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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2015
Wenn der Postmann nicht mal klingelt
Minck, Lotte

Wenn der Postmann nicht mal klingelt


ausgezeichnet

Lorettas Freundin Isolde hat, inspiriert von Lorettas aufregendem Leben, ein Drehbuch geschrieben, dass jetzt verfilmt werden soll. Loretta bekommt die Aufgabe, der Hauptdarstellerin beratend zur Seite zu stehen. Theaterdiva Emily Eichberger nimmt die Hilfe dankend an. Als Emily von einem Unbekannten massiv bedroht wird, gehen Loretta und ihre Freunde der Sache auf den Grund…

„Wenn der Postmann nicht mal klingelt“ ist bereits die vierte Rohrpott-Krimödie mit Loretta Luchs - und wieder haben mich die sympathische Callcenter-Mitarbeiterin und ihre aufgeweckte Einsatztruppe begeistert.

Lotte Minck erzählt die Geschichte mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Autorin präsentiert eine sehr muntere Ermittlerin, die mich mit der Art, wie sie die Dinge anpackt und besonders mit ihrer großen Klappe bestens unterhalten hat. Der lässige Umgangston zwischen den Akteuren und die zum Teil in Mundart geschriebenen Dialoge lassen die Handlung echt und lebendig wirken.

Diesmal kommt es für Loretta knüppeldick: Nicht nur, dass ihre Mitbewohnerin Diana auszieht, Loretta stolpert einmal mehr über eine Leiche – diesmal in ihrer eigenen Wohnung!
Eine schwierige Situation für Loretta, dennoch geht sie beherzt und unerschrocken zu Werke, um dem Täter auf die Schliche zu kommen. Man ist durchweg sehr nah an Loretta dran, erfährt all ihre Gedanken zum laufenden Geschehen und bekommt ihre unterschiedlichen Stimmungen bestens vermittelt. Immer geht es turbulent zu, Langeweile gibt es im Leben der frisch verliebten Loretta nicht.

Die Kombination aus Humor und Spannung ist Lotte Minck in „Wenn der Postmann nicht mal klingelt“ hervorragend gelungen, so dass ich mich in diesem Krimi von der ersten bis zur letzten Seite richtig wohl gefühlt habe. Absolute Leseempfehlung für alle, die Krimis mit einer großzügigen Portion Humor mögen.

Bewertung vom 29.04.2015
Das Blut der Rebellin / Geraldines-Roman Bd.2
Qunaj, Sabrina

Das Blut der Rebellin / Geraldines-Roman Bd.2


ausgezeichnet

Wales 1151. Die 13-jährige Isabel de Carew ist auf dem Weg nach Tenby zu ihrer Verlobung mit dem Sheriff von Pembroke. Sie und ihre Begleiter geraten in ein Scharmützel zwischen Normannen und Walisern, und Isabel muss mit ansehen, wie der walisische Fürst Cadell ap Gruffydd ermordet wird – ein Mann, der sie vor ein paar Jahren bei einem Überfall gerettet hat. Plötzlich geht Isabels Pferd durch und wirft sie mitten im Wald ab. Auf der Suche nach ihren Begleitern landet Isabel später wieder auf der Lichtung, auf der der Kampf stattgefunden hat und bemerkt nicht nur, dass Cadell noch lebt, sondern trifft auch auf Ralph le Walleys, dem Pagen des Sheriffs. Gemeinsam hieven die beiden den schwer verletzten Fürsten auf ein Pony, in der Hoffnung, dass das Reittier Cadell in Sicherheit bringen wird. Isabel setzt ihren Weg nach Tenby fort, nicht ahnend, dass sie den Rebellenfürsten am Vorabend ihrer Hochzeit wieder sehen wird…

In ihrem historischen Roman „Das Blut der Rebellin“ nimmt Sabrina Qunaj den Leser mit in das mittelalterliche Wales und erzählt von den Abenteuern der jungen Isabel de Carew, der Enkelin von Nesta ferch Rhys.

Man spürt auf jeder Seite dieses Romans Sabrina Qunajs intensive Recherche und ihre Liebe zum Detail. Wales und seine wechselvolle Geschichte werden bestens in Szene gesetzt - den Leser erwartet eine geballte Ladung Historie, die von der Autorin spannend und mitreißend erzählt wird. Die ausführlichen Beschreibungen und vor allen Dingen die lebendigen Charaktere lassen die Handlung echt und glaubwürdig wirken. Ich bin begeistert, wie großartig es der Autorin gelingt, die verworrene politische Situation zwischen Sommer 1146 und Frühling 1169 in Wales für den Leser lebhaft, interessant und nachvollziehbar darzustellen.

England befindet sich aufgrund eines Thronfolgerstreits im Bürgerkrieg. Die walisischen Fürsten nutzen die Gunst der Stunde und versuchen, die walisischen Gebiete unter normannischer Herrschaft zurückzuerobern, solange die Normannen in England mit sich selbst beschäftigt sind und kaum Möglichkeit haben, in die Geschehnisse in Wales einzugreifen. Die in Wales ansässigen Normannen hingegen setzen sich brutal und grausam zur Wehr. Außerdem sind sich die walisischen Fürsten untereinander nicht grün, ihre Streitereien und Konflikte bremsen ihren Freiheitskampf mächtig aus. Nachdem der Bürgerkrieg in England 1154 beendet ist, versucht der neue König die normannische Herrschaft in Wales wieder zu festigen.

Mittendrin in diesen Kriegswirren: Isabel. Schon als kleines Mädchen ist sie ein Wildfang und zeigt rebellische Züge. Auch ein paar Jahre im Kloster können ihre Abenteuerlust und ihren Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung nicht drosseln. Sie will allein über ihr Leben bestimmen und nimmt dieses mutig in die Hand. Man spürt ihre Leidenschaft und ihre Entschlossenheit deutlich, aber auch ihre Angst und ihre Zweifel. Sie kämpft, sie ist bereit, für ihre Überzeugung zu sterben, aber ihre Taten quälen sie und es fällt ihr schwer, das Erlebte zu verarbeiten. Isabel muss dabei schon früh lernen, dass sich die Welt nicht in gut und böse aufteilen lässt, sondern dass jedes Volk seine guten und schlechten Menschen hat.
Es gelingt Sabina Qunaj hervorragend, Isabels Emotionen auf den Leser zu übertragen und man lebt, leidet und liebt mit Isabel mit.

Die anderen Figuren bilden eine bunte Mischung. Sowohl fiktive wie auch historische Personen werden facettereich dargestellt, alle Charaktere haben ihre Ecken und Kanten, selbst die Nebenfiguren wirken nicht oberflächlich.

„Das Blut der Rebellin“ ist ein historischer Roman, der mich rundum überzeugt hat. Die stets fesselnde Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten ein großartiges Lesevergnügen und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen.

Bewertung vom 28.04.2015
Schönheitsfehler / Kater Socke Bd.1
Wolpert, Heike

Schönheitsfehler / Kater Socke Bd.1


ausgezeichnet

Kater Socke ist im Tierheim aufgewachsen und findet ein neues Zuhause bei Uwe Kerbholz. Doch dieser war eigentlich nur an der netten Mitarbeiterin des Tierheims interessiert und setzt Socke nach kurzer Zeit samt Katzenbox im Park aus. Während der schwarze Kater mit den weißen Pfoten sich zu befreien versucht, wird er Zeuge eines Mordes: Jemand erschießt den Schönheitschirurgen Dr. Finkenburg - und Socke hat den Geruch des Täters in der Nase…

Heike Wolpert schickt in ihren Krimi „Schönheitsfehler“ gleich zwei Ermittlerteams in Rennen.
Da ist zum einen das Team rund um den sehr sympathischen Hautkommissar Peter Flott. Die polizeilichen Ermittler haben schnell mehrere Verdächtige im Visier, die alle einen triftigen Grund gehabt hätten, dem Schönheitschirurgen den Garaus zu machen.

Zum anderen sind da die tierischen Spürnasen, die mit munterer Katzen-Detektivarbeit versuchen, ihren Teil zur Lösung des Falls beizutragen.

Es ist Heike Wolpert ausgezeichnet gelungen, die Gedanken und Gespräche der Katzen in Worte zu fassen. Eigenarten und Verhalten von Socke und Co. werden sehr gut in Szene gesetzt und es macht großen Spaß, die Spurensuche der Katzenbande zu verfolgen.

Neben dem neugierigen und abenteuerlustigen Socke ist da noch die recht träge Clooney, die Abenteuer auch ganz toll findet, sich aber mehr noch für Leckerbissen aller Art interessiert. Perserin Suleika referiert gerne ausschweifend und schwarzseherisch über alle möglichen Themen, Mikey ist der gute Kumpel von nebenan. Und Clooneys Sohn Gismo hat als leidenschaftliche Sofakatze ein paar Tipps aus Fernsehkrimis parat.

Es hat mir besonders gut gefallen, dass Heike Wolpert ihre pelzigen Akteure nicht vermenschlicht – die Katzen agieren als Katzen, sie bleiben bei der Spurensuche im Rahmen ihrer Möglichkeiten und lassen sich ab und an auch durch ein Stückchen Schinken oder eine leckere Maus von ihren Ermittlungen ablenken.

Die Verknüpfung von Spannung und Humor ist Heike Wolpert sehr gut gelungen, so dass ich mich in diesem Krimi von der ersten bis zur letzten Seite richtig wohl gefühlt habe. Obwohl man schon vor der Auflösung ahnt, wer hier seine kriminellen Finger im Spiel hat, bleibt die Handlung bis zum Ende lebhaft und hat mich bestens unterhalten.

Bewertung vom 21.04.2015
Und ich bringe dir den Tod
Böhm, Jörg

Und ich bringe dir den Tod


ausgezeichnet

Landau. Die Landesgartenschau 2015 steht kurz bevor. Ein Projekt, das dem Oberbürgermeister Roland Wierig neben der Luxussanierung der alten Kasernengebäude und dem Geothermiekraftwerk äußerst wichtig ist. Doch die Vorhaben des Bürgermeisters stoßen in einigen Teilen der Bevölkerung auf große Ablehnung.
Als während der Bauarbeiten auf dem Gartenschaugelände zwei Skelette – ein Mann und eine Frau, vor vielen Jahren erschlagen – gefunden werden, ist es verständlich, das Wierig möglichst wenig Aufsehen möchte. Ungeachtet dessen machen sich die Hauptkommissare Emma Hansen und Matthias Roth an die Ermittlungen. Der Fall bekommt eine ganz neue Dringlichkeit, als Roland Wierig erhängt am Förderturm des Geothermiekraftwerks gefunden wird…

„Und ich bringe dir den Tod“ ist bereits der dritte Fall für die Hauptkommissarin Emma Hansen, der Krimi lässt sich aber bestens ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen.

Jörg Böhm hat mich auch mit diesem Krimi von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend hoch, zum Ende hin spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu. Ich konnte von Anfang an prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln.

Jörg Böhm wartet mit detailreichen Beschreibungen auf, die Darstellung der Ereignisse und des ganzen Drumherums ist gewohnt intensiv.
Der Autor setzt die Stadt Landau sehr gekonnt in Szene. Äußerst geschickt hat er die fiktive Krimihandlung mit realen Ereignissen, die die Landauer Bevölkerung bewegen und bewegten, verflochten.
So findet die Landesgartenschau tatsächlich in diesem Jahr in Landau statt und es gab im Vorfeld auf dem ehemaligen Kasernengelände wirklich Probleme mit zahlreichen Bombenfunden. Und auch das Geothermiekraftwerk hat in der Stadt schon für reichlich Unmut gesorgt.

Der Kriminalfall um den toten Bürgermeister erweist sich als knifflig, da der machthungrige, hinterlistige Wierig gleich auf mehreren Gebieten ziemlich angeeckt ist und auch in seinem persönlichen Bereich nicht alles rund lief. Außerdem sind die Akteure aus Wierigs Umfeld schwer zu durchschauen, jeder scheint so seine Geheimnisse zu haben. Besonders verzwickt wird es für die Ermittler, als Emmas Chef sie von dem Fall abzieht, weil sie mit einem wichtigen Zeugen gut bekannt ist.

Auch das Privatleben der Kommissare spielt eine große Rolle. Während Matthias entscheiden muss, ob seine seit zwei Jahren im Koma liegende Frau Isabell ein in Deutschland noch nicht zugelassenes Medikament bekommt, hat Emma mit ihrem kleinen Pflegesohn Luiz alle Hände voll zu tun und muss den Spagat zwischen Beruf und Familie meistern.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Und ich bringe dir den Tod“ ist ein spannender, sehr unterhaltsamer Krimi mit zwei äußerst sympathischen Ermittlern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2015
Die Königin der Orchard Street (Restexemplar)
Gilman, Susan J.

Die Königin der Orchard Street (Restexemplar)


ausgezeichnet

New York 1913. Malka kommt als kleines Mädchen mit ihren Eltern und Geschwistern nach New York. Die Familie ist arm, das Leben in der Lower East Side ist hart. Doch Malka ist pfiffig, sie lernt schnell, wie sie andere umgarnen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Ein schwerer Unfall, von der Mutter alleingelassen – selbst diese und weitere Schicksalsschläge werfen das 6-jährige Mädchen nicht aus der Bahn, sie beißt sich durch und kämpft sich beharrlich bis an die Spitze eines Eiscreme-Imperiums…

Susan Jane Gilman hat mich mit „Die Königin der Orchard Street“ von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Die dicht gedrängten Straßen der Lower East Side, die Armut, der Hunger, jeder Tag ein Überlebenskampf und mittendrin ein kleines Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt – es ist einfach klasse, wie die Autorin Zeit und Ort lebendig werden lässt.
Auch die jeweilige Atmosphäre der weiteren Ereignisse vermittelt die Autorin in einer ganz wunderbaren Art und Weise - mit ihren ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen hat die Autorin ein wunderbares Bild des zwanzigsten Jahrhunderts gezeichnet. Man merkt dieser Geschichte eine sehr intensive Recherche an, der gesamte Verlauf der Handlung ist hervorragend in die historischen Ereignisse eingebettet. Außerdem erhält man interessante Einblicke in die Welt der Eiscreme.

Mit Malka/Lillian hat Susan Jane Gilman eine wahnsinnig interessante Figur geschaffen. Ideenreich, voller Energie - eine ehrgeizige, schonungslos ehrliche Frau, die durch die besonderen Umstände geprägt wurde. Sie ist anderen gegenüber nicht zimperlich und immer auf der Hut, weil sie von niemandem hinters Licht geführt werden will.

Mir hat dieser Debütroman von Susan Jane Gilman sehr gut gefallen. Alles wirkt sehr echt, man kann sich durchweg ein sehr gutes Bild von den Ereignissen machen und die Höhen und Tiefen im Leben der Grand Dame Lillian Dunkle bestens miterleben.

Bewertung vom 16.04.2015
Der blauen Sehnsucht Tod / Frank Liebknecht ermittelt Bd.2
Pons, Brigitte

Der blauen Sehnsucht Tod / Frank Liebknecht ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Vielbrunn im Odenwald, Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Junge beobachtet den Absturz eines Flugzeugs und eilt dem verletzten Piloten zu Hilfe. Dieser erzählt von Gemälden, die er ins Ausland gebracht hat, darunter ein Bild mit blauen Pferden.

Zeitsprung in das heutige Vielbrunn. Frank Liebknecht lernt auf der Tausendjahr-Feier Linda Ehlers kennen. Sie erzählt ihm, dass sie auf der Suche nach einem Gemälde ist, das ihre Großmutter so sehr geliebt hat – ein Bild mit blauen Pferden.
Kurz darauf wird Linda tot aufgefunden und Franks Leben gerät außer Takt, denn plötzlich steht er als potentieller Mörder da…

Brigitte Pons hat mir mit „Der blauen Sehnsucht Tod“ alles geboten, was zu einem fesselnden Krimi dazugehört: Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt, die logisch aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat.

Frank Liebknecht ist ein sympathischer, etwas anderer Ermittler. Frank ist gerne Dorfpolizist. Der junge Mann will sich nicht mit Psychopathen und Mordfällen rumschlagen. Er ist kein knallharter Ermittler, sondern ein Freund und Helfer, der in Vielbrunn für Ordnung sorgt. Er wirkt etwas weltfremd, will immer andere retten, ist kein Teamspieler, sondern ein Einzelkämpfer, der an das Gute glaubt.

Brigitte Pons wirbelt den Alltag ihres Protagonisten gehörig durcheinander und konfrontiert ihn mit einem verzwickten Mordfall - schlimmer noch, sie macht ihn zu einem Verdächtigen. Während die Kripo Erbach die Ermittlungen aufnimmt, stellt Frank eigene Nachforschungen an. Er macht sich auf, das Rätsel um das verschwundene Gemälde zu lösen und gerät dabei in einen Strudel immer dramatischer werdender Ereignisse.
Besonders spannend waren für mich die Abschnitte, in denen Frank den alten Heinrich Ritter besucht und diesen immer wieder von dem Flugzeugabsturz 1945 erzählen lässt - Heinrichs Geschichte wandelt sich Stück für Stück und offenbart schließlich lang gehütete Geheimnisse. Doch der Mord an Linda ist damit noch lange nicht geklärt…

„Der blauen Sehnsucht Tod“ hat mich durchweg begeistert. Die stets fesselnde Handlung ist mit einigen Überraschungen gespickt. Zahlreiche Puzzleteile haben mich lange über Täter und Motiv grübeln lassen - erst ganz zum Schluss ergibt ein stimmiges Bild und damit eine nachvollziehbare Auflösung des Mordfalls.

Bewertung vom 16.04.2015
Hawelka & Schierhuber laufen heiß
Pfeifer, Günther

Hawelka & Schierhuber laufen heiß


ausgezeichnet

Vestenötting/Waldviertel. Der Birnstingl ist tot. Ermordet! Jemand hat ihn in seine Kreissäge geschubst. Da die zuständige Polizei Unterstützung braucht, werden Hawelka und Schierhuber - spätberufene Ermittler der Wiener Mordkommission - abkommandiert, diesen grausamen Mord aufzuklären…

Mit „Hawelka und Schierhuber laufen heiß“ ist Günther Pfeifer ein äußerst unterhaltsamer Roman gelungen. Der Krimi ist prall gefüllt mit Wortwitz und Situationskomik. Der Clou sind ganz eindeutig die wunderbaren und zum Teil recht skurrilen Figuren. Sie haben eine Menge Charme und Witz im Gepäck und präsentieren sich mit allen Eigenarten und Besonderheiten, die das niederösterreichische Landleben zu bieten hat.

Hawelka und Schierhuber sind ein eingespieltes Team, sie ergänzen sich hervorragend und können sich bestens in die Einheimischen von Vestenötting hineinversetzen.

Günther Pfeifer lässt hauptsächlich Hawelka von den Ereignissen berichten, da der recht wortkarge und einsilbige Schierhuber diese Aufgabe nicht bewältigen könnte. Hawelka geht dafür umso rasanter vor – Fakten, Ideen, Selbstgespräche, Dialoge, Telefonate, Hirngespinste, Mutmaßungen - Hawelkas detailreiche Überlegungen springen in alle möglichen Richtungen und man muss manchmal aufpassen, dass man seinen Gedankengängen folgen kann.

Schnell steht für die Ermittler fest, dass die vorgebliche Beschaulichkeit Vestenöttings trügerisch ist. Mit einfallsreichen und ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden versuchen Hawelka und Schierhuber den Fall zu lösen. Und nach zahlreichen Gelagen mit dem Stammtisch, nicht enden wollenden Monologen des Dorfsäufers, ausgiebigen Schießübungen, dem gemeinsamen Musizieren im Wirtshaus und natürlich auch Ermittlungen in Form von Befragungen, Tatortbegehungen und anderen Nachforschungen kommen die beiden dem Täter schließlich auf die Spur.

Ein Glossar am Ende des Buches bietet nicht nur Erklärungen und Anmerkungen, sondern sorgt mit humorvollen Ergänzungen für so manchen Extra-Schmunzler.

„Hawelka und Schierhuber laufen heiß“ ist ein spaßiger Krimi, der durchweg für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Viel Lokalkolorit und eigenwillige Akteure bieten ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 09.04.2015
Schattenboxer
Eckert, Horst

Schattenboxer


ausgezeichnet

Düsseldorf, 1991. Attentat auf Rolf-Werner Winneken, den Präsidenten der Treuhandanstalt, erzählt aus der Sicht des Schützen.
Zeitsprung in das Jahr 2014. Vincent Veih und seine Kollegin Anna Winkler sind auf dem Weg zur Beisetzung von Pia Ziegler. Die Nichte des Kollegen Stefan Ziegler hat sich zwei Jahre nach einem Überfall, bei dem sie selbst schwer verletzt und ihr damaliger Freund ermordet wurde, das Leben genommen.
Nur einen Tag später eilt Vincent wieder zum Friedhof – die grausam zugerichtete Leiche eines jungen Mädchens wurde auf Pias Grab abgelegt…

„Schattenboxer“ ist der zweite Fall für den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih, der Thriller lässt sich aber bestens ohne Kenntnis des vorherigen Bandes lesen.

Horst Eckert hat mich mit diesem Thriller von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt und der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und ausgefeilt.

Man wird hineingezogen in einen Strudel aus vergangenen und gegenwärtigen Geschehnissen - der aktuelle Mord weist Verbindungen zu einem älteren Fall auf, die Aktivitäten von RAF sowie die Verwicklungen und Verstrickungen vom BND spielen eine große Rolle.
Während man Vincent durch seinen nicht ganz einfachen Alltag begleitet, werden die zurückliegenden Ereignisse Stück für Stück ans Tageslicht befördert und nach und nach kommen immer mehr überraschende Tatsachen und Verbindungen zum Vorschein.

Neben den Ermittlungen machen Querelen mit Kollegen und Vorgesetzten Vincent das Leben schwer. In seinem Privatleben läuft es nicht rund, er und Freundin Saskia entfernen sich immer mehr voneinander. Und auch die Beziehung zwischen Vincent und seiner Mutter ist weiterhin geprägt von Meinungsverschiedenheiten über ihre RAF-Vergangenheit.
Aber Vincent Che Veih ist ein Kämpfer, er lässt sich nicht unterbuttern, scheut keinen Gegenwind und bleibt seiner Linie treu – ein starker Charakter, den man gerne bei seinen nicht immer einfachen Ermittlungen und manchmal auch gefährlichen Aktionen begleitet.

„Schattenboxer“ hat mich durchweg begeistert. Die stets fesselnde Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten spannende Unterhaltung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen.

Bewertung vom 09.04.2015
Steirerland
Rossbacher, Claudia

Steirerland


ausgezeichnet

Straden/Vulkanland. Sandra Mohr hat ihre 3-monatige Auszeit noch nicht ganz beendet, da wartet schon der nächste Mordfall auf sie. In einem Waldstück in Hof bei Straden wurde eine Leiche ohne Hände gefunden. Bereits der zweite Mord innerhalb kurzer Zeit in dieser Gegend, auch bei dem ersten Opfer wurden Gliedmaßen abgetrennt. Warum verstümmelt der Täter seine Opfer? Was steckt dahinter? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel…

„Steirerland“ ist bereits der fünfte Fall für Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und ihren Chef Sascha Bergmann, der Krimi lässt sich aber bestens ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen.

Die Ermittlungen laufen zügig an, doch obwohl es schnell ein paar interessante Ansatzpunkte gibt und rasch ein Verdächtiger in den Fokus der Soko rückt, will sich kein Erfolg einstellen - schlimmer noch, ein weiterer Mord geschieht.

Ein besonderes Highlight in diesem Krimi waren für mich die Teambesprechungen. Es ist äußerst spannend, wie hier analysiert und diskutiert wird. Jede Kleinigkeit kommt zur Sprache, Annahmen werden erörtert, Möglichkeiten ausgelotet, weiteres Vorgehen beschlossen. Man hat das Gefühl, man sitzt mit der Mannschaft der „SOKO Vulkanland“ im Besprechungsraum und kann mitgrübeln und mitermitteln.

Die Charaktere sind gewohnt ausdrucksstark. Sandra, frisch gestärkt durch ihre Auszeit, lässt sich während der Ermittlungen nicht die Butter vom Brot nehmen. Und auch privat scheint es für sie aufwärts zu gehen. Sascha ist so uncharmant wie eh und je – man kann sich wieder herrlich über ihn aufregen :-)

Nicht nur der Kriminalfall selbst ist fesselnd, der Krimi wartet auch mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Die Besonderheiten der Landschaft, die Eigenarten und Gewohnheiten der Einheimischen und auch die Spezialitäten der Region werden von Claudia Rossbacher hervorragend in Szene gesetzt.

Ich habe diesen Ausflug in das malerische Steirische Vulkanland sehr genossen. Der Kriminalfall ist spannend und hat mich durchweg gut unterhalten. Die Auflösung des Falls und besonders die Hintergründe und das Motiv haben mich am Ende überrascht.