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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 654 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2021
Dark Blue Rising Bd.1
Terry, Teri

Dark Blue Rising Bd.1


sehr gut

Atmosphärischer Umweltthriller

Die 16-jährige Tabby ist es gewohnt, niemandem zu vertrauen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Cate zieht sie einsam durchs Land: ohne Handy, ohne Freunde und ohne ein richtiges Zuhause. Doch dann lernt sie Jagd kennen und ein Fehler führt schließlich dazu, dass Cate von den Behörden festgenommen wird und Tabbys richtige Eltern auf sie warten . Sie soll von Cate entführt worden sein, als sie noch klein war. Die neuen Entwicklungen in Tabby Leben stürzen sie in ein emotionales Chaos. Ihr Vertrauen ist zerstört und trotzdem haben sich Cates Regeln in ihren Kopf gebrannt, die sie zu Misstrauen gegenüber dem System und dem sogenannten Kreis erzogen hat: „Wenn andere deine Lüge glauben sollen, dann suche nach der Wahrheit in der Lüge.“ Immer wieder erinnert sich Tabby an die Zeit mit Cate und die Richtungen des Kompass: „Sonne ... Meer ... Erde ... Himmel …" Erinnerungen, nächtliche Träume und rätselhafte Ereignisse bringen daraufhin immer mehr Licht ins Dunkel, bis es für eine Erkenntnis fast zu spät ist.

Teri Terry schreibt unglaublich einnehmend in der Ich-Perspektive und lässt tief eintauchen, in die Gefühls- und Gedankenwelt von Tabby - einer außergewöhnlichen starken Heldin, der man gern durch die Geschichte folgt. Aktuelle Themen wie Klimaschutz und eine vegane Ernährungsweise werden immer wieder aufgegriffen. Im Fokus liegt das Element Wasser und das Meer - dem Meer, zu dem Tabby sich wie magisch hingezogen fühlt. Nur beim Schwimmen fühlt sie sich zufrieden und geborgen. Außerdem besitzt sie besondere Fähigkeiten. Teri Terry hat sich für den Auftakt ihrer neuen Trilogie Zeit genommen; schreibt authentisch über Ängste, Abläufe, Charakterentwicklung und baut vielschichtig atmosphärische Spannung auf. Es lohnt sich bei dem gemäßigten Tempoeinstieg dranzubleiben. Im letzten Drittel steigt das Handlungstempo dramatisch und lässt auf eine vielversprechende Fortsetzung hoffen, in der es dann wahrscheinlich auch mehr Handlung und Abenteuer gibt.

Bewertung vom 17.06.2021
Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1
Meyer, Chris

Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1


sehr gut

Der „Der Blutkünstler“ ist vor allem deshalb so interessant, weil der leitende Ermittler sich gut in Psychopathen hineinversetzten kann. Das erklärt sich nicht nur durch seine zahlreichen Berufsjahre als Profiler, in denen er haarsträubende Fälle bearbeitet und Serienmörder gejagt hat, sondern auch durch seine persönliche Vergangenheit. Man wird mit der Frage konfrontiert, ob man Gerechtigkeit nur durch Selbstjustiz vollstrecken kann.
Erzählt aus drei unterschiedlichen Perspektiven und ausgewählten Kapiteln, die durch Rückblenden in die Vergangenheit des Ermittlers blicken lassen, erfährt man nach und nach von den tragenden Figuren und zwei vielversprechenden Gegenspielern, die in Zukunft noch eine Rolle spielen könnten.
Es werden reale Serienkiller und Fälle genannt, Einblicke in die Arbeit eines Profilers gegeben und gezeigt, wie schwierig es für Psychopathen ist, Emotionen glaubhaft vorzutäuschen. Die Ermittlungen verlaufen recht geradlinig und Tom beweist mit einer hartnäckigen Vorgehensweise wie viel Profi in ihm steckt.
Letztlich überzeugt der Thriller durch kreative Grausamkeit, einen interessanten Ermittler und spannenden Plot. Eine gelungener Lesesnack aus Ermittlungen und abgründige Bösartigkeit für den schnellen Hunger, allerdings ohne große Überraschungen und literarischen Übermut, der im Gedächtnis bleibt.

Für echte Thriller - Fans und nichts für schwache Nerven (Triggerwarnung: Kindesmissbrauch). Ein wahres Genre-Fest voller schockierender Verbrechen, Tod, Grausamkeit und Nervenkitzel. Fortsetzung folgt.

Bewertung vom 17.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


sehr gut

Nach dem Motto: das Böse müsse nicht immer abstoßend sein, sondern hätte die Fähigkeit, jeden in den Abgrund zu ziehen, erzählt dieser Thriller von der Familie Laurent. Hedda Laurents Leben naht sich dem Ende. Gezeichnet von schwerer Krankheit, bittet sie ihre Kinder, deren Partner, Enkelkinder und ihren Bruder zu sich und ihrem Mann auf die Insel nach Berlin, um sich zu verabschieden. Eines ihrer Kinder ist der junge Mann Theo, der seit über dreißig Jahren seine Familie nicht mehr gesehen hat. Er hat Spielschulden vom Pokern und könnte den millionenschweren Nachlass gut gebrauchen, aber das Erbe soll nur einer erhalten. Wer, entscheiden die Spielregeln im Testament.

Mich hat überrascht, dass die Protagonisten vor allem mit ihren eigenen Dämonen und Familienverstrickungen beschäftigt waren, und sich nicht auf die Aufgaben und den, in Aussicht gestellten, Millionengewinn gestürzt haben. Mir fehlte da etwas die Kreativität bei dem Spiel, aber dieses stellten sich eben als nebensächlich heraus. Ohne die nötige Ernsthaftigkeit wurden die Aufgaben absolviert, während eskalierende Geschehnisse die Gruppe allmählich spalteten. Es taten sich verdrängte Geheimnisse und deren Folgen auf, die in Rückblenden nach und nach entblättert wurden. In die Zukunft blickende Kapitel erhöhten dabei die Spannung, jedoch ohne zu viel zu verraten.
Kurze Kapitel und mehr oder weniger oberflächliche Charaktere taten der Unterhaltung keinen Abbruch. Trotz detektivischem Gespür kam ich Täter oder Täterin nicht auf die Schliche. Gekonnt wird man an der Nase herumgeführt. Die überraschende Wendung war unmöglich vorherzusehen und verspricht ein unerwartetes Ende.

Ein Thriller, der mit einem sorgsam gesetzten Überraschungs-Plot punktet, allmählich dramatische Schicksale freilegt und in denen es von Eskalationen nur so wimmelt. Zwar ein schnelles Lesevergnügen ohne bleibenden Eindruck, aber stimmig düstere und spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 17.06.2021
Medical Cuisine
Lafer, Johann;Riedl, Matthias

Medical Cuisine


ausgezeichnet

Die „Medical Cuisine“ Mission: genussvoll kochen und gesünder leben - damit wir mehr von dem essen, was uns mit dem versorgt, was wir brauchen, ohne auf Geschmack zu verzichten. Schon kleine Änderung, in hierzulande beliebten Gerichten wie Lasagne, Bratkartoffeln, Kohlrouladen und Pizza, können dem Körper guttun. Echter Genuss steht im Zentrum und wird als wichtigstes Kriterium aufgeführt, um eine „gesunde Art des Kochens auch auf Dauer umzusetzen und durchzuhalten."
Der Start in neue Kochgewohnheiten kann mit den Rezepten durchaus gelingen. Dr. Matthias Riedl und Johann Lafer setzen dabei auf miteinander harmonierende Lebensmittel, Kräuter und Gewürze - Kleinigkeiten, die ein kulinarisches Highlight ausmachen können. Nach ein paar wirklich interessanten Seiten Exkurs in die Theorie, gibt es 100 Rezepte zu entdecken. Was diese ausmacht? Die Mahlzeiten entsprechen in der Zusammensetzung genau dem, was die moderne Ernährungsmedizin empfiehlt. Für die Eingewöhnung gibt es einen sanften Einstieg und eine alternative Variante für Fortgeschrittene, wenn man so will. Es kann bereits ausreichen, zweimal die Woche etwas daraus zu kochen. Die Rezepte umfassen einen Arbeitsaufwand von mindestens 30 Minuten und ich habe dafür meistens länger gebraucht. Es hat sich aber gelohnt: die bisher getesteten Mahlzeiten wie bspw. Kartoffelsalat, veganes Bohnenchili oder veganes Pad Thai waren über mehrere Tage hinweg sehr lecker. Eher unbekannte oder kostspielige Zutaten wie Rapsöl mit Butteraroma oder Ahornsirup lohnt es sich vermutlich zu beschaffen, denn sie finden in mehreren Gerichten Verwendung. Der Theorieteil hat mir sehr gefallen. Ohne erhobenen Zeigefinger werden wichtige Fakten angesprochen, visuell ansprechend aufbereitet und es werden diplomatische Lösungswege präsentiert. Alles auf den Punkt gebracht.

Fazit: Satt, zufrieden und leistungsfähig. Hier geht es nicht um schnelle, besonders preiswerte oder außergewöhnliche Gerichte, sondern artgerechtes Essen für die heimische Küche, der ein zentraler Platz in unserem Alltag gebührt - andere Kulturen und Länder haben das schon längst erkannt. Es wäre toll, wenn mehr Kochbücher auf dieses realistische Konzept bauen würden, für unsere Gesundheit und die Umwelt.
Ein bereits viel genutztes Kochbuch in unserer Küche. Ich kann nur empfehlen, offen für kleine kulinarische Veränderungen zu bleiben und die Rezepte auszuprobieren.

Bewertung vom 01.06.2021
Flüsterwald - Der verschollene Professor (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 2)
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Der verschollene Professor (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 2)


ausgezeichnet

Inhalt:
Seit Lucas sich in einer neuen Stadt zurechtfinden muss und in den magischen Flüsterwald gereist ist, ist für ihn nichts mehr wie es war. Vor allem vermisst er seine neuen Freunde aus dem Flüsterwald: die mutige Elfen-Prinzessin Felicitas, ihre Katzen-Beschützerin Punchy und den Menschenforscher-Menok Rani. Neben dem nervenaufreibendem Schulalltag lässt ihn außerdem dieses aufdringliche Mädchen Ella nicht in Ruhe. Sie behauptet die Enkelin des Professors zu sein, der zuvor in Lukas neuem Zuhause gewohnt hat. Sie sucht verzweifelt ihren Großvater, der im Flüsterwald verschollen sein soll. Lucas vertraut ihr nicht, aber sie lässt sich nicht aufhalten und findet einen Weg, ihm in den Flüsterwald zu folgen.
Die einzige Spur: ein rätselhaftes Pergament. Ist das der Anfang eines neuen Abenteuers?

Meine Meinung:
Andreas Suchanek hat mich mit der Fortsetzung begeistern können, die sogar noch mehr überzeugt, als der erste Band. Mit Ella kommt nicht nur eine neue Heldin, als weibliches Gegenstück zu Lukas, hinzu, die ihn herausfordert und ergänzt, sondern auch die Dichte an Handlung und Aktion hat das Lesetempo ordentlich angezogen. Als Leser lernt man neue Flüsterwäldler kennen, darf sich an den einfallsreichen magischen Orten und Dingen erfreuen und erhält in den ausgewählten Kapiteln „Aus Ranis Aufzeichnungen“ Einblicke in die Geschehnisse, aus dem Blickwinkel des selbstverliebten Menoks - was äußerst komödiantisch ist. Wie eine Schnitzeljagd geht es mit schnellen Schritten voran, während die Herausforderungen, die es zu bestehen gilt, den Helden immer mehr abverlangen, mitreißend zu lesen sind. Aufgrund der detaillierten, bildhaften Erzählweise stellenweise auch etwas gruselig. Es werden einige Geheimnisse angedeutet, die die Vorfreude auf weitere Bücher noch steigert und viel zu schnell ist eine Nacht im Flüsterwald schon wieder vorbei.

Fazit:
Wunderbar gelungen Fortsetzung, die mit auflockerndem Humor, Einfallsreichtum, Vielfalt, rätselhaften Geheimnissen, angenehmen Nervenkitzel und spannenden Abenteuern überzeugt. Die Fantasy-Reihe entwickelt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Andreas Suchanek hat eine fantasievolle literarische Welt erschaffen und Charaktere, die man nach einigen Seiten liebt wie alte Freunde. Auf die Fortsetzung muss man glücklicherweise nicht lange warten - im August erscheint: „Durch das Portal der Zeit“.

Absolute Empfehlung auch für das Hörbuch!

Bewertung vom 01.06.2021
Letzte Ehre
Ani, Friedrich

Letzte Ehre


gut

Kommissarin Farida Nasri ermittelt in einem Vermisstenfall: Ein Mädchen ist verschwunden. Ihr Gespür sagt ihr, dass sie dem Täter nahe sind. Im Verlauf der Verhöre ergeben sich Verbindungen, die grauenhafte Schicksale offenbaren. Auch privat hat Nasri mit einem schweren Schlag zu kämpfen und schließlich sind da noch ihre eigenen Dämonen. Gekonnt verwischen die Grenzen zwischen Opfer, Täter und Retter. Ein psychologischer Horrortrip, der mit typischen Krimis nicht viel gemein hat.
Den Aufbau des Romans habe ich teilweise als raffiniert empfunden, den Schreibstil gekonnt. Besonders die Verhörsituationen waren mitreißend und haben mich in ihren Bann gezogen. Es entsteht eine psychologische Spannung, der man sich kaum entziehen kann.; hier können sich die Protagonisten entfalten; hier findet der wahre Horror statt. Aber es fiel mir schwer, eine Verbindung zur Ich-Erzählerin aufzubauen. Ich kenne den Roman „All die unbewohnten Zimmer“ nicht, in der Kommissarin Farida Nasri bereits eine Rolle gespielt hat. Insgesamt blieben aber alle Protagonisten für mich uninteressant; ihr Schicksal berührte mich nur auf die Distanz - was mir, angesichts der menschlichen Abgründe, die sich auftaten, auch lieber war, aber die Geschichte zu einem durchschnittlichen Leseerlebnis machte, dessen Inhalt zunehmend uninteressanter für mich wurde.
Friedrich Ani konzentriert sich auf die Dialoge, statt bildhaft schmückendem Beiwerk oder spannungsgeladene Ermittlungsarbeit. Die Erinnerungen der Verdächtigen, Opfer und der Kommissarin stehen im Fokus. Alles ist fein miteinander verstrickt und verwoben, obwohl es in drei Teile eingeteilt wurde. Die vernichtenden Selbstgespräche der Kommissarin lassen Schlimmes vermuten und zerren an den Nerven. Man möchte wissen, wie es ausgeht. Das Ende war daher leider enttäuschend für mich und hielt keine überraschende Wendung bereit. Zu eindeutig waren mir die gestreuten Hinweise, angesichts der überschaubaren Verdächtigen. Der Epilog kündigt eine mögliche Fortsetzung an, die mich nicht reizen würden. Ich würde das Buch nicht weiterempfehlen, fühlte mich aber stellenweise gut unterhalten.

Bewertung vom 01.06.2021
Das Karlgeheimnis
Wilke, Jutta

Das Karlgeheimnis


ausgezeichnet

Inhalt:
Im Zentrum der Geschichte steht das kleine Büdchen und sein Besitzer Karl. Ein liebenswerter älterer Mann, der immer ein offenen Ohr für seine Kundschaft hat. Sein Büdchen ist eine beliebte Anlaufstelle für viele Leute, die dort regelmäßig einkaufen. Auch Emil bekommt ab und zu einen Lolli von Karl und liest ihm als Dank Geschichten vor. Emil möchte einmal Schriftsteller für Kriminalgeschichten werden. Dafür hat er ein Notizbuch für Steckbriefe und eigene Geschichten angelegt. Als seine Lehrerin das Notizbuch einkassiert, wird eine ganze Kette von Veränderungen in Gang gesetzt, die seine Gefühlswelt ziemlich durcheinander wirbeln.

Meinung:
Erwachsene fühlen sich vielleicht an ihre Kindheit (im Kiez) erinnert: Die Kinder nutzen bspw. keine Smartphones und verabreden sich über Zettel.
Der neunjährige Ich-Erzähler Emil steht mit seinen Gedanken und Gefühlen im Mittelpunkt. Häufige innere Monologe verdeutlichen seine Ängste und Zweifel, und zeigen sehr schön, wie er die Welt der Erwachsenen wahrnimmt. Emil ist ein liebenswerter, verträumter und bescheidener Junge, der allein mit seiner Mutter in einer Zwei-Raum-Wohnung lebt und bereits früh mit Entbehrung in seinem Leben fertig werden muss. Teilweise ist er außergewöhnlich reflektiert für seine junges Alter, aber es bliebt kindgerecht und verständlich. Der Fall kommt erst langsam in Fahrt und wird zum Ende hin besonders spannend, wenn sich die Ereignisse überschlagen. Aber langweilig wird es nie. Der Erzählstil ist nämlich so angenehm, dass man das Buch immer wieder gern zur Hand nimmt, neugierig, wie es weitergeht.
Das Buch ist abwechslungsreich gestaltet und enthält neben ein paar Schwarz-Weiß llustrationen auch die Steckbriefe aus Emils Notizbuch. Die Bilder von Ulf K. sind individuell und passen gut zur Geschichte.
Die Kapitellänge ist zum Vorlesen genau richtig und so hatten wir das Buch schnell durchgelesen. Manche Sätze sind für Kinder vielleicht etwas holprig zu lesen, aber insgesamt ist der Schreibstil angenehm und es war kein Problem dem eher ruhigen Verlauf der Geschichte zu folgen.

Fazit:
Die rätselhaften Ereignisse und die persönlichen Entwicklung von Emil sind unterhaltsam miteinander verflochten. Es geht um Freundschaft, detektivischen Scharfsinn und familiären Rückhalt. Und zusammen, mit einer Vielzahl an interessanten Charakteren, einer Prise Humor und Lehrreichem, ist das Leseerlebnis rundum gelungen. Es hat uns prima gefallen. Wir würden es uneingeschränkt für Kinder ab ca. 10 Jahren weiterempfehlen.

Bewertung vom 20.05.2021
Der Junge, der das Universum verschlang
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


sehr gut

Ungewöhnliche Coming-of-Age-Story über Traumata und Hoffnung

Eine spannende Erzählung mit erinnerungswürdigen Romanfiguren, die das Erwachsenenwerden, unter traumatischen Bedingungen, in hoffnungsvoller Form betrachtet.

Ich-Erzähler Eli Bell und sein Bruder August sind ganz besondere Jungs. Sie sind wie Yin und Yang und doch unzertrennlich. Eli ist der fantasievolle Geschichtenerzähler, der sich stets „Warum nur, warum?“ fragt und Gus, der stille Weise mit dem großen Herzen. Seit einem traumatischen Erlebnis hat er aufgehört zu sprechen und schreibt Worte in die Luft - eine Art Geheimsprache zwischen Gus und seinem Bruder. Eli ist der fantasievolle Junge mit den verrückten Ideen, der mit dem unbändigen journalistischen Interesse für kriminelle Machenschaften, der sich verliebt, der stets Glück und Pech zugleich hat, durchbrennt, eine Vision hat und einfach alles gibt, um abzuheben. „Der Junge, der das Universum verschlang“ erzählt die Geschichte ihres Heranwachsens bei zwei Drogendealern und einem Ex-Häftling, dessen Liebe, Freundschaft und Weisheit sie alles durchstehen lassen, was an Brutalität und Drama folgen wird.

Im Laufe des Buches fühlt sich Eli wie „ein vom Schicksal hin und her gefegter Steppenroller des Wirrsals und der Verzweiflung.“ Als Leser leidet man mit ihm, aber diese, für Eli ungünstigen Wendungen, bereiten Lesevergnügen, das mit zunehmender Seitenzahl stetig ansteigt und in einem spannenden Finale gipfelt.

Die Schreibstil hat mich zugleich begeistert und frustriert. Raffiniert wird die Handlung aufgebaut, damit sich am Ende alles zusammenfügt. Auf großartige Wiese lässt sich dadurch auch die Weiterentwicklung der Protagonisten glaubhaft darstellen. Eingebaute „magische“ Geheimnisse und spannende Passagen bieten Abwechslung. Genau wie die gekonnte Erzählweise, die auch schon mal zwischen den Zeitebenen wechselt, wenn Eli rückblickend von seiner Handlungen berichtet, dessen Konsequenzen bereits eingeleitet wurden. Das konnte mich alles begeistert, während viel zu lange Sätze, bei denen sich ein Nebensatz an den anderen reiht, meinen Lesefluss gebremst haben. Auch unzählige Nebensächlichkeiten von Mr. Einzelheiten aka Eli Bell haben zwar ihren Charme, aber auch den faden Beigeschmack der Belanglosigkeit und sind durchaus für einige Längen verantwortlich. Das führte bei mir dazu, dass ich das Buch deutlich langsamer lass, als gewöhnlich, und erst ab der Mitte des Buches den dringenden Wunsch verspürte, sofort weiterlesen zu wollen, wenn das Kapitel zu Ende war.

Fazit: Wie sich zeigt, gestaltet Trent Dalton die Wahrheiten des Lebens neu und spielt mit der Magie des Universums und dessen Zufälligkeiten. Die Idee und das Konzept des Buches konnten mich trotz der angesprochenen Schwächen überzeugen und ich mochte besonders die erinnerungswürdigen Figuren, allen voran den Houdini des Ausbrechens.
Wer gern Coming-of-age Romane liest, kluge Gedanken, interessante Figuren und einfallsreiche Wendungen mag ohne vor ausschweifenden Details zurückzuschrecken, dem sei dieses Buch empfohlen.

Bewertung vom 11.05.2021
Mehr schaffen, ohne geschafft zu sein
Fischedick, Mathias

Mehr schaffen, ohne geschafft zu sein


ausgezeichnet

„Mehr schaffen ohne geschafft zu sein“ ist der dritte Ratgeber von Mathias Fischedick und dreht sich um das eigene Energiemanagement im Alltag. Er geht dabei gebündelt darauf ein: Bewegung, Ernährung, Schlaf und Erholungspausen dabei nicht aus den Augen zu verlieren und notwendige Aufgaben mit Interesse, Fokus und Unterstützung anzugehen. Mir hat vor allem die Symbolik der Rakete sehr gefallen und erinnert mich nun daran, regelmäßig aufzutanken, genauso wie das lockere Layout, die sehr angenehme Schreibweise und die Tatsache, auf diesem Weg schnell mein, vor Stress eingerostetes, Basiswissen aufzufrischen. Für ein umfassendes Verständnis der eigenen Erschöpfung sind die evolutionsbedingten Erklärungen sehr hilfreich. Obwohl ich nichts völlig Neues gelernt habe - abgesehen von ein paar guten Tipps -, hat es mir sehr geholfen, motivierter mein Energiemanagement anzugehen.
Der Inhalt des Buches stützt sich meiner Meinung nach aus Erkenntnissen der Meditation und Achtsamkeit: Sei dir möglichst immer im Klaren, was du tust und lass dich wie ein Entdecker ganz darauf ein. Das sind zwei wesentliche Booster der Powerstrategie.

Neben gut strukturiertem Basiswissen gibt es zwanzig Tools. Durch die praktische Umsetzung sammelt man persönliche Erkenntnisse und neue Perspektiven. Die wiederum helfen dabei, dass neue Energieprogramm in den Alltag zu integrieren, so das es die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt. Mit etwas Übung entwickelt man ein besserer Gespür für die eigenen Energiereserven. Teilweise sind die Tools etwas zeitintensiver und erfordern Reflexion und Aufgeschlossenheit.
Mathias Fischedick empfiehlt ein Energie-Logbuch, welches man am besten nach dem Lesen der Lektüre anlegt. Ich habe die Idee umgesetzt und damit erreicht, einen persönlichen Überblick zu haben, was mir Energie gibt und was mir welche raubt. Das kostet mich zwar jeden Abend etwas Zeit und Mühe, ist aber die beste Voraussetzungen, um das eigene Energiemanagement zu verbessern. Ohne das Buch hätte ich die Motivation dafür wahrscheinlich nicht gefunden.

Fazit: „Mehr schaffen ohne geschafft zu sein“ eignet sich hervorragend, wenn man sich ausgelaugt fühlt, mit dem Wunsch: schnell und anschaulich zu verstehen, woran es liegt und was es für Möglichkeiten gibt, um aufzutanken und die vorhandene Energie bestmöglich zu nutzen - und zwar ohne Stress und Überforderung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2021
Zoff im Zoo / Carla Chamäleon Bd.2
Gehm, Franziska

Zoff im Zoo / Carla Chamäleon Bd.2


ausgezeichnet

Die elfjährige Carla Niemann hat sich mittlerweile damit arrangiert, jedes Mal, wenn sie sich schämt, wie ein Chamäleon mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Carla fühlt sich auch nicht mehr einsam, denn jetzt sind Jole und Herr Ping, der reimend Rap-Pinguin, ja stets an ihrer Seite. Mittlerweile ist das Trio im Geheimbund von Männern mit ritterlichen Tugenden (den Kavalieren) aufgenommen und sind in ihrer ersten Mission unterwegs. Schnell wird klar: Carla muss dringend ihre Chamäliose trainieren, um ihre Fähigkeiten besser kontrollieren zu können. Denn es passieren seltsame Dinge im Zoo ihrer Mutter und Carla bekommt als Superheldin wider Willen zudem noch einen Erzfeind.

Carla hat sich im Gegensatz zum ersten Band weiterentwickelt und ist viel mutiger und abenteuerlustiger geworden. Sie schreibt weiterhin in ihr Notizbuch, aber generell gibt es viel weniger Momente der Ruhe, stattdessen Aktion und Chaos. Die Identität des auftauchenden Gegners wird gelüftet, aber es bleibt geheimnisvoll, wenn es um den Geheimbund und Big Boss geht. Auch die volle Kontrolle über die Chamäliose muss Carla erst lernen. Insgesamt eine gelungene Fortsetzung, aktienreicher und skurriler als der erste Band.

Fazit: Mitreißende Fortsetzung, die erneut mit Humor, Spannung und sympathischen Protagonisten überzeugt. Dank des Rückblicks darüber, was bisher geschah, sind Vorkenntnisse nicht zwingend nötig.