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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2016
Kräherwald
Beerwald, Sina

Kräherwald


sehr gut

Die Stuttgarter Journalistin Tessa liebt ihren Sohn abgöttisch, muss aber zugeben, dass sie als alleinerziehende Mutter hin und wieder überfordert ist, und somit für jede Hilfe dankbar. Als sie eines Tages die Leiche eines jungen Mädchens findet, das niemand zu kennen oder zu vermissen scheint, ahnt sie noch nicht, dass ihr Leben noch mehr auf den Kopf gestellt werden wird. Tessa fühlt sich zunehmend verfolgt und weiß bald schon nicht mehr, wem aus ihrer näheren Umgebung sie noch trauen kann, jemand ist hinter ihr und ihrem Sohn her, soviel ist sicher. Aber wer und warum?

Als alleinerziehende Mutter Familie und Beruf zu managen ist nicht immer leicht, eine Gratwanderung, die nur die wenigsten ohne Hilfe zu bewältigen vermögen. Umso wichtiger, dass einem Menschen zur Seite stehen, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann. Auch Tessa zählt solche Personen zu ihrem engeren Kreis, und doch wird plötzlich alles anders. Zuerst ist sie bei der Entdeckung einer Mädchenleiche dabei, dann muss sie auch noch feststellen, dass es jemand auf sie und ihren Sohn abgesehen hat. Wem ist sie zu nahe getreten, wen hat sie gegen sich aufgebracht? Hat es gar etwas mit dem tragischen Fund zu tun oder handelt es sich um einen Zufall?

Zahlreiche Fragen treiben nicht nur Journalistin Tessa um, sondern auch und ganz besonders den Leser. Zumal dieser ein wenig mehr Einblicke erhält, was es mit dem gefundenen Mädchen auf sich hat, bevor die Ermittler die richtigen Schlüsse ziehen können. So ergeben sich Zusammenhänge, die den meisten Protagonisten nicht sofort ersichtlich sein können, wodurch die Gedankengänge natürlich teilweise in andere Richtungen gelenkt werden. Nichtsdestotrotz bleibt die Frage nach demjenigen, der Tessa und ihrem Sohn das Leben schwer macht, und hier gibt es mehr als genug Verdächtige. Nahezu jeder, der sich in der Nähe der kleinen Familie bewegt, gerät früher oder später ins Visier als möglicher Täter. So ist es nicht verwunderlich, dass die Bedrohte selbst schon bald den Überblick darüber verliert wem sie tatsächlich noch vertrauen kann.

Die Autorin legt eine Schnitzeljagd sondergleichen zu Grunde, deren Ausgang alles andere als gewiss ist. Manche Hinweise leiten nicht nur Tessa fehl, auch der Leser findet sich manches Mal in einer Sackgasse wieder. Und doch hat man immer wieder genau eine Person im Hinterkopf, die es allerdings sehr geschickt vermag ihre Spuren in einer Form zu verwischen, so dass sie schlussendlich nicht mehr als ein bloßes Gefühl darstellen. Mit reiner Intuition ist leider noch niemand überführt worden. So bleibt nur abzuwarten was geschieht und wem wann in welcher Situation der alles entscheidende Fehler unterläuft.

Sina Beerwald legt mit „Kräherwald“ einen Stuttgart-Thriller vor, gekonnt gespickt mit Lokalkolorit und einer Spannungskurve, die den Leser bei der Stange hält und Neugierde schürt.

Bewertung vom 09.10.2016
Fred bei den Maya
Tetzner, Birge

Fred bei den Maya


ausgezeichnet

Fred ist gemeinsam mit Opa Alfred und einer Reisegruppe unterwegs durch den Regenwald, als es auf Grund einer Reifenpanne zu einem Zwangsaufenthalt kommt, der so nicht geplant war. Doch anders als die meisten Mitreisenden, die die Zeit für ein Schläfchen nutzen, macht Fred sich auf, um noch ein wenig die Gegend zu erkunden. Plötzlich trifft er auf ein junges Mädchen, das nicht in diese Welt zu gehören scheint. Bis Fred realisiert wo er sich gerade befindet, dauert es nicht lange, ein neues Abenteuer hat bereits begonnen...

Langsam aber sicher wird Fred immer geübter im Zeitreisen, auch wenn er nach wie vor nicht kontrollieren kann wann, wie und wo es geschieht. Dennoch gibt es Hinweise, auf die er achten kann, die es ihm ermöglichen den Rückweg zu finden, wenn es an der Zeit ist. Unterwegs durch Mesoamerika liegt es nahe, dass er sich nicht nur theoretisch mit dem Mayavolk beschäftigt. Wie es der Zufall will, trifft er auf ein junges Mädchen, dass keine Angst ihm gegenüber erkennen lässt. Schnell zeigt sich, dass sie nicht auf die Worte ihres Gegenübers angewiesen ist, um herauszufinden, ob Gefahr von ihm ausgeht. So braucht es seitens Fred ebenfalls wenig Erklärungen, das Abenteuer kann sofort beginnen.

Ob er will oder nicht, immer wieder gerät Fred in brenzlige Situationen, sei es, dass er selbst oder andere ihn dort hinein manövrieren. Auch dieses Mal ist ihm der Großteil der Menschen, denen er begegnet, nicht wohlgesonnen. Doch bis es soweit ist, lernt er eine ganze Menge vom Zusammenleben, Glauben und Machtansichten der Maya. Auch wenn es die Geschichte, wie sie im Hörspiel dargestellt wird, so nicht gegeben hat, kann man sich doch ein gutes Bild der damaligen Zeit machen. Eine Kurzzusammenfassung inklusive Zeittafel ist zudem im Booklet zu finden, das ebenfalls ein paar einfache Ausspracheregeln beinhaltet.

Ebenso wie Fred durch die Zeit reist, kann auch der Hörer sich für eine gewisse Zeit fallen lassen und hat ebenso das Gefühl der Vergangenheit ein Stück weit näher zu kommen. Egal, ob man sich mit dem Volk der Maya bereits beschäftigt hat oder nicht, die ein oder andere Information hätte man bei genauerem Nachdenken sicherlich parat, da sie doch irgendwie immer mal wieder präsent sind. So kann man sich nun tiefgründiger mit der Thematik befassen, vielleicht sogar Parallelen zur Gegenwart oder anderen Kulturen herstellen, die man bisher nicht wahrgenommen hat. Freds Reisen sind es immer wert gebührend beachtet und in Ruhe gehört zu werden, es gibt immer etwas zu entdecken und Neues zu lernen.

Bewertung vom 09.10.2016
Zum Glück braucht mich niemand
Weberg, Liv Marit

Zum Glück braucht mich niemand


gut

Anne-Lise ist so glücklich mit Stian, dass sie sogar Oslo verlässt, um mit ihm eine Tierhandlung in der Pampa zu übernehmen. Trotz Beziehung hat Anne-Lise ihre Schüchternheit noch nicht ganz ablegen können, weshalb sie auch immer noch nicht so recht sagen kann, wenn ihr etwas nicht passt. Ihr gesamtes Weltbild gerät ins Wanken und Anne-Lise muss zunächst ganz alleine herausfinden wer sie eigentlich ist.

Bei „Zum Glück braucht mich niemand“ handelt es sich um den zweiten Band rund um die schüchterne Anne-Lise und ihre Ängste. Schnell wird jedoch deutlich, dass es keineswegs notwendig ist den Vorgängerband zu kennen, der vorliegende ist vollkommen unabhängig lesbar.

Die Erzählweise erinnert stark an eine Art Tagebuch. Allerdings wird nicht jeder Tag und jedes Ereignis thematisiert. Nach welcher Grundlage die Hauptprotagonistin diverse Erlebnisse auswählt, erschließt sich dem Leser nicht unbedingt. Sicherlich, es geht immer wieder um Situationen, in die sie hauptsächlich auf Grund ihrer Schüchternheit gerät. Doch manches Mal erscheint Anne-Lise beziehungsweise ihre Erzählung vollkommen irrational, wie einem (Fieber)Traum entsprungen. Gedankengänge lassen sich dann kaum bis gar nicht verfolgen, ob die Situation als solche überhaupt richtig erfasst werden kann, ist ebenfalls fraglich.

Und doch geht mit der Zeit eine Wandlung vonstatten, die man natürlich erwartet hat, die aber nochmals eine wahre Herausforderung darstellt. Niemand kann sich, seine Charaktereigenschaften, Ansichten oder Angewohnheiten von heute auf morgen ändern. Es bedarf einer gewissen Zeit, Rückschläge wird es ebenso geben wie Erfolgserlebnisse. Bei all dem begleitet der Leser Anne-Lise, ist sich aber niemals wirklich sicher, wie diese Entwicklung am Ende aussehen wird, ob tatsächlich ein Umdenken stattgefunden hat. Alte Muster abzulegen und neue Wege einzuschlagen ist niemals einfach, die Ungewissheit schwebt förmlich über einem wie das Damoklesschwert.

Zugegebenermaßen ist man recht schnell genervt von Anne-Lise, Schüchternheit hin oder her. Auch wirken manche Passagen zu gewollt humoristisch, dass man nicht so recht warm wird mit Personen und Geschehen. Thematisch gesehen eine gute Idee, die in der Umsetzung nicht zu Gänze durchdacht erscheint.

Bewertung vom 03.10.2016
Für dich soll's tausend Tode regnen
Pfeffer, Anna

Für dich soll's tausend Tode regnen


sehr gut

Emi ist von allem und jedem genervt. Erst der Umzug in eine andere Stadt, dann die neue Freundin ihres Vaters, ihr Bruder, der sich immer und überall anpassen kann und dann auch noch der Typ aus ihrer Klasse, den alle Mädchen anhimmeln. Ihnen allen hat Emi bereits mindestens eine voraussichtliche Todesart verpasst, bei ganz hartnäckigen Fällen können es auch schonmal mehr werden. Als Emi mit Erik, den sie am liebsten weiträumig umlaufen würde, zusammenarbeiten muss, eskaliert die Situation...

Unter dem Pseudonym Anna Pfeffer legen die beiden Autorinnen, die bereits einige erfolgreiche Selfpubslishing-Werke herausgebracht haben, ihren ersten Jugendroman vor. Dieser besticht schon auf den ersten Blick mit seinem Äußeren. Nicht nur der schwarze Buchschnitt kann begeistern, auch die innere Aufmachung, ebenso wie das gelungene Cover, kann sich mehr als sehen lassen.

In der Klasse, die Emi nach dem Umzug besucht, scheint es, inklusive ihr selbst, alle Arten von Jugendlichen zu geben, die sämtliche Klischees bedienen. Dadurch gibt es natürlich diverse Reibungspunkte, die schamlos ausgenutzt werden, um eine explosive Stimmung zu erzeugen. Mit Sympathiebekundungen ist der Leser zu Beginn noch etwas vorsichtiger, wer weiß welche Geheimnisse noch aufgedeckt werden und wer möglicherweise nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Oder ist vielleicht doch alles ganz anders und man will einfach nur hinter jeder Äußerung versteckte Hinweise vermuten? Eins ist zumindest sicher, die Figuren entsprechen keinem Standard und sind gerade deswegen so authentisch, weil es solche Typen in jeder Stadt, jeder Klasse, jedem Betrieb gibt.

Wer jetzt allerdings eine weithin vorhersehbare Geschichte erwartet, dem sei gesagt, dass dies mitnichten der Fall ist. Vielmehr haben die Autorinnen mit viel Gefühl ein Werk erschaffen, das den Leser auch emotional abholt, ihn herzhaft Lachen lässt, aber ebenso zum Nachdenken anregt. Manches Mal würde man den Protagonisten auch gerne den Kopf gerade rücken, um ihren Blick in die richtige Richtung zu lenken. Aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen, mal mehr mal weniger schmerzhaft. Einige Entwicklungen sind mit Sicherheit im Vorfeld zu erahnen, andere wiederum erwischen den Leser eiskalt. Und wer weiß, vielleicht wird das Sammeln skurriler Todesarten nochmal zum Volkssport...

Bewertung vom 26.09.2016
Interview mit einem Mörder / Max Broll Krimi Bd.4
Aichner, Bernhard

Interview mit einem Mörder / Max Broll Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Es sollte eine ausgelassen Feier werden, Ex-Fußballstar Johann Baroni eröffnet gerade seinen neuen Würstelstand, als er von einer Kugel getroffen zu Boden sinkt. Max Broll, Totengräber und Baronis bester Freund, hat den Schützen als einziger beobachtet – doch niemand glaubt ihm. Der Täter kann unbehelligt das Land verlassen und lädt Max sogar noch ein ihn zu begleiten. Dieser sieht keine andere Möglichkeit, er muss sich an die Fersen des Mannes heften, um ihn für seine Tat büßen zu lassen...

„Interview mit einem Mörder“ ist der inzwischen vierte Fall für Max Broll. Für Leser, die bisher noch nicht mit ihm oder Autor Bernhard Aichner in Kontakt gekommen sind, mag der Stil mitunter befremdlich, zumindest aber gewöhnungsbedürftig wirken. Kurze, prägnante Sätze, die nicht um den heißen Brei lamentieren. Gestochen scharfe Beschreibungen, die kaum Platz für individuelle Interpretationen lassen. Und doch wird eine Faszination ausgeübt, wie es selten der Fall ist. Vermutlich gerade weil man es hier nicht mit einem Mainstream-Autor, und schon gar keiner 08/15-Hauptfigur, zu tun hat.

Wie im Wahn verfolgt Max den Mann, der auf seinen besten Freund Baroni geschossen hat. Doch wie kann es sein, dass niemand sonst die Tat beobachtet hat, obwohl sich doch alle versammelt hatten? Und warum ergibt die Überprüfung des angeblichen Täters keine positiven Erkenntnisse? Bildet Max sich am Ende alles nur ein, weil er psychisch mit dem Erlebnis nicht zurecht kommt? Zugegebenermaßen ist der Leser zeitweise bereit sich mit dieser Erklärung zufrieden zu geben. Dennoch ist diese Vehemenz, mit der Max seine Beobachtung verteidigt, ein Grund, ihm zumindest die Möglichkeit der Erklärung zu geben, vielleicht kann er ja doch überzeugen.

Der Leser begibt sich also auf eine skurrile Reise, deren Ausgang mehr als ungewiss ist. Man wird mit sich hadern, schwanken und fluchen. Nichtsdestotrotz gibt man niemals auf, ebenso wenig wie Max, obwohl es zig Momente gibt, an denen dies passend erscheint. Zwei Gegenspieler, die sich nichts schenken, sowie eine Geschichte, so ungewöhnlich wie real, tragen dazu bei, dass die Spannung stetig ansteigt, um schließlich in ein Finale zu münden, mit dem wohl niemand, nicht einmal die Protagonisten, gerechnet hat.

Wer es noch nicht getan hat, sollte Max Broll unbedingt kennenlernen. Er mag ein Hitzkopf und manchmal eine Nervensäge sein, aber er ist auch ein guter Freund, der für die Gerechtigkeit einsteht.

Bewertung vom 26.09.2016
Morgan & Bailey - Der verlorene Sohn
Topf, Markus;Reuber, Timo

Morgan & Bailey - Der verlorene Sohn


ausgezeichnet

Kaum dass Rose Bailey und ihr Neffe Liam die Nachricht vernommen haben, dass die Suche nach dem vor fünf Tagen verschollenen Fischkutter eingestellt wird, steht plötzlich Captain Roger Slade vor ihrer Tür. Sein Sohn war auf dem Kutter und er möchte sich nicht mit dem Schicksal abfinden, nur weil die örtliche Polizei keine Hoffnung mehr hegt. Inständig bittet er die Pastorin um Hilfe. Und so kommt es, dass Rose Bailey, Liam und Captain Slade schon bald selbst in See stechen. Indes bekommt es Pfarrer Morgan mit einem mysteriösen Raubmord zu tun. Obwohl alles auf den ersten Blick offensichtlich erscheint, ist es dies ganz und gar nicht...

Rose Baileys Neffe Liam, der bereits in der vorangegangenen Folge eingeführt wurde, beliebt noch immer bei seiner Tante Unterschlupf zu suchen und sorgt für den ein oder anderen Lacher. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm keineswegs, soviel ist sicher. Man neigt dadurch im Allgemeinen schnell dazu ihn zu unterschätzen, aber er hat durchaus auch Köpfchen, wie er immer wieder beweist. Das muss wohl in der Familie liegen.

Gleich zwei seltsame Fälle halten das Ermittlerduo von Heaven's Bridge dieses Mal in Atem. Zwei unterschiedliche Ansatzpunkte, die im weiteren Verlauf in eine ähnliche Richtung zeigen. Ist es tatsächlich möglich, dass eine Verbindung besteht? Wenn ja, dann ist sie gut verborgen, nicht der kleinste Hinweis lässt darauf schließen was wirklich geschehen ist, zwischenzeitlich glaubt man sogar schon an Übernatürliches. Natürlich versucht auch der Hörer im Stillen die Nachforschungen zu analysieren, was allerdings wahrlich kein leichtes Unterfangen darstellt.

Inzwischen wird die Ermittlungsarbeit von Morgan und Bailey auch von den Bewohnern des Küstenstädtchens immer mehr wertgeschätzt und nicht mehr gutmütig belächelt. Sie wissen einfach wie sie die gewünschten Informationen erhalten, manches Mal schaffen sie dies sogar, ohne dass der Befragte selber merkt, dass er sich gerade verrät. Die Kombinationsgabe liegt Pfarrer Morgan nach wie vor im Blut, so dass ihre Gegner sich warm anziehen müssen.

In Heaven's Bridge scheint etwas Gewaltiges unter der Oberfläche zu broden, das Duo Morgan und Bailey ist aber voll und ganz gewillt dem auf den Grund zu gehen. Schließlich kann niemand wissen, ob nicht noch weitere Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Bewertung vom 26.09.2016
Wolfsspinne
Eckert, Horst

Wolfsspinne


ausgezeichnet

Promiwirtin Melli Franck wird in ihrem eigenen Restaurant brutal ermordet. Hauptkommissar Vincent Veih, mit dem Fall beauftragt, stößt bei seinen Ermittlungen nicht nur auf Verbindungen ins Drogenmilieu, sondern auch auf eine Spur in die Vergangenheit. Doch ahnt er wirklich mit wem er sich dort einlässt? Veihs „Gegner“ ist niemand geringerer als der NSU, der jahrelang unerkannt Angst und Schrecken verbreitet hat...

Im dritten Fall für Vincent Veih setzt Autor Horst Eckert sich mit einer Thematik auseinander, die Fassungslosigkeit und Betroffenheit ausgelöst hat. In den Medien kommt und kam man am „Nationalsozialistischen Untergrund“ nicht vorbei, Eckert schickt nun seinen Kommissar ins Rennen, um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Wer weiß schon wirklich was damals geschehen ist? Erschreckenderweise, so hat man es während der Lektüre die ganze Zeit im Hinterkopf, muss man bedenken, dass Realität und Fiktion sich in „Wolfsspinne“ die Klinke in die Hand geben, die Grenzen verwischen und man im Grunde gar nicht vermag zu sagen wo das eine aufhört und das andere anfängt. Verdrängte Ereignisse, denn in Vergessenheit geraten werden sie wohl nie, werden zurück an die Oberfläche befördert und möglicherweise sogar mit neuen Erkenntnissen gespickt.

Hauptkommissar Vincent Veih ist nicht dafür bekannt sich unterzuordnen oder gar nach der Pfeife eines anderen zu tanzen. So eckt er auch dieses Mal ordentlich an und riskiert dabei sogar seinen Job, obwohl dies ganz eindeutig nicht sein eigenes Verschulden ist. Will ihn jemand loswerden, hat er schon zu tief gegraben? Unweigerlich bringt der Leser sämtliche Erzählstränge, ob aus der Vergangenheit oder der Gegenwart, in einen Zusammenhang. Ob sich tatsächlich die vermuteten Schnittpunkte ergeben wird sich erst im weiteren Verlauf herausstellen, möglich wäre es jedoch ohne Frage.

Trotz dessen, dass es sich um den dritten Band der Reihe handelt, werden auch Neueinsteiger keine Schwierigkeiten haben sich den Charakteren anzunähern. Wichtige Informationen aus den Vorgängerbänden werden kurz und knapp ins Geschehen eingeflochten, so dass nicht der Eindruck entsteht etwas verpasst zu haben. Entsprechend ist es für jeden Leser möglich der Handlung die volle Aufmerksamkeit zu widmen, und das ist entscheidend, um auch den kleinsten Hinweis nicht zu übersehen. Eine bedrückende Atmosphäre herrscht schon allein auf Grund der gewählten Thematik, hinzu kommt ein wahrhaft gelungener Spannungsaufbau, der den Leser nicht nur zum Weiterlesen animiert, sondern ihn regelrecht anspornt das Buch erst nach Beendigung der letzten Seite aus der Hand zu legen.

„Wolfsspinne“ ist ein grandioser Thriller, der die Schrecken der Vergangenheit nicht besser aussehen lässt oder erträglicher macht, aber versucht Ansatzpunkte dafür zu finden was tatsächlich geschehen ist. Aus dem Mix von Realität und Fiktion ist ein gewaltiges Werk entstanden, das mit Sicherheit den ein oder anderen Gedankengang nach sich ziehen wird.

Bewertung vom 26.09.2016
sweet & salty
Kirchherr, Jo;Martens, Andrea

sweet & salty


gut

Süß und salzig gleichzeitig? In einer Mahlzeit? Kann das wirklich schmecken? Klare Antwort: JA! Das, von den Autoren im Vorwort erwähnte, Toast Hawaii oder Brot mit Käse und Marmelade werden wohl einige kennen und diese Gerichte fallen schließlich auch in die Kategorie „Gegensätze“. Warum also sollte man diesen Aspekt nicht weiter ausbauen können...

„Sweet & Salty“ vereint dabei Frühstücksgerichte, die aber durchaus auch zu anderen Tageszeiten konsumiert werden können, beispielsweise zum Nachmittagskaffee oder auch zum Abendessen. Denn im Buch finden sich Variationen von Smoothies, über Waffeln, Pancakes und Crêpes, bis hin zu Brot, Toast und Omelett. So ist für jeden Geschmack etwas dabei, mal in die herbere Richtung, mal knallig süß mit leicht salziger Note. Natürlich laden die Rezepte nicht nur zum Schlemmen, sondern auch zum Experimentieren ein. Nach Lust und Laune kann man einzelne Zutaten ersetzen oder einfach zusätzlich beimischen, möglicherweise hat man sogar Lust etwas ganz eigenes zu kreieren, genügend Anregung sind vorhanden.

Zwar haben die meisten Rezepte recht kurze Zubereitungszeiten, es wird ja auch mit „schnellen Kleinigkeiten“ geworben, dennoch gibt es im Vorhinein manchmal Arbeiten zu erledigen, die mehr Zeit beanspruchen. Auch ist es nicht unbedingt möglich die Gerichte „mal eben zwischendurch“, zum Beispiel in der Mittagspause, herzustellen. So kommt man als Berufstätiger hauptsächlich am Wochenende in den Genuss der Geschmacksvielfalt. Ein zweiter kleiner Kritikpunkt ließ sich bei den Smoothies feststellen. Trotz genauester Abmessung der Mengen zeigte sich im Ergebnis, dass sich lediglich eine Portion, anstatt angegebener zwei, ergab.

Trotz süßer Komponente wird erfreulicherweise auf ausgewogene und weitestgehend gesunde Ernährung geachtet, schließlich liefern beispielsweise Früchte, Honig oder Agavendicksaft ebenfalls Süße, ohne dass extra Zucker beigefügt werden muss.

Im Großen und Ganzen bietet „Sweet & Salty“ viele Ideen, die sich durchaus lohnen einmal auszuprobieren, auch wenn man vorher etwas skeptisch sein sollte. Ein wenig mehr Zeit einzuplanen ist jedoch nicht das Schlechteste, da der Aufwand manches Mal höher ist als ursprünglich veranschlagt.