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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 587 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2016
Die Akte Zodiac Bd.1 (eBook, ePUB)
Geschke, Linus

Die Akte Zodiac Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Akte Zodiac, Teil 1

Gute Typen
Das Ermittlerteam um Kommissarin Eva Lendt steht vor einem Rätsel. Auf einem abgelegenen Parkplatz wurde ein Pärchen mit mehreren Schüssen getötet. Keine Spuren sind zu finden, das Umfeld der Toten bringt ebenfalls keine Erkenntnisse. Die ungewünschte Hinzuziehung des arrogant wirkenden, dank eines reichen Erbes freiberuflich tätigen Fallermittlers Marco Brock jedoch öffnet den Blick für einen sehr alten Fall aus den USA. 1968/1969 tötete im Raum San Francisco ein bis heute nicht ermittelter Serienkiller 5 Menschen, 2 weitere überlebten verletzt. Sein Pseudonym ist ZODIAC. Brock hatte sich schon vor Jahren mit diesem Täter beschäftigt und stellt Parallelen fest. Nun gilt es, anhand dieser Parallelen dem heutigen Täter auf die Spur zu kommen…
Man spürt es dem Buch an, dass der Autor sehr fasziniert ist von ZODIAC, dass er sich ausführlich mit dessen Morden beschäftigt hat. Und der Autor kann wirklich schreiben! Man saust von Seite zu Seite und merkt gar nicht, wie beim Lesen die Zeit vergeht . Die dargestellten Personen sind gute Typen, sehr plastisch und glaubhaft in ihren sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und die Szenenwechsel erhöhen von Mal zu Mal die Spannung.
Teil 1 ist nur der Startschuss…

Bewertung vom 06.11.2016
Im dunklen, dunklen Wald
Ware, Ruth

Im dunklen, dunklen Wald


ausgezeichnet

Wow! Da sitze ich, völlig erschöpft, weil ich dieses Buch in einem Stück durchgelesen habe. Es war mir unmöglich aufzuhören. Seite um Seite um Seite...

Nora wird überraschenderweise zu einem Junggesellinnenabschied eingeladen von Clare, einer ehemaligen Freundin, zu der sie über 10 Jahre keinen Kontakt mehr hatte. Nach einigem Zögern nimmt sie die Einladung an. Das Zusammentreffen mehrerer Personen, die sich teilweise nicht kennen, in einem Haus tief im Wald versteckt, gestaltet sich von Anfang an etwas schwierig, aber dann läuft es mehr und mehr schief...

Sowohl Buchtitel als auch Cover hätten in der Buchhandlung eine Sogwirkung auf mich: Nimm mich mit, ich verspreche grauseliges Schaudern...
Und so ist es auch. Bereits der Bucheinstieg mit nur 2 Worten "Ich laufe." genügt, um die Phantasie in Bewegung zu setzen und ein sehr ungutes Gefühl entstehen zu lassen.
Die Autorin versteht es großartig, Situationen und innere Befindlichkeiten in Szene zu setzen. Ihre Schilderungen werden mit allen Sinneswahrnehmungen ausgestattet, so dass der Leser keine Chance hat, sich dem Geschehen zu entziehen. Selbst harmloseste Darstellungen beinhalten irgend etwas, man weiß nicht was, aber etwas Gefährliches, Drohendes. Nur Weiterlesen hilft, diesem leisen Schicksalsgrollen zu begegnen, meint man. Aber durchs Weiterlesen gerät man schließlich in einen Strudel von Ereignissen, durch den man selbst durcheinandergewirbelt wird. Die Autorin schreibt den Leser geradezu schwindelig und erst am Ende wird man, völlig derangiert, aus der Handlung ausgespuckt. Was für ein Buch!

Bewertung vom 05.11.2016
Er wird dich besitzen / King Bd.1 (eBook, ePUB)
Frazier, T. M.

Er wird dich besitzen / King Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zunächst: Das Cover ist perfekt. Es gibt etwas von der Härte des Buches wieder, aber es lässt auch Vieles im Dunkeln, im Ungewissen.

Es sind verschiedene Leben, die einander aufs Unheilvollste begegnen: Doe, eine junge Frau, hat ihr Gedächtnis verloren und muss auf der Straße überleben. Und Brantley, von Kindheit an auf der falschen Seite des Gesetzes lebend und handelnd, der von allen King genannt wird und von dem man weiß, dass er nichts, was er als sein Eigen nennt, jemals wieder hergibt. Sie treffen schicksalhaft aufeinander...

Ja, ich bin ambivalent. Will ich wirklich über das Über-Leben in der Gosse lesen? Will ich wirklich wissen, wie Menschen sich an andere Menschen verkaufen? Will ich geschildert bekommen, wie versiffte Toiletten in Tankstellen aussehen und wer wann wen wie prügelt? Es wird eine brutale Welt gezeichnet. Rohe Sprache, rohe Taten, abstoßend, ekelerregend. Dazu seitenweise pornographische Schilderungen, ebenfalls an Grobheit nicht mehr zu überbieten. Nein, das will ich wirklich nicht lesen!
Aber da ist noch eine andere Geschichte dahinter, die von dem Mädchen ohne Gedächtnis und die von King, dem starken Mann, für den die Grenzen des Legalen "fließend" sind. Da gibt es hinter aller Härte und Grausamkeit etwas Zartes, Verborgenes, Feinfühliges, eine völlig unerwartete Sensibilität. Momente von zauberhafter Nähe, ein Aufblitzen von fast vergessenen Werten.
Und genau diese extremen Diskrepanzen sind es, die das Buch nach meiner Meinung zu etwas Besonderem machen. Die Autorin schafft es dank ihrer großartigen Gabe eines äußerst intensiven Schreibstils, den Leser vom Dreck in den Himmel und wieder zurück zu stoßen - und man bleibt benommen auf der Strecke...
Gut, dass es eine Fortsetzung geben wird!

Bewertung vom 04.11.2016
Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen / Lennart Malmkvist Bd.1
Simon, Lars

Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen / Lennart Malmkvist Bd.1


ausgezeichnet

Was für ein Spaß!
Das altmodische Cover in Beziehung zu setzen zu einem Unternehmensberater in Göteborg, fällt ja schon erst einmal schwer. Und je länger ich lese, desto weniger weiß ich eigentlich, was für eine Art von Buch ich hier in Händen halte. Lese ich ein Märchen? Lese ich einen Krimi? Lese ich Science fiction oder lese ich einfach ein sehr, sehr schräges Buch, das Magie benutzt, um den Leser zu irritieren?

Der Unternehmensberater Lennart erbt auf schreckliche Weise durch den Mord seines Nachbarn einen Laden mit einem Sammelsurium von Nutzlosigkeiten und einen schnorchelnden Mops, verliert gleichzeitig seinen gut bezahlten Job und erlebt ab da allerlei Merkwürdigkeiten. Der Mops kann sprechen, aber nur bei Gewitter, eine Blechdose hat magische Fähigkeiten und das Böse lauert überall...

So viel Regen, so viel Spaß, so viel Spannung, so viel Merkwürdiges - ein Autor, der mit Wortschöpfungen wie "Gedankengulasch" oder "Verbalkolibi" hantiert, kann wirklich schreiben. Ich habe das Buch verschlungen und war zutiefst entsetzt, als sich auf den letzten Seiten herausstellte, dass das Buch eigentlich nur eine Art "Vorwort" ist und man sehnsüchtig auf eine Fortsetzung warten muss!
(Übrigens könnte dieses Buch auch ein ideales Hörbuch sein, insbesondere wenn der Mops spricht...)

Bewertung vom 03.10.2016
Wunderbare Möglichkeiten
Mai, Manfred

Wunderbare Möglichkeiten


ausgezeichnet

Habe selten ein passenderes Cover gesehen als dieses hier: durch Bücher die Welt erkunden... Und was für ein herzerfrischender Text. Er holt die kleinen Leser direkt in ihrer Welt ab, sowohl was das Umfeld der Hauptperson betrifft, als auch was im Alltag geschieht, wie Eltern und Schwester und Mitschüler "ticken".
Absolut ungewöhnlich für ein Kinder- bzw. Jugendbuch jedoch sind die Fragen, mit denen sich die Hauptperson Maximilian herumschlägt wie z.B.: Gibt es einen Plan für unser Leben? Wenn ja, können wir diesem Plan entkommen? Maximilian ist ein nachdenklicher Junge, der Bücher liebt - und ja, auch Anna...
Auf jeden Fall 5 Punkte allein schon für die Tatsache, dass es hier einen Jungen gibt, der GERNE liest, der ohne Bücher nicht sein kann!

Bewertung vom 02.10.2016
Hinter dem Horizont rechts
Many, Christopher

Hinter dem Horizont rechts


ausgezeichnet

Als Nicht-Biker wollte ich mich eigentlich mit diesem Buch nicht befassen, aber irgendwie ließ mich das Cover nicht los, und schließlich siegte die Neugier. Und dann fand ich die Gesänge eines Weltenbummlers, dem ich von Seite zu Seite hingerissener lauschte.
Christopher Many machte sich 2012 zusammen mit seiner Freundin mit Motorrädern auf, von Deutschland aus bis nach Australien zu reisen, das die beiden 2016 erreichten. Die Reise ging über Italien, Kroatien, Griechenland, Türkei, Aserbaidschan, Kasachstan etc. durch China, Laos und Thailand bis Indonesien und von dort aus nach Australien.
Wie eine große Oper oder Sinfonie angelegt schildert der Autor seine Reise, seine Abenteuer, seine Gedanken, seine Sichtweise der Dinge, der Menschen, der politischen Gegebenheiten, so lebendig und klug, dass man gar nicht mehr aufhören mag, mit ihm unterwegs zu sein und die eigene Komfortzone, auch des Denkens und Urteilens, mit ihm zusammen zu verlassen.
Ein Buch, das ganz viel Kraft gibt und viel, viel mehr ist als nur ein reiner Reisebericht. Mir persönlich ist geblieben: Fast nichts ist unmöglich, es braucht nur Entschlossenheit.

Bewertung vom 17.09.2016
Winter is Coming
Larrington, Carolyne

Winter is Coming


ausgezeichnet

Vorweg: Ich kenne weder Film noch Serie. Dennoch habe ich mich an das Buch begeben, um zu sehen, ob mir ein Sachbuch Aufschluss geben kann über den riesigen Erfolg von Game of Thrones.

Die historischen Hintergründe einer Fantasy-Geschichte, die weltweit Millionen Fans hat, zu ermitteln und Brücken zu schlagen zwischen wissenschaftlich Gesichertem, Vermutetem und Erdachtem ist eine sehr spannende Sache.
Die Autorin, die englische Literatur des Mittelalters lehrt, hat mit unermesslichem Fleiß ein Meisterstück geschaffen, denn sie lässt uns sehr lebendig das Mittelalter in seinem ganzen Ausmaß an Kriegen, Ränke und Liebe, Verrat und Macht, seinem mythischen Denken von Riesen, Drachen und Werwölfen, diesen rieigen Bogen von Realität und Fantasie, erleben. Fans von Game of Thrones gewinnen durch dieses Buch einen viel tieferen Einblick in eine scheinbar künstlich geschaffene (Serien-)Welt, die jedoch in Wirklichkeit unglaublich viele Bezüge zum Denken und zu politischen Personen des Mittelalters, stets wissenschaftlich nachgewiesen, hat.
Zugegebenermaßen keine leicht zu lesende Lektüre, aber wer sich auf dieses fundierte Werk einlässt, hat vielfältigen Gewinn, denn die Serie/die Filme mit vermehrtem Hintergrundwissen anzuschauen, macht aus bloßer Unterhaltung plötzlich eine Parabel mit tiefem Sinn.

Ein Sachbuch also, das durch die ständig gezogenen Parallelen Serie/Film versus wissenschaftliches Wissen lebendig bleibt, aber dennoch seinem Auftrag der Wissensvermittlung vollkommen gerecht wird.
Denn: Man sieht nur was man weiß.

Bewertung vom 12.09.2016
Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1
Dahl, Arne

Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1


ausgezeichnet

Genau so muss er sein, der Thriller, den man nicht aus der Hand legt, bis man alle Ermittlungswege und -Irrwege abgegangen ist, bis das Böse erkannt und damit gebannt ist. Das Cover ist der perfekte Einstieg dafür. Und der Schreibstil tut sein Übriges dazu: Präzise Schilderungen von Sinneseindrücken, wie z. B. einem undefinierbaren, und damit zutiefst beunruhigenden, Ekel und Angst gleichermaßen hervorrufenden Geruch, rücken das Geschehen dem Leser ganz, ganz nahe. Und die vielen Passagen wörtlicher Rede, in denen z. B. das Ermittlerduo sich neckt, aber auch inspiriert, sind gekonnt eingesetzte Pageturner.
Eine junge Frau ist verschwunden, und auf der Suche nach ihr finden sich Spuren von anderen verschwundenen Mädchen. Es muss eine Verbindung geben zwischen all diesen Fällen, aber wo? Ein verlassenes Bootshaus, ein Faible für Uhren, Blutspuren und verschwommene Erinnerungen an weit in der Vergangenheit liegende kindliche Quälereien... Nichts passt zusammen und will doch als ein Ganzes gesehen werden...
Geradezu atemlos jagt man mit dem Ermittlerteam durch alle möglichen Vermutungen, Irrwege, Spuren, die sich wieder verlieren, kaum dass sie gefunden waren, Verdächtige, die keine sind, kontruierte Identitäten, die es so nicht gibt. Ein Verwirrspiel, so intensiv, dass man geradezu fieberhaft Seite um Seite liest. Atemlos und durchgeschüttelt bleibt man am fulminanten Ende übrig und schreit nach Fortsetzung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2016
Wir waren keine Helden
Bukowski, Candy

Wir waren keine Helden


ausgezeichnet

Das hässliche Cover verhieß mir nichts Gutes. Aber ein paar Seiten weiter machte es dann doch Sinn: Im Auge des Tigers...
Ich habe selten eine so bildhafte, metaphernreiche Sprache gelesen, teilweise überfrachtet, sozusagen eine Sprache im Rausch mit sich selbst, insofern schwierig zu lesen bzw. nur langsam zu lesen, wenn man den Bildern wirklich folgen möchte. "Wir waren keine Helden" ist ein Buch, das man lesen muss wie gute Lyrik, Wort für Wort, Bild für Bild, Sinn für Sinn. Wenn man sich diese Mühe macht, sich die Zeit nimmt, dann entwickelt der Text einen ganz eigenen Sog. Man ist mittendrin in einer Befindlichkeit, die man in jungen Jahren an sich selbst kannte, aber nie so hätte darstellen können...

Es ist die Geschichte von Sugar, die sich selbst die "Pummelvariante der Lara Croft der 80er" nennt. Sugar lebt "am Arsch der Welt", in einem kleinen Dorf, in dem nichts passiert. Beschrieben wird mit fulminanter Sprache die fulminante Reise der jungen Sugar in eine andere Welt, ins Erwachsen-Werden, als Grenzgängerin zwischen Freiheit und Konvention. Der schonungslos sezierende Schreibstil verpackt den Reifeprozess, die Heldenreise von Sugar in intensive Bilder, am intensivsten, als das harte, reale Leben nach ihr greift, als das Privileg der Jugend, sich unsterblich zu fühlen, immer mehr Schrammen bekommt.

"Das Leben ist kein Geschenk, es ist ein Gutschein, den man rechtzeitig einlösen muss, bevor er verfällt."