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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2018
Monaco Horizontale / Hans Josef Strauß Bd.3
Wolff, Moses

Monaco Horizontale / Hans Josef Strauß Bd.3


gut

Schon zum zweiten Mal verstirbt in den Armen Violettas ein Kunde. Kein gutes Gefühl für die Dame des Gewerbes und vor allem keine Werbung für das renommierte Haus im Rotlichtviertel Münchens. Sie und ihre Kolleginnen sind verunsichert, auch in einem anderen Club gibt es einen Toten und da beschließt Violetta einen Detektiv einzuschalten.

Hans Josef Strauß betreibt zusammen mit Kumpel Quirin eine Privatdetektei und dieser Auftrag ist so ganz nach ihrem Geschmack, vor allem was die Vorort-Recherchen angeht.

Monaco Horizontale ist ein kleiner und frecher Krimi mit hohem Humorfaktor. Der Autor - den Kabarettisten kann er nicht ganz verleugnen - baut viele urkomische Szenen ein und spielt mit Sprache und Dialekten. So bei Hans Josef, der zwar aus Westfalen stammt, sich aber durch und durch bayrisch fühlt und seinen Kumpel Quirin mit seiner Interpretation von Dialekt auf die Palme bringt.

Ein Restaurantbesuch beim Inder birgt ebenfalls viel Raum für Sprachwitz, genau wie die Akzente der diversen Damen. Die Recherchen in den betroffenen Clubs bringen nicht nur Quirin viel Erkenntnisgewinn zu den Feinheiten des Gewerbes, sie bringen die beiden Detektive auch auf eine heiße Spur.

Ein Krimi mit ganz viel München Feeling, unterhaltsam, ein bisserl pikant und ein bisserl spannend, manchmal auch hart an der Grenze zum Klamauk. Eher eine Hommage an die Stadt und die Menschen, die allesamt als witzige und schlagfertige Typen gezeichnet sind, was ich bei meinen Aufenthalten in der Stadt allerdings nicht unbedingt so erleben durfte.
Also nicht so ganz ernst nehmen, sondern sich unterhalten lassen.
3,5 Sterne

Bewertung vom 16.11.2018
Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
Kokoska, Tanja

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe


gut

Juli Mahlo ist eine Frau, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Sie ist still, lebt zurückgezogen, lässt nur wenige Menschen in ihr Leben, das bestimmt wird von Ängsten und Phobien. Aber sie erkennt auch die Ängste und Einsamkeit im Leben anderer Leute und da sie sich selbst zurücknimmt, ist sie eine gute Zuhörerin und setzt alles daran, die Menschen von ihren dunklen Erinnerungen zu befreien. Nur bei sich selbst versagt ihre Strategie.
„Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ ist ein modernes Märchen. Wie die gute Fee wirbelt Juli durch das Leben Anderer und sorgt für Glücksmomente. Sie ist durch ein Erbe finanziell unabhängig, muss keinem Brotberuf nachgehen und kann ihre Energie in ihre selbstgestellte Aufgabe stecken. Dass sich die Menschen oft nicht gleich helfen lassen wollen, ficht sie nicht an. Ihre Mission ist ihre Lebensaufgabe. Darüber vergisst sie allerdings fast ihr eigenes Leben, wenn da nicht doch irgendwann ein Prinz um die Ecke kommen würde.
Das alles wird sehr hübsch und gefällig erzählt. Zauberhaft, aber ein wenig wie mit Puderzucker überstäubt wirken die Aktionen. Aber so soll man die Geschichte genießen, leicht und süß wie ein Makrönchen passend zur Vorweihnachtszeit, die in diesem Roman auch eine Rolle spielt. Die Sprache ist leicht zu lesen, aber nie flach. Die Autorin kann mit Worten umgehen und das gefiel mir.
Natürlich darf ein Happy End nicht fehlen und wenn sie nicht gestorben sind……

Bewertung vom 14.11.2018
Der Mann am Grund
Procházková, Iva

Der Mann am Grund


gut

Kommissar Holina und der junge Kollege Mrštík werden zu einem Leichenfund nahe Prag gerufen. Ein Auto liegt in einem Stausee und ein Unfall scheint mehr als zweifelhaft. Der Tote war ein Polizeibeamter, der wegen seiner „eigenwilligen“ Ermittlungsmethoden verrufen war. Aber zu klareren Aussagen scheinen die Kollegen – nach dem Motto „eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ - nicht bereit.

Aber das ist nicht der Beginn des Buches, es fängt mit einem tragischen Unfall an. Ein kleiner Junge stürzt sich auf der Treppe im Elternhaus zu Tode. Der Vater, ein bekannter Architekt hat mit dieser Treppe einen Blickpunkt des Hauses geschaffen, dass sie für Kinder zur Todesfalle werden kann, hat er nie erkannt.

Ein junges Pärchen baut außer Salat noch für einen kleinen Abnehmerkreis feinstes Gras an. Doch das bleibt nicht unbemerkt, ein skrupelloser Dealer beginnt sie zu erpressen und immer mehr Lieferung zu fordern. Um den Nachdruck zu verleihen, vergewaltigt er die junge Frau.

So isoliert diese und noch ein-zwei andere Geschichten erscheinen, haben sie doch im weiteren Verlauf des Buches auch mit dem Tod des Polizisten zu tun. Holina greift zu ganz besonderen Ermittlungsmethoden, seine Geliebte ist Astrologin und mit ihrer Hilfe und Horoskopen versucht er hinter die Person des Mörders zu kommen.

Ich hatte Schwierigkeiten mit diesem Roman, auch nach den ersten 150 Seiten wollte sich keine rechte Spannung einstellen. Ich bin nie so richtig in die Geschichte gekommen und habe mich durch die 450 Seiten regelrecht gearbeitet und bis zum Schluss auf den Moment gewartet, dass mich der Krimi so richtig packt.

Mir haben die einzelnen Figuren recht gut gefallen. Die Personen sind schlüssig ausgearbeitet und ihre Charaktere erschienen mir sehr lebendig. Die Story an sich ist auch ganz gut ausgedacht, leider für meinen Geschmack zu langatmig erzählt. Die ganzen astrologischen Einsprengsel war mir zu viel.

Insgesamt hatte ich mir nach der Leserprobe mehr versprochen.

Bewertung vom 13.11.2018
Das Versprechen, dich zu finden
Youngson, Anne

Das Versprechen, dich zu finden


sehr gut

Vor über 50 Jahren widmete der Archäologe Professor Glob sein Buch über die „Tollund Mann“ genannt Moorleiche einer Gruppe Schülerinnen. Tina war eine von ihnen. Nun, ein halbes Jahrhundert später schreibt die Farmersfrau an ihn. Es ist ein etwas konfuser Brief, Tina gibt etwas von ihrer Unsicherheit preis, ihrer Angst vor dem Älterwerden und ihrem Wunsch, „Etwas“ zu sein, wie damals, als ihr ein Buch gewidmet wurde.
Den Brief beantwortet der jetzige Kurator des Museums in Silkeborg, der ihr Informationen zum Museum, den Öffnungszeiten und dem Anfahrtsweg gibt. Damit hätte das Buch eigentlich gleich zu Ende sein können, ohne überhaupt begonnen zu haben.
Aber es bleibt nicht bei diesem Brief, es folgen noch viele und die Briefeschreiber geben Brief für Brief mehr von sich preis. Ohne sich gesehen oder ein persönliches Wort gewechselt zu haben, entsteht eine tiefe Vertrautheit zwischen den beiden Seelenverwandten. Sie finden immer den richtigen Ton und plötzlich entsteht Nähe, wo beide früher nur Einsamkeit und Leere hatten, da beide mit meinen persönlichen Verlust fertig werden müssen.
Das ist anrührend zu lesen, die Autorin findet eine wunderbare Sprache für diese Briefe, mit vielen feinen Zwischentönen. Es gelingt ihr, die Figuren zu richtigen Menschen werden zu lassen, denen man gerne nahe sein möchte. Familiendramen werden angesprochen, man fühlt sich bald wie ein Teil der Korrespondenten. Wird aus dieser Brieffreundschaft Liebe? Oder wird sie irgendwann im Sande verlaufen? Das Ende bleibt offen, wie schön – so kann sich jede Leserin, jeder Leser sein persönliches Fazit ziehen.
Es ist ein leises, ermutigendes Buch zum Thema Freundschaft, Vertrauen und Liebe. Ich habe es mit leisem Bedauern beendet und werde es sicher das eine oder andere Mal noch einmal zur Hand nehmen.
4,5 Sterne

Bewertung vom 12.11.2018
111 schaurige Orte in der Steiermark, die man gesehen haben muss
Preis, Robert

111 schaurige Orte in der Steiermark, die man gesehen haben muss


sehr gut

111 schaurige Orte in der Steiermark? Gibt es denn überhaupt so viele? Ja, die gibt es und der Autor Robert Preis, der sonst im Krimigenre zuhause ist, hat sie hier gesammelt. Es sind die traditionellen Spukhäuser und alten Sagen von Hexen und dunklen Mächten, die in den ländlichen Gebieten tief im Volksglauben verwurzelt sind. Aber auch Schauplätze von längst vergangen Türkeneinfällen haben sich im kulturellen Gedächtnis eingeprägt. Aber Preis richtet sein Augenmerk auch auf jüngere Vorkommnisse, auch in der Steiermark gibt es viele, manche noch ungesühnte, Schauplätze von NS Grausamkeiten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Ich fand es interessant, was der Autor alles gesammelt und kurz vorgestellt hat. Sehr hilfreich ist eine Karte am Ende des Buches, die eine gute Übersicht bietet. Jede Geschichte wird mit einem, die Atmosphäre des Ortes aufgreifendem Bild abgerundet, deren düstere Farbgebung die Geschichte noch unterstreicht. Dazu kommen kurze Infos zu Gemeindeämtern und jeweils ein Tipp was in der näheren Umgebung noch ansehens- und erlebenswert ist. Das hat mir gut gefallen, von diesen Tipps hätten es durchaus mehr sein können.
Der Führer ist eine ideale Ergänzung zur Reiselektüre und richtet sein Augenmerk nicht nur auf schaurige, sondern manchmal auch traurige Begebenheiten, bei denen man innehalten kann.
Die „111 Orte“ Reihe des Verlags hat hier mit den schaurigen Orten eine weitere Ergänzung gefunden.

Bewertung vom 09.11.2018
Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6
Theurillat, Michael

Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6


ausgezeichnet

Nach einer mehrmonatigen Auszeit kehrt Eschenbach in seine Zürcher Dienststelle zurück. Aber es ist etwas anders geworden während seiner Abwesenheit, seine Stellvertreterin Ivy Köhler ist mehr als unterkühlt und scheint nicht gern den Platz zu räumen.
Ein alter, schwerkranker Mensch, der mehrere Tage tot in der Wohnung lag, bevor er gefunden wurde, gibt Eschenbach ein Rätsel auf. Selbst wenn die Todesursache natürlich war, die Wohnung gibt ihm Rätsel auf. Sie ist unpersönlich, es gibt nichts, was auf den Menschen hinweist, keine Fotos, ein vollkommen leerer Kalender, es sieht sogar aus, als ob die Wohnung noch neue Böden bekommen hätte. Aber Eschenbach kommt nicht weiter, als er eine genauere Untersuchung anordnet, geht das Wohnhaus in Flammen auf. Seine Neugierde ist geweckt, vor allem als er versucht den Lebensweg des Toten, Walter Habicht, zu recherchieren. Überall stößt er auf Schweigen und gesperrte Akten.
Ewald Lenz, langjähriger Freund und Kollege Eschenbachs, ist verschwunden, aber auch über ihn muss er Dinge erfahren, die er noch nicht wusste. Aber er ist auf sich allein gestellt, Köhler schneidet ihn allmählich vom Informationsfluss ab, denn Lenz steht unter einen unglaublichen Verdacht.
Mein erster Kriminalroman um Eschenbach (es gibt nichts Näheres von ihm zu erfahren), aber ich hatte überhaupt keine Einstiegsschwierigkeiten. Es ist ein eher stiller Krimi, der mich an ein Kammerspiel erinnerte. Es sind im Grunde auch nur 3-4 Hauptpersonen um die sich alles dreht und deren Lebenswege sich seit Jahrzehnten kreuzten. Die Suche führt Eschenbach in Bereich der geopolitischen Ränke, es geht um Macht und Vorherrschaft, um Ressourcen und Politik. Die ganze Thematik wird sehr kenntnisreich erzählt und auch ohne Aktionismus baut sich ein Spannungsbogen auf, der zwar nicht sehr steil ist, aber bis zur letzten Seite anhält.
Besonders die Person Ewald Lenz hat mich fasziniert, aber auch die anderen Mitwirkenden sind sehr anschaulich charakterisiert. Mir gefiel auch der Stil, besonders gut auch, dass die kleinen Schweizer Sprachbesonderheiten in manchen Benennungen nicht wegfielen. Ich mag Krimis mit einer niveauvollen Sprache. Da bin ich auf meine Kosten gekommen.
Das Cover ist raffiniert. Der leuchtendrote Hintergrund, darauf ein weißes Kreuz, dessen untere Hälfte dunkel ist, das assoziiere ich sofort mit der Schweizer Landesfahne.

Bewertung vom 06.11.2018
Straßburger Geheimnisse / Kommissar Sturni Bd.1
Böhm, Stefan

Straßburger Geheimnisse / Kommissar Sturni Bd.1


gut

Das Leben als Kriminalkommissar im schönen Straßburg ist für Antoine Sturni kein Zuckerschlecken. Die Beanspruchung hat bereits seine Ehe zum Scheitern gebracht und über Wochenenden mit Sohn Christian hängt oft die Drohung eines Einsatzes. So auch dieses Mal, Christians Geburtstagswunsch, ein Tag im Europapark Rust, ist arg gefährdet. Der Tod eines hochrangigen Beamten im Europaparlament, ausgerechnet bei der Gedenkfeier zum Tod des ehemaligen Bundeskanzlers, lässt jedes Privatleben in den Hintergrund treten. Umso mehr, als eine erste Leichenschau den Verdacht auf Mord erhärtet.
Sturni ist Elsässer mit jeder Faser seines Herzens, er genießt das Leben in der Stadt, liebt die kleinen Gassen und die Gastronomie, da lässt der Autor die Leser mit ausführlichen Beschreibungen teilhaben, das ist stellenweise charmant, aber auch manchmal zu ausführlich beschrieben.
Die Ermittlungen, die bis nach Brüssel führen, sind für Sturni nicht einfach. Gut, dass er einen befreundeten Journalisten zur Seite hat, der ihn über Intrigen und politische Ränke auf dem Laufenden hält. Das fand ich auch sehr interessant beschrieben, ist das Europäische Parlament doch für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln.
Gestört haben mich allerdings die Beliebigkeit und die fehlende Originalität. Ich hatte ständig das Gefühl, das habe ich doch schon irgendwo gelesen. Wahrscheinlich hat das der Autor auch gemacht. Da gibt es die gescheiterte Ehe durch Arbeitsüberlastung und zu wenig Kommunikation. Auch eine neue leidenschaftliche Beziehung zu einer attraktiven Kollegin darf nicht fehlen, die Sturni zwar in seiner Männlichkeit bestätigt, aber auch weitere Probleme mit sich bringt. Und natürlich, wie so oft, ein cholerischer aufgeblasener Vorgesetzter, der schon zur Karikatur überzeichnet wirkt.
Auch sprachlich konnte mich der Krimi nicht völlig überzeugen. Das Buch ist durchaus spannend, aber es bleibt im Mittelmaß des Genres stecken.

Bewertung vom 06.11.2018
Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.11 (eBook, ePUB)
Maurer, Jörg

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.11 (eBook, ePUB)


sehr gut

Weihnachten. Kommissar Jennerwein hat sein Team auf seine Berghütte geladen, dort soll in der Einsamkeit der Berge gefeiert werden, inklusive Überraschungsgast. Einzige Bedingung, es darf nicht gefachsimpelt werden.

Aber schon die Anreise gestaltet sich schwierig, Jennerwein verliert den Schlüssel im Tiefschnee, Maria und Nicole nehmen den falschen Weg und geraten auf einen Bergpfad, wo es nicht mehr weitergeht, aber alle gelangen endlich wohlbehalten zur Hütte, wo sich dann die Feier ganz anders gestaltet als geplant.

Eine Ahnung von Gefahr ist in der Atmosphäre, spürbar, aber nicht greifbar. So nimmt der Abend seinen Verlauf. Jennerwein erzählt aus seiner Schulzeit, von einem Streich in der Adventszeit der nie aufgeklärt wurde. Diese Berichte wechseln sich mit den Geschehnissen in der Hütte ab und bald wird klar, dass es einen Zusammenhang gibt. Außerdem sucht eine gejagte Frau Hilfe und verbirgt sich nahe der Berghütte. Dazwischen kurze Einschübe über Mordarten und Bombenentschärfung. So bewegt sich die Handlung auf drei – vier Ebenen, die sich allmählich verknüpfen.

Der neue Maurer ist eine Hommage an Jennerwein und sein Team, skurril und voller schräger Ideen. Alle liebgewonnen Personen bekommen einen kleinen Auftritt, auch die Graseggers dürfen natürlich nicht fehlen. Mauer gibt auch ein paar Einzelheiten aus Jennerweins bisher sehr geheimnisvollem Privatleben preis. Der Krimi – er ist wirklich einer und dazu noch spannend, auch wenn er anders beginnt, geht ein wenig die Grenzen des Genres hinaus. Hier schlägt wohl die kabarettistische Ader des Autors durch. Aber das sehr gekonnt und auch sehr witzig, besonders im zweiten Teil des Buches wird es immer turbulenter und temporeicher, streift aber manchmal die Grenze zum Klamauk.

Nach Startschwierigkeiten hat mir der neue Jennerwein gut gefallen.

Bewertung vom 05.11.2018
Das Extrawurscht-Manöver / Schwaben-Krimi Bd.3
Hafermeyer, Franz

Das Extrawurscht-Manöver / Schwaben-Krimi Bd.3


sehr gut

Seit Sven Schäfer durch eine schmutzige Intrige aus dem Polizeidienst entlassen wurde, verdient er seine Brötchen als Privatdetektiv. Sein neuester Auftrag ist gut dotiert. Er soll für eine südafrikanische Geschäftsfrau die vermisste Iris Gulden finden, die nicht nur Mitarbeiterin der Diamantenhändlerin, sondern auch Freundin war. Die letzte Spur führt nach Augsburg, dort sollte Iris Gulden diverse Kunden besuchen.

Sven findet kaum Anhaltspunkte bis er einen heißen Tipp von einem Informanten erhält. Der führt ihn zwar zu Iris, aber zu spät. Er muss den Mörder haarscharf verpasst haben, aber am Tatort zurück blieb ein Mops, der einzige Zeuge. Gut, dass Schäfer seine Kontakte zu Thea Dorn, der Ex-Kollegin aus dem Kommissariat, nützen kann. Allerdings hat Dorn im Augenblick viel um die Ohren. Im beschaulichen Augsburg scheint sich ein Bandenkrieg anzubahnen, es geht um die Vorherrschaft im Menschenhandel und illegaler Prostitution.

„Das Extrawurscht-Manöver“ mit dem Untertitel Schwabenkrimi und dem witzigen Cover verspricht einen Regionalkrimi mit hohem Humorfaktor. Das wird auch eingelöst, aber darüber hinaus ist es ein spannender Kriminalroman mit durchaus ernster Thematik. Die Spannung wird von Anfang an recht hoch gehalten und verführt zum Miträtseln. Die Dialoge haben mir gefallen, sie sind temporeich, manchmal lakonisch und immer auf den Punkt.

Einen Extrabonus bekommt der Krimi durch Alf, wie der Mops inzwischen genannt wird. Um überhaupt einen Zugang zu den Ermittlungen zu bekommen, lässt Sven Schäfer nämlich durchblicken, dass er für den Mord an Iris Gulden einen „Zeugen“ gefunden hat, dass es sich um Alf handelt, lässt er wohlweislich unerwähnt.

Hier hat alles gepasst, eine originelle Handlungsidee, viel Tempo, Witz und Spannung und einen sympathischen Ermittler. Diesen Krimi habe ich sehr gern gelesen.

Bewertung vom 02.11.2018
Die Tochter des Uhrmachers
Morton, Kate

Die Tochter des Uhrmachers


sehr gut

Elodie arbeitet als Archivarin in London und findet in einer bisher unbeachteten Kiste erstaunliche Archivalien, eine sehr alte und edel gearbeitete Aktenmappe, eine Sepiafotografie einer wunderschönen jungen Frau und ein Skizzenbuch. Ganz besonders eine Skizze darin versetzt sie in Aufregung, sie zeigt ein altes Herrenhaus, das ins kleinste Detail dem Haus aus den Gute-Nacht-Geschichten ihrer früh verstorbenen Mutter gleicht. Ihre Neugierde ist geweckt und sie beginnt die Herkunft ihres Fundes zu recherchieren, obwohl doch die Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit viel wichtiger wären.
Weitere Handlungsstränge führen in die Vergangenheit, zu Birdie, der Tochter des Uhrmachers und ihrem Schicksal und zum jungen begabten Künstler Radcliffe und zu diesem geheimnisvollen Haus, Birchwood Manor, das bei allen Handlungssträngen die beherrschende Rolle spielt. Seit 1862 kreuzen sich dort die Lebenswege der Protagonisten;erst Birdie und Radcliffe, dann das der jungen Ada, die dort ein Mädchenpensionat besucht und die Schwester des Künstlers Radcliffe zur Freundin gewinnt und Jahrzehnte später auch Juliet, die im Zweiten Weltkrieg dort mit ihren Kindern Zuflucht findet.
In Birchwood Manor hören wir auch immer wieder eine Stimme aus dem Off, von der ich sehr bald vermutete, welch unglückliche Seele sich dahinter verbirgt. Überhaupt hatte ich das Gefühl, das dieses Haus die eigentliche Hauptfigur des Romans ist und für fast alle Protagonisten zum Schicksal wird.
Kate Morton schafft in ihrem Romanen immer wieder eine gelungene Verbindung der Heldin mit Geheimnissen aus der Vergangenheit. So merkt auch Elodie sehr bald, dass der Fund unmittelbar auch ihre Familie und ihre Zukunft betrifft. Das ist sehr schön erzählt, voller Gefühl und geheimnisvoller Andeutungen. Auch bei diesem Buch gefällt mir wieder die poetische Erzählweise.Geschickt findet die Autorin für jede Figur einen eigenen Ton, so dass mir die vielen Protagonisten bald sehr vertraut wurden. Die vielen Szenen- und Zeitenwechsel machen die Geschichte sehr abwechslungsreich und meist auch spannend. Zwar hatte ich den Eindruck, dass sich der Roman etwas sehr zerfasert und ich hatte auch den berühmten kleinen„Durchhänger“ in der Mitte des umfangreichen Romans.
Ein richtiges Lesevergnügen für graue Herbsttage.