors, der seine Waffen aus dem Drogenhandel finanziert.
„Der Drahtzieher“ beginnt genau dort, wo „Die Attentäterin“ aufgehört hatte: Gabriel tritt seinen Job als Chef des israelischen Geheimdienstes an. Er war ein Profikiller, ist aber auch ein begnadeter Restaurator, liebender Ehemann und Vater.
Die Engländer wollen Vergeltung und haben hierfür Christopher Keller beauftragt, einen ehemaligen SAS-Offizier und Berufskiller, der nun als MI6-Agent im Einsatz ist. Er war auch schon in „Der englische Spion“ an Gabriels Seite.
Es folgt ein Wiedersehen mit Natalie aus „Die Attentäterin“. Zusammen mit Gabriels altem Freund Michail taucht sie ein in die Szene der Schönen und Reichen um Jean-Luc Martel, ein französischer Unternehmer, dessen wahres Geschäft der Drogenhandel ist.
Gabriel und Keller folgen den Spuren der „Orangen“, so nennen sie die Drogen. Diese soll sie zu Saladin führen. Zitat: »Waren Sie schon immer ein Spion?«, fragte Martel. »Waren Sie schon immer ein Drogenhändler?« »Ich war nie ein Drogenhändler.« »Ah, richtig«, sagte Keller. »Orangen.«
„Der Drahtzieher“ ist wieder ein typischer Silva: die USA, England und Israel, das sind die Guten, Russland, der Iran und die Arabische Welt, die Bösen. Erfahrene Geheimdienstler stehen skrupellosen Schurken gegenüber.
Silvas Erzählstil wechselt zwischen ruhigen Passagen und dramatischer Action. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Besonders die Szenen, die in Marokko spielen: Casablanca, Fes, die Wüste… haben mir gefallen.
Ab und zu finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die die anderen Bände nicht kennen, Verständnisprobleme haben.
Personen, Dialoge und Handlungen wirken komplett authentisch. Komplex, dennoch hochspannend. Zudem sind Silvas Romane immer aktuell: die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, der Brexit.
Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die auf Tatsachen beruht, aber auch Verschwörungstheorien enthält.

Fazit: Ein typischer Silva. Beste Unterhaltung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2018
NSA - Nationales Sicherheits-Amt
Eschbach, Andreas

NSA - Nationales Sicherheits-Amt


ausgezeichnet

Wissen ist Macht

Um es gleich vorweg zu nehmen, das neue Werk von Andreas Eschbach ist der Hammer! Ein Horrorszenario, das Datenüberwachung durch den Staat thematisiert.
Weimar 1942: Es gibt bereits Komputer, das Weltnetz, Elektropost und tragbare Telephone. Und eine Stelle, die über alldem wacht: das Nationale Sicherheits-Amt (NSA).
Hier arbeitet Helene Bodenkamp als Programmstrickerin. Ihre Programme fragen Daten aus Tabellen ab, verknüpfen diese und erstellen Listen sogenannter Regimegegner. Auf diese Art und Weise werden auch Anne Frank und die Geschwister Scholl aufgespürt.
Während Helene Gewissensbisse bekommt, denn sie selbst versteckt ihre große Liebe, den fahnenflüchtigen Arthur, nutzt ihr Chef Eugen Lettke das System für seine ganz eigenen Zwecke…
Wie Andreas Eschbach zeigt, ist es möglich, auch völlig unblutige und dennoch spannende Thriller zu schreiben. Ich liebe „Was-wäre-wenn“-Geschichten. „Ein König für Deutschland“ ging auch schon in diese Richtung. Aber „NSA“ ist viel mehr als das. Ähnlich wie in George Orwells Roman „1984“. Ein Staat, der praktisch jeden ins Visier nehmen kann.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Helene ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie hat viel Empathie, ist aber auch ein bisschen naiv. Lettke dagegen mochte ich nicht. Er ist ein Kotzbrocken, ein Krimineller.
Der Autor hat in seinem visionären Roman ein erschreckendes Szenario geschaffen. Brandaktuell, bestens recherchiert und spannend erzählt. Denn die totale Überwachung ist doch längst Realität. Alles und jeder wird ausgespäht. Mit dem Internet ist unser Konsum-, Lese- und Wahlverhalten öffentlich geworden. Unser Denkverhalten auch.
Was wäre, wenn heute eine Regierung an die Macht käme, die diese technischen Möglichkeiten für ihre Zwecke missbraucht?

Fazit: Geniale Idee. Gelungener Mix aus Fakten und Fiktion. Spannend, erschreckend, real.

Bewertung vom 02.10.2018
Bösland
Aichner, Bernhard

Bösland


gut

Was für ein böser Thriller!

Max Broll war toll. Die Totenfrau kenne ich nicht. Aber Bösland? Naja... so lala. Doch worum geht es?
1984: Bens Vater hat sich auf dem Dachboden erhängt, nachdem er seinen Sohn immer wieder genau dort, im sogenannten Bösland, misshandelt hat. Damals war Ben gerade einmal 10 Jahre alt. Ein Schicksal, das berührt.
Sommer 1987: Auf dem Dachboden eben dieses Bauernhauses wird nun Mathilda brutal ermordet. Ben schlägt sieben Mal mit einem Golfschläger auf seine Mitschülerin ein und richtet ein Blutbad an. Aber, stimmt das auch?
Dreißig Jahre lang bleibt die Geschichte im Verborgenen, denn Ben kann sich an nichts erinnern - bis sie plötzlich mit voller Wucht zurückkommt und alles mit sich reißt. Offenbar hat Ben nun seine Therapeutin ermordet.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ben. Bernhard Aichner liebt knappe, schlichte Sätze und noch knappere Dialoge, bei denen er sogar auf Einleitungssätze und Anführungszeichen verzichtet.
Nichtsdestotrotz war mir schnell klar, wer der wirkliche Täter ist. Die Geschichte ist zudem leidlich spannend und vorhersehbar. Somit ist Bösland für mich nur ein mittelmäßiges Werk, das man lesen kann, aber nicht muss.

Fazit: Vorhersehbare Thriller machen keinen Lesespaß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2018
Der Kratzer / Christine Lenève Bd.3 (eBook, ePUB)
Ménard, Oliver

Der Kratzer / Christine Lenève Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Morden geht weiter

Ich danke Oliver Ménard für drei psychologisch raffinierte Thriller um die investigative Journalistin Christine Lenève und den Berliner Kriminalkommissar Tobias Dom. „Federspiel“ und „Das Hospital“ hatte ich begeistert verschlungen und auch „Der Kratzer“ hat mich nicht enttäuscht.
Diesmal bekommt es Dom mit einem Serienkiller zu tun, der ein perfides Spiel mit ihm spielt. Schnell ist klar, nur mit Hilfe von Christine, hat er eine Chance, dieses Duell zu gewinnen. Der Kratzer, so wird der Killer genannt, weil er seinen Opfern immer ein Wort in den Oberschenkel ritzt.
Vor sieben Jahren hatten Dom und seine Partnerin Karen den Kratzer zwar gestellt, doch er konnte kurz darauf fliehen. Jetzt hat er wieder zugeschlagen und Doms Ex-Frau überfallen. Das nimmt Dom natürlich persönlich. Will sich der Killer an ihm rächen? Warum dann erst jetzt?
Dr. Lindfeld, der seit „Das Hospital“ in einer psychiatrischen Anstalt einsitzt, kennt den Kratzer. Aber er will nur mit Christine reden. Ein erbittertes Katz und Maus-Spiel beginnt…
In Oliver Ménards neuem Thriller geht so richtig die Post ab. Schnelle Schnitte und wechselnde Perspektiven, auch aus Tätersicht, sorgen für Dynamik. Eine Geschichte voller abgründiger Wendungen, unglaublich spannend. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Christine ist eine starke Frau. Doch sie kämpft noch immer mit den Dämonen ihrer Vergangenheit. Denn alles was sie kann, hat ihr Vater ihr beigebracht. Er war Inspektor in einer französischen Eliteeinheit. Aber ihr Vater ist tot. Er wurde ermordet. Auch Kommissar Tobias Dom und Christines Freund Albert, ein ehemaliger Hacker, sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Ich werde sie vermissen.

Fazit: Actionreicher Abschluss und fulminanter Höhepunkt der Christine Lenève-Trilogie. Bestes Erzählkino!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2018
Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3
Gruber, Andreas

Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3


ausgezeichnet

Lady in Red

Um es gleich vorweg zu sagen, das neue Werk von Andreas Gruber ist der Hammer!
Seit Rachesommer (2011) bin ich ein Fan des Österreichers. Endlich ein neuer Fall für den Leipziger Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers. Rachewinter ist der dritte Band nach Racheherbst (2015). Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Was für ein krasser Prolog: Zwei Bauarbeiter beobachten in Wien den Mord an Johann Wulf. Offenbar ist der Täter eine brünette Frau in einem roten Kleid. In einem Leipziger Motel stirbt Klaus Hinze. Auch er war wohl nicht alleine dort. Wo ist die Verbindung?
Rachewinter ist ein Thriller, der Transgender thematisiert. Aber er geht auch um falsche Identitäten - und Rache. Und um die kranke und kaputte Familie eines Wirtschafts-Tycoons.
Andreas Gruber hat erneut eine sehr komplexe und wirklich spannende Geschichte über die dunkle, abgründige Seite der Menschen geschrieben. Nichts ist, wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz:
Zitat: „Poison von Alice Cooper. Mein Gott, was hatten die bloß mit diesem Lied gemacht? Es klang nach DJ Hab-keine-Stimme featuring DJ Kann-nicht-singen beim Wettschnüffeln an einem Heliumballon.“
Gekonnt springt der Autor durch Zeit und Raum. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Eine Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen, nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll - bis zum furiosen Showdown.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Pulaski und Evelyn sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Neu dabei, Evelyns Assistent Florian Zock. Auch Pulaskis Tochter Jasmin sowie deren Freundin Nina, die Tochter des zweiten Toten, sind mit von der Partie.
Rachewinter ist ein Thriller, der diese Bezeichnung wirklich verdient. Teilweise atemlos, zuweilen richtig heftig, sehr gut lesbar und mit einer Thematik, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde.

Fazit: Wiener Schmäh mit Tiefgang. Starker Stoff. So muss Thriller!