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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2010
Heidnisches Christentum?
Viola, Frank;Barna, George

Heidnisches Christentum?


ausgezeichnet

Fank Viola zeigt mit seinem Buch sehr viel Mut, beweist aber zugleich auch die Notwendigkeit für dieses Werk in dem er "die Ursprünge sämtlicher unbiblischer Praktiken, denen wir Christen uns allwöchentlich unterziehen" aufzeigt. Dabei entpuppt sich Viola als profunder Kenner der Geschichte des Christentums und brillianter Erzähler - so erreicht man Leser von heute !

Er definiert Begriffe wie: Heidnisch - Organische Gemeinde - Biblisch . . . um eine gemeinsame Ausgangsposition für die anschließenden Überlegungen zu schaffen. Von da an betrachtet er gnadenlos Punkt für Punkt einzelne uns lieb gewordene Glaubensnormalitäten auf ihren christlichen Ursprung hin: Kirchengebäude - Gottesdienstordnung - Predigt - Amt des Pastors/Pfarrers - Taufe und Abendmahl - christliche Ausbildung.

Spannend sind dabei seine Ausflüge in die Geschichte und äußerst erfrischend seine Landungen in der Gegenwart, beispielsweise bei den Lobpreisbands. Entspannend ist es mitzuerleben, wie Frank Viola nicht alles was als heidnisches Erbe enttarnt wurde verteufelt.

Höhepunkt dieses Buches ist in meinen Augen das mehrseitige Nachwort. Dort wurden die Autoren erfreulicherweise sehr deutlich in ihren Aussagen: "wir haben das authentische Ziel von Jüngerschaft zugunsten unpraktischer, passiver Ergebnisse aus den Augen verloren, die zu keiner tiefgreifenden Veränderung unserer Person oder unseres Lebensstils geführt haben." Das sind Wahrheiten denen wir uns zu stellen haben.

Wer dieses Buch gelesen hat wird sich am Anfang befinden. Beide Autoren sind einem neuen Ansatz im theologischen Denken erfreulich dicht auf der Spur. Dies allein reicht ihnen aber immer noch nicht. Beide fordern, dass diese neue Sicht auf die Dinge die wir hier erfahren haben, im Alltag eines jeden von uns sichtbar werden.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2010
Cobra
Forsyth, Frederick

Cobra


ausgezeichnet

In Washington D. C. stirbt ein halbwüchsiger Junge: "Dürr wie ein Skelett nach einem durch Drogen ruinierten Leben . . ."

Dieser Tod löst einen weltweiten Krieg aus. Der Präsident ruft mitten in der Nacht beim Chef der Bundesbehörde zur Drogenbekämpfung an und bestellt ihn für den kommenden Vormittag ins weiße Haus.

Zur gleichen Zeit legt in Deutschland in Cuxhaven ein Schiff an, dass nicht nur grüne Bananen sondern auch eine Kiste an Bord hat die aus Kolumbien stammt. Sehr genau ist das genaue Versteck in allen Einzelheiten beschrieben.

Was der amerikanische Präsident will ist ein endgültiger Sieg über Kokain. Am Vormittag dann sagt er dem Chef der Bundesbehörde zur Drogenbekämpfung, es geht nicht um Heroin, PCP, Angel Dust oder das immer präsente Cannabis, sondern diesmal ausschließlich gegen Kokain.

Kolumbianisches Kokain wird weltweit geschmuggelt. Die Tonne Kokain die sich noch vor wenigen Stunden auf einem Schiff in Cuxhaven befand, ist längst auf einen Laster verladen worden und wird gerade von einem "Angehörigen der größten Minderheitsgruppe in Deutschland" in Sicherheit gebracht. Seine Papiere verrieten nicht, "dass er der türkischen Mafia angehörte".

Dieses eben erwähnte Zitat und auch die im Buch beschriebenen Einzelheiten des amerikanischen Präsidentenehepaares - Frau stammt von Sklaven ab - lange Beine des Präsidenten u. ä., ohne allerdings Namen zu nennen, bringen eine sehr aktuelle Komponente in dieses Buch und erhöhen seine Brisanz.

Der Kampf gegen die weltweit operierende Kokainmafia gestaltet sich schwierig. Dem CIA Top - Agenten Deveraux, Cobra genannt, gelingt es zwar mit einem Trick Drogenhändler nun mit Top -Terroristen auf eine Stufe zu stellen, aber wesentlich leichter wird dadurch der Kampf nicht.

Wir Leser wissen, dass der Kokainkampf bis heute nicht gewonnen werden konnte. Auch in diesem Buch ist es Frederick Forsyth wieder gelungen die Spannung Seite um Seite, scheinbar spielerisch für ihn, zu erhöhen. Wer diesen tragischen Roman beginnt, wird ihn erst wieder weglegen wenn er jede Seite gelesen hat. Das Cover finde ich sehr passend. Die Uhr auf der Weltkarte zeigt eine Sekunde nach Mitternacht an, es ist also höchste Zeit wirksam gegen Kokain vorzugehen.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2010
Eine kurze Geschichte des Abendlandes in 12 Bauwerken
Hollis, Edward

Eine kurze Geschichte des Abendlandes in 12 Bauwerken


ausgezeichnet

Innenarchitekt Edward Hollis hat 12 Bauwerke besucht die wichtig für die Weltgeschichte und oft in ganz besonderer Weise für das christliche Abendland sind. Jedes einzelne Bauwerk hat seine ganz eigene Geschichte, Hollis erzählt diese und der Leser wird spüren, dass alle Bauwerke und ihre Geschichten sich in unserem Geschichtsbewusstsein wie ein Puzzle ohne Schwierigkeiten zusammenfügen werden.

Der Partheon in Athen

Die Basilika von San Marco in Venedig

Die Ayasofya in Istanbul

Das Heilige Haus von Loreto

Die Kathedrale von Gloucester

Der Tempio Malatestiano in Rimini

Sanssouci in Potsdam

Notre - Dame de Paris

Die Hulme Crescents in Manchester

Die Berliner Mauer

Das Venetian in Las Vegas

Die Westmauer in Jerusalem

In dieser Reihenfolge treffen wir im Buch auf die Bauwerke. Es wird eine große politisch wie auch geschichtlich - philosophische Zeitreise, für meinen Geschmack ein Meisterwerk

Erstaunt war ich darüber, dass die Berliner Mauer als Bauwerk in diesem Buch erwähnt wird. Der "antifaschistische Schutzwall" hat so viele Menschenleben zerstört und ist heute als Bauwerk nicht einmal mehr in der Realität zu erkennen, aber in unser aller Gedächtnis ist diese Berliner Mauer als Symbol nicht auszulöschen.

Dieser Art Bauwerke sind es denen Edward Hollis auf der Spur ist. Keines sieht heute noch so aus wie am Tag seiner Fertigstellung, aber der Autor selbst sagt dazu: "Bei Geschichten wie bei Gebäuden ist die schrittweise Veränderung ein paradoxer Mechanismus der Bewahrung: Nicht ein einziges der Bauwerke, deren geheimes Leben hier nacherzählt wird, hat dadurch, dass es verändert wurde, etwas verloren. Vielmehr haben sie alle dank dieser Veränderungen besser überlebt, als es möglich gewesen wäre, wenn sie nie jemand verändert hätte."

Das letzte im Buch behandelte Bauwerk ist die Westmauer in Jerusalem. Scheint die Chronologie der betrachteten Werke auch an dieser Stelle durchbrochen zu werden, erklärt der Autor schnell warum dies geschah: "Die Geschichte ist nicht an ihrem Ende angelangt." Das tut sie nie und schon gar nicht an so einem zentralen und für den Weltfrieden wichtigen Ort wie Jerusalem.

Gerade diese letzte Station zeigt sehr deutlich wie sehr die Menschheit, egal ob nun im christlichen Abendland oder wo auch immer, geschichtliche Bauwerke als Symbole auch in der Gegenwart bedarf. Gerade an dieser Mauer in Jerusalem, die Treffpunkt vieler Religionen ist, kann auch Hoffnung keimen, wenn Menschen es nur zulassen.

Die Berliner Mauer galt einst als unüberwindlich. Menschen verloren dort ihr Leben. Heute wissen wir, nichts ist für die Ewigkeit gemacht. Menschen bestimmen nach wie vor über Gegenwart und Zukunft.

Dieses Buch verbindet sehr schön Geschichte mit Gegenwart. Es ist faszinierend mitzuerleben wie Geschichte, Gegenwart und Zukunft an solchen Orten aufeinandertreffen. Für mich zählt dieses Buch zu den wichtigsten dieses Herbstes.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 28.10.2010
Begleiten statt erobern
Ute & Frank Paul

Begleiten statt erobern


ausgezeichnet

Mission ist seit je her ein zweischneidiges Schwert. In diesem Buch findet die Wiederentdeckung einer Mission ohne Eroberung statt. Beim lesen begegnet mit ein radikal anderer, ein alternativer Missionsstil. Noch haftet in unseren Köpfen Mission im Zusammenhang mit Schwert schleudernden Missionaren. Mit Ute & Frank Paul hat längst ein neues Kapitel christlicher Mission begonnen.

Sie kamen nicht um irgendwelche Wilden zu guten Christen zu machen. Ute & Frank Paul erzählen dem Leser wie sie über einem Zeitraum von vielen Jahren lernten im fernen Argentinien nicht als allwissende Missionare aufzutreten, sondern als lernende Begleiter der Einheimischen.

Von 1990 bis 2007 lebte das Ehepaar in Buenos Aires und in Nordargentinien. In ihrem Buch beschreiben die beiden ihr Leben im Chaco, beschreiben ihr Missionsprojekt und erklären ihr Verständnis von Evangelisation.

Auch das zweite Kapitel des Buches ist äußerst spannend. Zum ersten Mal wurde ich so umfassend über die Anfänge und über die Entwicklung einer eigenständigen Kirche der Indianer informiert. Willis G. Horst ermöglicht dem Leser interessante Einblicke in die ganz neue Spiritualität der Toba / Qom - Christen im argentinischen Chaco.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 28.10.2010
Voll daneben
Going, K. L.

Voll daneben


ausgezeichnet

Liam ist zu Hause rausgeflogen. Er hat sich von seinem Vater gerade in dem Moment erwischen lassen, als er sich mit einem Mädchen über Vaters Schreibtisch legen wollte.

Der Vater des Jugendlichen ist der erfolgreiche Siegertyp, er gilt etwas und hat seine Familie fest im Griff. Liam hingegen sieht zwar gut aus, aber sonst? Mit Markenklamotten kennt er sich aus aber mit seinen schulischen Leistungen sieht es schlecht aus.

Die strengen Großeltern sollten Liam aufnehmen, aber die mochten er ebenso wenig wie sein Vater ihn. Liams Mutter hatte eine Idee. Sie fragte Tante Pete ob Liam eine Weile bei ihm wohnen darf. Tante Pete ist der durchgeknallte schwule Bruder von Liams Vater.

Die Mutter bringt ihren Sohn in die Wohnwagensiedlung von Tante Pete. Beide sind sich fremd, aber sie versuchen es auf Augenhöhe miteinander. Und Pete hat Freunde.

Das Buch ist für Jugendliche ab 14 Jahre geschrieben. Die 50 nicht all zu langen Kapitel beginnen stehts mit einem kursiv gedruckten Teil, in dem Liam Szenen aus seinem bisherigen Familienleben mit Mom und Dad preis gibt. Danach schließt sich der Teil an in dem Liam von seinem Leben in der Wohnwagensiedlung berichtet.

Er findet zum ersten Mal in seinem Leben richtige Freunde. Einmal sagt er: "Zum ersten Mal wird mir Verantwortung übertragen."

Liam beginnt hier eigenständig über sein Leben nachzudenken. Das Buch berührt so sehr, weil es so unkompliziert gängige Normen durchbricht, weil es einen Jugendlichen zeigt der aus Wut des Vaters zu Hause rausgeflogen ist und aus dieser Bestrafung heraus die Chance nutzt doch noch seinen Platz im Leben zu finden.

Vielleicht wünscht sich Liams Vater am Ende des Buches, dass er seinen Sohn niemals hinausgeworfen hätte, aber dann kann selbst dieser so mächtige und immer alles richtig machende Vater nichts mehr beeinflussen. Als Leser bin ich mit dieser völlig neuen Situation sehr einverstanden.



Christian Döring

Bewertung vom 27.10.2010
Was gibt's da zu lachen?!
Malessa, Andreas

Was gibt's da zu lachen?!


ausgezeichnet

Bestürzend findet Andreas Malessa den "Substanzverlust und die inhaltliche Erosion der Advents - und Weihnachtszeit".

In Wien fragte beispielsweise ein Radioreporter: "Wie hieß das Kind von Maria und Josef, dessen Geburtstag wir feiern?" Seine Hörer antworteten ihm unter anderem: "Harry Potter?" oder auch "Nikolaus oder Santa Claus oder so?" Eine große deutsche Tageszeitung zitierte aus dem Weihnachtslied: "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringenden Weihnachtszeit" die Zeile: "Christ ist erschienen, uns zu verwöhnen." Malessa behauptet: "es war kein Druckfehler."

Mit seinen 12 Kurzgeschichten will der bekannte Autor augenzwinkernd den "hektischen Alltag im Dezember aufs Korn nehmen". Rüdiger beispielsweise lernt auf einem Flughafen seine Lektion zum Thema Ankommen.

Humor beweist der Autor in seiner Geschichte "Das wär doch nicht nötig gewesen!" Das gastgebende Ehepaar hatte ein befreundetes Paar eingeladen. Schon Stunden vorher nervte die Gastgeberin ihren Mann mit den eventuellen Schlieren auf Wein - oder Sektgläsern. Als sie dann alles auf Hochglanz geputzt hatte, kam das Ehepaar und erklärte warum sie neuerdings keinen Tropfen Alkohol trinken. Der gastgebende Ehemann kann jetzt nur noch lachen weil es "perfektionistische Hausfrauen" gibt die sich "mit Dingen Mühe geben, die gar nicht nötig sind." Als besorgter Leser frage ich mich da: Geht uns wirklich so sehr der Blick für das Wesentliche verloren?

Humorvoll aber doch auch nachdenkenswert sind die Geschichten des Autors. Er legt den Finger in die Wunde, auf uns Leser wird es ankommen was wir daraus machen.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 27.10.2010
Die leere Trommel
Tolstoi, Leo N.

Die leere Trommel


ausgezeichnet

Tolstois Todestag jährt sich zum hundertsten Mal. Dieses Buch ist eine Hommage an ihn. Jedoch ist dies kein Buch um nur den Märchen vom faulen Iwan zu lauschen.

Ausgerechnet Wladimir Kaminer, der Erfinder der "Russendisko" führ in einem mehrseitigen Vorwort an die Person von Leo Tolstoi und sein Werk heran. Kaminer macht die schöne heile Märchenidylle kaputt und zeigt uns Lesern von heute wie politisch brisant Tolstois Märchen im Russland vor mehr als 100 Jahren bereits gewesen sind.

Literaturkritiker und Verlage in Russland waren überhaupt nicht glücklich mit Tolstois Märchen. "Selbst seine Freunde beschworen Tolstoi, damit aufzuhören." schreibt Kaminer. Die einfachen Leser jedoch liefen dem Autor die Türen ein und baten ihn unbedingt weiterzuschreiben. Für sie wurde er immer mehr zu einem Heiligen. Im Märchen verarbeitete Tolstoi die harte Realität des Alltags der Menschen. Das kam an. In seinen Märchen blitzte Hoffnung für die Menschen auf. Das widerum brauchten die Leser dringend. Damit war der Riesenerfolg von Leo Tolstoi nicht mehr aufzuhalten.

So kann der Todestag von Tolstoi zu einer neuen Sicht auf seine Märchen verhelfen. Liest man sie unter dem Aspekt den Wladimir Kaminer so trefflich beschreibt, wird man unschwer die Aktualität der über 100 Jahre alten Märchen entdecken.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.